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Dresdner Journal : 11.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186107117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-11
- Monat1861-07
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1861
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Nichtamtlicher Theil. Urbersicht. Telegraphische Nachrichten. ärltÜNgßscha». (Neue Preußische Zeitung. — National- Aeitung.) Tagesgeschichte. Dresden: Dom königl. Hofe. Dom Landtage. Eingehen einer Zeitung. — Wien: Gün stigeres Befinden der Kaiserin. Dir Entgegennahme der ungarischen Adresse. Fürst Metternich beurlaubt. — Agram: Vom Landtage. — Venedig: Erzher zog Albrecht. Feuer im Landarsenale. — Berlin: Die bevorstehende Krönung. Ein Generalinspector der Cavalerte. Eapirän Kuhn. Die zurückgrkehrten Flücht linge. Reise der Königin Witwe. Vermischte-. Berich tigung. — Stuttgart: Kammerverhandlangen. — Frankfurt: Unterredung deS König- von Preußen mit d.m Kurfürst:,, von Hessen. — Hamburg: Fa kultative Eivilrhe ringeführt. — Pari-: Benrdetti Gesandter in Turin. Prinz Napoleon geht nach Ame rika. Finanzmännrr nach St. Petersburg. Der Direk tor der Staatsdruckerei verschwunden. Soldatenhändel in Rom. — Bern: Das projerttrtr Militärstraßrn- netz — Genf: Generalversammlung deS evangelischen Bundes. — Neapel: Zur Situation. Arbeitercra wall. — Konstantinopel: Der Abfall deS Bulga ren Bischofs. Landtagsverbantzlungrn. Dresdner Nachrichten. Prvvinzialnachrtchten. (Leipzig. Bischofswerda Ober wiesenthal) vermischtes Uinaesandte». Kenineton. Inserate, rage-nenißkeite«. BSrsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 1«. IM. Die heutige „Wien. Zta." meldet amtlich, Ha- der Oherstßof- Marschall Maas Lnsfstetu an VteM de» t^rffarde- vea Krhru. v. Krauß zvm Licepräfidentrn de» Herrenhauses für die dermalige Tesfiou ernannt worden ist. Turin, Dienstag, 9. Juli. Der „Lombards" versichert, Oesterreich habe den in Mähren, Böh men und Steiermark intrrnirten Benetianrrn die Rückkehr nach der Heimath gestattet. (Die „Ocstcrr. Ztg." vom 9. Juli meldet dasselbe aus Brünn.) Dresden, 10. Juli. Die in den letzten Tagen veröffentlichten Depeschen de» Wiener und Berliner Eadtnets Über die kur hessisch« VersassungSangelegenheit geben preu ßischen Blättern von verschiedener Richtung Veranlassung zu dem übereinstimmenden Uitheil, daß die österreichische Ansicht corrrcter sei, als die preußische. Die „Neue Preußische Zeitung" urtheilt in dieser Beziehung: „Die aus diesen Depeschen ersichtlichen Anschauungen de» Wiener Kabinett über die kurhrsstschcn Ang.legenhei- trn zeigen da» Bestreben desselben, diese traurige Frage selbst durch Concesstonen der kurhessischen Regierung end lich erledigt zu sehen, die bi» an die Grenze des Mög lichen gehen. Dabet aber halten sie streng die Linie des Bundesrecht» inne und zeichnen sich durch sthre g,üßere Korrektheit vorthrtlhaft vor den Ansichten der preußischen Regierung au», die sich ihrer Zeit ganz ohne Nolh die kurhcsfische Sache auf den Hals geladen und durch ihre Feuilleton Skizzen aus Stambul. Von A Manisch.*) (Fortsetzung au« Nr. tb6.) Eine Zusluchtstätte. Wenn man die „große Straße von Pera" entlang geht, dann steht man wohl anfangs manch stattliche» Gebäude zur Rechten und zur Linken, GesandtschastS- Palat», europäische Hotel» (freilich nur von Holz), Kaffeehäuser und Eonditoreien, dazwischen armselige Barakr«, und neben den Magazinen, in denen der Luru» de» Abendlandes auSgrbrritet ist, den schlichten Tabake laden und dir Bude de» kleinen Wechsler». Je «ehr man sich aber vom vrionml entfernt, desto schmuziger und düsterer wird der Anblick der Straße. Die stattlichen Gebäude sind verschwunden, Fleischbänke und die Tisch« der Frucht- und Gemüsehändler nehmen ihre Stell« «in. Wa» unter der heißen Sonne von Stambul verdirbt, wird auf di« Straße geworfen; dort bleibt e» ltrgen, bi» dir Hunde e» verzehrt haben. Die Kaffeehäuser mehren sich, aber sie tragen «inen andern Charakter, der nicht mehr an di« Großstädte de» Abend- lande» erinnert. Hundert« von Fremden kommen an und reisen ab, Tausende leben jahrelang in Pera, ohne je «inen Blick in dies« Räume geworfen zu haben. Und doch ist et« rege» Leben in ihnen; denn diese Kaffee häuser am Ende der großen Straße von Pera gehören zu den Couliffen der Weltgeschichte. E» ist Abend, di« Zeit, in welcher r» aus den Straßen öde und in jenen Räumen noch lebhafter wird. *) ru«»ug«wetse mttgetheilt au« dessen „Bukarest uud Stam- tzul. wktzzen «»Ungarn, Rumänien und »er Ltrket". Berlin, Rteolat'sch« Buchhaltung. Herltung auch die Nationalvereinspalter, die jetzt mit Preußen sehr unzufrieden ist, in ihrer Agitation ermuthigt hat." — Die „Natioaal-Zettung" sagt: „Herr v. Schleinitz war aus den Gedanken gekommen, der Kur fürst solle sich vom Bundestage znr Wiedereinführung der 1831 r Verfassung, unter Ausmerzung ihrer sogenann ten bundeSwidrigen Bestimmungen, ermächtigen lasten. Mit Verwunderung haben wir von diesem Gedanken unser» Ministers Kunde erhalten, der ebenso wenig von der materiellen Seile, wie von Seite der Zweckmäßig keit zu begreifen ist. Herr v. Schleinitz, der den Bun destag so viel wegen seiner ungebührlichen Einmischung in die hessischen Verfassung-fachen getadelt hat und in di« Schranken seiner Kompetenz zurückwrtsen will, er, der den BundeSbeschluß vom 24 März 1860 sür recht lich nichtig, für unverbindlich erklärt hat, er selber will j tzt de» Bundestag zur höchsten Autorität für das Ber- faffungSwesen der Einzelstaaten erheben. Au» den vor liegenden österreichischen Noten erfahren wir nun einige» Nähere über Schritte unserS Minister», über die da» preußische Bolt und seine Kammern bi» jetzt keiner Mit- therlung gewürdigt worden sind. Um den Kurfürsten von Hessen zu bewegen, daß er sich vom Bundestag ermächtigen lasse, bat Herr v Schleinitz in Wien um Hilfe. Der Plan, der »hm vorschwebtr, ging in der Rich tung, daß der Kurfürst Kammern nach der Verfassung von 1860 rinberufen sollte, jedoch nicht sowohl um drfiui- tive Beschlüsse über die künftige Verfaflungsurkund, zu fassen, sondern um zu vermitteln. Diese Kammern soll ten eine Art Ausgleichung zwischen der 1831er und der 1860er Verfassung bewirken; sie sollten die erstere revi- diren, oder, wenn man sich lieber anders ausdrücken will, au» der erster» da» Zulässige in di« letztere hineintragrn. Um aber die RcchtScontinuität zu wahren und allen Kla gen über deren Störung ein Ende zu machen, sollte der Kurfürst sich dann noch dazu verstehen, von einer nach der Verfassung von 1831 rinb.ruscnen Ständrversamm- lung die neue VerfassungSurkunde schließlich genehmigen zu lassen. ES war die», wie man sieht, ein sehr ge schraubtes Projekt, für welche» aber die preußische Di plomatie in Kassel an verschiedenen Orten Anstrengungen machte. Der zu Hilfe gerufene Graf Rechberg machte hierzu Bemerkungen, die man zum Theil al» begründet anerkennen muß. Er wolle, antwortete er, dem Kurfür sten die Befolgung der preußischen Ratschläge nicht widerrathen, wünsche aber keine Verantwortlichkeit für die Wahl diese» Verfahren» zu übernehmen. Die bemerkenS- wertheste Wendung in der Antwort deS Wiener Cabi»rt» war aber die, daß dasselbe gar nicht für nöthig hielt, Vie Sache nochmals beim Bundestag anhängig zu machen. Nach seiner Meinung, gegen die nichts etnzuwenden ist, wird die Stellung des Bunde» zur Sache st fort geändert, sobald der Kurfürst selber zur alten Verfassung zurück zukehren sich überreden läßt. Der Kurfürst kann e» in diesem Falle mit der Einberufung von RevisionSkam- mcrn nach seinem Belieben halten; er kann den von Preußen in Vorschlag gebrachten Weg betreten, aber wenn da» etwa die Unzufriedenheit in seinem Lande nicht ban nen sollte, so kann er auch die Kammern von 1860 um gehen und unmittelbar Wahlen nach dem Gesetze von 183l ausschreiben. Das österreichische Kabinct würde selbst dies letztere noch besser finden, al» eine weitläufige und schwierige BundeSverhandlung über die künftige Ver fassungsurkunde. Wir erinnern unS, daß in der Zett dieses Notenwechsels Nachrichten au» Kassel kamen, der österreichische Gesandte zeige sich liberaler, als der preu ßische. Die österreichischen Noten machen diese Nachrich ten jetzt erklärlich. Herr v- Schstinitz war vom Grafen Rechberg, äußerlich betrachtet, überholt. Er bem.rkte jetzt, die hessische Regierung könne, wenn sie die Wahlen nach einem Litern Wahlgesetz auSschrcibe, sich sowohl an das von 1849 halten, wie an da» von 1831; dieser Li beralismus ging dem österreichischen Minister wieder zu weit und er erklärte, gerade das Wahlgesetz von 1849 gehöre zu den bundeSwidrigen Bestimmungen der Litern Verfassung." Zu den p> russischen Publikationen macht die „National-Zeitung" noch die Bemerkung, daß Statten wir ihnen einen Besuch ab. Die Dunkelheit ist schon herringebrochen; wer sich außerhalb ter Häuser zeigt, trägt eine Laterne von buntem, geöltem Papier, wenn er dem Polizeigesetze nachkommen und für seine Sicherheit sorgen will. Die Lampe schützt nicht gegen den Dolchstich eines Feinde« oder eines Räuber», aber sie macht es möglich, daß man diese finstern, steilen Wege heraus- und hinabklettern kann. Von Zeit zu Zeit ertönt der Schritt einer türkischen Schaarwache, aber sie bleibt auf der großen Straße. Hin und wieder geht rin Mann ohne Licht vorüber; er kennt seinen Weg und die Beobachtung der Gesetze ist nicht seine Sache. Itzt sind wir vor einem jener Kaffeehäuser angelangt, dort, wo ein Seitenweg v>n der großen Straße nach dem „kleinen Kirchhofe" führt. Kein Zeichen kündet es von außen an; wer dort hinein geht, weiß schon Be scheid. Wir treten in eine schmale Hausflur, dann rechts in einen großen Saal. Lisch an Tisch, Bank an Bank, und Alle» besetzt. Laut schwirrende Unterhaltung in allen Sprachen Europa-, dicker, unerträglicher TabakS- qualm. Hier vorn sitzen Ungarn — wer erkennt nicht bald, wenn er ihn einmal gesehen, den Typu» des Magyaren-Antlitze»? Hohe, kräftige Gestalten sind cS, mit dunkel« Bart und trotzigen Zügen. „Eljen Koffuth!" rufen die Einen, „Elfen Klapkal" die Andern. Daneben tönt c» in allen Mundarten Italien», von dem süßen Dialekt Venedig» bi» herab zum verdorbenen Patoi» von Neapel. ES bedarf der Sprache nicht; an den scharfen, beweglichen Zügen, an dem schwarzen Barte und den blitzenden Augen erkennt man die Söhne de» schönen Lande». Deutsche sitzen um jenen Tisch, Polen um diesen; weiterhia Griechen, Franzosen, — jeder Staat Europa» hat sei»» Kontingent gestellt. Dieses Hau» ist eine Heimath der Au-gestoßenen. Eine bunte Gesellschaft; FrrihritSschwärmer und Verbrecher, Krieger „auffallenderweise das erste und wichtigste Aktenstück vom 4. März fehle, in welchem Herr v. Schleinitz den selt samen Vorschlag entwickelte, den Kurfürsten gemeinsam dahin zu bestimmen, daß er sich vom Bundestage zur Wiederherstellung der Verfassung von 1831 ermächtigen Uffe." Tagesgeschichte. Dresden, 10-Juli. Zu Ehren deSNamrnSfeste»^ Ihrer Majestät der Königin, welche» zugleich auch da» Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Amalie ist, fand heute früh große Reveillr der Mililärmuflkchöre statt. Dresden, 10. Juli. Die Erste Kammer hielt heute eine kurze Sitzung, in welcher sie dem von der Zweiten Kammer bereits angenommenen Gesetzentwürfe wegen Ausprägung von Fünfpfennigstücken in Kupfer gleichfalls zustimmte. — Dir Zweite Kam mer berieth und genehmigte den Gesetzentwurf we gen kostenfreier Vermittelung streitiger, nicht an hängiger Civilansprüche und beschäftigte sich dann mit Beschwerden und Petitionen, von denen die mehrer Gemeinden wegen Bemessung deS Schulgelde» u. Schul- geldfira der Schullehrer infolge des Gesetze» von 1858 der Regierung zur Berücksichtigung zu empfehlen beschlos sen wurde. Eingegangen waren u. A. ein allerhöchste» Dekret über den Stand der Verhandlungen mit dem Haus« Schönburg wegen der in den Rec-ßherr- schäften noch nicht eingeführten Gesetze und der Bericht der Finanzdeputation über den Plauen-Eger- Bahn b a u. — Die außerordentliche Deputation derZwciten Kam mer, welcher drr in der Sitzung vom 7. März d. I. ge nehmigte Antrag des Abg. Reiche-Eisenstuck: „Eine Re vision aller ständischen Anträge deS vorigen Land tag» vorzunchmen und nachzusehen, ob sie inSgesammt erledigt oder beziehentlich beantwortet worden sind" über wiesen worden ist, hat ihren Bericht «rstattet und spricht sich in demselben folgendermaßen auS: „War von vorn herein die Deputation drr Ansicht, daß die Kammer durch Annahme de» Reiche-Eisenstuck'schen Antrags keineswegs ein Mißtrauen gegen die StaatSrcgicrung habe aussprechen wollen, vielmehr den Gesichtspunkt vor Allem habe fest halten wollen, daß «s ihr eine ernste Verpflichtung sei, überall, auch da, wo eine grgentheilige Wahrnehmung gar nicht zu erwarten sein dürfte, darüber sich und dem Lande volle Gewißheit zu verschaffen, daß die Rechte der LandeSvertrctung feiten der Staatsrrgirrung nicht un beachtet gelassen würden, so mußte es der Deputation zur besondern Genugthuung gereichen, der geehrten Kammer unter Hinweis auf die tabellarischen Abteilungen de» Berichts, welche sich «ub (Res. Abg. AieSler) auf Anträge außerhalb de» Budgetbereich» und -md li (Ref. v. Wclck) auf solche, welche bei Berathung der Budget vorlagen gestellt worden sind, beziehen, hiermit anzeigrn zu können, daß kein Antrag oder keine, d,m gleichzuach- tcnde Aeußerung deS vorhergehenden Landtags derartig unberücksichtigt oder unbeantwortet geblieben ist, daß daraus eine Verletzung der Bestimmungen in 8-113 der DerfassungSurkunde hergeleitet werden könnte." — Die von Herrn E. M. Oettinger gegründete und am 1. April d. I unter dessen Redaktion hier in» Leben getretene Zeitung „Echo der Zeit" zeigt in ihrer heu tigen Nummer an, daß sie mit Ende dieser Woche zu erscheinen auf hört. Wien, 8.Juli. (W.Bl.) Ueber da» Befinden der Kaiserin «fährt man, daß cS sich täglich befriedigender gestaltet. Die Sympathie für die hohe Frau, welche daS Landhaus des LordobercommissarS bezogen hat, geben sich in Korfu in jeder nur eidenklichen Weise kund. Der Lordobercommissar hat die Salven, die vom Castell und von der See auS am Morgen und am Abend abgefeuert wurden, einstrll n lassen, um Ihre Majestät nicht zu stören. Man hofft mit Zuversicht, daß das milde Klima wohl- thätig willen wird. — Dem Vernehmen nach hat der Bruder des Vicekönigs von Aegypten, Prinz Halim Pascha, sür den Fall, daß die Kaiserin in Kairos Klima eine und Spitzbuben sitzen hier neben einander, unter ihnen der Spion und der Agent, der diese Massen in Be wegung seht, so oft dieser oder jener Mächtige sie braucht. Denn wenn eine der beiden Parteien, die in Konstantinoprl den Kamps auf Leben und Tod kämpfen, den Aufruhr loslassen will, um die Gegner etnzuschüch tern, einen Minister zu stürzen, vom Sultan einen Hat (Verordnung) zu erlangen, — hier und in Galata wird er ebenso gut vorbereitet, wie drüben in Jstambul. Ob e» die Sache der Rcformpartei oder die der Alttürken gilt, alle diese Männer hier fehlen nicht, wenn das Signal erschallt. Die Einen handeln bewußt, denn sie empfangen Geld und erwarten Gelegenheit zu Raub und Plünderung; die Andern sind die Marionetten, die eine geschickte Hand am Faden tanzen läßt. Man gicbt ihnen kein Geld, aber man beweist ihnen, daß sie indirekt für ihre Pläne arbeiten, wenn dieser oder jener Minister stürzt, dieser oder jener Beschluß von der Pforte gefaßt wird. Sehen wir unS einige Augenblicke an einen dieser Tische. Was man bei sich trägt, muß man sorgsam hüten, Kostbarkeiten nicht zeigen, wenn man nicht beim Nachhausegehen mit gutem englischen Stahl genaue Be kanntschaft machen will. Denn hier fitzt neben dem politischen Verbannten der Gauner, dem seine Heimath zu viel Gendarmen und zu wenig enge Straßen bot; der Falschmünzer, der an englischen Banknoten zu Grunde ging, aber für türkische Kaims» noch hinlänglich geschickt ist; drr Möidrr, den daheim die Furcht vor dem Galgen nicht rasten ließ. Die Würfel klappern, di« Karten fließen, drr Wein fließt reichlich ohne Unterlaß, in düsterer Leidenschaft glühen alle Gesichter. Welche Studien für einen Maler I Vor un» mit weißem Bart« rin Pole, wettergr furchte, narbruzerrissene Züge; wohl mehr al» «inen Feldzug hat er durchge- Nachcur zu gebrauchen beabsichtigen sollte, dem Kaiser eine Einladung überreicht und die freundlichste Aufnahme zugefichert. — Die Präsidenten der beiden Häuser deS ungarischen Landtags, Graf v. Apponyi und Koloman v. Ghyczy, sind heute mit dem Frühzuze von Pesth hier eingetroffen. Mit denselben sind zehn unga rische Magnaten, darunter Graf Ferd. Zichy, Graf Franz Szechenyi u. A. m, eingetroffen. Gleich nach der An kunft haben die beiden Präsidenten dem Hofkanzler Baron Bay einen Besuch abgestattet. Der Empfang der Prä sidenten bei Sr. Maj. dem Kaiser fand heute Mittag ^2 Uhr und zwar in öffentlicher Audienz statt. Die Präsidenten trugen ihr Nationalcostüm. Die Entgegen nähme der Adresse geschah in Gegenwart der Minister, Hofchargen und Garden. Nach der „Pr." überreichten die beiden Präsidenten die Adresse mit einer Ansprache, in welcher sie, die Motionen, auf deren Grundlage die beiden Häuser deS ungarischen Landtags die Abänderung der Adresse votirten, umschreibend, ihr Bedauern über die Auffassung ausdrückten, welche die frühere Adresse gefunden. Ee. Majestät sprach Allerhöchstseine Befrie digung über die Abänderung der Adresse und die Hoff nung au», es werde auch bei den weitern Verhandlungen derselbe Geist der Mäßigung walten. Sodann eröffnete Er. Majestät den Ueberbringern, daß der ungarische Land tag durch königliches Reskript die Antwort de» König- und Kaisers erhalten werde. Ee. Majestät sprach un garisch. — Der k. k. Botschafter in Pari-, Fürst Richard Metternich, ^»t einen vierwöchentlichen Urlaub erhalten, wird Ende Juli in Wien eintreffen und sodann auf einige Zeit nach KönigSwart sich begeben. Agram, 8; Juli. (W. Bl.) In der heuttgen Land tagssitzung t-urde die Debatte über die ungarische Unionsfrage fortgesetzt, woran sich acht Redner, darunter der Präsident Mazuranitsch, beiheiligten. Morgen dürfte die Debatte geschlossen werden. Stipelitsch, welcher sich da hin auSsprach, man solle die Umgestaltung deS Grenz institute» hier nicht besprechen, sondern der höh^rn Ent scheidung überlassen, wurde beim HerauStreten auS dem SitzungSgebäud« vom Publicum mit Acußerungcn deS Mißfallens empfangen. Agram, 9. Juli. (Boh.) In der heutigen Land- tagSsttzung haben meist Vertreter drr Grenze gespro chen. Eie baten den Ban um seine Vermittelung bei Er. Majestät, daß da» jetzige Militärgrenzinstitut ab geändert oder gänzlich Umgrstaltet werden möge. Mor gen wird wahrscheinlich die Generaldebatte in der nnga- rischen Unionsfrage geschloffen. Venedig, ü Juli. (A.Z.) Heute ist drr Erzher zog Albrecht mit der Erzherzogin Hildegarde und de ren Töchtern von Wien hier angrkommen. Sie gehe» heute noch nach Vicenza ab. Auch der Erzherzog Heinrich befindet sich seit heute Morgen in Venedig. — Gestern Abend brach in dem kaiserlichen Landarsenal Feuer au», da» jedoch gleich gelöscht wurde, ohne Schaden angertchtet zu haben, da bloS ein Theil deS dort aufgrhäuften unbrauchbaren Holze» verbrannte. E» ist die Meinung vorherrschend, daß da» Feuer angelegt war. >1 Berlin, 9. Juli. Wie man vernimmt, wird die Krönung de» hohen Königspaar» am 18. October, dem Jahrestage der Leipziger Völkerschlacht und der Geburt de» Kionprinzcn königl. Hoheit in Königsberg erfolgen, und sollen mit dieser feierlichen Ccr.monie Feste verbun den werden, die sich auch an den Einzug in Berlin knüpfen werden. Die großartigen Festlocalttäten de» hie sigen königl. ResidcnzschlosseS sind jüngst bekanntlich zum Abschlüsse gekommen Ihre Maj. die Königin Witwe wird erst nach beendeten KrönungSfeierlichkeitcn wieder in Potsdam «intreffen. — E» ist die Rede von der Er richtung der Stelle eine» Generalinspector» der Cavalerie, wie sie bereit» für die Artillerie, die In genieure und Festungen besteht. Der letztern General- inspcctor, Fürst Wilhelm v. Radziwill (Nachfolger v. Brese Winiary'S), macht jetzt seine dienstliche Rundreise und war zuletzt von Stettin nach Danzig gegangen, ää lalus ist ihm der bekannte Jngenieurgencral v. Prittwitz- Gaffron gegeben. — Der als Führer der „Lorelei" be kämpft, wohl mehr al» einmal hat er seine Hoffnungen scheitern sehen, aber er hofft noch. Der Traum vom weißen Adler des Polenkaiserthum« ist so schön; der Greis, der auf Erden Nichts mehr hat, al» diesen Traum — er träumt weiter. All' seine gläubige ^Zu versicht, all' sein felsenfeste» Vertrauen strömt er au» in begeisterter Rede an seine Nachbarn. Aber sie achten wenig seiner. In verbissenem Grimm sitzt der Eine — rin Sohn Mittelitalicns ist er der Sprache nach —, da» Haupt auf die Faust gestützt, und starrt mit lodern dem Auge wild vor sich hin. Schüchtern blickt der Knabe an seiner Seite zu ihm empor; diese zarte, weiße Hand hat wohl noch keinen Degen gezogen, zierllichere Finger hat keine Signorina. Noch schmückt kein Flaum den schönen Mund, dessen rosige Lippen in ihrem Glühen und Schwellen von süß.r Liebe erzählen, aber in ihren scharfen Winkeln auch von manchem Schmerz. Ein Grieche sitzt auf der andern Seite de» Paare», blickt mit listigem Auge bald auf den Mann, für den er Flasche auf Flasche bezahlt, bald auf den Knaben, dessen Brust hoch wallt unter drr knappen Weste» dessen schwarze Augen unter den schwungvoll gezeichneten Brauen erglühen, aber nicht, wie die des Landlmanne», in wildem Haß. Er ist von wunderbarer Schönheit, dieser junge Sohn Italien». Wie kommt er hierher unter die Verbannten und Geächteten? Hat e» hinter dieser blendend reinen Kinderstirn schon Raum sür politische Systeme? Haben diese Augen mit ihrem schmachtenden Liebe-blick schon Schlachtfelder gcschaut und leichenbesäte Straßen, wie die Augen dieser Andern au» Pari» und Neapel, au» Warschau und Wien? — Er hört nicht aus die Prophe zeiungen de» alten Polen, auf die wilden Erzählungen der Honved», aus die Flüche der vertriebenen Juni kämpfer, — er blickt nur aus den finstern Genossen, der seiner nicht achtet, und seine Augen glänzen feucht.
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