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Weißeritz-Zeitung : 27.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188405275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18840527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18840527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-27
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 27.05.1884
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Wchmh-ZkitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 63. Dienstag, den 27. Mai 1884. 49. Jahrgang - Ä sie zu Aktionen verleiten, welche die Ruhe des Welt- theils erschüttern, die Eintracht der Staaten kompro- mittiren können. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. Mai. Der gestrige Sonn tag brachte reges und fröhliches Leben in unsere Stadt. Das anhaltend schöne Wetter hatte viele Fremde ver anlaßt, schon mit den» Vormittagszuge bei uns einzu treffen; aber weit zahlreicheren Besuch brachte die Eisenbahn mit dem °/i2 Uhr ankommenden Zuge. Die Dresdner Schützengesellschaft, die schon früh von dort nach Hainsberg gefahren und zu Fuß nach Rabenau gewandert war, wohin sie die hiesige Stadtmusik-Kapelle beordert hatte, entstieg, gegen 130 Personen nebst vielen Damen, auch Kindern, den Wagen; sie wurden von unfern Schütze», die den Bahnhof mit Fahnen geschmückt hatten, und überaus zahlreichem Publikum empfangen und mit Musik »ach der Stadt und ins Nathhaus geleitet, in dessen Saal und Nebenzimmer ein gemeinschaftliches Mittagsmahl eingenommen wurde, bei dem verschiedene Toaste auf Dippoldiswalde, unsere Schützen und die Dresdner Gäste ausgebracht wurden. Die Stunden von 5—7 Uhr verbrachten die letzteren bei Concertmusi! in dem anmuthigen belaubten Garten des hiesigen Schiebhauses, worauf sich Alles wieder nach dem Rathhallssaale begab, um die Zeit bis zur Heimfahrt im fröhlichen Tanze zu verbringen. Die selbe erfolgte kurz nach 9 Uhr; die lieben Gäste schieden mit der Versicherung, daß es ihnen hier sehr wohl ge fallen habe und nahmen herzlichen Dank entgegen für ihren freundlichen Besuch. — In der Nacht zum Montag kühlte sich die Temperatur sehr ab, so daß die Thermometer in der Stadt noch nicht 5 Grad Wärme zeigten und auf der Aue sogar Eis gefroren war. Am Vormittag des Montag hob sich die Temperatur wieder. — Am Freitag, den 23. Mai, ist durch Herrn Gendarm Römer in Poffendorf die anf dem Freiguts des Herrn Ur. Platzmann-Saida als Magd bedienstete Böhme aus Oberfrauendorf an das kgl. Amtsgericht hier eingeliefert worden. Dieselbe ist der Beseitigung ihres am 14. ds. Mts. geborenen Kindes verdächtig. Den Bemühungen des genannten Gendarmen ist es gelungen, den Leichnam des Kindes am bemerkten Tage in einem Sacke verborgen im Souterrain des Saidaer Gutes aufzufinden. Die gerichtliche Aufhebung und Sektion erfolgte am Sonntag. Dresden. Die Bade- und Trinkkur in Ems be kommt dem König und der Königin auf das Beste. Ersterer erscheint jeden Morgen >/x8 Uhr am Brunnen. Von dem eingetretenen Frühlingswetter begünstigt, unternehmen dieselben in den Nachmittagsstunden Spazierfahrten in die reizenden Umgebungen, woran sich dann Fußpartieen ««schließen. Der Kräftezustand der Königin hat sich in erfreulichster Weise gehoben. — Zum Empfang des Turner-Extrazuges des 14. Turnkreises, der am 18. Juli von Dresden ab fährt, rüstet sich Innsbruck bereits, die Turner aus Sachsen und deren Angehörige und Freunde würdig zu empfangen. Der Preis für die Hin- und Rückfahrt beträgt, wie der „Dr. Anz." berichtet, 23 Mark für 3. Klaffe und 32 Mark für 2. Klaffe; ein etwaiger Reinertrag wird auch dies Jahr wieder in die Unter stützungskaffe für auf dem Turnplatz verunglückte Turner fließen. — In Dresden sind neuerlich falsche THaler- stücke hannöverschen und frankfurter Gepräges an gehalten und beschlagnahmt worden. Also Vorsicht! Die neunte Pferde-Ausstellung in Dresden am 24.—26. Mai ist von mehr als 40 Ausstellern mit über 600 Pferden beschickt worden. Die meisten Großhändler Deutschlands waren vertreten, welche vorzügliche Raffepferde ausstellten ; die Trakehner Hengste, Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk» sanie Verbreitung finden, werden mit 1V Psg. die Spaltenzeile oder oereir Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile LOPfg. die Ardennsr und Engländer präsentirten sich in her vorstechender Weise, ebenso haben die Galizier, Ungarn und Mecklenburger preiswerthe Exemplare gesandt, auch Dänen und Holsteiner für schweren Zug zeigten Prachtexemplare. Die Prämiirung zeigt folgende Re sultate: I. Preis: Schlesinger (Wien) Fuchsstute; Krain (Berlin) brauner Wallach. II. Preis: Bieler L Vogel (Leipzig) Schimmel. III. Preis: C. Rohde (Dresden) Nappstute. Silberne Medaille: Wallat (Berlin) braune Stute; Freund (Wien) Fuchs; Singer (Wien) Fuchs; Krain (Berlin) braune Stute. Bronzene Medaillen: Keller (Berlin) brauner Wallach; Gutknecht (Kötitz) brauner Wallach; Wallat (Berlin) brauner Wallach. — Bestgerittene Pferde: I. Preis: Berg, Fuchs-Wallach. II. Preis: Bieler L Vogel, brauner Wallach. Silberne Medaillen: Berg, braune Stute. Bronzene Medaillen: Schlesinger, brauner Wallach. — Ackerschlag: I. Preis: Kempe, 1 Paar Füchse mit Blessen. II. Preis: Strehle, 1 Paar Füchse. III. Preis: Posner, 1 Paar Dänen. IV. Preis: Glaser, 1 Paar Rothschimmel. Silberne Medaillen: Leiser, IPaar Rappen; Großmann, brauner Wallach; Strehle, Schimmelhengst. Bronzene Medaillen: Heinze jun., 1 Paar Schimmel; Strehle, Strichelhengst. Stolpen. Dieser Tage ist die 11jährige Tochter des in Langwolmsdorf wohnenden Tagearbeiters Gottlöber das Opfer der Sinnlichkeit eines Scheusals geworden. In einem außer Betrieb gesetzten Stein- vruch zu Schmiedefeld fand man am Himmelfahrtstage die Leiche des unglücklichen Kindes, das am Sonntag vor 8 Tagen zum Einkäufe von Holzpantoffeln nach Stolpen geschickt worden und von dort nicht zurück gekehrt war. Dem Mädchen hatte man auf die schreck lichste Weise Gewalt angethan und dann die Kehle durchschnitten, wie auch Kopf und Gesicht noch furcht bare Verletzungen zeigten, welche von Steinschlägen herzurühren schienen. Auf dem Wege von Stolpen nach der sogen. Stadtmühle an der Wessnitz war das unglückliche Kind in der Begleitung eines Menschen gesehen worden, welcher sich den auf dem Felde be schäftigten Arbeitern durch fortgesetztes Wischen mit der Hand im Gesichte unkenntlich zu machen suchte; leider ist es bis jetzt aber noch nicht gelungen, dieses Burschen, in dem jedenfalls der Thäter zu suchen ist, habhaft zu werden. In der ganzen Gegend von Stolpen herrscht die größte Aufregung, so daß der Mörder, falls man ihn erlangt hätte, wohl der Volks justiz verfallen märe. Zittau. Am 24. Mai beging der hiesige Bürger meister I)r. Haberkorn sein 25jähriges Jubiläum als Kammerpräsident. In dem 1859 wegen des fran zösisch-österreichischen Krieges einberufenen außerordent lichen Landtage ward er als Präsident gewählt, welchen Posten er bei allen Landtagen seitdem inne hatte. Diese in den parlamentarischen Annalen außergewöhn lich dastehende Beständigkeit in der Behauptung der ersten Ehrenstellung ist der beste Beweis von der über den Parteien stehenden Hochschätzung, die sich vr. Haberkorn erworben hat. Leipzig. Am 22. Mai hat hier die Grundstein legung der zu errichtenden englisch-amerikanischen Kirche stattgefunden. — Die erste Klaffe der 106. königl. sächsischen Landeslotterie wird am 7. und 8. Juli gezogen werden. Chemnitz. Bei Uebernahme der Straßenbahn konzession in Chemnitz hatte seiner Zeit Herr Fabrik besitzer Beyer eine Kaution von 20,000 Mark zu hinterlegen gehabt. Da aber die in der Konzession vorgeschriebenen Straßenbahnlinien weder ausgebaut noch neugebaut wurden, auch die festgesetzte Frist, innerhalb deren dieses zu geschehen hatte, verstrichen war, erklärte der Rath diesen Betrag für verfallen und behielt sich über die Verwendung desselben noch die Entschließung vor. In Verfolg eines dieserhalb abgegebenen Gutachtens hat nun der Rath beschlossen. Polnische Verschwörer. Der Hochverrathsprozeß Kraszewski und Hentsch, der in dieser Woche vor dem Reichsgericht zu Leipzig mit der Verurtheilung der Angeklagten schloß, hat die polnische Frage wie ein Gespenst aus einem Grabe wieder auftauchen lassen. Wir brauchen uns nicht bei dem wohlbegründeten Urtheil des Reichsgerichts auf zuhalten, welches den unglückseligen früheren preu ßischen Hauptmann Hentsch wegen vierfach ausgeübten Hochverraths mit der vollen Strenge des Gesetzes heimsuchte und zu neun Jahren Zuchthaus verurtheilte, dem greisen, berühmten, polnischen Dichter v. Kras zewski aber wegen einer Art idealen Fanatismus, mit dem er noch immer an seinem untergegangenen Vater lande hängt, mildernde Gründe zubilligte und über ihn nur drei und ein halbes Jahr Festungshaft ver hängte: wir wollen lediglich jetzt noch die Kehrseite des Prozesses beleuchten. Sie beweist, daß es noch pol nische Verschwörer giebt, die das Polenreich mit irgend welchen Mitteln nochmals errichten wollen und daß es sehr noth thut, daß inan zumal in Deutschland hierauf fortwährend ein wachsames Auge hat, denn für das deutsche Reich reichen die polnischen Anzette lungen nicht etwa nur nach Posen, sondern auch nach dem Auslande. Der Prozeß Kraszewski beweist» daß man im Stillen vielverzweigte Fäden spann, die nach Berlin, nach Wien, nach Paris und Petersburg reichten, dunkle, geheimnißvolle Fäden, an denen zu gleichen Theilen der Landesverrath gegen das Land, und die Hoffnung auf die Wiederauferstehung Polens emsig mitarbeitete. Ist cs ein willkürlicher Schluß, wenn man aus diesem Beispiel» abstrahirt, daß solcher Fäden ein ganzes Netz sich über Europa zieht, daß das pol nische Emigrantenthum nicht aufgehört hat, in allen Ländern, wo ihm menschlich zu athmen vergönnt ist, zu horchen und zu konspiriren, seine nationalen Träume in die Wirklichkeit hineinzuspinnen, daß es mit Einem Worte eine internationale Verbindung darstellt, die Alles, was geschieht, und Alles, was sie sinnt, auf das Idol der Wiederherstellung Polens zurückzieht? In Paris hieß das Instrument dieser Verbindung Zaleski, in Dresden hieß es Kraszewski. Gelder fließen aus mysteriösen Kaffen, nichtsnutzige Subjekte werden gefunden und dafür bezahlt, daß sie Festungs pläne, Waffenkonstruktionen, Lieferungsprojekte aus- spioniren, und der letzte Zweck dieses rastlosen Treibens ist der Verrath des einen Staates an den andern, das Motiv die Hoffnung auf irgend einen großen europäischen Zusammenstoß, bei dem aus den Trümmern die alte polnische Herrlichkeit sich von Neuem erheben soll. Und dieses Verschwörerthum, das sich in den Mantel des nationalen Martyriums hüllt, das nicht mehr, wie ehedem, mit thöricht lauten Klagen die Welt erfüllt, sondern klug umherschleichend die höchsten Ge sellschaftszirkel umkreist, ahnt nicht einmal, daß es beobachtet wird; es weiß nicht, daß über seine Machi nationen Berichte der Botschaften an die Regierungen vorhanden sind, bis jählings eine gewaltige Hand in seine Netze greift und das Gesetz niederfährt, um seine Werkzeuge unerbittlich zu zertreten. — Der Prozeß Kraszewski hat mit seinen Enthüllungen und Zwischen fällen wenig offenbart, was man nicht bereits wußte. Auch jener Brief des Fürsten Bismarck, der die That- sache ausdeckte, daß polnische Gesellschaften existiren, deren Zweck es ist, ein internationales Spionirsystem zu unterhalten, zeigte nur, daß es an der erforderlichen Wachsamkeit nicht fehlt-, um die „polnische Gefahr" zu paralysiren. Aber von hohem Interesse war nichts destoweniger dieser Prozeß, weil das Geheimnis; aus der Stille der diplomatischen Vureaux in das grelle Licht des Gerichtssaales hinausgestellt, weil es vor ganz Europa unter Beweis gesetzt ward, sodaß fortan kein Leugnen und keine Ausflucht mehr den Verdacht beschwichtigen können, daß die Träume von der Wieder herstellung Polens nicht harmlos sind, sondern daß Di» „Wrißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljithrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - All- Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein
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