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Dresdner Journal : 10.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-10
- Monat1861-10
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 10.10.1861
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.ft.) Awerge » 7仫i. fionen, »ff« mit : He, en» mit IO Uhr. Iker l). tteu. )X S.; 52 42 . schl-s. größ. !62 B.; !1O G. Anstatt 35 B.; 132 <8. 92. Nat.- Bank- London 137,50. Sr««i»- 892 G.; nl. 582 2 neue 49 B.; Kredit- 60 G.; 802 S. Dessau» »o. thü- 8. <re- 16», G.; 652 B. 100 B.; l-Stettin o. Köln- H.107A >B; do. 332 G.; 2B;ösl. 412 S.; t. 6,212 Mt. 72 »Piere und i r IVOO u. SS2 G; . v. 1847, lVIHbe,.; bez; Lei. , 103 hlr- »22 lfgl prkuß. j. Staat«- lau.ethe v. i enb.-Alt kipz Er-d.» 4«2 d.»-. vknoien in -dam A 8 neo ß 8 Hamburg an L Mt. ' Fl. in Lst. Societät«. auerei-Acl. >sch ißchen- .,«2«., »ampffwiff- wmpagner- tlathütten- . pr. Stück letten bb)z ner Stein- »et. 96 B . 3proc. >pan. —; ctien 507; tlier 720; T. Con- 26; Sar- sen 91- rse.) Wei loeo 52^ i 500 gek. e° 22 ,7 Spiritus chjohr 20^; tbr. 12"/,„ l. Preise.) -84 Sgr.; irr 68-82 rste S8-4L ipiritu« pr. Lotterie. 1. 8 11873 >0 42038 il 61298 »67 6150 17 24079 )5 36951 )7 58528 51. rdm. /VS37 Jdonaemrutipreist: ckädrliuk: 5 Pille. 10 kigr. io ^siidrl.: 1 „ 10 „ „ iovontiiok io vr»«l«a: 15 Hgr. Lioraio« diuwioero: 1 dixr. Iw Lonloock, tritt ?o«t ooä 8teiop«l»o- »ei>l»g dio«o. Vnseratenprrtsr: k°iir ckeo Raum «ioer eesp»Itro<-o Leil«: 1 klxr. 1)ot«r „Lio^esonat^ <li« 2«il«: 2 Nxr. Erschrturur PH^iied, mit Xoiookm» <i«r 8voo- oock k^eiartUM«, Adooll» liir ckeo kol^eockeo 1»^. Donnerstag, den 10. Oktober. Dres-nerIoimml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1861 »«seratruamlahme auswärt,: I^ipiiU. b». Lo^nvirorr»», 6ommi»«iooiir ä«, vreackoer ckoueool»; «t>eock»nelb»t: 11. Uv»»»»; Litoo». tiL^nnnnrol» L Vooio»; L«rU»: Ooorivs'sck« ttucdii., itrrrourr»'» kueenu; Lr«ll>,o: bi. 8cul.orr»; kranUurt ». il.: ck^roun ack« ttuc1>b»n6Iun^ LVIo. Xvour Ll-our»; k»ri». e. l-ülvunrui.» (28, rue cken doo» eokao»); prägte x-, , 8uet>ii»o<!Iung. qeraurgeber: Nöoixl. Lipeckitioo ck«, vre»cko«r ckoorool«, vrasckeo, Plarieontr»»»« bir. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 2. Oktober. S«. Majestät der Koni, haben allrrgnätztgst geruht, dem Bürgermeister zu Zittau, Daniel Ferdinand Ludwig Haberkorn, da» Ritterkreuz Aller» höchstihre» Verdienstordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitvngsschan. (Presse. — Allgemeine Preußische Zeitung.) ragesgeschichte. Der Juftizminifter zurück. — Wien: Ruthenischer Dankgottesdienst sür das Gemeindcgesctz. Die wichtigsten Bestimmungen d«S Prrßgesetze». — Lemberg: Verurthetlung. — Triest: Der englische Dampfer abgesegelt. Nautische Schule. — Berlin: Rückreise des König». Dir italienische Vertretung in Königsberg. — Pari«: Prinz Napoleon lehnt die Großmeistcrwürde ab. Arabische Cavalrriepferde. — Compiögne: Zur Anwesenheit deS König» von Preußen. — Genf: Protest der Franzosen gegen den Constitutionnelartikel. — Turin: Die Unruhen in den frühern päpstlichen Provinzen.—London: Lord- Mayorkwahl. — Kopenhagen: Veränderung der Ad ministration der Finanzangrlrgenheiten. — Et. Pe tersburg: Reise de» Kaiser». Vermischte Nachr. — Warschau: Ausstellung der Leiche deS Erzbischofs. Graf Ekarbek verhaftet. Vermischtes. — New-York: Heiltghaltung de» Sabbath». Begnadigung. Vom Potomac und au» Westvirginien. Au» der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg. Großen hain). vermischtes. Stati-ik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tagesneuigkeiten. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Compiögne, Dienstag, 8. October, Mittags. Heute Morgen hat hier eine Nevue über ein Ba taillon Zuaven und ein Regiment Guiden statt gefunden, welcher Ihre Majestäten der König von Preußen und der Kaiser in Civilklridung, der kaiserliche Prinz in Grenadieruniform und die Kaiserin in ihrer Morgentoilette beiwohnten. Bei der Revue erscholl der Ruf: Es lebe der König von Prrußkn! ES lebe der Kaiser! Compivgne, Dienstag, 8. October, Rachm. Se. Majestät der König von Preußen ist heute Mittag halb 1 Uhr von hier abgereist. Der Kai ser begleitete Se. Majestät bis zum Bahnhöfe. Der Abschied war ein sehr herzlicher. London, Dienstag, 8. October. Die Zeitun gen beschäftigen sich fortwährend mit der Zusam menkunft von Compiögne. Ein Artikel der „Daily NewS" sagt: Der König von Preußen hatte be schlossen, seine Armee an den Rhein zu schicken, als der Friede von Villafranca dazwischen kam. Seit Preußen erklärt, ein italienischer Angriff ge gen Venedig mit französischer Unterstützung werde von Deutschland zurückgewiesen werden, habe Herr v. Schmerling der preußischen Regierung vorge stellt: dir römische Frage nahe ihrer Lösung; die französischen Truppen würden Rom den Italienern überliefern; ein Angriff auf Venetien werde im Frühjahr folgen. Der österreichische Minister habe F e uillet o n. Ein uvberühmteS Genie. Von A Wai-mülier. *) ES giebt im Gebirge hier und da Schluchten, in welche nie oder nur ein paar Mal im Jahre die Sonne dringt. Molch und Salamander, um mit Bürger zu reden, fühlen sich dort heimisch. Der Jäger steigt nur in ihre Tiefe hinab, wenn ein angeschosfeneS Wild dahin floh; der WanderSmann geht vorüber, und wenn er noch so müde ist, ruht er lieber da auS, wo die Sonne es ihm vorgethan hat. Der, von dem wir reden wollen, wohnt in keiner ganz so schlimmen Schlucht. Aber die Sonne der Auf munterung dringt doch nicht bi» zu ihm, die Gunst de» Glücke» hat ihn nicht erreicht. Es geht ihm nicht viel bester, al» dem ewig unbesonnten Gra» und MooS in jenen gottverlassenen GebirgSklemmen; der Himmel spannt sein blaue» Zelt über ihnen auS, die Lerchen trillern hoch, hoch im golddurchstäubten Aether; bi» zum läng sten Tage hoffen Gras und Moo», die Sonne werde hoch genug steigen, um ihnen einer Blick zu schenken — aber die Sonne dringt nicht bis zu ihnen hinab. E- ist eine mißliche Sache um eine Begabung, die nicht zur völligen Meisterschaft sich durcharbeitet, die nicht bi» zu dem Punkte gelangt, über den eignen Werth klar zu werden, die da in engen Verhältnissen verküm mert. Hundertmal beneidenSwerther der Unbegabte, der Lehm- und Thongebliebene! Ihm bietet seine rohe Tätig keit Würze de» Leben». Hunger und Durst und Sätti gung in ihrem Gefolge. Aber wem die Kunst einmal den Tisch deckte, wer einmal den Traum geträumt hat, zu Kroßem berufen zu sein, dem trägt der Baum de» *) Lut besten „Wander-Studien- Italien, Griechenland und daheim". Leipzig, 1h. Thoma«. Preußen aufgefordert, nicht nur sich für nächstes Frühjahr zum Marsch an den Rhein zu rüsten, sondern auch sofort darüber zu erklären, viel leicht habe Oesterreich dieses verlangen mit Ver sprechungen im Sinne der Suprematie Preußens in Deutschland begleitet. Preußen habe, bevor es Oesterreich eine Antwort gebe, die Intentionen Kai ser Napoleon s sondiren wollen. Inzwischen halte Graf Bernstorff mit der Anerkennung Italiens zurück. Kranzösischerseitü sei geantwortet worden, eine persönliche Zusammenkunft werde daS beste Mittel sein, Ungewißheiten zu beseitigen. Daher sei der König nach Eompii-gne gegangen. Die „TimrS" schreibt in ihrer DienStagSnum- wer: Der König von Preußen wurde mit dem halbofficiellen Pamphlet: „Rhein und Weichsel" empfangen. Nie zuvor wurde ein Fremder von Distincrion mit der Versicherung empfangen, man hege nicht die Absicht, ihn zu tödten oder zu be stehlen. Wenn man es nöthiq finde, einen be freundeten Souverän mit der Versicherung zu em pfangen, Frankreich hege nicht den Wunsch, die Rheinlande zu nehmen, so gleiche Frankreich dem Löwen in der Fabel, der die Tbiere zu bereden sucht, ihn in seiner Höhle zu besuchen und vor den Knochen am Eingänge nicht zu erschrecken. Frankreich sage zum Könige von Preußen: „Be ruhige dich, wir werden den Rbrm nicht eher neh men, als unsre Interessen eS erfordern; aber unser Interesse erfordert sofort ein Stück von deinem Lande, darum werden wir cS nehmen!" Dresden, 9. October. Die in Paris jüngst erschienene Broschüre „Rhein und Weichsel", worin die Rheingrenze zwar verschmäht, dagegen eine „Grcnzberichtigung", welche den Streifen von Saarlouis bi» Landau an Frankreich brächte, grfor» d>rt und zugleich die Herstellung Polen» al» „Wall ge gen Rußland" empfohlen wird, findet in der österreichi schen Presse die herbste Abfertigung. So sagt die „Presse": „Die Verkleinerung Deutschland» ohne alle Entschädigung und zu Gunsten eine» erst zu errichten den polnischen Staate», der, weit entfernt, einen Wall gegen Rußland zu bilden, unter einem neuen Kusa Richt» wäre, al» die Drathpuppe französisch-russischer Macht, der Todfeind Deutschland» und der Alltirte seiner Feinde — da» ist e», wa» man in Pari» zur Feier der Zusammen kunft in Compiögne dem deutschen Volke anzubieten den Muth hat. Die preußische Presse hat in der letzten Zeit mit unverkennbarer Sympathie nach Frankreich geblickt. Sie grberdete sich, al» sollte von Eompiögne eine neue Aera de» Weltfriedens datiren. Sie träumte von einem Bündniß zwischen Frankreich und Rußland, dessen Ver mittler und Schwerpunkt zu sein Preußen den Beruf habe; sie warf höhnische Seitenblicke auf das „bankerotte Oesterreich" und das Vaterland der Macdonalde; sie prunkte mit einem an Uebcrmulh streifenden Selbstbe wußtsein und verrieth nicht undeutlich ihre Hoffnung auf ein unter russisch-französischer Aegide in Preußen mit Stumpf und Stiel ausgehendes Deutschland. Mit diesen stolzen Hintergedanken begleitete ein Theil der preußischen Presse König Wilhelm hinüber nach Frank reich. Allein dort sorgt man dafür, daß die preußischen Bäume nicht in den Himmel wachsen, und cS schallt bei leibe nicht aus dem Walde heraus, wie hineingerufen wurde. Bei seiner Ankunft in Compiegne athmet König Wilhelm eine von Annerionsgerüchten auf Kosten Preu ßens geschwängerte Atmosphäre ein. Nachdem die preu ßische Presse alltäglich so edel ist, im Interesse de» Welt frieden» von Oesterreich zu verlangen, baß c» dieses und jenes seiner Gebiete abtrete, nachdem man in Preußen in hundert Zeitungen uns fort und fort Ehrlosigkeit und Verrath an Deutschland zur Pflicht macht, wäre der österreichischen Presse, wenn ihr Patriotismus eben von keinem andern Schlage wäre, die Gelegenheit geboten, Lebens keine fröhliche, genießbare Frucht, so lange diese Frucht nicht in dem Garten der Kunst reifte, so lange er sich da nicht speisen lassen darf, wo er an seinem Platze zu sein wähnt. Wir haben es in der nachstehenden Zeichnung mit einem Schulmeister zu thun. Man erschrecke nicht! Kein Pfaffenhofener Barde ist'»; TumelicuS und Thusnelde haben nie seine Träume beunruhigt; er ist kein Fechter von Ravenna, noch viel weniger ein literarischer Hand werksbursche, der im polizeilichen Sinne „fechten" geht. Musik ist seine Kunst, Schüchternheit und Dürftigkeit wohnen mit ihm unter einem Dache. Dennoch ist er kein geradezu Armer. Im Gegentheil, er ist in seiner Art nicht schlecht gestellt; und wenn man einem be gabten Menschen, der Flügel hat, aber nicht Freiheit zum Fluge, mit demselben Scheffel zumcssen dürste, wie einem von dem gewöhnlichen Schlage, so gäbe eS Wohl gar hinten in Bayern, in Preußen und an vielen andern Orten Leute, die ihn noch beneiden würden. Die Ge meinde, wo er lehrt, hat 1200 Seelen. Nur zehn Kinder aufS Hundert braucht er gratis zu unterrichten, die übrigen zahlen, wenig wohl, aber sie zahlen doch, und die Naturaltenlieferungen, welche ihm sonst noch als Organisten und Eantor zukommen, kann er beziehen lassen oder selbst in Gestalt von Schinken und Eiern einholen. So sagte un» der Pfarrer von Katrein, als er im WirthS- hause zum Lamberger un» gegenüber seinen Hellrothen Steirer schlürfte. Wir schreiben also keinen Bettelbrief für ihn, wir wollen nur ein Streiflicht auf einen vom Glück Vergessenen werfen. Obersteirrmark ist'», wo unser Schulmeister festsitzt, und zwar in dem sogenannten Graben oder Thalschnitt, welcher hinter Bruck in der Richtung nach Trägers auf'» steirische Hochgebirge zuführt. E» kommen wenig Menschen in diese Gebirge; dem Gleiche» mit Gleichem zu vergelten. Wie es aber in Deutschland kein Blatt giebt, da» die Abtretung de» Gebiete» von Landau bi» Saarlouis an Frankreich um de» lieben Frieden» willen zu empfehlen wagte, so giebt eS auch in Deutsch Oesterreich keine Zeitung, die niederträchtig genug wäre, Preußen» Regierung eine solche Handlungsweise zuzumuthen. Wir hier an der Donau haben andere, größere Gesicht»punkte in politischen Din gen, al» man sie an der Spree zu haben pflegt, und Oesterreich wird, wenn das deutsche Territorium bedroht ist, wahrlich nicht schadenfroh beiseite stehen bleiben, wäh rend Preußen sein Solferino erlebt, sondern e» wird lo»- schlagen, so lange e» noch Zeit ist, um zu verhindern, daß Deutschland ein zweite» Mal durch eine Katastrophe getroffen und erniedrigt werde, wie jene am Mlncio vor zwei Jahren. Die neueste Pariser Broschüre ist an sich kein Ereigniß, aber sie ist ein Symptom, dessen Beach tung wir der preußischen Presse empfehlen. Für un» spectell ist sie eine erste, rasch ringetretene Bestätigung unsrer Ansicht, daß von Eompiögne möglicherweise eher ein Bruch al» eine Allianz Preußen» mit Frankreich da- tirt werden könnte." Die „Allg. Preuß. Ztg." polemisirt gegen den Ti me»-Artikel über die Gefahren Preußen» bei einer Al lianz mit Frankreich, und sagt dabei u. A: „Beide» ist uns in hohem Grade überraschend, die plötzliche Zärt lichkeit der „Times" sür Preußen, und der materielle Inhalt ihrer Warnungen und Rathschläge. Denn wir sahen die Zusammenkunft in Compiögne mit ganz andern Augen an, und das Auftreten der „Times" kann un» in dieser Auffassung nur bestärken. ES herrscht in der Welt ein lebhaftes FrtrdenSbedürfniß; und jetzt, wo da» Kriegsgcwölk, daS auS dem Schooße des Frieden» von Vtlla- franca drohend emporstieg, sich allmählich zerstreut und friedlicher» Aussichten Platz gemacht hat, konnten wir e» nur al» ein wünschenSwerthes und hoffnungsvolle- Ereigniß betrachten, daß die FrtedenSauSsichten durch den persönlichen freundschaftlichen Verkehr der Herrscher von Frankreich und Preußen eine werthvolle Bestätigung erhielten. Und diese politische Bedeutung der Zusammen kunft ist dadurch noch gesteigert worden, daß e» auch bei unS an Stimmen nicht fehlte, welche diesem Ereig niß mit unverhülltem Verdruß entgegensahcn und un» einc Politik des principicllen Mißtrauen» gegen Frank reich anempfahlen, — Stimmen, die in der Ungewiß heit über die ferner» Pläne Frankreich» rin ausreichen de» Motiv erblickten, unsre freundschaftlichen Beziehungen zu diesem Staat absterben zu lassen und sein Entgegen kommen durch einen verletzenden Argwohn zu beantwor ten. Die Zusammenkunft in Compiegne ist eine tat sächliche Zurückweisung dieser Rathschläge, und wir freuen uns dessen, denn sie liefen in letzter Instanz darauf hinaus, unS gegen unser Interesse aus der lebendigen Wechselwirkung der Staaten hinaus zu verweisen. Mit Gcnugthuung sehen wir jetzt durch dir Zusammenkunft in Compiögne die Thatsachr constatirt, daß die preußische Politik sich nicht in die dunkeln Wege einer blinden An tipathie und vorgefaßter Meinungen hineindrängen läßt, daß sie vielmehr dem wcchselvollen Laufe der Dinge mit offenem und unbefangen prüfendem Auge zu folgen entschlossen ist." Die „Times" kommt noch einmal auf den Besuch zurück, welchen der König von Schweden kürzlich in Frankreich und England gemacht. Eine Jdeenverbindung mit dem Besuche in Compiögne scheint dies Thema wie der aufgeweckt zu haben. Sie erklärt, daß der Besuch Karls XV. in England kein blvses Kompliment für die Königin Victoria gewesen sei, sondern den Zweck gehabt habe, den herzlichen Wunsch Schwedens und Norwegen» nach innigern Beziehungen zu England zu e>kennen zu geben. England dürfe sich nicht schämen, dieses Gefühl zu erwidern. Vermöge seiner Ausdehnung, seiner Be völkerung, seiner Fortschritte, seiner freien Presse und anderer freiheitlichen Institutionen sollte Schweden eine größere Rolle in Europa spielen. Die Allianz zweier solcher Länder, wie Schweden und Norwegen, könne sür Touristen au» Deutschland und England ist Steiermark noch ein unbekannte» Land, ein Garten zwar, wie Seume boshaft sagt, aber «in Thiergarten. Wer hat je gehört, daß cs z. B. in TragorS nie einschlägt, weil, so lange eS wettert, die Glocke geläutet wird? Wer versteht, was mit himlitzen gemeint ist, wenn man ihm nicht be deutet, eS heiße wetterleuchten? Wer kennt die Um schreibungen gamatzen für gähnen, schawatzen für schwanken, achazrn für ächzen, und wiachazen für sich wiegeln? Ja, so wenig verstehen wir im übrigen deutschen Lande selbst nur die Sprache dieser unentdrckten Gebirgler, daß hier ohne Balhorn'» Aus merzungen der kernige Reim stehen mag, den wir auf dem Messerbrsteck deS HolzmeisterS in der Klamm lasen und worin da» mystische Vcrhältniß von Bub' und Sennerin sehr ehrlich ausgesprochen ist. Er lautet: Wann i da« Gamserl g'schoff'n Han, Denk i erst auf mein Mag'«, Den ganzen Lag mus umma steig'n Ihut an der Hange pla»'n- Lst, los i g'schwind der Sendin zu, Sie gibt mir Kat und Butter gnu, Un man da« Nachtmahl i« vorbei Leg'n wir un« zu m in« Heu. Juchhei Diese „Senderinnen" und diese „Buben" hat in ihren Flegeljahren unser Schulmeister unter seiner Fuchtel gehabt, und wa» in seiner Schule erzogen wird, bergauf geht'», wenn'- Mailüfter'l weht. Er bleibt aber in sei nem Graben zwischen den Troddeln oder Cretin» daheim und bekommt eine Falte über die andere aus Stirn und Wange, denn in diesem Jahre wird er schon fünfund fünfzig Jahr alt, und die Hoffnung, als Meister der edcln Tonkunst noch einmal sich aufzuschwingen und ledig zu werden der ganzen Bakel-Misere — ja die Hoffnung läßt von Jahr zu Jahr die Flügel mehr hängen. Großbritannien kein gleichgiltiger Gegenstand sein. Die skandinavische Halbinsel sei ein guter Kunde England» und gebiete über eine große Zahl trefflicher Seeleute. Doch sei nicht zu vergessen, daß der Werth einer solchen Allianz von der politischen Entwicklung Schweden» und Norwegen» abhängen müsse. Beide Länder hätten noch manchen Fortschritt zu machen. Vor der Hand sei e» da» wahre Interesse Schweden», sich nicht tn kontinen tale Streitigkeiten einzumischcn. Die Schweden würden bald, wenn sie die Wichtigkeit einer größer» politischen Einigung mit Norwegen erkennen, auf eine Reform ihrer jetzigen Verfassung dringen. Norwegen andererseits könnte mit seiner Handvoll Bevölkerung in stürmischen Zetten nicht allein stehen, sondern müßte bei Dänemark oder Schweden Schutz suchen, und die Berge, die c» von diesem scheiden, seien, praktisch genommen, eine weniger furchtbare Schranke, als die See, die es von jenem trenne. Norwegen habe etwa» zu gewinnen, wenn e» sich in Zusammenhang mit der Geschichte Schweben bringe; Schweden habe etwa» vom Storthing und der freien Verfassung Norwegen» zu lernen. ES werde ein stolzer Tag für diese beiden skandinavischen Völker sein, wenn die vergangenen Mißhelligkeiten vergessen seien, und die herzliche Vereinigung ihrer Kräfte unter einer verantwortlichen Regierung ein neue» Gefühl nationaler Bedeutung in ihnen erweckt habe. England könne bei einem solchen Ereigniß nur gewinnen, und mit denselben guten Wünschen, mit denen r» die Wiedergeburt Ita lien» begrüßt habe, werde e» dir nicht minder schwierige Arbeit, die dem Kaiser Karl XV. beschieden sei, unter stützen. — Die Berührung der dänischen Frage hat die „Time»" diesmal ganz vermieden. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Oktober. Se. Ercellcnz der Herr StaatSminister der Justiz, vr. v. Behr, ist von Teplih zurückgekehrt und heute wieder in seinen Geschäft»kreiS etngetreten. Wien, 8. October. (Oest. Ztg.) Die ruthenischen ReichSrathSabgeordneten haben, wie wir vernehmen, au» Anlaß de» zu Stande gekommenen Temeindegesetze» vor ihrer Abreise einen Dankgottesdienst abgrhalten. Die wichtigsten Bestimmungen de» PreßgrsetzentwurfS sind folgende: tz. 2. Da« Recht zur Erzeugung, zur Herau«gabe, zum Berlage von Druckschriften und zum Berühre em« denselden wird dui ch die Gewerdeaesetz« geregelt. Uedrlgen« kann die po litische Lande«stellr den Berkaus periodischer Druckschriften, die Sicherheitlbehirde de« Orte« aber den Berkaus von Heiligenbil dern, Gedeten und Gebetbüchern bestimmten Personen für einen zu bezeichnenden Bezirk auf Widerruf bewilligen. Gegen Buch drucker, Buchhändler und andere Inhaber eine« der im j. 16, A. 1 der Gewerbeordnung vom 2V. Deeember >8L9 aufgezählten Gewerbe kann die Entziehung der Gewerbtberechtigung außer jenen Fällen, in welchen dieselbe nach den allgemeinen Skraf- und Steuergesetzen in Vollziehung von Straferkenntniffen Plah zu greifen hat, für« Künftige nur dann verhängt werden. wenn der Gewerbtreibende ») wegen de« Inhalte« einer von ihm ge werbemäßig erzeugten, verlegten oder verbreiteten Druckschrift eine« Brrdrechen«, oder wenn derselbe aut Anlaß einer solchen Schrift nach den allgemeinen Grundsätzen de« Strafgesetzbuch«, oder wegen Vernachlässigung der pflichtmäßigen Obsorge und Aufmerksamkeit innerhalb de« Zeiträume« von zwei Jahren drei mal eine« Vergeben« oder einer Uebertretung schuldig eikannt; b) wenn derselbe nicht wegen de« Inhalte« einer Druckschrift, sondern wegen einer andern, im j. 7 der Gewerbeordnung vom 20. Deckender 1859 erwähnten Handlung verurthrilt worden ist. Dir Entziehung de« Gewerbebefugniffe« darf jederzeit nur inner halb drei Monaten vom Eintritte der Rechtskraft de« letzten, dieselbe bedingenden Erkenntnisse« an gerechnet, und zwar in den im Absätze d) bezeichneten Fällen sowohl für eine bestimmte Zeit, al« auch für immer; in den Fällen de« Absätze« ») hingegen in der Regel nur für die Dauer eine« Jahre«; dann aber für immer ausgesprochen werden, wenn die in jenem Absätze festgestellten Vorau«setzungen bei einem der gedachten Gewerbetreibenden ein treten, über welchen dir zeitliche Entziehung der Grwerbeconces- sion schon einmal verhängt wurde. §. 5. Auf jeder Druckschrift muß nebst dem Druck orte der Name de« Drucker« und der de« Deeteger« oder Her.au«geber« angegeben werden. Bon dieser Ver pflichtung findet eine Befreiung nur rücksichtlich solcher Er zeugnisse der Presse statt, welche lediglich den Bedürfnissen de« Wir waren bei einer Wanderung durch Steiermark einen Tag in Katrein geblieben, um F.L. Bittmann (so heißt er, obschon stockböhmischer Abkunft) einmal an Ort und Stelle zu sehen und zu hören. Denn seine Messen werden in steirischen Kirchen, seine Walzer bei Procrssionrn und Tänzen gern gespielt; wir hatten manche gehört und bewundert. AlS wir Morgen» auf da» Chor der Kirche traten, war Btttmann im anständigen zimmetbraunen Rock unten mit Anzünden der Altarkrrzen beschäftigt. Stark von Körperbau, blauäugig, großftirnig, mit ungewöhnlich derbem, rnergischem Kinn, dünnem Haar, breitem, gut gezeichnetem Mund, die Stirn von Falten durchfurcht, die Brauen durch eine tiefe Verdrußspalte geschieden, der ganze GesichtSauSdruck vorwiegend ernst, trübe, fast schmerzlich — da» ist sein ungefähre» Bild. Die Katrrtner Orgel ist schlecht. Nach besorgtem Lichteranstecken spielte er sie zum Gesänge der Knaben: „Heilig, heilig", wobei seine erwachsene Tochter, tn steirischer Bauerntracht, da» Köpfchen im schwarzen Kopf tuche, den Sopran sang. Er spielte gut, und wa» er außerdem durch seine Knabrnkapelle vorbringen ließ — meisten» Krruzer'sche Quartette — verrieth Geschmack. Aber der Sonntag brachte gleich nach der Frühmesse andere AmtSgrschäfte. Eine Beerdigung nahm ihn bi» zum HauptgottcS- dienfte in Anspruch. Dem Sarge vorauf sahen wir den Mann mit der tiefen Verdrußfalte langsamen Schritte» den Zug führen. Pegasu» im Joche kann nicht miß- muthiger dreingeschaut haben. Dann ward eine kleinere Messe auSgrsührt, mit schwacher Besetzung, aber gut, eine der leichtern Messen Bittmann'», dir sich in frischer
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