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Dresdner Journal : 30.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-30
- Monat1861-10
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1861
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V 254 Ädonnemeatspretst: : 5 ?Ur. 10 io >»ek»,o. 1 ,, 10 „ „ ,, Uou»tlick io vr«,ä«o: Id ktxr. kiorslu« ?!uiitm<-i'u i dixr. Iw Lu»Uw-* * tritt?o»t- o»4 8t«I0p«lL0- ,edl»x dioro. Inftralenpreift: 1'iir ckeo 8«uw «ioer ee»p»I^"b0 Teil«: 1 kt-r. 17ot«r „Lio^e»»uät" cki« 2«ii«: 2 Kxr. erscheint«: H^licir, mit Xo»n»i>m» ck-e 8ooo ooä k'eiOrto^O, -tbeuä, für ä-v toixsoäeo 1'»x. Mittwoch, den 30. October. Dresdner Aonnml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18«1 r«srr«triulmu»hmr iw»w»rt«l 1» L»t»o»r»rr», 6«mmii»ioote <!«» Oresäoer ckouro»!«! «Ken6»»eld»t: N. UV»»»»; Litoo»: t Vval.ru Lorlio: O»u»,v»'»ct>« Nuck>>., Nirrorri»'» Loreou; Lr»m«o; L. 8col.orre; kruoilkarr ». N.: ckrroru'ucbe Lucili>»n6Iu»x; Ltziv: Xvol.r ö»or»»>; ?»ri« v. l-ölvrilpul.» (28, rue cke» boo» eokoo»); kr»^: t'o. k»»l.ieo'» Uuekbunckluvx. cherausgrder: Iküoixl. L»p«äitioo ckel vresäoer 9oaro»I», Vrvsckeo, ^l»rieo»tr»»,« kkr. 7. Abonnements - Einladung. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate November und December werden für Dresden zu dem Preise von I Thlr. bei uns angenommen. — Für auswärts müssen die Bestellungen auf das volle Quartal lauten (Preis: in Dach sen i K THlr.) und sind an die nächstgelegenen Postanstalten zu richten. Die JnsertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal^ für die Zeile oder de ren Raum im Jnseratentheile I Ngr., unter „Eingesandt" L Ngr. Küvigl. ErpMilM der Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dretden, 26. October. Seine Majestät der König haben Seine Königliche Hoheit Dom Joao, Punzen von Portugal, Herzog von Beja, unter die Ritter de» Königlichen HauSordenS ausgenommen. Dresden, 28. October. Seine Kaiserlich Königliche^ Hoheit der Erzherzog Karl Ludwig ist heute Abend Ä6 Uhr von Berlin hier eingetroffen und hat Sich nach Schloß Weesenstein begeben. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Karte des erzgebirgischen Steinkohlenbassins betreffend. Von der im Auftrage dcS unterzeichneten Ministe riums durch da- topographische Bureau deö Königlichen GcneralstabcS in der natüilichen Giöße bearbeit ten UrberficbtSkarte deS erzaebirgischen Stein- kohlenbasfin» ist die erste Lieferung, enttzalicnv die Sektionen Zwickau, Würschnitz, Hohenstein (somit den wichtigsten Theil de» Ganzen) und ven Titel, nebst Netzblatt und Erklärung der Zeichen, erschienen. Dieselbe ist in zwei Ausgaben durch C. C. Meinhold u. Söhne in Dresden zu beziehen; in einer schwarzen, enthaltend Gewässer, Wege, Ortschaften und Gebäude, Flurgrenzen und Gren zen der Abbaufclder, und in einer colorirtrn, in wel cher die den verschiedenen Abbauunternehmungen zuge hörigen Flächen durch Farben unterschieden sind. Der Preis der ganze» Lieferung ist colorirt Fünf Tha- ler, schwarz Drei Thaler 15 Ngr., einzelne Blätter kosten schwarz colorirt Section Zwickau 1 Thlr. 5 Ngr. 2 Thlr. — Ngr. - Würschnitz 1 - 5 - 1 - 20 - - Hohenstein 1 - 5 - 1 - 20 - Titelblatt — - 15 - — - 15 - Dresden, am 21. Oktober 1861. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, G werbe und Handel. str. Wrinlig. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZettnugSschau. (Presse. — Opinione. — Morning- Herald) Tagrsgeschichtr. Wien: Ministerberathungen. Be gnadigung. Fürst Metternich. — Prag: Gerücht Feuilleton. Literatur. Karl Gutzkow'S dramatische Werke erscheinen jetzt (Leipzig bet F. A- BrockhauS) in einer vollständigen, neu umgearbeiteten Ausgabe in 20 Bändchen s 10 Ngr. Sie wird die Abdrücke der selben bringen, wie sie auS einer sorgsältigen Prüfung und Benutzung allcr Erfahrungen entstanden sind, welche sich anfänglich oder durch die spätern Schicksale dieser auf den bessern Bühnen Deutschlands zum Theil noch heimischen Stücke als lehrreich herauSstelltcn. Wohl nicht ein- der Dramen wird ohne die Spuren einer möglichst gewissenhaften und sorgfältigen Durchsicht bleiben. Mit vollstem Rechte sagt der Dichter, daß, „Bühnenbeleuch tung, Censurrücksicht und Tendenz zugestanden, von sei nen dramatischen Arbeiten manche- leidlich Gesunde, Natürliche und Lebensfähige übrig blieb." Streben wie Vermögen seine- unablässig schöpferischen Geistes war und bleibt stets höchst bedeutend, einflußreich und epoche machend für unsre Zeit. Da- erste Bändchen der Aus gabe enthält „Da- Urbild deS Tartüffe". Gutzkow sagt in seinem Nachwort dazu: „Man wird da- vor liegende Stück mannichfach geändert finden. Nicht im Gange der Handlung, aber in manchen Motiven und durchgängig im Dialog. Werke, die am Lampenlichte Leben gewinnen wollen, schlüpfen nur zu schnell und nachgiebiger, als sie sollten, unter die MaSke und das Costüm deS Schauspieler-, und überlassen so zu sagen der Gestikulation deS darstellenden Spieles Ergänzungen und Ausführungen, die reifere Ueberlegung bester gethan hätte, selbst in der Hand zu behalten. Von solchen über eilten Zugeständnissen an Da-, wa» der Schauspieler denn in der That oft ansprechend zu ergänzen oder wenigsten» in der, gerade ihm eignen Weise zweckmäßig wietzerzugeben weiß, kommt man in später» Jahren sehr von einer bevorstehenden Demonstration. Tschechische Agitation gegen die Deutschen. Preßproceß. — Rei- chrnberg: Zur Schulfrage. Tclegraphenstatioinn.— Brünn: Glocken einer evangelischen Kirche. — Ber lin: Ballfeste der KrönungSbotschafter. Hohe Gäste abgerrist. Verordnung bezüglich der Wahlen. Ver mischtes. — Posen: Polendemonstration am Krö- nungStagr. Wallfahrt nach dem Kloster Lend. — Mün chen: Verhandlungen der Kammer der RerchSräthe.— Parts: Vom Hose. Polizeierlaß bezüglich der Wohl- thätigk.itsvereinr des Herl Vincenz. Lage der Baak. Circular an die Piäfecten. Polenmanifistation. Ver mischte-. — Turin: Kosten der Flüchtlinge. — Nrw-Hork: Die Lage in Missouri und KansaS. Bürgerkrieg unter den Cherokesen. —Mehlbourne: Der Ausstand der Ureinwohner Neuseelands. Dresdner Nachrichten Provinzialnachrichten. (Leipzig. Großenhain.) Statistik und LolkSwirthschast. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 28. Oktober, Abend». Der Fürst PrimaS von Ungarn, Cardinal-Erzbischof SzitovSki von Gran, ist auf Befehl de» Kaisers telegraphisch hierher befchieden worden, um sich wegen seines (gestern mitgetheilten, die Recrutirung verweigernden) Schreibens an den ungarischen Hof kanzler zu verantworten. Wien, DienStag, 29 October. Die heutige „Presse" will wissen, der Kaiser habe gegen den ungarischen Hofkanzler geäußert, jetzt sei e» nicht an der Zeit, nach Peftfi zu kommen. TavernicuS Graf Majlath bat seine Demission gegeben Alle öffentlichen V rsummlungrn in Ungarn sind biS auf Weitere» verboten. Auf da» Schreiben de» HofkanzlerS bezüglich der Recrutirung find die Antworten der meisten Obergespane bereit» ein gegangen; alle sprechen sich ablehnend, wie die de» f ürstrn Prima», auS. Wiesbaden, Dienstag, 29. Oktober. Die herzogliche Polizeidirection hat brr hier erscheinen den „Mittelrheinischen Zeitung" eine zweite Ver warnung, dem Herausgeber der ebenfalls hier erscheinenden „Rhein- und Lahn Zeitung" die Con- cesfion und der in Frankfurt erscheinenden „Zeit" den Postdebit entzogen. Paris, Dienstag, 29. October. Bei der Ueber- gabe deS CardinalShutS an den Erzbischof von Chamb'ry hielt der päpstliche Legat eine Anrede an den Kaiser, worin er sagte, der Papst schätze sich trotz der Schmerzen, mit denen er überhäuft sei, glücklich, den Wünschen des Kaiser» zu will fahren, und schließlich die Hoffnung ausdrückte, der Kaiser werde mehr und mehr die Religion und den Papst in Schutz nehmen. Der Kaiser antwortete: Er würde sich zu dem guten Einvernehmen zwischen dem heiligen Stuhle und seiner Regierung jederzeit Glück wünschen. Dieses Einvernehmen könnte sich nicht besser kund geben, als durch Annahme seiner wohlwollenden, stets rechtzeitig gemachten Vorschläge. Der Kaffer schloß mit der Erinnerung an die Aufrichtigkeit seiner Wünsche und Gefühl« für da» Oberhaupt der Kirche. Der neue Cardinal dankte in seiner Gegen rede dem Kaiser für die Dienste, die er der Re ligion erwiesen, namentlich durch Erhaltung Rom» und eine» TheilrS seine» Gebiete» für den heiligen Stuhl. Der Kaiser erwiderte darauf, e» habe ihm am Herzen gelegen, dem savopischen Cleru» seine Ach tung und Sympathie zu bezeugen, der Hingebung für Frankreich und Anhänglichkeit für ibn an den Tag gelegt. Er danke dem Cardinal, der seine Bemühungen zum Besten der Religion gewürdigt. Dresden, 29. Oclober. In englischen Blättern veröffentlichte jüngst Ludwig Koffuth ein Schreiben, worin er den Italienern den Rath rrtheilt, Rom recht- liegen zu lassen und, mit Be nutzung der günstigen Conjunctur eines Aufstande- in Ungarn, Venetien «nzugreifen. Die Wiener „Presse" sagt hierüber: „Wir haben doch eine Menge Gründe, welche uns in der Ansicht bestärken, daß die Turiner Regierung cS sich zweimal überlegen wird, bevor sie sich in ein solche- waghalsige- Unternehmen stürzt. Die ita lienischen Angelegenheiten haben in den jüngsten Wochen einen Verlauf genommen, welcher derlei Unternehmungen nicht- weniger als günstig ist.. Süditalien ist noch lange nicht pacificirt, und wir zweifeln, baß bet der im Neapo litanischen herrschenden Stimmung die Rccruten bald eifriger gestellt und die Steuern pünktlicher bezahlt wer den, als die- bis jetzt der Fall gewesen ist. Süditalien und Rom sind nicht die einzigen Verlegenheiten der ita lienischen Regierung. Der wie Mehlthau auf Italien liegende und eS verzehrende französische Einfluß ist seit dem Tode Cavour s fort und fort gewachsen, und Rira- solr'- Tage sind bereits gezählt. Man sucht in Turin einen neuen Premier und findet ihn nicht, denn weder Ratt-zzi, noch Farini, noch rin Anderer will bei der heutigen Lage der Dinge die unpopuläre Rolle Line- Ministers übernehmen. Zu diesen Schwierigkeiten gesellt sich noch eine andere, die trostlose Finanzlage deS neuen Königreich».. Es .st eine weltbekannte Thalsach«, daß die vor einigen Monaten mühselig genug unter franzö sischer Bürgschaft zu Stande gebrachte italiemsche An leihe kaum genügte, das schon vorhandene Deficit zu decken, und eS scheint auSgcmacht, daß sich die italienische Regierung in Geldverlegenheiten befindet, deren Fort dauer ihr eS kaum gestatten dürste, ihrem Beamtenheerr die Besoldung pünktlich auszuzahlen. Die Hilfe Frank reichs zur Durchführung der von Kossuth anrmpfohlenea Politik ist umsonst nicht zu haben, und einen neuen Ver trag von Plombiöres abzuschlicßen, darf heute kein ita lienischer Staatsmann mehr wagen, lieber dem Gedanken an diese Unmöglichkeit ist Cavour da- Herz gebrochen, und was er nicht gewagt, das wagt nach ihm kein An derer. Möchte sich aber Louis Napoleon selbst ohne da» Augeständnrß der Abtretung eines neuen SavoyenS und Nizzas zu einer abermaligen Intervention in Italien herbeilassen, die Lage seines eigenen Landes und die ver änderte Stellung der europäischen Mächte zu einer solchen Eventualität müßte ihn davon abhaltcn. Auch ihm fehlt der Nerv zu gioßen Unternehmungen, das Geld, und Frankreich gelüstet jetzt weit mehr nach Frieden und Frei heit, als nach romantischen Krieg-zügen, deren Erfolg problematischer denn je geworden ist. Napoleon >>>. ist zu klug und berechnend, um einen zweiten italienischen Feldzug mit der Perspective einer Revolution in Pari- und einer Coalition Mitteleuropa- gegen seine Politik zu unternehmen. Vorläufig also wäre Italien, wenn eS den Rath Kossuth's befolgen wollte, lediglich aus sich selbst angewiesen, und allein, mit seiner eigenen Kraft Oesterreich anzugreifcn, dazu ist eF militärisch und finan ziell nicht stark genug. Um zu ersetzen, was ihm zu sol chem Beginnen fehlt, müßte Victor Emanuel sich mit Elementen verbünden, deren Allianz er bi- jetzt noch ab gelehnt. Er müßte sich zu einer offen revolutionären Politik entschließen, Mazzini in seinen Rath rufen und Garibaldi zu seinem Generalissimus ernennen, er müßte an Leidenschaften appelliren, deren Aufwallen sich nicht ermessen läßt. Die Folgt einer solchen Politik de- Wahn sinn- wäre der Bruch mit Frankreich, das Rom nur be setzt hält, um die Revolution in Italien niederzuhalten. Europa, heute noch bezüglich Italiens in zwei Lager gr- theilt, würde sich der italienischen Revolution gegenüber vereinigen; das Gefühl der gefährdeten Sicherheit Aller Würde eine Allianz dcr sonst geschiedensten Interessen erzeugen, und das Ende wäre eine combtnirt« Interven tion der Mächte in Italien. Zu einer derartigen ver zweifelten Politik ist für Victor Emanuel nicht der ge ringste Grund vorhanden, nicht einmal der der Even tualität eine- österreichischen Angriffe-, und e- ist daher im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß die Turiner Re gierung sich irgendwie bewogen finden sollte, sich auf die Politik einzulasscn, die ihr der Er Gouverneur von Un garn so dringend anempfiehlt. Im Gegenthrile ist, wie die Dinge gegenwärtig liegen, alle Aussicht vorhanden, daß da- nächste Jahr, unvorhergesehene verhängnißvolle Zwischenfälle abgerechnet, vorübergeht, ohne daß am Mtncio oder am Rheine feindliche Heere aneinander prallen." Ein Leitartikel der Turiner „Opinione" nimmt gleichfalls Anstand, da- Kossuth'sche Projekt zu adoptirc«. Er tadelt den von Kossuth veröffentlichten Brief und sagt unter Andrem: „Italien kann die Lösung der römi schen und venrtianischen Angelegenheiten auS dem einfachen Grunde nicht beschleunigen, weil diese im freundschaft lichen Wege mit Oesterreich nicht zu Ende geführt und nur durch Waffengewalt bewirkt werden kann, welche letztere aber früher organisirt, und da- Land in einer politischen Verfassung sein muß, um selbe geltend machen zu können. Die römische Frage ist eine rein moralische; ihre Lösung hängt nicht von den Kanonen, Wohl aber von der Zustimmung Frankreich- ab, und wenn möglich, auch von jener deS Papste-. Rom al- Mittelpunkt der Reaktion ist dir Ursache der Schwäche Italien-, und wenn wir auch in Verfassung wären, Krieg mit Oesterreich an zufangen, müßte früher die römische Fiage gelöst werden. Rom frei, würde Italien unglaubliche Kräfte verleihen, und Europa von der Nothwendigkeit der Emancipation Venedig» und die Italien minder günstigen Mächte von der Nothwendigkeit eine» Kriege» überzeugen. Europa weiß, daß der Krieg wegen Venedig unvermeidlich ist, würde uns aber gewiß verdammen, wenn wir jetzt für Ungarn Krieg anfangen würden." Die Zusammenkunft dcS König- der Belgier mit 'dem Könige der Niederlande wird vom „Morning- Hr-rald" als ein Ereigniß von sehr erfreulichem Cha rakter besprochen. „Europa — sagt die» Blatt — hat Grund, sich dazu Glück zu wünschen. Da» konservative Prtncip hatte in der That zur Zeit der Losreißung Bel gien- von Holland gerechten Grund zu Besorgnissen. Ties und weitblickende Männer, wie der große Herzog von Wellington, mußten, jener denkwürdigen Revolution gegenüber, für die Sicherheit ihrer Schöpfung zittern. Wenn die Folge über die Erwartung gut au-fiel, so sage darum Niemand, daß die anfängliche Befürchtung eine grundlose war. Man hatte die gerechte Angst, daß die Bildung zweier auseinander eifersüchtiger und in ihren Interessen widerstreitender Königreiche eine fremde, von Hau- aus herrschsüchtige Macht zur Einmischung verlocken werde; daß die schönen Provinzen abermals da- Schlacht feld Europas werden würden. Die- ist der Grund, warum wir die Annäherung der beiden Höfe mit so lebhafter Freude begrüßen. Eine Allianz zwischen ihnen wird der fremden Einmischung vorbauen. Nicht Selbstsucht leitet uns bei dieser Anschauung, obgleich eS klar ist, daß die Wohlfahrt eine» mit dem unfern so eng verknüpften Hofe» un» nicht gleichgiltig lassen kann- Aber wir wünschen die Fiage überhaupt nickt vom englischen Gesicht-punkte zu betrachten. Wir wünschen nur die Elemente künftiger Kriege und Unordnungen auSgereutet zu sehen." zurück und beklagt dann auch ebenfalls, viel zu oft mit Rücksicht auf die Zeitdauer des Stücke-, Kürzungen und Striche auSgesührt zu haben, die dem Sinn und Ver stand zum Schaden gereichen. Eine Bitte, sämmtliche Soufflirbüchcr und Rollen dieses Stückes in deutschen Theatern zu casstren und nach dieser neuen Durcharbeitung ausschreiben zu lassen, wage ich kaum auszusprechen, . würde jedoch die Gewährung mit Dankbarkeit anerkennen." . —v— Kalender. 2. Seitdem dir Kalender rin ehrenhafter Zweig der Dolk-literatur geworden sind, haben sie sich auch daS Recht erworben, nicht bloS in Annoncen, son dern auch in den wissenschaftlichen Räumen der Publi- cistck besprochen und nach ihrem mehr oder minder be deutenden Werthe beurthcilt zu werden. Diese- ehren hafte Recht darf auch seit einer länger» Reihe von Jahren in Anspruch nehmen der „Freiberger Stadt-, Land- und Berg-Kalender auf da» Jahr 1862" (Druck und Verlag von Heinrich Gerlach in Freiberg). Die geistige Physiognomie diese- Kalender», wenn wir so sagen sollen, ist im Allgemeinen längst bekannt. Wir bemerken daher nur Folgendes. Da» Bestreben, durch unterhaltende Mannichsaltigkeit der Nützlichkeit und Be lehrung zu dienen, tritt auch di -mal in loben-werther Weise hervor. Insbesondere ist der historische Stoff, theil- au- dem Freiberger, theilS aus dem vatcrländischcn Bereiche entlehnt, recht tactvoll ausgrwählt. Ein sehr wohlgelungener Stahlstich „Der Bergmann", nach der Natur gezeichnet vom Prof. Heuchler, dessen Zeichnungen auf diesem Gebiete klassisch sind, tritt dem Leser deS Kalenders gleich beim Aufschlagen desselben entgegen. Daß dem Humoristischen und Witzigen ebrnsall» Rech nung getragen worden sei, brauchen wir Wohl nicht erst besonder- zu erwähnen. Theater. Berlin. Auf dem Hofthcater wurde Frcytag's Trauerspiel „Die Fabier" wieder in- Re- pertoir ausgenommen, aber vor einem leeren Hause. — Die in Wien nach vierzig Jahren endlich be wirkte erste Aufführung von Fr. Schubert'- etnactiger Oper „Der häusliche Krieg" (eigentlich „Die Berschwor- ncn"), welche trotz deS mittelmäßigen Tertes von Castelli den günstigsten Erfolg hat, sollte zu weitern Versuchen in gleicher Richtung ancifern. Schubert hat nicht weniger als 14 Opern und Singspiele componirt. Es sind fol gende: 1) „Die Spiegelritter" von Kotzebue (einaktig); 2) „DeS Teufels Lustschloß" von Kotzebue (zwcioctig); 3) „Claudine von Villabella" von Goethe (breiartig); 4) „Der vierjährige Posten" von Körner (einaktig); 5) „Fernando", Singspiel; 6) „Die Freunde von Sala manca", Oper in zwei Acten, von Meycrhofer; 7) „Die Vcrschwornrn" von Castelli; 8) „Die Zwillinge", Posse in einem Act; 9) „Die Zauberharfe", Zauberspiel; 10) „Alfonso und Esticlla", große romantische Oper in drei Acten; 11) „Rosamunde", Schauspiel mit Chören, EntreactS und Ballet; 12) „FierabraS", große roman tische Oper; 13) „Die Bürgschaft" (breiartig), und 14) „Sakontala" (die beiden lehtern unvollendet). — Mit Bewunderung und Trauer blicken wir aus diese reiche dramatische Thätigkett Schubert'-, die mit unge stümem Schaffensdrange sich wahllos an das albernste Tertbuch, an die erste beste Gelegenheitsarbeit für ein Vorstadttheatcr hingab. Sollte cs sich nicht der Mühe lohnen, wenigsten- da- Beste dieses unerschöpflichen Talent- für die Gegenwart zu retten, z. B. der Musik zu „FicrabraS" «inen bessern Tert anzupassen? — In Paris im „Vaudeville" wird „Der Gcsandt- schaftsattachö" von Meilhac, eine heitere Salyre auf da diplomatische Leben, mit großem Erfolg gegeben. Die Pariser VolkSstücke größer» Umfange- sind mehr und mehr dramatifirte Pantomimen geworden; eS herrscht in ihnen nur die bizarre Jagd nach gewagten Situationen, die vom Reiz blendender Ausstattung gehoben werden. -»In Leipzig hat am 24. October öffentlich und rm Beisein der sämmtlichcn ordentlichen Professoren der dafigen medicinischrn Facultät Herr Or. B. Brunner seine Probevorlesung „über den Einfluß der Experimente der Nervendurchschneidung in Bezug auf Erforschung der Function der Nerven" gehalten. Eine zahlreiche Zu hörerschaft hatte sich versammelt, die bis zum Schluß den Vortrag verfolgte und einstimmig dem Vortragenden großes Lob spendete. * Prof- L. Bischoff nimmt in einer Kritik („Köln. Ztg") über die Aufführung der „Schöpfung" und bei Betrachtung der jetzigen Musikrichtungen Gelegenheit zu folgender sehr begründeten Bemerkung: „Was soll man dazu sagen, wenn ein Conservatorium der Musik, wie das zu Leipzig, welche- die Namen eines Mo- schcles, Hauptmann, David an der Spitze trägt, den Ge brauch von Brendel - „Leitfaden für die Geschick te der lNusik" bei der musikalischen Erziehung seiner Zöglinge öffentlich auf dem Titelblatte bezeugt, während dieser Ab- riß z. B. für Joseph Haydn nur einen Paragraphen hat, seine Quartette und Symphonien gar nicht, die „Schöpfung" und die „Jahreszeiten" bloS mit Namen erwähnt, ferner Spohr, K. M. v. Weber, Marschner und selbst Mendelssohn nur eben berührt, dagegen neun lange Paragraphen auf zehn Seiten an Liszt und Wagner, ,,welche Händel und Bach, Mozart und Beethoven in unsrer Zeit repräsen tiren" (I! E. 64), spendet, wo bei Liszt'» Eompositioncn ausführlich durchgegangen und die ganze Partei al» „eine große weltgeschichtliche Erscheinung, die den Beruf besitzt, später allein an die Stelle des Alten zu treten", charaktrrisirt
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