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Dresdner Journal : 04.07.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-07-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186207048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-07
- Tag1862-07-04
- Monat1862-07
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1862
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151 , Freitag,-den 4 Juli. Fdsunementsprrlst: äSdrlicb: 5 ^blr. 10 kissr. io S»e>»»«o. > Im LoiUmL« »^s-tkrl.: 1 „ 10 ., „ „ l tritt ?utt uuä IU»n»tIick io vrs»ä«o: 15 klxr. I 8tempelru- Liurvla« >uiow«ru: 1 -igr. 1 »t.lU»x biuru. Inseratenpreise: k°ilr äeo Raum eiosr e«»P»it«!oeo i:eite: 1 Lk^r. Unter „Lioxesooät" äiv iteile: 2 Xxr. Erscheinen: 1'iixlick, mit Xusoakme üer 8aoo- unck Reiertozv, ^beuck» kür äen kolxeockell Dres-nerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartniann. 1862. Inserat,nannahme auswärts: 1-«ipiljs I «. It«-«VS1 err» «, t'ommi^iuniir <1«» Ilrrsüuer ckouruitl-i; kdeoäa-ieldtt: II. II^IIX»:«; LItoo»- L Voai.r«, LsrUo: O«o>>,i Itn> Iili., ttar»-«»-rk-«-» üursau; Lr«m«o: R. 8e«i.<,rrr; kraoklurt a. H: Oarut-o'sLk« UucUIiaiiltiuu^- Lvto: ^»ol.»' It-vL-L«; karii- v. 1,üvr-k<rLi.8 s28, rue <Ir» duu» eiif-t»»); b«. Lllai eci»'» »u<>l>li!tiiälun^. Herausgeber: Rüoixt. Lip«<!itivii <w>8 Dresiluer ckour»»I«, Oresüen, Sl»rie»str»»jie >'r. 7. Amtlicher Thril. Dresden, 2. Juli. Ihre Majestät die Köni-^ gin und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Sophie sind heute Abend L6 Uhr von Sanssouci in Leipzig eingrtroffen. Dresden, 20. Juni. Se. Königliche Majestät haben dem Aktuar bei'm Gerichtsamte Pegau Christian Lebe recht Ludwig, Inhaber des Kleinkreuzes des Verdienst orden-, bei Erfüllung des fünfzigsten Jahres seines ver dienstlichen Wirkens im öffentlichen Dienste das Ritter kreuz dieses Ordens zu verleihen huldreichst geruht. Dresden, 1. Juli. Seine Majestät der König ha ben AUerhöchJhrem Gesandten zu London, Kammcrhrrrn Grafen Carl Vitzthum von Eckstädt die Erlaub- niß allergnädigst zu ertheilen geruhet, das ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Hessen verlie hene Grohkreuz des Hessischen Verdienst-Ordens Philipps des Großmüthigen annehmen und tragen zu dürfen. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituvasschau. (Frankfurter Postzeitung. — Hambur« ger Korrespondent.) Tagetgeschichte. Leipzig: Zur Anwesenheit Sr. Ma jestät des Königs. Ankunft Ihrer Majestät der Kö» nigin. — Wien: Vom Rrichsrathe. — Prag: Ta gesbericht. — Bregenz: Protestantischer Kirchenbau. — Berlin: Persische Gesandtschaft. — Thale: Eisenbahneröffnung. — Kissingen: Die Kaiserin von Oesterreich. — Hof: Beamtenjubiläum. — Han nover: Kammerverhandlungen. — Paris: Schul bibliotheken. Unfall deS Marschalls Magnan. Der ofsicielle Bericht über die Affaire von Guadalupe. — Brüssel: Entschädigungszahlung des „Nord". — Mailand: Maßregeln gegen das Treiben der Ac- tionSpartei. London: Aus dem Parlamente. — St. Peters burg: Censurverordnung. Universität in Odessa. — Warschau: Weelopolski's Red« bei Eröffnung des StaatSraths. Zum Attentat. — New-Bork: Mac Clellan von den Souderbundstruppen beunruhigt. General Frrmanl's Stellung. Bchuch da» Panerals Prim. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichtev. (Leipzig. Freiberg. Meißen. Löbau. Dippoldiswalde.) Statistik und Bolkswirthschaft. Sächsische Bäder. Keuillrtov. Inserate. Tagrskalendrr. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Turin, Mittwoch, 2. Juli, Nachmitt. Gutem Vernehmen nach ist ein außerordentlicher Gesandter des Kaisers von Rußland, welcher die ofsicielle Anerkennung des Königreichs Italien feiten Ruß lands überbringt, hier einaetroffen. Ein außerordentlicher Gesandter deS Königs von Portugal, der soeben angrkommrn ist, wird offictell für seinen Souverän um die Hand der Prinzessin Pia von Savoyen anhalten. Turin, Mittwoch, 2. Juli, Nachmittags. Nach der „Torrespondance franco italiennr" bat der eng lische Gesandte am Turiner Hofe, Sir James Hud son, dem Conseilpräfidenten Ratazzi eia herzliche- Schreiben zugrhen lasse», in welche« er wegen der Anerkennung deS Königreich- Italien selten Ruß land- feinen Glückwunsch au-spricht. Feuilleton. 1: Dre-deu. Am 29. Juni wurde die diesjährige, von der k. Akademie der bildenden Künste veranstaltete Kunstausstellung im Doublettensaale auf derBrühl'- schen Terrasse eröffnet. Der ausgegebene Katalog zählt bis jetzt 162 Nummern; worunter sich einige recht gute Bilder befinden. Als Vorwort bringt der Katalog akademische und KunstausstellungSnachrichten. Den erstern nach be trägt die Schülerzahl der Kunstakademie zu Dresden gegen wärtig 119, wovon 80 Schüler auf die Kunstakademie und 39 Schüler auf die Bauschule kommen; die Kunst akademie zu Leipzig zählt in ihrer Abtheilung für freie Handzeichnung und Malerei 59 Schüler und in der Ab teilung für Baukunst 13 Schüler. Den Kunstausstel lungsnachrichten entnehmen wir, daß die diesjährige AuS- stellungScommission von Seiten des akademischen Rathes auS den Herren Professoren Hübner (Vorstand), !>,. Hähne! und Peschcl und von Seiten des hiesigen Vereins selbst ständiger Künstler auS den Herren Malern Wendler und Hammer besteht, für welche beide Letzter» die Herren Maler Wegener und Professor Ehrhardt zu Stellver tretern bestellt sind. Den Umfang der Ausstellung von 1861 betreffend, so umfaßte dieselbe mit Einschluß von 328 Arbeiten von Klaffen- und beziehentlich Atelierschülrrn der Akademien zu Dresden und Leipzig 750 Kunstwerke. Von der nach Abzug der erwähnten akademischen Studien arbeiten verbleibenden Zahl von 422 Nummern waren 261 Arbeiten hiesiger und 181 Arbeiten auswärtiger Künstler. Die Zahl der Aussteller (ebenfalls nach Abzug der Akademieschüler) betrug überhaupt 232, und zwar 112 hiesige und 120 auswärtige. Zu den hiesigen Aus stellern zählten 15 Damen, zu den auswärtigen 5. Ver kauft wurden von der Ausstellung 58 Kunstwerke zu dem Preise von 6641 Thlr. Der Besuch der Ausstellung Warschau, Mittwoch, 2. Juli, Abends ^7Uhr- Soeben ist der neue Statthalter, Großfürst Kon stantin, mit seiner Gemahlin hier emgetroffen. Da- massenhaft seiner Ankunft harrende Publi cum begrüßte ihn mit enthusiastischen Hochrufen. Dresden, 3. Juli. Don Seiten eines Ausschußmitgliedes des National vereins, Herrn FrieS aus Weimar, war bei der jüngsten Versammlung in Gera die Aeußerung gethan worden, rin kleines Deutschland sei besser, als gar keins. Dies veranlaßt die „Frankfurter Postze-i- tung" zu folgender Glosse: „Steht denn die Alternative wirklich so, wie sie diese in Gera hingeworfene Phrase hinzustellen beliebt? Wär' es so, dann müßte man diesem Ausschußmitgliede des Nationalvereins Recht ge ben, aber es hat Unrecht, weil dem durchaus nicht so ist. Mag man an der bisherigen Bundesverfassung noch so viel auszusetzen finden, so hat doch kein Mensch Fug und Recht zu sagen, Deutschland, wie cs bisher war und noch ist, sei nichts, gar nichts. Wir sind fest über zeugt, die maßgebenden Köpfe des Auslandes denken darüber anders und es fällt ihnen zunächst nicht ein, eine Probe darüber anzustellen, ob Deutschland etwas, oder nichts sei. Es war etwas, und zwar nichts Kleines, zu einer Zeit, in der es noch keinen Staatenbund bil dete, es wird heute etwas sein, und wieder nichts Kleines, wenn von außen her der erwähnte Versuch angestelll werden wollte. Nur wenn im Innern Vaterlandsver- rath geübt werden sollte, dann wäre cs bald kein grsßes und kein kleines Deutschland mehr, sondern „gar keins". Ein kleines Deutschland, wie es etwa aus der Retorte des Nationalvercins hervorgehen könnte, was wäre es anders, als „gar keins"? Was man von seinem An sehen, seiner Macht und Widerstandsfähigkeit fabelt, ist Traum und Schaum, deren Zerrinnen nur zu bald mit Schrecken offenbar werden dürfte, zumal wenn man einen bedeutenden Theil der Nation abgestoßen hätte. Ein großes, fest geeintes Gesammtdeutschland! Tas ist und bleibt unsre Losung, und wenn es dazu für jetzt auch noch nicht kommen sollte, so sagen wir: Immer noch besser das Deutschland, wie es bisher war, als ein Klein deutschland. In jenem liegen noch die fruchtbaren Keime einer bessern Zukunft, in diesem noch mehr Keime der Zwietracht, als sie bisher schon da waren, aber nicht die erhöhte Kraft. Selbst das jetzige geschmähte Deutschland vermag etwas, wenn alle seine Glieder ihrer Bundes- psilchten eingedenk sind und sie erfüllen, was aber ein „„kleines Deutschland"" vermöchte, das ist eine große Frage. Suche man Deutschland nicht zu Nichte zu machen, nur um sagen zu können, es sei nichts. Baue man auf das Vorhandene, eS ist nicht zu morsch, und der Bau wird sich für die Zukunft zu Schutz und Trutz besser be währen, als alle Luftschlösser, welche die Phantasie über einer erweiterten Kluft ausrichten möchte." Die neuesten Berichte aus den Vereinigten Staa ten (vgl. unter „Tagesgeschichte") lauten für die Unionisten weniger günstig, als die mit der vorletzten Post einge troffenen. Ter „Hamburger Korrespondent" be merkt zu denselben: „Wir können diesen umständlichen Berichten nur so viel entnehmen, daß General M'Clellan nicht der größte General in der Welt ist, wofür General Prim ihn bei einem Schmause im amerikanischen Haupt quartier, vermuthlich nach Tische, erklärt haben soll. Die letzte Pointe der Conföderirten war zwar nicht entschei dend für den Feldzug, beweist aber die Sorglosigkeit und Ungeschicklichkeit der Bundesgenerale. M'Clellan ruht — wie Halleck im Westen — auf seinen gerade nicht duftenden Lorbeeren aus. Im Ganzen aber sieht es bei den Conföderirten nicht zum Besten aus, und in New- Orleans scheint die unionistische Partei zu erstarken. — Was der Aufenthalt des aus Mexico zurückkehrenden spanischen Obergenals Prim in New-Bork zu bedeuten hatte, muß sich bald zeigen. Das ihm zu Ehren gege bene Diner war eine Demonstration sämmtlicher hispano- amcrikanischen Republiken gegen die europäische Inter vention. Daß ihm im Lager vor Richmond die Prinzen vom Hause Orleans die Honneurs machten, und daß er den Franzosen zwei Fehler vorwars, Uedertretung der Londoner Convention und — sich haben schlagen zu lassen, wird ihm und seinen Gönnern in den Tuilerien übel vermerkt werden. Er geht auch weislich über Lissabon oder London nach Spanien zurück." Tiigesgeschichtc. 'N- Leipzig, 2. Juli. Der heutige Tag des hiesige» Aufenthalts Sr. Majestät des Königs war nach dem ursprünglichen Plane zur Besichtigung aller wich tigen Punkte des Schlachtfeldes von 18!3 bestimmt, ist aber ungünstiger Witterung wegen dem Besuche des k. Bezirksgerichts, des Gvmnasiums zu St. Nikolai, der vierten Bürgerschule, des k. GrrichtSamts l. und des städtischen Museums gewidmet worden. Im k. Be zirksgerichte wurden Se. Majestät von dem geheimen Rrgicrungsrathc vr. Lucius, Director des genannten Ge richts, ehrfurchtsvoll empfangen und bei Besichtigung desselben geleitet. Sr. Majestät besichtigten aber nicht nur alle Erpeditionslocale des Bezirksgerichts, des Ge- richtsamtes in demselben und der Staatsanwaltschaft, sondern nahmen auch das Gefangenenhaus in Augenschein, in welchem sich AUerhöchstdieselben mehrere Gefangenen zellen aufschließen ließen, um die Beschaffenheit derselben nach Luft und Einrichtung kennen zu lernen. Auch untersuchten Se. Majestät das Brod der Gefangenen. In den verschiedenen Abteilungen des Gerichts unter richteten Se. Majestät Sich durch verschiedene Fragen über den Umfang und Gang der Geschäfte, nahmen insbesondere genauere Einsicht in das Archiv, das De positen- und Hypothckenwesen und schieden mit dem Aus drucke Allerhöchstihrer Zufriedenheit. — In dem Gym nasium zu St. Nikolai wohnten Se. Majestät einer Lection des Herrn Rectors und Professors Robbe in Klasse I. bei, in welcher des Sophokles Tragödie: „Oedi- pus Tyrannos" ins Deutsche übersetzt und lateinisch in- terpretirt wurde. Se. Majestät folgten, den Tert des Autors in der Hand, dieser Lection mit gespannter Auf merksamkeit. — In der vierten Bürgerschule wurden Se. Majestät am Eingänge der Anstalt von deren Direktor, dem Ur- Hauschild, ehrerbietigst empfangen, durch die geräumigen Korridors, sowie auch in den Turn saal, in mehrere Klassen und den Betsaal geleitet, worauf Allerhöchftdieselban in einer untern Knaben- und einer ober» Mädckenklafse dem Unterrichte im Rechnen und r« der Geographie beiwohnten. — Im k. Gerichtsamtei. traten Se. Majestät zuerst in das Tirectorialzimmer ein und nahmen daselbst unter verschiedenen an den Herrn Gerichtsamtmann Hofrath Köllner gerichteten Fragen Ein sicht in die Registrandcn und widmeten auch hier dem Archive, dem Depositen- und Hypothekenwesen eine be sondere Aufmerksamkeit. Auch dem Gefangenenhause wid meten AUerhöchstdieselben einen Besuch, ließen sich mehrere Gefangenenzellen aufschließen, um sich von deren Beschaf fenheit zu überzeugen. Se. Majestät gingen auch hier befriedigt von dannen. Im städtischen Museum, dessen Besuch Nachmittags erfolgte, wurden Se. Majestät am Fuße des Perrons von dem Direktorium, den Herren Professor l>r. Erdmann, Vorsitzendem, Stadtrath Cichorius, l>r. C. Lampe und Iw. H. Härtel, ehrfurchtsvoll begrüßt und zunächst in die Lokalitäten Les Leipziger Kunstver eins und in den Cartonsaal geleitet, wo der Cuslos des Museums, Herr v. Zahn, zur spccicllen Auskunftserthci- lung über die in beiden Räumen ausgestellten Kunstwerke in Bereitschaft war. In den Räumen des eigentlichen Museums widmeten Se. Majestät den von Ernst Fries, Ludwig Richter und Calame gemalten Landschaften, sowie auch andern hervorragenden Gemälden, auch Len für die öst liche Logia projectirten von Theod. Große eine beson dere Aufmerksamkeit. Zuletzt nahmen Se. Majestät auch noch die werthvolle, von Herrn vr. Lampe dem Museum geschenkte Kupserstichsammlung unter Führung des edeln SchenkgeberS in Augenschein und verabschiedeten sich un ter dem Ausdrucke sichtlichen Wohlgefallens. — Im k. Palais wurden darauf von Sr. Majestät die Herren Rector mugmtlou-i Professor Nr. Hantel und die vier Decanc der Universität, die Professoren.und l)l>r. Anger, Schilling, Kühn und Klotz empfangen, welch« gekommen waren, um im Namen der Universität den unterthä- nigsten Dank für die derselben neulich geschenkten Ge mälde (s. Nr. 147 d. Bl.) auszusprechen. Nachdem Se. Majestät diesen Dank huldreichst entgegengenommen, ge ruhten Allerhöchstdieselben sich aucb die neuangestellten Professoren OOr. Ahrens und Curtius vorstellen zu lassen. — Um 6 Uhr trafen Ihre Majestät die Kö nigin mit Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie, in Begleitung Ihrer Ercellenz der Oberhos- meisterin Freiin v. Friesen, der Hofdame Gräfin v.' Nayhaus und Sr. Ercellenz des wirkt. Geh. Rathes Freiherrn 0 Byrn von Sanssouci angekommen und von Sr. Majestät dem Könige im Berliner Bahnhofe em pfangen, im königl. Palais ein. Naco 8 Uhr wurde den allerhöchsten Herrschaften von dem Universitätssän gerverein eine Serenade und um '^10 Uhr von der gesammten Studentenschaft ein solenner Fackelzug ge bracht, bei welchem nach tausendstimmigen „Hochs" die akademische Jugend die Nationalhymne anstimmte, wäh rend dessen Se. Majestät eine Deputation von 4 Stu denten im k. Palais anzunehmen geruhten. Nachdem auf dem Augustusplatze die Fackeln unter Absingung des Oauckesmu^ igilur verbrannt waren, begaben sich die Herren Studirenden zu einem allgemeinen Commers nach dem Schützenhause. Die überzahlreich versammelte freudig erregte Menge wogte noch lange in den dem k. Palais anliegenden festlich erleuchteten Straßen. Wien, 1. Juli. (Ostd. P. ) Der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses lag eine wahre Fülle von legislativem Material vor. Das Gebührcngesetz, das Gesetz über die künftige Art der Branntweinbesteuerung, die Budgets des Polizeiministeriums, der ungarischen, siebenbürgischcn und kroatisch-slawonischen Hofkanzlei, so wie jenes des Finanzministeriums standen aus der Ta gesordnung. Nichtsdestoweniger war dieselbe eine ziem lich leere — wie man so sagt: rein geschäftliche. Für das Gebühreugesetz wurde ein Ausschuß aus der Mitte des Hauses gewählt; das Branntweinsteuergesetz nach den Modifikationen des Herrenhauses in zweiter und dritter, das Budget des Polizeiministerums gleich dem der drei Hofkanzleien in dritter Lesung angenommen und nur in Ansehung des Erfordernisses des Finanzministe riums entwickelte sich hier und da eine etwas lebhaftere Disaujfion. So insbesondere in Betreff der Steuer landescommissionen, des Hafenpersonals und der Pilo- tcnzahl im Freihafen von Triest, wobei sogar eine na mentliche Abstimmung nöthig wurde, da die gewöhnliche Art der Stimmzählung kein sicheres Resultat ergab. Am Schlüsse der Sitzung drohte sich die freundliche Scene zu erneuern, welche schon unlängst anläßlich der Zucker steuerdebatte zwischen dem Herrn Finanzminister und dem Abg. Skcne Platz gegriffen hatte. Es wurde ihr aber die Spitze dadurch abgebrochen, daß Herr v. Plener der Berufung zu einer Ministerconserenz unter dem Vorsitze des Kaisers Folge leisten mußte. Wir vermeiden es des halb auch, auf die Ausführungen des allein auf dem Wahlplatze Verbleibenden näher einzugehen. Wien, 2. Juli. (Boh.) Ter Finanzausschuß berieth heute über das Montanwesen. Es wurde der Grundjatz ausgesprochen, daß Staatssorste nicht verkauft werden dürfen. Ei» Antrag von Skenc, alle Staats eisenwerke zu verkaufen, wurde abgelchnt. — Morgen wird im Abgeordnetenhause eine mit fast hundert Unter- terjchristen versehene Interpellation, betreffend den Eintritt Oesterreichs m den Zollverein, eingebracht werden. Z Prag, 2. Juli. Tie ofsicielle Landeszeitung ent hielt dieser Tage zwei Artikel, welche allgemein ein gehende Beachtung fanden und geeignet sein dürften, die tschechischen Kreise, die sich nicht blind und willenlos den Leitern der nationalen Agitation überlassen haben, einiger maßen zur Besinnung zu bringen. Der eine derselben beleuchtet die fadenscheinigen Argumente, die Vr. Klaudi zur Verteidigung l)r. Gregers in dessen Preßpro blieb infolge zufälliger Ursachen, namentlich mit wegen deS verminderten Fremdenverkehrs, hinter den vorange gangenen zwei Jahren um etwa- zurück. Es wurden in den 92 Tagen (30. Juni bis 29. September), an denen die Ausstellung dem Publicum geöffnet war, über haupt 18,010 Stück Eintrittskarten und 2112 Erem- plare Kataloge verkauft. Die Gesammteinnahme der Ausstellung betrug 2485-fh Thlr. Der Reinertrag belief sich auf die Summe von 1157 Thlr. Din bestehenden Bestimmungen gemäß wurde die eine Hälfte dieses Rein ertrags der akademischen Kunstausstellung, an 578HH Thlr. dem hiesigen Künstlerunterstützungsvcreine für seine Zwecke überwiesen, die andere Hälfte zum Ankäufe von Werken sächsischer Künstler im Jahre 1862 beziehentlich einem der nächstfolgenden Jahre bestimmt. Für den letztgenannten Zweck war im 1.1861 die Summe von 911 Thlr. verfügbar. Hiervon wurden mit allerhöchster Genehmigung für die Ab theilung der Werke vaterländischer Künstler in der k. Ge mäldegalerie folgende auf der vorigen Ausstellung befind lich gewesene Oclgemälde angekaust: eine Landschaft von I. Fiebiger (Preis 200 Thlr.), eine dergl. von K. Krüger (Preis 200 Thlr.) und ein Thierstück von E. Dahl (Preis 110 Thlr.). Die übrig gebliebene Spitze wurde zur später» Mitverwendung zurückgelrgt. Im gegenwär tigen Jahre steht für den gleichen Zweck die Summe von 1019^ Thlr. zur Verfügung. — Im Laufe der nächsten Wochen kommen wir an dieser Stelle in ausführlicher Besprechung aus die hervorragendsten Werke der diesjäh rigen Ausstellung zurück. * Friedrich Gerstäcker hat die Beschreibung seiner letzten Reise unter dem Titel: „Achtzehn Monate iu- Südamerika und dessen deutschen Colonien" (Leipzig', H. Costenoble. 3 Bde.) herauSgegeben. Eine Fülle von interessanten Schilderungen, neuen Beobachtungen und unterrichtenden Mittheilungen ist von dem berühmten und erfahrnen Reisenden in diesem Werke niedergelegt, das wir der Beachtung des Publicums dringend empfehlen. Außerordentlich werthvoll ist die Kunde über die deutschen Colonien in Südamerika, die uns Gerstäcker in ausführ licher Weise giebt, und er scheute keine Schwierigkeiten, um zu den entlegensten derselben vorzudringcn und sich eine eigne Anschauung ihrer Zustände zu verschaffen. Seine ganze Reise galt vornehmlich dem Interesse der Deutschen im Auslande; die Verhältnisse derselben in den verschiedenen Ländern Südamerikas, sowie die Aussichten deutscher Auswanderer nach jenen Gegenden überhaupt kennen zu lernen und darzulegcn, war ein Hauptzweck Gerstäcker's; er erfüllte ihn mit so viel Eifer als Ein sicht, und klarem vorurtheilsfreicm Blick. Aber auch die deutschen Fabrikanten finden in Bezug auf ihre Fabrikate und deren überseeischen Markt Belehrungen und Mahnungen in dem Werke, die dankbare Beachtung und Befolgung ver dienen. Getreu seiner stets bewährten Neigung, vorzugsweise weniger besuchte und erforschte Landstriche mit kühnem Sinn und voll stoischem Gleichmuth gegen alle Beschwer den zu durchstreifen, wollte der unternehmende Reisende von Chile aus durch das nördliche Patagonien nach BuenoS-Avres wandern. Früh eingctretcne heftige Regen güsse machten die schon begonnene Ausführung dieses Plans leider durchaus unmöglich; dock fand er aus der begonnenen Tour in den Cordillcrcn Gelegenheit, Man cherlei über die dortigen wilden Jndiancrstämme zu er fahren, waS später» Reisenden zu Gute kommen kann. Aus seinen Mittheilungen über Patagonien heben wir hier nur eine interessante Nachricht heraus, welche die erste ausführlichere Kunde über einen vor Jahren dort verschollenen Deutschen giebt. Gerstäcker erzählt: „Von allen Ländern und Thrilen Südamerikas ist Patagonien noch immer da- am wenigsten gekannte Land. Alle Ver suche, tiefer hincinzudringcn, sind bis jetzt für die Unter nehmer nur höchst traurig ausgefallen, denn die Pata- gonier haben eine, eben nicht verlockende Gewohnheit, den Leuten, die in ihre Hände fallen und die ihnen nicht behagen, einfach die Hälse abzuschnciden, und solche, die ihnen gefallen, als Gefangene bei sich zu behalten. „In dem letzten Jahrzehend sind mehrere solche Fälle vorgrkommen. So ging ein Major Philippi von der chilenischen Südcolonie aus in das Innere, den Indianern einen Besuch abzustatten und ihr Leben und Treiben kennen zu lernen — aber er kehrte nie wieder. „Ein anderer Deutscher wurde zwar nicht von ihnen ermordet, aber zurückgehalten, und man hat nie wieder Genaueres über sein Schicksal erfahren können. Sein Name war Simon, wie cs heißt, ein Maler aus Stutt gart, den es trieb, das abenteuerliche Leben unter diesen Stämmen kennen zu lernen. Er nahm seine Guitarre mit, die er vortrefflich spielte, soll auch eine sehr hübsche Stimme gehabt haben, und mit seiner Mappe auf der Schulter zog er getrost in die Pampas hinein. „Auch er kehrte nie wieder, und lange Jahre vcr stossen, in denen er todt geglaubt wurde. Endlich ver breitete sich das Gerücht, daß ein Deutscher unter den Patagoniern lebe, der die Guitarre spiele und Bilder machen könne. Die Nachricht war bis zu den Penck neuchen im Norden gcdrnngen, und vor zwei Jahren, als ejn junger deutscher Kaufmann von Valdivia aus über die Kordilleren ging, um mit den dort lebenden Indianern Handel zu treiben, erfuhr er von dem damaligen Oberkaziken Bankitruß, daß jener Deutsche kürzlich ge storben sei. Die Indianer hätten ihn aber sehr gut be handelt und ihm sogar, was er zum Malen brauchte, so wie Saiten für seine Guitarre von dem Hunderte von Meilen entfernt liegenden Karmen geholt. „Sieben Jahre hat er jedenfalls unter diesen Stämmen
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