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Dresdner Journal : 19.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186212198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18621219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18621219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-19
- Monat1862-12
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1862
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1LI2 gekommen, da» noch einen Schritt weiter geht in der Eentralisation. Keine SouSpräfrctur darf nach dem selben telegraphische Depeschen direkt befördern, sondern muß dieselben nach der Hauptstadt de» Departements, dem Sitze d«S Präfecjru, senden, von wo auS sie dann weiter befördert werden. Ist da- Drathnetz für dir Te legraphen erst vollständig beendet, so werden selbst die einzelnen Orte eine- Arrondissements (SouSpräfcctur) nur wieder durch ihre SouSpräfrctur in Verbindung . stch<n. Turin. Die „Jtalie" veröffentlicht folgenden Ta gesbefehl des neuen Krirgsministers: Offiziere, Unteroffizier« und Lotharen! Geehrt durch da« Ver trauen Sr. Majestät übernehme ich heute da- Amt einer KriegSmi- nifters. Da ich dieses Amt nicht znm ersten Male mne habe, fv weiß ich, mit wie viel Eifer und mit welcher Wirksamkeit ich rn meiner schwierigen Ausgabe von den commandirenden Departe- mentsgeneralen und allen Offiziere» de» Heeres werde unterstützt werden. Die Organisation des Heeres schreitet regelmäßig voran. Die alten Element«, aus denen cs zusammengesetzt war, bilden mit den neuen ein bewunderungswürdige« Ganze« von Ergebenheit und Vaterlandsliebe, Vor Kurzem noch batte ich Gelegenheit, mich zu versichern, daß die Italiener aller Provinzen, von dem Tage an, wo sie die militärische Uniform anzieben, ke»nen andern Gedanken ha ben, als die Erfüllung ihrer Pflicht, keinen andern Wunsch, als die Größe der Nation. Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Schon jetzt stark durch die Zahl, widmen wir unaufhörlich alle unsre Kräfte der Vervollkommnung der Sache, von der noch mehr als von der Zahl der Erfolg abdängt. Mögen die Disciplin und die mili tärische Ausbildung das beständige Ziel unsrer Anstrengungen sein, und wenn die Stunde der Entscheidung schlägt, so werden wir wür dig sein de« Königs und Italiens. Tun», II. December l802. Der Minister A. della Rvvcre. London, 15. December. (Nat.-Ztg.) Am gestrigen Jahrestage von Prinz Albert's Ableben erschienen bei Mur ray die „auf den ausdrücklichen Wunsch und mit der Sanction der Königin" herausgegebenen Denkwürdig keiten des Prinzen Albert. Der Band führt den Titel: „Ike prinoipol 8poeobe» amt vl Ui« üoxal Iliglineo« Ik« krince kousorl, rviltr an lnlr>nlucl>on giviog «omv Outline ok bi« Lbaraelvr". Außer den Re den des verewigten Prinzen enthält das Werk auch sehr interessante Data über die Correspondenz zwischen dem Prinzen und dem Herzog von Wellington aus dem Jahre 1850. Nach dem Tode des damaligen Generaladjutan ten Sir John Macdonald war der Vorschlag gemacht worden, dir beiden Posten eines Adjutanten und Gcne- ralquartiermeifters unter einem einzigen Haupte mit dem Stabschef zu vereinigen. Der Herzog von Wellington wurde infolge davon nach Windsor berufen und es fan den mehrere Unterredungen statt, in deren Verlauf der Herzog den Vorschlag machte, gewisse Anordnungen zu treffen, damit der Prinz sein (des Herzogs) Nachfolger als Oberstcommandirender der Armee werden könne. Der Prinz lehnte ab; indem er ausführte, daß es fraglich sei, ob er in seiner Stellung zur Königin zugleich ein Erecutivbeamter der Krone werden und die Befehle der Königin durch die Staatssecretäre empfangen könnte; daß er manche wichtige Ausgabe, die Niemand außer ihm erfüllen könne, vernachlässigen müßte, während jeder tüch tige Offizier den Oberbefehl über die Armee besser, als er, führen würde. — Aus Melbourne, 25. October, wird gemeldet: „Die Murray-River- und Sandhurst-Eisenbahn ist am 15. d. M. eröffnet worden. Ein Meeting von Ab geordneten der verschiedenen australischen Hplonien wird im December zusammentreten, um einen gemeinschaft lichen Tarif und freien Handel einzuführen." Stockholm, 11- December. (A. Pr. Z.) Nachdem noch gestern Abend in allen vier Ständen Plenarsitz ungen des Reichstags stattgefunden haben, sind nunmehr die Verhandlungen über die Anträge, betreffend Abän derungen grundgesetzlicher Bestimmungen, vollständig zu Ende gelangt. Von bedeutsamen Anträgen sind eigent lich nur zwei von allen vier Ständen angenommen wor den; der eine betrifft die Abänderung der Bestimmung, daß nur Anhänger der „reinen evangelischen Lehre" zu Staatsämtcrn befähigt sein sollen; der andere geht da hin, in die Verfassung eine Bestimmung aufzunehmen, daß der König nicht ohne Zustimmung der Stände Re gent eines andern Landes werden dürfe. Von drei Stän den angenommen, dagegen vomPricsterstande mit 27 Stim men gegen 24 verworfen, wurde der Antrag, Anhänger der mosaischen Konfession zur Ausübung des Wahlrech tes bei der Wahl von Reichstagsabgeordneten zuzulassen. Warschau, 15. December. Ueber die bereits tele graphisch gemeldete Festnehmung mehrer Mörder in Chelm lesen wir in dem heutigen „Dz. P." Folgendes: Zu Anfang des vergangenen Monats November sind in der Stadt Chelm (Gub. Lublin) der dortige Bürger Alex. Andr. Starczewski und dessen Haushälterin Konstanze Czerniak spurlos verschwunden. Es ging das Gerücht, daß beide Personen die Opfer einer Mord- that geworden seien. Au- diesem Grunde wurde eine Untersuchung eingelritet, welche folgende« Resultat er gab: Ende September erhielt ein gewifsrr Leon Niemi- rowSki von den politischen Hauptverbrechrrn, welche sich .Nationaler Centralcomits" benennen, den Auftrag, den Narczewski zu rlmyrde». ^)i« Ausführung des Mor de« roar ursprünglich 12 'Peismrcoi übertragen, di, sich durch«»cn revolunonärrM'Eih verbunden halte« Eini gen unter ihnen stießen Bedenken auf, nwShalb fi» sich zu dem Rrformatenprirster Markiewicz begaben. Dieser bestärkte sie in ihres Absicht, das angrdeuttte Verbrachen zu begehen. Am 2. November fuhr Starczewski mit der Czerniak zu einer Kindtaufr nach de«r Dorfe OkrzoA Einer der Mordgesellen, der es übernahm, die Genann ten in den Hinterhalt zu locken, beredete den Starczewski, ihn mitzunehmen. Al- sie auf der Rückfahrt eine Werst von Okrzoff gekommen waren, überfielen die Missethäter, 11 an der Zahl, den Starczewski, schlugen ihn mit Knit teln und versetzten ihm Wunden mit Messern und Fei len. Nach verzweifeltem Kampfe wollte Starczewski ent fliehen ; da ihm aber die Kräfte fehlten, so fiel er bald zu Boden. Die Mörder stürzten sich auf ihn, und als Konstanze Czerniak ihm zu Hilfe kommen und ihn mit ihrem Körper schützen wollte, wurde sie ergriffen und ihr die Kchle abgeschnitten. Dem schon halbtodten Star czewski warfen sie einen Strick um den Hals, erdrossel ten ihn und hingen ihn an einem Baume auf. Das selbe thaten die Mörder mit Konstanze Czerniak, nach dem sie ihr zuvor den Schädel eingeschlagen hatten. Die Leichen der Ermordeten warf man anfangs in den Wald, später wurden dieselben auf Befehl Niemirowski's nach dem demselben gehörenden Steinbruche gefahren und dort in ein zu diesem Zwecke vorbereitetes Loch geworfen. — Leon Niemirowski, der Priester Markiewicz und alle Personen, welche an diesem Verbrechen theilnahmen, mit Ausnahme von zwei entkommenen, befinden sich in den Händen der Justiz. Nach ihren ARgaben wurden die Leichen der Ermordeten gefunden und auf dem Kirchhof von Chelm beerdigt. New'Aork, 2. December. Der Kongreß trat ge stern in Washington zusammen. Die Botschaft des Prä sidenten Lincoln ist gemäßigt in ihrem Tone gegen den Süden, aber fest in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Union. Den Hauptinhalt derselben haben wir bereits telegraphisch mitgetheilt. Hinsichtlich der Aushebung der Sklaverei empfiehlt die Botschaft folgende Resolutionen: Der Unions-Kongreß beschließt, daß, wenn zwei Drittel bei der Häuser sich damit einverstanden erklären, die folgenden Artikel den Legislaturen oder Eonventen der einzelnen Staaten als Amen dements zu der Bundesverfassung vorgelegt werden und daß alle oder einzelne dieser Artikel, wenn sie von drei Bcertcln dieser Le gislaturen oder Eonvente ralificirt sind, als Theil oder Theile der Verfassung giltig sein sollen. Art. l. Jeder Staat, in welchem die Sklaverei jetzt besteht und welcher sie zu irgend einer Zeit vor dem Januar des Jahres ISOÜ aushebt, soll salzende Entschädigung von de» Vereittigten Staaten erhallen: Die Präsidenten der Vereinigten Staaten sollen jedem solcher Staaten für jeden Sklaven, von welchem man weiß, daß er sich zur Zeit des achten Census der Vereinigten Staaten darin befand, Bons der Vereinigten Staaten übergeben, welche gewisse Zinsen tragen, und zwar soll dies in Terminen oder mit einem Male geschehen, je nachdem die Aushebung allmählich oder mit einem Male stattgesunden hat. Jeder Staai, welcher die Sklaverei, nach dem er diese Bons erhalten hat, einführt oder duldet, soll die BonS nebst den Zinsen den Vereinigten Staaten zurückerstatten. Art. 2. Alle Sklaven, welche die Freiheit durch das Glück des Krieges zu irgend einer Zeit vor Beendigung der Rebellion erlangt haben, sollen für immer frei sein. Loväle Eigenthümcr sollen jedoch Entschädigung erhallen. Der Eongreß darf Geld bewilligen und Vorkehrungen treffen, um Niederlassungen freier Neger mit deren Einwilligung an Orten, die außerhalb der Ver einigten Staaten liegen, zu gründen. — Präsident Lincoln erblickt in der Annahme dieser Verfaffnngsamendements ein sicheres Mittel zur Wieder Herstellung der Union, bemerkt jedoch: „Ich empfehle die sen Plan, nicht jedoch in dem Sinne, als ob eine Wie derherstellung der Nationalautorität nicht auch ohne des sen Annahme angenommen werden würde- dresdner Nachrichten vom 18. December. — Gestern Nachmittag wurde in der Lache am Aus- schiffungsplahe der Dampfschiffe beim Lincke'schen Bade der Leichnam eines neugebornen Kindes männ lichen Geschlechts in ein weißes Tuch eingewickelt auf gefunden. Gerichtsverhandlungen. Dresden, 17. December. Das k. Oberappeh- lationsgericht hatte abermals über einen Mord die letzte Entscheidung zu treffen. Der Mörder ist der Dienst knecht Ernst Johann Gottlob Vogel, 31 Jahr alt, zu Falken geboren, älternlo«, unvrrheirathet, wegen leichter Schwachfinnigkeit unter Auftandsvormundschaft gestellt. Seine Schulattrstr sind nicht die besten, da finden wir nur die Worte faul, brutal, tückisch darin. DaS Lernen hat ihm nicht in den Kopf «wollt. In Bezug auf die Religion hatte er mehr G«Schtniß, als Verständigt- Gr weiß gar nicht, zu welch-, Consessch» er -ehjtzg. Er fing die Strumpfwirker« an, lies aber «es der*Lehre und ging aus die Dörfer irr Dieust. G» hattW,soM ein kleine-, Vemnög-n van «Oya 300 TM. I» Wi dies«- Inh«- dienH er vch deM-GulsltzWw HMrz Kaufungrn. Vogel hatte eine Liebschaft mit einer gewissen Uhlig in Kaufum-ea, die 38 Jahr alt und Mutter eines 2^ja(rigen Mädchrn», Emma Auguste, war, zu dem Vogel sich als Vater bekannte. Außerdem aber hatte er noch drei andere Mädchen, die ebenfalls schwanger von ihm waren und auch bereits entbunden sind. Die Uhlig wohnte bei den Handarbeiter Lorenz'schen Eheleuten in Kaufungen. Zur Kammer, wo sie mit ihrem Kinde schlief, führte eine hölzerne Treppe, di« Kammrrthür war mit einem Schlüssel versehen, der im Schloß immer steckte. DaS Kind lag in einer Wiege. Am 4. Mai d. I. hatte die Uhlig ebenfalls Abends da- Kind in die Wiege gelegt und sich entfernt, um erst am andern Morgen zurückzu kehren. Sie ging aufs nächste Dorf auf Arbeit. Am Morgen deS 5. Mai vermißten di« Lorenz'schen Eheleute das Kind der Uhlig in der Wiege. Um 6 Uhr abrr schon kam die Nachricht, daß das Mätzchen in einem Brunnen am Wildenhain'schen Hause zu Kaufungen tobt aufgefunden worden sei. Di« 17jährige Tochter Wilden- hain'S wollte Wasser holen und erblickt« das mit einem Röckchen bekleidete Kind. Der Brunnen ist nur mit kleinen Stangen umgeben. Man lief sofort zu Lorenz' hin und meldete es. Als die Uhlig nach Hause kam, sand sie ihr Kind nicht, sie lief zu Vogel in ihrer Angst — aber Vogel wollte von nichts wissen, bis sie eben die Kunde von andern Leuten erhielt. Vogel, als ver dächtig, wurde verhaftet. Das Gerichtsamt Penig besorgte die Aufhebung. Die Sektion des Kindes ergab, daß es durch Schlag- und Stickfluß gestorben und auch an der Nasenwurzel und am Stirnbein mit Blutan schwellungen versehen sei. Vogel gestand die That sofort zu — er sagte, er habe es deshalb gethan, weil er noch mehr uneheliche Kinder zu erwarten hätte und da müsse er eins aus der Welt schaffen. Ich erzähle noch nach träglich, daß die Uhlig schon Mutter eines 10jährigen Kindes von einem andern Vater war. Vogel wollte heira- then und zwar die Uhlig, wollte sich ein Häuschen kaufen und glücklich sein — aber das Gericht machte ihm wegen seiner Zustandsvormundschaft Schwierigkeiten. Er brach nunmehr das Liebesverhältniß mit der Uhlig ab, sing es aber wieder an. So bestand es auch noch am 4. Mai. Das war ein Sonntag — Vogel war in der Schenke und sehr lustig. Gegen 1 Uhr Nachts ging er in die Wohnung der Uhlig, holte daS Kind aus der Wiege, trug es im Arme fort nach dem Wasserlache. Unterwegs stürzte er mit der Kleinen, stand wieder auf -und das Kind „alberte" noch mit ihm und sagte:„Täte, Täte!" — Am Brunnen angckommen, stürzte er es mit dem Kopf zuerst hinein, ging in die Schenke zurück und tanzte und trckllk weiter, wie vorher. Er sagte, er hätte Durst bekommen. Ueber Zeit und Entschluß bei der That ist er in seinen Angaben nicht genau. Er gab vierteljährlich 3 Thlr. Ziehgeld — er gab sie gern, nur sagten die Leute immer, er sei nicht allein der Vater zu dem Kinde, und das that ihm weh, das ärgerte ihn. Welche Idee er von Recht hat, ersehen wir daraus, daß er im Gefängniß äußerle: „Ich will cs nicht wieder thnn, ich will die Strafe bezahlen!" — Das Bezirksge richt zu Mittweida verurthciltc ihn zum Tode. Er legte nun Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde ein. Im heu tigen Termine, wo er seine letzte Entscheidung hört, era- minirte ihn Se. Ercellenz, der Herr Präsident vr. v. Langen» über die verschiedenartigsten Verhältnisse im Le ben, die er oft komisch, oft gar nicht beantwortete. Er wußte z. B. nicht, daß er ein Sachse ist, wie viel Mo nate das Jahr, wie viel Neugroschen der Thaler hat, wie viel 3 mal 4 ist; er sagt, letzteres mache 6. In der Religion ging's besser. Er wußte, daß am Weihnachts feste Jesus, unser Herr und Heiland erschienen sei, daß er an ihn glauben müsse, um selig zu werden. Selig werden hieße glücklich sein. Er habe Jesum immer vor Augen gehabt, aber an dem Tage, an dem er sein Kind ermordet, habe ihn der lebendige Glaube an Jesum ver lassen. „Da war der Glaube weg" —sagte er. Der Ge richtsarzt Ur. E. Elz aus Mittweida war heute auch zur Stelle, er gab noch einmal sein Gutachten dahin ab, daß Vogel von «tupickiw«, Schwachsinnigkeit, nicht frei, daß sein Gehirn ungünstig entwickelt, daß der Schädelbau abnorm sei. Er leid« an Schwächst« und Dummheit, er sei aber befähigt, in den einfachen Vorkommnissen des Leben- zwischen Recht und Unrecht entscheiden zu können- Herr vr. Elz, befragt, ob Vogel zur Zeit der That zu rechnungsfähig gewesen sei, sagt: „Die Organisation de» Denkvermögen- Vogel'S müßte mangelhafter sein, alS dies -ei Vogel wirklich der Fall ist." Herr GrneralstaatS, «lwalt vr. Schwarze ergriff nun das Wort und erör tert: „Die That sei als Merd und nicht als Todt- Mlag zu kennzeichnen, hiernächst über auch volle Aurrch- WkgSfähigkeit anzunehmen. Als Mord stelle sich die Thal in Hinblick auf daS Motiv, auf die Zeit des Ent schlusses und auf die Art der Ausführung dar. Der Redner schilderte in schlagend« Weise und in gediegenen Worten die Entstehung und Entwickelung des Motivs, sowie, daß eS rechtlich keinen Unterschied mache, welcht der verschiedenen Angaben Vogel'S über die Zeit, wo er den Entschluß gefaßt habe, wahr sei. Der Redner zeigte sodann, wie die Art der Ausführung keinen Zweifel über die Ueberlegung zulasse, und «örterte in trefflichen Wor ten daS Eintreten d«S Mörder« in die Kammer, wo sein schlafendes Kind gelegen, seinen Gang zum Wasserloche und ebenso sein Verhalten nach der Thal.' Gegen die Annahme der verminderten Zurechnung spreche die That an sich und in ihrer Ausführung, abrr auch die Persön lichkeit des Angeklagten, obgleich man ihn als einen höchst beschränkten und als rinen geistesschwachen Men schen bezeichnen müsse, sei nicht von der Art, um eine verminderte Zurechnung anzunehmrn. Nach dem Gesetze sei die That ein Mord und dir Todesstrafe verwirkt; nur aber das Gesetz könne für die Dtaatsarwaltschaft wie für die Richter maßgebend sein. Der Redner schil derte dabei sie psychologische Seite des vorliegenden Ver brechens." Die Worte machten auf den hohen Gerichts hof, wir auf da- zahlreich versammelte Publicum den tiefsten Eindruck. — Dir Dcrtheidigung war in den Händen deS Herrn Advocaten Henschel aus Mittweida, sie war eine meisterhafte, wie sie selten in Dresden seil Jahresfrist zu hören wa^ Der Herr Verthcidiger ging auf Erörterung der beiden Fragen, ob Vogel mit Ueber legung getödtet und ob er völlig zurechnungsfähig ge handelt habe, ein, besprach die erkaltete Neigung Vogel's zur Uhlig, die drückende Sorge wegen des durch eine zweite Schwängerung möglich werdenden Ziehgeldes und den Verdacht der Untreue, den er gegen die Uhlig hatte. Auch die Entscheidungsgründe erster Instanz hatten dar auf Bezug genommen. Der Herr Advocat konnte frei lich nicht viel für seinen Clienten thun, nur die Milde des höchsten Gerichtshofes anflchen. Nachdem Herr In. Schwarze und noch einmal Herr Adv. Henschel gespro chen, zog sich der Gerichtshof zurück und Se. Ercellenz Herr Di. v. Langenn verkündete nach Verlauf einer Vier telstunde, daß das Todesurtheil bestätigt sei. — Zum Schluß ermahnte Se. Ercellenz der Herr Präsident den Verurthcilten, er möge annrhmen, er stehe nun bald vor dem höchsten Richter, der üb« uns Alle urtheilt, er möge, auch wenn Se. Majestät der König ihn begnadige, seine schwere That innig bereuen; denn nur so könne er sich die Sühne bereiten, die nothwendig sei zu seiner Selig keit. — Hierauf wurde Vogel abgeführt, gefesselt und nach der Landhausstraße transportirt. — Als Referent fungirte heute Herr Oberappellationsrath v. Har- titzsch. Givgesaudtes. An „Margarethe." Margarethe, Dichters edle Schöpfung, Wie so tief Du seinen Geist erfaßt! Herrschend mit dem seelenvollen Auge, Strebst Du siegend vorwärts, sonder Rast. WaS Dein holdes Wesen lebt und athmet, Unschuld reiner Engel ist es nur Und es wird die Welt zum Paradiese Wo hell leuchtet Deines Waltens Spur. Margarethe, Perll zarter Frauen, Deine Schöpfung glüht im'reinsten Licht, Zarte Minne birgt Dein keuscher Busen, Liebes Glanz verklärt Dein Angesicht. Lieblich weißt Du mit Geschmeid zu tändeln, Bringst zu Ehren deutscher Jungfrau'» Thun, — Magst mit Blumen neckisch, reizend kosen, Margarethe, selbst die schönste Blum'. Welche Seele in dem qualvoll Leiden, Welches Licht nach dunkler Kerkernacht! Margarethe schwingt die Siegespalme, t Margarethe, Dirfffei Preis gebracht! — bä. I«. genäht, als geschrieben werden und daß Schneider oft die beste Schmiede unsers Glückes sind. Ein noch jetzt bekannter Wiener Dramaturg wurde einst auf einem Balle von einem hohen Herrn, der über ein höchst reizend gekleidetes Mädchen ganz entzückt war, gefragt: „Sind Sie der Vater dieser Göttin?" Seufzend ent gegnete der Dichter: „DeS Kiilbes Baler bm ich wohl; doch leider Der Göttin Vater ist der Damenschneider." Auch mancher junge Gott unter den Männern verdankt seine Gottheit nur dem Schneider, und seine glänzende Außenseite ist die einzige Seite, wo Etwas herausschaut. Jedenfalls ist es gut, wenn auch wir unsrerseits diese Seite zu Weihnachten zu cultiviren suchen und unser Aeußeres, unsre Kleidung, als einen Gegenstand der Weltklughrit behandeln. Suchen wir uns daher weiter auf dem Gebiete der Mode zu unterrichten. Sprich wörter sind die Quintessenz aller Weltklugheit, und das Sprichwort sagt: „Mit dem Hut in der Hand kommt man durch das ganze Land". Der Hut ist demnach eine nicht zu verachtende Paßkarte; behüte uns daher Has Magazin von A. Rost (Scheffelgasse), dessen reiches Hutlager von Neuem das Neueste besitzt, und finden wir trotzdem hier keinen paffenden Hut, so doch vielleicht bei Gäbel (Landhausstr.), Buchholz (Wilsdruff« Str.) oder Lehmann (Frauenstr.). Wie der feine Hut den Gentleman kennzeichnet, so auch der Handschuh. Wer wünscht nicht lieber mit einer Schaf- oder Aiegenhaut, als mit dem ungegerbten Menschenleder in Berührung zu kommen? Das Metier der Handschuhmacher ist ein uraltes, ein Umstand, der dafür spricht, daß nicht allein die Mode die oft sehr lästige Bedeckung erfunden hat. Der Handschuh, den Graf DunoiS in Rheim« für die „Jungfrau von Orleans" hinwirft, das Fabrikat des LaterS „deS schönen Mädchen- von Perth", der zarte Glact, den der kühne RitterSmann auS dem Löwrn- »winger geholt und der Dame ins Gesicht warf, ja kaum der Handschuh „auf Deiner Hand", welcher Romeo unter dem Dalcon der Capulet zu sein wünscht, hat bei der Damen- und Herrenwelt ein so gutes Renomms, als die Handschuhe von F. A. Thimtg (Schloßstratze).— Eine Herrenmydv giebt e«, da wir einmal von der Mod« sprechen, die, ebenso wie die Crinoline, nicht sobald zu veralten scheint. Wir meinen das Tabakrauchen, „lleiven stop tkv nose »t it" („der Himmel halte sich dabei die Nase zu") höre ich manche Dame naserümpfend mit Othello rufen. Und ganz recht, es bleibt eine der Ge sundheit schädliche Unsitte; aber, meine Gnädige, be denken Sie, das Rauchen hilft dem Manne über Vieles hinweg. Es liegt so etwas Beruhigendes, Weltverachten- des in der Cigarre, deren herumwirbelnde und sich dann allmählich verlierende Wölkchen laut predigen, daß unser Leben nichtig und flüchtig sei, wie der Rauch, der unser» Lippen entquillt. Was die Bleikugel im Munde des spießruthenlaufenden Soldaten ist, da- ist die Pfeife dem Armen; er durchwandert mit ihr die harte Gasse des Lebens und verbeißt in ihr allen Unmuth und Schmerz. Ja Moreau, der bekanntlich vor Dresden zum Tode blessirt worden, rauchte bei der Abnahme seiner Füße seine Cigarre fort. So ist die Cigarre der freund liche Tröster erregter Gefühle und unser einziger, unser treuester, bester Kamerad, in dessen Gesellschaft man stets treiben kann, was man eben will; arbeiten, denken, sich zerstreuen, reden oder schweigen, wie es uns beliebt. Gestatten Sie also, meine Gnädige, daß wir uns eine Cigarre auf unsrer Wanderung über den Weihnachts markt bei G. A. Dreßler auf d« Schloßstraße an zünden. Auch die Tabakshandlungrn haben den An forderungen der Zeit Rechnung tragen und rin neues, elegantere- Gewand anziehrn müssen. Eins der größten, elegantesten Magazine ist das genannte Dreßler'sche ge worden, dessen glänzend« innere Einrichtung, wie die zum Studium der Rauchgrschmäcker anregende Dekoration der großen Auslagefenster dem Raucher von Profession imponiren. Reben den aufgehäuftrn Rauch- u. Schnupf tabaken, in Blättern, geschnitten oder in zierlichen Paketen, finden sich all' die hundert Nüancen der Londres, RegaliaS, Conchita- und Trabuco« d« Havana, der Antillen und de« spanisch-amerikanische« Fistlande-, der Cigarette- von Pari- und Et. Petersburg in duften den Crdernkisten ausgestellt. Dazwischen sind in großer Auswahl alle möglichen Rauchrrquisiten aufgestapelt, von der niedlichsten, aus Meerschaum zierlich gedrechselten Eigarrenspitz« an bi- zum langen, duftenden Weichsel- rohre, von der kleinen französischen Thonpseife bis zum Tschibuk und Nargileh, mit dem edeln Shiraz und Sultanski gefüllt. Neben dem Dreßler'sche» sind noch eine Reihe anderer wohlrenommirter Lager zu nennen; so ein Lager echter Havanas (und nur solcher) bei A. Ahrens u. Komp. (Eeestraße), dessen Local gegen das Dreßler'sche an Glanz zwar sehr zurücktritt, abrr trotzdem und namentlich für „verschämte" Raucher einer guten Fünfneugroschen-Cigarre große Anziehungskraft hat. Ferner die Lager Rauch- und Schnupftabake aller Arten von R. Mrnckwitz (Frauenstraße), Kühnelt (Landhausstraßc), Ferdinand Elb (Frauenstraße), Alois Beer (Schloßstr.), Ad. May (Seestr.), Hugo Paaztg (Wilsdruffer Str.), Ullmann (Prager Str.), Oswald Jungtow (Marienstr.) und W. Poppe (Badrrgaffe). Machen Eie in diesen Handlungen ihre Einkäufe zu dem Rauchstübchcn, meine Damen, mit tzeffen Einrichtung Sie den Herrn Gemahl zu Weihnachten zu überraschen gedenken. Für die Completirung seiner Rauchrrquisiten, der Pfeifen u. s. w., können außer den genannten Hand lungen noch die Magazine von Westphal, Lrdderhus (Beide auf der Schloßstr.) und von Haubold (Wils druffer Str.) empfohlen werdrn. Für die den Zwecken eine- Rauchzimmers passende dunkelblaue Tapet« sorgen die Tapetenfabriken von Mohr u. Mentzel (Prager Straße), H. Hopff« (Amalienstr.) und G. Hitzschold (Moritzstr.); für die nöthtgen Möbeln: die mit Leder überzogenen Diwans, Echaukelftühlr u. s. w., die Möbel magazine von Bernhard (PragerStr.), Junghanns u. Gräbner (Hauptstr.), Kühnel (Landhausstr.) und Rusch (gr. Schießgasse). Die Leuchter, wi« sie in Rauch zimmern gebraucht werden, finden wir, vorausgesetzt, daß Tie nicht echtes Gilb« dem Chinastlber vorziehen, bet tz. E. Göhler (Sporergaffe) und H. A. Ronthalrr (Altmarkt). Bei Letzter« können wir un« zugleich bei dieser Gelegenheit mit einem Paar Gum«ischuh« aus statten; hi« sowohl wie bet Knöf«l (Lohvaplatz) fin den wir davon eine reich« Auswahl. Die guten, echt »««iranischen Schuhe werden leider immer «ehr von dem leichtern Harburger Fabrikat verdrängt. Man hat Hanno»« da« Wttstenlautz der Industrie genannt, die Kautschuk-Fabrik von Albert Eohen, Vaillant u. Comp. W a.»»..* " ii-kViNnrri- in Harburg bildet darin «ine Oase; die genannte Fabrik ist in ihrer Art eine der größten, die es giebt. So ver sichern wenigstens die Eigenthümer und außerdem noch Folgendes: Es werden in diesem, seit 185- befiehendrn Kttchktsseiurut täglich 10,000 Paar Gummischuhe ver fertigt, was seit 1856 ungefähr 13 Mill. Stück aus macht. Täglich müssen sich daselbst ohne Einsprache 3000 Pfund Kautschuk verarbeiten lajseu und erscheinen als Schuhwerk, Ballon-, Cigarrenspitzen und in noch tausend andern Gestalten auf dem Markte des Lebens. Von den Waaren (im jährlichen Brttage von1,560,000 Thlr ), welche Vanity-Fair von diesem Etablissement be zieht, bleiben für 600,000 Thlr. im Zollvereine, gehen für 400,000 Thlr. nach England, für 200,000 nach Frankreich, Italien und Gpaai«», für 90,000 nach Oester reich, für 100,000 nach der Türkei, für 90,000 nach Ruß land u. Skandinavien und für 100,OOOnachChina, Indien und Amerika. Wit lange ist «» her, daß wir das Gummi Elasticum nur zum AuSlvschen von Bleistiftstrichrn ver wendeten? Jetzt hilft es uirS in unzählig:» Grstalten. Daß die Moral und da- Gewissen derWelt seitdem auch elastischer geworden seien, ist wohl nur Berläumdung. Nehmen wir Letzteres an und damit zugleich für heute Abschied, indem wir zur Ergänzung de» gestrigen Arti kel» unsern heutigen Plaudereien die Bemerkung noch beifüge», daß Damen, die vielleicht noch wegen* eines Festgeschenke« in Verlegenheit find, solche in tinir reichen und geschmackvollen Auswahl von thetls fertigön, ihetlS angefangenen StickeLeien bei C. Hess« am Altmarkt finden werden» ebenso wie <zll« zu Stickereien »tzthigen Must« und Garne. DaS grnanute Magazin wurde gestern irrthümlich unter den Bandhandlungen auf- geführt, während wir im Vcrzeichuiß der letzter» den gestrrn rrwähntrn Firmen Schüttel (Wilsdruffcrstraße) und A. L. Schurig (Altmarkt) «och di« von Hänsel u. Di«tze (Seestraßa) und E. Schneider (AltmarN), und in dem der Weißwaar,»Handlungen die von Rau u. Ger«Htw»ki (Seestrah«) und E^W. Starke (Schöfsergaffe) nachtragen möchten. (F»rls«tz»ng folgt.)
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