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Dresdner Journal : 23.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-23
- Monat1861-05
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1861
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Zldoannneatsprrtsr: äskrlick: 5 7'klr. 10 tixr. ü» lin »^>^1.: 1 „ 10 „ ., ., (tritt kost- °uä Üao»tllck io vr»»L«v: 15 Xgr. I 8t«wp«I»il- Lin»»t»« liniomer»: 1 dixr. ) ,okt»x kill»». rnseratenpreise: I^ür a«ll n»um «i»er xe,p»lt«llell 2«il«: 1 ktixr. 1iot«r „t!»u^«»»llät" Li« 2«il«; 2 tixr. «rschrtura: Vtixlleb, mit L»«v»t>iu« 6«r tjooll- noä ?eier1»x«, ^dellä» silr äen kolxelläell 1'»x. Dres-nerIMrM. Verantwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmanns »nseratrnannahme aurwört«: Laixeix: k». 8»»»v«'r«rr»», 6ommi»»iooLi' 6«» Vre»6v«r ^ourvsl«; «k«n<I»»«Ib»t: U. Hi!»»»«; Lltoa»: ttmruvvnrn s Vooi.r»; Lirlio: ttudili., ttirri-ir«»'- Lur»»«; Lr«w«ll: L. 8c»l.o^v»; ^r»oktllrl ». H.: ^»roii»'Lok« üucdkitnälurix; Lola: Xovi.» LLor«»»; k»ri»: (28, rue 6k» doll» ent«»»); kr»x: t'». » Luekk»näluvx. chrrausgeber: Xöllixl. k!»pe6itioll 6os Vr«,6v«r äonrrtttlv, vr„6»ll, dl»nell»tr»„« klr. 7. 77 — 777'7 7,77777. - - - - Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Lelejraphische Nachrichten. Zeitungtschau. (Ost-Deutsche Post. — Presst.) Tagesgeschichte. Wien: Da» Kaiserpaar zurück. Eine Depesche de» Grafen Rechberg bezüglich der Zustände in Venetien. — Feldkirch: Ein Aufruf für Glau» benSeinheit. — Triest: Zur Anwesenheit de» Kaiser». — Pesth: Beginn der Verhandlungen de» Oberhau« z, st». — Berlin: Statistische Centralcommission. — > München: Kammrrverhandlung in der BundeSkriegS- ! verfaffungSfragr. — Heidelberg: Schlußsitzung de» d. Handel»tage». — Köthen: Deutsche Lehrerversamm- fr lung. — Au» Thüringen: Agitation bezüglich der K Landtagswahlen. — Frankfurt: Versammlungen. Neue Zeitung. — Pari»: Die Räumung Syrien». Landwirthschaftliche Denkmünze. Ein russische» Ge schwader erwartet. Großmeisterwahl der Freimaurer logen. Monitcurnotebez. de» Briefe» de» Prinzen Murat. Turin: Kammrrvrrhandlungen. — Neapel: Auf hebung der Statthalterschaft. General Durando. Die Verhaftung de» General» Gal. Aufstand in der Ba silicata. — Madrid: San Domingo einverleibt. — London: Prinz von Hessen. Anträge au» Anlaß de» amerikanischen Kriege». — Kopenhagen: Er widerung de» Conseilpräsidenten auf die Reich-rathS- adrefst. — St. Petersburg: Auszeichnung der Groß fürstin Helene. — Konstantinopel: Abreise Omer Paschas. Ernennungen und Versetzungen rc. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meißen. Wurzen. Lommatzsch. Großschönau.) Vermischte». Statistik und Volktwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Mittwoch, 22. Mai. In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantragte Tisza die Ein setzung eines Comites, der während der Adreß- debattrn die dringende Rechtspflegefrage berathen und auf Grundlage der Judexeurial-Conferenz- beschlüste dem Landtage ein Rechtsprovisorium Vorschlägen soll. Turin, DienStag, 21. Mai. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer beantwortete Graf Cavour die Interpellation Tecchio's in Be treff der Note des Grafen Rechberg über die vene- tianischen Zustände. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Der Interpellant suchte zu beweisen, daß Graf Rechberg Unrecht habe. Graf Cavour bezweifelte nicht dir liberalen Intentionen der österreichischen Minister, indeß würden dieselben in Venedig im mer unübersteigliche Hindernisse finden. Dies sei eine wichtige Thatsache, besonders wegen des Ein flußes der öffentlichen Meinung in Deutschland, wo die liberalen Ideen vorschritten. Schließlich nahm die Kammer eine motivirte Tagesordnung an. Mailand, Dienstag, 21. Mai. Der Dom- vicar untersagte den Geistlichen die Thriluahmr am Nationalfefte. Die Domherren erklärten darauf ihren Gehorsam, mißbilligten aber zugleich diese Maßregel. Abends kamen Manifestationen gegen den Domvicar vor. Das Wappen über ftiner Palastthür ward zerstört. Die Nationalgarde ver hinderte ein Umsichgreifen der Unordnung. Kopenhagen, Dienstag, 21. Mai. Durch königl. Resolution werden die Cavalrrie und die Jnfanterirabtheilung des ersten und zweiten Gr- neralcommandodistrictS Ende Mai auf gewöhnliche Stärke reducirt werden. St. Petersburg, Mittwoch, 22. Mat. DaS „Zournal de St. Petersbourg" veröffentlicht einen Brief des Ministers deS Auswärtigen, Fürsten Feuilleton. ». Berlin, 20. Mai. Gestern wurde in dem Con- certsaale de» k. Schauspielhauses die Goethe-AuS- stellung eröffnet, deren interessanter Inhalt und ge schmackvolle Anordnung sicher die allgemeinste Theilnahme erregen und somit zu den Mitteln für die Goethestatue einen reichen Beitrag durch die Eintrittsgelder liefern wird. Im Vorsaale erblickt der Etntretende al» hervor ragendsten Gegenstand die Skizze zu einem Monument von Bettina v. Arnim, welche» die verewigte Frau in SanSsouei bei Potsdam errichtet und von Fonlainrn umgeben zu sehen wünschte. Bettina hat die Gruppe Goethe mit dem Genin» zwischen seinen Knien, welcher an die Sailen seiner Leier schlägt, selbst modellirt, die zahllosen Figuren der Relief», «in zu dem Könige Friedrich Wilhelm IV. heranziehender Triumphzug, sind von Steinhäuser in Rom nach den Zeichnungen der Verstorbenen hier angedeutet. Die Hauptgruppe, kolossal in Marmor auSgeführt, befindet sich bekanntlich in Weimar. Die Wände zieren die Befreundeten Goethe'», Haadzeichnungen und ErinnerungSblätter ruhen an der Fensterwand. Der Hauptsaal macht einen überraschenden Eindruck. Die Wände sind mit dunkelrothen Drapirungen versehen, von denen sich Büsten und Bilder vorthrilhast abheben. An der Hauptwand erblickt man auf hohem Pirdrstal und von blühenden Topfgewächsen umringt, die kolossale Büste Goethe'» von Steinhäuser, umgeben recht» von den Büsten Schiller'» und Herder'», link» von denen Lessing'» und Wieland'». An der Setten wand recht» vom Eingang« die Bildnisse der großherzogl. weimarischen Familie von Karl August bi» zu dem regierenden Großherzogr, und neben dieser Abtheilung fünf Oelgemälde, Bildnisse von Goethe au» den Jahre« 1779 bi» 1829, darunter da» Profilbild von May (1779) Gortschakoff, an den Gesandten in Paris, Gra fen Kiffrleff, worin e« heißt: „Lenken wir die Auf merksamkeit der Vertreter der Cabinete auf die Gefahr des Abzugs der (französischen) Truppen aus Syrien. Lehnen wir die Verantwortlichkeit ab bezüglich der Resultate eines Entschlusses, des sen Folgen wir vorausgesehen und darauf hinge wiesen haben." Dresden, 22 Mai. Mehrere österreichische Blätter drücken große Freude über die Wahrnehmung au», daß die Sympathien für Oesterreich, seitdem es entscheidende Schritte auf der constitutionrllen Bahn gethan, überall im Wachsen sind. „Seit Jahren" — schreibt die „Ost-DeutschePost" — „hat Oesterreich keine so günstige Beurthcilung im AuS- lande gefunden, al» seit der kurzen Zeit, welche die Lr- ben-dauer de» Reich»rathe» bildet. Daß Oesterreich tat sächlich zu einem BerfassungSstaate geworden, daß ein freie» Parlament in Wien tagt, hat vielen alten Groll im Au»lande, wenn auch noch nicht ganz, verwischt, denn Zweifel und Mißtrauen sind noch auf allen Seiten wach, doch stark entwurzelt. Selbst die tönenden Reden des ungarischen Landtag» finden sehr kritische Hörer in der englischen und selbst in der französischen Presse. Die Thalsache, daß Oesterreich in der Reichshauptstadt die Vertreter der zahlreichsten Länder der Monarchie in selbst ständiger DiScussion mit freiem Wort und freier Initia tive versammelt hat, die loyole und feierliche Erklärung vom Throne, daß die konstitutionelle Form fortan in Oesterreich zur Wahrheit werden soll, hat bereits dem englischen Cabinet die Möglichkeit gegeben, DaS zu thun, wofür Herr Roebuck noch vor wenig Wochen verhöhnt und verketzert wurde: e» hat für Oesterreich seine Stimme erhoben und Sympathien zur Schau getragen, die seit dem italienischen Feldzuge im englischen Parlamente zu äußern unmöglich wurde. Mit dem konstitutionellen Oesterreich kann England eine Allianz schließen, ohne auf Widerspruch bei der Bevölkerung zu stoßen, es kann der StaatSraiscn wieder freien Lauf lassen, ohne gegen den Strom der öffentlichen Meinung zu schwimmen. Zum ersten Male seit langer Zeit findet man in der engli schen Press; wieder die Acußerung, daß Oesterreich rin alter und natürlicher Alliirtrr England» sei. Auch auf finanziellem Boden treten die Wirkungen unsrer neuen Institutionen und speciell der Realisirung der Februar verfassung zu Tage. Da» Vertrauen zu den österreichi schen Fonds hat in Holland, in Deutschland, ia Frank reich sogar einen ungewohnten Ausschwung genommen; aus Amsterdam, aus Frankfurt, au» Berlin treffen täg lich ansehnliche Kaufordre- für österreichische Papiere rin; seit der Eröffnung deS ReichSrathe» ist die Devis» Lon don beinahe um 10 Proccnt zurückgegangen. Allenthal ben in Deutschland gewinnen die Freunde Oesterreich» neuen Muth, und Organe der Presse, die noch vor kur zem ganz in dem Fahrwasser de» Nationalvereins sich bewegten, können nicht umhin, ihre Theilnahme für Oesterreich und die dort eingetretenr neue Ordnung der Dinge auSzusprechen." Aehnlich äußert sich die Wiener „Presse": „Seit der Eröffnung dc» Wiener ReichSrath», seit der österrei chischen Thronrede und dem Bekanntwerden der Adressen beider Häuser ist nicht nur in England, sondern auch in Deutschland ein Umschlag der Meinungen über Oester reich erfolgt, der eine» der bezeichnendste» Momente der gegenwärtigen Lage bildet. Nirgend» zeigt sich die» so offen, wie in Preußen. Der gothaische Liberalismus, welcher drei Jahre lang im Nordea de» deutschen Vater lande» die Zeit in unaufhörlicher Bewunderung der Po litik der freien Hand hinbrachte, welcher den positiven Inhalt seiner Politik in ohnmächtigen Drohungen gegen Oesterreich erschöpfte und selber thatscheu unfern Schiff bruch erwartete, in der Hoffnung, die Brandung werde einige Trümmer an dem Gestade Preußen» ablagern: der Gothaismu» ist durch die jüngsten Vorgänge in Oesterreich außer Fassung gebracht. Die Politik, welche von einem Aufgehen Deutschland» in Preußen träumte, und da» prachtvolle lebensgroße Porträt vom k. bayrischen Hofmaler Stirler (1828), Eigenthum de» König» Lud wig von Bayern. Darüber erblickt man die Büsten der Musik-Heroen, welche Goethe'» Dichtungen componirt: Beethoven, Fürst Anton Radziwill, Zelter, Reichard, welche wieder eine kolossale Büste de» Dich ter» von K. Fischer umgeben. An den Pfeilerwänden de» Eingänge» hängen noch Bildnisse Goethe'» und Schiller'», von Angelika Kaufmann gemalt, und andere Bilder von Goethe. An der Fcnsterwand befinden sich in Glaskästen Schaumünzen, Medaillon» und Er innerungszeichen, ferner in der Mitte de» Saale» be finden sich in Glaskästen die Handschriften und Drucke. DaS Ganze giebt einen überaus interessanten Rückblick auf da» reiche Leben Goethe'» und auf die Reih« seiner Freunde, welche er zum Theil in seinen Werken ver ewigt hat. Der Katalog weist 700 einzelne Stücke (ab gesehen von Untcrabtheilungen) nach, welche zerfallen in Büsten, Schaumünzen u. dgl., Bildnisse (59 Nummern), Handschriften (200 Nummern), Handzrichnungen (77 Nummern), Drucke (178 Nummern), musikalische Com- pofitionen zu Gedichten, Illustrationen, Andenken und Erinnerungszeichen. DaS Hauptverdienst um die Aus stellung gebührt dem hiesigen Professor F. A. Märcker. Literatur. „Silhouetten und Reliquien von K. M. Kertbeny. Erster Band. Wien und Prag, Kober L Markgraf. 1861." — Der vielgewandertc Ver fasser, bekannt durch seine Uebersetzungen ungarischer Dichter, namentlich Petöfi'S, giebt in dem vorliegenden Buche Erinnerungen an hervorragende Persönlichkeiten der Kunst, Wissenschaft, Politik und de» öffentlichen Leben». Er nennt die Bilder, die er von ihnen ent wirft, mit Recht Silhouetten; denn e» sind keine an geführten, in der Charakteristik vollständig durchgearbriteten. fleht sich durch die ersten Wellenschläge de» Constitu- tionali-muS in Oesterreich auf den Sand gesetzt, und erwartet jetzt, kurzsichtig genug, ihre Rettung von dem Sturze de» Regentschaft-Ministeriums. Anstatt sich zu großen Gesichtspunkten emporzuschwingen und die vor handenen konstitutionellen Hebel anzusetzen, um die preu ßische Regierung in dieser gefahrenreichen Zeit von den Bahnen einer unseligen RivalitätSpolitik abzulenken, bläht die gothaische Presse einen Polizriskandal der ordi närsten Gattung zur Haupt- und StaatSaction auf, und in der Justiz, die an dem Polizeiobersten Patzke geübt werden soll, will sie den Gradmesser für die Größe Preußens und seinen deutschen Beruf gefunden haben. Wochenlang beschäftigt man ganz Preußen mit einer schmutzigen Polizeigeschrchte, die nicht Werth ist, mehr al» da» Gespräch eines Tage» zu bilden, und über dieser Misere vergißt man die wichtigsten Fragen der Gegen wart, als ob Preußen keine Nachbarn hätte und al» ob e» auf der Karte Europas keinen Staat mehr gäbe, außer ihm. Wir wollen darum die Bedeutung des Patzke-Er eignisse» für.Preußen nicht unterschätzen; allein wir den ken nicht klein und niedrig genug, um wegen de» Ver brechen» eines Einzelnen einen ganzen Staat in Acht zu erklären und Preußen einen Ministerwechsel zu wünschen, der, wie die Dinge jetzt liegen, nur die KeuzzeitungSpar- tei an da» Ruder bringen könnte. Aber ein anderes, al» da» concordatliche Oesterreich ist den Gothaern unerträg lich, und der Patzke kam ihnen eben gelegen, um die all gemeine Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt zu len ken. Damit aber dürfte ihr Credit schwerlich gerettet sein, und in Deutschland ist, wenn ihnen die Reaction in Oesterreich nicht wieder auf die Beine hilft, 'ihre Rolle für geraume Zeit auSgespielt." Im Weilern Verfolg de» Artikel» wirft die Presse noch einen Blick auf den Zu sammenhang der österreichischen Regeneration mit der ganzen europäischen Weltlage. Sie erörtert, daß Frank reich seit den Warschauer Ereignissen, welche Rußland sehr vorsichtig gemacht hätten, auf die englische Allianz reducirt gewesen sei, und daß ihr bei dieser letzter» nun auch in Oesterreich rin überaus gefährlicher Concurrent erwachse, „denn in dem Maße, als England in Oester reich eine stärkere Stütze finde, könne e» die lästige fran zösische BundeSgenoffenschaft entbehren." Die erste Folge hiervon sei die Räumung Syrien». „Die vor acht Mo naten eingeleitrte Erpedition nach Syrien — so sagt die „Presse" weiter — war einer der glänzendsten Siege der Napoleonischen Diplomatie; England zitterte vor den Fol gen dieser Erpedition, die e» zu hindern nicht vermochte. Napoleon III. hielt sich noch vor kurzem für so siege»- gewiß, daß er schon im Begriffe war, sich die Verlän gerung 'der syrischen Occupatio« ein dritte» Mal von Europa »otiren zu lassen. Aber diesmal fehlte die rus sische Connivenz, und England, das keinen Krieg in Italien zu fürchten brauchte, konnte sich der Napoleoni schen Politik im Orient in den Weg stellen. Es ver sammelte eine ungeheure Flotte und ein Heer in Malta und auf den jonischen Inseln, und drohte für den Fall, daß Syrien nicht geräumt würde, mit einem Acte der offenen Feindseligkeit gegen Frankreich, mit der Besetzung de» Frankreich und einem Napoleon schon einmal zum Verhängniß gewordenen Saint Jean d'Acre. Der Kaiser der Franzosen sah die Gefahr; leistete er Widerstand, so erfolgte der Bruch mit England, den er diesmal mit keiner andern Allianz zu repariren vermag. Rußland hat sich abgewendrt, Italien ist jeder Offensivbcwegung unfähig, Frankreich offenbarte sich al» völlig isolirt, und lies Gefahr, im Falle deS Widerstande» eine Coalition gegen sich heraufzuschwören. Frankreich wählte von zwei Nebeln das kleinere, und zog eine diplomatische Nieder lage der Gefahr vor, in einem europäischen Kriege seine letzte Karte au»spielen zu müssen. Der Rückzug de» Ge nerals Hautpoul aus Syrien ist ein Rückzug der fran zösischen Politik auf der ganzen Linie, und die orienta lische Frage, deren Lösung da» Tuilcriencabinrt, mit Hilfe der Position in Syrien, jeden Augenblick in die Hand nehmen konnte, hat vorläufig aufgchört, den euro päischen Frieden zu bedrohen. Konnte aber England die Räumung Syrien- erzwingen, wenn eS von Oesterreich nicht die Versicherung erhielt, daß e» in Italien ia keinem Falle angriff-weise vorgehen werde? Gewiß nicht, und die für Europa so beruhigende Abwickelung der syrischen Angelegenheit ist eine erste Frucht jene» Zusammenwir kens der Cabinete von Wien und Saint James, von dem allerdings nur die Rede sein kann, so lange die Re gierung Oesterreich» die conftitutionelle Bahn inne hält, in die sie nach langem Zögern und einer Reihe der trau rigsten Verirrungen einzuleaken begann." Der Verlauf, welchen die Adreßdrbatt« im Unter hause de» ungarischen Landtag» nimmt, wird von den Wiener Blättern in ähnlicher Weise, wie die Deak'- sche Adresse kritisirt. So sagt die „Presse": „Die Debatte bietet nicht» Ueberraschcnde» dar. Seitdem Dcak gesprochen, weiß man, daß beide Parteien de» Hause» in dem Grundgedanken einig sind und nur in der Formsrage nicht dieselbe Meinung theilen. Zur Sache selbst haben die spätern Redner nichts BeachtenSwerthe» beigebracht, wa» nicht schon Deak für seinen Zweck nutzbar gemacht hätte, und wenn man Deak'S Rede widerlegt, so hat man den ungarischen Landtag widerlegt. Sehr leicht machen r» sich die Wortführer im ungarischen Landtage mit dem Beweise, daß das öffentliche Recht eine Anknüpfung an die 1848er Gesetze gebietet. Beinahe stillschweigend gehen sie darüber hinweg, welche Ereignisse e» gewesen sind, durch welche in Ungarn die verfassungsmäßige Fortent wickelung plötzlich aufgehalten wurde. Der Debrecziner Landtag war e-, der die pragmatische Sanktion nicht blos verletzt, sondern förmlich und vollständig gebrochen hat, und nicht Ungarn war e», da» die legitime österrei chische Regierung in Ungarn wieder hergestellt hat. Wäre das Band, da» einst und bi» 1848 zwischen Ungarn und Oesterreich bestand, wirklich nur eine Personalunion ge wesen, so ist e» doch, nachdem eS zu Debreczin für eine kurze Zeit ganz zerrissen worden war, dann zu einer Realunion geworden. Ungarn mag sich in Europa um sehen, wie die öffentliche Meinung urtheilt. Vor einem Jahre noch der Gegenstand der lebhaftesten Sympathie, findet Ungarn nirgends mehr einen Vertheidiger für sein Verhalten gegenüber den andern Theilen Oesterreichs und der Verfassung. So lange Ungarn für das konstitutio nelle Princip stritt, standen alle vorgeschrittenen Nationen zu ihm, und die Völker diesseits der Leitha sympathisirten mit seinen Bestrebungen; seit dem Tage aber, seit wel chem Ungarn sür ein Sonderrecht in die Schranken tritt, hat in Oesterreich sich ein Riß innerhalb der liberalen Partei vollzogen und weder in England, noch in Deutsch land finden di« Bestrebungen Ungarn- eine moralische Unterstützung mehr. Dieser Umschwung ist ein Symptom, daß die ungarische Politik sich weit davon entfernt, eine heroische, großherzige zu sein, und sich vielmehr der Poli tik d^s Eigensinns nähert. Dem Eigensinn gegenüber pflegt man bekanntlich die DiScussion aufzugeben und den Erfolg von dem Einfluß der Zeit, sei e», daß ruhigere Ueberlegung, sei eS, daß die Noth zur bessern Einsicht führt, zu erwarten." Tagesgeschichte. Wien, 21. Mai. (Orsi. Z.) Ihre kaiserlichen Ma jestäten sind heute Nachmittag 2 Uhr angekommrn und in der kaiserl. Hofburg abgestiegen. — Die „Wiener Zig." veröffentlichte unlängst eine Depesche de» Grafen Rechberg an den kaiserl. Bot schafter in London, 6. (I. Wien, 27. April 1861, worin derselbe eine von dem Grafen Cavour unterm 16. März 1861 an den Marquis d'Azeglio gerichtete Depesche bespricht. E» heißt darin: „Ich werde e« hier nicht unternehmen, die Lutlassungen des Herrn v. Cavour über die gegenwärtige Lage der heute der pie- monlesischen Herrschaft unterworfenen Länder in Srdrtrrung zu ziehen. Kür jetzt soll et uni genügen, hervorzuheben, welchen schneidenden Contrast die Unordnungen und blutigen Mewaltmaß« regeln, deren Schauplatz alliäglich dat südliche Italien ist, mit deji glänzenden Farben bildet, welche Herr v. Cavour feiner Darstellung verliehen hat. — Wat ich jedoch hier hervorzuheben mit allem biographischen Detail überhäuften Porträts, sondern blo» flüchtige Skizzen, leicht hingeworfene Er innerungen persönlicher Bezüge, Schilderungen subjektiver Eindrücke, ohne alle Prätension eine- abgeschlossenen Ur- theil». Kertbeny erzählt in liebenswürdiger, lebendiger Weise, wie man im Freundeskreise zu erzählen pflegt, völlig im Charakter absichtsloser Causerie, wobei er aber oft scharf und treffend zeichnet. Von besonderm Inter esse sind die Bemerkungen über Boranger, nach Mitthei lungen von Th. Bernard, ein Artikel über Bettina v. Arnim; die im AuSzuge beigebenenen Briefe derselben an den Verfasser sind ein neue» Zeugniß ihre» edel« Geistes und warmen Herzens; ferner die Erinnerungen an Heinrich Heine, mit dem Kertbeny in Pari» verkehrte. Auch einige originelle Züge zur Charakteristik Haynau'» und Hammer-Purgstall'S werden mitgethrilt. Unter den Künstler-Charakteristiken genügt am meisten die Joseph Dannhauser'S, wenn wir auch nicht alle dort ausge sprochenen Ansichten deS Verfassers theilen, wie z. B., daß Professor I. N. P. Geiger Rethel durch Tiefe des histo rischen Sinnes weit übertreffen soll u. s. w. Nicht ohne Interesse ließt man ferner die Erinnerungen an Advocat Detmold, Eckerman» und an einige ungarische Persön lichkeiten. c. o. Theater. Eduard Hanslick spricht sich in Betreff der neuerdingSsoüberhandnehmenden BeifallSmißbräuche deS Theaterpublicum» in der Wiener „Presse" auf br- herzigenSwerthe Weise folgendermaßen auS: „ES ist be greiflich und verzeihlich, wenn in einem Stücke, dessen ganze Handlung sich um eine schöne Tenorstimme dreht, jede Anspielung darauf vom Publicum zu einem per sönlichen Compltmeut für den Sänger benutzt wird. Wa» soll man aber dazu sagen, wenn in jeder Vorstellung de» „Fidelio" bei den Worten de» Kerkermeister»: „Er (Florestan) hat eine so rührende Stimme, die zum Herzen dringt", «in Theil des Publicums in artigen Beifall für Herrn Ander au-bricht! E» hat für un» jederzeit etwa» Verletzendes, wenn in Dramen von Shakespeare oder Goethe politische Anspielungen aufge spürt und beklatscht werden, welche dem historischen Geiste des Stückes Widerstreiten. Allein jene» willkürliche „Un terbrechen" und „verwechseln" geschieht hier doch durch di« lebhafte Anregung großer, allgemeiner Interessen. Namenlv» kindisch aber ist die fieberhafte Sucht, einem Sänger, den man ja nach jedem Aktschlüsse feiern kann, schon während und auf Kosten deS Stückes zu schmeicheln. Zuhörer, die im Stande sind, während de» ergreifendsten Vorganges (wie e» jene Kerkerscene im „Fidelio" ist) in dem Helden de» Dramas nur den Sänger N. N. zu sehen, die Bedeutung de» Ganzen und die Weihe der eignen Stimmung einer kleinlichen Schmcichelci zu opfern — da» sind mit einem Worte ästhetische Barbaren. Nach dem für da» Gelüste dieser Barbaren handgreifliche An spielungen viel zu selten vorkommen, haben sie längst ein andere» unterhaltendes Auskunftsmittel gefunden, den Zusammenhang eine» Stückes zu zerreißen. Sie werfen während de» Spieles, meist in den hervorragendsten Scenen, Etwa- auf die Bühne, mitten unter die Dar steller. E» bleibt für die allgemeine Störung auf der Bühne und im Publicum ziemlich gleichgiltig, daß das Geworfene meisten» ein Kranz oder Blumenstrauß ist. In schönstem Flor standen diese Blumen der Rohheit in Wien in der letzten Csillag-Woche; da gab eS keinen Abend ohne wiederholte Unterbrechung der Oper durch Privathuldigungen, welche sehr schmeichelhaft für die Be worfenen, aber sehr lästig für den nichtbarbarischrn Thkil deS Publicum» sind. Im zweiten Acte der „Kinder der Haide" singt JSbrana die schöne Romanze vom Zdenko. Die letzte Strophe schließt nicht wie die früher» ab, son-
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