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Dresdner Journal : 17.09.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-09-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186209172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-09
- Tag1862-09-17
- Monat1862-09
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 17.09.1862
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898 Trüdiger hier auf und kehrte erst um diese Zeit, nach dem sie sich mil ihrem Vater ausgesöhnt, in dessen Haus zurück. Inzwischen hatte ihr Vater auch den Rechtscan- didatenGüllfried Zorn als Amanuensis ins Haus genommen. Derselbe hatte sich bald in die schöne Karoline verliebt und das Verhältniß fand die Genehmigung Weißenborn's. Etwa A Jahr später mußte der Zorn das Haus Wcißcn- born's verlassen, weil er sich mit diesem überworfen, nachdem Letzterer bei einem Wortwechsel Mit der Mutter Zorn's sich an dieser thätlich vergriffen hatte. Obwohl nun Karolinen aufs Strengste aller Umgang mit Zorn untersagt worden war, so kam sie doch öfter heimlich mit ihm zusammen, und als einst eine solche Zusammenkunft ihrem Vater verrathen worden war, drohte er ihr mit Erschießen. Hierauf entfloh sie mit Zorn am Abend des 14. April 1712. Das Pärchen trieb sich nunmehr, mit Noth und Entbehrungen kämpfend, in der Gegend von Greiz, Reichenbach und Zwönitz herum, bis es auf An trag Weißenborn's steckbrieflich verfolgt, in Affalter ver haftet und unter Escorte in die hiesige Rathsfrohnvesle gebracht worden. Hier haben sie Beide mindestens sieben Monate bei schlechter Kost geschmachtet, worauf Karoline zu ihrem Vater zurückgekehrt ist. Was dagegen aus Zorn nachher geworden, darüber schweigen die Acten. Fünf Jahre später ist sodann Karoline mit dem Primaner des hiesigen Gymnasiums, Johann Neubrr, Sohn eines Wer dauer Advocatrn, entflohen und diese Geschichte ist bekannt. wechselt. Auch in Wien herrsche Luru», werde viel gebaut, doch werde der Finanzminisier nicht mit dem österreichischen lauschen, wenn auch das Haus gegen.einen solchen Tausch nichts einzuiven den haben würde. Durch die Ansammlung von Gapilalien sei Preuhen mächtig geworden. Die gleiche Wehrpflicht, die Scho nung der Landwehr lasse sich auch durchsühren, wenn man streng an dem Gesetze vom 3 September >814 sesldalte. Die Landwehr sei «liminirt durch die Reorganisation Mail habe sie zurück- gesetzl durch mangelhafte Ausrüstung, durch dpe ungeuugeude Stellung iyrer Offiziere. Man habe seit einer Reihe von fah ren den legrifs der Standcsehre für die Landwehroifizierc erfun den. Di« „Kluft" sei entstanden durch die höhnende öehaiioluug, die man der Landwehr habe zu Thett werden lassen seit den Schlachtfeldern, aus welchen sie sich ausgezeichnet. (Ter Redner verliest, um dies »u bestätigen, Stellen aus den Schriften von Friccius.) Jetzt solle durch ein selbstmörderilches Volum die Landwehr zu Grade getragen werden Die Ausbildung der ste henden Heeres sei eine Ausbildung der speciftscheu Preußeulhums und hemme deswegen die Vereinigung mit den übrigen deutschen Stämmen (Am Schlüsse der Rede wird aus den Tribünen leb haft geklatscht, was den Präsidenten zu einer ernsten Ermahnung veranlaßt.) , Der Ain anz Minister: Er könne nur eingehen aus die Er klärungen, die er amtlich abgegeben, nicht aus vertrauliche Schrei den, die durch ein Verbrechen veröffentlicht worden. Eine Reduc- tion deS Etats für I8«2 sei nicht möglich. Die Annahme des Eommissionsanlraaes würde, entgegen den bei der Adreßdebatte abgegebenen Versicherungen, den Versuch darstellen, den Schwer punkt der Gewalt in das Abgeordnelenkms zu verlegen. Herr Graf Schwerin: Nur sein persönliches Verhältniß veranlasse ihn, das Wort zu nehmen. Herr v. Gottberg habe Angriffe gegen die „neue Aera" gerichtet. Dieser Ausdruck rühre nicht von seinen Freunden her, sondern von der demokratischen Presse, welche Forderungen gcstelll, die das damalige Ministerium nicht habe erfüllen können und wollen. Was dies Ministerium gewollt und geleistet, das gehöre dem Urtheile der öffentlichen Meinung an; er wolle die Fehler nicht beschönigen, welche jene Verwaltung gemacht und welche er und seine Freunde vollkommen kennen. So viel von der Vergangenheit. Zur Sache selbst sei das Recht des Hauses, Nein zu sagen, durchaus und unbestritten vorhanden. Mit demselben Rechte aber, mit welchem die Linke Nein sage, vvtiren der Redner und seine Freunde mit Ja, weil sie glauben, zum Wohl und Heil des Vaterlandes sei eine im Sinne der Regierung vermehrte und schlagfertige Armee unum gänglich nvlkwendig. Die Einwände gegen die Vorlage ließen sich m vier Punkten zusammensasscn. Man vermisse ein Gesetz, man wünsche zum Budget für 18«>3 einen gesetzlich motioirlen Organisalionsplan; man streite über die Gegensätze einer Volks armee und eines stehenden Heeres, und endlich über die finanzielle Seile der Sache. Der Redner geht nun zu einer Beleuchtung der Einwendungen über und zu einem Beweise, daß die Regierung hei ihren Unternehmungen in gutem Glauben gehandelt habe. Der Erlaß von Gesetzen ans diesem Gebiete sei kerne leichte Sache und erheische jedenfalls mehr Zeit, als bis zum Ende dieses Etats jahres nöthig sei, auch würde das Zustandekommen nicht eben leicht sein. Für praktisch halte der Redner den Antrag Staven- hagen's, damit werde man am leichtesten den Ausgang finden. Der Gegensatz zwischen Volkshecr und stehendem Heer labe in Preußen keinen Boden, von einem sogenannten Parlamcntsheere sei an einem andern Orte sehr unzutreffend die Rede gewesen; in diesem Hause werde schwerlich Jemand diese Ansicht theilen. Preu ßens ruhmreiche Heere hätten alle ihre Großthaten vollbracht unter dem Rufe: „Es lebe der König!", so werde und müsse cs blei ben auch für alle Folgezeit. Vor und nach der Reorganisation werde die Armee der Grundabsichl des Gesetzes vom 3. Septem ber I8l4 entsprechen, zu bilden die gesetzmäßig bewaffnete Nation. Auch die finanziellen Bedenken theile ter Redner nicht, dagegen wünsche er Rechnung getragen zu sehen der allgemein durch das Land verbreiteten Ltrmmung für die zweijährige Dienstzeit. Auch in dieser Beziehung empfehle sich der Ltavcnhagcn'sche Antrag. Der Redner und seine Freunde halten sich verpflichtet, Ja zu sagen im Hinblick aus den König, dem sie Treue geschworen, auf das Land, dessen Interessen sw vertreten, auf die Verfass»»«, welche sie aufrecht erhalten wollen und beobachtet wissen (Beifall). Herr Schulze (Berlin): Vor Allem sei sestznhalten, daß die Regierung das Neue, Ungewöhnliche in den Zuständen wolle, der Redner und seine Freunde das Bestehende ausrecht zn erhalten streben. Es handle sich ja hier nicht allein nm die Mi- litärsragc, sondern um das verfassungsmäßige Recht der Volks vertretung, bei dem Etat mitjprcchen zu dürfen. Ein Gesetz werde die Sache auch nicht sofort ändern; das ungesetzliche Provisorium würde dann nach wie vor sortdauern, wenn, was fast zu erwar ten, das Gesetz nicht sofort zu Stande kommen würde. Die Frage nach dem guten Glauben der Regierung sei vollkommen gleich- giltig für die Wirkung der augenblicklichen Zustände. Die Rei- chcnsperger'schen Anträge brächten zu dem guten Glauben eigcn- thümliche Momente. Bitten dürse man nicht um die Indem nität, allein würde die Regierung sie mit einem Gesetze in der Hand verlangen, so würbe das Haus die Hand dazu bieten; nicht der Volksvertretung, sondern der Regierung gebühre der Vorwurf der Unnachgieblgkeit. Mail habe so viel von Verlegung des Schwer punktes der Verfassung in das Abgeordnetenhaus gesprochen; dieser Schwerpunkt werbe verlegt, wenn man der Landesverlrclung nur die Pflicht der Bewilligung des Budgets, n'ckl auch das Recht dazu beilege (lebhafter Beifall). Die finanzielle Frage sei höchst bedenklich. Gerade das an die Hand gegebene statisiische Material zeige, daß man, wo schon im Frieden so gewaltige Mit tel erforderlich seien, bei etwaigem Hinzulretcn auße»ordentlicher Ereignisse, Alles anwcnden müsse. Nicht zum Staalsbankerot zu kommen. Der Kriegsministcr sei in seinen Ausführungen viel rn leicht über diese Frage hingegangcn. Man nehme gar keine Rücksicht aus andere Llaatsbedürf üfi'e, die Nolb >m Lehrstande sei größer, als die im Wehrstande; man möge sich hüten, den geistigen Descct um sich greisen zu lassen, der uns droht. Der Redner kommt zur Lannvehrsragc. Das preußische Heer soll sein das Volk in Waffen, dies sei fcstzuhalten, das Lanowehrsvsfim sei dahin der Weg, die Abkürzung der Dienstzeit das einzige Mit tel dazu. Man möge sich aber vor Allem hüten, den Geist aus dem Bollsheere hcrauszulreiben. Der politische Horizont Europas sei verdüstert, deshalb aber brauche die Hecresorganisation nicht aufrecht erhallen zu werden. Die Desorganisation gehe nach An sicht des Redners und seiner Freunde von der Regierung aus, indem sie die Landwehr desorganifire. Der Friede und die innigste Einheit zwischen Regierung und Landesvcrtretung sei die einzige Bedingung des Sieges für Preußen, dazu bedürfe es vor Allem deS Gesetzes, der gesetzmäßigen Bewaffnung, welche die einzige Garantie für unsre Freiheit sei. Die Ansicht, daß die Landwehr >m Interesse der Freiheit der Arbeit erleichtert werbe» müsse, sei von Bethusv-Huc falsch megtwtnde«, gerade die Theisim» der Ar beit erheische die Erhaltung der Landwehr, rin ganzer Bürger müsse auch ein ganzer Soldat sein. Bürger waren rin Mittel alter die Vertheibiger ihrer Burgen. Die Burg des modernen Bürgeis sei das Vaterland, daher müsse dleser ein Vater- lanorvertheidiger sein. Das sei die Grundidee der Bestrebungen in England, Frankreich. Italien, in allen Lander», wo es keine Landwehr gäbe, dies sei der Grundgedanke nnsers Turn- und Lchütztmvcjrus^ Schließlich beleuchlcl der Redner den Stand punkt seiner Partei zur Militärfrage. irr bekämpft namentlich die AuSsühruugen des Knegsminislers, die Bemerkungen über den Lau::leig der linken Sette des yause». Den Vvrwurf ver fassungsmäßiger Uebergrifse dürse das Haus zurückiveiftn; keine Verjagung der Welt verlange, daß cie Volksvertretung das Ver trauen der Regierung besitze, wohl aber der eonstitutldueUe Geist, daß das Minisierium das Vertrauen der Volksvertretung besitze. Ist dies nicht vorhanden, so sei es sür den Abgeordneten die schlechteste Empfehlung, wenn er das Vertrauen der Minister be sitze. Wenn dem Kriegsministcr schriftliche und mündliche Zeichen über erorbitante Schrille Einzelner vvrliegcn, so habe er dies den znstehenden Behörden anzuzeigen, in anderer Weise daraus cin- zugehen, stehe unler dem Niveau dieses Hauses (allgemeiner Bei lau). Man kämpse iür das verfassungsmäßige Recht Preußens und Deutschlands und hierin müsse man kern Haar breit von seiner Ueberzeugung weichen. Der Minister des Auswärtigen: Vor Allem sei zu constatiren, daß die Regierung keine Jndemnilätsbill gefordert habe, deren bedürfe sic nicht, sie thue ihre Pflicht nnd halte an ihrem Recht. Es habe den Minister geschmerzt, daß eilt preu ßischer Abgeordneter von der Mißachtung Preußens im Auslände gesprochen, nnd es habe ihn Vincke's Gegenäußerung darauf ge freut. Er läugne diese Mißachtung. Preußens Politik finde allerdings vielfachen Widerstand, der durch den Consliet zwischen den Faclvren der Gesetzgebung in Preußen verstärkt werde. Man glaube, daß Preußen keine Action wagen werde; man lausche sich darin. Preußen werde, wenn cs heransgesordert würde, sehr ener gischen Widerspruch erheben, und der Minister hofft, daß in die len» Hause Patriotismus genug vorhanden sein werde, die Mit tel dazu zu gewähren. Wenn man eine Großmacht Preußen wolle, brauche man große, schlagfertige Streitkräfte. Die Ableh nung der Marinevorlage durch die Eommission habe bereits die Schadenfreude der Gegner wach gerufen, dies bezeugen die däni schen Zeitungen. Preußen müsse als Großmacht erhalten bleiben, darum bitte und beschwöre der Minister das Haus, die Regie- runqsfordcrungen zn bewilligen, die Eonimissionsanträge zu ver werfen. Herr v. Benin (Stolpe) sür die Rcgierungsanlrägc, aber unvmländlich aus der Journalistentribüne (die Bänke des Hau ses leeren sich, es bleiben nicht lstt) Mitglieder im Saale). Herr Osterrath sür die Commissionsanlrägc. Er unter schreibe keinen dtr Hintergedanken gegen die Eommission, sic trä fen alle nicht zu und zeugten nur von Mißtrauen. Der Redner beleuchtet nun die Hecresgcsetzgebung und giebt eine Uebcrsicht über die Details der Budgets der letzten Jahre; hieraus leitet er die Ansicht ab, daß ein Steuerdruck vorhanden, daß wenn wirk lich ein günstiger Finanzzustand vorhanden, für Zeiten der Noth zu sparen, aber das Bedürfnis? im »trieben nicht zn vermehren sei. Plan wolle den erhöhten Ausgabeelat durch die requlirle Grund steuer decken, allein was laure nicht schon auf diesen Trost? (Ge lächter). Schließlich erklärt sich der Redner für die zweijährige Dienstzeit, allein er bezweifle, ob sich diese durch cm Rcchncnerem- pel, nach Slavenhagen s Vorschlag, in den Reorganisationsplan cinreihen ftlsse. Der Regierungsevmmissar geh. Regiernngsralh Mo Ile recti- ficirt die Angaben, welche der Vorredner in den einzelnen Posi tionen des Llaatshaushaltetals der letzten Jahre gemacht hat. Er con- statirt, daß das Deficit im Etat deS letzten Jahres durch die Ein nahmen gedeckt sei. Der Redner giebt Ausweise über den Stand des Staatsschatzes. Es sei die Angabe, daß seit 184« die Staats schulden verdoppelt worden, unrichtig Mehrausgaben seien z» allen Zeiten vorgckonrmcn, und nicht erst in neuester Zeit durch die Militärverwaltung entstanden. Ncbrigens seien Aufbesserun gen sür jeden Zweig der Ewilverwaltung seit Jahren nnausgc jetzt vorgenommen; der Redner weist es durch Anführung der einzelnen, dafür ausgcwvrfenen Summen nach. Ganz besonders versichert der Redner, daß Zuschiifsc für Schulzwccke nirgends ab geschlagen worden. Sodann wcndet sich der Redner zn einer Bekämpfung des Eommissionsberichtes, insofern dieser von Stener- druck und Mangel an gesunder Finanzvcrwallung spricht. Der Minister des Auswärtigen verwahrt sich gegen eine falsche Aussassung seiner Rede, er habe von keinem spccrcllen Feinde und Gegner Preußens sprechen wollen. Der Schluß der Debatte wird beantragt, aber ab gelehnt. Für die Commission sind 25, gegen die selbe über 40 Redner angemeldet. Der Kriegsminifter: Der Reorganisation fehle nicht der gesetzliche Boden, sie stütze sich aus das Gesetz vom 3. September 1«14, der Minister muß darauf zurücktommen, daß cs sich vier nur um eine Budgclsrage handle. Ilm einen Angriff auf verfassungs mäßige R chle des Hauses handle es sich nicht. Ter Abg. Graf Schwerin habe vortrcsfliche Argumente sür kiese Ansicht beige- brachl. Der Abg. Duncker sei durchgängig von falschen Voraus setzungen in Bezug auf die allgemeine Wehrpflicht ausgcgangen. Der Minister charaktcrisirt das Verfahren bei der Landwehr und Reserve in der Vergangenheit und Gegenwart. Es hätte» sich dabei sehr vsiU Mängel herausgestcllt, deren Bcurtbeilung wirk lich nur von Militärs in zutreffender Weise ausgehen kann. Ueber dx Anfregnng des Abgeordneten für Berlin (Schulze) in oicser Beziehung könne man da leicht biuweggehen. Uebrigens habe die Regierung ja die Absicht, eine Novelle zu dem Gesetze von 1814 einzubringeu, längst dargethan. Die Acußerungen gegen die ste henden Heere zu widerlegen, sei nicht Gegenstand einer parlameu tarischen Diskussion, welche dadurch eine allzubreitc Ausdehnung erlangen würde, zumal da die Angelegenheit nicht in Frage steht, noch sobald kommen wird. Schließlich müsse der Minister mit Entschiedenheit den Vorwurf zurückweisen, die Gefühle des Lau des mißverstanden oder verletzt zu haben. Der Minister habe ein Berstänbniß für die Fordcrnngcn der jetzige» Maiorität dieses Hauses, allein seine Pflicht verbiete ihm, diese Forderungen, zu erfüllen. (Lärm.) Der Regierung liege es durchaus fern, die Landwehr zu eliminircn, die Regierung wolle die Landwehr in keiner Weise verkürzen Tie Ausrüstung der Landwehr sei jetzt vollständig ergänzt, der Verbrauch der Bestände sei durchaus wic- derbeschasft, hierrn ließe sich nur die Trefflichkeit unsers Armee- bckleidungssystems erkennen, welches das praktischste nnd wohl- unjre Zeit nur in dem Gange ihrer Begebenheiten ken nen zu lernen; man verlangt auch, den Männern näher zu treten, die in der Entwickelung dieser Vegebenhciteu eine Rolle spielen und sich einen Namen errungen ha ben, sei es, daß sie Eroberer im Reiche der Wissenschaft oder der Politik sind, dem menschlichen Geiste neue Bah nen eröffnen, oder Staaten lenken und die Geschicke der Völker in Krieg und Frieden bestimmen, durch Kunst und Poesie das Leben veredeln oder durch Handel und Industrie dasselbe billiger und angenehmer machen. Eine Reihe solcher Charakterbilder von, beim Beginn des Jah res 1858 noch lebenden und wirkenden Männern und Frauen zu liefern, ist die Aufgabe des vorliegenden Wer kes, und mit größtmöglicher Gewissenhaftigkeit und ohne persönliche Parteilichkeit kommt dasselbe dieser Aufgabe nach. Alle Richtungen und Stände, alle Länder und Völker finden dabei Berücksichtigung, und überall ist die Stellung der geschilderten Persönlichkeiten zu unsrer Zeit kurz und prägnant charaktcrisirt. Das Werk giebt so mit in diesen Skizzen, welche die rechte Mitte halten zwischen der trocknen Aufzählung biographischer Thal sachen und einer ausführlichen Lebensbeschreibung, eilt möglichst getreues Bild der Gegenwart in allen ihren Richtungen. Zur Fortsetzung des Unternehmens bittet die Verlagshandlung um Mittheilung biographischer Da trn für neue Charakterbilder, resp. wesentlicher Berich tigungen und Zusätze zu den schon gelieferten. 0.0. Literatur. Männer der Zeit. Biographisches Lerikon der Gegenwart. Leipzig, Verlag von Karl B. Loeck 1862. — Unter diesem Titel, in einem stattlichen Grotzquartband«, der 1000 biograph. Skizzen u. Charakteri stiken von Zeitgenossen enthält, ist dieses bereits bekannte Un ternehmen der genannten Verlagshandlung zu einem vor läufigen Abschluß gekommen. Es kann nicht genügen, * Der Verfasser der „Erzählungen eines rheinischen Chronisten", Wolfgang Müller von Königswinter, ist mit deutschen Adelsgeschichten „Vier Burgen" hervor getreten. * Wie man aus Jena meldet, gedenkt Professor Schleiden einen längern Aufenthalt in Dresden zu nehmen. feilste sei. Ein M-iratt an Offizieren sei in der Landwehr nicht vorhanden, da das TfflziercorpS dauernd aus der Zahl der ein- lähngen Freiwilligen ergänzt werde, und hierin sei noch nie eine Stockung «ingetrelen. Die Aeußerungen über ein Volkshcer, Bür gerheer hätten gar keinen Zusammenhang mit der hier vorliegen den Budgetsrage. Unsre Armee sei ein Bolksheer, gleichviel ob Linie oder Landwehr Nur weil man weiß, daß die Regierung nicht auf die Verhältnisse »an 18üll zurückgehen kann, lrttt man ihr so entgegen, wre der Abg. Schulze, der die Einbringung einer Jiwemnttätslull verlangt; denn d>e Regierung hat nui die lüatzl, entweder di« Armee, den Schutz und Hort unsrer Unabhängigkeit und Kelöitständigkett zu desorganisiren, oder zu einem lkonflicte zu gelangen, der alle gesetzmäßigen Zustände in Frage stellen kann. In Bezug aus ore zweijährige vieuttzeil, über deren W-ien luer Nicht gerechtet werden soll, «er zu bemerken, daß der Grundgedanke einer Reorganisation au eine begrenzte Dienst zeit nicht gebunden sei. Im Jahre 18tjg dürfte man indessen damit nicht Vorgehen können. Wenn der Abgeordnete Schulze gesagt habe, icoer wahre Bürger müsse sein Vaterland vcrtheidi- gen, so sei dies völlig richtig, aber zu bezweifeln sei, daß jeder Bürger sich dessen bewußt ober dazu im Stande sei. Die Re gierung halte es nicht unter ihrem Niveau, die Möglichkeit einer Verständigung anzubahnen. Die Rede Schulze's habe den Mi nister nicht ermuthigt, den Versuch zu erneuern, er glaube die wenig urbane Redeweise Schulze's nicht verdient zu haben. Die Negierung könne doch nicht eine Partei ignoriren, die sich durch Wort und Schrift kündbar mache. Soll ich die Herren — fragt der Minister — an den Bries des Herrn Ziegler erinnern, dein Sie (zur Linken gewendet) nicht weit genug vorgeschritten siud und der sich doch Ihren Parteigenossen nennt? Soll ich an die Tchützensestreden erinnern? (Lucks: Ja.) Nun, da ist ja gesagt worden von einem preußisch n Abgeordneten, die deutschen In teressen ständen chm höher als die vreußischen, und dir Schützen ständen hinter dem Vorparlament. Ja, m. H, in Preußen steht das Heer hinter dem Könige Alle diese Aeußerungen mögen nicht so gemeint gewesen sei», wie sie in der Wärme der Eonvnsalion und des Essens gethan worden und erklärbar sind, allein dann muß es aufrichtig geiagt werden: der Regierung ist es nicht zu verdenken, wenn sie vor solchen Intentionen auf ihrer Hut ist, so lange sic nicht vollständig über ihr Wesen aufgeklärt ist. Ich habe versprochen, Rede zu stehen und ich halte mein Wort; ich mag viele Schwächen haben, allein ecnschüchtern lasse ich mich nicht. Es folgen persönliche Bemerkungen des Grafen Be- thusy-Huc, v. Carlowitz, Duncker, v. Vincke, Schulze (Berlin) u. A. Darauf wird die Fortsetzung der allgemeinen Debatte vertagt auf Dienstag 9 Uhr. Berlin, 15. September. Se. Maj. der König, welcher vorgestern von Karlsruhe zurückgekehrt, machte im Laufe des vorgestrigen Vormittags Ihren k. Hohei ten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin einen Be such. Mittags 1 Uhr wohnte Se. Majestät der Tauf feierlichkeit im neuen Palais bei. Dem Vernehmen nach bezieht sich Allrrhöchftdecselbe zur Feier des Geburtsta ges seiner erlauchten Gemahlin Ende September wieder nach Baden-Baden. Ihre Majestät die Königin gedenkt, wie verlautet, erst im October nach Schloß Babelsberg zurückzukehren. — Der k. Hofrath Schulz und der Leut nant Graf zu Eulenburg sind gestern mit dem Nacht zugc nach Eydtkuhnen an der russischen Grenze abgercift, um auf diesem Stationsorte die Ankunft der Japane sen zu erwarten, welche heute St. Petersburg ver lassen und ihren Rückweg über Berlin nehmen wollen. Für die japanesische Gesandtschaft wird in Eydtkuhnen ein Ertrazug bereit gehalten, mittelst dessen sie unver züglich die Fahrt nach Berlin fortsetzt. Im „Hotel de Brandcdourg" ist bereits für sie Quartier gemacht, je doch nur für eine Nacht, da am folgenden Morgen schon die Reise nach Aachen angetretcn werden soll. (A. Pr. Z.) Heute Morgen halb 8 Uhr sind Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mittelst des thüringer Schnellzuges iin königlichen Salonwagen nach Schloß Reinhards brunn abgereist. Ihre königlichen Hoheiten werdeir wahrend der Dauer der Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin Victoria von Großbritannien, wie es heißt bis zum I. October, auf Schloß Reinhardsbrunn verweilen und später eine Fahrt auf der Dampf-Nacht „Osborne" nach dem Mittclmeerc machen. Ihre königliche Hoheit die Kronprinzessin erfreut sich der besten Gesundheit. — In den letzten Tagen sind mehrfache Zeitungs- confiscationen vorgekommen. Nachdem der „Publi- cist" am Sonnabend mit Beschlag belegt worden, ist gestern der „Nat.-Ztg." ein Gleiches widerfahren. Die Sonntagenummer erschien deshalb in einer zweiteir Aus gabe, welche den beanstandeten Leitartikel: „Aus dem Abgcordnetenhause", ein Urtheil über das Ministerium, nicht enthielt. Die heute Abend ausgegebene, für die auswärtigen Abonnenten bestimmte Dienstagsnummcr der „Volkszeitung" ist wegen des Leitartikels: „Herr v. Roon und die Zeitungen" auf Anordnung des Polizei präsidiums consiscirt worden. Aus der für Berlin be stimmten Ausgabe ist der Artikel entfernt worden. Wurzburg, 13. September. (A. Z.) Heute wurde hier die 23. Versammlung deutscher Land- und Forstwirt he feierlich eröffnet. Die Stadt flaggte in den Hauptstraßen mit großer Artigkeit, und viele sehr schöne deutsche Fahnen neben jenen der Landesfarbcn schmückten öffentliche wie Privat-Gebäude. Eine Aus stellung landwirthschastlicher Maschinen und Geräthe im festlich decorirten Hutten'sä.n Garten übertrifft an In tensität Alles, was bis jetzt in Bayern in dieser Art aufgestellt wurde. Bis beute zählte die Versammlung 388 Mitglieder, darunter sich sämmtliche höhere land- wirthschaftliche Autoritäten Bayerns und die Spitze sei ner Vereinsausschüsse, wie Herrn Ministerialdirektor v. Wolfanger, befinden. Der erste Vorstand der Ver sammlung beklagte in seiner Eröffnungsrede den Mißton in deutschen Einigungsangclegcnheiten, vertraut aber sür Deutschlands Weltstellung der Zukunft, wie denn auch ein nachfolgender Redner in den Versammlungen deutscher Land und Forstwirthc einen trefflichen Kitt zur Einigung der deutschen Stämme sieht. In der That, solchen Kittes ermangeln wir zur Zeit nicht. Ein alter Gründer der Versammlung, Pabst aus Oesterreich, frischt Reminiscenzen gelegentlich des nun 25jährigen Bestehens dieser Ver sammlungen, welche in zwei Jahren ausfielen, auf. Nach dem die Versammlung dem König mit Wärme rin drei faches Hoch ausgebracht hatte, begannen die Beratungen. Hannover, 14. Srptbr. Die officielle „N. H. Z." enthält heute folgende» Artikel: Der Hofmarschall und Reijemarschall Sr. M. des Königs, General-Major v. Hedemann, welcher, unter Anklage von Betrügereien und Unterschlagungen herrschaftlicher Gelder, am 10. dieses Monats behufs kriegsgerichtlichen weitern Ver fahrens in Untersuchungsarrest gezogen worden war, hat dies« Haft in drr Nacht vom 10. zum 11. d. Mts. gebrochen und ist heimlich und zwar nach «ingezogenen Erkundigungen mit dem nach Harburg abgegangenen Eisenbahnzuge entwichen. Diese mit den Gesehen der Ehre unverträgliche und den Verhafteten, wenn möglich, noch schwerer belastende Handlung hat dessen sofortige steckbriefliche Verfolgung veranlaßt. Der „Kölnischen Zeitung" wird über den Vorfall noch geschrieben: Ge neral v. Hedemann diente bis vor mehren; Monaten als Hofmarschall. Sehr unerwartet erhielt er «inen Nachfolger. Man sprach schon längst von großen feh lenden Geldsummen; von einer Untersuchung gegen Hrn. v. Hedemann hörte man nichts, trotzdem sich in der That ein Deficit von mehr alS 9-,000 Thlr. in der von ihm verwalteten Kaffe heransgeKrllt hatte. Während der jüngsten Badecur des Generals v. Hedemann war indeß die Untersuchung weiter geführt, und am 1. Sept, die Sache dem Generalkriegsgericht übergeben. Am 11. d. M. sollte das erste kriegsrechtliche Verhör in drr Be hausung des Herrn v. Hedemann stattsinden, der nicht verhaftet, sondern auf sein Ehrenwort in seinem Hause belassen war. Statt seiner fanden jedoch die betreffen den Herren des Kriegsgerichtes ein Schreiben vor, worin Hedemann erklärt, daß er es sür besser erachte, sich zu entfernen und sich vor einen höheren Richter zu stellen. Man weiß bis jetzt nur, daß Hedemann in der Diacht auf Hamburg abgereist ist. (Wie dem „Fr. I." aus Hannover, 14. Sept, gemeldet wird, ist General Hede mann bei Blankenese in der Nähe von Hamburg fest genommen worden und bereits in Hannover eingetrofsen). Weimar, 12. September. (N.-Z.) Von dem Aus schüsse der Frankfurter Pfingstversammlung ist folgende Einladung erlassen worden: „Die Mitglieder der infolge eines Beschlusses der Frankfurter Pfingstversammlung niedergesetzten Eommission, welche den Auf trag hat, eine Zusammenkunft zu veranstalten, um über wichtige Fragen von gemeinfamem Interesse, welche in Ermangelung eines deutschen Parlaments zur Berathung an die Kammern der Sm zelstaalen gelangen, eine Verständigung und ein möglichst gleich artiges Verfahren in den deutschen Kammern zu fördern — laden anmit zn einer Zusammenkunft nach Weimar aus die Tage des 28.—30. September ein. Emgeladen sind alle gegenwärtigen und gewesenen Mitglieder deutscher Volksvertretungen überhaupt, und oie gegenwärtigen und gewesenen Mitglieder d'r Landtage der sämmllichcn deutschen Bundesländer insbesondere, welche die Ei nigung und die freiheitliche Entwickelung Deutschlands anstreben. Die Erscheinenden haben sich bei dem Bureau (Adresse Herrn vr. Fries in Weimar) über ihre Mitgliedschaft auszuweifen. Gegen stände der Verhandlung sind: 1) Welche Stellung ist von Seite der Kammern gegenüber den Anträgen aus eine Delegirtenver- sammlung bei der deutschen Bundesversammlung m Sachen der gemeinsamen deutschen Gesetzgebung einzunehmen? 2) die Frage, wie haben sich die deutschen Kammern gegenüber der Reorganisa tion des Zollvereins zu verhallen? Vorbehalten bleibt die Be Zeichnung weiterer Verhandlunasgeaenstände. Die Mitglieder der Eommission werden sich am 26. September in Weimar vcrsam mein, um die nähern Anträge sestzusetzen. Unterzeichnet haben diese Einladung: Adickes (Hannover). Aßmann (Preußen). Ur. Marq. Barth (Bauern). Bchrend (Preußen), v. Bennigsen (Hannover). Ur. Berger (Oesterreich). Bluntschli (Baden), v. Bockum-Dolfis (Preußen). Brater (Bayern), v. Earlowitz (Preußen). Getto (Preußen). Gräme; (Bayern). Forckenbeck (Preußen). Ur. Fries (Weimar). Gneist (Preußen). Häusscr (Baden), v. Hennig- Plonchotk (Preußen). Hcyner (Sachsen) Höldcr (Württemberg), v. Hoverbeck (Preußen). Ur. Joseph (Sachsen). Ur. Lang (Nassau). Lette (Preußen). Ur. Metz (Hessen-Darmstadt). H. H. Meyer (Bremen). Ur. Müller (Frankfurt). NebeUhau (Kur hessen). Oberländer (Koburg). Ur. Oetker (Kurhessen). Ur. Pfeiffer (Bremen). Ur. Probst (Württemberg). Ur. Rechbaur (Oesterreich). Reyscher (Württemberg). Riedel (Sachse;;). Rö- pell (Preußen) v. Rönne (Preußen). Ur. Streit (Koburg). v. Saucken-Jnlienselde (Preußen). Ur. Schott (Württemberg). Schubert (Preußen). Schulze-Delitzsch (Preußen). Ur. Sou- chay (Frankfurt), v. Sybrl (Preußen). Twesten (Preußen), v. Unruh (Preußen). Ur. Veit (Preußen). Virchow (Preußen). Ur. Völk (Bayern). Moritz Wiggers (Mecklenburg). * Puri-, 15. September. Der „Moniteur" enthält folgende Bekanntmachung: In Anbetracht des in der Nummer des Journals „Chronigue de l'Ouest" vom 8. September enthaltenen Artikels, der mit den Worten anfängt: „Der sardinischen Regierung macht der Besiegte von Aspromonte noch immer viel Verlegenheiten" und schließt: „Möge sich der Besiegte von Aspromonte vor einem Starrkrampfe wohl in Acht nehmen"; in Anbe tracht, daß dieses Blatt an sträfliche Leidenschaften ap pellirt, indem es durch Wiederabdruck einer gehässigen Verleumdung die Traditionen der kaiserlichen Negierung angreist nnd die Regierung eines Frankreich befreundeten Staates beleidigt, erlheilt der Prüftet Les Sarthedepar- tements der „Chronigue de l'Ouest" eine erste Verwarnung. Neapel. Der Corrcspondent der „Daily News" in Neapel (Pusszky) schreibt vom 6. September un ter Andcrm: Unsre Gefangenschaft fängt nachgerade an, etwas lästig zu werden, seit sich der Flügel der Qua st ura, indem wir untergebracht sind, Dank den Maßre geln Lamarmora's, immer mehr füllt. Die größten Rück sichten zeigt er für Muratistcn, so hat er den Signor Ricci schon frei nach Paris entlassen, und ein anderer unsrer Bonrbonistischen Mitgefangenen, Bianchi, wird sich demnächst derselben Nachsicht zu erfreuen haben. Am schlimmsten werden die Garibaldistcn behandelt, die am Ende doch nur gegen Rattazzi, und nie gegen den Kö nig ankämpften. Das ist ein Verfahren, durch welches das monarchische Princip in ganz Italien einen harten Stoß erl ciden dürfte. Bis jetzt war Garibaldi's 'Name des Königs festeste Stühe im ganzen Süden des Landes. Nun, da Rattazzi den Helden zu Boden gewor fen hat, werden die italienischen Offiziere hier schon in derselben Weise wie die österreichischen in Ve nedig behandelt - man meidet ihre Gesellschaft. Möchte die Regierung sich dies zur Warnung sein lassen. Der Süden Italiens wird niemals von Piemont aus regiert werden können. Wenn sie im Jahre 1862 nicht Rom genommen, werden sie im Jahre 1863 Neapel und Sr- cilicn verlieren, oder sie doch nur als Eroberer mit dem Schwerte festhalten können. — Ueber das Schick sal des Depntirten Nicotera, auf den so eifrig gefahn det wurde, meldet die „Patrie", derselbe sei mit dem Obersten Missorl und dem Major Salomon von Scilla auf einem Fischerkahne nach Malta entkommen und habe die Kriegskasse wie die wichtigsten Papiere gerettet; Fra Pantaleo aber, Garibaldis steter Begleiter im Felde, habe in einem Kloster in Calabrien Zuflucht gefunden. Rom. Der Almosenier des Königs Victor Ema nuel, Mons. Stellardi, ist hier angekommen und über bringt ein Schreiben, in welchem die Prinzessin Maria Pia dem Papst, der ihr Pathe ist, von ihrer bevorstehenden Vermählung mit dem Könige von Portu gal Anzeige macht. Daß die Conjecturalpolitiker zu dieser Sendung allerlei Glossen machen, versteht sich von selbst. Warschau, 12. September. (Schl. Z.) Der revo lutionäre Centralcomitö hat vorgestern eine gedruckte Proklamation unter das Landvolk vertheilen lassen, welche für den Großfürsten-Statthalter, der von ihrem Inhalte Kenntniß nehmen wollte, ins Russische überseht worden ist. Ferner wird sich eine große Anzahl Guts besitzer nach Warschau begeben, um dieser Tage dem Großfürsten-Statthalter eine Monstre-Petition zu überreichen. Ueber ihren Inhalt ist mir noch nichts be kannt geworden; es scheint mir überhaupt noch nicht ganz sicher, ob das Vorhaben auch wirklich zur That werden wird Vermutlich ist eS eine Demonstration der Gegner WielopolSki's, die leider unter dem Land adel die große Majorität bilden, denn ihr politisches Urtheil ist, sowie ihre allgemeine Bildungsstufe nicht hoch genug, um zu begreifen, daß die Wohlfahrt eine- Lan des nicht durch lärmende Reden und unnütze Thaten be gründet wird, sondern durch dle geordnete Ausübung praktischer Einrichtungen und guter Gesetze, wie sie Wie- lopol-ki nach dem langen Willkürregiment rinführen will.
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