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Dresdner Journal : 07.09.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-09-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186509076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-09
- Tag1865-09-07
- Monat1865-09
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1865
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unter den Arm genommkn hatten und vor dem heran« ziehenden Sturme flüchteten. Mehrere andere junge Leute folgten dem gegebenen Beispiel, stiegen auf die Bühne und markirten einen Tanz, während die Zuschauer im ersten Rang, im Parterre und den Orchesterlogrn au« voller Kehlt „«»Ibroug ,'va » t on guocro" und andere der Gelegenheit angepaßte Refrains anstimmten. Der im Saale anwesend« Polizeicommissar versuchte zu intervent- ren, seine Stimme wurde aber von dem immer lauter sich erhebenden Geschrei erstickt: „Nieder mit Raphael! Raphael abtteten!" Der Lärm wurde bald so arg, daß man den eisernen Vorhang ntederlassen mußte, welcher zur Jsolirung der Bühne bei entstehendem Feuer bestimmt ist und der dann allen Anläufen Trotz bot. Dir Polizei- sergenten begannen nunmehr von der obersten Galerie auS den Saal zu räumen; daS von dort vertriebene Pu blicum strömte in den zweiten Rang und inS Parterre; endlich gelangte die Polizei aber doch zum Ziel. Auf dem Eomödienplatze dauerte der Lärm draußen eine Zeit lang fort. Ein Haufe zog vor die Wohnung deS Hrn. Felir und brachte demselben eine riesige Katzenmusik; rin anderer Haufe blieb auf dem Platze, um die weitere Ent wickelung drr Dinge abzuwartcn. Da ereignete sich ein srhr beklagenSwerther Zwischenfall. Ein Platzcapitän kam im Galop durch die Straße Lafont herangesprengt; er glaubte, die auf dem Eomödienplatze lärmende Menge insultire ihn, und gab daher den Soldaten, welche die Wache am „Hotel de Ville" hatten, Befehl zu einer Charge; die Soldaten gehorchten, ohne auf die Stimmen ihrer unmittelbaren Vorgesetzten zu achten; sie stürzten sich mit gefälltem Bayonnet, und ohne daß irgendwie die vom Gesetze vorgeschriebcnen Aufforderungen, sich zu zer streuen, erlassen worden wären, auf die wehrlose Menge, die nach allen Richtungen auseinanderstob. Ein kleiner Knabe wurde erstochen, andere verwundet. Die Offiziere, welche diese Soldaten commandirten, interoenirten jedoch schnell und hielten sic ab, gegen die waffenlose Menge weitern Gebrauch von ihren Bayonneten zu machen. Der Haufe, welcher vor das Haus des Hrn. Felix ge zogen war, begab sich von dort nach dem Theater <ios 6-Ivetios, wo ähnliche Scenen stattgefundcn hatten und wo man nur einen Act spielen konnte. Die Thüren deS Theaters waren geschlossen. „Zum Sturm" war der Ruf; man riß einen Theil des Pflasters des Platzes vor dem Theater auf und bombardtrle das Theater. Fast alle Fenster wurden zertrümmert, die Laternen umgcrissen und ein Theil der Thüren eingeschlagen. Dem Eindrin gen der Menge in das Theater wurde vorgebeugt, aber eine wilde Rott' blieb auf dem Platze. Gegen 10 Uhr erschi'nen Dragoner nut einer Abtheilung Infanterie. Es gelang denselben, die Mitte deS Platzes frei zu machen. Die Masse der Ruhestörer zog hieraus von Neuem vor die Wohnung deS Hrn. Felix, vor welcher sich ein Dutzend Gendarmen befand, und die Katzenmusik wurde mit dop pelter Energie erneuert und währte fast die ganze Nacht hindurch. Mittlerweile hatte der Tumult auf dem Co- mödienplatze von Neuem begonnen, indem man Steine in die Fenster deS Theater- warf. Ein Bataillon In fanterie war auf dem Platze ausgestellt; eine Schwadron Dragoner kam später an. Bei ihrem Anblick nahm der Tumult zu. Den Säbel in der Faust führten die Dra goner eine Charge gegen die Menge aus, ade; dieselbe hielt einen Omnibus an, legte ihn über die Straße Puits Caillou und paralysirte so die Action der Cavalerie. Die Infanterie wurde alsdann vorgesandt, und es gelang ihr, die Communication wieder herzustellen. Florenz, 4. September. (Tel.) Die „Officielle Z." meldet, daß der König gestern den neuen brasiliani schen Gesandten, Herrn Laureire, empfangen hat. — Der König wird am 6. September nach dem Lager von Fojano abgehcn, begleitet von den Generalen Lamarmora und Petittt. * Aloreuz, 5. September. (Tel.) Der frühere Depu tate Raeli ist an Zini'S Stelle zum Generalsekretär nn Departement des Innern ernannt worden. — Das Porte feuille des öffentlichen Unterrichts, welches der Minister deS Innern, Natoli, interimistisch verwaltet, ist dem Ab geordneten für Turin, Ferraris, angeboren. Turin, 1. September (A. Z.) Hier werden bereit- Vorbereitungen zur Jahresfeier der blutigen Scp- tembertage getroffen. Die Säulen der Arcaden an der Piazza St. Carlo, wo die Hauptschlächterei statt halte, sollen mit schwarzen Tüchern oehangrn werden; die Einwohner sollen ersucht werden, sich an beiden Ta gen nur in Trauerkleidei n zu zeigen. Ein Trauergottes dienst sür die gefallenen Opfer soll in der an den Karls- Platz angrenzenden Kirche Santa Cristina statt haben rc. Soweit würde sich die Demonstration auf friedlichem Ge biet bewegen; allein schon heißt es, die Behörde werde auch dieses nicht zugcben. — Der während hundert La gen von den Briganten gefangen gehaltene Engländer Moens ist erst nach einem bezahlten Lösegeld von 30,000 Ducati frcigcgeben worden, die in zwei Rat.n, einmal mit 18,000 und einmal mit 12,000 entrichtet (meist Genre) ist auf der Ausstellung vertreten. H. P. Robinson in London rst der Vater der photographischen Composttion mit mehrer« negativen Platten. Bereits auf der letzten Industrieausstellung zu London trat er mit seinen Versuchen hervor, aber sie waren noch zu unvoll kommen und seltsam, um etwas Andere-, als mitleidige- Achselzuckcn zu erregen. Heute hat sich seine Technik un gemein vervollkommnet. Besonders zieht ein Blatt mit der Unterschrift: ^vo ok live die Aufmerksamkeit auf sich, eine figurenreiche symbolische Composttion, deren größeres Original aus 30 Negativen zusammencopirt ist. Die Zahl guter landschaftlicher Photographien ist klein, aber unter dieser kleinen Zahl sind ganz überraschende Leistungen, zu letzter» gehören u. A. die Arbeiten von Bedford und Vernon Heath, Beide in London. Daß di« Photographie immer nur perspektivische Aufnahmen ma chen kann, versteht sich von selbst. Der Architekt braucht aber für da- Studium auch geometrische Zeichnungen, und die sind oft schwer zu haben. Da hat nun ein Bauführer Meidenbauer in Berlin ein Verfahren mitgethcilt, durch RückwärtSconstruction der Perspective au« photographi schen Aufnahmen eine geometrische Zeichnung zu gewin nen. Er verspricht sich von diesem Verfahren großen Vor- theil für Künstler und Kunstforscher, Techniker und Laien; ab aber dir sanguinischen Hoffnungen, welche derselbe auSspricht, ganz gerechtfertigt sein mögen, wollen wir da hingestellt sein lassen, ohne zu verheimlichen, daß wir di« Wichtigkeit und Tragweite dieser Erfindung nicht für allzu groß halten. Die hier vorausgesetzte Aufgabe wird selten gestellt werden, aber es ist immer gut, wenn man weiß, daß rS vorkommenden Fall- gemacht werden kann. Eine ganz rigenthümlichr Reihe von Bildern sind die Abbil- düngen deS „unterirdischen Part«", di« Bilder der Eloaken und Katakomben von Pari» bei künstlichem Licht von Nadar in Pari» ausgenommen. Rechnet man zu der wurde«. Er kam am Abend de» 28. August in Beglei tung der Mutter de» Brigantenchef» Manzi in Gtffoni an. Diese hatte auch die Unterhandlungen über da» Lösegrld und die Uebermittelung desselben geleitet. Der anderseitigr Unterhändler war ein junger aber in Italien geborner Engländer von kaum 18 Jahren, dem gelang, wa» weder der italienischen Regierung, noch der britischen Gesandtschaft, noch dem Präfccten, noch den vereinigten Truppen und Nationalgardrn dreier Provinzen gelungen war. AuS Parma, 29. August, wird der „Patr." geschrie ben: Diesen Morgen laS man in aller Früh« au den Straßenecken Drohungen gegen Diejenigen, welche die Mobiliarsteuer bezahlen würden. Diese» Mal waren die Drohungen nicht mit Kohle auf die Mauer geschrieben, sondern auf weiße« Papier lithographirt und trugen sämmtlich die Unterschrift: „Die Rachegesellschaft. Parma, den 2b. August. Der Präsident Nr. 7, der Sekretär Nr. 9." * Lissabon, b. September. (Tel.) Das neue Mini sterium hat sich constttuirt. Den Vorsitz desselben, so wie da- Ministerium de» Innern übernimmt Aguilar; Finanzen, öffentliche Arbeiten, auswärtige Angelegenhei ten der Graf Castro; Justiz Peginta TeiraS; Krieg Graf TorreS Nova«; Marine Vicomte Praia Grande. Die Kammer wird demnächst vertagt werden. London, 5. September- (Tel.) Laut Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung vom 28. Juli dauert der Krieg zwischen den Freistaaten und den BasutoS mit aller Hef tigkeit fort. Letztere sollen auch auf englische Untertha- nen schwere Angriffe gemacht haben. St. Petertbnrg, 28. August. (H. Bl.) Zur Ueber- wachung der in den Hauptstädten censurfrei erscheinenden Druckschriften haben die betreffenden Censurbehördrn folgende Instruction erhalten: ZI. Den Censorcn wird die Pflicht auserlegt, darüber zu wachen, daß die ohne Censurbewilligung erscheinenden Druckschriften nicht» Gesetzwidriges enthalten. § 2. Zu diesem Zwecke wer den alle auSgegebcnen censurfreien Druckwerke gemäß An ordnung des Chefs der Censurbehörde unter die Censoren zur Einsicht vcrthetlt. Z 3. Sobald der Censor in dem Werke etwas Gesetzwidrige- bemerkt, hat er dies dem Co- mit« schriftlich unter Beifügung seine» Gutachtens an zuzeigen. Z 4. Der Comite hat nach Anhörung deS referirendcn Censor« zu entscheiden, ob ein Proceß ein geleitet werden soll, oder nicht. 8 5- Im Falle der Co- mit* die Einleitung des Processi« für nolhwendig findet, setzt cS unter Beifügung des beanstandeten Druckwerke« die betreffende Behörde hiervon in Kcnntniß und macht darüber auch an die oberste PreßleitungSbehörde die An zeige. tz 6. In Fällen, wo Gefahr im Verzüge ist, hat der Präses deS Censurcomits- da« Recht, die Localpoli zeibehörde wegen Beschlagnahme deS beanstandeten Wer kes unmittelbar in Anspruch zu nehmen. Z 7. In zwei felhaften Fällen können die CcnsureomitsS vor Einlei tung des Processi» die Entscheidung der obersten Preß behörde einholcn. New-Aork, 26. August. (K. Z) Auf ihr Ehrenwort entlassene unverdächtige Gefangene können AuSwander- ungSpäffc erhalten, dürfen aber ohne Bewilligung de» Präsidenten nicht zurückkommen. — Der Präsident ver sprach baldmöglichste Wiedereinführung ordentlicher Ge richte in Mississtpi. — Die Demokratenconventiow in Pennsylvanien versprach dem Präsidenten bedingungs weise Unterstützung und verlangte für den Süden sofor tige Vertretung im Congreffe und Ausichlicßung der Ne ger. — Der „Shcnondoah" zerstörte abermals 16 Wall fischfänger. — Dampfer „Jonathan" ist vor Francisco gescheitert, und über 100 Personen ertranken. — Der Proceß gegen den de« Versuchs, nordstaatliche Gefangene umS Leben zu bringen, angrklagtcn Capitän Wirz dauert fort. — Durch Beschluß der Regierung wurden 48 süd staatliche Generäle, darunter Johnstone, freige lassen. — Der der Fälschung von Check» beschuldigte, mit großen Summen entwichene Edward Ketchum von der Firma Ketchum, Sohn u. Comp., ist zur Haft ge bracht worden. Mexico. Das amtliche Blatt des mexicanischen Kai serreichs veröffentlicht eine Note, die im AuSzuge, wie folgt, lautet: Nachdem die Feinde de« Kaiserthums alle Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung des Kampfe« im Innern verloren, haben sie sich an ihre Gesinnungsgenossen und sonstigen Freunde in Europa gewendet, um den Krieg auf einen andern Schauplatz und mit andern Waffen zu führen, und sich mittlerweile bestrebt, da» Kaiserreich durch grobe Verleumdungen und abgeschmackte Fabeln zu diScreditiren. Mehrere amerikanische, englische und andere Journale haben verkündet, daß der Kaiser seinen EabinctSsecretär in besonderer Sendung an den Kaiser Napoleon HI. abgeschickt habe, um diesen anzugehen, daß er von den Vereinigten Staa ten die Anerkennung Mexico» allen Ernste» verlange, und ihn zu benachrichtigen, daß ohne dieselbe c» dem Kaiser Mar unmög lich sein würde, sich auf dem Throne zu behaupten. Auf alle diese Gerüchte giebt e» nur eine Antwort: daß sie Erfindungen Derer sind, welche besiegt und, vom Nationalwillen aufgegeben, sich durch Entstellung der Thalsscheu zu rächen suchen. Der angebliche Ab gesandte des Kaiser» hat die Vereinigten Staaten nur berührt Schwierigkeit, die daS künstlich: Licht schafft, die Anwe senheit sehr störender und namentlich den Arbeiter be lästigender Dünste und Gase, so sind die Ergebnisse über raschend. Diese Erscheinungen mögen uns Gelegenheit geben, auch auf die beiden Proben von Bildern mit künst lichem Licht aufmerksam zu machen, die Büste deS Pari» nach Canova bei indischem Wcißfeucr und das Porträt de- PlofessorS Poggendorff in einer Sitzung dc» photo graphischen Vereins, bei Magneflumlicht ausgenommen. Außer diesen beiden Lichtarlen hat man auch noch da» elektrische Licht in Anwendung gebracht. Bon allen scheint den Ergebnissen nach am günstigsten und in der Hand habung am einfachsten daS Magnesiumlicht zu sein. Die hierzu gebrauchten Lampen mit Brcnnspiegel und Uhr werk zum gleichmäßige« Nachschieben de« Magnefiumdra- thc» sind von Bcyrich in Berlin ausgestellt. Dretdeo, 5. September. Die kaiserlich Leopoldino- Carolinische deutsche Akademie hat kürzlich vom Herrn vr. B. Slilling daS bereits bekannte und neuerlich von der französischen Akademie mit Auszeichnung durch die große goldene Medaille prämiirlr Werk: „Neue Unter suchungen über den Bau deS Rückenmark-, in 5 Liefe rungen 4°., mit einem Atla» mikroskopisch-anatomischer Abbildungen von 31 Tafeln in Fol. Kassel 1859" zu gesendet erhalten. Da» Präsidium der Akademie konnte hierauf diese Gab«, nach Umfragt bei den für diese Art Arbeiten vorzüglich geeigneten Herren Adjunkten, da die französische Akademie bereit- die großen Verdienste der Arbeit anerkannt und glänzend prämtirt hatte, nur da durch erwidern, daß e» dem Herrn Verfasser rin, seine Verdienste um anatomische Forschung besonder» betonen de» Diplom mit dem Cognomen Reil zusrndetr, glaubt« aber diese Sendung und Mttglied»er1hetlang unter diesen Umständen auch al» Bewei» ihrer Hochachtung zur Sffrnt- au» Rücksichten aus dir Bequemlichkeit seiner Reise. Er hat beim Präsidenten eine Audienz nicht nachgesuchi und hatte nicht» mit ihm zu verhandeln. Drr Kaiser glaubt nicht, daß die mericanischr Nation zu ihrem Bestehen unumgänglich drr Anerkennung durch eine andere bedürfe. Wer so dächte, würde sie erniedrigen, und dir Mexikaner sind zu eifersüchtig aus ihre Würde und ihre Selbstständigkeit, um sich in eine solch« L<^e zu versetzen. Wenn die Politik der Beremiglen Staaten verlangt, daß ihre Regierung die gegenwärtig von ihr eingenommene Hmtuna bewahre, so wird Mexico trotz seine» Bedauern» über da» Aufpörm der früher« freundschaftlichen Beziehungen darob nicht in Bestürzung gerat Herr, denn seine Handlungen haben zur Genüge bewiesen, daß e» dir verkündete Neutralität streng einzuhalten beabfichngt. Wa» dir persönlichen Gefühle und Ideen de» Kaiser» betrifft, so ist nur ein» zu bemerken, nämlich: daß er, Mexikaner durch freie Wahl, die geheiligten Pflichten, welche ihm fein neue» Vaterland aus- erlegt, gewissenhaft erfüllen, im Glück wie im Unglück stet» an der spitze seiner Landsleute stehen wird, und daß, wenn die Vor sehung in ihren unerforschlichen Fügungen da» Land mit Miß geschick Heimsuchen sollte, man ihn aus dem ihm angewiesenen Posten finden würde. Dchlerwtü - Holstein. Ll AuS Schle»wig-Holstein, 4. Septbr. Von der Theilun- der Verwaltung in unserm Lande wird, wie zuverlässig verlautet, auch daS Post- und Tele graphenwesen betroffen. Erstere» steht bekanntlich zur Zeit unter dem Obrrpostinspeetor Aschüschner, welcher nun dem schleSwigschrn Postwesen allein vorstehrn und nach Schleswig gehen wird. Wem die Leitung des hol- steinschen PostwrsenS übertragen wird, scheint noch nicht entschieden zu sein. Die Telegraphenverwaltung wird wahrscheinlich dem früher« Direktor wieder übergeben werden, wie überhaupt die Hoffnung vorhanden ist, daß daS frühere holstetnsche Tclegraphrnbeamtenpersonal, wel che- den Preußen Plctz machen mußte, zum größten Thrile wieder angestellt werden wird. — In Bezug auf die Regierung Holsteins- hegt man hier noch immer die Hoffnung, daß Herr v. Halb Huber dieselbe leiten werde. Die Anerkennung, welche ihm so eben von seinem Sou verän zu Theil geworden, hat hier allgemeine Freude erregt. AuS Holstein, 4. September. (N. Pr. Z.) Die Ko ryphäen der Augustenburger Partei in der holstcinschen Etändeversammlung haben sich bewogen gefühlt, die hol- steinschen Ständemitglieder zu der Berathung einer Acußcrung rinzuladen, welche sie für im höchsten Grade dringend bei der gegenwärtigen Lage de-Lande- erachten, und die Versammlung soll am 6- September im akade mischen Gebäude in K cl stattfindcn. Wir haben Ursache zu glauben, daß beabsichtigt wird, sich über die Resultate der Gafteiner Verhandlungen zu beschweren und nament lich hrrvorzuhebcn, daß jede Entscheidung über die Zukunft d«S Lander ohne Zustimmung der Stände rechtlich null und nichtig sei. Die „N. Pr. Z." glaubt zu wissen, „daß ver schiedene Mitglieder bestimmt abgelehnt haben, in einer Versammlung zu erscheinen, in welcher Schritte berathen werden sollen, die nicht nur die wohlwollenden Absichten der Großmächte in Frage stellen, sondern sogar einen Tadel der Beschlüsse derselben aussprechen soll." Ratzeburg, 5. September. (Tel.) Der lauenburg- sche Regierungspräsident, Graf KtelmannSegge, ist zum König von Preußen nach Baden-Baden berufen worden. Schleswig, 3. September. Der „S -H Z." schreibt man von hier betreffs der AmtSenlfrtzung de» AmrmannS für Gottorff und Hütten, Herrn Jacobsen, Hr. v. Zed litz habe ihm, freilich mit sehr huldreichem Tone, mitge» theilt, daß er ihn „wegen abweichender Ansichten" ent lassen werde. Die „N. A. Z." schreibt: „Durch die öffentlichen Blätter läuft jetzt ein zurrst von den Kopenhagener „Flyvepostcn" mitgrtheilter „Bericht" de» im Laufe deS vorigen JahreS mehrfach genannten dänischen Preßagen ten in Pari», Hansen, über angebliche Verhandlungen, welche derselbe im Herbst 1864 mit Herrn v. BiSmarck über eine Rückabtrrtung NordschleSwtg» gehabt. Der ganze vorliegende Bericht de« viclgeschäftigen Agenten trägt daS Gepräge der Erfindung an der Stirn, und scheint «S daher überflüssig, zu versichern, daß die darin in Betreff Herrn v. BiSmarck'S erwähnten Thatsachr« reine Phantasiestücke sind. Eia an die „Kiel. Atg." ge richtetes Schreiben deS französischen ConsulS in Kiel, Herrn de Valois, dessen Persönlichkeit gleichfalls in da» Gewebe drr Erfindungen des Berichte« gemischt war, er klärt da» Gleiche in Betreff der seine Person betreffen den Thatsachen. So viel wir übersehen können, ist die gegenwärtige Veröffentlichung de» lügenhaften Berichte» dc» Herrn Hansen auf Antncb de» Kopenhagener kon servativen „MärzvercinS" ausgegangen. Lrncnllunlltn, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Vom Justizministerium ist dcr Rechtscandidat Herr Marlin Heinrich Philipp Schneider in Gottleuba zum Advokaten ernannt und al» solcher verpflichtet worden. lichen Kcnntniß bringcn zu müssen, welches hiermit ge schieht. vr. Caru». Dresden. Nächsten Freitag, den 8. September, macht im hiesigen königlichen Hofthrater die jüngste Toch ter eine» verdienstvollen Veteranen unsrer Bühne, Frln. Ida Porth, ihren ersten theatralischen Versuch und zwar al» Käthe in dem Weißenthurn'schen Lustspiele „Eine Braut vom Lande" und al» WalpurgiS in Karl Blum'» „Goldschmied» Töchterlein." * Die Direktion deS Leipziger Stadttheater» bringt zum Besten drr Familie des vor Kurzem in Dresden ver storbenen Dichter» Wilhelm Wolfsohn am Sonnabend (9. September) Wolfsohn'S beste» Drama: „Nur eine Seele" zur Aufführung, und Bogumil Dawtson wird ohne Entgelr darin gastirrn. Die „L. N." bemerken zu dieser Mittheilung: „ES macht unsrer Direktion alle Ehre, daß sie auch in diesem Falle die erst« ist, die etwa» für dir Verlassenen eines Dichter» thut, wie ebenfalls Da- wison einen neuen Beweis seine« Edelmuth» giebt; aber e» bleibt nun dringend zu wünschen, daß da» Publicum die schöne Abficht, da» Unglück zu mildern, thatkräftig unterstützt, damit nicht wieder wie in dem Gutzkow'schen Fall, ein Resultat sich hrrauSstellt, da» einer Stadt wie Leipzig eben nicht zur Ehre gereicht." ff Dem Matheft der „Revue Archtologique" liegt ein PreiSverzetchniß der farbigen Abgüsse (moulago« points) bet und im Juliheft derselben Zeitschrift werden eben diese Abgüsse angelegentlich empfohlen, welch« zu Pari», rn« ä» 8«in« 47, in einer unter Protection de» Kaiser- Napoleon neuerding» gegründeten Fabrik nach Antiqui täten angefertigt werden, und auf welch« wir hiermit Pri vatleute, wie besonder» öffentliche Museen aufmerksam zu machen beabsichtige«. Die veranlaffung zur Errich- Departement der Uiuauzeu. Bei der Telraraphenverwaltuu» find ernannt worden: Emil Mieth, zrither HilfSingrateur bei der Wafferbaudtrection, al» technischer Assistent bei drr Li- »tenaufficht; Karl Ernst Ho hl selb, zetther Aufwärter und Bote beim StaatSIrlrgraphenbüreau Zwickau, all Aufwärter bet der Hauptverwaltung; Johann Heinrich StgiSmund Mehnert, al» Aufwärter und Bote beim StaatStelegraphenbürrau Zwickau. Bei der Postverwaltung find ernannt worden: Ernst Kabisch, zrither Privaterpedient, Karl Emil Ster. zel, zeither Posthilfsschreiber, Otto Ruhl, zrither Pri. vatexpedient, als PosterpeditionSgehilfen; Johann August Knrschke, Ernst Friedrich Mühlstädt, zrither Land briefträger, al« BeztrkSbrtefträgrr, Johann David Bley, Karl August Jrmer, zrither Stadtpostboten, al» Lrud- briefträger, Johann Gottlieb Walther, Karl August Müller, zrither Postpackgehilfen, al» Stadtpostboten in Leipzig; Karl August Teichmann, zrither Jäger beim 4. Bataillon, Johann Karl Gottlieb Geiler, Johann Karl Zterhold, zeither Jäger, al» Postpackgehilfen in Leipzig; Christian Traugott Hübner, zrither Gerichts- amtSbetbote, al» Bautzen-Guttauer Postbote. Dresdner Nachrichten vom 6. September. -s- Hat die Residenz zu Ehren der gegenwärtig hier tagen den Hauptversammlung de» evangelischen Vereins der Gustavs Adolph-Stiftung auch nur wenig äußerlichen Schmuck angelegt, so fehlt eS doch nicht an Zeichen leben, digrr, freudiger Theilnahme feiten der hiesigen Bevölkerung. Ucberau» zahlreich hatte sich so da» evangelische Dretden an dem Gottesdienste betheiltgt, welcher gestern u'nd heute in dcr Frauenkirche «bgehalten wurde. Die Frauenkirche sah hierbei gestern zum ersten Male wieder eine andäch tige Versammlung in ihrem neugeschmückten Innern, in. dem drr Gottesdienst einer Renovation der Kirche wkzen für einige Zeit hatte au-gesetzt werden müssen. Wiebe reitö gemeldet, predigte am gestrigen Nachmittag Herr Prediger Müllensiefen au» Berlin. Die Worte de» Teilt» waren Joh. 4. 33—35 entnommen. DaS Thema lau tete: Da» Arbeitsfeld des Gustav-Adolph-Verein»-ein hoffnungsreiches Saatfeld. Hierbei wurde betrachtet 1) da» Saatfeld — al- ein verheißungsvolle-, 2) die Arbeit drr Säeleute — als eine köstlich«, und 3) der Herr selbst - in seinem Segen. Den heutigen zweiten Festtag verherrlichte u den Morgenstunden ein feierlicher Zug nach der Fraueakiichi, wo, wie am gestrigen Tage, rin abermaliger Gotterdieust stattfand, welcher gegen 8 Uhr seinen Anfang nahm. Viele der Häuser in den Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, waren festlich geschmückt. Der Zug, in welchem wir die Ercellenzen Staatimintster vr. v. Falkensteiv, Di. v. Behr und den Minister des königl. Hause- v. Aeschau wie andere hochgestellte Staatsbeamten bemerkten, setzte sich, unter dem Geläute der Glocken, ^8 Uhr von der Kreuzkirche au», durch die Kreuzstraße u. Moritzstraße nach drr Frauenkirche in folgender Weise nach dem Programm in Bewegung: da- Laadr'sche Musikchor, einen Choral blasend; die hiesigen Männergesangvereine; da» Pust holdt'sch« Musikchor, einen Choral blasend; die Confir manden aller hiesigen öffentlichen und Privatschulen evan gelischer Confessio«, voran die Mädchen, sodann die Kna ben (Summa etwa 1500 Kinder); die obern Klassen der Kreuzschule, de» k. SchullehrerscminarS und der beiden Realschulen; die Lehrerkollegien aller hiesigen evangelischen Schulen (Gymnasien, Realschulen, Bürger-, Bezirk»-, Armenschulcn, Privatschulen); die evangelische Geistlich keit im Ornate; daS Witting'sche Masikchor, einen Cho ral blasend; Mitglieder der königl. Behörden und des OfstziercorpS; die Mitglieder deS Centralvorstandes im Gustav-Adolph-Vereine, geleitet durch Mitglieder de» Rathes und deS StadtvcrordnetencollegiumS; die Depu tieren des Gustav-Adolph-Verein-, geleitet durch Mit glieder des Rath- und deS Stadtverordnetencvllegium»; die übrigen auswärtigen Festtheilnehmer; die Mitglieder de» Vorstandes im hiesigen Gustav-Adolph Verein; hiesige Mitglieder, Freunde und Förderer des Gustav-flbolph- VereinS. An der Frauenkirche angekommen, stellte» sich die Sängervereine im Chor am Hauptportale aus und stimmten den Choral: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr" an. Der Gesang hörte auf, al» die letzte üsthei« lung des Auges da- Portal passtrt hatte. Der Zug der Kinder bildete außerhalb der Kirche Spalier, durch wei ches drr Zug der Erwachsenen hindurch in die Kirche ging, worauf sodann die Kinder ebenfalls sich aus die für sie reservirten Plätze begaben und der Gottesdienst seinen Anfang nahm. Herr Confistortalrath Superin tendent vr. Kohlschüttcr predigte über den Tert Es. Matth. 4. 16 und zeigte, wie da» TerteSwort: „Das Volk, da- im Finstern saß, hat ein große» Licht gese hen" — e» 1) sage, wa» Gott an un- gethan und was er ferner thun will, dadurch aber 2) ein gute» Zeugniß für die Sache des evangelischen Gustav-Adolph-Vereins tung dieser Anstalt haben anfänglich die vor drei und vier Jahren in ziemlicher Menge bei Altse-Sainte-Reinc in den wieder aufgegralenen ContravallationSlinim der alten von Cäsar etngeschloffenen Stadt Alesia ausgesun- drnen Waffen gegeben. Man hat sich, als man die in der Ebene vor jener Stadt zum Vorschein gekommenen Bewaffnung-gegenstände abformte, später nicht aus die Nachbildung dieser allein beschränkt, und dadurch ist all mählich eine Unternehmung hervorgerufen worden, welche in hohem Grade geeignet ist, dem Studium d«S Alter- IhumS die deutlichste Veranschaulichung zu »erschaffen. Außer den bei Alesia aufgegrabenen Waffen find die Ab formungen der wichtigsten Stücke anderer Museen bereit» zu beziehen, auch eine Abtheilung der TrajanSsäul«. In der Spitze der Anstalt steht der Direktor der kaiserliche» Museen, de Nteuwerkerk«, sowie ein Ordonnanzoffifter de» Kaiser», Derch-rr de Reffye; die besten künstlerischen Kräfte unter Leitung von Abel Mattre sind für sie thä- tig. Die Fabrik beabsichtigt keinen Gewinn zu machrn; etwaige Ueberschüffe sollen zu antiquarischen Forschungen verwendet werden. 's- Der bekannte Compoatst Mar Bruch in München ist soeben unter 49 Bewerbern zum Direktor de- Musik Institut» in Koblenz gewählt worden. * In Part» ist da» im Auftrage de» Minister« de« kaiserlichen Hause» und der schönen Künste von dem Bildhauer Chevalier aagrfertigte marmorne Brustbild Rossini'» dieser Tage im Foyer der großen Oper auf gestellt worden. * E» ist erstaunlich, wie weit selbst mittelmäßige Bühnenkräfte mit ihren Gageforderungrn gehen. So hat der Tenorist Guaz in Wien jährlich nur 16,000 Fl. und 4 Monat« Urlaub verlangt. Man hat ihn natür lich nicht engagirt, da seine Forderungen zu seinen Lei stungen in große« Mißverhältnisse standen.
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