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Dresdner Journal : 16.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186710165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-16
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1867
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1867 M241 Mittwoch, den 16 Octobcr Zllunmemeiüoprrtsrr 1» , SUbrllob: KTblr — öi^r, ^Mrliob: t „ ,k „ blooutlied.— „ lö „ Liuooiuoviunuoer»! 1 „ I» äm!»uS4 tritt Pont u 8t«wp«I- ,»»<:kt»g bioiu »nseratcopreise: kür ä«u «»um einer ,e,p»Iteuen ^«n«! l «xr voter „Liox«»»oät" äi« 2-U»! S «^r. Arschetue«: IRgllcb, mit Av,v»dm» ä-r Sona- »ock k-olort^«, ^d«»ä» für äev tol^ooä«» l »^ DrdÄnnÄMMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Snlrratr»o0llah>Uk«„wärt«, Lelxiix k» 8»»«vir»ri»», 6unuui»««>L» äe» Vreoävor ^ourn»I,, »Vsvä», N «»<,-.»», Lvo», ko»,; S»»d»r,-I»r8»< V„u ,»»»ktmck» » v»i» L Vooi.»»; lerU» ltKoeiv» »ob» Ituobk, ti»r»»»r»»'» Sure»»; >r»»»»! « Soul-orr»; >r,»l»a l,.8,»»<»»»'»>tuunueendur»»«, ^»^»» L S»»lriauLvi»u; » N.s: ck»»a«»'»ob, vuokb , LSI» ^to. SLo»»»»,k»rj»i ü»v»», I^Lrrir», Lvi.l.i«» L Oo, s», kl»o» äs I» Sour»«); kr»U! k» Lu»klou'o Suokk; Vi,» Xi. Orr»l-I» HerlwsUrder Aftutgt ArpoäiUoo äe» OreiZuer Iouru»I», vr»»ä«o, t1»rl»u,tr»»»« K». 7 Amtlicher Theil. DreSdt«, 11. Oktober. Se. Majestät drr König haben allergnädigst geruht, dem Hammerschmied im Petzold'schen Eisenhammer, Ernst Benjamin Schneider zu Budisstn die zum Albrechtorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen. DreSdr«, 14. October. Se. Majestät der König haben geruht, Allcrhvchstihrem Flügeladjutanten, Major von Rer, da» Annehmen und Tragen de» ihm ver liehenen ComthurkreuzeS 2. El. de» Großherzoglich Sach- sen-Weimarischen weißen Faltenorden» allergnädigst zu gestatten. Dresden, 15. Oktober. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem in Wartegeld stehenden Hauptmann der Artillerie AlbanuS die erbetene Ent lassung au» der Armee, mit Pension und der Erlaub- niß zum Tragen der für verabschiedete'Osfiziere vorge- schriebenen Uniform, zu bewilligen. Nichtamtlicher Theil. TngrSgeschichte Berlin: ReichStagSsttzung. Der König erwartet. Veränderungen in der Verwaltung de» Post- und Telegraphenwesen». Revolverkanonen. — Danzig: Duell. — Gumbinnen: Preßproceß. — Rattbor: Rinderpest. —Wien: Die Stellung de» Reichskanzler» in der ConcordatS- und Verfassung»- frage. Auch Leitmeritz gegen da» Concordat. — München: Königliche Ausstattung von Brautpaaren. Bischöfliche Adresse. — Thüringen: Beschränkung der Wartburgfeirr. — Darmstadt: Prinz v. Wale». — Pari»: Tagesbericht. —Bern: Handelsvertrag mit Oesterreich. RheincorrectionSbauten. —Lissa bon: Drnkmalenthüllung. — London: Kirchliche». — Konstantinopel: Au» Kandia. — Belgrad: Er öffnung der Ekuptschina. — Athen: Kammereröff nung. — New-Uork: Bondsfälschung. Beilage. Lenrnnnnge«, Bersetznnge» re. im Öffentlichen Dienst. Praninzialnachrichtea. (Leipzig.) LtltyrnvyiM Nachrichten Berlin, Dienstag, 15. Oetaber. Nachmittag». (W T. B.) In drr heutigen Sitzung de» Reichstags stand zunächst die definitive Wahl de» Prästdiam» »f der Tagesordnung. Nus Antrag des Ada. Grase» Salm»«Laubach wurde da» bisherige Präsidium mit Aeelamatian wieder gewählt. Nach der Wiederwahl de» Präsidium» nimmt der Reichstag einstimmig den Gesetzentwurf, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe, an, wie derselbe durch die letzten Beschlüsse de» Reichstags festzestellt worden ist. Darauf erfolgt die definiiive Abstimmung über den Gesetzentwurf, die Aufhebung der CoalitionSbeschrän« kungen betreffend (vergl. unten unsre ReichStagSeorre- spondrnz), welcher bei Namensaufruf mit 126 gegen 71 Stimmen angenommen wird. ES folgen noch Wahlprüfungen, wobei die Wahl de» Abg. Deven» auf Antrag der Abtheilung bean standet wird. Schluß der Sitzung 2 Uhr. Morgen Sitzung. Ge. Majestät der König hat am Sonntag in Vaden« Baden den au» Pari» mit Depeschen eingrtroffrnrn BatschaftSrath Grase» Salm» empfange«. Letzterer Iras heute Margen in vrrliu rin und begab sich vor mittag» in» auswärtige Amt; rbensa der dirlseitige Grsandtt in Dresden, Herr v. Eichmann, welcher Abend» nach Pari« reist. Au» Frauksurt ». M. wird gemeldet, daß drr dartigr Srnat und die Stadtverordnete« je zwei und drei Mitglieder (daruuter Rothschild) deputirt habe«, um mit dem Ministerium i« Berlin darüber zu ver handel«, daß da» Staatsvermögea und da» Stadtver« «igen ungetrrn«1 bleiten. Dir Deputirten sollen er wirken, daß die städtischen Eisenbahnen Stadteigen« thum teiben, eventuell gegru Arquivaleut voa der Stadt erwarben würden. Feuilleton. . K. Hastheater. Die Vorstellung am Montag, den 14. d. M., brachte neu einstudirt ein dreiactige» Schau spiel von A. P. „Noch ist e» Zeit". E» ist aber nicht mehr Zeit für diese» Werk der Frau Pauline Raupach geb. Werner, der Witwe de» bekannten Ber liner Dramatiker». Frau Raupach verfaßte einige Stücke, die sich im Kreise der Familie bewegen; sie war dabei voll löblichstem Sinn nicht sparsam in guter Moral; aber um so sparsamer in stofflicher Erfindung, inter- rffanter Eomposttion, gar haushälterisch mit Geist und Witz. Die bereit» öfter gelöste Aufgabe, eine schöne, eitle und leb«n»lustige Frau von gefährlichem Wege auf den rechten zurückzuführen, verleitet in diesem Schau spiel zu einem Uebermaß moralischer Ermahnungen und beweglicher Vorträge, mit starker Beimischung von Sü ßigkeit und Rührung; die Absicht, den ärmlichen Stoff di» zum dritten Acte z« dehnen, dessen Erfindung der Verfasserin wahrscheinlich am besten gefiel, rrgiebt eine breite Behandlung, überflüssige Nebenseenen und eine wunderliche Handlungsweise der Hauptperson. Der Dialog ergeht sich zwar oft in» Triviale, wird sogar grschmacklo» in veraltet gezeichneten Nebenfiguren, be kundet aber die achtbare Bildung und warme Empfin dung der Verfasserin, die fich auch angesicht» drr hvhern Prari» ihre» Manne» rin grwtffr» dilrttanttsch. techni- sche» Bühnrngeschick angrrignrt hattr und dankbarr Rol len schrieb. Deshalb wäre auch da» Hervorsuchrn solcher älter» Bühnen - Hausmannskost wohl zu verthetdigen: aber die» Stück ist langweilig, und die „dankbaren Rol len", obwohl von den Fräulein Ulrich, Langenhau«, Herrn Dettmer, auch Fräulein Berg recht loben»- werth gespielt, erweisen fich al» wenig dankbar, da die schauspielerisch« Aufgabe brrselbrn ersichtlich nur de» U Hamburg, Montag, 14. Oktober, Nachmittag«. (D. T. B.) In drr hrutigen Sitzung der Bürgerschaft, welche Wege« drr unzureichenden Anzahl der Mitglie der beschlußunfähig blieb, erklärte drr Vorsitzende Auhnhardt, daß er da» Präsidium niederlege. Nach Schluß der Sitzung wurde rine Adresse entwarft«, welche den bisherigen Präsidenten um Zurücknahme seine» Entschlusse» ersucht; die Adresse fand zahlreiche Unterschriften. Wien, Montag, 14. Oktober, Abend». (W. T. B.) Drr Kaiser hat heute die Deputation de» Gemeindrralht», welche die von letzter« in Erwide rung auf die Adresse der Bischöfe beschlossene Adresse überreichte, auf das Gnädigste empfangen. Se. Ma jestät geruhte — »ach der „W. Abdp." — folgende Antwort zu ertheilen: „Ich werde diese Adresse Meinem Ministerium zu- miltcln. Ich spreche Ihnen übrigens Meine Zuversicht au», daß der Gemcinderath Meiner getreuen Haupt- und Residenzstadt Wien, dessen thätige Bestrebungen sür die Hebung und Förderung des VolkSschulwesenS Ich gern anerkenne, weit davon entfernt ist, den Ein fluß der Religion auf die Volksschule und auf die Bil dung deS Lehrerstandcs irgendwie schmälern zu wollen, da gewiß auch die Gemeindevertretung der Stadt Wien m>t Mir die Ueberzeugung theilt, daß die Religion die wichtigste und unerläßlichste Unterlage aller wahren, sittlichen VolkSerziehung bilden müsse." Die „Wiener Eorrespondenz" schreibt: Dir Ab reise de« Kaiser« nach Pari« erfolgt am 21. d. M. In Naurh übernachtet der Kaiser und trifft am 22. Nachmittag« in Paris rin. Die mehrfach gemeldete Nachricht, drr Reich»kanzler werde fich nach Lando» begebe«, ist in dieser Fassung unbraründkt. E« war nämlich nur vorübergehend davon die Rede, daß der Kaiser möglicherweise die Anwesenheit in Pari» ;» einem Besuche der Königin Viktoria in London be nutzen dürfte. Sollte der Kaiser aus diese Jnteutio» » z«r«Ak»»»rn, so würde Frhr. v. Beust den Kaiser begleiten. Da» ,,N. Frdbl." schreibt: Wie wir zuverlässig vernehmen, wird in der Antwort de» Ministerium« auf die Adresse dkr fünfundzwanzig Bischöfe eine höf liche, aber entschiedene Mahnung darüber rnthalten sein, daß sie den konstitutionellen Weg durch da» Mi nisterium verlassen und sich über da« Havpt desselbr« hinweg direkt an die Krone gewendet haben. Freiherr v.Hübnrrkehrt nicht mehr nach Rom zurück. Pari», Dienitag, 15. Oktober. (W. T. B) Au- Rom berichtet der heutige „Moniteur" von einem vorgestern (13. d) im Kirchenstaate stattgehabteu Ge fechte, bei welchem ra. 160 Mann päpstliche Truppen 360 Garibaldianer, welche den Weg nach Mor-ie- librrte verlegten, über den Haufen warfen. Die Frrischaaren wurden genöthigt, ihre Stellungen auf- zugkdcn. Florenz, Montag, 14. Oktober, Abend». (W. T. B ) Hier eiagegangenen Nachrichten zufolge hatten päpstliche Truppen eine Jnsurgrntenabtheilung unter dem Befehle Menotti Garibaldi » bei Nerol» an- gegriffen, wurden aber zurückgrschlagen und zogen sich auf Montemaggiorr zurück. Dir Schaaren Menotti Garibaldi » sollen weitern Zuzug erhalten. Die „Opinione" vertheidigt die Haltung der Re gierung und sagt: Ungeachtet der Drohungen mit einer französischen Znterdrntion werde man iu den Kirchenstaat einrückrn müssen, wie e» die Interessen de» Vaterland»», der Monarchie, drr Ordnnng und drr Freiheit sordertrn. Konstantinopel, Montag, 14. Ortobrr. (W. T. B ) Im Epiru» und in Thessalien findet eine Au»hkbung der Rrdif» (Landwehr) bi» zu einer Höhe von 5A> der Bevölkerung statt. Die Pforte beschleu nigt ihre Rüstungen angesichts der Haltung Serbien». Bukarest, 12. Ortobrr. (Tel. o. W. Abdp.) Tr- legrammr au» Bakrn mrldrn, daß da» Magazia grstrrn vom Volke und Nationalgarde gestürmt und dir (österreichischen) Waffen vertheilt wurden. Die Rt- verständigcn Gebrauch künstlerischer Routine beansprucht und die Theilnahme de» Publikums nicht durch In teresse am Stück gestützt wird. E. Banck. ' Dresden. Mittwoch den 16. Oktober eröffnet die königl. sächsische Kammervirtuosin Fräul. Mary Krcb» die musikalische Saison mit einem Concert, da» nicht nur durch die Veranstalterin desselben und die sie unter stützenden Kräfte (Frau Kainz Prause, sowie die Herren Schild und Concertmeister F. Schubert), sondern na mentlich auch durch die Programmwahl einen hervor ragenden Platz unter den Darbietungen der diesmaligen Saison behaupten wird. Ist Fräul. Mary Krebs wie wohl kaum eine andere Künstlerin der allgemeinsten Theilnahme und Sympathie von ganz Dresden sicher, sobald ihr Name einen Concrrtzettel ziert, so bietet die Mitwirkung der Frau Kainz-Prause und des Herrn Schild da» hohe Interesse, zwei schätzen-werthe Mitglieder unsrer Hofbühne zum ersten Male im Eoncertsaale, also in einer Sphäre kennen zu lernen, in denen wir ihnen bisher nicht begegnet sind. DreSde«. Die in Commission bei Hrn. Ernst am Ende in Dresden in diesrm Jahre erschienenen „Jahresberichte der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dr»»den"(14VS )haben ein doppelte«Interesse, einmal al» Beleg der Thätigkeit dieser Gesellschaft, welche sich mit dem neuen Geiste der Medirin und Naturwissen schaft auch vollständig regenerirt hat, und dann durch da» sachliche Interesse, welche» die mannichfachen Vor träge gewähren, die in diesem Kreise abgehalten worden find. De« Berichte über den Personalbestand, über di« Themata, di« kürzer« Mittheilungen und Demonstra tionen, ist nämlich in danken»»er1her, überfichtltcher und präg«aater Weise et« vollständiger Hauptinhalt der girrung beabsichtigt die Auflösung der Nationalgardt iu Baken. Bei Nichtausfolgung der Waffen an Oesterreich verspricht die Regierung den Ersatz i« Geldriwerth. (Nach aus Baken in Jassy eingelangten Privattelcgrammen hat ein Kampf zwischen National garde und Gendarmerie wegen de» IMagazin» statt» gefunden.) Dresden. 15. Oktober. Die preußischen osficiösen Blätter constatircn, daß man auch in Berlin jetzt nicht mehr an eincn Krieg zwischen Preußen und Frankreich glaubt. So schreibt die „Zeidler'sche Korrespondenz" unter Andcrm: „Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die Fort dauer de» Friedens zwischen Preußen und Frank reich eine festbcschlossenc Thatsache ist. Wir wissen auf da» Bestimmteste, daß alle Versuche der Kttegspartei, ein anderes Resultat hcrbcizusührcn, sich als vergebens erwiesen haben, und es sind daher lediglich letzte ver spätete Versuche aus den Kreisen der „Situation" oder verzweifelte Anstrengungen von Börsenspekulanten, wenn in diesem Augenblick noch von einzelnen Blättern auf drohende kriegerische Eventualitäten hingewicscn wird. Dabei wollen wir nicht in Abrede stellen, daß die ita lienischen Verwickelungen die friedlichen Entschließungen deS Kaisers Napoleon begünstigt haben mögen; wir glauben indeß gut unterrichtet zu sein, wenn wir be haupten, daß seit der Salzburger Conferenz der Ge danke bei ihm bereits feststand, cS zu einem Bruche mit Preußen wegen der deutschen Angelegenheiten nicht kommen zu lassen. Hoffentlich wird die französische Regierung auch bald geeignete Maßregeln ergreifen, um die im Publicum noch vorhandenen kriegerischen Besorgnisse vollständig zu zerstreuen und dadurch Han del und Industrie von den Fesseln zu befreien, welche lange und schwer auf denselben geruht haben." — Die „Neue Preußische Zeitung" sagt gteichzeitia: „Es gereicht uns zur besondernGenugthuung, daß in Frank- rrich jetzt die Stimmen zur Obmacht scheinen kommen zu sollen, die sich für Nichteinmischung in die deut schen Angelegenheiten auSsprcchcn. Wenn die kaiser liche Regierung laut und unmißverständlich diesen Grund satz anerkennt, wie er von uns aus für die jenseitigen Verhältnisse voll anerkannt ist, — so wird alsbald Nie mand mehr an Krieg in Europa denken und das „öf fentliche Vertrauen" wird hergestellt sein. Je früher Cagesgeschichle. k Brrli«, 14. Oktober. Dem Beschlusse über die Aufhebung der Wuchergrsetze folgte heute m der 19. RrichStagSsitzung der über die Aufhebung der jenigen gesetzlichen Bestimmungen, welche dem Coali- tionSrrcht drr Arbeitgeber und Arbeiter ent gegenstehen. Zu diesem Beschluß gab ein von den Abgg. Schulze und Becker eingedrückter Gesetzentwurf Veranlassung. Für dir Verhältnisse im Königreich Sachsen wird durch diesen ReichstagSbesckluß ebenso wenig etwa- geändert wie durch den Beschluß über die Wuchcrgesetze, da da» Princip des Schuljt-Bccker'schcn Entwurfes nicht nur in Sachsen gcsetzlick schon feststeht, sondern auch (vergl. unten insbesondere die v. Zeh- men'sche Rede) m der sächsischen Gewerbeordnung alles DaS geregelt ist, was nun nach Aushebung der Bestim mungen, welche da» CoalitionSrcckt der Arbciter be schränken, zum Wohle der Arbeiter g.schlick positiv zu bestimmen ist. Der Präsident des Bundeskanzleramtes hielt dem Scknlze-Becker'schen Entwurf cin, daß kurck denselben eine Menge Eingriffe in die Einzelgesetzgebung geschehen, deren Folgen die Antragsteller selbst nickt übersehen können; die Frage sei zur Regelung durch die BundcSgewerbcgcsehgebung noch nicht reif, ind.sscn schien e» der Majorität zunächst darauf anzukommen, principiell die Beschränkungen d,S CoalitionSrechtcS aufzuhcben und später» Stadien der Gesetzgebung zu überlassen, an Stelle deS Negativen etwas Positives zu setzen. Die soriale Frage wurde wieder in den Krei der Erörterungen gezogen, diesmal durch den Abg. Wagener, welcher sich ziemlick mit den Ideen des vc. einzclnen Vorträge nach Eingaben der Vortragenden selbst oder nach den Protokollen beigegeben, welcher den eigentlichen Tert dieser „Jahresberichte" bildet. , Wir heben daraus, nicht um Kritik zu üben, sondern, um die Aufmerksamkeit btsondrrS dahin zu lenken, al« von all gemeiner« Interesse folgende Borträge hervor: vr. Gei nitz über dir Verbreitung der Steinkohlensormation in Europa (8. 18); vr. Haubner über Entstehung der Raren (E 20); derselbe über HundSwuth (S. 22); vr. Lange über Wirkungen der comprimirtcn Lust auf den Organismus (8. 33); vr. Leisering über die Rinder pest (8 37), eine sehr instruktive, ausführlichere Mit- theilung, nach eigenen Anschauungen und Ersahrungen; vr. Reinhard über Ventilation (8 62) und über Schul- stubenluft (8. 66); vr. Richter über einige von ihm besuchte Thermalbäder Frankreich«: Plombisre», Vichy rc. (8. 69), über Gallensteine (8. 74), da» Klima von Europa (8. 75) und kleinereMittheilungen; vr. Stelzner ein Bericht über sein« chirurgische (sehr verdienstvolle) Thätigkeit in der Diakonissenanstalt vom 4. Juli 1866 bi» 28. Februar 1867 (8.81); Professor 8ußdors über DeStnfeetton (8. 88), sehr lichtvoll; Vr. Warnatz über epidemische Eerebrospinalmeningiti» (8. 93). Zuweilen find auch noch di« interessanten Diskussionen, welche sich an die Vorträge angeschlossen haben, skizzirt beigegeben. An diesen Haupttert schließen sich einige Beilagen, von Ehalybäu» Mittheilungen über eine Blatternepidemie in der Lausitz und zwei Fälle von Aneurysmen, mit- getheilt vom Proseltor vr. Fiedler. Mit großem Dank nehmen wir auch die treffenden Charakteristiken hin, welche Prof. Richter in de« Nekrologen der verstorbenen Hofräthe vr. Abendroth und Seydel niedergelegt hat. Wer dtesen edel«, biedern Eollr-en nahe gestanden hat, wird jede» Wort unterschreiben, welches der ebenso be gabte al» pietätvolle Biograph ihnen nachgerusen hat. v. Schweitzer begegnete. Am Tische der BundeScom« missare waicn außer d-m Bundeskanzler anwesend: der Präsident dcs Bundeskanzleramtes, seiner der Con- treatmiral Jachmann, geh. Oberjustizrath vr. Pape, der Ministerialdirektor vr. Weinlig, geh. LegationSrath Hosmann, Generalmajor » Bilgner, Staatsminister vr. v. Watzdorf, Staatsrath Buchholtz, Geh. Rath v. Liebe, EtaatSministrr Freiherr v. Krosigk, Etaatsminister Frei herr v. Seebach, Regierungsrath vr. SinteniS, StaatS- minister v. Bertrab und die Senatoren Gildemeister und vr. CurtiuS. Sc. königl. Hoheit der Kronprinz wohnte der Sitzung einige Zeit bei. Der Präsident ernennt zunäckst als Referenten zu dem Gesetzentwurf, der die von Preußen nut mehrcrn Kleinstaaten abge schlossenen Militärocrträge betrifft, die Abgg. vr. Becker und Camphausen. Den Gegenstand der Beratungen bildet der Antrag der Abgg. Sckulze und vr. Becker, folgenden Gesetzentwurf anzunehmen: § l. Alle Verbote und Strafbestimmungen gegen Arbeit geber oder Arbeiter sämmtlicher Gewerbszweige — ernschUeß sich der Landwirthschast, des Berg- und HüttenbetriebeS. der Slromschifssahrt, des Gesinde- und TagelohndiensteS — wegen Verabredungen uud Bereinigungen zum Behufe der Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen, insbesondere mittelst Einstellung der Arbeit oder Entlassung drr Arbeiter, werben aufgehoben. tz 2. Ferner werden aufgehoben: I) solche Beschränkungen, welche der Freiheit der Arbeitgeber in der Annahme von Ar beitern, sowie der Freiheit der Arbeiter in der Wahl der Ar beitgeber durch Forverung handwerksmäßiger Qualifikations nachweis« noch entgegenstehen; 2) ditjeniaen Strafbestimmungen, welche gegen die in K l bezeichneten Arbeiter, wegen Verletzung der Arbeits- und Dienstverträge, andere, als die nach dem ge meinen, an dem betreffenden Otte geltenden Tivllrecht den Eoutractbruch treffenden Folgen festsetzell. 8 3. DaS aegtvwärlige Gesetz gilt für deo ganze» Umfang deS Norddeutschen Bundesgebiets. Alle damit ra W,versprach stehende Verordnungen und Gesetzesbestimmungen in den eiu- zelneu Bundesstaaten treten 14 Tage nach Publicatioll dessel ben außer Kraft. Hierzu sind nun (indem ich alle Amendement» unter drücke, die im Laufe der Debatte zurückgezogen oder mit andern verschmolzen werden) zunächst mehrere Amen dement- gestellt, die bei dcr Specialdebatte ihren Platz am besten finden. Von konservativer Seite find fol gende zwei Anträge gestellt worden, die die Sache selbst zu vertagen bestimmt find: o) von den Abgg. v. Diest und v. Brauchitsch «Der Reichstag wolle beschließen: 1) de, Antrag des Abg. Schulze und Genoffen abzulehncu, gleichzeitig aber 2) dea Herrn Bundeskanzler zu ersuchen, mit thunlichster Beschleu- ulgoug eiueu Geletzeuiwurf vorzubereitell, durch welcheu die Vas Btptt»WkchI der Arbeiter und Arbeitgeber bisher be schränkenden SuSnahm-beftimmungell aufgehoben und zugleich Beftimmuugen über Elusührung von Fabrikarbetteruuttr- stützungs und Pension-kaffen nach Maßgabe der kaapp- schastskoffen getroffen werdeu." b) Vom Abg. Stumm: »Der Reichstag wolle beschließen: unler Ablehnung de» Antrages deS Abg Schulze und Genossen den Herr» Buu- deSkanzler zu ersuchen, Mit thunlichster Beschleunigung auf den Grundlagen des dem preußischen Landtage vorgelegte» Geseyeutwurses vom >0. Febraar einen Gesetzentwurf zur Reform der Rechtsverhältnisse zwischen Arbeitern and Arbeitgebern bei dem Reichstage einzubringen." Hicrauf beginnt di« Generaldebatte. Dieselbe eröffnet Abg. vr. Becker: Unser Antrag mag Bielen nowillkom men sein, das schadtt nichts. Es gilt die Unzutragllchkciteo z» beseitigen, welche dariu bestehen, daß mau dem Arbeiter durch das allgemeine Wahlrecht die Entscheidung über die wichtigsten politischen Fragen webt und ihn doch hindert, dnrch Verab redung mit seinen Genossen seine eigenen Angelegenheiten zu regeln. Ich verwahre mich ausdrücklich dagegen, daß der An trag einen socialen Zweck hat; er hat nur den politischen Zweck, alle die Hinderniffe zu beseitigen, welche vou dem Arbeiter al» seiner menschlichen und polititchen Berechtigung zuwiderlanfend erklärt werden. Ec bezweckt eine Hebung des ftaatSbüroer- lichen Bewußtseins beim Arbeiter, eine Beseitigung der Ver bitterung, welche in dem Arbeiter künstlich geschaffene Klaffen- unterschiede erzeugen. Abg. Wagener: Ich bin kein principieller Gegner de« Antrags, wohl aber war es einst der Antragsteller Schulze selbst, welcher im preußischen Abgeordnetenhaus« ausrief: „Ent fesseln Sie die Bestie nicht!" Ich bin nur deshalb gegen de» Antrag, da er Dinge enthält, die blos sür Preußen und nicht für d>e Bundesgesetzgebung paffen, und weil er ohne unsern Willen unsre preußische Gcwerbeordnuug beseitigt. Ich halte es demnach mit den Antragstellern sür ganz unzulässig, daß, nachdem man das Verein-recht in größter Ausdehnung bewil ligt hat, man dem Arbeiter denjenigen Tbeil diese- Rechts vor- Möchte nur auch ihr Beispiel sür echt humane ärztliche Wirksamkeit und aufrichtige CoUrgialilät immer lebendig nachwirken! M. * Trewcndl'S „DolkSkalendtr auf da» Schaltjahr 1868" (BrcSlau, Verlag von Ed. Trewcndt) liegt t« seinem 24. Jahrgange vor und hat auch die-mal für Unterhaltung und Bclchrung reichlich gesorgt. Zum äußer« Schmucke gereichen dem Büchlein dir 8 Stahlstiche und di« 22 in den Tert gedruckten Holzschnitte Im ErzLH- lungSsach« haben G. Nierjtz, Ludwig Rosen, Fr. Ger» stäcker und E. Höfer ansprechende Beiträge grlteftrt. K. v. Holtet spendete rin Grdicht in schlrflschrr Mund art und K. Ruß girbt Mitthrilungen übrr Hau»- und Landwirthschast rc. In Summa darf man sagrn, daß der grnannte Kalcndcr zu drn bestrn Erschciaungrn auf dirsrm Gebirte gehört. « Untrr dem Titel „Der 26. October und der 3. November" ist im Berlage von C. Diller u. Sohn in Pirna ein Heftchen von wenig Seiten erschiene«, da« rinen Beitrag zur Schulfeier der vaterläadischr« und kirchlichen Gedenktage bieten will. Nachdem der «»» genannte Verfaffrr drr Errignisse dr« vorjährigrn Som» mrr» grdacht, schildrrt er in rinfachr« herzlich«« Wor» ten di« Rückkehr dr« geliebten Landt-vater« in sei«e Hrimath, während den Schluß zwei Festgesänge bilde«. Da» Schriftchen erfüllt d«n angedeutete« Zweck recht wohl uud verdient um so mehr Empfehlung, al» der Reingewinn für einen milden Zweck besttanut ist. Der Preis ist 12 Rgr. * Der bekannte Literat Hofrath Joh Bapt. N»«s- sra«, der in früher« Jahren die „Frankfurter Ober» postamtS-Zcitung" redigirte und dir letzte« Jahr« i» Köln »erlebt», ist »er einigen Tagen in dürftige« ver» hälttitssr« gestorben.
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