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Dresdner Journal : 09.09.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-09-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186509092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-09
- Tag1865-09-09
- Monat1865-09
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 09.09.1865
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O209. Sonnabend, den 9. September. 1865. Admn«r«ritt»preisr: ^»krlrek: 4 Vblr. — klxr. io > im Lo»l»o<i« kMri.: 1 „ IS „ „ „ stritt ko-tuack ttvu-tUcb io vr»«t«o: iS kl^r- I 8t«mp«I- Lioirlo, kiuouosro: 1 dtxr. 1-u-cbt-x biueu. -asrratruprrise: kür äkll k»0lll «iuer xe»p»lteo«ll 2sile: 1 Kxr. vol«r „Lill^soaät" äis Leit«: 3 Xxr. Erscheinen: 7A,Ucb, mit ä-r Sonn- unä L«iort»xs, itb«oä» kür <I«o foixeoä«o T-x. DresdnerMmnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Insrratrnannahmr auswärts: l.»ip-ix: L« It-xxo-r^rre:«, Lommi-siontzr > a«s vre-önor aouruol»; -b«n>1»».: H Lxoorn, L. li-l-orx; »orodorgs-LItaa»: lirrsrxiroix L Vool.ro; Lerlio: Oaorivi'icbs Luek- üoioil., korrnrroo « 8ur«:«u; Lrowoo: L 8a«r.orr«; Sr„I»o: l.ot l, 8rxxoox ; Lr-okkurl ». w ; Luekk.; Nolu; Xuorr lirororo; k»ri,E Lo^rxen.» (29, rueclL»don»enfoo»); krox: Lo.Lool.leo'» Luobb.; Vl«o: Loioptoir ä. te. VVieuer Lsituu^, Li»k»a»xl. -47. Herausgeber: Löoixi. Lxpeäition äs» Orsoäoer äoorool», Orssäso, Slorieo»tr»»»« lio. 7. « ÄmtUcher Theil. vrrtdea, 8. September. Ihre Majestäten der König und dir Königin find gestern Abend A9 Uhr von Pos» srnhofen hier eingetroffen und haben Sich nach Pillnitz begeben. vretdra, 2. September. Ee. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Eduard Bogt auf Kleinliebenau im Königreiche Preußen da» Ritterkreuz vom Albrechtorden zu verleihen. Nichtamtlicher Tkeil- Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. ragr-geschichte. Dresden: Vom königl. Hofe. — Wien: Begnadigungen in Galizien. Der Raubanfall auf einen Eisrnbahnzug. Da» Gerücht wegen An- nerion der jonischen Inseln.— Lemberg: Vorschläge zur Beseitigung de- Nothstande«. — Bozen: Verur« thetlung wegen ReligtonSstörung. — Berlin: Der König zurück. Polizeiliche Ueberwachung einer Drucke rei. AmtSenlsetzung. Katholische Schulangelegrnhciten. Berichtigungen. — BrrSlau: Preßproeffe.— Gne« sen: Schlägerei zwischen Militär- und Civilpersonen. — München: Herr ». Beust abgerrist. Culturhisto- risch« Ausstellung. — Stuttgart: Vom Vereins« tage der Arbeitervereine. — Darmstadt: Köni gin Bictoria. — Frankfurt: Eine Veröffent lichung de» StchSunddreißigerauSschussc». — Bre men: Dir Verhandlungen mit dem Zollvereine. — Part»: Der Kaiser nach Biarritz. Maßregeln gegen die Viehseuche. Petition in Sachen deS Koche» Ott. — Florenz: Cholera im Abnehmen. Da» Lösegeld für den Engländer MoenS. Weltliche Gymnasien. Madame Kossuth -f-. — Rom: Befinden de» Papste». Keine CaidtnalSernennungen. — Lissabon: Vom Hofe. — London: Nachrichten au» Neuseeland. — Kopenhagen: Au» dem VolkSthing. — New-Bork: Neueste Nachrichten. L chletwig Holftet». (Die Ausführung der Gafteiner Convention. Nachrichten aus Altona, Rendsburg u. Schleswig) Lrmanuugru. Lersetzungeu rc. im öffentl. Lieuste. Lrctduer Nachrichten. örooinziuia. ch iu-ten. (Zwickau. Badisstn. Großen hain. Roßw in. Dippoldiswalde. Neugersdorf.) UllglückSfällr. Verichltverhandluvge«. (Löbau.) Lermischtes Statistik und BolkSwirthschaft. Krnilleto«. Inserate. Tapetkalender Börsen- Nachrichten. Lcltgrüphischr Uachriristt'N. .Eherbourg, Donnerstag, 7. September, Nachmittags. Die hier stalionirten Geschwader, die morgen abgehen sollten, werden bis auf weitere Ordre hier bleiben. Florenz, Donnerstag, 7. September, Abends- Der König ist soeben nach Turin abgerrist und brgiebt sich von da in das Lager von Somma- — Der neurrnaunte spanische Gesandte, Herr Ulloa, iß hier angekommrn. — Durch königl. Decret wird das Parlament aufgelöst; die Wahlen find auf den 22. October festgesetzt, der Zusammentritt des Par laments wird am 15 November erfolgen. Madrid, Donnerstag, 7. September, Abends. Die Königin hat heute den Prinzen Amadeus von Italien und den italienischen Gesandten Marquis de Tagliacarne empfangen, welche hierauf bei Ihrer Majestät diairten. Es heißt, daß eine Lrrdlndung des Prinzen Amadeus mit der In fantin Isabella, ältester Tochter der Königin, ernst lich projertirt sei. FeuiUeton. K. Hoftheatrr. Zum Bcstcn de» Unterstützung-« sonds für die Witwen und Waisen der Mitglieder de- königlichen Hoftheater» gelangte gestern, den 7. Septem ber, da» fünfactigc Schauspiel von CH. Birch-Pfeiffer „Ruben» in Madrid" zur Aufführung. Diese» büh nenwirksame Drama, wohl zu den besten Arbeiten der Verfasserin zählend, ist bekannt genug, al» daß noch ein Wort über seinen Inhalt zu sagen nöihig wäre. Sehr erfreulich erschien zunächst die Thalsache, daß da» Hau» in allen Räumen gefüllt war und so der wohlthätige Zweck eine nachdrückliche Förderung erfahren hat. Die Dar stellung selbst war eine sehr gute und geschah unter ge fälliger Mitwirkung de» Herrn Emil Devient, welcher die Titelrolle de» Stücke» spielte und mit dieser Leistung zugleich seinen diesmaligen Cyklu» beendete. Man weiß von früher her, wie meisterhaft Herr Emil Devrient die Doppelrolle darstrllt, welche Innigkeit de» Ausdruck» er in de« LtebeSscenen entwickelt, und wir ergreifend, ja unvergleichlich ihm der Ton der Resignation gelingt. Neben reichen BeifallSäußerungen wurden dem geschätzten Künst ler an geeigneter Stelle auch Blumen gespendet. Die Donna Ellen» war vor Jahren, wie man sich erinnern wird, eine vorzügliche Leistung der Frau Bayer. Fräulein Langen haun hat in der feinen Durchgristigung der Red« ihre Vorgängerin zwar »och nicht erreicht, bietet aber t« vielen Scenen bereit» höchst Gelungene», so daß die ihr zu Theil gewordene Anerkennung al» wohlver dient erschien. Herr Walther würde den spanischen Granden Enrico wesentlich vervollkommnen, wenn er den Affectau»brüch«n mehr intensive« Feuer zu gebe« vermöchte. Die übrigen Rollen find nicht hervortretender Art und wurde» di» auf et« geringfügig« Stockung befriedigend gegeben, uud jedenfalls hat Frau CH. Ltrch-Pfeiffer, welch« Tagesgeschichte- Dresden, 8. September. Zu Ehren de» hohen Na- menSfestc» Ihrer Majestät dec Königin Marte find heute früh große Rrveille seilen der Mtlitärmusikchöre der Garnison statt. Wien, 7. September. Die „W. A." schreibt: Be kanntlich wurde infolge der allerhöchsten Entschließung vom 3. Juli 1865 die strafgerichtliche Untersuchung wi der alle Jene, welche sich nur in entfernterer Weise der Unterstützung des JnsurrectionSkampfes in Russisch-Po len schuldig gemacht haben, eingestellt, und wurden außer dem durch den allerhöchsten Gnadenact vom 31- Juli 1865 auch in Galizien eine größere Zahl von Perso nen, welche wegen einer durch die Presse begangenen straf baren Handlung veruriheilt waren, von jeder ferner« Strafe befreit, sowie auch derlei strafgerichtliche Unter suchungen sogleich eingestellt worden sind. Wir sind nun in die Lage gesetzt, noch weitere Gnadenacte anzu« führen, welche auch Jenen zu Theil wurden, die an der gedachten Bewegung im höhern Grade betheiligt und mehr gravirt schienen. So wurde dem gewesenen Redakteur Karl CteSzewLkt der Rest der rhm wegen Verbrechens de- Hochverrats zueikannten einjährigen schweren Kerkerstrafe mit allerhöchster Entschließung vom 3. Juni 1864 dem WladislauS Stupnizki die ihm wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe auserlegte zweimonatliche Kerkerstrafe, mit dem allerhöchsten Erlasse vom 22. Aug. 1864 dem Ignaz v. Kruszcwrki die ihm weaen deS gleichen Verbrechens zuerkannte I8monatlichc Kerkerstrafe, mit aller höchster Entschließung vom 8. Mai 1865 dem Jakob Drobner der Rest seiner wegen HochverralhS verwirkten zweijährigen Kerkerstrafe und der Verlust deS akademi schen Doktorgrade», mit allerhöchster Entschließung vom 7. Mai 1865 dem Leonhard Ricci die ihm wegen Ver brechens der Störung der öffentlichen Rübe auserlegte Imonatliche Kerkerstrafe, mit allerhöchster Entschließung vom 29. Mai 1865 dem Karl Stupnizki der Rest der wegen Störung der öffentlichen Ruhe verwirkten Zmonat- lichen Kerkerstrafe, mit allerhöchster Entschließung vom 11. Juli 1865 dem Johann Armulowicz der Rest sei ner wegen desselben Verbrechens verwirkten Monatlichen Kerkerstrafe, mit allerhöchstem Erlaß vom 23. Juli 1865 dem Arthur Grafen Goluchowski der Rest der ihm wegen de» gleichen Verbrechen» zuerkanntcn Monatlichen Kerker strafe, mit allerhöchster Entschließung vom 30. Juli 1865 der Victoria Ostrowska der Rest der wegen Verbrechen» de» HochvcrrathS verwirkten 5jährigen schweren K.rker* strafe und mit allerhöchster Entschließung vom 1. Sep tember 1865 dem Julian Lukasiewicz der Rest der über ihn wegen de» gleichen Verbrechens verhängten 3jährigen schweren Kerkerstrafe nachgesehen. Weiter wurden infolge der allerhöchsten Gnade dem Adolph Pokrzywnizki die über ihn als Strafverschärfung verhängte Landesverwei sung und dem Ludwig Szumanczowski die gesetzlichen Folgen seiner Verurthetlung nachgeschen, dann dem Ema nuel Starkel, dem Michael Bialy und dem Julian Lu- kastcwicz, wovon die erstgenannten wegen Störung der öffentlichen Ruhe, der letztgenannte wegen HochvcrrathS veruriheilt waren, die Bewilligung crthetlt, ihre Studien fortsetzen zu dürfen. — Ueber den bereits gemeldeten Raubansall auf den TemeSwar-Pcsther Eisenbahn zug unterhalb Sze« gcdin bet Oroßlamos erhält die „G.-C." aus Tcmcswar nachstehende telegraphische Meldung: Sechs bewaffnete Strolche, angeblich Serben, mit geschwärzten Gesichtern, haben vergangene Mitternacht in daS BahnwächterhauS Nr. 12, Strecke Oroßlamos - Szöregh, eingebrochen, den Wächter sammt Familie im Keller eingesperrt, einige 40 Fl. nebst sonstigen Gcräthschasten geraubt, dann eine Bahnschiene auSgehobcn, infolge dessen der Bastascher Aug entgleiste und die Lokomotive über den Damm hin abrollte. Die aus ihrem Hinterhalte hcrvorspringenden Räuber versuchten hierauf einen Raubanfall aus den in» Stehen gebrachten Zug, wurden jedoch durch daS von einzelnen Passagieren unterstützte Zugspersonal verscheucht und in die Flucht getrieben. Ein Zugspacker wurde am Kopfe verwundet. Außer einigen leichten Quetschungen der Aufführung beiwohnte, große Freude an der tüch tigen Darstellung, wie an der günstigen Aufnahme ihre» Schauspiels gehabt. k. Dresden, 8. September. Zu Ehren der General versammlung deS Gesammtvcretn» der Gastav Adolph- Stiftung fand gestern Abend in der Krcuzkirche eine außerordentlich zahlreich besuchte geistliche Mustkauf führung statt. Den gesanglichen Part hatten die Drcyßig'schc und die Dresdner Singakademie, die Män» nergesangvcreine „Liedertafel" und „Orpheus", der Kreuz chor, der evangelische Hofchor und der Friedrtchstädtcr Singchor übernommen, während daS Orchester au» den Muflkwören der Herren Musikdirektoren Laade, Pohle, Puffholdt und Witting bestand. Jedenfalls war die Ver einigung so zahlreicher und tüchtiger Kräfte ein höchst erfreuliche» Aeugniß für die warme Thetlnahmc, welche bei un» den Bestrebungen de» Gustav-Adolph« Verein» entgegengebracht wird; aber freilich drängte sich bei der Aufführung wiederholt die Ueberzrugung auf, daß die, wenn auch mit vielem Fleiße vorbereitete Combination an rin Zusammenwirken nicht gewöhnter GesangSrlemente immerhin ihr Bedenkliche» hat. Bei einer solchen müssen erklärlicher Weise der Schwung, die Energie und Präct- sion de» Vortrag» sowie die Klangschönheit, welche dem Etnzrlvcreine weit leichter gelingen, wesentlich rrducirt werde«. Dessenungeachtet war di' Wiedergabe einzelner Nummern de» Programm» «in« recht gelungene. Das selbe bot im ersten Thrill Chor und Choräle au» I. S. Bach'» Cantate „Ein' feste Burg ist unser Gott", Motette für Männerstimmen von M. Hauptmann, Men delssohn'» Sonate für die Orgel über den Choral „Vater unser im Himmelreich" (vorgrtragen vom Herrn Musik direktor und Organisten Pfretzschnrr) und I. Otto'« 24. Psalm für Männerstimmen. Den zn»ett«u Theil «ü st und Contusionen ist keine Beschädigung vorgekommen, kein Menschenleben zu beklagen, kein Gut geraubt. Der Lokomotivführer erhielt eine leichtere Verletzung. Sech- Personenwagen sind stark beschädigt. Zur Habhaftwer- dung der Thätcr sind energische Maßregeln eingeleitct; man hat bereits fünf verdächtige Individuen eingezogen, von denen einer bei der AgnoScirung al- Thäler er kannt wurde. — Die „Debatte" bemerkt: „Die italienischen Blät ter scheinen sich in einer sehr brneidenSwerthen Lage zu befinden. Sie haben Zeit und Muße genug, um den blühendsten Unsinn zu erdenken! So beschuldigt «in von der „Jtalie" veröffentlichter Brief aus Korfu die öfter- rcichischc Regierung geheimer Umtriebe auf dieser Insel für die Aunerion der jonischen Inseln an Oester reich. Eine Widerlegung wird man wohl sür überflüssig halten." Lemberg, 4. September. Die „Gazeta narodowa" veröffentlicht das von einem Reichsraihsabgcordncten ver faßte Projekt zur Abhilfe der Nothlage GilizienS. Es wird vorgeschlagen, daß: 1) durch die BzOksämter das Resultat der diesjährigen Ernte sowohl bei den Ge meinden als auch bei den Gutsbesitzern eonstatirt werde. Hierdurch sei zu eruircn, in welchen Gegenden VorralhS- käufe gemacht werden können; 2) die stark vernachläisigte Einrichtung der Gemeindespeicher sei überall durchzusüh« ren; 3) die Dorfrichtcr seien zur strengsten Hintanhal- tung der Zecherei anzuweisen. Jede Gemeinde soll da rüber belehrt werden, daß sie ihre Armen selbst erhalten muß; 4) die Gutsbesitzer würden gern Frucht und Geld bristeuern, wenn die Bezirksämter dahin wirken wollten, daß die Vorschüsse dann abgezahlt oder abgcarbeitet wer den; 5) in den Kreisen seien UnterstützungscomrleS zu errichten und wird deren Wirkungskreis in diesem Pco- jecte präcistrt; 6) Gestattung der spätern Entrichtung der Steuern oder auch in Raten für die von der Miß ernte Heimgesuchten. Bozen, 3. September. (Pr.) In Meran ereignete es sich, daß ein sechzehnjähriger Buchhändlerjunge H. K. auf ein Baumblatt schoß, da» er auf der brcternen Rückwand eines CrucifircS befestigt hatte, und dabei unter drei Schüssen zweimal mit der Kugel seiner Pistole das Bild traf. Drei Wochen lang ruhte die Sache; erst dann wurde die Anzeige gemacht. Ein vom Gerichte abverlangtcS Gutachten ließ über den böjen Vorsatz keinen Zweifel; dieS, hieß cs, seien die Folgen des Lesens gott loser Bücher, wie de» Renan, den aber der Angeklagte auf Befragen nicht gelesen zu haben versicherte. Am 1. d. M. hatte die Gchlußverhandlung statt, bei welcher der Landesgerichlsrath Ignaz Freiherr v. Giovanellt den Vorsitz führte. Der Umstand, daß der Knabe nicht auf das Crucrfir, sondern auf ein Baumblatt zu schießen versuchte, fand keine Berücksichtigung. Das Gericht nahm daS Verbrechen der Religionsstörung in dop pelter Beziehung als erwiesen an und verurtheilte H. K. zu acht Monaten Kerkers. ll Berlin, 7. September. Seit heute Morgen um '^10 Uhr weht nach langer Zeit die königliche Standarte auf dem PalaiS Sr. Maj. des Königs. Allerhöchstder- sclbe traf heute früh um 9 Uhr hier auf dem anhalt- schcn Bahnhöfe ein, wo zum Empfange die hier anwesen den Minister, der Polizeipräsident, der Bürgermeister Hedemann (der Oberbürgcrmcister ist zur Zeit nicht in Berlin), die Generalität rc. anwesend waren; auch zahl reiche Gruppen aus dem Publicum harrten der Ankunft 0es Monarchen und begrüßten dieselbe mit lautem Jubel. — Heute Morgen ist auch daS krvnprinzliche Paar hier ctngetroffen, und gestern kam bereit» der Prinz Fried rich Karl. Im Lause der Woche finden sich sämmtlichc königl. Prinzen hier ein, um sich mit Sr. Maj. dem Könige an den Manöver« des Gardecorps zu betheiligcn. — Der Ministerpräsident v. Bismarck wird erst heute Abend hier erwartet. — Im Unterrichismtnisterium steht in der Abtheilung für katholische Schulangelegenhetten eine Erweiterung bevor. Dem bisherigen Dirigenten der Abtheilung, Geh. Rath vr. Brüggcmann, sollen zwei Beamte zur Seile gegeben werden, von denen der eine neten zwei Gesänge sür gemischten Chor o cvpelt» (von Deciu» Eccard und von Reisstger), denen sich I. Rntz's „Io Ovum I-uäsmu," sür Männerstimmen anrcihle. Nach einem Zwischenspiel des Hrn. Organisten Rißmann schloß daS geistliche Concert mil dem „Hallclujah" aus Händel'- „Messias". Auch das eben ang. führte Programm veranlaßt uns noch zu einigen Bemerkungen. Dem ernstern Musik freunde dürfte nach dem Anhörcn eines jeden ConceriS, am entschiedensten aber nach der Reproduclton einer Reihe geistlicher Tonstücke das dringliche Postulat nach planvoll angelegter und Lurchgesührtcr Pflege aller irgendwie be rechtigten Entwickelungsstufen des schöpferischen TongcistcS vor die Seele treten; mit kurzen Worten, nirgends macht sich die Nothwendtgkeit historischer Programme in dem Maß: geltend, als bet geistlichen Concertcn. Nur durch daS hier angedeutete Vorgehen läßt sich der in neuern und neuesten Tagen gewonnene Umschwung musikalischer Schaffenskraft deutlich erkennen. Alles von dem kunst geschichtlichen EntwickelungSgange absehende Verfahren ist im schlimmsten Falle haltloses Stückwerk, im besten jedoch weiter Nicht», als ein zu mehr oder minder genügender That hindurchgedrungeneS Suchen nach dem Wahren und Schönen. Mag auch ein derartige- Mustktreibcn dem flüchtig ausnehmenden GchörSsinne manche- Anregend« bieten, ein solcher Cultu» der schaffenden Tonmuse bleibt doch ein blo- epikmätscheS Jndentaghineinleben. Freiberg, 6. September. Mittheilungen de» Freiberger AltrrthumSveretn» auf da» vierte BereinSjahr 1864. Herau-gegebrn im Auftrage de» Verein» vom Buchdrucker Heinrich Gerlach, VereinSvor« stand, Ehrenmitglied de« voigtländischen alterthum-for- schendrn Verein« zu Hohenleuben. Mit Abbildungen. Frei berg, Gerlach'sch« vuchdruckrrri 1865. S. 308. 8. Diese« Heft der Mittheiluuge», au» 13 Abschnitten bestehend, daS höhere, der andere da» niedcte Schulwesen bearbeiten soll. — Die heutige Nummer de- „Social-Demokrat" meldet: „Heute ist die Druckerei unser» Blattes poli zeilich überwacht worden. Der dienstthuende Wacht- m.ister erklärte auf Befragen, daß er den Auftrag habe, festzustellcn, wohin die Exemplare spedirt würden. Jeder Dienstbote, Lehrling rc., welcher ein Paket, eine Mapp« oder etwa» der Art trug, wurde im Hause angehaltea und der Inhalt des Getragenen durchsucht. Proteste hier gegen blieben fruchtlos." — (N A-Z ) Einige Blätter melden, daß die Ober präsidenten der verschiedenen Provinzen der Reihe nach hierher berufen seien. Eine solch: Berufung ist nicht er» gangen und lag auch dazu keine Veranlassung vor. Auch die Nachricht von einem Rücktritt des Oberprästdenten der Provinz Westfalen, v. Duesberg, und dessen Ersetzung durch den Ftnanzminister v. Bodclschwingh entbehrt allen Grundes. — Der Bürgermeister Schrcmpf zu Ainten ist, nach der „D. Z.", von der Regierung zu Königsberg im Wege dcSDisctplinarverfahrcns seines Amtes entsetztworden. In Breslau wurde am 4. September vor dem Stadtgerichte tn einem der verschiedenen, gegen die „BreSl. Morgen-Zig" anhängigen Preßprocesse verhandelt. Den Gegenstand der Anklage bildete ein, in der „BreSl. Morgen Ztg." am 2 Oktober 1864 unter der lieber« schrist: „Die Verfassung auf Urlaub und Düpsul im Innern" enthaltener Leitartik.l. Wegen d.ssclben Leit artikels hatten die b iben Angeklagten schon früher vor Gericht gestanden, ind.m die Staatsanwaltschaft sie an geklagt halte, in diesem Artikel Anordnungen der Obrig keit dem Haffe ausgesetzt zu haben. ES war aber im Januar und im April d. I. sowohl vom Stadtgerichte als vom Appellationsgerichtc auf Freisprechung von dieser Anklage erkannt, dagegen die Erhebung einer Anklage aus 8 102 des Strafgesetzbuchs Vorbehalten. Die letztere Anklage kam jetzt zur Verhandlung. Nach der Ansicht der Staatsanwaltschaft sollte der betreffende Leitartikel öffentliche Beleidigungen des Ministerpräsidenten v. Bis marck in Bezug auf sein Amt enthalten; denn in dem Artikel sei die Behauptung ausgesprochen, daß Hr. v. Bis marck den Original-Napoleonismus copire, der doch no torisch auf einen Staatsstreich gegründet sei, und e» sei ferner behauptet, daß der Ministerpräsident da» Zukunstt- Düppcl rm Sinne einer gewaltsamen Beseitigung de» Parlamentarismus beabsichtige. Der Staatsanwalt be antragte gegen vr. Elsner 14 Tage Gefängniß, xegen Weber 3 Wochen Gefängniß. Der Gerichtshof publictrte das Erkenntniß dahin, daß beide Angeklagte fretzusprrchen seien. Griesen, 5. September. Der „Patr. Ztg." entneh men wir Folgendes: In einer Schenke vor der Stadl hat vorgestern Abend eine Schlägereizwischen Militär- und Civilpersonen stattgcfundcn, bei welcher ein Soldat (La- zarethgehilfe) von polnischen Proletariern auf wahrhaft kannibalische Weise zerschlagen und zerstochen worden ist. Außer sieben Stichwunden am Kopfe ist dem Unglück lichen der Schäkel total eingeschlagen worden; aber auch der ganze übrige Körper ist mit Wunden und Beulen be deckt. Gestern Nachmittag ist er gestorben. (Wie der „Pos Ztg." mitgcthctlt wird, durchziehen seitdem Mili tärpatrouillen des Abends die Stadt.) München, 6. September. (B Z.) Der kgl. sächsische Herr Slaaksministcr Freiherr v. Beust hat gestern unsre Stadt wieder verlassen. — Zufolge des ausgegebenen Pro gramms soll im kommenden Jahre vom 1. August bi» 18. October im königl. Kunstausstellungsgebäude dahier eine „culturhistorische Ausstellung" stattfinden, welche Erzeugnisse der Kunst und des Gewcrbefleiße» au» der Vergangenheit, die sich in Bayern voifinden, umfassen soll. Von Seite des Cultus- und des Handelsministe riums ist der Durchführung des Plans die thunlichste Förderung zugestchert worden. Der Comite für die Aus stellung bestehl aus den Herren vr. E. Fölster, A. v Hirsch, Baumeister Kuppelmcter, Ingenieur Dollmann und Prof, vr. Kuhn. Stuttgart, 5. September. Aus der dritten Sitzung deS drillen Vcreinstages der deutschen Arbetterver- übertrifft seine Vorgänger sowohl an Mannichfalttgkeit, als an Werth des Inhalts; es läßt sich daraus nicht allein auf die Thätigkeit der Vcreinsmitglicder, sondern auch auf die Entwickelung ihres AlierthumsmuseumS ein vortheilhaflcr Schluß ziehen. Daß dem Vorstände de» Vereins ein wesentliches Verdienst um das Gedeihen des selben gebühre, wird insbesondere auch ersichtlich au» den Vorträgen, die dem vorliegenden Hefte einverleibt find, unter denen der Vortrag über „die deutschen Slädlewahr- zeichen und die Wahrzeichen der Stadt Freiberg insbeson dere" den ersten Platz einnimmt. Die Mittheilungrn über „die Freiberger Patricicrgeschlcchtcr" von vr. Herzog in Zwickau hätten wir allerdings etwa» ausführlicher und vollständiger gewünscht. So sehlt z. B die Familie v. Schön berg gänzlich. Einig;« Ersah dafür bietet „Wirklicher Abdruck zehn interessanter Aktenstücke auS dem v. Schöa- berg'schcn Familienarchiv". Wahrscheinlich ist diese Ein sendung veranlrßt worden durch eine Aufforderung an diese berühmte AdelSfamilie, ihre Familtenarchive zu un tersuchen; diese Aufforderung erging bet Gelegenheit der Verabsassung der in dem hiesigen Anzeiger von Oe. A. ge schriebenen Artikel „die Patriciergeschlechtrr Freiberg»", unter denen der Artikel über die Familie v. Schönberg ziemlich ausführlich gehalten ist. Wa» den Vortrag de lle. Zimmer „über den Kaland" betrifft, rin Thema, de« der Genannte seine Aufmerksamkeit zu schenken forifährt, so möge nur beiläufig erwähnt sein, daß ihm Bo. IV p. 59 rc. in Hüllmann'» StLdtewrsen de» Mittel alter», nicht hätte rntgrhcn sollen. Freunde unser» Berg baue» machen wir aufmerksam auf Gerlach» Vortrag „über die Namen der Vcrggebäude": sie find ebenso zahl reich, al« zum Theil höchst originell. — Indem wir d« Freiberger «lterthumlverein und seine Bestrebungen der öffentlichen Beachtung empfehlen, sei schließlich noch be merkt, daß er zur Zett 243 Mitglieder zählt, mit tztz Per-
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