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Dresdner Journal : 15.07.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-07-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186207157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-07
- Tag1862-07-15
- Monat1862-07
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 15.07.1862
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Ueberficht. k«le<rntzhische Nachrichte«. Zeltmtßöstünu. (Allgemeine Preußische Zeitung.) ^a-e-geschichte. Sachsen- Antheil an der Londoner PreiSvertheilung. — Wien: Zur russischen Anerken- nung des Königreich» Italien. Handelsvertrag mtk der Türkei publicirt. Neuer Gesandter der Königs Franz N. Kammerverhandlungen. Londoner Preise. — Berlin: FractionSberathung über den Militär etat. Vermischtes — Königsberg: Haussuchung. — Halle: Stndentenconflict.— München: An kunft der Kaiserin von Oesterreich. — Kissingen: Abreise der Kaiserin. — Kassel: Bildung eines Schützenverein- gestattet. — Altenburg: Neue« Gesetz über dir Kirchen-und Schullastrn. — Vom Rhein: Die Arbeitererpedttion nach London. — Frankfurt: Bun destagSfihung. Der Empfangstag des Schützrnfeste-.I— Paris: Die Nachkommenschaft Montezuma'«. Hur russischen Anerkennung Italiens. — Turin: Be- glückwünschungSadresse. Eialdini für St. Petersburg destgnirt. Handelsvertrag mit Belgien. Garibaldi. — London: Verlobung des Prinzen v. Wale- in Aussicht. Parlament-Verhandlungen. — Belgrad: Zur Situation. — Bukarest: Mnßregrln gegen Flücktlinge. Neues Ministerium. — Athen: Ber mischte-.— Kalkutta: Dost Mahomed. — Hong kong: Ningpo in den Händen der Alliirtrn. — R ew Bork: Dir Schlacht bei Richmond. Vermischte-. Lsndoner Jndnstrie-Nnöstrlnnt. (PreiSvertheilung.) Ernrannnne« und Bersetznngen. Dresdner Nachrichten. Prnvtnzialnnchrichten. (Chemnitz. Freiberg. Zittau. Annavrrg.) DerMschtrs. x Elvßrsaudtes. «atistik nnd »olkswirthschnst. «dchfifche »tdör. -«Ntllrtou. Inserate. rageskaieNder. Börse», uach richten. aevibrr-abe etwa folgende Worte: „Geehrte Versammlung! Wie- ich vor kaum einem Jahre unter allgemeinem Jubel die Bildung des Schützen- Telegruphischr NachrWen. Kra»kfurt, SoM»taP 1». J»B, Nnä Bei de« heutigen Schützenfeste <vgl, untei bundes verkündete, so gilt es jetzt nach vollendetem Werke, dem Bunde die Weihe, ihm sein Symbol zu geben. Der Krieger schwört bei seiner Fahne. Lassen Sie mich im Namen Ihrer Aller, im Namen der vielen Tausende, die von den Nordsredünen bi- zu den schneebedeckten Alpen hergezogen, geloben, bei dieser Fahne treu zu halten am Vaterlande. So weihen Sie denn dieses herr liche Banner, von Frauenhänden gewebt, Ihnen Allen und Ihrer Ehre anvertraut, rin deutsches Banner, das deutsche Männer vereinigt. Hoch, Hoch, Hoch! Ich über gebe hiermit die Fahne der freien Stadt Frankfurt, als der gegenwärtigen Feststadt. Sie übernehme di« Fahne, sie halte sie treu und bewahre sie." Warschau, Gonvta-, IS. Juli. Ihre kaiser liche Hoheit die Krau Großfürstin Nleraudra, Ge mahlin des Großfürsten Konstantin, ist heute vor mittag V Uhr von eine« Prinzen glücklich ent- tznatzea morden, «elcher den Name« Laclaw erhalten hat. Abends werdrn die Negiernvgsge- bände illumiairt sein; bei den Privatpersonen ist die Illumination deren Belieben anheim gegeben. Ragusa, Sonntag, 13. Juli. Derwisch Pascha hat am 10. d. M. Ostrog angegriffen, die Mon tenegriner geschlagen nnd ans ihre« Verschanzun gen betrieben. Lags darauf «arschirte er weiter. Gestern vereinigten sich seine Kruppe« unter Jubel- grfchrei mit der unter demEommaudo Abdi Paschas stehenden HeemsabtHeilung. New Kork, 1. Juli. Man erwartet mit großer Gorge Nachrichten von Mac Elellan und ulanbt au eine zweite, vor Richmond gelieferte Schlacht. Präsident Linlolv hat eine neue Aus hebung vor» SVO.üVV Mann augeorduet. Der An griff auf Eharlettou wird »itzrned des Sommers ausgesetzt. Das Bombardement von Vicktburg, de« einzigen, noch im Besitz der Sonderbündler befindlichen festen Punkte am Misfifippi, bat be gonnen. Das Repräsentantenhaus hat dir neue Larisbill, wodurch Zuschläge auf verschiedene Zölle eingrführt werden, genehmigt. Dresden, 14. Juli. Die „Allgemeine Preußische Zeitung" kommt nochmal- auf den Antrag zurück, welchen die Budget- commifsion des Abgeordnetenhauses hinsichtlich brr für Prrßzwecke geforderten Position von 30,000 Thlr. ge stellt hat und der dahin geht, für 1862 die Hälfte die ser Summe, für 1863 aber das ganze Postulat zu strei chen. Die Nothwrndigkeit, daß der Staatsregierung rin Organ zur Verfügung stehe, durch welche- dieselbe ihre Stellung zu den politischen Fragen darlegen könne, werde im Allgemeinen kaum bestritten werdrn; eine der de- strittensten Fragen dagegen, und zwar auch innerhalb der Negierung»kreise selbst immer von Neuem erörtert, sei dir Frage, ob es für die Sache und für das gouver- nemrntalr Interesse zweckmäßiger ist, rin eigne- sogenann tes „halb osficielles" Organ zu unterhalten oder zur Aeußerung und Vertheidigung der Regierungsansichten anderweitig bestehende, mehr oder minder unabhängige Blätter zu benutzen. Nachdem die „Allg. Pr. Ztg." ihre Ansicht dahin ausgesprochen, „daß die Regierung, abgesehen von ihrem amtlichen Blatte, noch andere Or gane zur Aeußerung und Vertheidigung ihrer Ansichten benutzen muß", und die verschiedenen Wege angedeutet hat, welch« zu diesem Zwecke betreten werden könnten, fährt sie fort: „Wir dürfen versichern, daß alle jene ver schiedenen Wege auch von der jetzigen Regierung,! gerade wegen der mancherlei Beschwerden eines größern osficiö- sen Organ-, sehr reiflich und sehr unbefangen erwogen kwordrn sind und wohl »och wchtm« Erwägung finden werdrn. Einstweilen schien es jedoch räthlich, von neuen Experimenten auf diesem Gebiete abzusehen."... Zum Schluß sagt das ministerielle Blatt: „Wenn nun seiten des Hauses der Abgeordneten die nicht erheblichen und gegen frühere Jahre schon reducirten Fonds für das „literarische Büreau" verkürzt oder ganz abgesetzt werden sollten, so würde hiermit, wie wir im Vorstehenden dar gelegt zu haben glauben, eine an und für sich nothwen- dige und in ihrer Ausführung aus das einfachste Erfor derniß beschränkte Thätigkeit der Regierung gelähmt oder vernichtet werden. Die sachlichen Gründe für die in Rede stehenden Einrichtungen scheinen uns so einleuch tend, daß ein Beschluß jener Art nur aus anderweitigen politischen Motiven zu erklären sein würde. Gewisse Organe machen auch kein Hehl daraus, daß es sicb eben nur um einen Act des Mißtrauens gegen das jetzige Ministerium handle. Wir glauben jedoch zunächst noch daran zweifeln zu dürfen, daß die Mehrheit des Hause- sich durch dieses Motiv zu einem solchen Schritt werde hinrrißrn lassen. Auch die entschiedensten Gegner des Ministeriums werden anerkennen, daß der Regierung, welche nach dem Willen Sr. Majestät des König- die Geschäfte des Landes führt, im allgemeinen Interesse die Möglichkeit gegeben sein muß, ihre Ansichten zu äußern und vertreten zu lassen, und daß es ebenso kleinlich, wie im Haupterfolg illusorisch sein würde, die ministerielle Frage auf solche Punkte zu verlegen. Für das Jahr 1862 kommt endlich, um dies nur obenhin anzudeuten, die unerläßliche Rücksicht hinzu, daß da- jetzige Ministe rium Verpflichtungen zu erfüllen hat, die es nicht selbst «ingrgangcn, son.dern übernommen hat. Wir sind überzeugt, daß es eine Forderung der Loyalität wir der eig nen Würde des Abgeordnetenhauses ist, den Kamps gegen da- Ministerium nicht mit solchen Waffen zu führen, wie die Budgetcommission im vorliegenden Falle vorzu schlagen beschlossen hat." Tagesgeschichte. Drröden, 14. Juli. Von London ist un- heute das Verzeickniß der Auszeichnungen zugegangen, welcbe bei der am 11. d. M. dort stattgesundrnen Preisver- thrilung auf Sachsen entfallen sind. Wir theiten das Verzeichnis umstehend mit und bemerken hier nur, daß die Zahl der sächsischen Aussteller 188, und die Zahl d«r denselben zu Lheil gewordenen Auszeichnungen II3 (darunter 63 Medaillen) beträgt. ch Wien, II. Juli. Man erfährt aus London auf telegraphischem Wege, daß der russische Gesandte am britischen Hose im auswärtigen Amte eine Note sei ner Regierung überreicht hat, worin dieselbe anzeigt, daß sie beschlossen habe, den xialun quo in Italien anzu erkennen. Gleichzeitig war der Gesandte beauftragt, mündlich zu eröffnen, daß nach einem zwischen den Ca- binetrn von St. Petersburg und Turin getroffenen Ueber- rinkommen unter gewissen Eventualitäten russische Kriegsschiffe in einen italienischen Hafen Zu lassung finden werden. Lord Palmerston erwiderte sofort, daß er die Mitthrilung bezüglich der Anerkennung Ita lien- mit Genugthuung entgrgennehme; was indeß die Zulassung einer russischen Flotte in einem italienischen Hafen anbelangr, so werde die gleiche Eventualität, an welche die russische Regierung zu denken scheine, auch für da- britische Cabinet ein Motiv sein, britische Kriegs schiffe in die italienischen Gewässer zu entsenden. Eine ähnliche Erklärung ging von London nach Turin. Bereits sind auch englische Kreuzer angewiesen, über die in Sicilien vorbereitete Freischaarenerpedition zu wachen. Wien, 13. Juli. Dir gestrige „W. A." veröffent licht in ihrem amtlichen "Thrill den Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Oesterreich und der Türkei, abgeschlossen zu Konstantinopel am 22. Mai 1862. (Die beiderseitigen Ratificirungen wurden am 6. Juli 1862 zu Konstantinopel ausgewechselt.) — Weiter meldet da» amtlich« Blatt, daß d«r am hiesigen Hoslager ne« ernannte königlich neapolitanische außer- vrdentkkchr Gesandte und bevollmächtigte Minister, Baron Anton Winspeare, die Ehre gehabt hat, am 7. d. M. Sr. k. k. apostolischen Majestät seine Beglau bigungsschreiben in feierlicher Audienz zu überreichen. — (W. Bl.) Im Abgeordnetenhause kam heute der Bericht des Ausschusses über die an den Gesetzen zum Schutz der persönlichen Freiheit und de» HausrechteS vom Herrenhause beschlossenen, beziehungsweise beibrhaltenen Aenderungen zur Vertheilung. Im Interesse des Zustande kommens der beiden Gesetze trägt der Ausschuß darauf an, das Haus wolle beiden Gesetzen, wie sie von dem Herrenhause beschlossen worden sind, beistimmen. — Nach einem Londoner Telegramm der Wiener Blätter sind bei der Preisvertheilung in London auf Oesterreich (1506 Aussteller) 874 Auszeichnungen, darunter 502 Medaillen, 372 ehrenvolle Erwähnungen, entfallen. 11 Berlin, 13. Juli. Tie zweite gemeinsame Bera tung der beiden zahlreichsten Fractionen der Fort schrittspartei bezüglich des Militäretats fand am Freitag Abend statt. Herr Har kort legte folgende Grundsätze zur Beurtheilung des Militärbudgets von 1862 vor: ,l) Die Kriegsbereitschail bat ihr Ende erreicht; die rinschla- gende Rechnung wird zur Abnahme vorgelegt — 2) Al- Grund lage dient der Etat von I8LN — Zusätze: S) eine Vermehrung der Artillerie, Pionniere und Ingenieure; die Errichtung einer an gemessenen Zahl von Eavalerie, um ene Lindwehrcavalerie zu ersetzen, die in den pferdrarmen Provinzen cingehen mutz. — 4) Anträge, überflüssige Au-gaben, bessere Verpflegung u. s. w. betreffend, sind bei Lerathung der einzelnen Positronen der Etat« A e uillet o u. K. Hostheater. Sonnabend den 12. d. wurde „die Marquise v. Billette" gegeben, ein vortreffliches, glänzend wirkende» Schauspiel und wohl das beste Bühnen- product der allzu fruchtbaren Frau Charlotte Birch- Pfeiffer. Das Talent derselben hat sich immer am glück lichsten bewährt, wo sie ihre eigne Natur am wenigsten hervortretrn ließ, den stofflichen Inhalt mit ihrer wahr haft beneiden-werthen praktischen Gewandtheit ausbeutele und im anpassenden Sinne dramatisirte. Sie hat den scrnischen Verlauf dieses Stücks nicht nach ihrer sonstigen Gewohnheit mit tendenziöser Schulmeistermoral in tri vialer Weise belastet, eine gewisse lebensvolle Zeichnung der Sitte, einzelner Persönlichkeiten und Verhältnisse mit Geschmack getroffen, und die scrnische Spannung und Urberraschung und der mit treffender Schärfe pointirte Dialog leiten die Darsteller sicher und bequem zu un ausbleiblicher Bühnenwirkung. Da» Stück giebt aus historisch bekannten Zuständen rin sehr charakteristisches trefflich componirtrs Genrebild, und die Memoiren jener galanten Maintrnonperiodr, von welchen die Phantasie wißbegieriger Leser eine Zeit lang eben so bedenklich erregt und befruchtet wurde, wie früher von den Ritter- und Räuberromanen, sind dabei höchst geschickt benutzt und dramatisch übertragen. Die Gesammtdarstellung war eine sehr gute, obwohl rin rascheres Zusammenspiel und Redetrmpo öfter wün- schrnSwrrth blieb; letztere» um so mehr in einigen Par tien, al» in andern bedächtigere und langsame Rede noth- wendig geboten ist. Fräulein Janauschrck gab eine . vorzüglich« Leistung durch die vornehme und edle Reprä sentation der Titelrolle. Ihre Haltung, Geberd«, Mimik warenvon vollendeter Anmuth, voll beredtrsterVeelensprach«: so besonder» in den ersten Scenrn. Mit schöner Wärme und Ueberzeugungskraft wirkte auch ihr Gespräch mit dem maskirtxn König Ludwig. Fräulein Janauschrck würde in dieser Darstellung keine Beschränkung de» LobrS herausfordern, wenn ihre Deklamation nicht zu oft im pathetischen, tragisch bewegten Tone beharrte, wenn es ihr gelänge, sich für solche Rollen mehr die spirituelle Leichtigkeit, die behende treffende Accrntuation des Con- versationStons anzueignen. Jedenfalls wird den gebil deten Freunden und den Kennern der dramatischen Kunst der lebhafte Wunsch gerechtfertigt erscheinen, daß diese Künstlerin der hiesigen Bühne erhalten bleibt, denn ihre Persönlichkeit und Begabung vermag den ihrem Talent irgend günstigen Partien eine besondere und bedeutende Individualität zu verleihen, und die Vollendung ihres Spiels einigt — wo die Gefühlsmacht oder ein feines Stimmungscolorit der Rhetorik hinzutritt — Charak teristik mit Schönheit. Fräulein Berg charakterisiere die Maintenon so treffend als fein und maßvoll, sie gab rin wahrhaft historisches Bild, und Herr Emil Devrient spielte den Henry St. John mit chrvaleresker Noblesse, männlicher Energie und mit jener scharf pointirenden geistigen Ueberlegenheit, die er in unnachahmlicher Weise solchen sieghaften und brillanten Cavalierfiguren zu geben weiß. HrrrOuanter zeichnete den gealterten LudwigXIV, sehr tactvoll und gut durchgeführt; er bemüht« sich, ob wohl seinem Naturell entgegen, nicht ohne Erfolg, dem großen stolzen König Spuren jener Eigenschaften zu geben, welche demselben als tapfren und graciöjen Sieger auf dem Felde der Galanterie hilfreich zur Seite standen. Ludwig XlV. könnte etwa» bejahrter erscheinen. Fräulein Allram versuchte sich mit glücklicher und sehr wirksamer derber Charakteristik in der Rolle der Ranon, wenn auch vorläufig noch nicht ganz heimisch in der ungezwungenen Behandlung de« Alter». Dieser opferung-volle Ueber- gang auch in rin derartige« Fach ist sehr anerkeunrn»- werth, denn er verspricht ein Gewinn für unsre Bühne zu werden. Unter den mit gutem Gelingen und Fleiß Mitwirkenden seien noch Herr Kramer (Herzog von Orleans) und Herr Mei ft er (Herzog du Maine) erwähnt. C. Banck. KnvAliteratvr. „Die Meisterwerke der Kir chenbaukunst von br. C. v. Lützow. Leipzig, Ver lag von E. A. Seemann. 1862." — Ter moderne Geist vermag auf dem Gebiete der Baukunst nicht schöpferisch aufzutretrn. Wir bauen jetzt nicht- al» Studien. In verschiedenen andern Künsten hat unser Weltalter sich einen eigenen Styl erzeugt, es giebt «ine wirkliche, eigen ständige moderne Malerei, Musik, Poesie; eine Baukunst aber besitzen wir nicht. Die Baukunst ist mehr als jede andere Kunst rin Erzrugniß der allgemeinen Phantasie, das Gesammtbewußtsein einer Zeit giebt ihr den be geisternden Inhalt; der Baukünstlrr ist nur da- Organ eines kulturgeschichtlichen Zustande- und der Baustyl somit nur der Niederschlag des Zeit- und VolkSgeiste». Die Philosophie der Kunstgeschichte zeigt un», wie die VolkSgeister sich in den großen Bauwerken abspiegeln, wie der Styl der Architektur un» ein Bild der Gesammt- cultur einer Epoche giebt, und wie die Menschheit in den Tempeln, die sie ihren Göttern oder ihrem Gott errichtet, rin Symbol ihres eigenen Gefühl», ihrer eigenen Lebrnsordnung ausgestellt hat. Die Philosophie der Kunstgeschichte zeigt un» so zugleich, wie unser Weltalter, bei der Zerrissenheit der Geister, in dem Chao» kritischer Gedanken, trennender Leidenschaften, keinen eigenen Bau styl haben kann. Bi« wieder rin überwältigende» Dogma durch alle unsre LebrnSkrrise gebrochen ist, bi» wieder eine Gesammtstimmung die Kluft zwischen der Bildung stufe der Stände in der Beziehung der Religion so aus füll», daß trotz den Unterschieden in der Ausbildung de« zu stellen. — Motive: Die angebahnle Reorganisation erdrückt, tei Durchsübrung, da» Land und löst da- BoliSyeer aus. — Das Recht der Mitwirkung der Bolk-vertretung berubl: t) aus Art. SU der Versassung: Alle Einnabmen und Au-gaben de» Staate- müssen jährlich auf den Staat-bau-halt gebracht werden: letzterer wird jährlich durch ein Gesetz seftaestellt — 2) Ferner aus dem Gesetze vom 3. September I8t4: 8. 2. die bewaffnete Macht soll bestehen aus dem Heere und der Landwehr ersten und zweiten Aut- gebots. 8- 3. die Stärke de- stehenden Heere- und der vandwehi wird nach den jedesmaligen Staatsverbältnisjen bestimmt. Dem nach verleiht die Versassung da» Recht der Geltbewilligung und da- Gesetz von I8l4 gestattet dem Hause die Prüfung ob die Zahl der Mannschaften und die geforderten Summen den Ber- bältnissen angemessen sind.' Die Debatte war diesmal bedeutend lebhafter, als am Donnerstag. Tie Herren Gneist, Frentzel, Schultze- Delitzsch, Groote nnd v. Carlowitz betheiligten sich daran. Im Allgemeinen sprach man sich gegen alle Ver- mittelungsvorschläge und für unbedingte Reducirung de» Militäretats aus, und meinte namentlich der letztgenannte Abgeordnete, man dürfe weder die Gefahr einer Auflö sung des Abgeordnetenhauses, noch die der Octroyirung eines neuen Wahlgesetzes scheuen. Die nächste Berathung soll am Dienstag stattsinden. — Inzwischen erfahre ich zuverlässig, daß die Regierung ihrerseits fest entschlossen ist, von den im Militäretat ausgestellten Forderungen nicht abzugehen. Es sind die Unterhandlungen mit her vorragendcn Mitgliedern des Abgeordnetenhauses nur unternommen worden, um in umfassender Weise darüber Aufklärungen zu geben, daß die Reorganisation unmög lick rückgängig gemackt werden könne, die geforderten Mittel daher unentbehrlich seien. ES liegt aus der Hand, daß bei diesen Gegensätzen rin Confiict unausbleiblich ist, dessen Tragweite in diesem Augenblicke freilich noch nicht übersehen werden kann. — Im Schooße der Re gierung wird gegenwärtig die Frage erwogen, ob und unter welchen Eventualitäten das Gesetz über die Kreis ordnung zurückgezogen werden kann, da die Vorlage in der Commission des Herrenhauses so gegen die Inten tionen der Regierung amendirt worden ist, daß ihre An nahme im Abgrordnetenhause doch unmöglich sein würde. Dagegen ist rS nicht unwahrscheinlich, daß das Paßgesetz, welches im Herrenhaus« nach der Regierungsvorlage her gestellt worden, im Abgrordnetenhause zur Annahme gr langt, wofür sich einflußreiche Mitglieder de» lrtztern interessiren. Von dem Geh. Rath Langenbeck, welcher bekanntlich zu dem General LüderS nach Warschau brru fen worden, sind jetzt Nachrichten hier eingetroffrn. Sie sollen nicht günstig lauten. — Die Polizeibehörde zu Frankfurt a. O., welchr bekanntlich mit dem dortigen DivisionScommando wegrn eines Erercirplatze» in Con- flict gcrathen, hat jetzt dem Prinzen Friedrich Karl als commandirenden General des 3. Armeecorps eine Beschwerde ringereicht und der Regierung zu Frankfurt a. O., wie dem Minister des Innern Abschriften der selben übersendet. — (Schl. A.) Die Handelscommission deS Abgeord netenhauses hat den Gesetzentwurf, betreffend die Aus führung der Bahnen von Berlin nach Küstrin und von Kohlfurt nach Waldenburg — also der Gebirg» bahn — au» Staatsmitteln abgelehnt und zwar mit 7 gegen 5 Stimmen, dagegen hatte sich dir Commission bereit erklärt, eine Zinsgarantie zu bewilligen, welcher Vorschlag indeß von der Regierung abgelehnt wurde. — Die Budgetcommission hat den Wegfall deS Zuschläge» von 6 Groschen zu den GerichtSkosten beschlossen. Könißsterg, 12. Juli. (Schl. Z.) In der Wohnung de» Redakteur- der „Hartung'schen Zeitung" hat auf Requisition de- EtaatSanwaltS eine Haussuchung nach dem Manuskript einer Berliner Corresponden; statt gefunden. Dieselbe blieb ohne Resultat. ch Halle, 13. Juli. Gestern Abend nach 7 Uhr entspann sich hier zwischen Studenten und Einwohnern ein so arger Conflikt, daß zuletzt das Militär ein schreiten mußte, um Ruhe zu schaffen. Etliche 40 Ver wundungen sollen dabei vorgekommen sein, worunter einige gefährlich zu nennen sind. E» sollte nämlick diesen Abend aus Anlaß der erfolgten Rectorwahl gro ßer Fackelzug sein, weshalb viele Studenten sckon am Tage mit Schlägern und Nappieren in den Straßen I I« Denkens ein Höchstes Allen gleich ehrwürdig ist, müssen wir bei der Vergangenheit betteln, und was Kirchendau kunst betrifft, an die Litern christlichen Bauweisen wieder anknüpfen. Freilich rin abnormer Zustand der Kunst; nie ist in einer höhern Kunst von einem absichtlichen Anschlüßen an ältere Stylarten die Rede. Nicht blo» bei den vorchristlichen Völkern gingen die Bauformen wie mit Naturnothwendigkeit aus ihren localen und socialen Verhältnissen hervor, sondern auch die christlichen Stylarten entstanden niemals durch Rückblicke auf die Vergangenheit, sondern stets mehr oder weniger unbe wußt und unmerklich aus neuen Bedürfnissen und An schauungen, denen zu Liebe man den unmittelbar über liesertrn Baustyl umgestaltete. So ging au» der antik römischen Architektur der Basilikenstyl, au» diesem der romanische, au- diesem der gothische hervor. Selbst die Renaissance, obgleich mit Bewußtsein die antiken Bau formen auf die Verhältnisse christlicher Bauten anwen dend, folgten nur einer innern Nothwrndigkeit, der auf allen Gebieten deS Leben- sich äußernden Begeisterung für da- Altrrthum, und hatte nicht sowohl dir Vergan genheit al- eine Zukunft im Auge. Nachdem jedoch die Renaissance nach mannichfachen dreihundertjährigen Ver suchen endlich in der Nüchternheit der Zopfzeit verlaufen ist, und sich daraus zwar rin bessere» Vrrständniß der Antike, aber auch dir Ueberzeugung ergeben hat, daß sie nur in principieller Reinheit ihren Werth behalte und daß auch in ihr ein historische- und nationale» Element verwalte, welche- ihre Anwendung auf christlich« Kirchen verbiete, besitzen wir keinen unmittelbar überlieferten Kirchenstyl und müssen also nothwendig auf die Zeit vor jenem verunglückten Versuch der Renaissance zurückgehen, um «inen Au-gang-punkt zu gewinnen. E» gilt also vor der Hand zu jenen ältern bewährten Bauweisen zu- rückzugreifen, und je mehr dabei wohl fehl gegriffen wird
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