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Dresdner Journal : 03.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186104038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-04
- Tag1861-04-03
- Monat1861-04
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1861
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M 7«. Äd»n«rmr»t*»r«tsrr ^»krllck: r» "rblr. 10 ktgr. io »»«L—» s Iw ckosl—L» »LjiikrI.: 1 „ 10 ., ,, „ stritt koil ooä Üouatliek io vr»»L»o: 1b Ngr. s 8r«mp«I»u- Liorsio» Humoioro: 1 Itgr. 1 »oblag Kia»». »»seratrnpreise: ^iir ck»o Itoum «io«r g«»p»It«aea 2«ll«: 1 Nge. Ilotor „Liagsiaoät" äi« L»U«: 2 Ngr. » «krschelne»: T'tgltob, mit Xo»o»illoe ä«r 8ono - aaä I'«lertag«, ,^d»oä» kür ä«o tolgoaäea ?»x. Mittwoch, den 3. April. Dres-nerIomMl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1861. »userattiuiinlalMt a»»«Lrt«: Laiprtg: k». v»L«vir»rro», 6omlai»»toaLr äo, vr«»äner Journal»; «boa<l»»«lbit: » Uv-a»»; ^ltoo»: liLtiiniror» L Vool.«»; Lsriio: O»oriv»'»ck« Nocbk., iiorioir«»'» Lareau; Lr«w»o: L. 8viil.orr»; rraablart ». N.: »cbs Lucbbanäliiog; Lvio" Xvor-r Lävaai»; kari,: v. r.üvrxi'n.» (28, ro« <ie» boa» «okoo»); krag: l ». t)»>il.icu'» öuobbaaüluag. chtrausgeder: Itöaigl. Lrpeäitioo so» I)r««rlovr ^onraal», Orszüeo, Llorieostr»»»« Ur. 7. Ämtlicher Theil. Dresden, 23. MLrz. St. Königliche Majestät haben dem Ktrchschullehrer Friedrich Gotthelf Meiser zu Bühlau, au» Anlaß seine» fünfzigjährigen AmtSjubiläum-, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu ver leihen geruht. Dresden, 26. März. S«. Königliche Majestät haben allerguädigst geruht, demFeurrpolizei-Commissar und Frie- den»richter Rittmeister a. D. v. Schröter auf Zschorna auf Anlaß seine» im laufenden Monate stattgefundenen 25jährigen Dienstjubiläum» in ersterer Function da» Rit terkreuz vom Albrechtorden zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Ne»<rtt»t. Laaesgeschichtr. Dresden: Vom königl. Hofe. — Wien: Errichtung selbstständiger Landr-behörden. Wiederherstellung der Banaltafel. Zeitungen mit Be schlag belegt. Beurlaubungen. Gerüchte von einer Minifterkrisi». — Pesth: Genehmigung der Beschlüsse der Justizconferrnz angekündigt. — Galizien: Mi- nistrrialerlaß bezüglich der ruthenischen Sprache. — Berlin: Vom Hofe. LandtagSangelegenheiten. Neue Kaflenscheine. Beiträge zum Steindenkmal. — Kassel: Einleitung zu den Landtag-Wahlen. — Dessau: StaatSschuldencommisfion. — Altenburg: Einberufung der Landschaft. Ergebniß der freien Gerichtstage. — Frankfurt: Verhandlungen wegen de» Gewerbegesetze». — Au- Holstein: Kriege rische Vorbereitungen. Vermischte Nachrichten. — Pari»: Gctreidezoll. Neue» Panzerschiff. Algterische Bank. Flahault. — Bern: Königreich Italien. — Turin: Kammer vertagt. Französische Journalisten au» Venedig au-gewiesen. Der Gesandte in London anerkannt. Garibaldianerdemonstration. — Madrid: Der französische Gesandte für die barmherzigen Schwe stern in Mexico. Unruhen daselbst. Mißernte in Euba. Afrikanische Einwanderer. Kabylenrrbrllion. Unruhen in Portugal. — London: Feiern der Bauarbeiter. Telegraphische Nachrichten. Triest, Sonntag, 31. März, Abend«. Das Gerücht einer Landung von Varibaldianern bei Spitza (vergl. Nr. 75) ist erfnndev; zwischen All- tivari und Castell Lastua kreuzen beständig öster reichische und türkische Schiffe. Aus Aiumr wird gemeldet, daß die dortige Municipalcovgregation den Antrag abaelehnt habe, >i«e Deputation zur Installation des Bann« nach Agram abzusenden. Pesth» Montag, 1. April. Dem Lernehmen nach ist die kaiserliche Genehmigung des Judex- curialbeschluffes erneuert in Krage gestellt. (Vergl. Wien und Pesth unter „Tagesgeschichte".) Die un garische Lavdtagseröffnung wird wahrscheinlich nächsten Sonnabend erfolgen. - Pesth, Dienstag, 2. April. In PKvatconferea- zrn der anwesenden Deputirten wurde beschlossen, den Landtag in Ofen nicht zu eröffnen. Eine Arndrrung dieses Beschlusses soll nur in einer Gesammtconferenz zulässig sein. Der 3,4» e»ri»e, Graf Apponui, ist hier. Die auf morgen anbe- raumte Eröffnnng der Sitzungen der Curie ist infolge der Mmisterkrifis in Krage gestellt. Agram, Montag, 1. April. Die „Agramer Zeitnag" enthält Berichte vom Kriegsschauplatz« in der Herzegowina. Am 22. und 23. v. M. ha ben Gefechte bei Blatovac unfern Bilec stattge funden. Mahmud Pascha wies die Angriffe der Insurgenten Zurück, wobei Dervisch Pascha ihn unterstützte. Zn Rikfitsch war die türkische Garni son noch immer eingeschloffrn. Die in der Herze gowina stehenden türkischen Truppen, IS,VW Mann Feuilleton. «riefe aus Italien.*) VI. Neapel, L.MLr» 18«l. Nach kühler Regennacht fuhren wir bei heiterm Him mel und warmer Sommcrluft neben JSchia vorüber in den Golf von Neapel ein, und da» prächtige, hell strah lende Panorama der lebenslustigen Stadt mit dcm Vesuv und seinen brettauSgestreckten Armen,, dem Cap Misen und der üppigen Sorrentiner Halbinsel bi- Puata-di- Campanella und der Felseninset Capri lag vor unfern Blicken. Wer früher Neapel besuchte, wird ermessen können, wie wohlthuend eS dem Reisenden zumuthet, wenn jetzt der Paß mehr nur de» Namen- al- der Con trol« der Bisa wegen vorgezeigt wird und dir Visitation de» Gepäck» nur eine rasch abgemachte Formalität ge worden ist. Binnen einer Stunde waren wir in einem Privathause auf Eta. Lucia einquartiert, vor unfern Fenstern jensrit» de» Golf» der Vesuv, an dessen mitt lerer Höhe sich ein Feuerschlund geöffnet hat, der noch immer geschäftig ist und in der Nacht glühend herüber scheint. Neapel, diese Capital« des unbekümmerten, leichten und moralisch unbeschränkten Lebensgenusses, hat sich seit fünfzehn Jahren in Nichts geändert. DaS tosende, be täubende und berauschende Gewühl von Menschen, Wagen und Pferden im wirren Durcheinander lebendigen, hastig jagenden und schreienden Verkehr» ist dasselbe, und Nie mand könnte bemerken, daß hier irgend eine staatliche Umwälzung von vedrutung vorgegangrn ist. Nur in Eiazelnheitea thut sich da» allmählich kund. Ueber dem Portale de» königliche« Schlöffe» steht da» piemontestsche *) «,l. «r so, dl, SO and 62 ». »I. stark, leiden durch schlechte Verpflegung. Die Ba- schibozuks lassen eine Meuterei befürchten. Mu- schir Ismael Pascha ist nach Bilitsche abgegangrn. In Agram hat am 1. April Abends ein Auf lauf stattgefundrn. Im Polizeigrbäude wurden di« Kenstrr eingeworfen, auch wurden dort und an andern Aerarialhäusern die katserl. Adler herab gerissen. Verwundungen find vorgekommen. Hamburg, Montag, 1. April. Aus Kopen hagen wird gemeldet: Während die „Brrltngsche Zeitung" noch immer den Ständen die Schuld zu schieben möchte, bezeichnen die übrigen hiesigen Blätter die Jtzrhorr Vorgänge als eine Prostitu tion der Regierung. „Flyveposten" bestreitet ent schieden, daß Minister Raaslöff die Schuld trage; eS sei notorisch, daß Hall auch den Cabineten von Rußland und Krankreich die Vorlage des Budgets gemeldet habe; die übrigen Minister wußten dies und hatten den OprrationSplan gebilligt. Turin» 30. März. (Tel. der „A. Z.") Der Kammer wurde der Gesetzentwurf vorgrlegt: Ga ribaldi zum ersten Bürger Italiens zu erklären und ihm als Nationalgrschenk für seine großen Verdienste ein Staatsgut als freies Eigenthum zu überweisen, das 150,000 Lire jährliche Rente abwirft. Lialdini's Armee verstärkt die Po-Linien. Der frühere Minister Graf Mamiani ist zum Ge schäftsträger in Griechenland ernannt. Turin, Montag, 1. April. Die officielle „Gazzetta" meldet die Entdeckung einer Verschwö rung in der Romagna und in Modena, woran be urlaubte Freiwillige der Südarmee brtheiligt seien. Die Verschwörer bezweckten die Einleitung eine» Kampfes mit den Oesterreichern. Die Regierung hat Maßregeln ergriffen. Kopenhagen, Dienstag, 2. April. Dem Ver nehmen nach verlangen die Gesandten von England und Rußland aufrichtige Erfüllung der dänischen Versprechungen in der holsteinischen Budgrtsache und machen eventualiter Dänemark für den Bruch mit Deutschland verantwortlich. Bon der polnischen Grenze, Montag, 1. April. Gestern hat in Kali sch ein Crawall statt gefunden. Dreitausend Menschen brachten dem Kreishauptmanu eine Katzenmusik und schlugen ihm dabei die Kenster ein. Der Kreishavptmann selbst wurde beschimpft und flüchtete sich in daS Cadetteahaus. Der stellvertretende Adjutant wurde ebenfalls beschimpft. Später wurden auch dem Tribunalpräfibenten und dem Schulinspector Ka tzenmusiken gebracht. Das Militär mußte die Ruhe Herstellen. Warschau, Sonntag, 31. März, Abends. Der StaatSrath Karnicki ist von St. Petersburg zurückgrkehrt. — Heute ist ein Rescript veröffent licht worden, da» die angekündigten Concesfionen erläutert (vgl. unter „Tagcsgeschichte"). Der Kürst-Gtatthalter ist zum Präsidenten des Staatsraths ernannt worden. Derselbe hat einen Aufruf erlassen, in welchem er zur Ruhe und Ordnung ermahnt. Warschau, Dienstag, 2. Avril. Der Fürst- Statthalter hat einen zweiten Aufruf erlassen. Es heißt in demselben: Ein wichtiger Moment zwingt mich, Euch nochmals Worte der Vernunft zuzuru- fen. Die verheißenen Institutionen, welche die theuersten Interessen Eures Lande», Eurer Reli gion und Nationalität verbürgen, werden zur auf richtigen Ausführung kommen. Hütet Euch vor Unruhen, die die Regierung nicht gut heißen könnte und die alles Andere unterdrücken würden. St. Petersburg, Dienstag, 2. April. In einem unter« 2V. vor. Monats durch den Mini Kreuz, in den Straßen und Cafes werden in Menge politische Zeitungen und Cartcaturblätter feilgeboten; überall erblickt man piemontestsche Offiziere, Soldaten und Garibaldianrr; die Bürgergarde versteht den Nacht dienst der Stadt und Polizeiofficianten erscheinen fast nirgends. Die Sicherheit der Stadt und der nächsten Umgegend ist vollständig; für die nach dem Innern zu kann man freilich nicht einstehen. Uebrigen» befindet sich jetzt sehr wenig piemontestsche» Militär hier, kaum mehr als ein Regiment; aber Offi ziere und Unteroffiziere au» den Corps in der Um gegend kommen nach Neapel, um sich zu amüstren, und füllen CaftS und Restaurationen, auch Mannschaften einer ungarischen Legion, die in Nola gebildet wird, und rothhemdige Garibaldianrr. Leider hat in Bezug auf jene Etablissements Neapel noch keinen Fortschritt ge macht und steht darin hinter den Provinzialstädten Ober italien» zurück, was denn große Verwunderung der neu verbrüderten Gäste von dort zur Folge hat. Die Lokali täten der Cafi-s und Restaurationen dieser volkreichsten Stadt Italien» sind erbärmlich klein, unanständig und schmuzig, und die Bedienung darin abscheulich schlecht. Wer ick Neapel nicht in einem der wenigen bessern Hotel» wohnt und gut und anständig essen will, muß in die Umgegend hinauSfahren, wo er bessere und reinlichere Bedienung findet. Die Leben-Praktiken in Neapel sind in vielen Dingen au» Mangel an Speculation und Ueberfluß an Trägheit durchaus uncultivirt und widrig ursprünglich geblieben, während doch in einigen Hand werken und Branchen künstlerischer Industrie außer ordentliche Geschicklichkeit und geschmackvolle Arbeit an- qetroffen wird. Die beiden einzigen bessern Caft» Neapel» fassen kaum hundert Gäste und sind zu manchen Tageszeiten fast von ebensoviel draußen Wartenden be lagert; und in diesen engen, überfüllten Räumen wird ster deS Auswärtigen, Fürsten Gortschakoff, an die russischen Gesandtschaften im Auslande gerich teten Rundschreiben ist zu lesen: „Rußland und Europa haben den Beweis dafür gesehen, daß der Kaiser, weit entfernt, Reformen auszuweichrn, die Initiative dazu ergreift und sie mit Ausdauer ver folgt. Der Kaiser will, daß, was er zugesteht, eine Wahrheit werde, indem er Polen den Weg ttg^lmäßigeN—Fortschritt» öffnet.^ Dresden, 2 April. Die „Preußische Zeitung" erörtert in ihren neuesten Nummern in sehr ausführlicher Weise da» Ver- hältniß Ungarns zum österreichischen Gesammt- staate, und gelangt dabei zu einem, den jetzigen Be strebungen Ungarns nicht günstigen Resultate. „Man wird darüber streiten können," sagt die „Pr. Ztg., „ob daS Gebiet der „„gemeinschaftlichen Angelegenheiten"" zu eng oder zu wett bemessen ist, d. h. ob die Kompetenz deS ReichSrath» zu erweitern oder einzuschränkrn ist; man wird auch darüber streiten können, ob nach den Be stimmungen der Februar-Verfassung die einzelnen Lan- deStheile im Reich-rathe in einem Verhältniß vertreten sind, welche» ihrer relativen Bedeutung entspricht; aber in dem Princip wird man übereinstimmen müssen, daß zur konstitutionellen Erledigung der gemeinsamen Ange legenheiten eine Centralrepräsentation erforderlich ist, in welche alle LandeStheile ihre Vertreter abzusenden haben. Dieses Augeständniß ist unvermeidlich, sobald man über haupt anerkannt hat, daß gemeinsame Angelegenheiten de» GesammtstaateS vorhanden sind und daß auch diese Angelegenheiten auf constitutionelleWeise behandelt werden müssen. Wie stellt sich nun Ungarn zu dieser Nothwea- digkeit? Die Existenz gemeinschaftlicher Reichsangelegen heiten hat da» Land stet» anerkannt, und eS ist auch unmöglich, sie in Abrede zu stellen; gleichwohl wider strebt Ungarn entschieden der Thrilnahme an dem RrichS- rath, welcher da» Organ zur konstitutionellen Erledigung jener gemeinsamen Angelegenheiten bilden soll." Die „Pr. Ztg." sucht dann nachzuweisen, wie schließlich in dieser Beziehung nur die Annahme übrig bleibe, daß die Ungarn ausschließlich sich selbst einen constitutionelle« Einfluß auf dir gemeinsamen ReichSangelegenheiten re- serviren wollen, und fährt dann fort: „Da» Land treibt mit solchen Tendenzen denselben Klippen entgegen, an denen seine Freiheit im Jahre 1848 scheiterte; damals reizte dasselbe Streben nach ausschließlicher Geltung, durch welche» da» Magtzarenthum sich blindlings in gefährlich« Bahnen fortreißen ließ, alle diejenigen Völker zum offenen Widerstand an, die unmittelbar mit Ungarn zu thun hatten; heute, wo r» sich auf dem Gebiete der gemein samen Reichsinteressen geltend zu machen sucht, auf welchem auch den andern LandeStbeilen der ihnen gebüh rende Einfluß verfassungsmäßig zugestchert ist —, heute würde e» die ganze übrige Monarchie in die Schranken fordern. Ein solches Auftreten liegt nicht im Interesse der ungarischen Freiheit. E» entspricht auch nicht seinen materiellen Interessen. Denn durch seine geographische Lage und alle physischen Verhältnisse ist Ungarn auf einen innigern Verband mit dem Gesammtstaate hingewiesen, als ihn eine blose Personal-Union zu gewähren vermag; und der feindliche Antagonismus der andern Lande»- theile, den die Exklusivität de» MagyarenthumS wachrufen müßt«, würde auch ohne Anwendung von Gewaltmaß regeln noch über zahlreiche Mittel verfügen, dem mate riellen Wohlstände Ungarn» die Nachthcile der von ihm so hartnäckig erstrebten Sonderstellung fühlbar zu macken." Dasselbe Blatt enthält einen länger» Artikel über die neuesten Vorgänge in der holsteinischen Stände versammlung, wo bekanntlich der in der Geschichte parlamentarischer Verhandlungen gewiß seltene Fall vor gekommen ist, daß der Vertreter der Staatsregierung, der Minister für Holstein, nicht im Stande war, die ein fache Frage zu beantworten, ob nach seiner Ansicht den Ständen ein Budget vorgelegt worden sei oder nicht. Die Umstände, unter welchen der Minister zu dieser Er klärung genöthigt wurde, sind unsern Lesern au- den warm gefrühstückt, Wein und Kaffee getrunken, Ei» ge gessen, und in allen Ecken de» Locals sind die Speise- und Getränkevorräthe im wirrsten Gemisch aufgespeichert, und wahrlich nicht in reinlicher Art. Die Masse der Garibaldianrr hat allerdings seit dem 15. Februar die Stadt verlassen, viele derselben indessen steht man noch in ihren Phantasie-Uniformen umher streifen — voll Sclbstbewußtsein, mißvergnügt und un befriedigt. E» liegt im Gange der geschehenen That- sachen, daß die Garibaldianrr sagen: ,;Ohne un» wäre da» Alles nicht grsckehen!" — die pirmontesischen Trup pen hingegen: „Ohne un» wäre das Alles nicht fertig geworden!" — und so sind starke Meinungsverschieden heiten zwischen Beiden natürlich. Ein großer Theil der jungen Garibaldianer fühlt sich nicht belohnt genug und kehrt schwer zum ruhigen Leben zurück; daS ergiebt denn für die Regierung noch manche Schwierigkeit, die nur rücksichtsvoll zu überwinden ist. Diese Reste der Gari baldianrr halten denn auch die Stimmung möglichst wach, und die Garibaldi-Hymne erklingt überall; neulich hörten wir sie im Theater dreimal mit sämmtlichen Couplet» abspirlen. Als wir ankamen, wurde eine Be schwerde Garibaldt'scher Offiziere al» fliegendes Matt ausgegrben. Wenige Tage darauf wurde ein gewesener, aber des MuratiSmuS verdächtiger Garibaldianrr in der Stacht verhaftet- Man hatte eine Muratistische Demon stration in einem gewissen Stadttheile erwartet, die Nationalgarde wurde zusammcngrrufen und mußte ihre Patrouillen, die sie nacht- abhält, verdoppeln und auch auf den Tag auSdrhnen. Es geschah indessen Nicht»; nur ein Maurranschlag einiger unterzeichneter Gari baldianer erschien, der gegen jene nächtliche Verhaftung protestiere. Mit dem Falle von Gaöta, wohin man jetzt Luft fahrten zur Besichtigung macht, sind die localen Schwierig- Berichten au» Itzehoe bekannt. „Wenn nicht rin beson derer Zwischenfall eingetreten wäre", sagt die „Preußische Zeitung", „so würden die Mitglieder der Versammlung am 26. März Itzehoe verlassen haben, ohne auch nur zu ahnen, daß späterhin irgend Jemand werde behaupten wollen, e» sei ein Budget ihnen vorgrlegt und von ihnen nicht beachtet worden. Dieser Zwischenfall war eine Ver handlung im englischen Oberhause. Am 18. März brachte Lord Ellenborough die deutsch-dänische Angelegenheit zur Sprache und auf seine Interpellation antwortete Lord Wodehouse, nach einer am 18. MLrz au» Kopenhagen eingrtroffenen Nachricht habe der König von Dänemark in der Budgetfrage nachgegeben und habe darin einge willigt, daß da» ganze Budget dem entscheidenden (cl«-li- derative) Votum der holsteinischen Stände unterbreitet werden solle. Mit Erstaunen lasen die Mitglieder der holsteinischen Etändeversammlung in den Zeitungen, wa» Lord Wodehouse erklärt hatte. Zu gleicher Zeit ersahen sie au» einigen Acußerungen der gouvernementalen Presse von Kopenhagen, daß die angebliche Budgetvorlage ent halten sein solle in dem 8- 13 de» Gesetzentwurf» über das Provisorium. In diesem Z. 13 aber, ist nicht» von einem Budget über die laufende. Finanzperiode zu ent decken; vielmehr enthält dasselbe nur einige allgemeine Bestimmungen über die Art und Weise, wie eS in Zu kunft, d. h. nach dem 1. April 1862, mit dem Beitrag Holstein» zu den gemeinschaftlichen Au-gaben der Mo narchie gehalten werden soll. Zum Ueberfluß ist in den Motiven zu diesem Paragraphen ausdrücklich gesagt, daß e» für die laufende Finanzperiode, d. h. bi- zum 31. März 1862, bei dem octrvyirten Budget sein Bewenden haben und daß also die Stände hierüber nicht gefragt werden sollen. Unter solchen Umständen hielt e» der VerfaflungSauSschuß der holsteinischen Stände für seine Pflicht, den angegebenen Thatbestand zu constatiren, und den Vertreter der Regierung, den Minister Raa-löff, zu fragen, ob nach seiner Ansicht den Ständen ein Budget vorgelegt sei oder nicht. Dir» geschah am 25. MLrz. Der Minister wußte auf diese Frage keine bestimmte . Antwort zu geben; er wußte nicht zu sagen, ob er den Ständen ein Budget vorgrlegt zu haben glaube oder nicht; er erklärte, darüber erst in Kopenhagen anfragea zu müssen. Am folgenden Tage, nachdem er inzwischen eine Instruction au» Kopenhagen erhalten hatte, konnte er ebensowenig eine klare Auskunft geben; seine Ant wort lautete dahin: bei der Wichtigkeit der Sache müsse die StaatSregieruug die Frage erst sorgfältiger überlegen; er bat deshalb, di« Sitzungen bi» zum 4. April zu ver tagen. Auf den weitern Verlauf diese» Schauspiel» stad wir gespannt. Vorläufig können wir au» den angege benen Umständen den Thatbestand constatiren, daß, wäh rend die dänische Regierung den Großmächten di« offi cielle Versicherung gegeben zu haben scheint, den holstei nischen Ständen sei da» Budget vorgelegt worden, gleich zeitig der königl. Commissar in der Etändeversammlung selbst auf die Frage, ob die» wirklich geschehen sei, keine bestimmte Antwort geben konnte. Eben so klar ist, daß bei der Eröffnung der Etändeversammlung die Regie rung selbst der Ansicht war, sie lege den Ständen ein Budget nicht vor; erst später kann sie die Entdeckung gemacht haben, daß unter den Vorlagen dennoch ein Budget enthalten sei, obgleich nachträglich den Ständen keine einzige Vorlage gemacht worden ist." Der „Moraing Advertiser" rügt den Wider spruch zwischen der von Lord Wodehouse im Parlament gegebenen Erklärung und dem Verfahren der däni schen Regierung. „Unsre Leser", sagt da» genannte Blatt, „werden sich erinnern, wie Lord Wodehouse kürz lich erklärte, daß die dänische Regierung der englischen da» Versprechen gab, den holsteinischen Ständen in Itze hoe das Budget für diese» Jahr vorzulegen. Lord Wo dehouse verweilte bei diesem Beweis von dänischem Li beralismus, und die Schildhalter Dänemark» in der eng lischen Presse fragten triumphirend, worüber Holstein sich nun noch zu beschweren habe? Nun, in diesem Falle, wie in allen früher» Fällen hat die Folge gezeigt, wa» dänische Versprechungen Werth sind. Der Kopenhagener keilen de» neuen Regiment» unzweifelhaft um die Hälfte geringer geworden. Nur eine Schwierigkeit für die innere Verwaltung ist noch für lange nicht hinwegzu räumen: der Mangel an ehrlichen und unterrichteten Männern zu Beamtenpoften jeglicher Art. Von der liefen Demoralisation, die hier durch alle Klassen der Bevölkerung geht, kann man sich in Deutschland keinen Begriff machen, und doch ist der Charakter de» Volke» nicht bös, sondern sogar mehr gutmüthig, aber leicht sinnig, träge, ohne Pflichtgefühl und mit einem Ge wissen von höchster Elasticität, und wirkliche Sachkennt- niß, Bildung und Ordnungsinn fehlen gar zu sehr. Die Praxi», auf schlaue und leichte Weise, aber natürlich unrechtmäßig zu gewinnen, ist die allgemein verbreitete; der Kunstausdruck dafür ist „tzualeke eos» dunere" (Et wa» auf pfiffige Art erschnappen), und man sagt da» und rühmt sich dessen mit naivem, frohem Lächeln, ohne allen Rückhalt al» einer wohlerlaubten Sünde, für die kein Ablaß vonnöthen ist. Neapel hat nicht zu fürchten, zur Provinzialstadt herabgedrückt zu werden; durch die Masse und Natur seiner Bevölkerung, durch seine Lage und durch sein« Bedeutung al» großer CentralisationSpunkt Unteritalien» wäre das unmöglich. Aber neben dem überall ange hefteten Straßenplacate: „Viva Vittori Lmanuele il re ck'Ilali» uns e inäiviüidile!" mit dem die dominirrnde öffentliche Meinung übereinstimmt, können Sie doch den nationalen Willen für fest bestehend halten, daß man mit dem einigen Italien nicht in Piemont aufgehen und daher vom Sitze einer Centralregirrung in Turin Nicht wissen mag. Man will vielmehr, daß Piemont in Italien aufgeht, und alle Haupt- und größer» Städte der bi» jetzt neu annerirten Länder wollen nur Rom al» Capi tal« Italien» und ihre bisherige Geltung in dieser Hin sicht keiner andern Stadt gegenüber aufgeben. 8.
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