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Dresdner Journal : 11.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-11
- Monat1861-05
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1861
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^108 Sonnabend, den 11. Mai. 2lponoe«H»pr«isrr ZkbrUeb: 5 1'blr. 10 bixr. io Iw 1 „ 10 „ ,. „ k-N I1oo»tUet» io vrwck«»: 15 Hxr. 5 Kt«wp«Ien- Lior«Io« kioww«ro: 1 ltxr. 1 »ebl»^ kioro. »nseratenprrise: ä»o 8»ow »i»«r b«Ei»»It.o«o 2«ll«: 1 Vot«r „Liox»»»oLt" äi« 2«U«r 2 Uxr. Erscheine«: 7'NgIieb, wit ^o»o»iiw« <l«r 8oov- ooä k'eiorlox», -id«oä» Mr L«o ko!x«oä«o 1°»^. DreMerImmal. « Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18KI Inseraten«innahmr auswärts: V». LnLiivseae^i«, Oowmi«»ioolle cke» I)r«»6oer ^ouroal»; «benäaeelbet: H. Uvmii!»; ttnsLiesroi» »i Vooi-ii»; Lsrtio: 6»opiv»'»cks Uuoliti., üaeLoae«»'» Lureaaj Lr»m«o: L. 8c»l.orr»; Jeaolleort ». H.: ckLeoei'ick« UuctikLiickIuo>s; KVIoi Xoor^ ötio»»«»; k*rie: v. QüvLkieLi.» (28, ru« <iee dooi «ok»o»); t'o. Lo»l.lci«'» IZuedbaockluvx. Herausgeber: Xöoixt. Lrpeäitioo äe» vessäoee Zonen»!«, vreeäen, Icknrienstr»»»« dir. 7. Amtlicher Theil. Sr. Majestät der König haben dem StabSauditeur Earl Adolph Zander die von demselben erbetene Ent lassung au« der Armee mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der für verabschiedete Audi teure vorgeschriebenen Armeeuniform zu bewilligen, hier- nächst auch demselben in Anerkennung seiner langjäh rigen und ausgezeichneten Dienstleistung da« Ritterkreuz Allerhöchsteres Verdienstordens huldreichst zu verleihen, und weiter den Auditeur I. Clafle Maximilian Bruno Grimmer von der l. Infanterie-Brigade Kronprinz zum StabSauditeur mit MajorSrang, den characteristrten Au diteur I. Claff« Christian Friedrich Wilhelm August von Leonhardt vom Garde-Reiter-Regimente zum etat mäßigen Auditeur I. Classe bei der I. Infanterie-Bri gade Kronprinz, den Auditeur III. Classe Wilibald OScar von Gottschalck von der Festung Königstein zum Au diteur II. Classe beim I>I. Reiter-Regimente zu ernennen, endlich die Versetzung des Auditeur- II. Classe Adolph Lo thar von Göphardt vom III. Reiter-Regimente zum Garde-Reiter-Regiment zu genehmigen allergnädigst geruhet. Nichtamtlicher Theil. lleberficht. Telegraphische Nachrichten. Tagetgeschichte. Dresden: Dom Landtage. Berich tigung. — Wien: Nachrichten von der Kaiserin. Neuer Obercommandant sür Tirol. Vom ReichSrathe. Der Finanzmtnister unwohl. — Pesth: Selbstmord des Grafen Teleki. Skizze einer beabsichtigten Rede Deak'S. —Arad: Beschluß in der Eteuerfrage. — Fiume: Von der Comitatsrongregation. — Ber lin: LandtagSangelegenheiten. Die KrönungSfestlich- ketten. Polizcioberst Patzke zurückgebracht. — München: Grafv. Trani.—K oburg: Eine „Victoria-Stiftung".— Frankfurt: Der Ausschußbericht über dar Handels gesetzbuch. Die Commission für gleiche« Maß und Gewicht. — Pari-: Trauergottesdienst für die in Warschau Gefallenen. Tagesbericht. — Turin: Be stätigung Garibaldi'scher Generale. Frische Truppen nach Neapel. ErnteauS sichten. — London: Parla- mentSverhandlungrn. — Warschau und AuS dem Königreiche Polen: Leichenbegängniß deS Bischof- LubienSki. Zur kaiserl. Geburtstagsfeier. Mobilma chung. Die Zahl der Gebliebenen. Verweigerung der Frohndienste. — New-Vork: KrirgSvorbrreitungen. Landtagsverhandlungen. Ernennungen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Chemnitz. Meerane. Zittau. Tharand.) Statistik und LolkSwirthschast. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 1V. Mai. Sämmtliche zu ReichSrathtadgeordnrteu gewählte Benetianer haben abarlrhnt, weil sie in der geringen Zahl der wäh lenden Gemeinden den LavdeSwillev nicht aver kennen. London, Donnerstag, S. Mai. Aus New- Aork wird vom 26. v. M. gemeldet, daß vier Re gimenter der BundeStruppen in Washington ein getroffen seien und daß man glaube, dieselben wür den zur Lerthridigung der Stadt genügen. Die Straße von Annapoliö nach Washington werde durch BundeStruppen offen gehalten. Die Sepa ratisten hätten daS Fort Smith in ArkansaS ge nommen und der Staat Tennessee verweigere die Sendung von Truppen. Feuilleton. A. Hoftheater. Donnerstag, 9. Mai. Als Agathe trat gestern im „Freischütz" Fräul. Marie Schmidt vom Mainzer Stadttheater auf. Wenn e- schon an und für sich Schwierigkeiten bietet, über eine erstmalige künst lerische Production maßgebend zu urtheilen, so können dieselben noch durch besondere Umstände wesentlich er höht werden. In diesem Falle befindet sich die Kritik Fräulein Schmidt gegenüber. Ihre Leistungen wurden, namentlich zu Anfang, durch so außerordentliche, in un gewöhnlicher Befangenheit beruhende Aufregung beein trächtigt, daß e« nicht allein gewagt, sondern auch wenig wohlwollend erscheinen müßte, über dieselben schon gegenwär tig eine unbedingte Meinung zu fällen. Soviel sich indeßmit annähernder Gewißheit wahrnehmen ließ, besitzt Fräu lein Schmidt nicht gewöhnliche Gesang-mittel, die, vor- theilhast unterstützt durch eine angenehm belebte äußere Erscheinung, bei entsprechender Ausbildung für die Zu kunft zu guten Erwartungen berechtigen können, beson der» wenn man erwägt, daß die junge Dame kaum erst ihre theatralische Laufbahn begonnen hat. Freilich wird sehr viel auf die sorgfältige Pflege de» GesangSstudium« ankommen, welche- sich, «ach den bi- jetzt abgelegten Proben zu schließen, noch al- wenig vorgeschritten er weist. Talent, auch zur Darstellung, ist unverkennbar vorhanden. Eine speciellere Begutachtung von Fräulein Schmidt'- Leistung-fähigkeit bleibe für ihr weitere- Auf treten Vorbehalten. — Ic — Q Der zoologische Garten in Dresden. Bi- jetzt mußte sich der Freund de- Naturlrberr«, der Thier freund, in unsrer Stadt mit einer Katze oder einem Hunde, mit einer Hecke Canarienvögel hinter dem Ofen, einem Glase mit Goldfischchrn oder, wenn er so glücklich Tagesgeschichte. Dresden, 10. Mai. Die Zweite Kammer hat heute in fortgesetzter Berathung de» Budget- für da» Departement de» CultuS die Unterpositionen 66 d—6, die Gelehrten- und Realschulen, die Echullrhrersemtnare und die Volksschulen betreffend, bewilligt. Hierbei wurde ein Antrag deS Abg. CichoriuS auf Vorlegung der Realschul ordnung an die Stände mit 34 gegen 31 Stimmen ab gelehnt, wogegen ein Antrag des Abg. Dörstling gegen 2 Stimmen Annahme fand, dahin gehend: die Regierung wolle in Erwägung ziehen, ob die Ausdehnung deS Unter richts und der mit diesem zusammenhängenden Beschäf tigungen außer den Lehrstunden in den Schulen de» Lande- und solchen höher» Lehranstalten, in welchen be stimmte Lehrpläne gesetzlich gelten, der Art geregelt sind, daß die körperliche Entwickelung der Jugend mit der geistigen in solcher Weise Hand in Hand geht, wie noth- wendige Erhaltung der physischen Kräfte nach rationeller ärztlicher Anschauung bedinge. Dresden, 10. Mai. In Nr. 106 der „Constitu tionellen Zeitung" vom 8 Mai ist unter der Rubrik „TageSgeschichte" ein, einen gewissen vr. Siegfried Weiß in Berlin betreffender Artikel enthalten, worin einige Mittheilungen diese- vr. Weiß über angebliche unver schuldete Polizeiverfolgungen, die er in den Jahren 1852 und 1853 in Preußen, Oesterreich und Sachsen erlitten habe, au- Nr. 5 der „internationalen Zeitschrift für Staats- und Rechtskunde" reserirt werden. Am Schluffe dieses Artikels ist gesagt: „vr. Weiß schließt seine Ä- zählung mit der Anmerkung: „„Wenn ich wirklich staatsgefährlich gewesen wäre, warum hatten die Herren Minister v. Manteuffel und v. Beust mir Stellen in ihren Ministerien angrboten? Natürlich hatte ich sie auSgeschlagen, — weil ich nicht ihren Plänen dienen wollte."" Ohne nun auf eine Berichtigung der vom vr. Weiß gemachten Mitteilungen, welche hier nicht nöthig erscheint, weiter einzugehcn, wollen wir un» darauf beschränken, folgenden Brief des vr. Weiß, welchen wir ermächtigt sind, zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, hier abzudrucken, damit da- Publicum im Stande sei, über da» zuletztge dachte Anführen de» vr. Weiß richtig zu urtheilen. Er lautet wörtlich: Hochwohlgeborner Herr Freiherr. Gnädiger Herr Minister. Die mir von Euer Excellenz gütigst gewährte Assistenz in Betreff meine« Asyl« im Kdnigreicke Täcksen, um rückständig« Geschäfte ordnen zu können, verpflichtet mich Euer Ercellenz meinen tief durchdrungenen wärmsten Dank autzusprechen, wo gegen Euer Excellenz die Ueberzeugung haben dürften, daß sol che« in Seiner Weise von mir verkannt und gemißbraucht wer den wird. Sollten Euer Excellenz meine Dienste für den sächsischen Staat im hochldbiichen Minister!» de« Aeußern verwenden kön nen, oder glauben, daß ich mich irgend anderswo für denselben nützlich zeigen kann, so werde ich, wegen meiner wahrhaften Zu neigung für da« Königreich Sachsen, mit Vergnügen Euer Er cellenz derartige Befehle empfangen. Ich bitte Euer Excellenz, dir Versicherung meiner aufrich tigsten Hochachtung anzunehmrn, mit der ich dir Ehre habe zu sein. Euer Excellenz ganz gehorsamster Diener, Dresden am 2Z. Novbr. 1852. Siegfried Weiss. Friedricht-Allär Nr. 12 wohnhaft. An Seine Excellenz, den Herrn, Herrn Freiherr» von Beust Königlichen Sächsischen Staat-Minister, Ritter mehrer höchster und hoher Orden, in Dresden. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die sächsische Regierung sich nicht veranlaßt gesehen h«t, von den hier gemachten freiwilligen Anerbietungen de- vr. Weiß irgend einen Gebrauch zu machen. Wien, 9. Mai. (W. Ztg.) Laut telegraphischer De pesche sind Ihre Majestät die Kaiserin, Allerhöchstderen Befinden vortrefflich ist, gestern (8. Mai) in Gibral tar eingetroffen, berühren heute morgen Palma und ge- war, ein eigne- Hau» zu besitzen, mit einem Hühnerhofe begnügen; eine Art Emancipation von den strengen Regeln einer bürgerlichen Wohnungseinrichtung gehörte schon dazu, wenn sich ein jugendlicher Naturschwärmer ein Eichhörnchen zulegte und al- Schlangenbeschwörer Eidechsen und Salamander sammelte, oder wenn ein Privatnaturforscher auf dem Markte einen begabten Laub frosch kaufte, in ein ursprünglich zur Aufbewahrung von Himbeergelee bestimmte» großes Gla» setzte und au» sei nen Kletterübungen auf die Veränderungen de» Wetter scharfsinnige Schlüffe zog. Selten auch konnte der Dresdner seine Schaulust und seinen Wissenstrieb in einer Menagerie befriedigen; zudem ist ein au- seiner Sphäre gerissene- und in einen Käfig eingezwängte» Thier ein peinlicher Anblick, die Freude am Thiere geht im Mitleid zu Grunde. Nicht mehr so fortan. Seit dem 9. Mai hat Dresden einen zoologischen Gar ten, und ein gut Stück Naturgeschichte wird somit für die Zukunft lebendig in da- Treiben deS Dresdner» hincinragen. Vom schönsten Frühling-Wetter begünstigt, da» lange zögernd nur auf den 9. Mai gewartet zu haben schien, fand an diesem Tage die Eröffnung deS zoologi schen Garten- statt. Die Menschenmenge, welche schau lustig vom Morgen bi- zum Abend dem Garten zu strömte, konnte an ähnliche, den Thieren gewidmete Festtage früherer Jahrhunderte erinnern, an die Thier hatzen, welche Dresden noch im 17. Jahrhundert sah, wo, wie die Chronik erzählt, auf dem Altmarktc oder im Jägerhofe, unter dem Jubelruse der Menge und lustigem Hifthornklange, alle Arten wilde Thiere, Bären und Tiger, Wölfe und Schweine, Hirsche und Füchse, zur Wuth gereizt, sich gegenseitig zerfleischten. Der schwarzstchtigste Pessimist muß r» zugeben, wir sind im Laufe der Jahrhunderte zahmer, milder, edler, mensch licher in Sitte und Denkung-art geworden. Nicht um denken am 12. Mai in Malta zu sein. — Der Gene ralmajor Johann Graf Castiglione ist zum Ober- eommandanten der Landrsvertheidigung für Tirol und Vorarlberg und zugleich zumTruppencommandanten ernannt worden. — Gestern um 12 Uhr begann die dritte (nicht öffentliche) Sitzung de» Herrenhauses, welche» sich gegen 1 Uhr, nachdem die Schriftführer und Stenographen, die bi- dahin im Saale fungirt, denselben verlassen hatten, al- Comite constituirte behufs der Adreß- berathung, die um A3 Uhr.noch fortwährte. Die nächste öffentliche Sitzung findet am Sonnabend statt. — Im Laufe de» gestrigen TageS haben 11 Deputirte auS Galizien ihre Ankunft im Abgeordnetenhause angemel- drt, darunter Graf Potocki und vr. Smolka. — Wie die „Wiener Zeitung" mitthrilt, ist der Fi- nanzmtsier durch Unwohlsein verhindert, da» Amt zu besuchen, und daher auch den Sitzungen der beiden Häuser de» ReichSrathS beizuwohnen. Pesth, 8. Mai. (Tel. d. Pr.) Graf Ladi-lauS Te leki hat sich in vergangener Nacht erschossen. Als Ursache de» Selbstmordes nehmen Viele an, Teleki habe eine Niederlage in der Adreßdebatte befürchtet. Auch da» Gerücht von einem politischen Meuchelmorde wird ver breitet; ist jedoch gänzlich grundlos. — (W. Z.) Nach weitern Telegrammen auS Pesth hat Präsident Ghizy am 8. d. MtS. im Unterhause von seinem Sitz auS die Nachricht vom Tode de» Grafen La- diSlauS Teleki bestätigt. Man fand diesen halb an gekleidet auf dem Boden seines Schlafzimmer», auf dem Tische den geöffneten Pistolenkasten. Der Zustand de» Bette» zeigte, daß der Graf sich am Morgen entleibt hatte. — Ein Telegramm der „Bohemia" giebt einen Abriß der Rede, mit welcher Deak den Erlaß einer Adresse an Se. Majestät in der — vertagten — Sitzung vom 8. d. Mts. zu beantragen gedachte. Hiernach ent hält die beabsichtigte Rede die Begründung der Vertrags und gesetzmäßigen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit Ungarn». Sie versucht, die Unmöglichkeit eine» andern Bande» al» der Personalunion zu beweisen. Ungarn sei bereit, die zerrütteten Interessen der übrigen Provinzen zu fördern, doch nicht in untergeordneter Stellung; es sei btteit, sich von Fall zu Fall mit den andern Provin zen inS Einvernehmen zu setzen, nicht aber in einen permanenten Vertretung-körper einzutreten. Die Wünsche deS Lander seien: Einberufung der übrigen Länder der ungarischen Krone, Reactivirung der Gesetze von 1848, verantwortliche» Ministerium, unbedingte Rückkehr der politisch Verbannten. Die Königtkrönung werde von der vorgängigen Erfüllung dieser Wünsche bedingt. Die» werde dem Monarchen in Form einer Adresse unterbreitet. Arad, 8. Mai. (W. Z.) In der heute ftattgehabten Generalversammlung wurde die Eteuerfrage verhan delt und beschlossen, der Gewalt zu Weichen und eine Re präsentation an die Statthalterri zu richten. Fiume, 8. Mai. (W. Ztg.) In der Montagsitzung der ComitatScongregatton wurde eine Vorstellung an da» Hofdicasterium beschlossen, e» solle der Banu» den ihm nicht gebührenden Titel eine» Gouverneur« von Fiume ablegen. Da der Vicegespan Voncina gegen Be schluß de» Comitat» al« Abgeordneter der Gemeinde Novi dem Landtage in Agram beiwohnte, so betrachtet man ihn al» auf sein Amt verzichtend. n Berlin, 9. Mai. Im Abgeord'netenhause wurden gestern die kürzlich mitgetheilten Resolutionen zu Gunsten der Gewerbefreiheit mit 162 gegen 110 Stim men angenommen. Die Minister stimmten mit der Ma jorität. Nächste Sitzung Sonnabend, welche wie der letzte Theil der gestrigen von PetitiönSberathungen aus gefüllt werden wird. — Der Schluß der Landtags session möchte sich bis in die Mitte deS Juni verzö gern, da im Plenum de» Abgeordnetenhauses noch die Budgets der Ministerien des Innern, deS CultuS und der Justiz, der Landwirthschaft und vor Allem de» Heeres und der Marine, in beiden Häusern ferner noch daS deutsche Handelsgesetzbuch und da» Einführungigesetz zu demselben zu berathen ist; letzteres begegnet sehr vielen sonst hat der Natursinn, den wir mit Recht als ein Erb- theil deS deutschen Geiste» bewachten, neuerdings zugleich mit dem religiösen Drange in besonderer Stärke sich geltend gemacht. Nicht mehr mit der an die Gladiatoren spiele der alten Römer erinnernden blutigen Härte unsrer Vorältern wollen wir das Thier nur in der Leidenschaft sehen, in Schrecken und Todesangst, Zorn und Haß bi» zur äußersten Wuth, nein, wir wollen un» an seinem fröhlichen Leben und Treiben, im Reiz deS Ungebeugten und Frischen erfreuen; wir wollen unfern Grenznachbar, wie Hippel daS Thier nennt, in seinem, dem menschlichen analogen Seelenleben belauschen. Die Aufgabe unsrer zoologischen Gärten ist ferner: die Thiere so zu halten, daß sie den Verlust ihrer Freiheit vergessen, und die Thiere zu zähmen, d. h. an den Menschen, an unser Klima zu gewöhnen, sie zur Fortpflanzung zu bringen, zu akklimatisircn. Don Sr. Majestät dem Könige ist zur Gründung de» zoologischen Gartens ein Stück des großen Gartens allcr- gnädigst bewilligt worden. Wie Bücher haben auch Gärten ihre Schicksale. Die Eröffnung deS zoologischen Garten» al» Theil de» großen Garten» ist ein neuer Abschnitt in der Geschichte dc» letzter». Wenn der große Garten erzählen könnte, wa» er seit seiner Gründung im Jahre 1679 sah und hörte, wenn er sie schildern könnte, die goldnen Traumbilder, die er ,n seinem Schatten glücklichen Herzen entsprießen sah, ebenso wie die in seine Stille und Einsamkeit geflüchtete Verzweiflung, deren schmerzliche Seufzer er im Laufe der Jahre mit angehört hat; r» würde doch noch interessanter sein, al» „Was sich der Wald erzählt" de» Herrn Gustav zu Putlitz. , Die alten Bäume könnten von glänzenden Hoffestrn und prächtigen Schauspielen erzählen, die sie in ihrer Jugend belauscht haben; sie könnten von der Verwüstung berichten, die im siebenjährigen Kriege über Schwierigkeiten, nach deren Ueberwindung die Annahme de» Handelsgesetzbuches selbst und zwar en dloo unzwei felhaft ist. — Die Verzögerung der Diät hat brrrit» eine Aenderung in denjenigen Plänen veranlaßt, welche für die sicherlich stattfindenden Krönung»frierlich- keiten entworfen waren, die hier zu veranstaltenden Feste werden daher erst in der zweiten Hälfte de» künftigen Monats abgehalten werden; auch die hiesigen städtischen Behörden wollen zu Ehren der Majestäten und de» ge jammten königlichen Hofe» ein große- Fest veranstalten. — Die Angelegenheit deS Polizeiob«,rsten Patzke hat hier alle Interessen in den Hintergrund gestellt und, wie sich nicht verkennen läßt, eine allgemeine Aufregung in der Stadt hervorgerufen. Die Nachricht von der Hab- haftwerdung dc- P. zu Wadt in Schweden war schon am Dienstag hier cingetroffcn und unmittelbar die Ab sendung der Criminalbeamten nach Lübeck verfügt wor den, wohin P. auf einem Dampfschiff gebracht worden war. Die Veröffentlichung dieser Thatsache war inzwischen absichtlich gestern Morgen nicht erfolgt, um unnütze» Auf sehen bei dem Eintreffen deS Flüchtlings zu vermeiden. Derselbe war vielmehr bereit- im Laufe deS gestrigen TageS in da» Criminalgefängniß .abgeliefert worden. Die Voraussetzung, welche die Behörden bei diesem Verfahren geleitet hatte, war durchaus gerechtfertigt, denn gestern Abend hatten sich zahlreiche Gruppen in der Nähe de» Hamburger Bahnhöfe- versammelt, um den allgemein ge haßten Entflohenen zu empfangen. Der Proceß, welchen man demselben jetzt machen wird, dürfte sehr bedeutende Dimensionen gewinnen, denn es sollen zahlreiche Fäl schungen vorliegen, durch welche der Polizeipräsident und der Minister de- Innern hinter da- Licht geführt wor den sind. Gleich nach dem Eintreffen der Depesche von der Ergreifung P.'s wegen unzureichender Legitimation stellte sich der Polizeilrutnant Greiff dem Gericht mit dem Geständniß, daß er dem Entflohenen zur Erlangung eines Passes (P. reiste unter dem Namen eine- dänischen Kaufmanns Lebcrftröm Tott Hulson) behilflich gewesen. Greiff und mehrere andere Polizeileutnants und, wie e» heißt, auch eine Anzahl von Schutzmännern sind ver haftet. Von der Unzahl coursirender Gerüchte will ich schweigen, da keine- zu verbürgen und fast jede- durch da- folgende widerlegt ist. — Am 8. d. M. veröffentlichte da- königliche Stadt gericht, Abtheilung für Untersuchungssachen, den tag» zuvor hinter Patzke erlassenen Steckbrief. Die ge richtliche Haft gegen denselben wurde, wie daraus hervor geht, beschlossen wegen wissentlich unrichtiger Ausstellung einer Urkunde, deren Ausstellung ihm vermöge seine« Amtes oblag, in der Absicht, Andern Gewinn zu ver schaffen, und wegen Unterschlagung von Sachen, die er in amtlicher Eigenschaft in Gewahrsam hatte, verbunden mit unrichtiger Buch- und Registersührung. Die auS den 88- 323, 324 und 325 deS Strafgesetzbuch» gegen Patzke beschlossene Verhaftung konnte wegen dessen Ab wesenheit nicht auSgeführt werden. Er sei von einem Urlaub, der ihm sür die Tage vom 4. bi» 6. Mai er- theilt worden sei, nicht nach Berlin zurückgekehrt. München, 8. Mai. (Allz. Z ) Gestern Abend 10 Uhr ist Graf v- Trani hier eingetroffen und hat sich sogleich mit dem Herzog Mar in Bayern in da» herzogliche Pa lais begeben, wo die Herzogin Louise dem jungen Prin zen dessen Braut, die Prinzessin Mathilde, vorstellte; kurz darauf verließ der Graf wieder das Palais und fuhr in daS „Hotel Havard". In Begleitung deS Grafen befin den sich General Schuhmacher und Graf Doria. Heute Abend geht ein Courier mit dem Ehecontract nach Rom, um dort die k. Genehmigung zu erhalten. -f-j- Koburg, 8. Mai. Nach einer im neuesten Re- gierungSblatte enthaltenen Bekanntmachung hat die Kö nigin von England in Erinnerung an die am 1. Oct. vorigen Jahre» hier erfolgte Rettung deS Prinz-Gemahl» «u» großer Lebensgefahr eine Stiftung unter dem Na men „Victoria-Stiftung" in hiesiger Residenzstadt gegründet, gemäß welcher jährlich vier jungen Leuten, zwei männlichen und zwei weiblichen, au» der hiesigen Stadt und Umgegend, welche durch exemplarisch morali- den Garten hrreinbrach, wo manches schöne stille Stein bild, mit dem die Bäume in Mondnächten süße Zwie- sprach gehalten, entführt wurde; die Bäume könnten von dem Jahre dreizehn erzählen, von den Angriffscolonnen, die in ihren Schatten formirt wurden, von manchem zum Tod Getroffenen, der sich unter die schützenden Zweige geschleppt und dem sie leise sein Sterbelied zurauschten. Die alten Bäume, die so viel erzählten könnten, wenn sie wollten, wiegten ihre Wipfel in den letzten Wochen verwundert über da« Bauen und Schaffen der Dresdner zwischen dem Kaitzbache und dem Poetenwege, und neu- -gierig und verwundert blickten die jungen Blätter auf die Wege, wo sie statt der gewohnten Bummler und harmlosen Concertbesucher, SonntagSreiter und Land schaftsmaler, StaatShämorrhoidarien und resignirten Philo sophen, die dem Hofgärtner zuzueilen pflegen, um dort ihren Mokka mit obligatem Naturgrnuß zu schlürfen, jetzt langgeschwänzte Affen klettern, Seehunde sich sonnen, ruhig Büffel grasen und daS Schiff der Wüste ziehen sehen. Nicht nur die Bäume und da» wirderkehrende Grün werden sich über die glückliche Schöpfung, über die schnelle Verwirklichung der Idee eine- zoologischen Gartens freudig verwundert haben, auch alle die Dresdner, welche den großen Garten in den letzten Monaten sahen und ihm am Himmelfahrtstage einen Besuch abstatteten. Durch zahlreiche» Zuströmen und laute Bewunderung gab da» Publicum den Männern, welchen eS die Gründung deS zoologischen Gartens ver dankt, die ehrendste Anerkennung für ihre Schöpfung kund; möge diese Anerkennung auch in der Folge und noch täglich durch die regste Theilnahme sich bestätigen und da» auf Gemeinst»» der Einwohnerschaft Dresden gegründete Institut blühen und wachsen. Ehe wir in Folgendem dir Anlage in flüchtiger Skizze zu schildern versuchen, werfen wir zuvor noch
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