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Dresdner Journal : 21.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-21
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 21.09.1861
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V22I Äboanrmeutspreist: ^LUrlicd: d I blr. 10 kixr. io S»eLi,L. >/,1Ltirl.: 1 ,, 10 „ „ ,, UonLtlwb io vr»»ck«i»E 1b Kxr. Ltvievlo» blvwmrro: 1 Kxr. Im La»I»Qck» tritt k»»t uuä Kt«I0p«lLU- »cUl»x itillr». Inseratenpreise: kür äeo Ii»vM «iu«r e«»p»Iteoeo 2«ll«: 1 Hxr. Dotae „Lir»^«»»uüt" üi» 2«U«: 2 kixr. L r sch einen: l'iiblicd, mit Xaanadme ü«r 8ooo- ovä kei«rt»^«, ^belläi kür äeu kolxeoäeo 7°»^. 1861 Soimabend, den 21. September. DreMerMlirrmt. Veraittwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Snsrratenannahmr auswärts: L«1prix! k». Liiti-osrarrnn, Oommi«»iooür üe» I)r«»<1n«r ^ouro»I»; »denä»i>«IÜHt: II. 11t»»»:»; Xitoo«: Vvoi-rn; Lsrlui: Onbi-irs'nctie iluelili., Nur^xrrk:«'» Nureon; Nrewsn; L. 8c»i.nrrn; krollllkurt o. >l.: lornra'scke Nurliknocklnn^; Ikvlu: >oni.r Nov^n»:»; korio: v. (28, rne üe» duno eutoo»); krox: k«. Lu«l.lvu'o Nuubliouäluux. qerausgrber: küuixl. krpeüitioo üo» vresiloer lonrool», Ilresüeo, ^larieaslrnooo btr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 20. September. Seine Königliche Hoheit^ der Prinz Gustav von Wasa ist heute Nachmittag 2 Uhr von Wien hier eingetroffcn und auf der Billa Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen abgetreten. Dresden, 10. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem zeitherigcn Vicecomman- mandanten der Communalgarde zu Leipzig, Ur. meä. von Zenker daselbst daS Ritterkreuz des Albrccht-Or- denS zu verleihen. Dresden, 18. September. Sc. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem hiesigen praktischen Arzte und Augenärzte vr. mell. Beger auf Anlaß und in Anerkennung seiner 25jährigen ersprießlichen Wirksamkeit für die Zwecke des allhier bestehenden Augrnkrankea-Heil- und UnterstützungS-Verrins daS Ritterkreuz deS Verdienst ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. NebcrNcht. relearaphischt Nachrichten. Zritungtschau. (La Presse. — Times. — Hcrald. — Daily News.) Tagrsgeschichte. Dresden: Rückkehr des Hrn. Staats ministers Fehrn, v. Beust. — Wien: Jstrischer Land tag einberufen. AuS dem Abgeordnetenhause. Ta gesbericht. — Triest: Großgrundbesitzerwahlcn. — Pcsth: Aufgeben der Nationaltracht. Universitäts privilegien rehabilitirt. — Agram: Adreßbeschluß ge ändert. — Berlin: Vorschläge zur Gewerbeordnung verlangt. Patzke ins Hospital. — Vom Rhein: Manöver. — München: Bcrathung deS Gerichts- verfassungSgesche». — Stuttgart: Gesetzentwurf über die Verhältnisse der katholischen Kirche. — Hannover: Gesetzgebungscommission. — Altenburg: Generalver sammlung deutscher GeschichtS u. Alterthumsvcreine. — Hamburg: Die Flottenfrage in der Bürgerschaft. — Paris: Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit Italien. Serbischer Abgesandter. Vermischtes. — Bern: Berichtigung bezüglich der Anerkennung deS Königreichs Italien. Protestantische Schweizer in Tu rin. Einsiedelner Fest. — Turin: „Opinione" über Spaniens Politik Tagesbericht. Aus Rom und Nea pel. — London: Unfall deS Great Eastern. — War schau: Demolirungen. — Konstantinopel: Per sonalien. Finanzielles. Abreise deS Vicekönigs von Aegypten. — Beirut: Ablehnung von Maroniten- chcss. — New-2)ork: Die Einnahme vom FortHat- teraS. FremontS Proklamation. Aus Westvirginien. Ernennungen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtcn. (Leipzig.) Statistik und Lolkswtrtdschaft. Feuilleton. Inserate. Tagrsneuigkeiten. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Kopenhagen, Donnerstag, 19. September. „Dagbladet" behauptet, der Prinz von Wales werde nach den Manöver» am Rhein im Schlosse Rum- penheim (in Kurbessen) erwartet, woselbst zur Zeit auch Landgraf Wilhelm von Hessen und Prinz Christian zu Dänemark verweilen. Von der polnischen Grenze, Donnerstag, 1V. September. Auf deS Statthalters Antrag hat der Adwinistrationsrath, falls die Ruhestörun gen wiederkehren, den Belagerungszustand be schlossen. In den Kirchen wurde gestern gegen die Ercesse gepredigt. Die Erhaltung der Ruhe ist wahrscheinlich. Feuilleton. 's Dresden. Das zooplastische Cabinet von Leven und Sohn auf der Brühl'schen Terrasse hat in diesen Tagen eine neue Bereicherung erhalten und zwar durch eine neue Aufstellung von verschiedenen Thicr- humoreSken, Thiercharakteren in Menschenmaskcn. Auf treue Naturbeobachtung gestützt, sind die in den Thicren einseitig ausgeprägten Züge einzelner menschlicher Eigen schaften aufgefaßt und in einer Weise zu Caricaturen deS Menschen benutzt, die eine komische Wirkung nicht verfehlt. Besonders zeichnet sich unter den Novitäten des Eabinets eine Scene aus „Orpheus in der Unter welt" aus, ebenso eine Gruppe schnatternder Gänse als Waschfrauen, wo die Bewegung der einzelnen Figuren recht lebendig wiedcrgegeben ist; dasselbe wird man in einer Gruppe verschiedener, al» Schachspieler dargestellter Thiere finden, in welcher vier Typen der menschlichen Gesellschaft mit Humor und scharfer Charakteristik zu einem ergötzlichen Genrebilde verarbeitet sind, und end lich ist noch eine Serenade zu nennen, di« Freund Reinecke, als Cavalier verkleidet, einem Hühnchen bringt, welches, den verlockenden Klängen lauschend, im zierlichen Neglige auf einem Altan erscheint. Mit großer Geschick lichkeit ist da» Thierische und Menschliche in den kleinen Fabelbildern verschmolzen, und ebenso zeigt daS Beiwerk, als Garderobe und sonstige Requisiten, Geschmack und Eleganz. Möge dem regen Bemühen deS Herrn Di- rector» Leven, fortwährend Neue- zu bieten, eine ebenso rege Thetlnahme deS Publicum» folgen; ebenso wie die künstlerische Absicht und Ausführung dieser zooplastifchen Werke unser hier wiederholte» Zurückkommen auf diese Arbeiten rechtfertigen möge. Dresden» 20. September. Die Pariser „Presse" widmet heute den Zuständen von Madagaskar einen ausführlichen Artikel und weist, nachdem sie auf die historischen Rechte Frankreichs auf den ganzen oder theilwetsen Besitz dieser Insel aufmerk sam gemacht, namentlich aus die ungemeine Wichtigkeit einer großen dort zu begründenden Niederlassung für die politischen und commerzicllen Interessen Frankreichs hin. Die gegenwärtige Lage der Dinge in Madagaskar giebt diesem Artikel eine geaissc Bedeutung. „Die Krankheit", heißt es in demselben, „von welcher die Königin von Ma dagaskar befallen ist, erregt von 'Neuem die Aufmerksam keit der beiden großen Seemächte. An der äußersten Grenze des Alters angclangt, wird Ranavalo bald dem sie verzehrenden Nebel unterliegen und zwei sich die Herr schaft streitig machende Nachfolger hinterlassen. Der Eine ist ihr Neffe, der Andere ihr Sohn. Den Elstern, Rambo- asalam mit Namen, hatte sie, selber damals kinderlos, beim Tode ihres Gemahls adoptirt. Zwei Jahre später gebar sie aber, Wohl infolge eines ganz spcciellen Privi legiums, einen Sohn, Racut-Radama, welchen die Nation al» legitim erklärte. Beide vertreten ganz entgegengesetzte Principien. Der Neffe, schlau, fanatisch, grausam, jeder Civilisation systematisch feindselig, schaart die alte Aristo kratie ter Madagaschen um sich. Der Sohn, der intelli gent und ziemlich civilisirt und von einem Franzosen erzogen ist, verheißt dem Hovasvolke eine glückliche Zu kunft und wirkliches Gedeihen. Er liebt Frankreich und ist nicht abgeneigt, von diesem die Wohlthat des Pro- tectorat» anzunchmen. Außerdem ist noch eine Bewerberin vorhanden, welche durch die Ereignisse im letzten Augen blick auf den Schauplatz des Bürgerkriegs auftretcn kann und deren Rechtsansprüche Niemand bezweifelt. Es ist eine Frau, die von den alten Herrschern abstammt und dem Gemetzel, welches beinahe ihre ganze Familie hin raffte, entrann. Sie fand in Mohcli eine Zufluchtstättc, wo sie nun Königin ist und, von wenigen ihr anhäng lichen Häuptlingen umgeben, lcbt." Nachdem nun die zu gewissen Zeiten von England selbst anerkannten Rechte Frankreichs auf diese Insel da», gelegt worden, schließt der Artikel geradezu mit der Behauptung, daß Frankreich sich derselben jetzt wieder bemächtigen müsse. „Unsre Colo nien", heißt cs, „sind wcnin zahlreich und bedeutend. Nehmen wir also ohne Bedenken diejenigen wieder zurück, die wrr nie abgetreten haben, und die nicht als regel mäßige und anerkannte Staaten constituirt find." In dem Augenblicke, in dem sich große Ereignisse in Mada gaskar vorbcreitcn, dürfe man dort nicht den fortgesetzten Widerstand gegen die französische Souveränelät fortbe- stehen lassen, um so mehr, als man zur Einrichtung der transatlantischen Dampferlinicn einen sichern Anlegcpunkt zwischen Europa und dem äußersten Orient 'haben müsse. Dieser Punkt sei naturgemäß Madagaskar, LaS, gleich einem vorgeschobenen Posten zwischen dem rothcn Meere, dem persischen Golf und der südlichen Hemisphäre liege, Madagaskar, das kraft des Rechts der Eroberung, kraft der dargebrachtcn Opfer und des vergossenen BluteS Frankreich gehöre, und das in der Geschichte den Namen „OestlicheS Frankreich" getragen und bewahrt habe. Die neulichen Winke der „Patrie" beginnen in Eng land Verdacht zu erregen, und die Ansicht deS „Erami- ner" und „Economist", daß die Insel Sardinien fran zösisch werden dürste, ohne daß cs England etwas an ginge oder schaden könnte, scheint doch nicht die Ansicht der übrigen Blätter zu sein. Die „Times" sagt eben nicht, daß solch eine neue Anncrion ein Ca»u* y«>m sein müßte, neigt sich aber doch mehr zur Meinung des ,,He- rald" als des „Eeonomist". In ihrem heutigen ersten Leiter sagt die „Times": „ES wäre besser, sogar die eifersüchtige Gönnerschaft, kraft deren cs die Oual Ita liens verlängert, noch einige Zeit zu ertragen, als dieses Land, auf dem so viele Hoffnungen ruhen, im ersten Anbeginn seines nationalen Lebens und Wirkens in Ver bindlichkeiten zu verwickeln, die seinen Ruf schädigen und sein Wachsthum auf manches Jahr aufhalten können " Der „Hcrald", der als Oppositionsblatt keine Rück ¬ sichten beobachtet, tritt natürlich viel bestimmter auf und sagt, der Artikel der „Patrie" sei eine» der üblichen französischen Manöver, um die öffentliche Meinung vor zubereiten, und der „Constitutionncl" antworte so schwach, als wollte er nicht sehen, was wirklich schon auf dem Tapete sei. Baron Ricasoli werde bald mehr als die ihm zugcschriebene Festigkeit nöthig haben, um dem An drängen der sogenannten Freunde Italiens zu widerste hen. Ein größerer Mann als Ricasoli habe unter den selben Umständen nachgcgeben. Aber — schließt der „Hcrald" — eine größere und stärkere Macht als Italien' hat bei solch einem Handel ein Wort mitzuredcn, und im Interesse des europäischen Friedens empfehlen wir daS Projec« auf immer fallen zu lassen. „Daily News" ist das erste liberale englische Blatt, welches in einem Artikel — in welchem die Möglichkeit einer Versöhnung Preußens mit Dänemark an eine eng lisch-dänische Verschwägerung (Prinz von Wales mit der Tochter deS Prinzen Christian zu Dänemark) geknüpft wird — sich dem „Morning-Hcrald" zur Seite stellt und verständig über die Bemühungen, eine preußische und deutsche Flotte zu schaffen, urthcilt. „Eins der Dinge" — sagt „Daily News" — „die Deutschland beson der» gegen England erbittern, ist das Gehöhn unsrer Presse gegen die in den Windeln liegende deutsche Flotte. Die zwei oder drei Schooners und die sechs Kanonen boote, welche die Flottille bilden und welche jetzt in der Elbe beisammen liegen, können zu Nicht» als zur Ver- theibigung — zum Schutz deutscher Häfen im Fall eines Krieges mit Dänemark bestimmt sein. In London aber sehen nur zu Viele in diesen Booten den Anfang eines Seeangriffs aus Dänemark, und britische Schriftsteller behandeln die Idee einer deutschen Flotte überhaupt mit Verachtung. Die Deutschen schreiben dies sehr ungereim ter Weise der maritimen Eifersucht Englands zu. Die Engländer könnten nicht eifersüchtig sein aus eine deutsche Seemacht, da dieselbe in der Ostsee die Nebenbuhlerin der russischen werden und aus dem Occan ein neues Ge gengewicht gegen die französische Seemacht sein müßte. Außerdem sagt die Stimme der Gerechtigkeit, daß ein Land, welche» in letzten Jahre» seinen Handel so un gebener entwickelt hat, wie Deutschland, ein ebenso gute-, wenn nicht besseres Recht als die meisten Länder haben muß, eine Marine zu halten. Die Deutschen zählen ihre Kauffahrrr und Matrosen, und finden, daß sic an Welt wichtigkeit in dritter Reihe kommen — nach England UNd den Vereinigten Staaten, aber vor Frankreich. Es fahren mehr deutsche als französische Seeleute auf dem Welimecre. Warum lesen wir also von einer französischen Flotte mit Gelassenheit und empören uns gegen die Eri- stenz einer deutschen?" Tngeslzeschichte. Dresden, 20. September. Se. Ereellcnz der Herr Staalsminister Freiherr v. Beust ist gestern von seiner Urlaubsreife hier wieder eingetroffcn. Wien, 19. September. D>e „Wien. Zig." enthält ein kaiserliches Patent vom 17. September, womit der neue Landtag der Markgrafschaft Istrien auf den 25. September d. I. einbcrufen wird. —Der Kaiser hat mit allerhöchster Entschließung vom 3. September d. I. die Auflösung der k. k. Urbarialgcrichte in Sie benbürgen und die Ucbcrtragung der Urbarialangelegcn- heitcn in dem Großsürstenthume Siebenbürgen an die diesbezüglichen Gerichtsstcllcn gestaltet- — Mit Bezug nahme auf die Kundmachungen, welche über die Beding ungen der Beschickung der im Jahre 1862 zu London stattfindenden Ausstellung erlassen worden sind, ladet man die in den Kionländcrn bestehenden LandwrrthschaftS- gcscllschasten, landwirthschastlichcn und Forstvcrcine ins besondere ein, mit allen Kräften anzustrebcn, daß die vaterländische Bodenproduction in London möglichst vollständig, in die Augen springend und würdig vertre ten werde. — (W. Bl.) Ein Ministerrath hat am Diens tag 'Nachmittag bei dem Ministerpräsidenten Erzherzog Rainer von 3—5 Uhr stattgcfunden. Bei demselben wa ren auch der k. ungarische Hoskanzler Graf Forgach und der Minister Graf Moritz Esterhazy anwesend. — Die hier befindlichen k. k. Botschafter Fürst Metternich, Gras Rudolph Apponyi und der k. k. JnternuntiuS Herr Baron Prokcsch-Osten werden sämmtlich nächste Woche auf ihre Posten nach Paris, London und Konstantinopel zurückkehren. — Zur KrönungSfeicr wird sich von Seite deS a. h. Hofes der Erzherzog Ferdinand Mar nach Königsberg begeben. — Gestern Vormittag 10 Uhr fand sich eine Commission de» Gemeinderaths, in Be gleitung zweier Abgeordneter des Stadtbauamtes auf dem Schmelzer Friedhose ein, um den Platz, auf welchem der Grabstein für die Märzgefallenen gesetzt werden soll, in Augenschein zu nehmen. Es wurden die Vermessungen vorgenommcn, die Stellung de» Grab steins bestimmt und die Verfügung getroffen, daß mit der Fundamentirung des Mauerwerkes sogleich begonnen werden kann. — (D.-Z ) Unternr 17. September hat Se. Erccllenz der Herr Handelsminister eine Zuschrift an den Ver waltungsrath der Elisabeth - Wcstbahn gerichtet, aus welcher hcrvorgeht, daß Se. Erccllenz bereits bet Ucbcr- nahme des Handelsministeriums auf das Präsidium de» VerwaltungSrathcS nebst den damit verbundenen Bezügen verzichtet hat. — Im Abgeordnctcnhause beantwortete vor gestern der HandclSminister Graf Wickenburg die letzte Interpellation Schindler s, betreffend die activcn Beamten, welche Verwaltungsrathstcllcn bekleiden, in der Haupt sache in folgender Weise: „Als sich der Industriefleiß reger in Oesterreich entfaltete, Eisenbahnen, Escompte- und Versicherungsanstalten ins Leben traten, war die Re gierung geneigt, die activcn Staatsbeamten neben den erlaubten Nebenbeschäftigungen sich auch als Aktionäre bethciligcn zu lassen. Insbesondere schien die« bei jenen Gesellschaften angemessen, wo die Regierung die Zinsen garantirt. Die Regierung war dadurch in die Lage ge setzt, von allen Vorgängen im Schooßc des Lcrwaltungs- rathes Kenntniß zu erhalten, auf die Verwaltung selbst Einfluß zu nehmen. Dieses B.ispicl wurde auch ander wärts nachgeahmt, wie z. B. in Bayern, wo bei der bay rischen Ostbahn auch Staatsbeamte Vcrwaltungsrathstel- len bekleiden. Um aber jeder Vernachlässigung des Dienstes vorzubeugen, hat Se. Majestät der Kaiser mittelst aller höchsten Handschreibens vom 5. November 1859 nur jenen Beamten die Beibehaltung von Lerwaltungsrath- stcllen gestattet, bei denen dies 'ohne Vernachlässigung deS Dienstes stattfindcn kann. Nachdem ein Theil solcher Be amten thcilS auf ihre Vcrwaltungsrathposten resignirte, theil» aus dem aktiven Staatsdienst trat, so verbleiben gegenwärtig noch 15 active Beamte, die VerwaltungS- rathstellcn bekleiden, sechs davon sind Professoren,'und da auf diese nach dem allerhöchsten Handschreiben vom 27. Juni 1860 die Bestimmung des Handschreibens vom 5. November 1859 keine Anwendung findet, so bleiben noch neun Beamte übrig, und diese Zahl vermindert sich alljährlich durch Verzichtlcistung und Penstonirungen der Art, daß in wenigen Jahren kaum ein solcher Beamte übrig bleiben dürfte, daher die Regierung sich nicht in der Lage befindet, ei» eigenes administratives Gesetz zu erlassen, da durch da» erwähnte Handschreiben ohnedies genügende Vorsorge getroffen ist, wie ich selbst bei Ucber- nahme meines Amtes zwei meiner ausgezeichnetsten Be amten zur Niederlcgung ihrer Verwaltungsrathstcllcn ver halten hätte, wenn dieselben nicht frciwillrg verzichtet hät tet hätten. Mit demselben Bewußlsetn der auf un» lastenden Verantwortlichkeit werden wir auch ferner streng stens Vorgehen und die Bestimmungen des allerhöchsten Handschreibens nie aus den Augen verlieren." — In der gestrigen Sitzung kam ein Schreiben deS Justizmini- stcrS v. Pratobevera mit, in welchem derselbe anzeigt, daß er in Rücksicht aus sein fortdauerndes Augenleiden bei Sr. Majestät wiederholt um Enthebung von seinem Amte nachgesucht, daß Se. Majestät aber sein Entlas- Literatur. Das zweibändige Werk: „Lebens erinnerungen und Briefwechsel deS jetzt achtzig jährigen Friedrich v. Raumer", welches soeben in Leipzig (Brockhaus'sche VerlagShandlung) erschienen ist, wird die allgemeine literarische Theilnahmc, sowie eine spcctell preußische in reger Weise in Anspruch nehmen. Eine ruhig betrachtende, objcctive Darstellung ist diesen Aufzeichnungen des greisen Gelehrten und Staatsmannes eigen, glcichweit entfernt von hervortretender Eitelkeit wie von persönlich verletzenden Mittheilungcn. Der erste Band enthält die Kindheit, die Jugcndbildung und die beginnende StaatScarrii-re Naumer's, der 1810 als Rath in das Bürau des Staatskanzlers v. Hardenberg eintrat; nach Jahresfrist indcß, seiner Neigung folgend, ein« Pro fessur an der neubcgründetcn Universität in BreSlau an nahm. Jene erste Thätigkeit Raumcr's als Staatsdiener fällt in eine politisch schwer erschütterte, trübe Zeit, und der mitgctheilte Briefwechsel mit bedeutenden Persönlich keiten bringt manche Details für die Anschauung da maliger Zustände. Diesem mannichfach bewegten Lebens abschnitte folgt ein beschaulich ruhiges, wissenschaftliches Leben in Breslau bis 1819, in daS mehrere Reisen in Deutschland, der Schweiz und Italien fallen, und die Briefe aus letzterm Lande (im zweiten Bande) sind namentlich reich an interessanten Beobachtungen. Der dritte Hauptabschnitt der Erinnerungen enthält den Aufent halt Raumer'S in Berlin bis 1832 und endet mit dem Rücktritt desselben auS dem Obercensurcollegium. In dieses Institut, seine Verhältnisse und Principien, erhal ten wir Einblicke, welche jene Zeit scharf charaklerisiren, die Schilderung der bügcrlichen und von einem beschränk ten Sinn hochstehender Beamter au-gchendcn Unannehm lichkeiten beim Austritt Raumer'S vollendet daS Bild. Auch diese Abtheilung gewährt für die gebildeten Leser kreise interessante Beiträge in Betrachtung der Zeitge schichte, der Gesellschaft und der geistigen Bestrebungen und Richtungen, ganz besonders durch den mitgctheiltcn Briefwechsel. DicS zu bestätigen genügen die Namen der Bricfschreiber; wir finden darunter Ticck, Jean Paul, Bckh, Heeren, Hagen, beide Schlegel, Alcr. v. Humboldt, Voigt, Hormeyer, Raupach u. A. —v— Theater. Wien. Am Hofopcrnthcatcr wurde eine komische Oper: „Das Glöckchen des Eremiten", Musik von Maillart, gegeben, welche in Paris unter dem Titel „bex kirngon» <>o VM-trz" 1857 Erfolg gehabt hatte. E- ist eine Dorfgeschichte mit historischem Hintergründe, der Tert viel zu gedehnt, zwar für den Stofs behandelt, aber doch mit viel Geschick auSgcführt. Die Musik ist, streng musikalisch beurtheilt, flach, unbedeutend und ohne Ori ginalität; sie bietet nur hübsche und reizende Fragmente, ist aber mit französischer Glätte und Gewandtheit der Technik gemacht. Nur die eigne deutsche Annuth an komischen Opern kann die Herübernahmc de» Werkes auf die deutsche Bühne entschuldigen, ohne daß damit indcß ein merklicher Erfolg erzielt wird. — In St. Petersburg wurde die neue Saison deS kaiserliil en deutschen Theaters mit „Hamlet" eröffnet, und Herr Porth (auS Dresden) gefiel ganz außer ordentlich in der Titelrolle durch Poesie der Auffassung und Adel der Darstellung. Man schreibt von dort, daß, trctzdcm Marches von dem Künstler verfehlt wurde, man in St. Petersburg wenigstens noch nie eine so vorzüg liche, durch Jugend und Persönlichkeit trefflich unterstützte Darstellung dieser Rolle gesehen habe. — In Breslau wird von R. Gottschall eine neue Tragödie: „Der Nabob" in Scene gehen. * Soeben ist die Schlußsitzung der Iahresconferenz de» Germanischen Museum» in Nürnberg beendigt, Die Theilnahmc an der Conferenz war, der „A. Z." zu folge, in diesem Jahre eine außergewöhnliche. Außer den Mitgliedern des Museums auS der Stadt Nürnberg selbst hatten sich — um nur einige der hcrvorragendern Namen zu nennen — aus Wrcn der k. k. Rath Berg mann, der Custos an der k-k. Hofbibliothck Birk und der Prof. Sickel; aus Berlin die Dircctorcn am dortigen Museum Frhr. v. Ledebur und Waagen, Prof. Maßmann ; aus München Frhr.v.Rettbcrg und Bibliothekar Föringcr; aus Gießen Prof. v. Nitgcn; aus Tübingen Prof. A. v. Keller; aus Rostock Prof. Bartsch; auS Weimar Prof. Biedermann; aus Mannheim Prof. Fickler; aus Wallcr- stein Frhr. v. Löfselholz; aus Mainz Prof. Klein; au» Ulm Prof. Haßler rc. erngefunden. Sogar aus London war ein Mitglied de» GelchrtenauSschusscS, Oe. Will. Bell, eigens zu der Conferenz herübcrgckommcn. Nach Verhältniß stehen die Finanzen de» Museums günstig, die Gcb.'ulichkeiten erheben sich immer schöner aus ihrer frühcrn Verwüstung, die Fülle der vaterländischen Denk mälrr mehrt sich in sichtbarer Weise, die Jahresbeiträge Ziffern sich immer höher — allein soll der Organismus der Anstalt in seiner vollen Wirksamkeit sich entfalten, so werden über seine gegenwärtige Einnahme von 27,000 Gulden hinaus noch bedeutende Opscr für diese nationale Anstalt zu fordern sein. Noch ist sie nicht schuldenfrei, sie ringt noch mit den Folgen der anfäng lichen, auf sparsame Mittel angewiescncn Begründung, und noch sind weder die Gebäude noch die Beamten für die Entfaltung des Museums in genügender Wcise da. In Berlin und Mannheim haben sich HilfSvcrcine für daS Museum gebildet, und zwar — wie die Eiöffaungs- sihung der heurigen Conferenz ergab — mit dem besten Erfolge. Warum geschieht Achnlicbes nicht auch in andern Städten? Einen besondern Gegenstand der Be- rathung bildeten auch die Publikationen de» Museum»,
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