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Dresdner Journal : 13.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-13
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 13.09.1861
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Adonnementsprrift: ^iiltpl!e?it. 5 1'klr. 10 Kxr. io S»elu»a.s Im Lu»l»o<!» y, )»krl.: 1 ,, 10 „ „ „ stritt ?o»t oock Uoootliek io vr««ä«ot Id Kxr. ( 8r«»mpelro- Linrsluv Kumm» rn: 1 K^r. 1 »et>l»x kiooo. »nftralenpretsr: kür äeo Roum «ioer xeipoiteoeo 2eUe: 1 Kxr. Unter „Lio^esooüt" äi« 2eil«: 2 K^r. Lrfchetoru: lit^iied, mit ^osookme ä«r 8ovo- ooä kriorl»^«, -tbeuä» kür äso kolxeoäeo 1»x DrrMerIo«nml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »«seralenannahmr mltwärt«: k». LoLitvirirri«, 6ommi»«Iooiir ä«» I)r«»äoer äournnls; ed«iä»»«It>»1: U. UV»ML»; Llkoo»: Vooi.»»; >»rtm: lloorivo iod« tiuekk., liiri!»»:r»«'» kureoo; Lr«m«o: L. 8ooi.orr»; kroollkort ». N.: 4»»o»»'»eke öocitkooälunx; Kilo: Xvour S»or»»»; korii: v. I>ö«»Kr»L» (28, rn« ä«» doo» eolooi); kro^t k». tioKl.ll!0'» üoeükooäloox. Herausgeber: llöoi^I. Lipeäitioo äs» I)re»äosr äooro»I«, vresäso, Itlsrieustross« Kr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 2. September. Ee. Majestät der König haben allergnSdigst geruht, dem Königlich Preußischen General Gartcn-Director Lenne zu Ean-souci bei Pots dam da- Comthurkreuz N- Elaste vom Albrcchtordcn zu verleihen. Dresden, 5. September. Seine Majestät der König haben allergnSdigst geruhet, dem hiesigen Zahnarzt, vr. mttä. Oskar Wien ecke, auf sein Ansuchen das PrSdicat als Hofzahnarzt zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Tastksgeschichte. Wien: Kammerverhandlungen. Die Kaiserin bleibt in Korfu. Tagesbericht. — Prag: Die Schulangelegenheit. Vermischtes. — Pcsth: Dementi bezüglich des Landtags. Herr Duscheck. ComitatSangc- lcgenheiten. Moderne Folter. — Hermannstadt: Agi tation für eine Adresse der Rumänen. — Agram: Vom Landtage.— Berlin: Zur Polizriangclegenheit. Mili tärisches. — München: Generalversammlung der katholischen Vereine. Kammervcrhandlungen. — — Weimar: Ein Pfarrer vom Amte suspendirt. — Bern: Wortlaut der französischen Beschwerdenotc. — Turin: Mobile Nationalgarden. — Genua: Ver haftungen im Neapolitanischen. — Madrid: Besitz ergreifung von San Domingo. — London: Eng lisch-französische Expedition gegen Mexico. — Korfu: Feier deS Napoleon! tage». — St. Petersburg: Der Kaiser und die Kaiserin in Scbastopol. — Warschau: Untersuchung wegen des Judencrawalls. Tumulluarische Austritte in Lentschitz. Herr Graß ge- mißhandclt. Markgraf Wirlopolsk, bestätigt. Amts enthebung. — Helsingsors: Protokollarische Er klärung bezüglich des Ausschusses für Finnland. TrltgraMsche Nachrichten. Prag, II. September. (Tel. d. Reichend. Z.) In der heutigen Stadtverordnrtensitzung wnrde die Tschechifirung aller Stadtschulen beschlossen. Der Antrag, in jedem Stadtviertel eine deutsche Schule zu haben, ging nicht durch. Die Deutschen vroteKirteu, verließen den Saal und wollen ihr Recht weiter suchen. Vgl. unte. „TageSgeschichtc". (Nach der „Boh." waren bei der Abstimmung 57 Mit glieder anwesend. Der Antrag, den Beschluß bloS auf die Schulen, die unter städtischem Patronate stehen, aus zudehnen, wurde abgelehnt. Der Antrag PinkaS', dem sich mehrere Mitglieder anschloflen, in jedem Stadttheile eine der bestehenden Schulen als deutsche zu erklären, vereinigte nur 20 Stimmen. Der Antrag >deS Stadt raths, vom nächsten Jahre an in sämmtltchen städti schen Schulen die böhmische Unterrichtssprache einzuführen, wird mit 33 Stimmen angenommen. Der Herr Bürgermeister bemerkt dabet, daß der heutige Beschluß deS Collegiums nur als ein berathcnder gelten könne; die Durchführung hänge von der Genehmigung der k. k Slatthalterei, resp. des f. e. Consistoriums ab.) London, Donnerstag 12. September. Die neuesten Berichte aus New Aork vom 31. Aug. melden, daß die Separatistenpartei in Kentucky immer mehr Boden gewinnt. Man glaubt, daß dir Truppen deS Süden- Washington angreifen werden. Bon Seiten der Bundesregierung wird rin Appell an das Volk zu Gunsten der Anleihe erwartet. Dresden, 12. September. Als die Flugschrift: „Der Kaiser, Rom und der König von Italien" kürzlich in Paris erschien, frohlockte die englische liberale Presse darüber und sah darin ein sicheres Anzeichen dafür, daß Frankreich bald den Papst ohne Unterstützung gegen Piemont lassen werde. Der Pariser Correspondent der „Post" schreibt nun Tag für Feuilleton. A. Hoftheater. Mittwoch den 1l. September wurde zum Besten des UnterstützunzSfonds sür die Wckwen und Waisen der Mitglieder deS k. Hofthcaters das Trauer spiel „Correggio" von Oehlenschläger neu cinstudirt gegeben. Die Wahl dieses Stückes, dessen Titelrolle Herr Emil Devrient übernommen hatte, gewährte einen literar historischen Rückblick, eine Vergegenwärtigung der beson der» und krankhaften Geschmacksrichtung in kurz ver gangener Zeitperiode, in der man dies romantisch didaktische und völlig undramatische Gedicht zu einem LieblingSstücke erkor, welches, von einem Dichter der Gegenwart geschrieben, in seiner dramatischen Nichtigkeit einer allgemeinen Verwerfung anheimfallen würde. Dies mitleiderregende, in Rührung schwelgende Künstlerdrama ist ein Product der schwächlich-süßen, verlogenen Senti mentalität einer verirrten Romantik, und statt den künst lerisch schaffenden Geist, das Genie seines Helden in den Augen deS Publikums zu erheben, erniedrigt eS den selben. Oehlenschläger hat ein abgeschmackter, unmög liches und aller wahren Tragik entbehrendes Märchen, da» lange vor ihm widerlegt war, zum Hauplvorwurf seines Stücke- genommen, hat die Verhältnisse Correggio'S — der für ein» feiner früher» Bilder*) bereit» hundert Ducaten erhielt, dem in Parma die wichtigsten Kunst arbeiten, die Malerei der Kuppel und Tribüne von S. Johann und der Kuppel im Dome anvirtraut war, und dessen „Jo und Leda" der Herzog von Mantua dem Kaiser Karl V. bei seinem Verweilen in Correggio schenkte — durchaus falsch dargestellt, hat endlich den Charakter de» genialen Meister», wie er in seinen Bil dern sich offenbart, höchst mißverstanden wiedergegebrn: *) Der h. Araneiteu« und Johanne« der Läufer (in Dretden). Tag, daß die englische Presse durch diese Flugschrift sich schmählich habe mystlficiren lassen; daß sie eine reine Privatspcculation gewesen; daß der „UttramontaniSmuS" im Rathe de» Kaisers die Oberhand habe und daß sich Napoleon Ul- leider „von seinen schlimmsten Feinden benutzen und betrügen lasse". Groß ist darüber die Ver stimmung in der liberalen Tagespressc. „Daily-News" entwirft ein Bild von der allgemeinen Unpopularität der kaiserlichen Politik bei Freunden und Feinden, bei Ita lienern und Oesterrcichcrn, bei Garibaldisten und Car- dinälen; sie zeigt, wie dieselbe die Dankbarkeit der Ita liener verscherze, um dafür den gefährlichen Undank der Reaction zu ernten; und im Hintergründe die unaus bleiblich werdende Revolution, „die mehr als eine irdische Allmacht hinwegfegcn werde" Die „Times" sagt zur Erklärung deS „Moniteur" über den unamtlichen Cha rakter der genannten Broschüre: „Wenn dem wirklich so ist, können wir nur sagen, daß es uns leid thut. Wir lasen das Pamphlet mit großer Befriedigung. Wenn eS nicht authentisch ist, so bleibt cS doch unwiderleglich. Es spricht die Ansichten des liberalen Europa auS und erkennt die „unerbittliche Logik der Thatsachen" an. Allgemein war dre Freude, als man glauben zu dürfen wähnte, daß die Ucbcrzeugungen, die es ausdrückk, end lich auch von Jenen getheilt werden, in deren Macht es liegt, ihnen eine praktische Folge zu geben. Der „Mo niteur" mag das Pamphlet vcrläugncn, aber der Ein druck, den eS hervorgebracht hat, wird unauslöschlich blei ben." Und am Schluß des Artikels bemerkt die „TimeS": „Trotz der Abläugnungcn des „Moniteur" wollen wir doch innig hoffen, daß dem Pamphlet doch eine oder die andere Entschließung des Kaisers zu Grunde lag. Er vermag mit einem einzigen Worte die römische Frage zu lösen und seinem eignen Werke durch Befestigung deS Königreich? Italien die Krone aufzusetzcn. Räuberet und Blutvergießen werden dann ein Ende haben, der Papst wi:d zu wahrhafter Unabhängigkeit gelangen, und die katholische Wett wird dadurch nicht mehr leiden, als Deutschland dadurch zu leiden hat, daß seine katholischen Erzbischöfe und Bischöfe nicht mehr zugleich Kurfürsten und Prinzen sind." Der „Hcrald" glaubt, daß die Broschüre doch nicht ganz und gar unamtlichen Ursprungs ist. Jene Stelle z. B., worin Venetiens Verhältniß zu Oesterreich mit Belgiens Stellung zu Frankreich ver- glrchen wird, trage das echt französische Gepräge. Es sei allerdings ein sehr grausam henkender Verglcich, aber ganz auf die französische Einbildungskraft berechnet; und recht die Art der kaiserlichen Politik sei cs, einzelne Re densarten und Stichwortc wie spät ausgehenden Samen gelegentlich und scheinbar absichtslos auezustreuen. Auf die Umstände komme es dann an, ob die Frucht gezeitigt und gepflückt wird oder nicht. Die Ansicht, welche die „Nordische Biene", ein russisches Blatt, zu Gunstender „Einheitsbestrebun gen Deutschlands" ausdrückt, dürfte wenig geeignet sein, der „nationalen" Partei zur Unterstützung zu gereichen. Nachdem sie die auf das „neu erwachte Leben" im Jahre 1848 gefolgte Reaction geschildert, ist si: der Ansicht, daß gegenwärtig, nachdem die liberalen Institutionen in Preußen sich befestigt haben, Oesterreich da» egen an Macht verloren hat, cs gar keine Frage mehr sein könne, Wem das Geschick Deutschlands anzuvertraucn sei, ob Preußen oder Oesterreich. Aller Blicke seien jetzt auf König Wil helm I. gerichtet, dessen hoher Weisheit und d.ssen Pa triotismus Deutschland seine Zukunft anvertrauc. Und die Hoffnungen der deutschen Nation wüt den in Erfül lung gehen, dasür bürge der Umstand, daß die Deutschen anfangcn, ihre nationale Tendenz nicht nur in Worten, sondern auch durch Thatcn an den Tag zu legen. Hierzu zählt die „Nord. Biene" die Bildung von Turn und Schützeuvcrcinen, wobei sie die beim Schützcnfrste in Gotha vom Herzoge Ernst gesprochene Rede citirt. Aber auch im Ausla.rde würden die nationalen Bestrebungen der Deutschen Unterstützung finden, namentlich beim Kaiser Napoleon. „Darum — so schließt der Artikel — legen wir der bevorstehenden Zusammenkunft der Herrscher von Frankreich und Preußen eine besondere Wichtigkeit bei, — und mit all' diesen Opfern der Wahrheit und Mög lichkeit ist er doch nur zu einem bedrückend langweiligen, unzusammenhängend«» Stücke gelangt, voll Rrflerioncn und widriger Sentimentalität, breitem Dialoge und Kunstanschauungcn. Bei den letzten mischt sich, in ge fälliger Form gegeben, trefflich Wahres mit Falschem, und der Gegenstand derselben entzieht sich auf der Bühne natürlich unsrer sinnlichen Wahrnehmung. Die Bilder betrachtung Correggio'S geht bisweilen ins Albcrne über, wie denn überhaupt die fließende Rhetorik Ochlenschlägcr's fortwährend von einem lyrischen Gcfühlsaufschwunge zur Ermattung, zur Trivialität des Ausdrucks und oft zu seltsamen, geschmacklosen Bildern herabsinkt. Nachdem die drei ersten Acte gewissermaßen ein Künstlcridyll völlig abgeschlossen haben, tritt ein zweiter Theil des Stückes höchst abgesondert hinzu, und nach einem schwachen vier ten Acte, in welchem uns auch eine gemeine Scene (mit dem vermeintlichen Gönner des Malers) geboten wird, kommt die widerwärtige, martervolle Schlußkatastrophe, die bei ihrem unbegreiflichen, den gesunden Verstand verletzenden dramatischen Ungeschick doch das Gefühl peinigt und in deren Ausführung doch zugleich das Talent des Dichters, wenn auch auf Kosten cdlern SinncS, ergreifend hervorbricht. Die Kritik über Oehlenschläzer's Dichtung — die übrigen- zu seinen schwächsten gehört — ist in den Literaturgeschichten unsrer vorzüglichsten Literarhistoriker und Arsthctikcr verzeichnet, und so wird jedes specicllcrc Eingehen flüchtigerer Tagcskritik entbehrlich. Doch sei das Interesse der Liwratursreunde auf eine ausführliche Betrachtung Tieck'S über die- Drama verwiesen, der — selbst rin Romantiker — alle Schwächen, Lächerlich keit und Krankhaftigkeit in demselben gründlich und ver werfend durchspricht. Die Ausführung der Hauptrolle, diese- demüthig be- und wir glauben, daß sie für ,die Verwirklichung der flammenden Hoffnungen der deutschen Nation günstige Folgen haben wird. Ja, cS unterliegt keinem Zweifel, Napoleon III. wird Wilhelm l. unterstützen." So da russische Blatt. Man muß dem Ausland Unkenntniß unsrer Verhältnisse zu Gute halten. Die „nationalen" Partristkllungen sind jedenfalls daran schuld, wenn man im Ausland« solche Uriheile abgicbt. Tagesgeschichte. — Wien, 11. September. Die gestern im Abge- ordnetcnhause vom Prof. Brinz u. 52 Abgeordneten eingcbrachte Interpellation, die Jesuitcngymnasten betref fend, weist darauf hin, daß nach Inhalt deS Gesetze» vom 24. Juli 1856 die wissenschaftliche Befähigung derjeni gen Männer, welche sich um die Stelle eine» ordentlichen Gymnasiallehrers bewerben wollen, durch eine Prüfung ermittelt werden soll, zu deren Abhaltung das Ministe rium sür CultuS und Unterricht Prüfungscommissionen in verschiedenen Hauptstädten der Monarchie creirtc, und daß ein Erlaß des Unterrichtsministeriums vom 2. Febr. 1855 in einer derart gesetzlich erprobten Lehrbefähigung die unerläßliche Bedingung sowohl für die gedeihliche Entwickelung der Gymnasien, als für die Ertheilung de» OcffcntlichkcitSrechtcs erblickt. So definitiv und allge mein nun aber auch jenes Gesetz laute, und so gerecht und wahr die Grundsätze seien, von denen obiger Er laß auSgchc, so habe sich doch ergeben, daß mehrere, dem Orden der Gesellschaft Jesu angehörige Gymnasien, wie die zu Feldkirch, Ragusa, Kalocsa, Linz, Mariaschein, mit dem Rechte der Ocffentlichkeit auSgestattct wurden, ohne daß die an denselben angestellten Lehrer zur Ablegung der eingangs erwähnten Prüfung verhalten wurden. Ja eS solle dem genannten Orden gegenüber von dem Ge setze nicht bloS factisch Umgang genommen, sondern die ser ausdrücklich diSpcnsirt worden sein, wobei freilich im Unbestimmten gelassen werde, ob diese Vergünstigung auf allerhöchster Genehmigung oder blo» ministerieller Ver fügung beruhe. Infolge dessen richtet die Interpellation an den Herrn Staatsminister die Fragen: 1) ob und was für Begünstigungen der Jesuitenorden in Ansehung der Gymnasien annoch genieße; 2) ob das Ministerium dieselben noch länger zu dulden, oder wa» eS gegen die selben rorzuk.hrcn gesonnen sei's — Eine zweite Inter pellation vom Abg. Schindler und Genossen ist an den Handclcminister gerichtet u. fragt an: a) ob die hohe Re gierung nicht gesonnen sei, im Sinne deS allerhöchsten Handschreibens vom 5. November 1859, am besten im Wege der Gesetzgebung, jene activcn Staatsbeamten, welche bei der Verwaltung von Actien- oder andern Er- wcrbsgeflllschaften mit Gcwinnanthcilcn u. dergl. ver bundene Stellen angenommen haben, zur Niedcrlegung dieser Stellen zu verhalten und die ausgezeichneten Er fahrungen und Fachkenntnisse solcher hervorragender Ca- pacitälcn in objektivster Unbefangenheit dem allerhöchsten Dienste und somit dem allgemeinen Wohle wieder unge- theilt zurückzusühren, oder ob d) dieselbe es nicht vor ziehen würde, in gleicher Weise jene erwähnten Capaci» täten ihr.m obenbczeichnctcn, privativer» Wirkungskreise in Zokunft gänzlich zu überlassen? Minister Graf Wicken burg hat die Beantwortung dieser Interpellation sür eine der nächsten Sitzungen zugcsagt. — Hieraus wurde die allgemeine Debatte über das Gemeindegefetz fortgesetzt, ohne jedoch heute zu Ende gebracht zu werden. Die Frage der Aus scheidung oder Nichtausscheidung des Großgrundbesitzes aus dem Gemeindeverbande bildete auch heute das Hauptthema, das die Redner variirten. Die NichtauSschcidung fand in Herrn Baron Kalchbcrg, die Ausscheidung hingegen in Herrn Grafen Belcredi ihren hervorragendsten An walt. Man darf Wohl die Anschauungen deS Grafen Belcredi als den G.sinnungsauSdruck seiner Standesge- nossen auf der „Grafenbank" und unter der polnischen Fraktion anschen und denselben infolge dessen eine er höhte Bedeutung beimcssen. Ein von dem Abg. Ober- leithncr gestellter Antrag auf Beseitigung der RcgierungS- scheidencn, kläglich bediückten und kindisch unbeholfenen Mannes,«der mit einem früher erlittenen Blutsturze ein geführt wird und mit einem zweiten endet, und selten auS dem weich erregten und in Thr'ncnstimmung über schwankenden Rcdctone hcrauSkommt, ist schwierig, wenn man dabei die Würde deS hohen Kunstnaturclls, die der Dichter so mißachtet hat, einigermaßen retten will. Auch kann ein thcilnehmcndcr Zuschauer cS Correggio schwer verzeihen, daß er nicht einen Lastträger zum Tragen sei nes KupfersackcS dingt oder die Scheidemünze bei einem Wechsler umsetzt, der damals sür Parma viel weniger ein Anachronismus war, als niederländische, fast ein Jahrhundert später gemalte Bilder auf jeiner dortigen Privatgalerie. Herr Emil Devrient verlieh dem Correggio in sehr vollendeter Durchführung jene Noblesse und künstlerische Idealität, jenes treuherzige Gemüth und jenes nach inne» gekehrte, poetisch träumerische und physisch leidende Wesen, wodurch die Schilderung deS Dichters thcilS erfüllt, thcilS zu ihrem Vortheil modi- ficirt und ergänzt wird. Ganz vortrefflich grb Herr Winzer den rauhen, schroff ungestümen Michel Angelo, dessen Charakter auch vom Dichter — obwohl zu niedrig gegriffen — doch noch am wirksamsten gezeichnet ist. Den weltgewandten G'.ulio Romano müßte Herr Maximi lian etwas weniger jugendlich und vornehmer halten. Fräulein Ulrich gab die unbedeutende Nolle der Maria mit wa mer, feiner Empfindung. Fräulein Guinand rcpräsentirte die junge Kunstenthustastin, die gleichsam als Muss plötzlich in die Scene cinbricht, nur um dem bewunderten Maler den wohlfeilen Lohn eine- Lorbeer zweiges zu spenden. Herrn Jauner wa die erbärm lichste Figur deS SlückcS, rin gemeiner Edelmann Ottavio, zugefallcn, der dem Correggio seine Frau abkaufen will; den rohen, schurkischen Gastwirth, eine ebenfalls unan genehme und übel gezeichnete Figur, charaktcrisirte Herr Vorlage sowohl al- deS CommisflonSentwurfe» und Auf nahme de» GemetadegesetzeS vom Jahre 1849 blicb ohne alle Unterstütz»«». Morgen wird die Bcrathung fort gesetzt. — Prof. Skoda hat im Laufe der vorigen Woche mit Er. Majestät dem Kaiser eine längere Besprechung gehabt, in welcher Se. Majestät an den Professor die Frage stellte, ob eS nicht möglich wäre, Ihre Majestät dir Kaiserin den Winter hindurch in einem Orte der Monarchie, der sich für die hohe Kranke al- geeignet herausstellte, unter zubringen. Prof. Skoda soll jedoch auf dem Verbleiben der Kaiserin in Korfu bestanden haben; demnach wird Ihre Majestät den Winter in Korfu zubringen. So mel det die „Allg. Med. Atg." — Die Audienz, welche der FZM. Ritter v. Benedek vorgestern Nachmittag 1 Uhr bei Sr. Maj. dem Kaiser hatte, dauerte über eine Stunde. Die Abreise de- Herrn FZM. nach Verona wird in einigen Tagen erfolgen. — König Otto von Griechen land wird am 15. d. M. Ischl verlassen und die Rück reise nach Athen antreten. — Hundert Abgeordnete des ReichSrathcS, die Linke und daS Centrum, gaben gestern dem Minister v. Schmerling ein Banket als Zeichen ihrer Sympathien. Nur zwei Abgeordnete der Rechten, Bischof Jirsik und vr. Obst, Warrn anwesend. Von den Ministern Warrn bloS zwei zugegen, die Abgeordnete sind: die Herren Plener und Lasser und zwar nicht als gela dene Gäste, sondern al- subscribtrende Theilnehmer. — Ihre k. Hoheit die Herzogin Louise von Parma ist von Lindau sster eingetroffen. 6K. Prag, 11. September. Heute Nachmittag sollen im hiesigen Stadtverordnetencollegtum die Vorschläge deS Herr Wenzig zur DiScusfion gelangen, durch welche die gejammte deutsche Bevölkerung Prags der öffent lichen Schule beraubt und dieselbe im besten Falle auf Noth- und Nebcnschulen angewiesen werde« soll. Wenn Leute, wie Wenzig und Pater Kczac, an die Lei tung der Schulangelegenheit in Prag gelangen, so war wohl kaum ein anderer Vorschlag zu erwarten, al» daß die deutschen Schulen sämmtlich principiell unterdrückt und die deutsche Einwohnerschaft trotz Dessen, daß sie für die Gemetndeinstitute, also auch für dir Schulen, viel leicht mehr steuert als die Tschechen, des Recht- auf eine Schule für verlustig erklärt werden sollen. In den beiden Herren, welchen die Erziehung der Jugend anvertraut ist, spricht sich der nationale Fanatismus in der Thal auf die abschreckendste Weise auS. Selbst die „Narodny Listy", denen man gewiß nicht übertriebene Vorliebe für alles deutsche Element und deutsche Cultur zum Vorwurf machen kann, ermahnen die tschechischen Stadtverordneten, für einen andern Vorschlag zu stimmen, der den Deutschen in Prag einige Schulen überläßt. Der Vorschlag Wenzig'S ist so unerhört, daß man wahrhaftig die Zurechnungs fähigkeit dieses Herrn in Zweifel ziehen muß. Wir wollen nicht untersuchen, ob die Angaben, daß die Hälfte, oder ein Dnttel, oder ein Viertel von den 140,000 Einwoh nern Prags au» Deutschen bestehe, richtig seien. Wären aber auch nur 10,000 Deutsche in Prag, so wäre der Antrag Wenzig'S, denselben eine Schule zu verweigern, noch immer eine Ungeheuerlichkeit. Man mag auS diesen Thatsachen entnehmen, in welche Hände seit den letzten Gemeindcwahlen die Leitung der städtischen Angelegen heiten gerieth. — Es verlautet hier und da von einem neuen Programm der tschechischen Föderalisten, durch welches sie die unterbrochene Verbindung mit den Polen im ReichSrath wieder Herstellen wollten. I» demselben soll unter Anderm auch die Solidarität der ungarischen und tschechischen Interessen betont werden. Man hat allen G.und zu zweifeln, daß dieses Gerücht sich bereits auf etwa» ThatsächlicheS stütze. Es ist bis jetzt nicht» Näheres über rin solches Programm zu erfahren gewesen. — Die „N. Listy" theilen mit, daß 11 Gemeinden bet Berschkowitz vr. Smolka nach seiner Rede sür die Un garn zum Ehrenbürger ernannten. — Ueber die Be setzung deS böhmischen StatthalterpostenS, wie über die Krönung Sr. Majestät zum König von Böhmen, welche tschechische Blätter mit Sicherheit für den August ansetzten, hörte man in letzterer Zeit gar nicht« Verläß Qu an ter wirksam; den bcncidenswerthcn Klausner, welcher von Correggio seine büßende Magdalene ge schenkt erhält, spielte Herr Porth, und Herr Walther den Räuber, der als ein nöthiges LandschaftSstück Italien nicht fehlen darf, aber natürlich auch von Em pfindsamkeit durch und durch angestcckt ist und Oehlen- schläger'schc Elegien dcclamirt. Das Zusammenspiel war sehr lobenSwerth, und Ka in erfreulicher Weise überfüllte Haus spendete den Darstellenden und namentlich Herrn Emil Devrient, wärmsten Beifall. C. B an ck. Literatur. „Die Schweiz in Originalansichten mit historisch topographischem Tert von H. Runge. Darmstadt 1861. Druck und Verlag von G. G. Lange." — Die durch ihre Kunstwerke über die schönsten Gegen den Deutschlands bereit» Vortheilhast bekannte Verlags- Handlung hat unter obigem Titel so eben rin neue« Pracht werk begonnen, welches die ganze Schweiz umfassen, durch Bild und Wort alle einzelnen Theile derselben schildern »nd die zahlreichen Merkwürdigkeiten, welche Natur, Ge schichte und Volksleben bieten, wahr und treu darstellen soll. Da» ganze Werk wird 3 Bände zu 18 Lieferungen mit etwa 160 Stahlstichen und ungefähr 54 Bogen Tert umfassen. Ein Unheil über den Plan deS Ganzen ist zur Zeit, da nur erst zwei Lieferungen vorliegcn, noch nicht möglich und muß bis dahin Vorbehalten bleiben, wo ein größerer Theil der ganzen Arbeit vorliegcn wird. Doch berechtigen die anziehenden Schilderungen auS dem Canton Uri, mit denen da» Werk beginnt, zu der Er wartung aus eine genußreiche, der künstlerischen AuSstat- ung de» Buches würdig zur Seite stehende Lcctüre. Den, Stahlstichen: Titelblatt mit dem Luzerner Löwen, Rorschachs
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