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Weißeritz-Zeitung : 19.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188401190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18840119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18840119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-19
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.01.1884
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Wchnih-MW Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde 49. Jahrgang Sonnabend, den 19. Januar 1884. Nr. 9 Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm erfreut sich trotz der überaus ungünstigen Witterung, welche schon seit längerer Zeit herrscht, des besten Wohlbefindens. Er erledigt in gewohnter Arbeitsfreudigkeit die lau fenden Negierungsgeschäfte und nimmt auch sonst an allen Vorgängen des öffentlichen Lebens den regsten Antheil. Am Dienstag hielt der Kaiser in Begleitung der königlichen Prinzen und eines Gefolges von etwa fünfzig Personen eine Damwildjagd im Grünewald ab, die letzte derartige Jagd im genannten Reviere für diesen Winter. Am Sonntag, den 20. Januar, findet am Berliner Hofe das Kapitels- und Ordensfest des Ordens vom schwarzen Adler statt. — Im preußischen Abgeordnctenhause hat am Dienstag die Berathung der beiden wichtigsten Vorlagen der gegenwärtigen Session begonnen, der Gesetzentwürfe über die Reform der Einkommensteuer und über die Einführung der Kapitalrentensteuer. Von der Wichtigkeit der zur De batte stehenden Vorlagen zeugte es schon, daß sich nicht weniger als 3l Redner zum Worte gemeldet hatten, die große Mehrzahl — 22 — gegen die Vorlagen, der Rest der Redner dafür. Die Diskussion über die beiden Gesetzentwürfe wurde vereinigt und vom Zentrums abgeordneten Freiherr von Schorlemer-Alst eröffnet, welcher die Kapitalrentensteuer zwar im Ganzen für gerechtfertigt erklärte, dagegen die völlige Aufhebung der dritten und vierten Stufe der Klaffensteuer nicht billigte, eine Reform der Kommunaisteuer sei da viel mehr geboten. Schließlich plaidirte der Redner für Ueberweisung der Sreuervorlagen an eine Kommission. Abgeordneter von Rauchhaupt, der Führer der Konser vativen, begrüßte die Vorlagen mit Genugthuung; die Reform der direkten Steuern sei dringend nothwendig geworden, jetzt bilde nicht mehr der Grundbesitz, sondern die kapitalistische Produktion die Grundlage für die Abschätzung der Leistungsfähigkeit. Entschieden gegen die Gesetzentwürfe wandte sich Abgeordneter Eugen Richter, wie es sich von dem stets oppositionsbereiten fortschrittlichen Führer auch nicht anders erwarten ließ. Er nannte sie ein dilettantisches unannehmbares Werk, welches nach den hingeworfenen Rezepten des Reichs kanzlers in Arbeit genommen sei. Die Kapitalrenten steuer werde viel mehr Ertrag geben, als vorgesehen sei, und sie werde nur eine andere Form der Ein kommensteuer bilden. Er stellte schließlich die Entwürfe als eine Beschränkung der Volksrechte und als eine Beeinträchtigung des Geldbewilligungsrechtes der Volks vertretung hin. Diesen schärfen Angriffen gegenüber betonte der Finanzminister, es handle sich hier um kein Machwerk, sondern um ein allseitig gewünschtes Kom promiß in der Steuerreform, auch wies der Minister den Vorwurf, die Negierung habe mit den Vorlagen in die Wahlrechte des Volkes eingegriffen, entschieden zurück; hiermit war der erste Verhandlungstag zu Ende. Die beiden Vorlagen dürften schließlich an eine Kom mission verwiesen werden. — Die „Nordd. Allg. Ztg." tritt in einem Artikel der Meinung entgegen, daß dem Fürsten Bismarck die Ablehnung der Kapitalrenten- fteuervorlage eines Mangels geziehen werden müßte, so könnte dieser vielleicht nur der sein, daß sie der präcipualen Besteuerung des in ausländischen Werthen angelegten Kapitals keinen Raum gegönnt hat. Es ist mit diesen Worten des offiziösen Blattes offenbar der Wunsch des Fürsten Bismarck ausgedrückt, den Ertrag des in ausländischen Werthpapieren angelegten Kapitals höher zu besteuern als die Rente inländischer Werthpapiere, und dieser Wunsch erscheint bei der Sucht der deutschen Kapitalisten, ihr Vermögen meist in aus ländischen Werthen anzulegen, nur gerechtfertigt. — Der Ernennung des Grafen Herbert Bismarck zum Legationsrath bei der deutschen Botschaft in Petersburg und seinem Empfang durch Kaiser Wilhelm wird in den Berliner Hofkreisen eine besondere Bedeutung bei belegt. Man will in beiden Thatsachen das Bestreben Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 18. Januar. Gestern Mittag punkt 12 Uhr 40 Min. traf der den Mitgliedern der Sächsischen Ständeversammlung vom König!. Finanz ministerium zur Verfügung gestellte Extra zug, be setzt von etwa 90 Personen, hier ein. Wir bemerkten außer Sr. Excellenz, Herrn Finanzminister v. Könneritz, den beiden Kammerpräsidenten v. Zehmen und Haber korn und einer großen Anzahl oon Abgeordneten (von den Sozialdemokraten war nur Abgeordneter Liebknecht anwesend) auch als Vertreter der König!. General direktion, die Herren Geheimräthe Köpcke, v. Bieder mann und Finanzrath von der Planitz. Auch die gesammten Beamten der Ständeversammlung und eine Anzahl Diener waren mit im Zuge. Zur Begrüßung der Herren Abgeordneten, die freilich wegen Kürze des Aufenthaltes (ü Min.) und des unangenehmen Regenwetters halber keine offizielle und allgemeine sein konnte, sondern sich nur als eine den Landes vertretern schuldige Aufmerksamkeit erweisen sollte, waren Mitglieder des Stadtraths und Stadlverord netenkollegiums, sowie der gesammte Gewerbevereins vorstand auf dein Bahnhofe anwesend. Herr Redakteur Jehne vertheilte an die Herren Exemplare von der gestrigen Nr. 8 der „Weißeritz - Zeitung", in welcher der Artikel über die Frequenz unserer Bahn im Jahre 1883 gewiß geeignet erscheint, das Interesse der Lan desvertreter anzuregen. Der Erzgebirgs-Zweigverein Dippoldiswalde hatte schon in Hainsberg einige Exem plare der vom Schuldirektor Clauß-Dresden verfaßten Schrift über unsere Bahn zur Orientirung der Herren in die Wagen vertheilen lassen. Kaum hatte man Zeit gehabt, einzelne der besonders hier bekannten Abgeordneten flüchtig zu begrüßen, so dampfte der Zug weiter, um in Naundorf im Jägerhause eine Frühstückspause von 50 Min. zu machen. Hierauf wurde die Fahrt nach Kipsdorf weiter fortgesetzt und nach einer Pause von 20 Min. die Rückfahrt ange treten, so daß der Zug 3 Uhr 17 Min. wieder hier eintraf. Wie man hört, haben sich die Herren, die Spanien. In der parlamentarischen Krisis in Spanien ist noch immer keine Entscheidung erfolgt. Man glaubt indessen, daß dieselbe in der Abstimmung der Deputirtenkammer über den Adreßentwurf erfolgen werde, welche noch für diese Woche erwartet wurde, und würde die Ablehnung des Adreßentwurfts den Rücktritt des Ministeriums Posada de Herrera nach sich ziehen. In der Montagssitzung der Deputirten kammer unterzog Castelar, der Führer der Liberalen, die innere spanische Politik einer Erörterung, wobei er darauf hinwies, daß Spanien einen wesentlich de mokratischen Charakter habe. Wenn die Monarchie, erklärte Castelar, diesem demokratischen Charakter keine Rechnung trage, werde die Republik unvermeidlich sein. Egypten. Die egyptische Negierung scheint trotz des Widerspruches Englands doch noch einen Versuch machen zu wollen, den Sudan zu halten. Am Montag berieth ein aus dem Ministerpräsidenten Nubar Pascha, den, Kriegsminister Abdel Kader Pascha, dem englischen Generalkonsul Baring und dem General Wood be stehender Rath über diese Frage, und schlug der Kriegs minister vor, Hassan Hamzi nach Chartum und den ehemaligen Sultan Fabbius (?) als Souverain von Cordofan und Darfor und Vasallen Egyptens zu ent senden. Auch wollen die Kairenser Kaufleute gegen die Aufgabe des Sudan protestiren, dessen jährlicher Import sich auf 2 Mill. Pfd. Sterl., der Export aber auf 11 Mill. Pfd. beläuft. Auch soll in der Petition darauf hingewiesen werden, daß sich im Sudan IS000 Christen und 40000 Egypter befinden und daß allein 1000 Handelshäuser im Sudan Europäern gehören. Weiter wird aus Kairo gemeldet, daß Oberst Zohrab nach Konstantinopel abgereist ist, um tausend Albanesen für die egyptische Armee anzuwerben! erkennen, hierdurch das freundschaftliche Verhältnis; Deutschlands zu Rußland zu dokumentiren, und in Petersburg wird mau die Attachirung des ältesten Sohnes unseres leitenden Staatsmannes zur dortigen deutschen Botschaft jedenfalls zu würdigen wissen. Oesterreich-Ungarn. Die Vorgänge im unga rischen Oberhause und im kroatischen Landtage' absor- birten in den letzten Tagen vorzugsweise das Interesse an den politischen Angelegenheiten des Donaukaiser staates. Die Niederlage des ungarischen Ministeriums in Sachen des Mischehe-Gesetzes und die hierbei zu Tage getretene Koalition der ungarischen Magnaten mit einer Anzahl feudaler österreichischer Aristokraten eröffnet eine bedenkliche Perspektive auf die Zukunft des Kabinets Tisza, und wenn es letzterem nicht ge lingt, die ihm ergebene Majorität im Unterhaufe zu sammenzuhalten, so ist der Sturz des gegenwärtig in Ungarn herrschenden liberalen Regierungssystems mit Sicherheit zu erwarten. Vorläufig beherrscht indessen Tisza noch das Unterhaus, wie die seitens desselben erfolgte Ablehnung dec Anträge auf Reduktion der Zivilliste und der Funktionszulage des Ministerpräsi denten, sowie auf Streichung des Dispositionsfonds beweist, welche Anträge ihre Spitze gegen die Regierung richteten. Im kroatischen Landtage aber spielt sich ein wahrer Hexensabbath ab; der radikale Abgeordnete Starcevies tyrann'firt mit seinen Schildknappen förmlich die Majorität, welche nicht einmal den Muth besitzt, das Häuflein der Starcevicsianer für die von ihm ver ursachten Skandalscenen vom Landtage auszuschlicßen. Da die Starcevicsianer die völlige Losreißung Kroa tiens von Ungarn erstreben, so hat Herr Tisza von den Radikalen der Agramer Landstube fast ebensovie zu fürchten, als von den Reaktionären des Pester Oberhauses. Frankreich. Der diplomatische Faden zwischen Frankreich und China, der in letzter Zeit verzweifelt dünn geworden war, scheint nunmehr gänzlich abge rissen zu sein. Die Meldung, daß der chinesische Bot schafter Marquis Tseng mit seinem Sekretär nach Paris abgereist sei, bestätigt sich nicht, im Gegentheil weilt Tseng noch in London, und man wüßte auch nicht, was er in Paris noch zu suchen hätte, nachdem die Dinge in Ostasien bereits bis zu dem bevorstehenden Zusammenstoß der Franzosen mit den chinesifchen re gulären Truppen vor Bacninh gediehen sind. Die französische Regierung hat offenbar alle diplomatischen Rücksichten gegen China über Bord geworfen, dies be weist schon die Thatsache, daß sie sich mit Annam ohne Berathung Chinas direkt verständigt. Der junge König von Annam empfing jüngst den französischen Gesandten Tricon, drückte demselben seine vollständige Ergebenheit gegen Frankreich und zugleich die Hoffnung auf Mil derung der französischen Bedingungen aus. Daneben gehen die Franzofen den wieder übermüthiger werdenden Schwarzflaggen und dem zahlreichen Piratengesindel, welches sich in den Flußniederungen Tonkins herum treibt, kräftig zu Leibe; namentlich gegen die Piraten, welche ganze Länderstriche bedrohm, wie die Provinz Namdinh, wurden starke Kolonnen entsendet. England. In England verfolgt man die Ent wickelung der Dinge am Nil mit besonderer Aufmerk samkeit, was bei den englischen Interessen in Egypten auch begreiflich erscheint. Das neue egyptische Kabinet Nubar Pascha ist kaum mehr als ein Spielball in den Händen Englands und hat darum die Londoner Ne gierung mit dem Rücktritte des zu selbstständigen Mi nisteriums Cherif Pascha die alleinige und volle Ver antwortung für die Zukunft desPharaonenlandes über nommen. Wie sich das Kabinet von St. James die selbe denkt, ist noch in den Schleier des Geheimnisses gehüllt, indessen kann man kann« bezweifeln, daß der jetzige Zustand Egyptens nur das Uebergangsstadium zu dem dauernden Protektorate Englands bildet, und dieses unterscheidet sich der Sache nach in nichts von einer Annexion. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Sk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . , " Amtsblatt sm die Königliche Amtshanptmannschaft Dippoldiswalde, sowie sm di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadtmthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein
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