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Dresdner Journal : 02.07.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-07-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186507020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-07
- Tag1865-07-02
- Monat1865-07
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1865
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Sr. Majestät der König ha ben allergnädtgst geruht, den Eommandanten der I. In« faatrrie.Divifion, Generalmajor von Egtdy-Grißmar, unter de« heutigen Tage, al» dem Tage seine» fünfzig- jährigen Dienstjubiläum», zum Generalleutnant zu be fördern. Papst die Eidesleistung der vischSf« adgelehnt, unrichtig aber sei die Angabe, da- der Papst die Ordination derjenigen Bischöfe bewilligt habe, welche den Gtaatsgesetzra zu gehorchen versprächen. No« verwarf das Exequatur, sagt die „Raztoue', und verweigerte somit jede viscnsfion über die Kor» des Exequaturs. Nichtamtlicher Theil- Uebersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Aeituugsschau. (Allgemeine Zeitung. — National« Zeituna. — Vaterland. — Presse. — Wanderer.) kagrsgeschichte. Wien: Die Ministerkrist». — Pesth: Gerüchte über bevorstehend« Ernennungen. — Berlin: Tageibericht — München: Reducirung de» Artil- lericpferdebestandeS. Kammrrverhandlungrn. — Kas sel: Au» der Ständcversammlung. — Hamburg: Elbüberbrückung. —Pari»: Da» Mtnistrrialrircular bezüglich der Municipalrathöwahlcn. Au» dem gesetz gebenden Körper. Hofnachrichten. Verstärkungen nach Mexico. Stand der städtischen Finanzen. — Rom: Der König. Die Verhandlungen mit Rom. ver mischte». — Rto-dr-Janeiro: Dom Kriegsschau plätze. Schleswig-Holstein. (Zur Mission de» Prinzen von Hohenlohe. KriegSkostenabzahlung. Tagesbericht.) Inner« Augrlegeuheiteu. (Die Versammlung deutscher Land und Forstwirth« in Dresden. XII.) Dresdner Nachrichten. ProviuzialN'chrichte« (Leipzig Hohenstein. Ehren- friederSdorf.) Eingesandtes. Statistik und Lolkswlrthschaft. -rnillrton. Inserate Lageskaleuder Börsen- Nachrichten. Beilage. Vie Versammlung deutscher Laad und Korstwirthe zu Dresden. Eingesandtes. Feuilleton. Statistik. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 1. Jvli. Der „Wanderer" schreibt, auf den Eintritt der als Hauptträarr des »rven Eabivets genannten Personen sei erst dann z» rechnen, wenn die Reis« des neuen ungarischen Hoftanzlers, v. Majlath, nach Pesth ergeben werde, daß die Ausgleichungspolitik bei Wahrsag des Princip» der Neichsrinhrit mit Aussicht auf sichern Erfolg iuaugurirt werden könne. Bis dahin bleibe die Rinisterkrtfis permanent und die Krage »egen Annahme der von den Ministern eiagrreichtea Ent- laffungsg'fuche eine offene. — Der „Wand." wi derspricht vorlävfig auf das Entschiedenste dem Gerüchte von einer bevorstrheuden Bereinigung der drei Hofkanzleien. Paris, Sonnabend, 1. Juli. Der heutige „Moniteur" bringt Korrespondenzen aus Mexico, welche zufriedenstellende Details über di« Lage die ses Landes enthalten. Florenz. Freitag, 30. Juni, Abends. Die „Razione" drmeutirt ein« Meldung der „Opiuioue' bezüglich der Verhandlungen mit Rom (vergl. unter „Tagt»geschtchtr ) uud erklärt, es sei wahr, daß der Dresden, 1. Juli. Ja der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" finden wir nachstehend«, au» Berlin vom 17. Juni (soll wohl heißen 27. Juni) dattrte Korrespondenz über die Stellung, welche angeblich die k. sächsische Regie rung zu der Frage de» italienischen Handelsvertrag«» eingenommen haben soll: ,,E» ist von hier au» behauptet worden: die k. sächsische Re gierung habe, gleichwie sie in der Angelegenheit de» vereinslän- dischen Zoll- und Handeirvertrage» mit Frankreich rasch und ent schieden den preußischen Bestrebungen zu Hilfe gekommen, so auch in der jetzt von Preußen angeregten Angelegenheit eine« deutsch italienischen Handelsvertrag« bereit« eingehend aus die Rund schreiben de« Herrn v. Bi-marrk geantwortet. Die« ist aber un richtig. vielmehr ist da« Äegentheil hiervon wahr. Die kbnigl- sächsische Regierung hat nämlich sich veranlaßt gesehen, in einer nach Berlin gerichieien Depesche sich dahin autzusprechen, daß Gründe mancherlei Art, und vor Allem die dynastischen Bezie hungen de« k. sächsischen Hose«, sich sür die sächsische Regierung der Erledigung der Borfrage, welche einer handelspolitischen Ver handlung de« Zollverein« mit der Florentiner Regierung voran gehen muffe, d. t. der Anerkennung de« Königreich» Italien durch die Regierungen de« Zollverein«, al« nicht zu beseitigende» Hin- derniß in den Weg stellen." Die Berliner „Nation al-Zeitung", welche diese Eorrespondenz reproducirt, knüpft hieran folgend« Be merkungen: .Daß auch in Dresden die legitimistische Brille über die ma teriellen Interessen de« Lande« siegte, ist um so auffallender, al» gerade die Industrie de« Königreich» Sachsen sehr bedeutende In teressen aus dcm italienischen Markte hat, und al« die« der sonst wirthschaftlich sehr unterrichteten sächsischen Regierung nicht un bekannt sein kann. Aber, abgesehen von den verwandtschaftlichen Beziehungen de« Hofe«, hatte sich bekanntlich auch die sächsische Regierung durch ihre Haltung dem deutsch-französischen HandelS- verlrage gegenüber die Unzufriedenheit de« Wiener Eabrnet« in hohem Grade ,»gezogen. Sic hat sich jetzt beeilt, zu zeigen, daß sie e« so gut, wie die andern, versteht, materielle Interessen de» Lande« auf dem öfterreichschen Altäre zum Opser zu bringen, und aus die bekannte Genügsamkeit der sächsischen Arbeiter erne Legi- timilällsteuer zu legen. Bon Oesterreich hat sie für diese Opfer willigkeit aus BolkSkoften bereit« ihr Lob eingeerntet. Ueber di« Sircularnote, welche da« österreichschr Eabinet in der Frag« der Anerkennung de« Königreiche» Italien durch die Zollverein«reare» rungen an diese letzterer abgehen ließ, schreibt man un» nämlich au» Wien, daß in derselben den einzelnen Regierungen der Dank sür diese Haltung, dir sie den .preußischen Zumuthungen" gegen über beobachteten, und zugleich die Hoffnung au»arsprochen wird, daß sie auch in der Folge denselben Standpunkt beobachten wür den, da die Anerkennung de« Königreiche« weder im Interesse de» Bunde», noch in dem der einzelnen Staaten liegen könne.' Wir haben zu diesen mehr al» tendenziösen Aus lastungen für heute nur Folgendes zu bemerken: 1) daß in der von der diesseitigen Regierung nach Berlin ergangenen Depesche von „dynastischen Beziehun gen dcS köntgl. sächsischen HvfeS" mit keinem Worte die Rede ist; 2) daß die obenerwähnte Eireularnote de» k. k. öfter- reichschea Eabinet» längst vor dem Abgänge der sächfi- scheu Depesche nach Berlin abgegangen ist, mithin erstere mit letzterer in keiner Wechselbeziehung stehen kann; 3) daß in der sächsischen Depesche gerade die mate rielle Frage auf da» Eingehendste erörtert worden ist, wobei die sächsische Regierung deren Wichtigkeit vollstän dig anerkannt, zugleich aber die Mittel bezeichnet hat, wie eine befriedigend« Lösung derselben hrrbetgeführt werden könne, ohne die politische Frage damit in Ver bindung zu bringen, mit deren geflissentlicher Voranstel lung die Erledigung der materiellen Frage nur erschwert und verzögert wird. Die Wiener Blätter wenden sich nun übereinstim mend der Auffassung zu, daß die dortige Minister« krisiS ihren Grund in der ungarischen Frage hat. E» wird erwartet, daß der versuch eine» Ausgleich» mit Un garn im Sinne de» Programm» der Altconservativen, Feuilleton. K. Hoftheater. Freitag den 3V. Juni trat Herr Döring im „Juden" al» Schewa und in „Der ver schwiegene wider Willen" al» EommisstonSrath Frosch auf. De» Eumberland'schen Schauspiel kann rin huma nistischer Kern und die tüchtige Charakteristik in der Haupt rolle nicht abgesprochen werden. Recht sehr aber verletzt äußerlich sein unorganischer, seenisch dürftig an einander geheftetrr Bau. Ja Bezug aus den innrrn Eindruck ist e» ferner eine Thatsache, daß jede» Stück eine imposante Wirkung machen muß, wenn e» wie diese» und jede» Eum- brrland'sche mit Gewaltsamkeit vom Dichter auf einen freundlichen Schauspirlschluß hingeführt wird und nie mals der Kamps der Leidenschaften eine ernste Höhe er reiche«, niemals da» Schicksal «in« Stimme haben, nie mals di« künstlerische Idee darin jene psychologische Eon- seqnraz durchführen darf, die von der Handlung wie von de« Eharaktrren unabwriSlich gefordert wird. Solch« Art »»» Dramatik, die den Herzschlag der Menschen durch Blutentziehung mäßigt, de« Frühlinge der Phantasie seine erlaubten Blüthe» zuzählt und seine Lerchen an einen Faden bindet, damit st« nicht zu hoch steigen und zu laut schouttern, vernichtet sowohl den Eindruck profaner Na türlichkeit al» den poetischer Erhebung. Wir bekommen «in unwahre» Genrebild, «elche» auf moralisch« Nutzan wendungen theatralisch zugeschntttra ist. Dazu kommt bet Cumberland'» „Juden" noch die veraltnng der socialen Tendenzen und de» Zeitgemälde», da» außerhalb unsrer Sitten und bürgerlichen Jnstttu- ttonen liegt, j, sogar außerhalb der reifen Anschauungen nnsrer Gegenwart, wenn derselben auch tu Europa »och »i«l zu thun übrig bleibt, um die fanatisch« veschräukt- hett da» JSraelÜealhu« formell wie ideell zu sühnen. Trotz jener Mängel wurde Schewa immer gern von Charakterdarstellern zu einer Bravourrolle gewählt. So auch vom Gast Herrn Döring- Wohl gehört dieser Künstler der realistischen Richtung an, deren Anhänger dem Episodenthum zugenetgt sind und gern ein wenig au» dem Rahmen der Dichtung und auch au» dem de» Pro« scentum» hervor- und in einen gewissen Conner mit dem Publicum hineintrrten, ein Brauch, welcher der zwang losen Poste enthoben und in da» ernstere Charaktrrdrama htnringrpascht ist. Doch versteht Herr Döring auch diese Manier de» NaturaltSmu» taktvoll zu mäßigen, wie er gestern in seiner wirkungsvollen, mit reichem Beifall be lohnten Darstellung de» Schewa bewies. Er bringt zu dieser Rolle alle jene Eigenschaften mit, welch« in den treffenden Einzrlzügrn lebrnStreuer Grnrebildlichkeit und in der höher« Hrrvorkehrung de» sittlichen Prtncip» be stehen, und bei einem Mittelding zwischen Schauspiel und Tragödie besonder» werthvoll zu verwenden find. Durch sein leichte» Fallenlasten in der Red« de» Konversations ton» bracht« rr dankbare, den körenden Scrnen drastisch entgegenstehend« Moment« hervor' und wo, wir hier, die Birtuosenpartie gar keine andere von Bedeutung — frei lich zum Schaden de» Drama» — neben sich hat cknd e» ihr auf Etnzeleffrcte ankommt, kann dadurch nicht leicht di« Harmonie de» Gesammtgemälde» gefährdet werden. In heutiger Zett, wo tiefere» Studium immer mehr den Jüngern der Schauspielkunst entschwindet, wo sie da» Edelwild der Kunst nicht «ehr al» wohlgelernt« Jäger anschleichen und anpirschea, sonder« in junkerhafter Par forcejagd «ad mit klaffender Meute über di« Scene jagen, — in dieser Zeit de» verfall» macht e» einen erfreulichen Eindruck, eine« talratrrichea Künstler in einer Roll« zu bedachten, deren Vorführung rin langjährige», ltebevolü» Beschäftigen mit derselben in jeder, wenn auch hier und da auf di« Spitz« gestellten Nüanc« verräth. unter Anerkennung der RechtScontinuität, gemacht wird. Eine theilwetse Revision der Februar-Vrrfaffung im mehr föderalistischen Sinne würde nach der Ansicht der Blätter damit zusammenhängen. Ist man insoweit einig über die Bedeutung der Ministerkrist-, so stehen sich indeß die Ansichten der Blätter bezüglich der konstitutionellen Ent wickelung im Allgemeinen schroff gegenüber. Die retro grad« Partei, vertreten durch da» „Vaterland", jubelt bereit» laut und offen über den Sieg der „Oetobrrmän» ner" und die Rückkehr zu GoluchowSki'schen Zuständen. Da lesen wir die Worte: „Jene sichere Grundlage, welche die Verfassung vom 26. Februar der Monarchie bieten wollte, ist nicht gewonnen worden, aber wir dürfen die» in dem Augenblicke, wo alle Anzeichen erkennen lasten, daß die Rückkehr zu den großen und fruchtbaren Prin« ctptrn de» OctoberdiplomS erfolgt ist, ohne Bedenken, dadurch unsre Feinde zu entmuthtgen, »uSsprechen." — Die liberalen Blätter zeigen indeß keine großen Besorg nisse für die Zukunft. Die „Presse" bemerkt gegen über dem „Vaterland: „Wir trösten un» einstweilen da mit, daß Herr v. Majlath und seine künftigen Regie- rungSgenossen bessere Politiker sein werden, al» die Leiter d«S „Vaterland", und daß in jedem Falle eine zweite Aera GoluchowSki kaum eine längere Dauer haben würde, al» die erste." Daffelbe Blatt führt in einem längern Artikel Folgende- auS: „Die Ernennung dc» Herrn tz. Majlath genügt unser- Erachten», um trübe Stim mungen und Besorgnisse sernzuhalten" ... „Mit Be stimmtheit hören wir versichern, daß seine Ernennung in jenen altconservativen Kreisen, die der äußersten Rechten angrhören, überraschend gewirkt hat. Wer so, wie er seiner Zeit im verstärkten ReichSrathc und in der Mag- natentafel de» 1861er Landtag», für strenge Gesetzlichkeit, Preßfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetze und constttu- tiolle Einrichtungen in den deutsch-slawischen Erblandrn gesprochen, ist jedenfalls kein Mann de» Rückschritt», und da ihm genaue Kenntniß der allgemeinen Zustände der Monarchie nachgerühmt wird, so dürfen wir wohl er warten, daß sein Einfluß sich nur zur Förderung de» konstitutionellen Princip» überhaupt geltend machen werde. Herr v. Majlath bildet die bekannte Größe in d<m be vorstehenden Eabinet«; die übrigen Größen sind noch un bekannt." ... „Ob Graf Belrrrdi berufen wurde, ob er definitiv annimmt, ist noch zweifelhaft. Wenn er jedoch annimmt, so muß rr den Willen haben, constituttonell zu regieren, weil da» tiefe Ledürsniß der Gesammtmo- uarchir und die Beilegung der staatsrechtlichen Differenz mit Ungarn nicht blo» die Festhaltung, sondern die Ent wickelung de» konstitutionellen Princip» in Gesammtöster- retch bedingen. Don einer Restauration GoluchowSki'scher Ideen kann daher unser» Erachten- keine Rede sein. Der weitere Umstand, daß Freiherr v. LtchtenfelS, einer der vorzüglichsten Träger der bisherigen System» unsrer in nrrn Politik, von seinem wichtigen Posten zurücktritt, läßt vermuthrn, daß wir an der Schwelle eine» tiefgrei fenden SystemwrchselS stehen, und daß der Herrschaft der exclusiven Büreaukratte, die trotz de» konstitutionellen Apparats der Februar-Verfassung bisher ziemlich unbe- schränkt waltete, allmählich da» weise, wahrhaft freiheit liche Princip der Selbstverwaltung substituirt werden soll. Nach Alledem müssen wir vorauSsetzen, daß jener Mann, welcher den Herrn Etaatsminister zu ersetzen berufen wer« den wird, seine Stützen nicht in den Reihen der Dunkel« und RückschrittSmänner suchen darf. Graf Belcredi wird unS al» ein Cavalier von hervorragenden GeisteSgaben geschildert; rr kann sich über die allgemeine Stimmung nicht täuschen, sein Blick kann ihm keinen Zweifel da rüber übrig lasten, wohin die Magnetnadel der Wünsche aller Völker Oesterreich« weist. Fall» Graf Belcredi der hohen Mission sich unterzieht, welche ihm angeboten sein soll, wird er Anstand nehmen, Schritte zu thun, die ihn unpopulär machen; rr wird vielmehr da» lebhafte Be- dürfniß fühlen, „„die berechtigte öffentliche Meinung mit feinem Verständnisse in sich aufzunehmen."" Wir können nicht umhin, auSzusprechrn, daß der Tact, welcher die wenigen bi» jetzt bekannten Schritte während der Krise leitet, volle Anerkennung verdient, und der Pesthrr Reise des Kaiser» einen bessern Erfolgt verheißt, al» vor zwei Die Etnstudirung de» Stücke» kann ich nur in den Ensemblescenen zwischen Schewa, Brau« (Hr. Winger), Rachel (Frl. Allram) und Hirsch (Hr. Jauner) loben. Die eine ehrwürdige Nation mißhandelnde Jüdelei hat auf der Bühne und in der Literatur so abgenommen, daß da» große Publicum nicht einmal mehr weiß, Wa rin „MeschorrS" ist. Hr. Jauner spielte diesen Diener und ergriff von der alten deutschen Polizrieintheilung der Sterblichen in „Menschen", „Individuen" und „Sub- jeete" mit Nachdruck zur letzter« Gattung. Sein wohl- einstudtrtrr J-raelit versetzte peinlich nach Polen und ließ alle» Da» mit Bangigkeit vermuthen, womit man einen dortigen Juden unterster Schacherklaffe ausgezeichnet und behaftet glaubt. Uebrtgrn» wurde diese an sich burleske Rolle auch gewöhnlich in England zur dankbaren Kari katur sür di« Galerie gemacht; der gute Geschmack befand sich immer in der Minorität und man kehrte sich schon damals nicht daran, daß bereit» Aristophane» und Sha kespeare» auf da» unangenehme Uebertreiben niedriger Rollo« ansptelten. Im „verschwiegenen wider Willen" ließ Hr. Dö ring al» specifischer, nach Kotzebue'» Original neu uud zeitgemäß aufgelegter Berliner seinem lebendigen Humor den Zügel schießen. Die Laune de» Zuschauer» wird da bei immer heitercr, je mehr sich derselbe mit dem Farben auftrag dieser Auffassung vertraut gemacht und abgefun- den hat. Mimischer Retchthum und «ine derbe, witzsprü- hrnd« Komik helfen in solchen Partien dem gefeierten Künstler ein Original schaffen, welche» sich die jetzt be liebte Aufgabe stellt, in seiner Mischung zwischen ebenso der Beachtung werlhen, geistig feinen, al» dir Beachtung herausfordernden, burle-k gröber« Pointen allen Kreisen de» Publikum» Rechnung zu tragen. Di« Devise für Darstellungskunst, besonder« in Lustspiel und Poff« heißt nicht mehr: „Vita« impanäor, roro", sondern viel- Jahren die versuche hatten, eine Reform de» Deutschen Bunde» durch die kaiserliche Initiative anzubahnen. Ma die Stellung der neuen Regierung zu dem Abgeordneten hause betrifft, so möchten wir daran erinnern, daß die gegenwärtige Majorität in diesem Hause die Frucht einer Koalition ist; ein nicht geringer Theil dieser Majorität kann da» Programm dcr BerfastungSreform und der Ver söhnung mit Ungarn, ohne sich untreu zu werden, mit Bereitwilligkeit aufnehmen. UnS scheint die Möglichkeit durchaus nicht auSgeschloffen, daß daS in der Bildung begriffene Eabinet sich durch eine» oder da» andere Mit glied au» den Reihen de» Abgeordnetenhauses ergänze. An mancher tauglichen Kraft für die Aufgaben, die da künftige Ministerium zu lösen berufen ist, fehlt e» in diesem Hause nicht. Mit dem 1. Juli tritt in Ungarn da- Provisorium außer Kraft, und wir begreifen, daß die Krone, wenn ihr da» Werk der Versöhnung ernstlich am Herzen lag, Werth darauf legen mußte, die neue Epoche mit der Ernennung eines Hofkanzler» zu eröffnen, von dem sie vorausetzt, daß er da« Vertrauen de» Landes be sitze. Mit Spannung sehen wir dcm End« der Krist» entgegen, und vertrauen darauf, daß dieses End« den Anfang unsrer Wünsche und Hoffnungen nicht Lügen strafen werde." — Auch der „Wanderer", rin libe rale» föderalistische» Blatt, äußert sich in ähnlicher Weise. Sich ausschließlich mit dcn Persönlichkeiten de» führra und de» neu ernannten Hofkanzler» beschäftigend, begrüßt diese» Organ in Letzterm „die eminenteste staatsmän nische Capacität unter den ungarischen Eonsrrvativrn", «inen Mann von entschiedener Gesinnung und festem Charakter, an besten Willen und Begabung rr nicht zwei felt, besten Ernennung für Ungarn die Anerkennung de» historischen Recht», den entschiedenen Bruch mit der ver teil kungStheorie bedeute, und von dem die liberale Partei in Ungarn, die „nicht Willen» ist, mit Sack und Pack in» konservative Lager überzugehen", „volle Freiheit der DiScussion und die Möglichkeit, ihre eigenen Tendenzen mit konstitutionellen Mitteln zur Geltung zu bringen", erwartet. Bei Alledem hält e» der „Wanderer" für noth» wendig, zu prognosttciren, daß rr, „wo r» sich um eia größere» oder geringere» Maß der Freiheit, um eine grö ßere oder geringere Jngerenz der Volksvertretung han delt", oft in Opposition zu den neuen leitenden Persön lichkeiten gerathen werd«. Dergleichen glaubt da» cttirt« Blatt „die Besorgniß, daß wir nun in der westlichen Hälfte de» Reiche» neurrding» GoluchowSki'schen Zustän den entgegeagehen", nicht theilen zu sollen, da e» sich mit der Hoffnung tröstet, die Conservattven werden klug genug sein, daS heute zu Tage „Unmögliche" nicht zu — wollen! Tagesgeschichte. Wien, 29 Juni. Die „Pr." bemerkt zur Mini- sterkrtsiS: ES wird un» versichert, daß der neue Hof kanzler für Ungarn, Herr v. Majlath, die Bedingungen, unter denen er Ersprießliche- auSzurichtrn hofft, genau formulirt habe, und daß dieselben auch angenommen wor den seien. An ihrer Spitze stehe daS Princip der RechtS- continuität; aber auch die Grundsätze der Reintegration der ungarischen Krone und der Parität beider RetchS- hälftev in einer künftigen Reichtverlretung sollen aner kannt, jedoch vrrfastungSgesetzlicher Durchführung Vorbe halten worden sein. Infolge dessen wird der Posten de» stebenbürgischen Hofkanzler» zunächst schwerlich besetzt wer- den ; selbst in Kreisen, die mit dem abtretrnden Mini sterium in vertrauter Beziehung stehen, verlautet, daß auch der siebenbürgische Vtcehoskanzler, Herr Baron Rei« chenstrin, eine andere Bestimmung erhalten werde. Die Ausgabe, um die e» sich deizeit handelt, ist nicht allein persönlicher Art; nicht um die Zusammenstellung eine neuen Eabinet» ist eS auSschließcnd zu thun, sondern um die Vereinbarung leitender Grundsätze zwischen den Trägern der ungarischen Ideen und zwischen jenen deut schen Staatsmännern, welche mit dem Vertrauen der Krone beehrt find. WaS wir hcute hören, bestärkt un» in dcr Meinung, daß Gras Belcredi nicht daran denkt, sich von dcr retrograden und feudalen Partei in da mehr umgekehrt: „Die Wahrheit für da» Leben auf wenden". Ein weitere» Gastspiel de» Hrn. Döring dürfte dcn Theaterfreunden manchen wünschcnSwrrthen Genuß bieten. 0. ». Oresde«. vielfältig hat man un» über dir auffal lende Kälte nach der Mitte d«S Juni und namentlich auch von de» Riesengebirg» dicker Beschneiung geschrieben. Hierzu noch rin Beitrag! — Am Tage vor Johanni» lockte de» Heerrauchr» geminderte Dicke mich auf die goldn Höhe. Da er aber doch noch im Eüdosten merklich ge blieben, so verzweifclte ich anfang» an aller Sichtbarkeit der Sudeten-Höhen, bi- mir später dennoch eine Spur vom kruligten Buchberg« ward. Und er sah weiß au». Somit hatte der Schneefall nicht blo» auch den wohlischen Kamm de» Jsergebirge» betroffen, sondern der Schnee sich auch eine ganze Reihe von Tagen daselbst erhalten. Interessanter noch war mir die bet hohem Stande der Sonne überaus seltne Erscheinung verstärkter Strahlenbrechung. Denn bei klarster Luft zeigt sich vom keuligtea Buchberge nur der Gipfel; jetzt erschien der Berg wohl dreifach so breit und erreichte fast de» Pfaffrnberg» Höhe. Ueber da» Gewöhnliche von 32 Minuten erhebt sich die Strahlenbrechung zwar nicht so selten, aber doch nur vor Auf- und nach Untergang der Sonne. E» sei hin zugefügt, daß auf der goldnen Höhe der letzte sichtbar« Schnee gewöhnlich die Nordseite de» (2802' hohen) „kah len Berge»" bei Altenberg versilbert; dieser war aber da mals gänzlich ohne Schnee, und wa» man etwa dafür nehmen könnte, ist ein hrllbltnkende» Hüttchen, wohl für die ParadieSzrche. — Der keuligte Buchberg ist unter allen Basaltgipfeln Deutschland» der höchste. Ohne da» nöthige Somplement fand Kiemann ihn 2845', Hoser 295 2' hoch als» um 456 Fuß höher, al» den Mtlleschaurr. A. Sch. ß
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