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Dresdner Journal : 03.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186501032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-03
- Monat1865-01
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 03.01.1865
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Ansage. Se. Majestät der König, Ihre Majestät die Königin und Ihre Königliche Hoheit dir Prin zessin Sophie wollen geruhen Freitag, den 6. Januar 1865 die GlückwünschungS-Couren wegen erfolgter Declaration der Verlobung Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Sophie, Herzogin zu Sachsen, mit Seiner Königlichen Hoheit, dem Herrn Herzog Carl Theodor in Bayern, sowie gleichzeitig wegen des Jahreswechsels in dem Eck- Parade-Eaale der zweiten Etage des Königlichen Schlosses gemeinschaftlich anzunehmen. Die Frau Oberhofmeisterin, die Zutritts Damen und die Hof-Damen Ihrer Majestät der Königin und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie, die Cavaliere deS großen Dienstes Seiner Majestät deS Königs und die Cavaliere des Dienstes Ihrer Majestät der Königin und der Prinzessin Sophie, Königliche Hoheit, versam meln sich behufs der Umgebung Beider Majestäten bei den Couren Al Uhr in den Vorzimmern Ihrer Majestät der Königin. Vor Beginn der Couren werden Ihr« Majestäten und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Sophie die Glückwünsche der Frau Oberhofmeistcrin, der ZutrittS- und Hof Damen, — nach deren Schluß, die der Herren Cavaliere vom Dienst, entgegennehmen. Cour-Stunden: die der Herren Staatsminister Nachmittags 1 Uhr. 6our genri-sl« der am Königlichen Hofe bereits vor gestellten einheimischen Damen, der Herren vom Civil und der Herren MilitairS a. D. Nachmittags A2 Uhr. Versammlung in den Paradesälen der zweiten Etage deS Königlichen S ffes. Cour der Generalität und der OffiziercorpS: Nachmittags ^3 Uhr. Versammlung in den Bilderzimmcrn der ersten Etage des Königlichen Schlosses. Abends A8 Uhr ist ^»emblev in den Parade-Sälen. Versammlung im Banquet-Saale. Unmittelbar vorher und zwar: A8 Uhr,' werden Beide Majestäten, sowie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses die genehmig ten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Präsentation--Cour im Thronsaale anzunchmcn geruhen. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und Prin zessinnen deS Königlichen Hauses werden in der ^usemblö« die allgemeine Glückwünschungs-Cour entgegcnnchmen. Die Damen erscheinen en insntesu, — die Herren in Uniform (6»>a) oder Hofklcid. Jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 2. Januar 1865. Königliches Obcrhofmarschallamt. j - , ' Bekanntmachung,' das königl. preußischer Seils erlassene Verbot der Ausfuhr von Waffen und Munitionsgegen ständen nach Galizien betreffend. Da die Königlich Preußische Regierung das nach der Bekanntmachung vom 16. August d. I. erlassene Ver bot der Ausfuhr von Waffen und MunitionSgegenstän- dcn über die preußische Grenze nach Galizien auf 6 Monate, also bis zum 1. Juli 1865, verlängert hat, so wird solches hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 29. Dccembcr 1864. Finanz. Ministerium. von Friesen. Schäfer. Feuilleton. K. Hoftheater. Sonntag, den 1. Januar, ward „Niklas der Holzschnitzer", Schauspiel in 5 Acten von Alerander Schnetger in neuer Bearbeitung gege ben. Das Stück war zum Zwecke solcher verbessernden Umwandlung nach seiner ersten in diesen Blättern be sprochenen Darstellung am 28. März v. I. vor seinen weitern Wiederholungen vom Verfasser zurückgezogen. Die neue Bearbeitung desselben beschränkt sich indessen, außer einigen Kürzungen und kleinen Minderungen im Dialog, auf eine Umgestaltung des letzten ActeS von dessen vierter Scene an. Statt daß früher die den NiklaS entlastende Aussage deS Schurken Stephan berichtet wurde, werden jetzt Beide auf der Bühne mit Zuziehung eines Untersuchungsrichters confrontirt, und vor diesem macht der mit verwundete, mit dem Tode ringende Stephan seine freisprechende Aussage. Diese scenische Vorführung und realistische Vergegenwärtigung deS Schluß motiv- hebt allerdings die äußere Wirkung deS letzten Acte-, nicht aber überhaupt die dramatische Behandlung d«S SüjetS selber, und seine ganze dramatische Gestaltung hat damit keine wesentliche Veränderung erfahren. Die frühere speciell motivirte Besprechung dieses Werkes wird somit dadurch auch nicht verändert, und namentlich nicht die Meinung, daß ein Mensch mit einem unselbststän digen vrrzweiflungSvollrn Märtyrerthum und steter Srelrnqual wegen eine- Verbrechen-, welche- er schließlich doch gar nicht begangen hat, durchaus untauglich ist, den Helden eine- Drama- abzugeben. Der Verfasser aber hat ohne Zweifel ein ehrenhaftes künstlerische- Streben bewiesen und sich die Anerkennung einer gewissenhaften Berwerthung seines Talent» gesichert. Er hat den einmal gewählten Stoff insoweit einer frr« tigSk und befriedigenden dramatischen Gestaltung zuge- Bekanntmachung. Nachdem der zcitherige Finanz-Zahlmeister Johann Friedrich Wilhelm Weidner auf sein Ansuchen vom 1. diese- Monats ab in Ruhestand verseht und von da an diese Stelle dem bisherigen Finanz Zahlamts-Cassirer Gottfried Karl Oehlschägel, die Stelle deS Finanz- ZahlamtS Cassirer aber dem bisherigen Finanz Haupt- cassen-Controleur Otto Amadeus Schmelz, die Con- trolrurstelle bei der Finanz-Hauptcasse dem zeithcrigen Calculator und Controleur bei der CautionScasse Ru dolf Julius Friese und die Controleurstclle bei der CautionScasse dem Calculator Ehregott Friedrich Reuther übertragen worden ist; so wird dies für die mit dem Finanz-Aahlamte, der Finanz-Hauptcasse und der Cau tionScasse in Verbindung stehenden Behörden und Per sonen andurch bekannt gemacht. Dresden, am 2. Januar 1865. Finanz-Ministerin m. Frhr. v. Friesen. Reuter. Dresden, 2. Januar. Seine Königliche Majestät haben die Finanzräthe Karl Wilhelm Krempe, Karl Allwill Isidor Götz und Oswald von Nostitz-Wall- wih zu Geheimen Finanzräihen und den Zollrath Gustav Adolf Wahl zum Finanzrathc zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Ueberslcht. Zrituvgsschau. (Publicist. — Pfälzer Zeitung. — Constiutionnel.) TagrSgeschichte. Dresden: Berichtigung einer Zei tungsnachricht. — Wien: Zahlung an die National bank. Spende für Nothleidcnde. Der Polizeiminister nicht erkrankt. — Brünn: Urtheil im Polenproccsse. — Die Zollangclcgenheit. Rigorosenordnung. Ver änderung in den Handelskammerbezirken. — Vene dig: Aushebung des Revolutionscomitös. — Ber lin: Landtag einberufen. Aufforderung an die Kron syndici. Wahlbestätigung versagt. Oderufcrbahn. — Köln: Differenz im Domcapitcl. — Stuttgart: Frhr. v. d. Pfordten. Kammerverhandlungcn. — Hanau: Aus weisung.—K arlsruhe: Verurtheilung einesGeistlichen. — Wiesbaden: Resultat der Wahlen. — Gotha: Vom Hofe. Landtagswahlcn. — Lübeck: Pensto» nirung. — Bern: Sanitätsconcordat. — Gens: Proceß. — Mailand: Circular desKrlezsmtnisters. — Neapel: Rundschreiben des Ministers des Innern. — Madrid: Untergang eines Admiralschiffs. — London: Eisenbahnunternehmungen. — Kopen hagen: CabtnetSkrisis. — St. Petersburg: Baron Lieven durch Graf Schuwaloff erseht. Tibet-Frage. Deutsche Zeitung in Lodz. — Konstantinopel: Ernennung. Einwanderungen. — Athen: Kanaris krank. — New-Vork: Vom Kriegsschauplatz«. Re präsentantenhaus. Schleswig Holstein. (Rescript der großmächtlichen Com mission. Frankreichs Haltung. Sitz der neuen Re gierung außerhalb Kiels. Festschmuck in Kiel. Er nennung. LrltiMphischc rlsichrichttil. Hamburg, Montag, 2. Januar. Die Ler- einSbank eröffnet morgen eine Filiale in Altona, die dem Vernehmen nach den Einwohnern der Her- zogthümer Schleswig Holstein Eonten im Dreißig- thalerfuße eröffnen wird. Paris, Sonntag, 1. Januar, Nachmittags. Der Kaiser empfing heute da- diplomatische CorpS unter Bortritt deS Nuntius. Nach dem „TempS" hätte der Kaiser auf die Ansprache deS Letzter« ungefähr Folgendes rrwikert: Die Glückwünsche deS diplomatischen CorpS, deren Organ Sic find, haben mich hoch erfreut; sie sind der AnSdrnck jener Ein tracht, welche zwischen Nationen herrschen soll. Ihre Umsicht ist mir dafür die sicherste Gewähr. führt, als cs dessen Eigenthümlichkeit und seine eigne Auffassung ihm möglich machten. DaS Schauspiel wurde sehr beifällig ausgenommen, und die guten Leistungen der Darsteller, namentlich in den gclungnern und dankbarcrn Partien desselben, fanden mehrfache Anerkennung. Es gehören zu diesen besonders die Nollen des NiklaS, des Gastwirths, seiner Tochter und deS Toni, von Herren Deitmer und Würger, den Fräulein Ulrich und Guinand dargcstellt. Noch sei Herr Koberstein (S.ephan) erwähnt, der die neu hinzu gekommene TodeSqualscene trefflich spielte. C. Banck. Dir Universalsprache. (Pasigraphie und Pasilalie.) Von Moritz Weinhold. (Fortsetzung au» Nr. 1.) Vernünftigerweise beschränkt sich ^lso die Idee einer Universalsprache (da cs einmal mit der Ursprache, die einem Jeden heimlich im Blute steckt und nur durch den Aauberschlag ihrer Entdeckung wieder ins Leben gerufen zu werden braucht, Nichts ist und Nichts werden wird) lediglich auf die Kreise der Gebildeten oder richtiger der Gelehrten, denen allein die gründliche Erlernung einer andern al» ihrer Muttersprache zuzumuthcn und zuzu trauen ist. Für sie also würde die neue Sprache be stimmt sein, welche, gleichsam da» arithmetische oder das geometrische Mittel auS allen, für Alle gleich leicht — oder schwer — erlernbar und denn Allen gleich verständ lich wäre. Hier aber liegt nun freilich ein Gedanke sehr nah«, den wir auch — um es gleich hier offen heraus zu sagen — für den einzig richtigen halten, der Gedanke nämlich, daß eS ja viel einfacher und kürzer ist, eine bereit» gebräuchliche Sprache al» solche» gemeinsame» Verkehrsmittel anzunrhmen. Denn gesetzt auch, daß e» Seien Sie überzeugt, daß ich auch meinerseits be müht sein werde, wich in meinen Beziehungen zu den auswärtigen Rationen stets von der Achtung und Liebe zu Frieden und Gerechtigkeit bestimmen zu lassen. Paris, Montag. 2. Januar. Der „Moni teur" veröffentlicht die Antwort des Kaisers auf die Glückwünsche des diplomatischen CorpS. Sie lautet fast ganz so, wie sie der „Temps" ge bracht hat. Der Erzbischof betonte in seiner Ansprache an den Kaiser, daß die Entwickelung der moralischen und religiösen Interessen in Frankreich zu erkal ten sei. Se Majestät erwiderte darauf obur jede politische Anspielung. Ein Circular deS Justizministers an die Bi schöfe sagt: Der Staatsrtth habe die Prüfung eines DecretS begonnen, dessen Zweck sei, zur Pu blikation desjenigen ThriiS der päpstlichen Ency- klika zu autorisircn, der für 1^65 ein allgemeines Jubiläum anzeigt. Weiter heißt <S in diesem Cir cular: Der erste Tbeil der Encnklika und daS die Aufschrift „Snllabus" führende Document enthiel ten Sähe, welche den Grundprincipien der Con stitution des Kaiserreichs zuwiderliefen, und eS sci daher das Verbot erlassen, diesen Tbril in den bi schöflichen Hirtenbriefen au die Gläubigen abzu drucken. Ebenso seien dem CleruS Vorträge über diesen Gegenstand untersagt, die zu brdaurrnSwer- then Interpretationen Anlaß geben könnten. Turin, Sonntag, 1. Januar, Nachmittags. Der König empfahl bei Empfang der Glückwunsch deputation deS Abgeordnetenhauses und de« Se nats die parlamentarischen Arbeiten zu beschleu nigen. Er sprach sodann die Hoffnung aus, daß die Geschicke Italiens in baldiger Frist erfüllt sein würden, und kündigte an, daß er sich im Laufe deS MonatS in der neuen Hauptstadt befinden werde. Rom, Sonntag, 1. Januar. AlS heute der Papst durch den General v. Montebrllo die Hul digung der französischen Armee und die Versicherung der Ergebenheit derselben empfing, sagte Se. Hei ligkeit: Diese Gesinnungen der Armee seien ihm schon in Gaöta durch den damaligen commandirrn- den französischen General ausgesprochen worden n*d später durch alle andern commandirenden Ge neräle der französischen Armee, dir edelmüthig her- beigreilt sei, um die ewige Stadt zu verthridigen. Er habe, fügte Se. Heiligkeit hinzu, immer gebetet für diese Armee, für Denjenigen, der dir Geschicke Frankreichs lenke, für den guten Clerus deseS Landes und für alle französischen Katholiken. Auch jetzt werde er nicht aufhören, diese katholische Na tion, den Kaiser, die Kaiserin und die kaiserliche Familie zu segnen und für dieselben zu beten, daß Gott Allen die notbwendige Erleuchtung gebe, in dem er an die Worte David's erinnere: .Iu»tliü, et juäieiuin peaopurnti» seckis (Gerechtigkeit und Gericht ist deines Stuhles Festung. Psalm 89, 15). Suez, Sonnabend, 3l. Decembrr. Aus Mel bourne vom 25. November wird gemeldet, daß diejenigen Stämme auf Neuseeland, welche noch in der Jnsurrection begriffen sind, einen neuen Kampf gegen die Engländer vorbereiten. DreSven, 2. Januar. Der Berliner „Publicist", von dem behauptet wird, er sei mitunter auch Publicant von anderwärts nicht gut auszusprcchcndcn Gedanken, enthält einen ge harnischten Artikel gegen die „Conföderation der deutschen Mittelstaaten", welcher mit folgender Ti rade endigt: .Die Eonsöderaiion d«r deutschen Miitclstaalen würde nur dann Ehanccn haben, wenn die Kräfte der letzter» in einem Kampfe gegen Preußen überhaupt znr Entwicklung kommen gelänge, gleichsam eine Durchschnittssprachc zu erzielen und über die Stufe eines Mischmasch zu der Bedeutung eines wissenschaftlichen Systems zu erheben, so würden doch die bcziehentlichcn Abweichungen von jeder der ein zelnen wirklichen Volkssprachen so bedeutend und so zahl reich sein, daß eine Einarbeitung in die neue künstliche Sprache eben nicht viel leichter fallen würde, als die ge meinsame Aneignung einer bereits bestehenden Sprache von Seiten aller Derjenigen, welche sich ihrer als einer gegenseitigen Umgangssprache bedienen wollen. Dies ists ja auch, was längst geschehen ist. Die Univcrsalsprache in diesem Sinne war un Alterthum schon einmal die griechische, im Mittelalter die römische, in der neuern Zeit die französische und in der neuesten Zeit scheint die englische Sprache eine ähnliche Stelle einnchnten zu wollen. Und man ist damit immer ganz leidlich ausgekommen. ES dürfte wenigstens noch sehr zweifelhaft sein, ob es dem genialsten Sprachmcistcr gelingen könnte, auf rein aprioristischem Wege eine philosophische Grammatik und eine ideelle Sprache zu erfinden, die alle bisherigen Spra chen an Einfachheit des Baues, an Schmiegsamkeit der Satzbildung, an Schönheit des Wohlklanges überträfe. Da aber die Schwierigkeit des Problems sortsährt, eine ungeschwächte Anziehungskraft auszuüben und noch in neuester Zeit Unternehmungen in- Leben zu rufen, die zum Theil mit Aufwand vieler Kräfte, langer Zeit und bedeutender Mittel ins Werk gesetzt werden, so können wir uns der Pflicht nicht entziehen, diesen unermüdlichen Bestrebungen unsre ernstliche Aufmerksamkeit zu schenken. Freiherr Heinrich v Gablenz gab bereit» in den Jahren 1853 und 1860 mehrere Werke heraus, in denen er den Versuch einer neuen, von ihm erfundenen Schrift der Orffrntlichkeit zur Prüfung vorlegte. Diese Schrift, zum größten Theile mit unsrer sogenannten la teinischen Schrift übereinstimmend, soll den Zweck haben, könnten, und dadurch die Möglichkeit eines Bundeskriege» in Deutschland gegeben wäre, bei dem, wie in früher» Jahrhun derten, da» Au-land Beute machen würde. Glücklicherweise aber hat der preußische Staat einen solchen Aufschwung ge wonnen und eine solche Macht erlangt, daß wir, sollten die Ideen der Herren v. Beust und v. d. Pfordten über die Bedeu tung diplomatischer Versuche hinausgehen, es heut zu Tage nicht mehr mit kriegführenden Mächten in Deutschland, son dern nur noch mit Rebellen zu thun haben würden." In der Thal nicht übel ausqedacht. Conföderation, Rebellen — also amerikanische Südstaatcn contra Abra ham Lincoln. Seccssionistische Sclavcnzüchter in der Auf lehnung gegen die Union. Der Vergleich kann manchen radicalcn Kopf ansprechen. Freilich, auch wieder nicht, wenn der Widerstand der Conföderation hier so lange Vorhalten sollte, wie dort. Glücklicherweise ist dieser Spuk nur ein Phantasie stück eines Berliner Blattes. In Dcutschland wird man sich dadurch nicht sehr geängstet fühlen. Indessen ist doch eine kleine Betrachtung darüber nicht überflüssig. Daß ein Berliner Blatt so weit geht, die deutschen Mittclstaaten eventuell Rebellen zu nennen, nicht etwa, weil sie dem Bunde, sondern weil sie Preußen den Ge horsam verweigern, darf nicht Wunder nehmen. Wissen wir doch, daß in höher» Regionen als denen des „Publicistcn" die Verwaltung der Bundescommissarc in Holstein eine revolutionäre genannt worden ist. Und wenn cs geschehen konnte, daß Bundesregierungen wegen eines am Bunde abgegebenen Votums zur Rede gestellt und vor ähnlichen Abstimmungen gewarnt wurden, wie sollte die freie Presse nicht zu Avertissements von noch drastischerer Wirkung gelangen? Nur Eins ist bei dieser Erscheinung auffällig. Im Deutschen Bunde nimmt Oesterreich die erste Stelle ein und führt den Vorsitz in der Bundesver sammlung. Man hat dieses Verhältniß allerdings schon manchmal in Berlin als überwundenen Standpunkt be handelt. Allein die bei mchrcrn Gelegenheiten voran gestellte Parität, die sollte doch wenigstens in einem Augenblicke zur vollen Geltung kommen, wo zwischen Oesterreich und Preußen ein Allianzvcrhältniß besteht. Gleichwie nun aber ohneOesterrcich's Zustimmung Hanno ver und Sachsen zur Zurückziehung ihrer Truppen, ohne vorgängigen Bundcsbcschluß aufgefordert wurden, ebenso sind den Minoritätsregierungen vom 5. Decembcr, soviel uns bekannt, ohne Zustimmung Oesterreichs Auffassungen des Bundesrechts als solche zu erkennen gegeben worden, deren Nichtbeachtung eine Verletzung der Verträge sein und eine Auflösung des Bundes zur Folge haben würde. Wenn nun Oesterreich sich diese Auffassungen nicht zur Richtschnur nimmt, ihre Nichtbeachtung aber zu der an gedrohten Folge führt, so kann cs ja unter Umständen durch weitere publicistische Ausführungen ebenfalls in die Kategorie der Rebellen gestellt werden. Es wird, eben darin liegt die Beruhigung, nicht Alles so heiß ge gessen, als es gekocht wird. Ein Artikel „vom Main" in der „Pfälzer Zei tung" sagt: „Daß die angestrcbte Einigung der Mittclstaaten in Berlin unbequem ist, beweisen schon der Hohn und die affectnte Geringschätzung, womit sie von den dortigen Officiöscn besprochen wird. Mit ge wohnter Taktik werden auch Fühler von dort in die Welt gesendet, um theils auf den Busch zu klopfen, theils im Voraus zu verdächtigen. Daß dabei die obligaten Hin weisungen auf Rheinbundsgelüste nicht fehlen dürfen, ver steht sich von selbst. Wenn aber irgendwo, so trifft hier das Sprichwort ein, daß Niemand den Andern hinter dem Ofen sucht, wenn er nicht selbst dahinter gesteckt hat. Waren cs etwa miltelstaatlichc Souveräne, die in Com- piögne und Schmalbach Visiten abgestattct, oder mittel staatliche Minister, die sich gerade vor der kritischen Wen dung der Herzogthümeifragc so geschäftig zwischen Biar ritz und Paris hin und her bewegt? Oder sind die Bro schüren, in welchen eine Waffenbrüderschaft mit der fran zösischen Armee so heiß ersehnt wird, etwa in einer mit telstaatlichen Residenz erschienen und officiö» belobt wor den ? War es endlich nicht gerade Preußen, welches Ge rüchten von beabsichtigten Abtretungen an Frankreich ein ofsicicllcs Dementi entgegen stellen mußte? Dort hat durch hinzugcsügte neu erdachte Zeichen den gesprochenen Lauten in ihrer Verschiedenheit, z. B. der Länge und Kürze, mehr zu entsprechen, also von der historischen und herkömmlichen Orthographie abweichend sich möglichst genau an die Klänge der wirklich geredeten Sprache anzuschlicßen — kurz, sie soll mit einem Worte eine wirklich phone tische Schrift sein. Jene Werke sind folgende: „Sprach wissenschaftliche Fragmente aus dem Tagebuch« des Frei herrn H. v. G. 1. Theil. Leipzig 1859. 2. Theil. I. Heft. Deutscher Schlüssel zur Gavlcnsograsie und Gavlensofonie oder Gavlensolalie. Leipzig 1859. 2. Heft. Gavlensogra- firtc deutsche Leseübungen. Leipzig 1860. Gavlensografisch- Deutsches Sonntazsblatt. Für die Verwirklichung der Idee einer allgemeinen Silben- und Lautsprachc. Dresden 1860. 2 Ouartalr. Handschriftlicher deutscher Schlüssel zur Gavlcnsograsie. Dresden 1860." Sämmtlichc Schrif ten sind im Selbstverläge des Verfassers erschienen. Die beschriebene Methode, zunächst nur auf die deutsche Sprache angewandt, ist doch nach des Urhebers Meinung geeignet, „die Schreibung von drei und dreißig absonderlichen na- zionalen Literaturen eigenthümlichen Wortbildcrn" zu regeln, und er beabsichtigt, „in drei und dreißig (vor zugsweise von unS sogenannten) Schlüsseln ... drei und dreißig unwiderlegbare Beweise zu liefern, daß und wie mittelst der Gavlcnsograsie die Idee einer internationalen Silben- und Lautsprache verwirklicht werden könnte." Diese drei und dreißig unwiderlegbaren Beweise sind noch nicht geliefert und wir haben vorläufig die gegründetsten Bedenken gegen die Möglichkeit, sie zu liefern; nicht ein mal die Laute der französischen und englischen Sprache können mit Hilfe der bisher veröffentlichten „gavlen- sografischen" Zeichen auch nur annähernd wiedergrgebrn werden. Doch wollen wir darüber nicht ausführlicher sprechen, weil alle diese Publikationen nur Vorbereitungen sind zur „Gavlensofonie oder Gavlensolalie", zu deren
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