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Dresdner Journal : 11.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-11
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1861
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V 2t2 Idosnemeilwprrtse: b Hilf. u> tzilfr. io Iw >-i»>irt.- I ,. 10 „ „ ., Itritt kort 006 I^uii»tii^U io vrwä»»: tb f vtewpeloo- lüio»>rlo«, kioinu>«7n: 1 blxr. ' -ebl»x vioru »nftrotnlprtise: tz'ie 6«o lioum einer xeipoiteoeo 2»ile: 1 Isxe. Uot«r „Lioxesooät ' <Ii« 2»il«: 2 klxr. Lrschriiu«; Ot^Iieb, mit Ka»o»bm« ä«r 8000- ovä k'olsrl»»«, Xdsoä, kür ck«o kolxeoäeo I Mittwoch, den 11. September. 1861 Dres-nerÄnrrml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. rnsrratenanmchme auBwärt«: k'o. Lomoo^orro», Oommlssioaiie üe» Dreeüoer ^ourool»; «krn<Io»«Idi>l: tl. Lltoo»: Iltieeosroi» L V>,; Lerlio: l>»ueiv»'»ct>« ltor^onrro » It»r> »u> Lr«w«o! ti. 8ciii.oiro; krookkort ». U.! »rüe Nnr>i>i»»<iin»is; LVIoi Koc>l.M N^ororo; kori«: v. (28, rue <te« boo» eokoos); kr»^: t>». tiooi-ico', Ijucliüooülullx. Herausgeber: kköoixl. Lipeäilioo ckes vresüoer ^oorool», l>re»6«o, L1»rieo«tro»«» kkr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 9. September, be. Majestät der König haben allergnädtgst geruht, de« bisher in Wartegeld ge standenen Hauptmann von Schönberg von der Infan terie, die weger überkommener Invalidität erbetene Ent lassung aus der A mee, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armeeunisorm, zu be willigen, und dir Leutnants Roth mal er und Kryße- litz vom Fuß Artil'erie-Regimente zu Oberleutnants zu ernennen. DreSdeu, 9. E ptember. Mit allerhöchster Geneh migung ist die zur Erledigung gekommene Rentbramten- stelle zu AugustuSbu.g vom 1. September d. I. an dem Bürgermeister zu Schöneck, Friedrich Wilhelm Finke, übertragen worden. Verordnung der Ministerien deS Innern und dcS CultuS und öffentlichen Unterrichts, vom 7. September 1861 dcs medicrnische Studium betreffend. Nach der mit der letzten Ständeversammlung getrof fenen V« einbarung liegt es in der Absicht, in den hin sichtlich t rS Studium« der Heilkunde und der Berech tigung zu deren Ausübung dermalen bestehenden, auf den Mandaten vom 3V. Januar 1819 und vom 1. Juni 1824 berr hrnden Einrichtungen mehrfache Veränderungen eintreten ^.u lasten, welche unter andern und zunächst die Aufhebung deS, in jenen Gesetzen für diejenigen, die sich die Besäht ung zur Ausübung der Heilkunde in der Eigenschaft al» Arzt zweiter Elaste (urerlio. prnelicu«) oder bloßer Wundarzt aneigncn wollen, vorgeschriebenen Bildung»we„» bedingen werden. Um den Uebergang zu dt.ser neuen Ordnung der Dinge auf dem Gebiete d«S Mediein rlwesenS in Zeiten vorznberetten und zu vermitteln, wird, unerwartet der weiteren AuSsührungSmaaßregrln, mit Allerhöchster Ge nehmigung E. Majestät deS Königs von den unter zeichneten Ministerien hiermit Folgende« verordnet: 1. Bon Bekanntmachung gegenwärtiger Verordnung an finden Aufnahm n bei der chirurgisch-m dictnischen Aka demie zum Behuf de« medictnischen Studium- überhaupt nicht mehr statt. Die Aulastu», von solche», welch«, ohne die Ausbil dung zur Ausübung der äußer« und inneren Heilkunde zu beabsichtigen, im Jntrreffe ihrer sonstigen Berufs zwecke nur an einzelnen, in die noch gangbaren Lehr ern se fallenden Unterrichtsfächern sich zu brrherligen wünschen, ist hierdurch nicht auSgeschlosten. 2. Bet der Universität Leipzig kommen die bisher aus nahmsweise gestattet gewesenen Jnscriptionen als soge nannter 8lu6in«u!? cbirurxiae von dem nämlichen Zeit punkte an in Wegfall. Die Beibringung dcS Maturitätszeugnisse- ist fortan unbedingt»- Erfordcrniß der Jnscription auch für die jenigen, welche sich dem Studium der Heilkunde auf der Universität widmen wollen. 3. Auf den Studiengang und die sonstigen Verhältnisse derjenigen, die bis zu dem unter 1 gedachten Zeitpunkte entweder bei der chtrurgisch-mrdicinischen Akademie oder, ohne beigebrachtrs MaturitätSzeugniß, bei der Universität Leipzig für da» Studium der Mediein bereit» tnscribirt worden sind, bleiben die obigen Bestimmungen ohne Ein fluß. Hiernach haben sich Alle, die eS angeht, gebührend zu achten. Dresden, am 7. September 1861. Die Ministerien des Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Freiherr von Beust. vr. vou Kalkensteiu. Schmiedel, S. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. AkttllUgsschan. (Morning-Herald.) Tagesgeschichte. Wien: Antwort des Kaisers an die Adrrßdeputation. Befinden der Kaiserin. Ausschuß anträge in konfessionellen Angelegenheiten. Anstellung disponibel gewordener Beamten. — Triest: Wahl resultat. Eine neue Panzcrfregatte. — Pesth: Vom Oldenburger Comitate. Die rumänische Bewegung. Rescript bezüglich der Auslösung de» Pesther Comt- tatS. — Agram: Vom Landtage. — Berlin: Be vorstehende Abreise deS Königs. Ordensverleihung an den Sultan. Fürst Gortschakofs. Zur Krönung. — Stuttgart: Vom volkSwirthschaftlichen Congreß. — Kassel: Der Typhus im Abnehmen. — Weimar: Vom Hofe. SchwurgerichtSsitzungrn. Grabdenkmal für Kühmstedt. Vermischte Nachrichten- — — — Bremerhaven: Ankunft der preußischen Flottille.— Paris: Aus Biarritz. — Turin: Reise deS Königs aufgeschoben. Die Verletzung der römischen Grenze. Garibaldi und Kossuth im Ministerrath. — Neapel: Die Lage. — Rom: Die Vorgänge an der neapoli tanischen Grenze. — Genf: Der Grenzconflict. — Madrid: Reorganisation in San Domingo. — Lon don: Reformen im diplomatischen Dienste. — New- Bork: Vom Kriegsschauplätze. Erklärung zu den Paß- vorschristen. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Plauen. Oclsnitz. Gcithein.) vermischtes. Mngesandtes. Ltattstik und Lolkswirthschatt. Feuilleton. Inserate. Tagesneuigkeiten. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Ragusa, 9. September. (Tel. d. Pr.) Dem vernehmen nach find Derwisch und Mehewetz Pascha gestern Mittag mit Truppen von Zubzt aufge- krochen und Haden sich gegen Trrbinje gewendet Cattaro, Montag, S. September. Türkisch« Truppen concentriren sich in Trebinje. Die Mon tenegriner schaffen Kanonen nach Grahowo. Gestern hat in Cettinje eine Versammlung aller Nahirn- häupter stattgefunden. Man glaubt an einen bal digen Angriff seitens der Montenegriner. Dresden, 10. September. Die englischen liberalen Blätter, voran die „Morn.- Post", welche sonst in Allem der „nationalen" Presse m Deutschland da« Wort reden, Oesterreich schmähen und mit Ungarn und Italien sympathistren, nehmen bekannt lich in den Fragen, welche wirklich das deutsche Inter esse sehr tief berühren und nicht auf leere Partei-Vellei- täten und Demonstrationen hinauslaufen, eine sehr anti deutsche Haltung an. Wir erinnern z. B. an die An gelegenheit der Elb - Herzogthümer. J»tzt zeigen sie sich auch sehr erbittert gegen den Gedanken, die preußische Flotte zu verstärken. „Morning - Post" namentlich, welche dem Partei-Eifer in Deutschland früher alle An erkennung zu Theil werden ließ, will in diesem Punkte von einer Stärkung der preußischen Machtstellung gar nicht» wissen. Sie nennt daS maritime Bestreben Preu ßens eine Professorenlaune, spricht den Deutschen alle SemannStüchligkeit, Preußen allen Beruf zur Seemacht ab und droht selbst damit, daß die übrigen Seemächte eine deutsche Seemacht, welche die Ostsee beherrschen könnte, nicht zugeben würden. Die übrigen liberalen englischen Blätter haben solche Auslastungen keineswegs gerügt. Endlich finden wir aber eine Antwort auf jenes gehässige Geschrei nicht in einem liberalen Organe, sondern in dem conservativen „Herald", demselben Blatte, welche« die deutsch-dänische Streitfrage mit anerkenncnSwerthrr Mä ßigung behandelt, dem guten Einvernehmen zwischen den beiden deutschen Großmächten da» Wort redet, die öster reichische Regierung gegen die ungarische Opposition unterstützt und sich nicht unbedingt auf die Seite der Pirmontisirung Italien- schlägt. DicS Blatt sagt im Wesentlichen: „Für un-, dir wir eine halbe Million nach der andern auf KriegSlrviathan» auSgeben, haben die deutschen Groschensammlungen zum Bau eine» Kanonen boot« etwa» Komische«. Aber wenn man bedenkt, daß Preußen jährlich nur ungefähr 150,000 Pfd. St. auf seine Seewehr verwendet, so erscheint ein Zuschuß von 240,000 bis 300,000 Pfd. St. gar nicht zu verachten. Der ganze Plan hat sowohl in England, wie in Frank reich eine sehr unnöthtgr Gereiztheit und eine sehr unver nünftige Kritik hervorgerufen. In demselben Athcm wird er al« daS unausführbare Ideal benebelter Professoren verspottet und al« eine Gefahr für den europäischen Frie den denuncirt. Gesetzt, daß Preußen seine Seemacht erheblich zu vergrößern vermag, so hat eit ein vollkom mene» Recht dazu. E» hat einen langen Küstenstrich, der ihm selbst, und einen noch länger«, der seinen Ver bündeten gehört, zu beschützen; es hat wichtige Interessen in der Ostsee, und eine große Handelsmarine, die An spruch auf Schuh hat. Es will nicht zu aggressiven Zwecken eine Seemacht werden, sondern sich nur für den Fall, daß dir schleswigschc Frage zu einem Kriege führen sollte, in DertheidigungSzustand gegen die skandinavischen Mächte setzen. Eine Seemacht wird nicht in ein, zwei Jahren geschaffen. Generationen müssen vergehen, ehe eine deutsche Flotte den vereinigten Flotten Skandinaviens gewachsen wäre; und Europa hat nicht den entferntesten Grund, den deutschen Flottenbau zu fürchten, und nicht da» geringste Recht, dagegen Vorstellungen zu erheben. Nur von einem Gesichtspunkte können wir die Bewegun gen mit einigem Mißfallen betrachten: e» ist nicht an genehm, auf alle« Seiten den Wunsch nach neuen Zer störung-Werkzeug«« zu bemerken, und die Deutschen, di« sich so lange ohne Krieg-flotte beholfen haben, könnten mit ihrem Geld« etwa» Bessere« anfangen. Aber welch« Nation hat da« Recht, in dieser Beziehung den Deutsch«« Moral zu predigen? Ei« ministerielle» Blatt, welche» jüngst mit der widersinnigen Idee auftrat, daß England »nw Frankreich der preußischen Regierung wegen de» Baue» einiger Kanonenboote Vorstellungen machen soll ten, sagt, daß die Deutschen keine Seeleute seien, und schießt damit einen Bock, der selbst in seinen Spalten selten übe:troffen ward. Die HandclSschifffahrt Preu ßen» allein zählt einige 10,000 Seeleute, während die der andern deutschen Staat n einige 20,000 tüchtige Ma trosen beschäftigt. Aber deutsche Seeleute findet man unter vielen andern Flaggen. Eine große Anzahl deutscher Mattsten dient auf englischen und amerikanischen Schis fen. Bei solchen maritimen Hilfsquellen ist Deutschland berechtigt, eine respectable Kriegsflotte zu halten, und der Mangel derselben könnte ihm bei der gegenwär tigen Lage Europas erhebliche Verlegenheiten verui fachen. Eine deutsche Flotte kann keine Drohung für un» sein. Sic möge schneller wachsen, al» je eine Flotte wuchs, und die unsre möge stehen bleiben, und sie wird un« doch nicht weh thun können. In jedem europäischen Kriege wird überdies die deutsche Flotte auf derselben Seite, wie die englische fechten. Es ist fast unmöglich, einen Krieg mit Deutschland anzustiftcn, selbst wenn beide Nationen noch so sehr Lust dazu hätten. Wir haben keine feind lichen Interessen, und reckt viele, die absolut identisch sind. Alle«, wa« Deutschland stärker macht, vergrößert unsre Stärke." Tagesgeschichte. Wien, 8. September. (W. Bl.) Heute uin 2 Uhr Nachmittag« wurde die Adrrßdeputation dcS Abge- ordneteuhause» von Er. Majestät dem Kaiser, dessen Rückkehr von Ischl heute früh ersolgt ist, empfangen. Er. Majestät geruhten auf die Bitte de« Präsidenten l)r. Hein, die Adresse huldreichst entgex ennehmen zu wollen, Nach stehende» zu erwidern: „Die eben vernommene Ansprache de« Abgeordnetenhauses be stärkt mich in der erfreulichen Ueberzeugung, daß dasselbe mich nicht nur verstanden hat, sondern auch selbst verfassungstreu Ker trauen zu meinen wohlwollenden Absichten hegt. Da« Hau« stimmt meinen Grundsätzen gesetzlicher Autonomie der in naturgemäßer Einheit verbundenen Königreich« und Länder vollkommen bei, hat aber andrerseit« ebenso richtig erfaßt, daß diese Autonomie an eine Bedingung ihrer Möglichkeit, an die gewissenhafte Erfüllung der gemeinsamen Pflichten gegen da« mächtige Ganz«, gebunden ist. vir Anwendung diese« Prinrip« auf Diejenigen, welche da«, selbe verkennen oder mißachten wollen, ist allerding« eine Noth- wendigkrit, aber ich hoffe, sie wird sich auf mdglichst enge Gren zen beschränken lassen, und der Erfolg wird die überwältigende Macht seiner Wahrheit und Gerechtigkeit an den Lag bringen. Dem Vaterland« zum Heil und seinen abgeordneten Vertre tern zur Ehre gereicht die Hingebung, mit welcher sie auf dem festen Boden der Verfassung, unter dem versöhnenden Einflüsse der brüderlichen Gesinnungen, von denen da« Hau« sich beseelt erklärt, ihre Pflicht zu erfüllen entschlossen find, und die zuversichtliche Offenheit, mit welcher sic diese« aussprechen. Ich danke dem Hause für diese Kundgebung der Loyalität und de« Patriotismus und bleibe demselben in kaiserlicher Huld und Gnade gewogen " — (W. Z.) Ein Telegramm au» Korfu giebt aber mals Nachricht über da» anhaltend befriedigende Vorschreiten deS Gesundheitszustandes Ihrer Majestät der Kaiserin, auf welchen besonders die Seeluft sehr günstigen Einfluß übt. — Am 5. d. M. unternahmen Ihre Majestät in Begleitung Ihrer k. Hoheit der Erbprinzcsstn zu Thurn und Tari» auf dem k. k. KricgSdampfer „Elisabeth" einen Ausflug nach der Insel Zante und kehrten am 7. d. M. wieder nach Korfu zurück. — Der Ausschuß de» Abgeordnetenhauses, welcher mit den Vorarbeiten zur Regelung derconfessionellen Angelegenheiten betraut ist, hat sich zu riner Reihe von Anträgen geeinigt, deren hauptsächlichste der „Presse" zufolge lauten: „Jedermann ist die volle Glauben«- und Gewissen«- frritzeit gewährleistet. Niemand kann gezwungen werden, seine religidse Ueberzeugung zu offenbaren. Dir häuslich« Ausübung de« ReligioXdekenntalffe« steht Jetrrmann ungehindert zu. Einer srdeo -esetzUch anerkannten Kirche und Religionsgenoffenschaft steht da« Recht der öffentlichen Religionsausübung, vorbehaltlich jedoch der ndthigen Maßregeln zur Sicherung der dffentlichen Ordnung und Ruhr zu. „Allen Kirchen und Religion«genossenschaften ist vom Gesetz gleicher Schutz und gleiche« Recht verliehen. S« giebr keine durch den Staat bevorrechtete Religion. Jede Kirche und Religwnrgesellschaft ordnet und verwa lt et ihre Angelegenheiten selbstständig, bleibt im Besitze und Genüsse ter für »hre Lultut-, Unterricht«- und Wohllhätigkeitlzwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fond«. „Kirchen und Religionsgenossenschaften sind den allgemeinen Staatsgesetzen unterworfen. Auch steht dem Staate das Recht zu, bezüglich kirchlicher Angelegenheiten, welche und soweit sie da« öffentliche Interesse berühren, Anordnungen zu erlassen. Der Einfluß jeder Kirche und Religionsgenoffenswast in den Volk«, und Mittelschulen ist auf den Unterricht in der bezüglichen Religion eingeschränkt. Die Vorträge in der Religionswissenschaft an Universitäten sind von dem Einflüsse der Vorsteher und Diener jeder Kirche und ReligivnSgenossenschaft frei. „Die Gesetzgebung in Absicht auf Shea ngelöbnisse und die Ehe, soweit »« sich um ihre rechtliche Giltigkeit und ihre bürgerlichen Wirkungen handelt, steht dem Staate allein zu und er übt die bezügliche Gerichtsbarkeit in Ehesachen durch weltliche Gerichte au«. Dem Landetfürsten stehen in Ansehung der Er nennung, der Wohl oder de« Vorschläge« in einer Kirche oder Religion«gesellschafk diejenigen Rechte zu, welch« deren Satzung ihm al« solchkm einräumen oder ihm in Gemäßheit derselben insbeson dere gewährt werden. „Alle Vorsteher und Diener einer Kirche oder Religionsge- nossenschaft haben vor dem Antritte ihre« Amte« dem Kaiser den Eid der Treue und de« Gehorsam«, wie der genauen Beobach tung der Gesetze und gewissenhafter Erfüllung der Pflichten zu schwören- Vereinigungen in einer Kirche oder Reiigionsgrnsssen- schäften, deren Mitglieder zufolge feierlicher Gelübde nach einer bistimmten Regel unter einer Oberleitung gemeinschaftlich leben Feuilleton. DaS anatomische und ethnologische Museum von I. W. Reimers. 'Die Entscheidung der Frage, wie weit die Wissen schaft überhaupt populär gemacht werden kann und darf, stößt bet der Mediein auf besondere Schwierigkeiten und werden gerade hier die nothwendigen Grenzen nur allzu oft überschritten. In neuerer Zeit haben cS sich nament lich einige Aerzte sehr angelegen sei» lassen, den Laten immer weiter in da- Gebiet der Mediein hinrinzuziehen, und e« versucht, durch eine möglichst populär gehaltene Belehrung ihm über den Bau und die Thätigkeiten seine» Körper-, über da- Wesen der Krankheiten und deren ent sprechende Behandlung Aufschluß zu verschaffen. Unter demjenigen Theil des Publicum-, der da meint, daß man «ine Wissenschaft ohne alle gründlicher» Dorkennt nisse, so zu sagen spielend erlernen und erfassen könnte, haben sich diese Aerzte nicht nur Dank und Beifall, son dern auch blind« Anhänger in ziemlicher Anzahl erwor ben. Die Erfahrung zeigt indeß, daß derartige populär- medtcinische Unterweisungen in der Regel auf sterilen Boden fallen und daß damit gewöhnlich nur ein« «in seitige, verkehrte Bildung erzielt wird, die in allen Fäl len, wo Gesundheit und Leben ernstlich bedroht sind, den Betroffenen im Stiche läßt, ja durch eine versäumte recht zeitige Befragung gründlich gebildeter Aerzte indirekt für ton schädlich werden kann. So viel steht wenigsten- fest, daß durch di« Lrctüre der in belletristische» Zeitungen «iedergelegten medieintschea Aufsätze, durch da» Studium populärer ärztlicher Rathgebrr und HtlsSbüchlein weder dem gesunden, noch dem kranken Menschen zur Stunde et» wesentliche- Heil erwachse» ist. Außerdem Hal da- Wort von Baco noch heute seine volle Giltigkeit. „Scionlia vdiler iidal» a Deo »detueil, prolunäiu» kausla sei eum reciueit." Ander» gestaltet sich die Frage, sobald wir von der praktischen Mediein abschcn und nur einen Theil der vielumfassenden Wissenschaft und zwar ihre wichtigste Grundlage — die Anatomie — ins Auge fassen. Wenn schon jeder gebildete Mensch ein gewisses, mehr oder weniger lebhastcS Interesse für die ihn umgebende Natur in sich trägt, so muß das Verlangen nach der Kenntniß von dcm Bau seine« eigenen KöipcrS um so eher eine Berechtigung finden. Der Nutzen, welchen die Befrie digung diese» Verlangens gewähren kann, wird allerdings nach dem schon vorhandenen Bildungsgrade de» Einzel nen sehr verschieden ausfallen müssen und von einem tiefer«, selbstbewußten Erkennen der unendlichen schöpfe rischen Weisheit bei Manchem bi» zu einem unbewußten Anstaunen und neugierigen Begaffen herabfinkcn. Viel leicht wiegt bei Leuten der letztern Klass- der nicht weg- zuläugnrnde Moralische Eindruck de» Gesehenen um so nachhaltiger, besonder- dann, wenn nicht nur normale, sondern auch gewisse krankhafte Verhältnisse dem Auge deS Körper-.und deS Geiste» vorg. führt werden. In jedem Falle aber wird die Kenntniß, welche der Laie durch den Anblick von Gegenständen der Anatomie über die complictrten Einrichtungen und Thätigkeiten seines Kör per- gewinnen kann, au» dem Grunde immer eine lücken hafte bleiben, weil ihm die Physiologie — die Lehre von dem Wirken de» Gerste» in der Körperwelt — fast voll ständig abgeht. So wenig man (wenn der Vergleich erlaubt ist) au» dem Anschauen der einzelnen Räder, Wellen, Schrauben, Stifte re. sich rin kearr» Bild von dem Gange einer Maschine oder Uhr zusammensetzen kan», ebenso wenig wird man au» dem Anblick der ein zelnen todten Organe de» menschlichen Körper» sich ohne Weitere» vorstellen können, wie alle diese Thelle im Leden zu einem harmonischen Ganzen zusammengreifcn, wre z. B. Kreislauf, Athmung, Verdauung, Absonderung eigentlich zu Stande kommen. Da die anatomischen Theater und Hörsäle dcm größern Publicum im Allgemeinen schwerer zugänglich sind, so muß die öffentliche Ausstellung eine» anatomischen Mu seums für alle Diejenigen ein willkommene» Ereigniß sein, welchen auch an einer gewissen physischen Selbst- erkenntniß etwa» gelegen ist. DaS zur Zeit hier aus gestellte anatomische und ethnologische Museum von I. W. Reimers gehört unstl eilig zu den besten und reichhaltigsten derartigen Sammlungen und verdient die ihm schon anderwärts zu Theil gewordene Anerken nung in vollem Maße. Ein ausführlicher Katalog dient dem Besucher al» Führer; an einer zerlegbaren sogenann ten „anatomischen VcnuS" werden außerdem die wich tigsten Organe de» menschlichen Körpers und ihre Functionen durch einen mündlichen Vortrag kurz erläutert. Au den wissenschaftlich besonders werthvollcn Gegenständen rech nen wir die in Spiritus ausbcwahrten Naturpräparatc, welche die Entwickelung des Menschen vom ersten Em bryonalzustande an bi» zur vollen Reife de» Kinde- dar stellen; ebenso befinden sich unter den Skeleten au» der Fötalperiode ganz ausgezeichnete Erernplare. Die injicir- ten und die aus Wachs gefertigten Präparate sind theil- wei» etwa» zu plump und grob-sinnlich ausgefallen, so daß sie sich bei dem Anatomen von Fach nicht durchgän gig einer besondrrn Bewunderung erfreuen dürften; für da» Bedürfniß de» Laien sind sie jedoch vollkommen aus reichend. Bei der Darstellung de» Blutkreislauf- hätten wir die wichtige Unterscheidung des großen und kleinen oder de» Körper« und Lungenkreislauf- sowohl in der Sammlung, al- im Katalog schärfer hervorgrhoben ge wünscht, ebenso hätte über die Haargefäße und Saug adern etwa» mehr geboten werden können. Ein grober anatomischer Schnitzer ist e», wenn S. 20 de» Katalogs behauptet wird, daß da- zu reinigende Blut von der Lungenblutader durch die Lungen geführt werde und dann durch die Lungenschlagader wieder zum Herzen zurück gehe. Die Erklärung de» grauen Staar» al» „einer vor dem Sehloch stehenden weißen Haut" hätte mit noch weniger Worten richtiger gegeben werden können. Be treffs der Anordnung der Sammlung sei noch erwähnt, daß die im Saale aufgehängtrn Abbildungen au» un unbekannt gebliebenen Gründen den darunter befindlichen Präparaten nicht entsprechen. In der ethnologischen Ab teilung befinden sich viele vortreffliche, ganz charakteristsch wied.rgegebcne Köpfe; der Engländer und die schwedische Dame, al» Hauptrepräsentanten unsrer kaukasischen Fa milie, gehören indeß gerade nicht zur Cröme der Gesell schaft. Da» Privatcabinet oder die Ecparatabtheilung, welche übrigens erst durch eine Nachnahme von 2'/r Ngr. zugänglich wird, empfiehlt sich wohl zu einem Besuche, nicht aber zu einer Besprechung in diesem Blatte. «st- Theater. Auch in Wien scheint die Stellung ästhetischer Beiräthe am Hofbühnen-Institut sich, wie bereit» früher an andern Orten (z. B. in Berlin) al- unerträglich au-zuweisen. Herr Professor HauSlick ist auf sein wiederholte» und dringendes Ansuchen seine» Posten» al» Beirath am Hofoperntheater mit bestem Danke enthoben worden. — Au» Pari» schreibt ein Corrrspondent der „Jn- dnpendanee", daß in dem „italienischen Theater" eine kleine musikalische Veränderung bevorstehe. DaS Orchester der Musiker soll aufhören, weil e» zu theuer kommt, und al» Ersatz de^elben eine riesige Alcrander-Orgel ringe- fühtt werden, die ebenso viel Lärm in den Verdi'schen Opern mache« wird. Solle einmal für die Quadrillen
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