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Dresdner Journal : 26.07.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-07-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186207264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-07
- Tag1862-07-26
- Monat1862-07
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1862
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(Ost - Deutsche Post. — Presse. — Schlesiscke Zeitung. — National-Zeitung.) ^Egetgesldichte. Dresden: Ankunft des Kurfürsten von Hessen. — Wien: Vom Hose. Aus dem Ab geordnetenhaus«. Beschluß deS Neuner Ausschusses. Die österreichischen Deputirten über das Vorparla ment. Vermischtes. — Berlin: Handelsvertrags debatte im Abgeordnetenhaus?. Preußische Depeschen zur Anerkennung des Königreichs Italien. — Han nover: Handelstagsresolutionen. — Kurhrssrn: Wiedrrzulassung der „Mittrlrheinischen Zeitung". — Frankfurt: BundestagSsitzung. — Paris: Bud get publicirt. Uebertragung der Ueberreste des Prin zen JLrüme. Thiers' Geschichte des Kaiserreichs fer tig.— Bern: Italienische Abweisung von Annerion»- gelüstrn. — Turin: Das Bereinsgeseh nach den Com- missionsbrschllisstn. Anträge zur Beschränkung der gristl. Gewalt.— Rom: Garibaldi'sche Landung befürchtet. — Madrid: Opposition gegen die Eisenbahnen. — London: Königin nach Schottland. AuSstcllungS- medaillen. — Konstantinopel: Omer Pascha be lobt. — Ostindien: Kriegsaussichten auS Kanda har. Vermischtes. — New-Pork: Baton-Rouge durch die Eonföderirten genommen. Neueste Nach richten. Dretduer Nachrichten. Provinzialmachrichten. (Pirna. Pottschappel.) Grrichtloerhandlnvgev. (Dresden.) Statistik vad Lolkßwlrthschaft. Trie-la-hische Nachrichten. Lien, Freitag, LS. Juli. Die „Douau-Zei- timg" »chdet, daß die Touferenzen in Konstan tinopel »egen der serbischen Angelegenheit begon nen haben. Vie Verhältnisse bezüglich Montene gros bilde» keinen Kegen-and dieser Konferenzen. Triest, Donnerstag, L4. A«li. Prinz Peter von Oldenbnrg ist hieeselbst eingetroffen Berlin, Kreitaa, 2». Juli. In der heutigen Sitznng des Abgeordnetenhauses »«den «Wr drei vertrüge nett Frankreich btt -NNMkllhtln^tnf 264 gegen 12 Stimme« angenommen, dagegen stimmte« »nr dir Katbolike«. Der Finanzminister dankte namens der Regirrnng für die große Ein- müthigkeit vnd die der Negierung gezollte An erkennung. „Die Regierung bofft Segen — sagte der Minister — von dem wichtigen Frieden swerke, wird fortfabrr» auf dem betretenen Wege, indem sie ia der Abstimmung einen neuen Beweis der Eiligkeit erblickt, die unter uns nie fehlt, »enu es die Ehre Preußens gilt!" Paris, Donnerstag, 24. Juli, Abends. Die „Patrie" meldet: Man versichert, Garibaldi sei entschlossen, mit svvv Freiwilligen an der römi- fchast Kaste zu landen. Sechs französische Schiffe feie» ausgeschickt, um diese Landung zu hindern. (Betgl. unter Rom, TageSgeschichie.) Der „Esprit Public" schreibt: General Forey nehme Instructionen mit, welche die französische Intervention völlig von dem Auftreten Almonte s trennen (sezu-euU), mit dem überhaupt kei» Ab kommen getroffen sei. Turin, Donnerstag, 24. Juli. Zu der De- pnttrteukammer hat der Justizminifter den Ent wurf eines Gesetzes gegen Mißbrauch der -eist licheu Gewalt eingebracht. Unter Beifallsbezeu- guuge« erklärte dir Kammer sdie Angelegenheit für eine dringliche. (Bergt, unter TageSgeschichte.) Feuilleton. 2 Vie vresdnrr Kunstausstellung von 1862. ll. Im Anschluß an den in unserm letzten Berichte be sprochenen landschaftlichen Bilderkreis von H. Gärtner s« an dieser Stell« auch einer Reihe landschaftlicher Studien vom Direktor Prof. Oe. Schnorr v. CarolS- feld gedacht, welche sich in photographischen Nachbil dungen auf der Ausstellung befindet und den kunstver ständigen Beschauer dort großen Genuß bereitet. Es sind durchgängig Zeichnungen nach der Natur, welche Schnorr v. CarolSfeld während seines Aufenthalts in Italien machte. Neben dem Reiz, welchen diese Blätter als Jugendarbeiten eine- anerkannten Meisters haben, lernen sie un- denselben von einer neuen Seite als treff lichen Landschaftszeichner kennen. Neben der innigen Hingabe und dem Versenken in die Natur, neben den schärfsten, hellsten, freudigsten Anschauen der Erscheinungs welt zeigen sie zugleich, wie die Erscheinungen im echten Künstler während de- Beschauens im Nachzeichnen zum abgerundeten Bilde werden, welche» wie ein Gedicht wirkt und doch mit obsectiver Naturwahrheit auSgestattet ist und die Seele de» Künstler» so gut wie die der Land schaft selber enthüllt. Solche hingrworfene Skizzen lasten un» gleichsam in die innere Werkstatt de» Künstler», in da» Werden de» Kunstwerks, blicken und sind, wie ge sagt, für den Kunstverständigen von großem Reiz. Auch di« bekannte herrliche Composition Schnorr'», „der Brun- Hilde Empfang zu Wann»", ist in einem recht gelun genen Kupferstiche ausgestellt. Der Stich ist im Auf trag de» Münchner Kunstverein» von Fritz Zimmermann auSgefÜhrt und von de» genannten Verein al» Jahre»- bkatt für seine Mitglieder bestimmt; eine Wahl, d>e alle Anerkennung verdient, da die meisten Kunstvrrrine, von London, Donnerstag, 24 Juli, Nachmittag. Rach hier eingetroffeueu Nachrichten aus New- Nsrk vom 12. d. M. wurde am 10 am James- fluffe «ine Kanonade gehört. Zahlreich« Guerrilla- banden der Eouföderrrtev zeigen sich ia Kentucky. Die Wunicipalitäten der bedrutendrrn Städte bie te» für Necruten Zulaaeprämien zn de» Prämien der Negierung. Kür Brodpreise ist ein Maximum festgesetzt. Der Senat hat den Präsidenten Lin coln antorifirt, Neger als Arbeiter für den Mili tärdienst aufzunehmru. Die Jouruale von Richmond erachten die neue Stellung Mac Clellan's als ein« für ihn vorthril- basiere. Mit dem Dampfer „City os Baltimore" ein- getroffene Nachrichten aus Veracruz vom 2. Juni melden, daß die Franzosen ein beträchtliches Corps Mexikaner bei Gerro-be-Borgo überfallen und ge schlagen haben. Am 14. Mai waren die Mexikaner zurückge kehrt, hatten die Franzosen am IS. au- gegriffen, aber kein Resultat erzielt. Französische, für Orizaba bestimmte Transporte find mit ihrer Etcorte in dir Hände der Mexikaner gefallen. Dle Franzosen haben in Orizaba nur wenig Pro vision. Belgrad, Donnerstag, 24. Juli, vem heute abgotzalsenen Requiem znm Gedächtnisse für die im Arni gefallenen Serben wohnte der Fürst von Gestern ist Hierselbst »ine Depesche feiten der zu Ko»stantinop«l tagenden Konferenz an dir 8er- t«t»r der Mächte eingetroffen, welche besagt, der Fürst von Serbien möge Vorsorge treffen, daß während der Dauer der Conferenzen die Rechte und das Gebiet der Türken nicht verletzt werden, da a»ch di« Pforte eine gleiche Erklärung bezüg lich de« serbischen EigenthnmS abgegeben habe. Der Kürst hat bei dem darauf stattgehabten Empfange der Vertreter der Mächte erklärt, Ser bien vermeide bereit« seit der Einstellung der Feindseligkeiten jede« Conflict. Rach der nun mehr erfolgte« Erklärung der Pforte werde dies um so mehr geschehen. Dresden, 24. Juli Li» „Ost »Deutsche Post" b^üint eiue Reih» Artikel über die preußische Anerkennung Italien» mit folgenden Betrachtungen: „Preußens Anerkennung des Königreichs Italien ist der russischen auf dem Fuße nachgefolgt. Materiell mag die Anerkennung, zu welcher man in St. Petersburg und Berlin sich entschlossen hat, keinen Fortschritt in der Reihe der Thatsachen bilden. Das Königreich Italien ist nun einmal — fest oder lose, gleichviel — zusammengezimmert. Tie fortdauernde Nichtanerkennung hätte es nicht gelockert, da die Ne gation durch keine Thal unterstützt wurde. Die An erkennung wird es nicht befestigen; für den Kall, daß es durch innere Revolutionen wieder in einzelne Theile zer fallen sollte, wird weder Preußen noch Rußland Geld oder Mannschaft daran setzen, um die Alleinherrschaft Piemonts zu retten. Principiell dagegen ist die russisch preußische Anerkennung ein so großes Ereigniß in der Entwickelung der völkerrechtlichen Anschauungen unsrer Zeit, wie seit 1830, ja seit dem Frieden von 1815 nichts Aehnliches zur Erscheinung gekommen ist. In allen Fällen waren eS geglückte Revolutionen, welchen Europa seine schließliche Sanction gab, — rin Kampf, den ein Volk gegen seinen Herrscher oder gegen Parteien, die auf ihm lasteten, siegreich bestanden hat — ein Erfolg, dem selbst die an Bavonneten so reichen drei nordischen Mächte nicht für klug hielten, sich auf die Länge entgegen zu stemmen. Die Anerkennung aber, die Rußland und Preu ßen jetzt Victor Emanuel als König von Italien widmen, geht einen bedeutenden Schritt weiter. Sie anerkennt das Recht des Stärker», das Recht der Eroberung, gleich viel, mit wrlchrn Mitteln diese vollbracht wurde. Friedich II., der rin arrondirtes Land erbte, mochte einem solchen Principe zu seinem Vortheile allenfalls huldigen — aber ein Staat, der die Rhrinprovinzrn kraft der Verträge von 1815 besitzt, hätte sich doch wohl hüten müssen, den Grundsatz anzuerkennen, daß fortan das öffentliche Recht in Europa nur auf die Spitze des Schwertes ge stellt ist." — In einem zweiten Artikel sagt dasselbe Blatt: „Der Kaiser der Franzosen, dies wird von allen Seiten zugestanden, war unermüdlich daran, Rußland und Preußen zu dem Schritte zu bestimmen, den beide Eabinetr nunmehr grthan. Die französische Politik hat einen großen Sieg errungen. Die momentane Erleich terung ihrer Position in Italien durch den neuen Dienst, den sie Victor Emanuel erwiesen, erscheint uns dabei bloS als Nebensache. Das Hauptgewicht des errungenen Sieges liegt in deni TodeSstreiche, den sie nunmehr den Verträgen von 1815 versetzt. Die Anerkennung — schreibt sie —, daß Victor Emanuel fortan der recht mäßige Herrscher in Neapel rc. sei, ist nicht wie bei der Lombardei und Savoyen durch einen Vergleich zwischen den Bethciligten motivirt, kein neuer Vertrag zwischen dem einen Staate und dem andern hat die alten Ver träge modificirt. Die Anerkennung Victor Emanuel's von Seiten Rußlands und Preußens ist die Sanctioni- rung des Princips, daß die Verträge von 1815 nur noch für den Schwachen Geltung haben; wer die Macht hat, sie zu durchbrechen, dem wird die nachträgliche Sanc tion nicht entzogen werden." (Es wird dann noch des zweiten Vortheils für die französische Politik gedacht, den die Verbrüderung mit der Annerionspolitik in dem nothwendigen Mißtrauen der deutschen Fürsten nach sich ziehen müsse.) Die Wiener „Presse" dagegen schreibt: Seitdem wir diese Verträge unter dem Einflüsse der Wirklichkeit Stück um Stück zerfallen sahen, hat sich die Wahrheit mehr und mehr geoffenbart, daß die Völker nicht der Verträge wegen, sondern daß die Verträge dazu da sind, den jenxiligen Bedürfnissen und Interessen der Völker einen coucretrn Ausdruck zu geben. Wenn die Vertrage von 181L Geltung behalten sollten, mußte man sie eben vertheidimn, und wenn das öffentliche Recht in Europa etwas Andere» sein sollte, als Gewalt, so mußten die Eabinete zu verhindern wissen, daß Frankreich im Ver ein mit Piemont Oesterreich die Lombardei entriß, und daß Piemovt in weiterer Conseguenz die italienischen Fürsten entthronte. Die europäischen Eabinete ließen aber Alles geschehen, und Oesterreich stand mit seinen Rechtsverwahrungen ganz allein. Soll Oesterreichs Po litik unter solchen Verhältnissen allein anderer Meinung sein, als alle andern Eabinete; soll Oesterreich zu seinem eigenen Nachtheil dazu verurtheilt bleiben, ein Recht auf rechtzuhalten, das alle andern, nicht minder legitimen Fürsten Europas aufgcgeben und im Stiche gelassen ha ben? „Trügen nicht alle Zeichen, so ist die Anerken nung Italiens durch Preußen und Rußland ein großer Schritt zu jenem europäischen Kongresse, welcher berufen ist, gleich dem Kongresse von 1815 den öffentlichen Zu ständen dieses Wrlttheils für eine Spanne Zeit eine feste Grundlage zu geben, und wenn wir hören, daß nun auch das Wiener Eabinel über die serbischen und mon tenegrinischen Angelegenheiten eine Konferenz beschickt, obgleich der Vertreter Italiens in derselben gleichberech tigt Sih und Stimme hat, so liegt in dieser Thatsache bereits ein Zugeständniß an die sich vorbereitende neue Ordnung der Dinge, das unser» Standpunkt in dieser Frage nichts weniger al- hoffnungslos erscheinen läßt." Die „Schlesische Zeitung" sagt zur Rechtferti gung der preußischen Anerkennung des Königreichs Italien: Zunächst bitten wir, zu beachten, daß diese Anerkennung weit entfernt ist, eine Billigung der sardinischen An nerionspolitik zu sein, und daher nicht als ein PrLce- dcnz betrachtet werden kann, durch welches unter den Ar ten völkerrechtlicher Besitzergreifungen diese Art der Be gründung einer Herrschaft von unsrer Regierung als eine principiell rechtliche gebilligt wird. Gehen wir einmal in die Geschichte zurück und verfolgen wir diese vertrie benen Dynastien bis zu ihrem Ursprünge, so werden wir in den meisten Fällen finden, daß sich ihr Recht auf da verletzte Recht Anderer gründet, und daß jederzeit in der Geschichte von der Entscheidung des bessern Rechts abge sehen wurde, wenn die Thatsachen mächtiger waren. Das gute Recht solchen Besitzes ist zumeist erst durch Verträge der Anerkennung von Seiten Anderer, also durch Frie densschlüsse und Acte geschaffen worden, welche den Zweck halten, den zeitweiligen Verwirrungen eine Grenze und an die Stelle ungewisser Zustände eine neue Ordnung zu sehen. Die Verträge von 1815 — das weiß Jeder mann — sind heute kaum mehr, als eine historische Re- miniscenz. Die europäische Ordnung wäre schlecht be stellt, wollte sie sich auf sie berufen, und wir glauben sogar, daß jede Regierung verlassen wäre, welche ihren Bestand unter dem Schuhe dieser Verträge suchen wollte. Es liegt in der Natur der Staatenpolitik, daß ein sol chcr Zustand nur ein vorübergehender sein kann und daß die europäischen Mächte im eigensten Interesse genöthigt sein werden, diesem Herrsche» der blosen Thatsachen durch neue umfassende Verträge eine rechtliche Begründung zu geben. Wenn die römische und die venetianijche Frage zu einer glücklichen Entscheidung kommen sollen, so wird Preußen dafür gewiß nicht wirken können, wenn es sich gegen die bisherigen Vorgänge spröde oder passiv verhält, sondern nur, wenn es sich in den Kreis der bestimmen den Potenzen hinein begiebt und dort sein Wort und seinen Einfluß geltend macht. Preußen stand auf dem Punkte, in dieser Angelegenheit isolirt zu werden, heute werden die Herren in Paris und Turin auch an Preu ßens Votum gebunden sein und das kann möglicherweise mit dem von Rußland oder England vereint ein von dem jenseitigen ganz abweichendes sein. L)urch Principien rciterei haben seinerzeit unsre Handrlsinteressen in Spa nien und in den spanischen Besitzungen in Amerika einen empfindlichen Stoß erlitten, der leider heute noch nicht gut gemacht ist. Sollten wir dieselbe Gefahr mit Sar dinien laufen? Und diese Gefahr stand vor der Thür und ist noch in der zwölften Stunde abgewendet wor den. Kurz vor dem Ausbruch des italienischen Krieges war der Handelsvertrag zwischen Preußen und Sarbi nien ratisicirt worden, durch welchen Preußen und der Zollverband in sehr gute Beziehungen zu diesem Theile Italiens kamen, während mit den übrigen italienische» Staaten, theils wegen ihrer Abhängigkeit von Oesterreich, theils wegen des dominirenden handelspolitischen Ein flusses von England der Verkehr sehr unbedeutend war. Nachdem Sardinien über drei ^'»rtbeile ^Italiens seine Herrschaft ausgedehnt Hai, lieg es auch die in jenem Handelsverträge mit Preußen stipulirten Begünstigungen ans diese neuen Theile sklner Herrschaft übergehen, und seittzem hat sich unser Handel mit Italien auf eine sehr bedeutende Weise gehoben. Hätten wir die Anerkennung dieses factischcn Besitzes länger von der Hand gewiesen, dann würde man auch in Turin Repressalien ergriffen und statt unsrer Industrie lediglich der französischen, englischen und belgischen in die neuen Theile seiner Herr schaft den Eingang gestattet haben. Die „Nationalzeitung" ist mit dem Anerken nungsacte nicht zufrieden, weil dabei noch zu viel Rück sicht auf Oesterreich und die Legitimität genommen sei. „Wenn man nicht übersehen kann", sagt sie, „daß die Anerkennung Italiens von preußischer Seite unumgäng lich und unerläßlich geworden war, so würde man gern in der Note vom 21. d., worin Graf Bernstorfs dieselbe nach Turin meldet, einige Aeußerungrn vermißt haben. ES hätte genügt, von den auf besonder» Wunsch zuvor abgegebenen Erklärungen der italienischen Regierung in Beziehung auf Venedig und Rom „„mit Befriedigung Act zu nehmen"". Angemessen erscheinen auch die Schluß worte, worin Preußen „„die Theilnahme bezeugt, die es Italien und der Befestigung einer regelmäßigen Ordnung in seinem Innern, sowie der Entwickelung seiner Macht und Unabhängigkeit nach außen widmet"". Allein wenn diese Worte, die vom preußischen Standpunkt als durch aus wohl erwogen anzusehen sind, etwas Recbtes bedeu ten und nicht gleich wieder entkräftet werden sollen, so einem weniger feinen Sinn geleitet, sich mit dem mattesten Zeug begnügen. Von einem älter» Bruder des Meisters, dessen Werke wir eben besprochen haben, von LudwigSchnorrv. Ea- rolsfeld, befindet sich ebenfalls ein Bild auf der Aus stellung, welches den „Träum Joseph'»" darstellt. Da» Bild hat etwas Veraltetes in der Durchführung, Ueber- wundenrs im Styl und zeigt in der eckigen, dünnen Formengebung auf jenen Spiritualismus der roman tischen Dichterschule, die von großem Einfluß auf jenen Künstlerkreis war, dem Schnorr angehörte; auch ist es mit dem Apparckt einer äußerlichen künstlichen Symbolik überladen; dennoch aber spricht eine Empfindung, eine Glaubenswärme daraus, die den gebornen Künstler kenn zeichnet. Und jedenfalls ist daS Bild von kunstgeschicht- lichem Interesse, da Ludwig Schnorr ebenfalls, wie oben schon angedeutet, dem Künstlerkrrise angehörte, die im ersten Jahrzrhnd dieses Jahrhunderts in Wien zuerst gegen die herrschende Afterclassicität Front machte und Besseres wieder anstrebtr. Schnorr war ein Freund deS Dichters Werner, und Manches dürfte sich in seiner künst lerischen Richtung au» dem Umgang« mit drmstlbrn er klärrn. ES rristiren übrigen» nur wenig Orlgemälde von diesem Künstler, das bekannteste und das, welche» seiner Zeit da» meiste Aufsehen machte, ist „Faust und Me phistopheles", welche» sich gegenwärtig in der Galerie de» Belvedere zu Wien befindet. Ludwig Schnorr v. Ea- rol-frld starb im Jahre 1853. Von religiösen Darstellungen ist ferner „Christus al- guter Hirt" von Professor C. Pesch el zu nennen, rin Künstler, der durch viele Werke seine Begabung für diese» Darstellungsgebiet documentirt und ein« Wahrheit und Wärme de» Gefühl» und Anmuth der Behandlung dabei offenbart hat, dir bei den modernen Malern nur zu häufig vermißt wird. Auch da» -uSgestrllte Bild hat manches Verdienstliche, besonders in der schönen, ernste« Färbung; doch scheint uns, abgesehen von einer etwas störenden Verzeichnung des Kopfes, der Ausdruck zu mild, zu weich ausgefallen, und der männliche, Ehrfurcht ge bietende Ernst, den wir im Christusbilde doch immer suchen, zu wenig zu seinem Rechte-gekommen. Wir ver kennen dabei nicht, daß bei einer historischen Scene von einer erschöpfenden, alle Eigenschaften des Gottessohnes umfassenden Schilderung schon aus dem Grunde nicht die Rede sein kann, weil dabei Di«, welche bei der be stimmten Handlung thätig sind, hervortreten, während die Andern mehr oder weniger latent bleiben. Die Dar stellung ist hier gewissermaßen Erzählung und als solche um so wirksamer, je wenigrr sie sich auf Nebendinge ein läßt. Sie muß ungefähr eben so schildern, wie ein von der Bedeutung des Moments ergriffener Augenzeuge ihn aufgesaßt haben würde, und daher die hrrvortretenden Eigenschaften betonen; kann aber doch dabei die andern insoweit andeutrn, als sie zur nothwendigen Charakteristik der Person unentbehrlich sind. Die Parabel, und be sonders die hier in Rede stehende, ist in der christlichen Kunst immer üblich gewesen, der gute Hirt findet sitz schon in den frühesten christlichen Malereien und ist neuer dings von Overbeck und Andern vielfach noch behandelt worden; trotzdem aber dürfte der Stoff nur al- Zeich nung, als Illustration, als Theil eines größrrn Bilder- kreiseS seine Berechtigung haben, nicht aber als rin selbst ständige» Gemälde. E» kann nämlich da» Bild, womit die Parabel ihre Lehre veranschaulicht, für sich eine ge wisse selbstständige Schönheit über da» Lehrbedürfniß hinaus entfalten, wie z. B. eben da» Bild vom Hirten, der rin verlorne» Schaf au» dem Dornbusch rettet. Die Erklä rung aber, di« man bedarf, um zu wissen, daß e» sitz hier eigentlich nicht von einem Hirten u. s. w. handelt, geht weit über di« blos« Notiz hinan», wir ein Werk der bildenden Kunst sie erlaubter Weise zu seinem Ver- ständniß voraussetzt. Es ist nur die Geläufigkeit der Bekanntschaft mit einer Parabel, die diesen Mangel ver decken kann. DaS Kunstwerk soll aber möglichst sich selbst erklären. Ein Bild von A. Wichmann „Christus am Lel- berg" ist in der Auffassung des Gegenstandes nicht ohne Eigenthümlichkeit, läßt aber noch eine sorgfältigere Durch führung wünschen. Die Arbeit hat in Zeichnung und Farbe etwas Flaues, und zeigt wenig von den Vorzü gen früherer Arbeiten des Künstlers, die sich namentlich durch eine schöne Farbe auszeichneten, doch hat die Far benstimmung auch in diesem Bilde noch immer manches Verdienstliches. — In einem Bilde von K. Schönherr „Scene auS dem Leben der heiligen Familie" vermißt man zu sehr jenes tiefe Empfindungsvermögen und sin nige Schönheitsgrfühl, jene Naivetät und den Liebreiz, mit welchem Overbeck dergleichen Scenen darstellt und den Beschauer gefangen nimmt. — „Moses auf dem Berge Nedo betend" von D. Simonson ist eine recht fleißige Arbeit, in der aber die Seel« des Gegenstandes nicht den ästhetisch wirksamsten Ausdruck findet. Die geistige Größe deS gewaltigen, gottvrrtrauenden Helden, der, gleichsam die große und traurige Zukunft feine» VolkeS ahnend, auf einsamer Bergeshöhe sein Antlitz in wildkräftigrr Begeisterung zu Iehovah emporhebt, der starke, das widerhaarige Volk bändigende Wüstenführer und zugleich da» vcrkörperte Priucip der düster» monotheisti schen Theokratie de» Judenthums müßte noch lebendiger und energischer charakeerifirt und stylistrt sein. Neben diesem größrrn Werk« hat Simonson noch ein weibliche» Bildniß ausgefttllt, welches sich den besten Bildnissen der Ausstellung würdig anreiht. Es zeigt eine große Frisch«, Unmittelbarkeit und Lebendigkeit in Auffassung und B« Handlung. — Sin „Ehristu»" von Frl. Emilie Keilet
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