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Dresdner Journal : 06.11.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-11-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186211062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18621106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18621106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-11
- Tag1862-11-06
- Monat1862-11
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1862
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1862 V 257 DnsimerBaurlml Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann; Iw LullTLt« tritt pu«t >»»ä 8t«mpel»" ,ekl»>s UioLU. Donnerstag, Herausgeber: Köllixl. kipeSition <l<-, vrk»<1o«r .lonrool», Dresse», ^larienstrasss ^tr. 7. «rschelara: Mitglied, mit X»,»»t>me Ser Sooo- nuä ^eiert^e, Xdeuä» kür ä«» tolgenäeu 1>»x. A»««ur«r>t,preise: )türllel>: 5 IKIr. 10 8xr. in -»cd—». c,f»krl.: 1 „ 10 „ „ „ lüonariivk >» vr««i«»: 15 LiiiLvIn« ^luwwerv: 1 8ßr. -aseratenannayme auswilrts: >'i«. »„»«vsrirr«» OimmissInnUr «I«s Dresclnrr .1nur»»I»; k1>en<l«»rll>»t: II. Hü«««!«; ^titou»: Ilxssrosr»!» Or S»rU»: li«t>i»ivs'»t4i< tluriil,.. Itrrrx-rr»'s knrt-»n; vrsmso: L. itvni.nrr«; krsni-furt ». >l; ,1»>!Uk»'itt!lid Nurülutnülun^; XVIii: X»oi.r k»ri»: v. Dü>»>!i«ri!i.s (28, ru« «i^s don« <-ns»a,)- I». Lmtlioi,'« Luvkbunllluux. Snseratenprelse: k'ür a«!v lt»um einer ^e»p»It«nen 2ell«: 1 k^gr. linter ,,Lin^esLnüt" üis /eile: 2 bt^r. I l 6 November Amtlicher Theil. Dresden, 28. October. Seine Majestät der König haben dem Glaser Karl Theodor Otto Wagner zu Dresden auf sein Ansuchen da- Prädicat eines Hof- glasrrS zu rrtheilen geruhet. Dresden, 3. November. Se. Majestät der König haben dem Leutnant Hans Otto von Wolfersdorfs vom Garde Reiter Regimente, die r.achgrsuchte Entlassung aus der Armee allergnädigst zu bewilligen geruht. Nichtamtlicher Theil. u-bersicht. relearaphlscbe Racbrichteu. ZeitungSschau (Bayrische Zeitung. — Donau-Atg.) TageSgeschichte. Dresden: Begnadigung. — Wien-' Zur Ausgleichung mit Ungarn. — Aus Galizien'- Das deutsch-ftdische Brody. — Berlin: Der König nach Letzlingen. Vorbereitungen für die Provinzial landtage. Neue Kreisordnung. Diplomatisches. Ant wort des Königs an «ine Ergebenheitsdeputation. — Paris: Diplomatisches. Französische Note nach Tu rin. Rundschreiben an die Präfecten. Am Grabe Napolevn's I. auf St. Helena. Der Hof nach Com- piogne. Communiqös. — Turin: Gari^aldi's Be finden. Ministercompromiß. Amnestie ausgedehnt. Ernennungen und Lersetzuvgeu. Dresdner Nachrichten. sproviuzialnachrichten. (Leipzig. Ehemnitz. Grünhain. Riesa.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Lermischtet. Statistik und LolkSwirthschaft. Keuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Turin, Mittwoch 5. November Die „Mo- narchia nazionale" stellt iu Abrede, da- daS Mi nisterium die Kammern aufzulösen wünsche. Das selbe werde vielmehr nur in dem Kalle zur Auf lösung greifen, wenn eine Coalition entgegengesetz ter Parteien dahin gelangen würde, eine künstliche Majorität zu bilde«. DaS Blatt hofft, daß eine solche Verwickelung nicht entstehen würde und daß dir parlamentarischen Fraktionen einig darin blei ben würden, den extremen Parteien zu widerstehe«. London, Mittwoch, 5. November. Die „Mor- vinl-post" schreibt: Wir können jetzt uicht sagen, ob Arrangements getroffen werden könnten, welche die Schutzmüchte Griechenlands dahin führten, den Vertrag von 1832 (welcher Mitglieder der regierenden Familien dieser vom griechischen Throne ausschließt) zu annulliren Ohne dies wäre aber die Caudidatur deS Herzogs von Leuchtenberg ebenso wenig zulässig, als die eines englischen Prinzen. Die Caudidatur deS Grafen von Flandern wäre solchen Einwän den nicht ausgesetzt. Die Schutzmüchte seien in dieser Frage in dem Wunsche einig, zum Besten Griechenlands zu handeln und sich durch Eifersucht uicht eurzweieu zu lassen. St. Petersburg, Mittwoch 5. November. Der Justizminister Panin ist eutlaffen. Sein Ad junkt Zamiatnin ist mit der Leitung deS Ministe- Aeuilletou. Dresden. Am Montag den 3. November Abends 6 Uhr fand unter dem Vorsitze Er. k. Hoheit des Prinzen Georg die Versammlung des k. Alterthumsvereins statt. Herr Hofrath 1>e. G. Klemm berichtete zunächst, daß Herr Oe. Zahn in Oelsnitz, rühmlichst bekannt als Ehronist der Stadt Oelsnitz, dem Vereine die ersten beiden Hefte seiner „Geschichte des sächs. Voigtlandes" übergeben. Nächste Veranlassung zur Herausgabe dieses Werkes war der Umstand, daß es im Jahre 1863 gerade 300 Jahre sind, daß dieser Landestheil für immer mit den kursächsischen Landen vereinigt wurde. Se. Ercellenz Herr Staatsminister v. Wietersheim gab hierauf der Ver sammlung «ine Uebrrsicht über die im September d. I. zu Reutlingen abgehaltene Zusammenkunft der gesamm- ten deutschen Alterthumsvereme, wobei als Resultat der historischen Section der Satz festgrstellt ward, daß im Bereiche d«S Königreich- Württemberg Ueberreste von alt römischen Bauwerken nicht vorhanden. In Bezug auf die Einzelheiten der in den Sitzungen gepflogenen Ver handlungen verwies der Redner auf die im Correspon- denzblattr des GesammtvereinS mitgetheilten Protokolle, Darauf führte Herr Ministerialrath, Archiv-Director v. Weber der Versammlung ein interessante» Culturbtld vor: Prinz Lieschen, indem er auS den lange ver borgenen, erst in neuerer Zeit wieder aufgefundenen Acten die Geschichte der listigen und lustigen Sophie Sabine Apitzsch aus Lunzenau in geistvoller, lebendiger Weis« vorführte, nachdem er die gedruckten Quellen, au» denen die dramatischen Bearbeitungen von Eduard Gehe und Moritz Heydrich hervorgrgangen, zuvörderst nachgewiesen. Die komische Heldin, dir, wenn auch ohne den Reiz der Schönheit, doch sicher nicht ohne Witz und Gewandtheit war, entlief im Jahre 1710 dem Vaterhause und dem Brautstand« und trieb sich in Männertracht abenteuernd riuwS beauftragt. Ein kaiserliches Decrrt schafft für daS Königreich Polen die Koschersteuer und Bedientrnstever ab, dagegen erfolgt eine Erhöhung der Branntweinsteuer. New-Aork, 2S, October. Mac Clrllan ist mit seinem Heere nicht vorgerückt. Der Tonder- bundSaeneral Bragg ist über CumberlandSgap in Lenneffe« eingefallen. In Kentucky wurde Gene ral Buell durch General Rosenkranz ersetzt. Die Unionisten sollen auch Coriuth und Bolivar zft- räumt Hatzen. Die Verbindung zwischen Nashville und dem Norden ist abgeschnittrn. Bei New-Orleans wurde ein Sclavenadministrator getödtet; daS Ge rücht will wiffen, ein Regeraufstand sei nur durch herdrigerufene Militärmacht unterdrückt worden. New Dork, 25. Oktober, Abends. Die Son derbündler sind bet Pearidge in ArkansaS (wo sie schon einmal eine Niederlage erlitten) geschlagen wor den und haben Artillerie und Bagage verloren. Dresden, 5. November. Die gestern telegraphisch gemeldete Aeußerung der „Bayerischen Zeitung", welche in der gegebenen,Fas sung einer mißverständlichen Deutung unterliegen'könnte, lautet wörtlich wie folgt: Während wir dieses schreiben, kommt uns die Proclamation der provisorischen Regie rung in Athen vom 23. October zu Gesicht. Wenn wir einige Verlegenheit, die in diesem Aktenstücke deutlichzu Tage tritt, abrechnen, enthält es im Uebrigen bemcrkens- werthe Kriterien. Die Demüthigung der nationalen Würde wird darin vorangestellt, also der König beschul digt, den nationalen, d. h. den auf Eroberung aus gehenden Schwung des hellenischen Volkes gehemmt zu haben. Ferner ist es ein sehr auffälliges Moment, daß die provisorische Regierung erklärt, ihre Vollmacht im Namen des Volkes und der Armee empfangen zu haben. Die Octoberrrvolution wird damit als eigentliche Mili- tärrevolution bezeichnet; im Uebrigen wollen wir aber kein Wort darüber verlieren, auf welche sophistische Weise in der Proclamation vom 23. Oktober von Eid und Treue der Armee gesprochen wird. Die in Griechenland ringerissene Sittrnverderbniß, die herrschende Corruption dem Könige Otto zur Last zu legen, ist eine Stelle, welche wohl der ganzen Welt lächerlich erscheint; wir glauben nicht, daß die provisorische Regierung mit solchen Beschuldigungen Glück macht. Endlich ist an dem Aktenstücke hervorzuheden, daß es nur die Absetzung Sr. Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin als Regentin aussprechen will, von einer Thronentsetzung der bayrischen Dynastie ist in der Proclamation keine Rede. Man wollte wahr scheinlich die den Schutzmächtrn schuldige Rücksichtnahme nicht noch mehr verletzen. Denn das fühlte die neue Regierung wohl, daß diese mit dem unerwarteten Aus bruch der gegenwärtigen Umwälzung nicht zufrieden sein könnten, und ihr Wink wird zweifelsohne genügen, um die blinden Leidenschaften etwas zu dämpfen. Dann aber kann mit der Wiederkehr politischer Besonnenheit auch leicht und eben so rasch, wie diese Umwälzung gekom men, der Geist der Gerechtigkeit wiederkehren, und wenn sich bestätigt, daß Kanaris seinen Sitz im PräsidentschaftS- rathe ausgegrben hat, so ist jener Geist schon jetzt im An zuge. Wir behaupten wiederholt, daß nicht das griechische Volk, sondern die europäische Verschwörung mit ihren Asfiliirten in Griechenland die Revolution in Athen ge macht. Wenn die ministerielle „Morning Post" den Ur sprung in den von Turin ausgehenden Fäden gefunden hat, so ist sie gewiß mehr im Recht, als die officirlle „Turiner Zeitung," welche diese Anschuldigung entschie den in Abrede stellt. Die „Donau-Zeitung" wirft folgenden Rück blick auf die neueste griechische Geschichte: „Wenn man die Geschichte des modernen Griechenlands seit seiner Befreiung von der türkischen Herrschaft durchgeht, so muß sich unwillkürlich der Gedanke äüsdtänHcn, daß sich unter den Griechen Vic Derfchwörzengsucht von der Zeit der Unterdrückung her wie eine böse Krankheit fortgetkbt habe. Unter den zahlreiststn Aufständen und Complo- trn, welche seit Capo d'Jstria staltgefunden haben, finden sich nur wenige, bei dru«n sich wirklich ein staatsrecht liches Motiv, oder eine auZ dcü öffentlichen Verhältnis srn abgeleitete Berechnung Nachweisen ließe. Die wahren Ursachen sind in den meisten Fällen entweder in aus wärtigen Jntriguen, odetz In dem ungezügelten Ehrgeiz und der maßlosen Habsucht «nrelner Persönlichkeiten zu suchen. Die Praris, seinen Vormann zu verdrängen, um sich auf seinen Platz in setzen, ist nirgends in so großer Ausdehnung zur Geltung gebracht worden, als in Griechenland. WäS hie auswärtigen Jntriguen an langt, so konnte e» nicht fehlen, daß sie in einem Lande, wo die Jutriguanten wie die Pilze ausschicßen, ein fruchtbares Feld fanden. Wir geben nachstehend einen kurzen Abriß der griechischen Geschichte seit 1827, wel cher zur Erläuterung des Gesagten und zur Erklärung der jüngsten Ereignisse einen Beitrag liefern dürfte. Im Jahre 1827 wurde Graf Capo d'Jstria, während er sich in Paris befand, auf sieben Jahre zum Präsidenten der griechischen Republik gewählt. Man glaubte allgemein, er würde bei der Rückkehr in sein Vaterland Friede und Ordnung daselbst cinführen. Aber die revolutionäre Par, tei hatte es anders beschlossen und am 9. October 1831 wurde der Präsident als Tyrann ermordet. Hierauf brach der Bürgerkrieg aus, der ein Regiment im Gefolge hatte, das weit schlimmer war, als das türkische. Da unterzeichnete am 7. März 1832 Frankreich, England, Rußland und Bayern einen Tractat, welcher den Prin zen Otto zum König von Griechenland bestimmte, und da derselbe erst 18 Jahre alt war, fcstsetzte, daß eine Regentschaft bis zu seiner Großjährigkeit die Regierung führen sollte. Am 18. August erwählte dann die grie chische Nationalversammlung einstimmig denselben Prin zen Otto zum König, welcher heute flüchtig ist. Der Bürgerkrieg dauerte indeß noch immer fort, als am 30. Januar Prinz Otto mit der Regentschaft vor Nau- plia ankam. Ein bayrisches Militärcorps von 3500 M. war ihm vorausgegangen. Die zerrütteten Zustände des Landes zwangen die Regentschaft, ein energisches Regi ment zu führen, um Ordnung in das wüste Chaos zu dringen. Die bayrischen Soldaten wurden vorzugsweise dazusverwendct, das Land von den Räuberbanden zu säubern. Doch fahren wir in der Aufzählung der Da ten fort: 1834 im März: Entdeckung einer Verschwö rung, welche die Regentschaft stürzen wollte. 1835 am 1. Juni: König Otto wird majorenn, die Regentschaft tritt zurück. 1836: Krieg gegen die Räuberbanden, die sich neu gebildet. 1837: Vermählung des Königs. Ent deckung einer Verschwörung der (Philorthodoren) Recht gläubigen. 1840: Aufstände und Geschrei: Hinaus mit dem Barbaren. Der Barbar aber war der einstimmig gewählte König. 1841: Neue Aufstände. Geschrei gegen die Fremden. 1842: Man will den König zum griechi schen Cultus bekehren. 1843: Ausbruch einer Revo lution zu Athen. Der König wird genöthigt, seine Mi nister zu entlassen und ein sogenanntes nationales Mini sterium zu bilden. Die griechische Nationalversammlung beräth über eine neue Constitution. 1844, 29. März: Ter König beschwört dieselbe. — 11. April: Es ent steht neue Zwietracht und das nationale Ministerium muß abdanken. Revolution in Hydra und in der Maina. — Juni: Jnsurrection in Akarnanien mit Grivas an der Spitze. — 23. Juni: Aufstand in Athen. — Juli: Neue Wahlen, Gewaltthätigkciten und Mordlhaten. — 24. August: Arge Unruhen in Athen. Neues Mini sterium, immer noch Aufständische und Räuber. 1845: Neue Veränderungen an der Verfassung. Einmischung Englands und Rußlands. 1846: Ministerveränderungen, Fortdauer des Räuberwesens. 1847: Ministcrkrisis, Auf lösung der Kammer, zwei Ausstände. 1848: Neues Mi nisterium, Amnestie, Anarchie und Aufstand. 1849: Neues Ministerium, neue Ausstände. 1850: I I. Jan): Die englische Flotte erscheint im Piräus. England ver ¬ langt 800,000 Drachmen Entschädigung für Verluste englischer Unterthanen. — 1. September: Ermordung des Ministers KorfiotakiS. 1851: Neues Ministerium, neue Wahlen, neue Unruhen, immer noch Ränberwrsen. 1852: Verschwörung, welche die Abschaffung der Verfas sung und die Ermordung des Königs zum Zweck hat. 1853: Neue Verschwörung aus Anlaß der russisch-tür kischen Verwickelungen. 1854: Ausbruch eines Aufstan des mit dem Feldgeschrei: „Das griechische Reich (die Vereinigung aller Griechen) oder Tod!" („Rom oder Tod!"). 1855: englisch-französische Besetzung des Lan des aus Anlaß deS orientalischen Krieges. 1856 bis 1859: Immer wieder neue Unruhen, neue Unordnungen und Ministerkriscn. 1861 bis 1862: Neue Verschwö rungen. Ruf: „ Es lebe Garibaldi!" Attentat auf die Königin. Aufstand in Nauplia rc. Wie man sicht, hat Griechenland die Befreiung vom türkischen Joch nur errungen, um einer weit schlimmer» Gewaltherrschaft, der Anarchie, unterthan zu werden. TilgcsgeWchir. Dresden, 5. November. Seine königliche Majestät haben dem in das Ausland geflüchteten vormaligen Stu denten der Rechte, Karl Gottlob Kindermann aus Buch holz, welcher wegen seiner Bethciligung an den hochver- rätherischen Unternehmungen in den Maitagen 1849 steck brieflich verfolgt worden ist^ die straffreie Rückkehr nach Sachsen aus Gnaden gestattet. ch Wien, 3. November. Aus Pesth wird dem „Bot schafter", welcher jenseits der Leitha gute Verbindungen hat, mitgetheilt: „Es soll auf Anregung von einigen her vorragenden Politikern liberaler Gesinnung einc Notablrn- versaipmlung zusammentreten, eine Art V or-Landtag, um über die Frage des Ausgleichs zu berathen."—Die Nachricht ist wichtig genug, wäre sie auch nicht mehr als eins der in letzterer Zeit sich häufenden Symptome der jenseits der Leitha mehr und mehr hervortretenden Ten denz, den Boden der starren Negation zu verlassen. Aber wir glauben behaupten zu dürfen, daß dieser Nachricht eine weitergehende Bedeutung zukommt, und daß eines der hervorragendsten Mitglieder der Partei Deal, Paul Ssomsich, der Verfasser des vielbesprochenen Sendschrei bens im „Pesti Naplo", in der Thal bereits Schritte gethan hat, um auf dem angedeuteten Wege endlich zu einem Programme mit positiven Vorschlägen zu ge langen, das der Regierung eine Handhabe zu bieten ver mag. Und damit dieses Programm nicht zu einem ein seitigen Meinungsausdruck werde, soll die Partei Teak'» sich über gemeinsame Schritte im Sinne des Ausgleichs mit der mehr radikalen Partei, die im „Magyar Sajto" vertreten ist, zu vereinigen versuchen wollen. Auch hier über bringt bereits der „Botschafter" eine Andeutung. Möglicherweise fällt die in Rede stehende Besprechung mit der dieser Tage stattfindenden Generalversammlung der ungarischen Bodencreditgesellschaft zusammen. Wien, 3. November. (W. Bl.) Tas k. k. Mini sterium für Handel und Volkswirthschaft hat die vom Verwaltungsrathe der böhmischen Westbahn getrof fene Verfügung wegen Einhcbung eines 20procentigen Zuschlags zum allgemeinen Tarife für Personen und Frachten für die Zeit bis zum 15. Januar 1863 ge nehmigt. Der bisherige lOprocentige Zuschlag zum Mili- tärtarise bleibt unverändert. — Die technischen Studien und Vorarbeiten für die verschiedenen möglichen Tracen der Brennerbahn sind bereits so weit vorgeschritten, daß nur noch die letzten Correctionen in Absicht auf die Ge winnung der entsprechendsten Bahntrace vorzunehmen sind, zu welchem Zwecke sich soeben der Baudirector der SüLbahngcseUschast, Etzel, an Ort und Stelle befindet. Aus Galizien, Enge Oktober, schreibt man der „Don.-Ztg.": Einen cclatanten Beweis für die Auffas sung des Nationalitälsprincips gegen die Deutschen giebt wieder die „Gazeta narodowa" in einem Briefe aus Brody. Jeder weiß, daß die freie Handelsstadt Brody eine rein deutsch-jüdische Bevölkerung hat und daß die paar Polen daselbst an den Fingern zu zählen sind. Die lange Zeit im Erzgebirge und in der Gegend von Leipzig umher, ward unter die Soldaten gesteckt, desertirte und fand endlich erst in Ocderan, dann aber in Hetzdorf im Hause des Kammerraths Volkmar den fruchtbarsten Boden für volle Entwickelung ihrer Talente. Sie spielte hier bekanntlich die Rolle des Kurprinzen Friedrich August, nicht aus eignem Antriebe, wie sie versicherte, sondern nachdem man ihr dieselbe aufgcdrungen. Sie spielte diese Rolle so vortrefflich, daß ihr leichtgläubiger, hochmüthiger und eitler Wirth ihr seine Tochter zur Ehe anbot. Prinz Lieschen hatte eben den Plan entworfen, dem drohenden Bande Hymens durch die Flucht sich zu entziehen, als der Arm der Justiz sie erfaßte. Der Pro- ceß begann — daS Urtheil lautete auf Staupenschlag und Landesverweisung. Die Milde des Königs ver-' wandelte die Strafe in Gefängniß im eben neubegründeten Zuchthause zu Waldheim (1716). Sie ward hier gut gehalten, betrug sich gut und ward schon im nächsten Jahre (1717) entlassen. — Nachdem Herr Hofrath Iw. G. Klemm noch einige Bemerkungen über mehrere in der Oberlößnih gefundene, vom Vereine erworbene und im Sitzungssaale ausgestellte germanische Urnen brige- sügt, ward die Sitzung '/H8 Uhr geschlossen. Zur Culturgeschichte. Die Literaturepoch« unsrer Gegenwart ist, im Ganzen und Großen betrachtet, keine productive, aber es zeigt sich in ihr eine umfassende und tiefrindringende Thätigkrit scharfer Beobachtung, kritischer Läuterung, ruhiger, praktischer Forschung und klarer Erkenntniß; rin eifrige- Bemühen, werthvolle» neues Material zu sammeln, um für rin« neue sich «ntwickelndr Productionsperiode einrn fruchtbar«« Boden zu bereiten. Talent und Geist find überall dahin gerichtet, in allen Branchen menschlich«» Wissen- praktisch fortzuschrriten, in noch dunkle Gebiete desselben neue lichte Anschauungen zu führen und dem Ziele allgemeiner Intelligenz mit rastloser Förderung entgegenzuftreben. Um so mehr lege» wir eine besondere literarisch-kulturhistorische Bedeutung aus unterhaltende wissenschaftliche Werke, auf Reiseschilderungcn nnd charakterisirende Betrachtungen zur Kunde von Ländern und Völkern, welche mit lebendiger Darstellung und Wahrheitsliebe, mit Beherrschung des Gegenstandes und mit richtigem Blicke für das Wesentliche und Charakte ristische der Erscheinungen unsre Kenntniß erweitern, unsre Vorstellungen bereichern. Hiermit wird jene För derung und jener Austausch von Bildung und Wissen erzeugt, jene Bekanntschaft mit Natur, Leben und Sitte in verschiedenen Ländern verbreitet, wodurch die äußere sociale Verbindung geschiedener Volksstämme sich leichter und ungestörter entwickelt; Vorurtheile schwinden, düstere Zufluchtsstätten abgelebter Culturzustände werden auf gedeckt und der Aufklärung der Gegenwart erschlossen: das allgemeine Band der Intelligenz und Humanität umschlingt und festigt den zunehmenden Weltverkehr der Völker. Wie in der Poesie gewisse Stoffe unerschöpflich und ewig neu bleiben, so giebt es auch für Natur- und Völkerkunde manche Länder, deren Terrain für den Reisenden sowie für Den, der reisen möchte, in Genuß, anschaulicher Belehrung oder Forschung stets gleich fruchtbar und anziehend bleibt. Natur, Kunst und Ge schichte, oder Leben und Sitte der Gegenwart, oder auch alle» Dies zugleich bieten eine nie veraltende Anregung, eine hohe Schule vielseitigster geistiger Entwickelung, rin Erkennen poetischer und erhabener Naturschönheit: so zum Beispiel Italien, die Schweiz. Und so reich auch die Rrisrliteratur sich diesen bezeichneten Themen zuge wendet hat, für jeden begabten Kopf bieten sie noch neue Richtungen und Detail» der Beobachtung, Einblicke in Wesen und Zustände deS Volkslebens, die sich nicht auf der Oberfläche des täglichen Treibens ergeben, sondern mit Muße und Fächkenntniß gesucht sein wollen und mit ganz neuen Anschauungen über den vielgestaltigen Stoff lohnen. In dieser Hinsicht ist ein Werk von Eduard Osen il? rüggen, Professor in Zürich, höchst schätzbar und be- achtenswerth: „Culturhistorische Bilder aus der Schweiz" (Leipzig, Roßberg'sche Buchhandlung). Der Verfasser ist Jurist, und die Juristerei begleitete ihn auf seinen Wanderungen in der Schweiz. Er forschte nach den Rechlszuständen, wie sie sind und wie sic waren, und nach der Handhabung des Rechts im Lande umher, und namentlich in den Cantonen, wo er noch eine Naturwüchsigkeit des Rechts zu finden wußte. Appenzell und Unterwalden erwiesen seiner Forschung ganz beson ders, „wie das Rechtslcben als eine Seite des Volks lebens aufzufassen sei und wie sich in ihm der Cultur- zustand eines Volkes abspiegele", und wir empfangen durch seine gründliche, interessant und klar behandelte Darstellung einen Anschauungsunterricht im noch praktisch bestehenden deutschen Rechte, wie ihn kein Bücherstndium sonst so lebensvoll gewährt. Hierin liegt der sehr werth volle Hauptinhalt des Buches, obwohl die Jurisprudenz den Verfasser nicht abhält, uns mit feinem Natursinn in-manche weniger bekannte Gegenden der Schweiz zu führen und uns ihre eigenthümlichen Schönheiten in an ziehender Schilderung vor Augen zu führen. Die Schweizer sind höchst konservativ und haben sich in einigen innern Distrikten ihres Landes ihre Insti tutionen und ihr Recht nach den Ueberlieferuugen aus altgcrmanischer Zeit mit merkwürdiger Zähigkeit erhalten. Wir hören oft die gute alt« Zeit mit unwissender Be wunderung preisen; hier nun empfängt der Leser mit Ucberraschung ein Bild mittelalterlicher, bis in unsre Tage hinein dauernder Rechtspflege und RechtSbräuch«, deren Sinn und Geist der Gesittung und Humanität der Gegenwart vollkommen widerstreben. Einzelne Züge
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