Delete Search...
Dresdner Journal : 11.06.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-06-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186206116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-06
- Tag1862-06-11
- Monat1862-06
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1862
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
e: Früh Hr. Pre- : Vorm. lerdach. Prediger »r Kittau. Predigt) «u-bilsi ig finde» ischrr. ctrn von ^7 Uhr. Flock- »lS Gast, a: Lucia »dgardo: Darnen- )i« weihe -Mou sse. Das arten). PeUung. Zreihei«. ei Acren Lies se,angS- lien, als v Ubr. «iummel- rl. Su- Ansang unter 0. llltN sen- frauj. ringer wnrse: ! Ml. >ndon A)icn i G. e und tkU. K-ai-l. ; do. v. 52 4>z» fisenb.- e. größ. 9^G.; 1'^G.; 9^ «. ilnstalt i^b S.; 84i> G. 'N. Nat.- Bank- ondon 50. ktaal»- G.; . 65 N . Mrl. österr. lnlcihe LAG. rssaucr ringer artirn : h G.; rgisch- r 142 2osel- NG.; on» -ar- 91. Sgt >or- dergl. Serie n in Ir. 8. k. 8. rburg 7 T G.; ; do. SlLls- >Mct. chen bez.r ch'ff- ;ner- iten- -tück «.; sten- 1852, l852, lct d. -revh. taais- ihe,. r-«ct. 0-/2 au. 27 en «. pn inii i»i- ndl 131 Mittwoch, den 11. Juni. LbonnEUlnpretst: gtztzrUcü: 5 l^lr. 10 dlxr. in Saad»«.» Im Lnalauck» ^sickel.: 1 „ 10 „ „ „ stritt l'oot unä H1,»»tlick in Vraas«: 15 ttgr. f 8tamp«I»u- x^rslov dlummaro: 1 Ltgr. ) acklax llinau. rnseratenpreise: klir ckau 8aom «inor ee,p»It«nc» 2aila: 1 Kgr. Unter „Liag«»»»at" sie 2«il«: 2 Llgr, Erscheinen: xtglloli, mit Xuanalime cker 8onn nnck keiertnx«, Xbenä» kur äsn kolaenäeo Dax. Dres-nerZonmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1862. »nskrarrnannahmr anawtrt,: Latpii^: da. Unanoarnr-e», 6ommi«ionLr äe» Draackuar ckouraal»; edanäaaaldat: N. Hiranin; kiltana: liaaaaaarar» sc Voac.»»; Varl«: Lnorloaeoke Uuctzk., Unranar,»', Snrea«; Lr«a«: L. kcuvorr»; rrnniclNrt ». A.-. ckanoan'ecd« Lucdkanäluna; Isln: Kvoi.» 8to»a»a; knet»: v. (28, rue cke» don» enkaoa); ?r»U: k'n. Ln»l.icu'e kuckknocklunx. cherauagedrr: Ktzul^l. Lrpasition äa» vreaänar loarnal«, vraackao, dlarienetr»»,, dir. 7. Nichtamtlicher Thrll. Uebersicht. Lrlearapbiscke Nachrichten Zeitung-schau (Allgemeine Zeitung. — Neue Preu- ßischr Zeitung. — Spener'sche Zeitung. — Vossische Zeitung. — Weser-Zeitung.) Tage-geschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Auszeichnungen für Hilfeleistungen in Ungarn. Un- terstaatssecretär v. Koller pensionirt. Ein Curiosum. — Berlin: Ueberreichung drr Adresse. Reise des Königs verschoben. Polnischer Landtagsclub. Antrag wegen des Herrenhauses. Organisation der Artillerie. Erklärung Frankreichs bezüglich Art. 3l des Han delsvertrags. — Aus Kurhrssen: Die neue Mi nisterliste. — Meiningen: Vom Landtage. -Frank furt: Bundestagssihung. — Paris: Tagesbericht. Basel: Eröffnung der Wiesenthaleisenbahn.— Mai land: Schließung des Seminars von Rirti. — Neapel: Bandenwesen. — St. Petersburg: Prü fung der neuen Gemeindeordnung. — Warschau: Großfürst Konstantin erwartet. — Athen: Ein Pi stolenschuß. Miristerkrisis. Vermischtes. Dresdner Nachrichten. Prvviuzialnachrichten. (Chemnitz. Glauchau. Penig. Mittelherwigsdorf. Kolditz. Reichenbach. Schwarzen berg. Dahlen.) Vermischte-. Statistik und Bolk-wirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, S. Joni. An-Mostar wird von gestern gemeldet: Am 8. d. M wurde Rikfich verprooiantirt. Derwisch Pascha ging über Ban- jani, traf die Montenegriner bei Trubjewo und erlitt am Zetafluffe empfindliche Verluste. An demselben Tage schlug Derw-sch Pascha die Mon tenegriner in einer entscheidenden Schlacht Nach einer zweiten Niederlage der Aeinde erkämpften sich die Türken einen Eingang in dirEbenenNikfich-. Ragusa, Montaa, 9. Juni. Seit dem 2. d. M. haben täglich Kämpfe zwischen den Türken und Monteu» »rineru ssattgesuuden, wobei beide Tdeile große Verluste erlitten baden. Unter den Todten der türkischen Truppen befinden sich Aerik Salih Pascha, die Obersten M.hrmed und Mu- stapda, sowie «e'ere d-here Offiziere. Am S. Juni wuree von Derwisch pusch« n--ch eine« fünfstün digen K iwpfe die von den Montenegrinern unter ihrem Karsten beseite Position beim Kloster Ostrog erstürmt. Krankfurta. M., Montag, S. Juni. Gestern fand hier eine Versammlung von Bührern der demo kratischen und konstitutionellen Parteien au- Süd- und Norddeutschlaud statt. Der Hauptbeschluß be stand in einer demnächstigea Berufung einer Ver sammlung jetziger und früherer Volksvertreter, rin- schließlich der Deutschösterreicher, zur Beratbung öffentlicher Interessen, insbesondere der deutschen Lerfassung-frage. Pari-, Montag 9 Juni. Hier eivgetroffene Nachrichten au- Rom melden, daß die Kanoni- sation-feier gut vorübrrgegangru sei. Pari-, Dirn-tag, 10. Juni. Au-Rom wird gemeldet, daß drr Papst in dem gestern früh statt gefundenen Eonfistorium eine Allokation hielt, worin er über die Unterdrückung drr Kirche in Italien klagte, da- drr weltlichrn Macht de- Papst thum- den Krieg erklärt habe, und die Bischöfe aufforderte, solche Jrrthümer zu brkämpfru. Car dinal Mattei trug die von den Bischöfen an den Papst gerichtete Adresse vor. Brüssel, Montag, S. Juni. Die „Jndöpen- davce" thetlt mit, daß die österreichische Regierung -SS-EiS— Feuilleton. A. Hoftheatrr. Sonnabend den 7. d. gastirte Fräulein Hänisch vom Hoftheater zu Schwerin in der Titelrolle der Meyerbeer'schen Oper „Dinorah". Die Stimme der noch jugendlichen Sängerin besitzt keinen metallreich kräftigen und ausgiebigen, aber einen sehr angenehmen Klang, voll Weichheit und Schmelz; zudem ist sie rein, geschmeidig und für den graziösen Colora- turgesang so musikalisch gut vorgebildet, daß einzelne Ausführungen in der schwierigen Partie, nach überwun dener Befangenheit im ersten Act, sehr lobenswerth ge langen, z. B. der Mondscheinwalzer und die Romanze im zweiten Act. Der Gesammteindruck war ein sehr ansprechender und gewann dem Talent des Gastes leb hafte Theilnahme. Es bedarf freilich einer noch fer tiger» und routinirtcrn Virtuosität, um die elegante cokettirende Tonspielerei der Wahnsinnige« mit besonnener Brillanz und Feinheit zur Geltung zu bringen. Hin sichtlich der weitern Fähigkeiten der Fräulein Hänisch, namentlich in Bezug aus dramatischen Ausdruck, muß bei der eigenthümlichen Kahlheit dieser geistreich gemachten Musik, da- Unheil verschoben bleiben. Die übrigen Leistungen in dieser Oper sind bekannt. Für Herrn Drgcle trat Herr Mitterwurzer wieder in seine Partie de- HoSl ein, Herr Schloß gab den Sackpfeifrr. C. B. — Montag den 9. d wurde Otto Ludwig'- Lrnuer- sptel „derErbförster" neu rinstudirt gegeben. D«s Ur- ihril über diese bürgerliche Tragödie eines höchst bedeu tenden Talent- ist längst festgestrllt und r» bedarf dafür keiner specieller eingehenden Darlegung mehr. Niemand wird sich mit dem falschen Begriff der Tragik in diesem Stück, mit dessen dramatischer Composition und mit den männlichen Hauptcharakterrn, in demselben einverstanden in Uebereinstimmuna mit der französisch»« Vor schläge zu einem W ffenstillstande zwischen der Pforte und Montenegro gemacht bade. E- sei dem Boischafter Frankreich- in Konstantinopel, Herrn v Moussier, die Ordre zupegangen, mit dem österreichischen JnternuntiuS im Einvernehmen zu bleiben. London, Sonntag, 8. Juni, Abend-. Av- Re«-Aork find Nachrichten vom 27. Mai etnge- troffen. 15 000 Conföberirtr hatten General Bank bet Winchester angegriffen. Bank- hatts sich zu rückgezogen und den Potomac von Lirginien uach Maryland überschritten, immer von den Conföde- rirten verfolgt. Drr Verlust des General- Bunk- ist beträchtlich. Dieser unerwartete Borrheil der Conföberrten hatte im Norden eine große Auf regung veranlaßt. Die Miliz war zusammende- rufen worben, um uach Washington zur Lerthei- digung zu gehen. Vom 29. v. M. wird au- N^w-Aork vi» Ha lifax gemeldet, daß General Bank-Verstärkungen erhalten habe Gerüchtweise hieß es, da- die Eon- föderirten nach Winchester zurückgckehrt seien. Oie Einreibungen in bi» »monistische Armee beginnen von Neuem. Die Flotte drr Union auf dem Mis sissippi bat Natche; genommen. Die Rrpräsentuntenkammer hat den Vorschlag, die Sklaven za confiüctren, verworfen. Weitere Nachrichten au» N.w Dort vom 27. Mai melden au- Mexico, daß 10MX)Mexikaner die Franzosen 3 Meilen von Mexico angegriffen und dieselben gesch'agen hätten; Letztere hätten einen Verlust von 300 Mann. St. Petersburg, Sonntag, 8. Juni, Nach mittags. Die heutige St. Petertburger Börse»- rettuug" meldet, ein kaiserliche» Dekret gestattet freie Au-fuhr von Silber in Münze oder in Bar ren. Nur für Silberscheidemnnze bleiben die früher» Regeln in Geltung. Warschau, Sonntag. 8. Juni, M'ttaqS. Authentischen Nachrichten zufolge wird Vie Eon fistenz d<S G'N'rolstadk« n ch fr nzöfischrm Musser verändert. Rußland wird in 15 Distrikte ringe- thrilt, für Polen in Warschau em besonderer ein gerichtet werden. Dre-drn, 10. Juni. < In einem Wiener Correspondcnzartikel, auf welchen jedoch das zweimalige Rubrum „die Rede des Herrn v. Beust" besondere Aufmerksamkeit zu lenken bestimmt ist, unterwirft die Augsburger „ Al lgemeine Zeitung" die bei dem gegenwärtigen sächsischen Landtage gehaltene Eröffnungsrede einer tadelnden Kritik. Es wird Larin Folgendes gesagt: „Minister v. Beust hat bei Eröffnung des säcksischen Landtags über den französisch-preußischen Berirag eine Erklärung abgegeben, die eine nähere Erwägung verdient. Der Vertrag Preußens mit Frankreich scheint allgemein in zwei Richtungen iadelnswerth: in Beziehung aus die materiellen Interessen, daß er Frankreich ohne entsprechende» i^nigelt bedeutende Handelsvonheile gewährt, und die deutsche Industrie plötzlich des Zollfchutzcs beraubt, dessen sie bis her genossen; und in Beziehung aus die Politik und das Recht, indem er Frankreich einen bestimmenden Einfluß aus die deutschen Zoll- und Handelsverhältnisse einräumt, Oesterreich von Deutsch land trennt, ihm die Ansprüche entzieht, die es durch den Februar vertrag aus die Fortdauer und Fortbildung seines engcrn Ver hältnisses zum Zollverein erworbcii bat. In Beziehung aus die materiellen Interessen muß der Regierung und Volksvertretung jedes deutschen Staaies das unbedingte Recht zuacstanden werden, ein der allgemeinen Ansicht entgegengesetztes Unheil zu fallen. Sachkenner glauben, daß durch den Vertrag die sächsischen Baum Wollspinner und Eisengcwerke ebenso benachteiligt sind wie die süddeutschen; daß die dortigen Schneider-, Schuster-, Putz und Eialanteriegewerbe, Kunsttischler, Erzeuger chemischer Waareu und viele andere Industrielle einen empfindlichen Schlag erlitten haben, und daß die sächpschen Rammwollenwaaren mit den sranzösischcn nicht zu concurriren vermögen. Aber Regierung und Volk in Sachsen haben das Recht anders, zu denken und zu reden, oder, wie es Preußen Hinsicht- seiner Seidenindustrie gethan, einfach zu sagen: unser» Scheden und Nutzen bei dem Vertrag adzuwä- gen ist unsre eigene Sache. Allein in Fragen der allgemeinen deutschen Politik und des gemeinsamen Rechls ist der Stand der rrklärrn können. Diese sind unzurechnungsfähige eigen sinnige Hitzköpfe, der Erbförster noch dazu von firen Ideen, paradoren Begriffen und gewaltthätigrm Sinn verblendet: unser Interesse an ihnen kann kein ästhetisches, sondern nur ein pathologisches sein. Die Composition steht lediglich unter der Herrschaft überkünstlich berech neter Zufälle und Mißverständnisse. Die traurigen Er eignisse, die in diesem — eigentlich dem tragischen Con- flict des Rechtsgesühls gewidmeten Drama — maßlos hereinbrechen, werden keineswegs von einer Idee, einer Leidenschaft angeregt: zwei Nebenpersonen, ein Wilddieb und ein vertrunkener Jäger bringen die Begebenheiten in Gang, entzünden sie wie ein Feuermeer und nun jagen sich mörderische Gewaltthaten, von Uebrreilung und Miß- verständniß gehetzt, und absurde Gräuel häufen Entsetzen auf Entsetzen, so daß sich ein gesundes und feines Ge fühl, ein gebildeter Sinn gefoltert und tief verletzt ab wendet. Der realistische Kraftdrang des Dichters ist hier mit trübem Gemüth und krankhafter Künstelei über sein Ziel: Wahrheit und Wirklichkeit des Lebens zu geben, hinauS- , geirrt, und hat in der Composition und großentheils auch in den Charakteren sich eine eigne Welt de- gril lenhaft Bizarren, der abnormen Probleme, de- ertra- vaganten Zufallsspiels aufgebaut. Aber diese Verirrung einmal zugegeben, so hat Otto Ludwig im Detail dieses Aufbaues, in der dramatischen Einzelngestaltung, in naturwahrer kräftiger Zeichnung der Charaktere, in schöner Ausführung mancher Motive eine Begabung ersten Range« bewiesen. Die Sprache ist mit Meisterschaft behandelt: dramatisch gedrängt, ein fach, voll Nerv und geistigem Kern, aber auch voll tiefen Gemüth«; sein Dialog fesselt die Spannung, stellt immer Bewegung, Handlung und Charakteristik heran«, und dies« ist reich an frappanten, scharf au-g«prägten Zügen. Dinge ein verschiedener, und hier dar! kein Glied des Zollvereins meinen: So will ich cs, und nur Das, was ich will, ist recht und billig. Oesterreich hat osficiell ausgesprochen, es fühle durch den französisch-preußischen Vertrag sich in seinen Bundes- und Vrr- tragsrechten verletzt, cs sei durch denselben und dessen unvermeid liche Folgen eine unausfüllbare Kluft zwischen ihm und dem Zollvereine abgetcuft worden; die gleichen Stimmen erschallen in mehr oder minder officiösem Wege auch aus den Eabineten und Ständckammern einiger andern deutschen Staaten. Minister v. Beust erklärt dagegen im Namen seines Königs vor dem versam melten Landtage. daß der Vertrag und die Tarisresorm, als deren Beginnen er anzuseben, die Basis seien, „aus welcher die Weiter bildung des bestehenden Handelsvertrags mit Oesterreich und dessen einstiger Zollanschluß, um zu gelingen, sich vorbereiten muß Das ist doch offenbar etwas zu stark. Der „Allg. Ztg." begegnet hierbei Etwas, was einem gewissenhaften Blatte freilich nie widerfahren sollte. Sic hat nicht allein rin von ihr besprochenes officielles Schriftstück nicht wortgetreu wiedergcgebcn, sondern auch aus der citirten Stelle denjenigen Theil ausgelassen, welcher der fraglichen Aeußerung ihren wahren Charakter giebt. Denn während mit diesem Zusatze jene Aus lassung etwas sehr Natürliches und Erlaubtes war, beliebt es der „A. Z.", durch dessen Hiniveglassung sie zu etwas Ungewöhnlichem und Unstatthaftem zu machen. Die Eröffnungsrede lautete dahin: „Die Regierung habe sich für die Annahme des Vertrags darum aus gesprochen, weilsievon derUeberzeugung durch drungen sei, daß ein entschlossener Eintritt in die unvermeidliche Umgestaltung auch die Basis sei, auf welcher die Weiterbildung des bestehenden Handelsver trags mit Oesterreich und dessen einstiger Zollanschluß, um zu gelingen, sich vorbereiten müsse." Die „Allg. Ztg." wird billig genug sein, anzuerkennen, daß in glei chem Maße, wie ihr selbst, auch der sächsischen Regie rung das Reckt zusteht, sich über eine schwebende Frage eine Ueberzeugung zu bilden und diese Ueberzeugung öffentlich auszusprechcn. Zwischen den beiderseitigen Auf fassungen dieser Frage besteht allerdings ein wesentlicher Unterschied, er bestehr namentlich auch darin, daß die sächsische Regierung, wie verschiedene Schriften nachwei sen, es sich angelegen sein läßt, die gegenübrrstehenden Ansichten eingehend zu besprechen, ohne darum, wie an dererseits beliebt wird, zu dem Schluffe zu gelangen, daß hinter einer Ansicht, die man nicht zu theilen ver mag, etwas Rätselhaftes, etwas Unerklärbares verbor gen liegen müsse. Mit etwas gutem Willen wird die „A. Z." in unfern eigenen Spalten Anhalt genug fin den, um sich ihre räthsrlvollen Fragezeichen selbst zu beantworten. Ueber den Eindruck der Adreßdrbatte des preu ßischen Abgeordnetenhauses liegen Zcitungs-Ur- theilc vor, welche beweisen, daß alle Parteien unzufrie den sind. Die „Neue Preußische Zeitung" beschränkt sich auf die Bemerkung, daß die Adreß- debatte am zweiten Tage schon „ ziemlich langweilig" gewesen sei, „namentlich durch ihre Eintönigkeit, indem so viele liberale Mitglieder das Wort nehmen und sie doch alle fast nur Dasselbe sagen." — Eingehender spricht sich die „Spener'sche Zeitung" aus. „Wir hatten — sagt sie — dem Abgeordnetenhaus^ das aus den Wahlen vom 6. Mai hervorgegangen ist, das Zutrauen geschenkt. Laß es nicht mehr in langen theoretischen Um schweifen, sondern mit praktischer Sicherheit seine Auf gabe ergreifen werde. Wir hatten uns vorgestellt, daß dies Haus, in der Hauptsache einig, eine kurze Adresse zur Bezeichnung seiner Stellung und zur Aufklärung der bekannten Mißverständnisse erlassen und den Entwurf nach kurzer und bündiger Debatte annchmen werde. Dann war gesagt, was gesagt sein mußte; das Haus hatte seine Schuldigkeit gethan, zu der es durch die Wahlen verpflichtet war, und es hatte nunmehr durch seine Thätigkeit zu zeigen, daß es die Stellung, die es sich durch seine Adresse gesichert, auch auszusüllen wisse. War es geboten, wie wir selbst glauben, die kurhessische Frage zu erwähnen, so war das in der Mittwochs- Sitzung eingebrachte Amendement des linken CentrumS ganz geeignet, die Stimmen aller liberalen Parteien auf sich zu vereinigen. Unsre Abgeordneten haben anders gehandelt, als wir uns vorgestellt hatten, sie haben zwei ganze Sitzungen hindurch eine allgemeine DiScussion ge führt über die „Lage des Landes", ohne daß wir über diesen interessanten Gegenstand irgend etwas erfahren hätten, was nicht die Presse schon lang und breit behan delt hätte; und die liberalen Fraktionen haben sich ge genseitig ernste Gefechte gel-efrrt, die der unbefangene Beobachter schwerlich als einen Beweis ihrer Eintracht anerkennen wird. Ob unter dem Eindruck dieser De batten der moralische Effect der Adresse gewachsen ist (denn an einen andern glauben auch die Muthigsten nicht), das müssen wir dahingestellt sein lassen. Dem hart angegriffenen Ministerium war durch die groß« Ver schiedenheit in den Standpunkten seiner Gegner seine Stellung sehr erleichtert; sie wurde mit Standhaftigkeit und Festigkeit vertreten. Zwar ist rS dem Ministerium nicht gelungen, die Schwankungen und Unsicherheiten, mit denen seit dem 6. März das Staatsruder geführt wor den, ausreichend zu erklären und zu vertheidigrn, am wenigstens ist es ihm gelungen, die Wahlerlasse über die von allen Seilen her andringende Kritik rmporzuheden; aber vor den Erklärungen, welche die Minister über ihren verfassungsmäßigen Standpunkt, über ihre Auffas sung der Stellung des Königthums zu der Landesvertre tung, und über ihre fernern Absichten gaben, stumpften sichtlich' die Waffen der Gegner. Denn sie konnten darin ja nur den Ausdruck der eigenen Wünsche erkennen und mußten sich darauf beschränken, zu sagen: sie vertrauten den Personen nicht." — Auch die „Goss'ische Zei tung", obgleich von liberalrrn Anschauungen ausgehend, ist von den Leistungen drr „liberalen Partei" bei der Adreßdebatte nicht befriedigt. Sie schreibt: „Man erwartete allgemein, daß die gesammte liberale Partei, ohne sich auf politische Einzelnheiten einzulassen, es verstehen würde, sich zu einem einfachen, großartigen Zuge zu vereinigen; — daß sie in geschlossenen Reihen ein einfaches, aber darum «in um so wirksameres Wort an den Stufen de« Thronr« niederlegen würde Nun, diese Erwartung ist gründlich getäuscht worden. Nicht einmal im Schooßr der deutschen Fortschrittspartei hat man so viel Einig keit in den Vorberathungen erzielen können, um im La pidarstil auftreten zu können. Das ist ein Hin- und Herreden, ein vorsichtiges Verwahren, rin abstrakte« Klug reden, welches dem wichtiaen Acte, um den es sich han delt, den besten Theil seiner Wirksamkeit nimmt. Es ist in der That nicht sehr schwer, längst von den öffent lich«« Blättern dargelegte Gedanken auf der Redner bühne h<« Abgeordnetenhauses in angemessener Form zu wiederholen, Das aber, was dazu kommen sollte, der durHgristfende sittliche Ernst, der sich selbstlos auf dk Hauptsache concentrirt, der alle Strahlen Les Geistes und der Willenskraft auf eine Wirkung zu vereinigen sucht, — davon ist leider nicht viel zu bemerken." — Aehnlich heißt es in der „Weser-Zeitung": „Je län ger die Adreßdebatte dauert, desto weniger entspricht die selbe Len von ihr gehegten Erwartungen. Statt eines energischen Protestes sämmtlicher liberalen Fraktionen des Hauses gegen das jetzige Ministerium, erhalten wir eine Reihe adgeblaßter, doktrinärer Abhandlungen über Königthum und parlamentarische Regierung. Die meisten Redner bekämpfen nicht den ihnen gegenübrrstehenden Geg ner, sondern sich untereinander." Tagrsgeschichtr. Dresden, 10. Juni. Der B er i cht der zweiten De putation der Zweiten Kammer (Ref. Vicepräsident Lehmichen) über das königl. Dekret vom 19. Mai 1862, die voigtländische Eisenbahn betreffend, empfiehlt der Kammer: 1) die nachträgliche Genehmigung zum Baue der neugewählten Linie von Adorf über Bram bach bis in die Nähe der sächsischen Grenze bei Schönberg unter der Voraussetzung auszusprechen, daß allenthalben dem Vertrage mit der Stadt Eger nachgekommcn werde; 2) den über das ursprüngliche Baucapital hinaus ent stehenden Mehrbedarf vorkommenden Falls durch Vor- Otto Ludwig's Herrschaft über das Gefühl der Hörer in den verschiedensten Stimmungen und dramatischen Ge staltungen ist so tief eindringlich und unwiderstehlich, daß wir nur bedauern, solches Vermögen in so wunder licher, von Wahrheit und Schönheit abschwerfender Rich tung verwendet zu sehen. Die verführerischen Ertra- vaganzen des Realismus sind dem größten Talent eben so drohend wie die überschwänglichen Erhebungen des Idealismus. Hoffen wir, daß Otto Ludwig bald durch eine neue dramatische Production die deutsche Bühne be reichert, die der Thätigkeit und Hilfe einer so wahrhaft dramatischen Kraft so sehr bedarf. Die Darstellung des Trauerspiels war eine außer ordentlich gelungene, und alle Mitwirkenden widmeten sich ihrer Aufgabe mit warmem Eifer und anrrkcnnenswerthem Erfolge. Ganz vorzüglich, meisterhaft charakterisier und mit erfassender Lebenswahrhcit dieses paradoren eigen artigen Ausnahmemenschen gab Herr Winzer die Titel rolle. Ihm zunächst stellten sich die ausgezeichneten Leist ungen der Fräulein Berg und Ulrich — Försterfrau und Tochter—, der Herren Porth (Gutsherr), Ouan- ter (Holzhütrr), dann drr Herren Marimilian, Deitmer, Raeder, Kramer, Meister, Gerstorfer, Walther. Herr Kramer würde den Buchjägcr der In tention des Dichters zufolge viel älter geben müssen. C. Banck. Literatur. Dir vortrefflichen Lehrbücher der Naturgeschichte, die au- der Feder de-ProsefforS vr. LruniS in Hildesheim hervorgrgangen sind, können allen Lehrern und Freunden der Naturgeschichte nicht oft genug und dringend genug empfohlen werden, da drr hier meisterhaft durchgeführte analytische W«g jeden falls am schnellsten das Ziel erreichen läßt, eine wahre Kenntniß von drr Natur und ihren manmchfachen Organismen zu erlangen. Den verschiedenen geistigen Anforderungen entsprechend, hat der Verfasser das reiche Material, welches ein jedes der drei Naturreiche darbietet, in drei selbstständige Schriften vertheilt, und zwar in: «) einen analytischen Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Naturgeschichte; 1. Heft. Zoologie. (Zweite Auflage, mit 600 Abbildungen auf 453 Holzstöcken. Hannover 1858); 2. Heft. Bo tanik. (Dritte Auflage, mit 750 Abbildungen auf 390 Holzstöcken. 1860); 3. Heft. Mineralogie; d) eine Schulnaturgeschichte. Eine analytische Darstellung der drei Naturreiche, zum Selbstbrstimmrn der Naturkörprr; 1. Theil. Zoologie. (Vierte Auf lage, mit 670 Abbildungen auf 499 Holzstöcken. Han nover 1861); 2. Theil. Botanik. (Vierte Auflage, mit 62l in den Tert eingedruckten Holzschnitten. 1862) ; 3. Theil. Mineralogie und Geognosie; e) eine Synopsis drr drei Naturreiche. Ein Handbuch für höhere Lehranstalten u. s. w.; 1. Theil. Zoologie. (Zweite Auflage, mit nahe an 1000 Abbil dungen auf 702 Holzstöcken. Hannover 1860); 2. Theil. Botanik. 3. Theil. Mineralogie u. Geognosie. Die mineralogischen Abteilungen sind vom Professor Fr. Ad. Römer in Klausthal in entsprechender Weise bearbeitet worden. Es sind dies, und unter ihnen vor Allem die unter dem Titel der Schulnaturgeschichtr veröffentlichten Abthrilungen, recht eigentliche volksthümliche oder populäre Schriften, gleich brauchbar für An fänger und Geübte, in der Hand de- Schüler- und deS Lehrer«, welche in klarster Darstellung und gedrängter Form geschrieben sind, unter Vermeidung aller unnithigrn Phrasen, welch« so häufig in da« Gebiet der naturwiffrnschaftlichen Literatur gezogen werden, um die nur zu oft mit Po pularität verwechselte Unwifsenschastlichkeit zu verbergen
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview