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Dresdner Journal : 09.02.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-02-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186202096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-02
- Tag1862-02-09
- Monat1862-02
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1862
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ZV 33 — kl"! 1'1/ —''——' ^«krlieb: 8 7klr. 10 sl^r 1» » Im Lnslssd» «L jlckrl - 1 ,, 10 „ ,, „ ltrttt ?»»«- und Ido»<dll«t> i» vr«^«: 1b NFr. I 8t«a»p<l«u 1 Nxr. 1 »et>I»<x üuuiu. »*serate«vreisr: k^!r den 8»nm «in«r »ssp»lt«n«o 2«il«: 1 Nxr. Unter „Liaxessodt" die 2«i>»: 2 klxr. Urschet««: 1'l^lloli, »lt S.a»n»dine der Sonn und k'eierl»^«, stdsod» kür den kolxendsn Sonntag, den 9. Februar. —... . . . m L-- -b -. ... <lr r 1 r » ' , Dres-nerÄournal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1862 >»srrat,«a«»ahme auswärts: ldstpsl^: t'». S»^«v»r»r,»», OommissionL« de» Dresdner dounisls; »d«nd»»«ld»t: U. Utiexiil; ttttons: ID^ssssvui» t Voo^i»; IsrUn: O»oi»lv»'»ol»o ttuvlid., ltirensrie's Kursen; Ire«»»: L. konnorr»; krenUurt ». w.: deiare'eek« kueüksndlun^; Kilo' >001-1- keorer»; kerte: r. Dövrrsrnl.» (28, rue de» 1>ou» enkeu»); krex: 1». L»»i.ivn'» Luvükeudlno^. Herausgeber: Nönixl. Lepeditiun de» Dre»duer ckoueosls, Dresden, ^lerienstrssse dlr. 7. Breslau: Senkung einer Eisenbahnbrücke. — Al tenburg: Zündnadrlgcwrhre. Theaterbau. Kirchen- collecte für den Ulmer Münster. — Hamburg: Grwerbegesrtzvc rlage. Paris: Die mericanische Angelegenheit. Amtsland- tage eingeführt. Discontherabsrtzung. — Bern: Die Verhandlungen wegen der Vorgänge bei Ville la- Grande. — Turin: Vermischtes. — Neapel: Journalistencongreß. Münzprägungen. Demon stration der Postcourirre. — Madrid: Zur mericanische» Frage. — London: Thronrede. — St. Petersburg: Budgetverhffrntlichung. — Kon stantinopel: Verstärkungen für Omer Pascha. Eensur. — Bukarest: Neues Ministerium. — Aus der Herzegowina: Die neuesten Bewegungen. Füh rerwechsel. Montenegrinische Annerion. — Athen: Rückkehr des Ministeriums. — Teheran: Gobineau und Bloquevillr. Ernenuunaen u. Lersetzlrugen rc. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Hannover, Freitag, 7. Februar, Nachmittags 3 Uhr. Soeben ist die Gtändrversammlung bis znm 18 Dtärz vertagt worden. Zur Prüfung von Regierungsvorlagen bleiben ständische Com- Missionen versammelt. Zum Landtagscommiffar ist der Geh. Rath Lütken ernannt worden. Paris, Sonnabend, 8. Februar. Der heutige „Moniteur" erklärt die Nachricht von einer in England contrahirten französischen Anleihe von 4 Mill. Pfd. St. für falsch. St. Petersburg, Sonnabend, 8. Februar. Die heutige „Nord. Post" weidet, da- 5 Millionen Rubel angewiesen sind »u Vorschüssen an Besitzer von weniger al- 21 Leibeigenen. Da- „Journal de St. Petrrsbourg" versichert, es seien KV90 Mann Marinesoldaten bevrlaubt. Tngesgeschichte. Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der Königs haben heute Nachmittag in Begleitung des Herrn Ober bürgermeisters Ritter rc. Pfotenhauer und des Stadt oberinspectors Fritzsche die sämmtlichen von dem Hoch wasser heimgesuchten Stadttheile zu besichtigen und in mehrer» Straßen in den Wohnungen der Calamitosrn von deren Lage sprciellste Einsicht zu nehmen geruht. Wien, 7. 'Februar. Es chistäkkgt sich, daß von Berlin aus eine Anfrage an das St. Petersburger Cabinet, welcher Entschluß in Betreff einer An erkennung des Königreichs Italien gefaßt worden sei? gerichtet worden ist; es bestätigt sich aber auch, daß die kaiserlich russische Regierung hierauf eine ganz cor- recte Antwort ertheilt hat. — Das russische Bud get schließt mit Zuhilfenahme eines Anleihebetrages von 14^ Mill. S. R. sehr glatt ad. Da das Deficit immer mit Emissionen von Schahscheinen gedeckt werden mußte, so will die hiesige Finanzwelt kein rechtes Vertrauen zu diesen Ziffern fassen. — In der El bzoll frage wird ein Bevollmächtigter der königlich hannoverschen Regie rung mit neuen Vorschlägen hier erwartet. Der Han delsminister bevorwortet von seinem Standpunkte aus begreiflicherweise ein energisches Vorgehen in der Sache, wogegen der Minister des Aeußern einen vermittelnden Ausweg zu finden hofft. Wien, 7. Februar. Se. Majestät der Kaiser hat an den Leiter der k. k. Statthaltern folgendes Hand schreiben zu erlassen geruht: „Lieber Freiherr v. Halbhuder. Die sich täglich mehrenden Nachrichten von den durch Ueberschweminung herbeiaesührten Verheerungen, wovon Meine Reichshaupt- und Residenzstadt und das Ihrer Leitung anvertrautc Kronland gegenwärtig heimgesucht sind, erfüllen Mein Herz mitBedauern. Mich versehend, daß von Be hörden und Kommunen einmiithia Alles aufgeboten werden wird, den durch dieses Olementarungliick schwer betroffenen Bewohnern durch zweckdienlichste Anstalten Hilsc zuzuwcnden, bestimme Ich zur Erleichterung der Lage der von größter Nolh Bedrängten Wiens und Niederöstcrreichs den hier mitfolgenden Betrag von 10,000 Gulden, indem Ich unter Einem den Obersten v. Haardt nach Pöchlarn und Umgebung zur unmittelbarensVertheilung be sonders hierzu gewidmeter angemessener Geldbeträge entsende. Wien, am 6 Februar 1882. Franz Joseph." — Ein anderes kaiserliches Handschreiben an den Staatsminister v. Schmerling zeigt Diesem an, daß Se. Majestät außerdem den Generaladjutanten Generalmajor Grafen Coudenhove nach Linz und die nächsten Orte zur unmittelbaren Vertheilung eigens hierzu gewidmeter angemessener Geldbeträge entsendet und einen weitern Betrag von 20,000 Gulden zu demselben Zwecke vor läufig für die gleichfalls von Überschwemmungen betrof fenen andern Königreiche und Länder bestimmt hat. — In Vollziehung des allerhöchsten Befehls wurde von die ser Spende ein Betrag von 5000 Gulden zur Unter stützung der von der Ueberschweminung betroffenen Hilfs bedürftigen in Wien und der Betrag von 5000 Gulden zur Erleichterung der Lage der Nothleidenden in den überschwemmten Landgemeinden Riederösterrcichs verwendet. — Di« Erzherzoge Karl Ludwig und Wilhelm haben je 300 Gulden, dir Bergwerks- und Fabrikbesitzer Ge brüder Klein und der Bankdirector v. Wodianer je 1000 Gulden, der mährische Gutsbesitzer Kammrl v. Har- degger 500 Gulden für die Wasserbeschädigten gespendet. — Der Wasser st and der Donau an der Fer- dinandsbrücke betrug gestern Abend 6 Uhr 14' 5" über Null. Das Wasser ist somit seit dem Morgen um 4 Zoll gefallen. Im Leopoldstädter Bezirk waren nur noch die tiefer gelegenen Stellen unter Wasser, so daß die bei den Rettungszillen verwendete Mannschaft, mit Ausnahme jener in der Brigittenau und in Zwischen brücken, entlassen werden konnte. — In Pesth betrug der Wasserstand heute Abend 7 Uhr 15' 5". Die Donau führte kein Eis mehr mit. Man hält dort die Gefahr für bereits beseitigt. — In Linz war der Wasserstand der Donau heute Abend 6 Uhr 13' 10" über Null, das Wasser ist daher um 2 Zoll seit heute Mittag gefallen. — (E. Oest. Z.) Der niederösterreichiscke Landesaus schuß hat beschlossen, einen Betrag von 12,000 Gulden anzuweisen, wovon 10,000 Gulden zur augenblicklichen Vertheilung unter die hilfsbedürftigsten Bewohner des flachen Landes und 2000 Gulden für jene der Reichs- Haupt- und Residenzstadt Wien bestimmt sind. K Prag, 7. Februar. Bekanntlich ist der 1. März dieses Jahres als der Zeitpunkt festgesetzt, von welchem an nach den Bestimmungen des Concordates die Ueb er gäbe des Kirchenvermögens an die Geistlich keit resp. an die neuen Verwalter des Kirchengutrs zu geschehen hat, und Se. Eminenz der Cardinal-Erzbischof 'dürft Friedrich von Schwarzenberg hat einen diesen Act betreffendes, ziemlich umfangreiches Rundschreiben an die Kirchenpatrone erlassen. Der Act der Uebergabe des Kirchenvermögens von Seiten der Patrone an die Geist lichkeit soll ganz ohne Intervention der Staatsbehörden geschehen, und bei dem Umstande, daß viele Patrone höchst bedeutende Summen aus den Händen zu geben haben, wird von vielen derselben Bedenken getragen, so ohne alle Garantien das bisher ihnen anvertraute Gut auszuhändigen. Der böhmische Landesausschuß scheint dieses Bedenken der Patrone zu theilen, denn er hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die ihm unterstehenden Landesgüterverwaltungen anzuweisen, die Uebergabe des Kirchenvermögens, welche, wie gesagt, schon mit 1. März erfolgen soll, einstweilen auf sich beruhen zu lassen. Man ist gespannt darauf, wie sich diese Angelegenheit abwickeln werde, und es läßt sich nicht bestreiten, daß obiger Beschluß des Landtags ungewöhnliche Aufmerk samkeit erregt. — Zur Unterstützung der durch die Ueberschwemmung Verunglückten hat sich hier ein Centralunterstützungscomit« gebildet, welchem auch Män ner aus der Aristokratie des Landes beigetreten sind. Demselben fließen reicblicke Beiträge zu. Zu bedauern ist, daß nach dem Hockwasser eine strenge Kälte und be deutender Schneefall cintrat, so daß die Noth der aus ihren Wohnungen Vertriebenen noch bitterer wird. Die materiellen Verluste sind auch hier bedeutend; jedoch ging in Prag selbst kein Menschenleben verloren. Pesth, 5. Februar. (N. N.) „Magyarorszsg" hat Amtlicher Theil. Dresden, 8. Februar. S«. Königliche Majestät ha ben dem Oberhofprediger, Geheimen Kirchenrathe und Vicepräsidentrn des evangelischen Landesconsistoriums ve. Theodor Albert Li ebn er das Ritterkreuz des Ver dienstordens zu verleihen allergnädigst geruht. Bekanntmachung. Der Vorzug regen Strebens: fremder Roth abzu helfen und Anderer Elend zu mildern, ist unserer Zeit nicht abzresprechen. Dies hat sich auch bei dem gegen wärtigen,- durch das Hochwasser der Elbe im hiesigen Regierungsbezirke hervorgerufenen Nothstande schon jetzt von Neuem bewährt. Kaum waren die durch die Fluthen entstandenen Schäden und Trübsale nur einigermaßen erkennbar, und schon gingen bei der unterzeichneten Be hörde zu Deren Freude von einem geachteten hiesigen Handel-Hause am 4. d. M. 200 Thlr. und von einem anderen am 5. 50 Thlr. ein, um damit zunächst die ärgste Roth zu lindern. Die Königliche Kreisdirection nahm zwar diese Beiträge dankbar an, glaubte jedoch mit einem Aufrufe zu weiteren Gaben in jenen ersten Tagen der Kalamität um so mehr Anstand nehmen zu müssen,- als Sie deren Umfang damals noch nicht ge nügend zu bemessen im Stande war, und Sich zunächst darauf beschrankte, die allernöthigste Unterstützung der Armen in einzelnen besonders hart betroffenen Ortschaf ten auf anderem Wege zu ermöglichen. Jetzt aber, wo die aus allen Theilen des Bezirks mündlich und schrift lich eingegangenen Anzeigen den Umfang des durch die Hochfluthrn erzeugten Nothstandes vollständiger übersehen lassen, und wo namentlich bedauerlicher Weise hinläng lich constatirt ist, daß die längs der Elbe gelegenen Ort schaften, wie insbesondere deren Armen in eine Bedräng- niß versetzt worden find, welche in der Thal die um fassendste Abhülfe unabweislich erheischt, und auch be reits an mehreren Orten, so z. B. in Schandau und Meißen die Bildung von Hilfs-Comitö's zur Folge hatte, darf sich die unterzeichnete Behörde nicht länger abhalten lassen, muß Sich vielmehr dringend verpflichtet fühlen, Alle, Denen Herz und Hand offen ist für fremdes Un glück, nunmehr auch Ihrerseits zu Beiträgen für die auswärtigen Calamitosrn und Armen des hiesigen Re gierungsbezirks das Angelegentlichste aufzufordern. Wir die Königliche Kreisdirection Selbst jedr Gabr dankberr annehmen und sowohl der gewissenhaften Ver- 1h«l»n« der ein-egairg««« Gelder mit Zuziehung der betreffenden Herrn Amtshauptleute, — auf Deren Tä tigkeit Man Sich hierbei besonders zu stützen haben wird, — Sich unterziehen, als über deren Verwendung seiner Zeit Rechenschaft abzulegen unvergessen sein wird, sind auch die Bezirksamtshauptmannschaften in Dresden, Meißen und Pirna zur Einsammlung von Geldern er mächtigt, sowie Behufs der Erzielung thunlichster Ein heit in diesem Liebeswerke zur fortwährenden Anzeige erstattung über den Verlauf der Sammlungen mit An weisung versehen worden. Dresden, am 8. Februar 1862. Königliche Kreisdirection. v. KSnveritz. v. Hausen. Nichtamtlicher Theil. Ueb erficht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Wien: Zur Anerkennung Italiens. DaS russische Budget. Vorschläge in der Elbzollfrage rwartet. Spenden für die Wassercalamitosen. — Prag: Uebergabe des Kirchenvrrmögens an die Geist lichkeit. Die Ueberschwemmung. — Pesth: Verwar nung. Präsident der Akademie bestätigt. Der Dieb in Gran ermittelt. — Hermannstadt: Von der Nationsunivrrfität. — Berlin: Die Elbschifffahrts- revisionScommission vertagt. Verkehrsstörung. — Feuilleton. Herzog Heinrich von Liegvitz und Han» v. Schweinichen. Ein Sittenbild aus dem 16. Jahrhundert , von L. v. Heidi-. (Fortsetzung.) Einige Wochen lang hielt es Schweinichcn aus, auf ehrliche und unehrliche Weise sich und das zurückgelasscne Gesinde des Herzogs in Emmerich zu erhalten. Auch auf unehrliche Weise, denn wie er selber ganz treuherzig erzählt, betrog er in der Noth einen berauschten Edel mann mit dem Verkauf von zwei blinden Pferden und ließ sich von einem schlesischen Junker, der einen Juden auf der Landstraße überfallen und beraubt hatte, be trübten Herzens 20 Thlr. schenken. Als aber wegen der Rechnung im Gasthof deS Herzogs Pferde und übriges Eigenthum mit Beschlag belegt worden war und er selbst mit Arrest bedroht wurde, machte er sich im Februar zu Fuß aus dem Staube und kam, sich mühsam durch schlagend, nachdem er betrübt noch ein paar Ringlein verkauft, die er seinen Schwestern mitbringen wollte, meisten» zu Fuße gehend, was ihn höchlich beschwerte, über Münster, Leipzig und Bautzen nach vier Wochen endlich nach Liegnitz. Unterwegs vor Leipzig hatte er durch einen Boten auS Schlesien, den er zufällig getroffen, erfahren, daß sein Vater, nachdem er als Bürge deS lüdrrlichen Herzog» in arge Schulden grrathen, vor Kummer gestorben war. „Die» kränkte mich so", sagt Echwrinichen, „daß ich an der Straße bi» zwei Stunden auf einem Steine habe ruhen müssen, bis ich wieder zu Kräften kam und die Stadt Leipzig habe erreichen mögen." Schweinichen hatte jetzt genügend zu thun, da» Schuld- ' wesen seine» Vaters zu ordnen und das Gut zu erhalten. Dem Herzog Friedrich blieb er fern in rührender Treue gegen seinen undankbaren Herrn, der sich fast noch das ganze Jahr in Norddeutschland Herumtrieb. Doch be mühte er sich redlich, ihn vor der Ungnade des Kaisers sicher zu stellen und gab ihm Nachricht, daß der Kaiser nichts dagegen hätte, wen» er, zur Schlichtung seiner Händel mit dem Bruder und derLandschaft, nachSchlesien zurückkäme. Endlich im September kam Herzog Heinrich, nachdem er länger als zwei Jahre hcrumgestrichen war, nach Görlitz und wurde von Schweinichcn und einigen andern Edelleuten, die dieser dazu aufgefordert hatte, feierlichst eingeholt. „Da habt Ihr mich, was gebt Ihr mir" waren die ersten Begrüßungsworte des lustigen Herzog», und als er die Rechnung in Görlitz für das großartige Festmahl bezahlen sollte, das er gegeben hatte — 284 Thlr. — meinte er: „Lieber Hans, Du hast mich anher gebracht, willt Du mich wieder haben, so löse mich aus, ich habe kein Geld mehr." Schweinichen brachte die Lösung auf und führte den Herrn in die Heimath. Nun erst begann eine schwere Zeit für den armen Hofmeister. Der Herzog lebte meist in Hainau und ließ sich nichts abgehen. Das Deputat an Geld und Naturalien, das der jetzt einstweilen regierende Herzog reichen mußte, langte nicht zu und Schweinichen mußte den ganzen Hofstaat erhalten. Im Jahre 1587 bekam der Herzog das lange Warten aus die kaiserliche Ent scheidung, von der er die Wiedereinsetzung in sein Herzog- thum hoffte, satt, bemächtigte sich der Feste Gradißberg und plünderte und raubte von da aus auf des Bruders Gebiet, so viel er konnte. Auch hier mußte Schweinichen überall dabei sein, so widerlich es ihm war; er diente seinem Herrn im Guten und Bösen mit alter Mannen treue, wie der Hagen dem König Gunther im Nibelungen liede. Diese ergötzlichen Scenen hat Frrytag in seinen trefflichen Bildern aus der deutschen Vergangenheit nack Schweinichen's Mittheilungen beschrieben. (Schlup folgt.) f Broekmann'S Affentheater. Die Affen sind geborene Mimiker und Possenreißer und in tropischen Ländern giebt die Affenwelt den Eingebornen eben so viel Unterhaltung, als bei uns die Menschenwelt dem Denker. Warum auch nicht? Fehlt den Affen ja nichts, als unsre Sprache und Kleidung, um Menschen zu sein, ebenso wie vielen unserer Zier- und Maulaffen nichts als der Affenpelz fehlt. Was für eine Wonne war es für die hoffnungsvolle Jugend vor zwanzig und mehr Jahren noch, wenn um zwölf Uhr.die Schule geschlossen wurde und der nach Hause jagende Hause plötzlich auf dem Markte das Kameel, die Bären und Affen vorfand! Wenn dann das Kameel rasch im Kreise umhertrabte, aus seinem Höcker einen Straßenjungen und auf dessen Kopf einen betriebsamen Affen im rothen Jäckchen, wenn der Bär später zur Trommel und Pfeife tanzte und durch einige Kculenschläge seines Wohlthäters freundlich eingeladen wurde, die jubelnde Kinderfchaar zu begrüßen und unterdessen der Affe im rothen Jäckchen die tollsten Possen trieb; dann wurde sich die jugendliche Seele gro ßer und merkwürdiger Dinge bewußt und die ganze Natur geschichte trat mitten in das bürgerliche enge Leden. Die Polizei ist ernsthafter geworden. Die Tage sind vor über, wo dergleichen romantische Erscheinungen die Ju gend unentgeltlich in Ertase brachten. Auch die Herren Affen haben der Zeit Rechnung getragen und find nicht vom Pferd auf den Esel, sondern umgekehrt vom Ka meel auf das Pferd, d. h. in die Arena gestiegen. Mit dieser zeitgemäßen Verbesserung ihrer socialen Stellung sind, wie es scheint, auch ihre Kunstleistungen gewachsen. Davon überzeugten wir uns in der neu eingerichteten wegen eines gegen die Politik des „Pesti Hirnök" gerick teten Artikels eine zweite Verwarnung erhalten. In der Motivirung der Verwarnung heißt es, daß das Vor gehen des „Magyarorszsg" geeignet sei, die Eintrackt zu stören und Grund zu unheilvoller Revolution zu werden. — Se. Majestät hat die Wiederwahl des Grafen Emil Dessewffy zum ersten und des Barons Jos. Eötvös zum zweiten Präsidenten der ungar. Akademie be stätigt. — Der Thäter des in Gran an dem Fürst Pri mas von Ungarn kürzlich verübten bedeutenden Dieb stahls ist in der Person eines Schlossers ermittelt und, nachdem er die That eingestanden, sofort zu 5jährigem Kerker verurtheilt worden. Hrrmannstadt, 5. Februar. (W. Bl.) Die Hächs. Nations-Universität wählte zwei Commissionen zur Vorlage eines Gutachtens über die Organisation der Rechtspflege und zur Regelung des Gemeindewesens im Sachsenlande. Berlin, 7. Februar. (B. Bl) Die in Hamburg versammelte fünfte Elbschifffahrtsrrvisionscom Mission hat sich in diesen Tagen bis Ende März ver tagt, indem die Regierungen von Hannover und Meck lenburg, wenn man ihnen diesen Termin bewillige, sich bereit erklärt haben sollen, alsdann neue Vorschläge zu einer befriedigenden Reform des Elbzollwesens vorlegen zu wollen. — Nach einer der „B. B. Z." aus Burg, 6. Fe bruar Abends zugegangenen Depesche hat der Bruch ei nes Elbdeiches zwischen Hohenwerthe und Niegripp unmittelbar vor dem Eintreffen des Berliner Schnell zuges einen Durchbruch der Berlin-Magdeburger Bahn zur Folge gehabt. ,Nach der „Pr. Ztg." vom 8. Februar ist der Verkehr auf beiden Geleisen gänzlich unterbrochen und selbst keine Verbindung für Fußgänger herzusteüen. Noch ist nicht zu übersehen, wann die Ver bindung wieder hergestelll werden wird.) Breslau, 6. Februar 5 Uhr Nachmittags. (A. P. Z.) Auf der Zweigbahn Kattowitz-Sosnowice ist nach soeben eingegangener Meldung der erste Mittelpfeiler der Bri nitzadrücke durch Hochwasser unterspült und gesun keu. Der Durchgang der Züge ist unterbrochen; Per sonenzüge werden von beiden Seiten bis an die Brücke befördert und gehen Passagiere zu Fuß über dieselbe. Anstalten zur Herstellung eines Nothpfeilers sind getroffen. 6 Altenburg, 6. Februar. Bereits seit einiger Zeil sind mehrere preußische Offiziere aus Erfurt hier anwe send, um das hiesige Militär in der Handhabung der neue» ZÜndnadelgewehre zu instruiren, welche an Stelle der alten, an rin auswärtiges Handelshaus ver kauften Gewehre eingeführt werden sollen. — Mit dem Bau des neuen Gebäudes für die herzogliche Landes- bank und Bibliothek wird, nachdem durch die Be- - willigungrn der Landschaft die Mittel dazu bereit gestellt sind, demnächst begonnen werden. Am gestrigen Tage sind bereits die 6 Wohnhäuser, an deren Stelle das umfassende Gebäude errichtet werden soll, auf den Ab bruch versteigert worden. Daneben regt sich schon wie der der Plan zur Erbauung eines andern großen Bau werkes — eines Theaters, dessen wir leider noch ganz entbehren, da das bisher für wandernde Truppen be nutzte sogenannte Hoftheater nach dem Begriffe, den man gewöhnlich mit einem solchen verbindet, diesen Namen rn der That nur wie der lueus » non lueencko verdient. Es wird zu diesem Zwecke eine Petition an den Landtag vorbereitet, zu deren Anhörung und eventuell Unterzeich nung auf morgen Abend eine Versammlung im großen Saale deS Rathhauses stattfinden soll. — Zur Unter stützung der Restauration des Ulmer Münsters, welche auf der letzten hier abgehaltenen Generalversamm lung der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine von Prof. Haßler lebhaft befürwortet wurde, hat Se. Hoheit der Herzog auf geschehenes Ansuchen dir Veran staltung einer Kirchencollecte gestattet. Hamburg, 5. Februar. (N. P. Z.) Das Gewerbe gesetz, welches heute zur Verhandlung der Bürgerschaft gestellt ist, beruht auf den Grundsätzen der^unbedingten und elegant decorirten Arena auf dem Dohna-Platze, in welcher Herr L. Broekmann seine aus 60 vierfüßigen Künstlern bestehende Gesellschaft gegenwärtig vorführt. Der stolze Ausspruch Schiller'-: „Im Fleiß kann dich die Biene meistern, die Kunst, o Mensch, hast du allein," er wird hier zu nichte; denn wenigstens in der Kunst reiterei werden wir die Palme mit den Affen und Pu deln des Herrn Broekmann theilen müssen. Der Kugel lauf, die Czikospost, der famose Brückensprung, die Erercitien auf gesatteltem und ungesatteltem Pferde und wie die equcstrischen Großthaten alle heißen, alle werden hier von vierbeinigen Künstlern mit gleicher Keckheit und Eleganz, Sicherheit und Präcision ausgeführt. Nirgends dabei jenes unruhige Balanciren junger Kunstreiterinnen, bei deren ängstlichen Hin- und Herschwanken der Zu schauer seekrank werden kann; ebenso nirgends jenes stereotype, kokett süßliche Feiren, was jenen zweibeinigen Künstlerinnen auf den Lippen festgefroren scheint. Den stattlichsten Anblick bietet des Rappenhengstes Peter gäh- rcnd gezügelter Ungestüm mit seinem unbeweglich ruhigen Lenker dem die hohe Schule reitenden, großen Pavian im orientalischen Eostüm; ruhig, wie der wandrllos wechselnde Regenbogen, der aus dem Rücken des brau senden Wasserfalles reitet, leicht und hehr. Man kann den Fuß nicht eleganter im Bügel halten und nicht sicherer durch alle Gangarten diese Eleganz bewahren. Als Segler der Lüfte, in kühnen Schwingungen und Verrenkungen, sehen wir einen zweiten Affen als In dianer auf der Vvrcke volsnw sich bewegen lind Staunen und Bewunderung an seinen Flug sich heften. Nicht unwürdig erscheint er als der Kunstgenosse jenes Lro- tard, der großen Nation schwungvollster Mann, dessen Huldigungen die schönsten Marquisen des zweiten Em pirr als die besonder» Triumphe der Saison betrachteten. Auch der graziöse Tanz findet reizende Vertretung durck
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