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Dresdner Journal : 19.03.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-03-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186203199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-03
- Tag1862-03-19
- Monat1862-03
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 19.03.1862
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85. - . Mittwoch, dm 19. März. 1882 , . . . . . — — —— —— ckLbrll-b: v 1ÄI». 10 »»r io i I« StzM»«» . ZLMrl.- 1 „ 10 .. „ „ (tritt p<— >u»ä t» »«t«: Id Kxr I 8«»»p«I,o Lio»«1>« 1 tissr. 1 xrUo» St»««. >«str«u»»rrtst: k'ilr ä«o K»nin «io«r -«»p»It»o«o 2«il«: 1 kixr. Vnt«r ,,Llnx««»oat" <ii« 2«il«: 2 bi^r. »rschetimi: 7'I^Uet, wit /ian»»i>n>k 6«r 8ono- nnä k'eiert»^«, Xt»«uck> für ck«a fol^«uä«u 1^»^. DresdllcrHMMl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. r»seratnum«ch»r m»,»iln»: I^tMU t». , 6villiiü»,ivnLr 6«, Vr«»cko«r ^ouru»l»; : H. Ui)»»«»; SIt»»»: U«»»»»,,»i» Ax Vvoui»; A«ti»: 6»o»io»'»<:b<r Uuvkl»., U«^«»»,»»', 8ure»a; Ir,w»o: L. 8c»l.oi'r«; kriutüfor» ». >.: ^«iui»'ieU« Lurt>i»»ucklui>^; RÜIo: Xooi.» ötvr«i»; k»rt»: v. (28, rus äe» i»oo» euf»i»); kr»U; V». Lu»l.ivu', Lucdd»nüluu^. qrra«,grbrr: Kbnlxl. LrpeäiUoo rie» vreiäoer ckonru»!«, Oresüeo, »«rivnitriti»« Kr. ?. Ämtttcher Thril. DnStzr», 18. März. Seine Königliche Hoheit der> Kronprinz ist heute Mittag Al Uhr nach Brandeis gereist. Berord»u»g, eine wettere cheilweise Aufhebung der Maaßregeln gegen das Einfchleppen der Rinderpest betr., vom 15. März 1862. Nachdem, ringegangener amtlicher Mittheilung zufolge dir Rinderpest bereits seit einiger Zeit in Böhmen und neuerdings auch in Mähren und Oesterreich völlig er loschen ist, so werden die zur Abwehr des Eindringens der gedachten Seuche nach Sachsen besage der Verord nungen vom 7. und 23. November, sowie 4. und IS. De- ccmber vor. IS. ringeführten DerkehrSbeschränkungen gegen da- Königreich Böhmen, insoweit dieselben dermalen nach der Verordnung vom 4. Februar dies. Js. noch in Wirk samkeit bestehen, nunmehr hierdurch mit alleiniger Aus nahme deS auch ferner bis auf weiteres noch in Kraft verbleibenden Verbots gegen das Einbringen von Steppen vieh wieder aufgehoben. Gteppenvieh (Podolisches, Ungarisches, Gallizisches Vieh) darf bei Vermeidung der in tz. 3 der allerhöchsten Verordnung vom 16. Januar 1860 angedrohten Strafen auch fernerhin nicht eingebracht werden, außer in dem Falle, daß dasselbe wenigstens seit bereits zwei Monaten in Böhmen oder Mähren gestanden hat und hierüber, sowie über den seuchenfreien Zustand des Viehes obrig keitliche, von der Kreisbehörde attestirte Zeugnisse beigr- bracht werden. Dresden, am 15. März 1862. Ministerium des Innern. Frhr. v. Beust. Schmiedel, 8. Bekanntmachung. Die Aufnahmeprüfung der angemeldeten, oder bis Ende des Monats März anzumeldenden Aspiranten für das Eadetten-EorpS soll in diesem Jahre den 27. April früh 8 Uhr beginnen. Hinsichtlich der, bei der Anmeldung beizubringenden Atteste und der übrigen zu erfüllenden Bedingungen, wird auf den von der hiesigen Höcknerschen Buchhand luug zu b«Mh—d<» Auszug «ms dem Regulativ, Vvm" Jahre 1859 hiermit verwiesen. Dresden, am 21. Januar 1862. Kriegs-Ministerium, » «»heuhvrst. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer ZinSbogen zu den königlich sächsischen StaatSschuldenkassenscheinen der 4pro- centigen Anleihe v. I. 1847 betreffend. Den Inhabern königlich sächsischer Sprocentiger StaatS- schuldrnkassenschrine der Anleihe vom Jahre 1847 wird hiermit bekannt gemacht, daß an Stelle der mit dem Termine 1. April 1862 ablaufenden Zinsscheine, die Aushändigung neuer ZinSdocumente, bestehend in Talons und Zinscoupons für die Termine 1. October 1862 bis mit 1. April 1871 zu erfolgen hat und damit dr« 1. Lprtl dieses Jahre» begonnen werden soll. Die Ausgabe sothaner Zinsdocumente geschieht bei der Staatsschulden-Buchhalterei in Dresden — Land haus l. Etage — gegen Zurückgabe der abgelaufenen Talons, täglich in den Vormittagsstunden von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Da die Staatsschulden - Buchhalterei mit Korrespon denzen und Zusendungen sich nicht befassen kann, haben auswärtige Interessenten, welche die Empfangnahme der neuen ZinSbogen nicht persönlich bewirken wollen, dies Geschäft lediglich durch hierortige Beauf tragte besorgen zu lassen. Des geregelten und beschleunigten Geschäftsganges bei dem vorseienden Umtausch wegen und im eignen Interesse des Publikums ist es unerläßlich, die alten Talon», wenn deren mehrere in einer Hand sich befinden, nach der Nummerfolge geordnet, in ein Verzeichniß zu bringen, um nach dessen Anleitung sofort an Ort und Stelle von der Richtigkeit' der ausgrhändigt erhaltenen ZinSbogen, der Stückzahl und den Nummern nach, per sönlich sich überzeugen zu können. Dresden, den 1. März 1862. Der Landtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfoteuhauer. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. (Karlsruher Zeitung.) Tage»geschichte. Wien: Zur italienischen Fragt. Per- sonalnachrichten. — Berlin: Die identische Note an Dänemark. Zur Ministerkrisis. — Stuttgart: Rückkehr politischer Flüchtlinge. — Oldenburg: Das Eisenbahnproject nach der Jahde. — Darm stadt: Jacoby's Nichtigkeitsbeschwerde verworfen. — Karlsruhe: Dir angebliche Anerkennung des König reichs Italien. — Koburg: Pfarr-Witwenkasse. — Frankfurt: Wechsel im Oberkommando. Paris: Kammerverhandlung. — Turin: Parteizer würfnisse. Demokratisches Journalproject. Die ba dische Anerkennung. — Genua: Erpeditionen nach Griechenland. Die Führer der ungarischen Emigra tion nach Turin. Ein Repräsentant des deutschen Nationalvereins. — Madrid: Spanien in der römi schen Frage. — Kopenhagen: Rüstungen. Apa nagegesetz. — Konstantinopel: Bulgarische Ab geordnete. — New-^)ork: ColumbuS geräumt. Price ins Jndianergediet. Vergiftung. — Bolivia: Re volution. Dresdner Nachrichten. Pravinzialnach richten. (Leipzig. Budissin. Zittau Oberwiesenthal.) Eerichtsvrrhavdlungen. (Dresden.) Eingesandt«». Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 17. März, Abend». General Graf v. Gchlik ist hrute Mittag gestorben. (Er war geboren 23. Mai 1789.) Triest, Montag, 17. März. Da» bisher vor Antivari stationirt gewesene türkische Geschwader ist nach Unter-Albanien abgegaagen. Pari», Dienstag, 18. März. Im gesetzaeben- den Körper verthridigte der Minister Billault da» Verfahren der Regierung in der Angelegenheit der Bincentiusvereine und wahrte ihr da» Recht, den obersten Präsidenten derselben zu ernennen. In der Turiner Drputirtenkamwer brachte Gallenga die angekündigte Interpellation über das Zustandekommen de» Ministerium» und die Aussichten auf Vervollständigung desselben ein. Den vorgeschlagenen Uebrrgana zur Tagesordnung accep- tirte Ratazzi unter der Bedingung, daß dieser al» eine Unterstützung de» Ministeriums bei der Durch führung seines Programms angesehen werbe. Hier auf wurde mit 21« gegen 80 Stimmen Urbrrgang zur Tagesordnung beschlossen. Athen, 14. März. Bei Rauplia find gestern daS Dorf Aria und alle von den Rebellen errich teten Außenverschanzungen, mit Ausnahme de» Berge» St. Elia», dessen Fall bevorfteht, von den königlichen Truppen mit dem Bayonuet genommen worden Ein Dampfer mit 200 Mann Truppen ist nach Tvra abgrsandt worden; aucd ein englische» und ein französische» Kriegsschiff find au» dem Pi räus dorthin abgegaugru. Dresden, 18. März. Man hat rs oftmals beklagt, daß der Streit um die deutsche Bundrsreformfrage dem Auslande «in trauriges Bild der Zerrissenheit vorführe. Wohl hat man recht, dies zu bedauern, allein es findet sich dagegen doch wenig stens ein Trost in der Betrachtung, daß widerstreitende Ansichten und Interessen nicht ohne Kampf sich ausglei- cken lasten. Bei Weitem niederschlagender und demüthi- gender für Deutschland ist die Erscheinung, daß es üblich und möglich geworden ist, einem Volke, das sich durch Intelligenz und wissenschaftliche Bildung vor andern auszeichnet, fast tagtäglich in dieser nämlichen Frage die Zumuthung gänzlicher Beiseitesetzung jedes gründlichen Nachdenkens und jeder logischen Gedankenfolgr zu macken. Als eine solche Zumuthung müssen wir geradezu einen Artikel der „Karlsruher Zeitung" bezeichnen, wel cher in den letzten Tagen von mehrer» andern „natio nalen" Blättern der Ausnahme für werth gehalten wurde. Es genügt, die langathmigen Phrasen desselben auf Das zurückzuführen, was Positives darin steht — und Jeder, der nur die dürftigste Kunde von Dem hat, was wirklich in Deutschland eristirt, wird sich sagen können, daß mit derartigen Phantasmagorien ernstlichen Reformbestrrbungen nicht gedient sein kann. Der in Rede stehende Artikel ist in der Absicht ge schrieben, den Gedanken zurückzuweisen, daß in einem , „engern Bundesstaate" Preußen die Hegemonie über die andern deutschen Staaten zufallen würde. Es ist zunächst nicht uninteressant, hierbei zu gewahren, wie die gothaische Partei ihre Taktik geändert hat. Früherhin fand man auf jener Seite eine preußische Hegemonie nicht nur keineswegs anstößig, sondern man behauptete sogar, das deutsche Volk lechze nach einer solchen, als nach der ein zigen Möglichkeit, zu einem „nationalen" Dasein zu ge langen. Daß man die Taktik jetzt ändert und den Ge danken an eine preußische Hegemonie zurückweist, zeigt wenigstens, daß dir gothaische Partei in diesem Punkte die östrntliche Meinung in Deutschland klarer zu erkennen beginnt. WaS man ihr früher osten anlobte, wird heute verUiuchwl« Di» Sacha frmttch bleibt dieselb« und in welche wunderliche Erörterungen man sich einlasten muß, wenn man etwas zurückweist, was man doch so heiß erstrebt, zeigt eben der Artikel der „Karlsruher Zeitung". Die „Karlsruher Zeitung" will der preußischen Krone die deutsche Centralgewalt übertragen wissen, neben ihr „zur Ausübung" ein „deutsches" Ministerium und für die „Controle" ein „deutsches Parlament" haben, dem Preußen und seine Kammern sich ebenso unterwerfen müßten, wie — nach den Worten der „Constitutionellcn Zeitung", welche den Abdruck des Artikels der „Karls ruher Zeitung" also einleitet — „Greiz, Schleiz und Lobenstein". Preußen, als selbstständige Großmacht, soll, so zu sagen, aufhören, nur seine Krone soll fort bestehen, — daS ist, geradezu gesagt, das von der „Karls ruher Zeitung" vorgeschlagene Verhältniß. Preußen, Preußens Krone, Preußens Kammern sollen sich in allen Beziehungen nach außen, für einen Großstaat die wich tigsten, einem deutschen Parlamente und einem deutschen Ministerium unterordnrn, in denen das nichtpreußlsche Element doch leicht einmal überwiegen, ja das Ministerium ganz nichtpreußisch sein könnte. Würde aber somit Preußens selbstständige Macht in Wegfall gebracht, was für einen Sinn hat es dann noch, deshalb der Krone Preußen die deutsche Centralgewalt übergeben zu wollen? Von der Krone Preußen ist ja alsdann nicht mehr die Rede. Man kann solchenfalls unter Krone nur Dynastie ver stehen; alsdann aber fragt sich, welchen besonder» und ausnahmSweisen Anspruch die Dynastie eines Landes haben soll, das gleich den andern aufgehört hat zu sein was es war. Es ist vielmehr, soll der „Bun desstaat" nach der Karlsruher Theorie in Ausführung gebracht werden, gar nicht einzusehen, warum nicht jede ander« deutsche Dynastie mit der Eentralgewalt be kleidet werden soll. Ja, geht man dieser Theorie weiter" nach, so müßte es sich mehr empfehlen, einen Fürsten mit der kleinsten Hausmacht an die Spitze zu bringen, der von seinen particularen Interessen weniger in Ver suchung geführt wird, als ein mächtiger. Antwortet die „Karlsruher Zeitung" etwa: „aber der mächtige Staat würde sich der Centralgewalt, dem „deutschen" Reichs ministerium und Parlamente nicht unterordnen wollen", so repliciren wir: das glauben wir auch nicht. Diesen Fehler hat ja aber auch der Vorschlag der „Karlsruher Zeitung" im höchsten Grade. Denn wer glauben kann, daß Preußen sich einem deutschen Ministerium und Par lamente unterordne, dahin seine Macht ausliefern würde — wer das für möglich halten kann, dessen Geschichtskennt- niß und politischer Einblick sind seltsamer Art. Eher bauen wir auf die Oeffnung des Kyffhauser, als auf die Auflösung Preußens in einen deutschen „Bundesstaat", wie ihn die „Karlsruher Zeitung" vorschlägt. Irgend eine officielle Aeußerung Preußens liegt wohl nicht vor, welche der „Karlsruher Zeitung" hätte im Geringsten den Muth geben können, Preußen eine solche Rolle zu- zumuthen, und wer die Depeschen des Grafen Bernstorff gelesen hat, erhält wohl eher das Recht, gerade das Um gekehrte zu glauben, nämlich dieAuflösung Deutsch lands in einen preußischen Bundesstaat. Wirklich meint eS die „Karlsruher Zeitung" auch nicht so ernstlich mit ihren Zumuthungen an Preußen. An einer andern Stelle des Artikels wenigstens sieht sie das Verhältniß der übrigen Staaten zu Preußen ganz an ders an: hier spricht sie davon, daß sich die deutsche Centralgewalt „an Preußen anlehnen" müsse. Wie man die Hand umdreht, ist nun wieder das vorhin un ter Deutschland gedrückte Preußen obenaufgrkommcn! Die deutsche Eentralgewalt „lehnt" sich nur an, folg lich ist Preußen der Stützpunkt, die Hauptsache, Deutsch land die Nebensache. Was der „Karlsruher Zeitung" nun wirklich Ernst sei, ist nicht schwer zu rathen. Das letztere hat denn doch eine gewisse Logik. Aber man weiß, daß man dem deutschen Volke nicht so unverhüllt sagen darf, ihr werdet nun an Preußen „angelehnt" und habt dorthin einfach und ohne Widerspruch eure Kraft zu ge ben. Diese wahre Erkenntniß der Dolksstiinmung führt dahtr zu einem langen Grspinnft von allgemeinen Phra sen, mit dem man den harten Druck der reinen That- sache etwas zu mildern sucht. Prüft man aber nur einigerinaßen den umhüllenden Bombast, so kommt man bald auf die Wahrheit. Deutschland theilen, schwächen und einen wehrlosen Theil desselben Preußen unterord nen wollen — man kann kein Glück mit diesem Pro gramme in Deutschland machen, und Wer es im Stillen pflegt, hütet sich wohl, es so klar hinzustellen; aber es ist doch zu verstehen, es ist Sinn darin, — ebenso wie das Programm klar ist, nach wel chem alle deutschen Monarchien aufgelöst werden wür den, um aus den verschmolzenen deutschen Staaten eine Republik zu machen. Aber einmal Deutsch land an Preußen „anlehncn" wollen und doch zugleich Preußen als selbstständige Macht in Wegfall bringen, — das ist baarer Unsinn. Und dergleichen wird von andern Blättern der Weiterverbreitung werth gehalten, mit sol chen Vorspiegelungen glaubt man den politischen Sinn des deutschen Volkes heben zu können! Tligesgeschichte. H Wien, 16. März. Eine Wiener Correjpondrnz des „Ezas" will wissen, gestützt auf die Versicherungen Frankreichs habe daS hiesige Eabinet aufgehört, gewalt- thätige Ereignisse in Italien zu befürchten. Diese Sicherheit habe aber Oesterreich durch entsprechende Con- cesfloncn erkauft, nämlich versprochen, in Zukunft den Absichten des Kaisers von Frankreich bezüglich der Regelung der römischen rind venetianischen Frage im Wege der Verträge und des gegenseitigen Einverständ- F e uillet o n. Ei« 1«agiväre» Modell unser» Planetensystem». Die „Vorträge für Damen gebildeter Stände", welche auch im verflossenen Winter sich eines zahlreichen und ausdauernden Besuches zu erfreuen hatten, boten unter Anderm auch Unterhaltungen über populäre Astronomie, welche der Vortragende, Hr. Seminaroberlehrer Reinicke, mit Aufstellung eines eigenthümlichen Modells des Planeten systems schloß, welches seiner allgemeinen Brauchbarkeit wegen auch für da» größere Publicum von Interesse sein dürfte, daher dasselbe nach eigner Angabe des Vortragen den hier mitgetheilt werden soll. Zur Veranschaulichung des Planetensystems bedient man sich mancherlei künstlicher Vorrichtungen (Planetarien, Solarien, Lunarien rc.), welche alle den Fehler haben, daß sie zu klein sind, um von einer größer» Zuhörer zahl deutlich gesehen werden zu können, und daß sie Größe und Entfernung der Planeten nicht im richtigen Verhältnisse darstellen, daher sie den Beschauer oft zu falschen Vorstellungen verleiten. Das vorliegende Modell ist von diesen Fehlern frei. Es stellt di« Größen und Entfernungen der Planeten in annähernd richtigem Ver hältnisse dar, und Jedermann kann sich dasselbe zu jeder beliebigen Zeit an jedem beliebigen Orte selbst construiren. Et hat nur den einen Fehler, daß eS imaginär ist. Ohne Imagination ist eS aber überhaupt unmöglich, sich richtige Vorstellungen von astronomischen Verhältnissen zu machen. Wir legen die wahre Größe der Himmel-k-rper, durch ihre Durchmesser auSgedrückt, und ihre wahre« (mittler«) Entfernungen vo« der Sonne zu Grunde, wie sie fol gende Tabelle enthält. Die Zahl der ersten Colonne giebt den Durchmesser in Meile«, die der zweiten die Entfernung von der Sonne in Millionen Meilen an. Von der Gruppe der 64 kleinen Planeten, der Planetoiden, welche sich hinsichtlich ihrer Entfernung nicht sehr unter scheiden, wählen wir nur einen der ältern, die Juno, aus. Durchm. Entfernung. Sonne 192,000 M. 0 Mercur 671 - 8 Mill. M. Venus 1717 - 14 - - Erde 1718 - 20 - (Mond 468 - 50,000 M. von d.Erde.) Mars 892 - 32 Mill. M. Juno 80 - 56 - - Jupiter 18,524 - 107 - - Saturn 14,696 - 197 - - Uranus 7466 - 396 - - Neptun 7830 - 720 - ? ? - « 6o»lsu> i ? 1544 - - 4 Billionen M. Das Fragezeichen unter Neptun deutet den möglicher weise über Neptun hinaus noch zu entdeckenden Planeten an, der dann, gemäß der Wurm'schen Reihe über die Entfernungen der Planeten, etwa 1544 Millionen Meilen von der Sonne entfernt sein müßte, — a Onlsmi be deutet den Stern Alpha im Sternbild« des Centauren, nach Hrndrrson's Angabe der uns am nächsten stehende Firstern. Näher als 4 Billionen Mriten von uns kann nicht füglich ein Firstern stehen. Da das Modell nur in verkleinertem Maßstabe dar gestellt werden kann, so müssen wir die angegebenen wahren Maße für unfern Zweck verkleinern. Wir trach len, möglichst runde Zahlen zu erhalten, und lassen in der Rechnung alle kleinern Differenzen sowie alle Brüche weg, da eS für unser« Zweck, besonders bei den Ent fernungen, auf einig« Tausend Meilen nicht ankommt. Die Sonne stellen wir durch eine Kugel dar, die wir nicht zu groß und nicht zu klein wählen dürfen. Sir möge I Fuß Durchmesser haben. Mercur ist fast 300 Mal kleiner dem Durchmesser nach. Da unsre Sonnenkugel 1 Fuß Durchmesser hat, so kommt auf den Durchmesser des Mercurs etwa V,, Zoll, also etwa Linie, wenn der Zoll in 12 Linien getheilt wird. Ein Samenkorn vom Rübsen wird ihn etwa verstellen können. Die Entfernung des Mercurs von der Sonne be trägt 8 Mill. Meilen. Da der Durchmesser der Sonne, welcher fast '/-> Mill. Meilen beträgt, durch 1 Fuß dar gestellt ist, so müssen die 8 Mill. Meilen Entfernung des Mercurs reichlich 40 Fuß betragen. Wir wollen diese der Bequemlichkeit wegen durch Schritte ausdrücken, da mit Jeder den Maßstab gleich bei sich hat. Wenn man mäßig langsam geht, so kann man die Länge eines Schrittes etwa auf 1 Elle oder 2 Fuß schätzen, wenig stens kann man den Gang leicht so einrichten. Der Mercur käme also 20 Schritte von der Sonnenkugel zu stehen. Rcducircn wir in dieser Weise alle Größen und Ent fernungen nach demselben Maßstabe, so erhalten wir Folgendes: Durchm. Entf. Sonne 1 Fuß 0 Mercur 7« Zoll 20 Schritte Venus 7, - 35 - Erde 7. - 50 - (Mond 7,. - 3 Zoll) MarS >/ /IO - 80 Schritte Juno 7»° - 140 - Jupiter 17» - 270 - Saturn '7» - 492 - Uranus '7... - 990 - Neptun '/h - 1550 - ? ? 3850 - «Ontmni ? 800 Meilen. Nun können wir zur Aufstellung des Modells ver- schreiten, Dies kann natürlich Jedermann von einem beliebigen Orte, z. B. von seiner Wohnung aus thun, wenn er nur eine lange gerade Linie vor sich hat, auf welcher sich leicht einzelne Punkte genauer bezeichnen lassen. Wir wollen nämlich der leichtern Uebersicht wegen die Planeten in einer geraden Reihe aufstellen, obgleich sie in der Wirklichkeit von der Sonne aus nach verschiedenen Richtungen hin vertheilt sind. Ein passender Ort wird die Ecke sein, welche am Altmarkte von der Arnold'schrn Buchhandlung und der Wrbergasse gebildet wird. Dort stellen wir unsre Sonne auf, und in Er mangelung eines Gestells legen wir sie als eine fuß große Kugel auf das Trottoir nieder. Mercur, '/,« Zoll groß, muß 20 Schritte davon ent fernt stehen. Er muß als sehr kleines Kügelchen, wie ein Rübsamen groß, vor das letzte Fenster des Arnold'- schen HauseS zu stehen kommen. Venus, '/- Zoll groß, 35 Schritte von der Sonnen kugel, kommt in den Eingang des „Hotel de l'Europr". Wollen wir sie durch eine Erbse darstellen, so müssen wir eine sehr kleine aussuchen. Die Erde kommt als eben so kleines Kügelchen, 50 Schritte von der Sonne, an den Anfang des näch sten Hauses. Den Mond stellen wir 3 Zoll von der Erde auf, und können ihn durch ein Mohnkörnchen vorstcllen. MarS, '/»Zoll groß, 80 Schritte entfernt, kommt an die Scheffelgasse, kurz vor der Rathhauseck«, zu stehen. Er kann nur auf die Größe eines Hirsekornes »der eines etwas größer« Senfkornes Anspruch machen. Juno, Zoll, 140 Schritte, kommt über das Rath- hauS hinaus, vor di« Leinwandhandlung von Mann. Ein Kügelchen von solcher Kleinheit werden wir nicht auffinden können. Soll e- ein Sandkörnchen werden,
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