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Dresdner Journal : 04.01.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-01-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186801045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-01
- Tag1868-01-04
- Monat1868-01
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 04.01.1868
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3 . , Sonnabend, den 4. Januar. - 1868. Lt>»»r»t«t«Prrtst: « tw I»rLL. »otsr 1 t» kr««»—» tritt lLdrUek ^tUrlitk: 8 HUr. — Nxr.s 2 rUir. 8t,n>p«I»«düiir, ^jLkrlick, 1 „ l» „ > »«—r«»ld L— storLL. S»a,tUokr — „ Ui „ l LaoL»» ?o»t - uoL Lio,,t», 8am»»«»>: t „ I 8t«»»p«l»««i»I«, iü»»». »*ser«tr«Prrtsr: I^ir 6»» 8»um «io«r xe,p»It«o«o Leit«: 1 tk^r. vitt«r „ Lu»,«,»oLt' Li« L«il«: » «xr. Lrschrtir»: 'tLEU«», mit Xa»L«dw« L«r 8owo IU»L kH«rt«r«, Xd«»L» Ilir L«a koIx«oL«o 1'»?. Dres-ntrIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. IMfer<ttr>minuch« »»»»«rt«: LttpttU: l » , Oommi»»l«,»Lr L« Or«»Lu«r Looro»!»; «d«oL»».: 8.L»ai.»», Lva» ko»,; N»»duiA-»«rU»- Vi«»-L«tpttE-»«»«l-Nr»»Lwrt » ».: 8n»»»,r«i» t Voai.»»; >«rU»: O»»riv»'»<:l>« Liurkti., 8»r«»»»r«»'» 8ure»u, 8vool.ru Lio»,»; Lr.w.»L. 8c»i.orr»; «r*tt»»: L,. 8r»»o»»'« Lllooooeodur,»», L»«»», 8r»l. L ^»»v»v; rr«Urklr1».».: L»i»»»'„k, k»cki>.; NVM: Xv S»v»»»»; kort«: lL»r»», r,»»r,r»,8«i.i.r»» L 0». (8, kl»o, L« I» Loor»); kiNU: k». L»»v,c»'» S»ekk.; wi«: Xi.. Orr»i.i». >. Lip.Litloo L», vr»,Li»«r ^oar»«!,, vr«,L«», Li»r>«»,tr»„« kio. 7. Telegraphische Nachrichten. Pari», D»»«er«t»g 2. Z«»«r, Abe»»». (W. T. B.) Der „Uhr«b»w»i1e»r" »elset: Vri be« »e» steige« Nr«j«hr»r«pf««,e i» se» T»tlrrir» er»isr,1e »,r S«iser »«f dir A»spr»che dr» N»»1i««: Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. L»leßr«phische Nachrichten. Taftkiftkichichte. Dresden: Kammerverhandlungen.— Berlin: Neujahrsansprache des Königs. Diploma tische Vertretung des Norddeutschen Bundes. Gras Arnim-Boitzenburg nicht -s. Militärisches. — Kiel: Keine neue Abgabenerhebung. — Wien: Das Pro gramm der auswärtigen Politik Oesterreichs. Die bandelspolitischen Verhältnisse mit dem Zolverein. Aultsantritt der neuen Minister. Die angeblichen Werbungen für die päpstliche Armee. —Parts: Handschreiben des Papstes. MacMahon. — Lon don: Der Angriff der Fenier im Hafen von Cork. — St. Petersburg: Erledigung der polnischen Frage. — Bombay: Nachrichten der neuesten Ueber- landpost. L»«dt«,»»erh«ndl»«gr«. (Abendsitzung der Zweiten Kammer vom 2. Januar.) Amtlicher Theil. Dre»de«, 30. December 1867. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht dem Fabrikanten Karl Gotthelf Häbler in Großschönau, ingleichen dem Kauf mann Moritz Schanz zu Chemnitz das Ritterkreuz des Albrechtordens zu verleihen. ' Dretbr», 31. December. Se. Majestät der König haben die von dem Oberberahauptmann Freiherr« von Beust in Freiberg nachgesuchte Entlassung aus dein Staatsdimste allergnädigst zu genehmigen geruht. Bekanntmachung, die künftige Erhebung der innerhalb de- Ressort- de- Kriegsministerium- au-gesetzten, zeither bei dem Finanzzahlamte au-g»zahltenWartegelder, Pensionen und Unterstützungen bei dem KriegSzahlamte betr., vom 19. December 1867. Nachdem die Einrichtung getroffen worden ist, daß vom 1. Januar 1868 an alle Wartegclder, Pensionen und Unterstützungen, die, von dem Kriegsministerium angewiesen, bisher bei dem Finanzzahlamte ausgezahlt worden sind, nicht weiter bei letzterm, sondern bei dem Kriegszadlamte verabreicht werden, so wird dies hier durch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß vom genannten Zeitpunkte an alle Die jenigen, welche innerhalb des Ressorts des Kriegsmini steriums und in Folge einer Anweisung des letztern Warlegelder, Pensionen, oder Unterstützungen zeither bei dem Finanzzahlamte ausaezahlt erhalten haben, wegen fernerer Erhebung derselben an das Kriegs- »ahlrmt in Dresden (Blockbaus, Neustadt an der Brücke Nr. 1 im Hofe Parterre) sich wenden müssen, daß da gegen aber in Ansehung aller derjenigen Wartegelder, Mllitair-Pensionen und Unterstützungen, welche bisher nicht bei dem Finanz-Zahlamte selbst, sondern für Rech nung des letztern bei andern Kassenbehörden (Bezirks steuer-Einnahmen u. s. w.) erhoben worden sind, im Allgemeinen, und soweit nicht specielle Anweisung des halb erfolgt, eine Aenderung nicht stattsindet, die Zahl stelle vielmehr dieselbe, wie zeither, bleibt. Gegenwärtige Bekanntmachung ist auf Grund 8 21 des Preß-Gesetzes vom 14. März 1851 in sämmtlichen Amtsblättern des Landes in einer der beiden nächsten Nummern aufzunehmen. Dresden, am 19. December 1867. Krieg-Ministerium. » F»hriee. „Ich schätze Mich glücklich, das'neue Jahr, wie immer, so auch dieses Mal umgeben von den Vertretern aller Mächte zu beginnen und wiederum aussprechen zu können, daß Mein Verlangen stets darauf gerichtet ist, die besten Beziehungen zu allen Mächten zu erhalten. Ich danke Ihnen für die Wünsche, die Sie im Namen Ihrer Souveräne für Frankreich, für Meine Familie und Mich ausgesprochen haben." Auf die Auspruchr de» ArMchuf» du« Puri» er» widerte der Kaiser: , „Die Wünsche, welche Sie Meiner Familie und Mir ausgedrückt haben, rühren Mich tief; Ich weiß, daß Sie die Interessen der Religion nicht von den jenigen des Vaterlandes und der Civilisation trennen." Der „«»»«»«,, iteur" spricht sich i» seine« Vitt* letiu f«lße»drr«»ße» au»: Das Jahr hat unter günstigen Auspicien begonnen. Der Frieden ist in Europa nirgends gestört worden. Man darf sich der Hoffnung hingeben, daß die Fragen, welche jetzt noch der Diplomatie Sorgen bereiten, Dank der Besonnenheit der Nationen und Regierungen, in befriedigender und freundschaftlicher Weise werden ge regelt werden. Die Völker, welche sich klar bewußt sind, was ihre Interessen wie ihre Pflichten erheischen, sind berufen sich gegenseitig ihren Beistand für die Förderung der Werke des Fortschritts, dessen Ziel ein gemeinsames ist, zu leihen. Die Bemühungen und Lehren, welche das Jahr 1867 darbot, werden nicht verloren sein Die anarchischen Versuche in Spanien, England und Italien haben durch den gesunden Sinn der Bevölkerungen ihre gerechten Züchtigungen gefun den. Treu den Ueberlieferuugen seiner Politik, fährt Frankreich fort, seine civilisatorische Mission zu erfüllen. Die Weltausstellung ist ein Symbol der Ideen gewor den, welche die Völker einander nähern und unter Ein Banner schaaren; jener Ideen, welche unserm Zeitalter zur Ehre gereichen. In seinem Innern wußte Frank reich in dem verstossenen Jahre das Princip der Auto rität neben einer weisen und fruchtbringenden Hand habung der Negierungsgewalt zur Geltung zu brin gen. Das Land hat jede Gelegenheit wahrgenom men, um dem Kaiser seine Dankbarkeit zu be zeugen; es hat dies wiederum gezeigt durch die jüngsten Berathunaen in den Kammern, welche das Schauspiel des besten Einvernehmens zwischen Regie rung und Volk darboten. Nach außen hin hat Frank reich seinen Einfluß zu Gunsten des europäischen Frie dens und der allgemeinen Interessen geltend gemacht. Frankreich hat mit Energie den Thron des Papstes gestützt, weil Vie Sacht des heiligt« Stuhles auf Recht, Gerechtigkeit und Verträgen beruhte. Dadurch', daß Frankreich den Uebergriffen der revolutionären Partei entgegen trat, hat es sowohl dem Papstthum wie der Regierung des Königs Victor Emanuel und ganz Ita lien einen Dienst geleistet. Indem die Regierung ohne Unterschied alle Mächte Europas einlud, durch ihr mo ralisches Ansehen und ihre gemeinsamen Rathschläge das Werk der Versöhnung zu fördern, hat sie einen neuen Beweis von ihrer unparteiischen Politik gegeben. Die Regierung des Kaisers, welche von verschiedenen Mächten Beweise ihrer zustimmenden Haltung in dieser Frage erhalten hat, hofft, daß sie in der Lage sein wird, alsbald auch den practischen Werth ihrer Vor schläge darzulegen. Der gesetzgebende Körper hielt heute seine erste Sitzung im neue» Inhre. Vor Uebergang zur Tagesordnung theilt Gu«- roult mit, daß die Redacteure von etwa 12 Jour nalen zu einer gerichtlichen Vernehmung wegen einer Contravention gegen das Februardecret, betreffend die Berichte über die Kammerverhandlunaen, vorgeladen seien. Redner weist darauf hin, daß die Journale, welche berufen seien, ein Urtheil über die Kammer- debatten abzugeben, doch jedenfalls vorder den In halt derselben mittheilen mußten. Der Staalsmimslcr Rouher erwidert hierauf, daß diese Angelegenheit vor dem gesetzgebenden Körper nicht weiter zur Sprache kommen könne, da sie zunächst der richterlichen Ent scheidung unterliege. Uebrigens müsse die Regierung den Argwohii, daß sie in dieser Frage auf illiberalem Wege vorgehen wolle, entschieden zurückweisen. Bei der Debatte über das Preßgesetz werde diese Ange legenheit am besten zur Sprache gebracht werden kön nen.— Bei der darauf fortgesetzten Debatte über das Armeegesctz theilte der Kriegsminister Marschall Niel auf eine Anfrage Glais-Bizoin's mit, daß in dem rectificattven Budget pro 1867 ein Mehrbetrag von 5 Cent, für den gemeinen Soldaten aufgeführt werde. Bei der Diskussion über Artikel 6 vertheidlgt Javal ein Amendement, welches die Aufhebung der Stellvertretung in der mobilen Nationalgarde verlangt. Der gesetzgebende Körper überweist dieses Amendement mit 144 gegen 105 Stimmen der Erwägung der Re gierung. Darauf wird Artikel 7 bis Schluß ange nommen. Zu Z. 8 wurde ein von der Regierung ge billigtes Amendement genehmigt, wonach das Armee- aesetz den Staatsbürgern die Freiheit des Reisens nicht beeinträchtigen soll. Der preußische vstschastrr, Graf v. d Goltz, wurde heute Vi-rgen »am «arqui» de Mauflier empsauge» »d wird Abr«d» «ach Berlin abreisen. Der russische Batschastrr, Varon Budberg, wird vor Ende Jannar ,u» St. Prtrr»b«rg nicht hierher zurückkehrrn. Puri«, Freitag, 3. Januar. (W. T. B.) Au» Florenz meldet der „Moniteur" über de» dortigen Nrujahr»e«psaug : Ler König Vietor Emanuel erwiderte auf die Glückwünsche der Kammern mit einem Appell an den Patrioti»mu» und die Mäßigung und sprach die Hoffnung au», da» Parlament würde der RrgifrunZ feine« veistand zur Verwirklichung der vorgeschlage» «e« inner« Nesormen leihe«. Die italienische Mi- »iperkrifi» dauert fort. Au» Athen meldet der „Moniteur": Da» neue Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Mo» rattini», Präsidium und Justiz; Delyanni», Aulwir» tige», Mrjfinesst», Innere»; -arnapulo», Finanzen; Spiromilio», Krieg; Achsuri», Marine. vrissrl, Freitag 3. Januar. (W. T. B.) Do» „Echo du Parlkment", indem e» dir bekannte Ministrr- liste (Frsre Orban, Ministerpräsident lmd Finanzen; Pirmez, Inneres; Bara, Justiz; van der Stichelen, Aeußcres; Jamar, öffentliche Arbeiten; General Re nard, Krieg) bestätigt, sügt hinzu, dir Cabinetti«- drruug vrranlaffe keine Aenderung drr allgemeine» Politik de» Labivrt». Haag, Do»«rrri>g L. Jauuar, Nachmittag» (W. T. B ) Drr Drp»tirte Wintgens ist zum Juffizmi» »ister ernaunt worde». Dir Leitung drr K«gelegra» hritr» dr» rrsormirten Cultu», wrlchr interimistisch von dr« Ainouzminister versehr» w»rdr, ist Herr» van Ltzndru übertragen worden, für die Leit«ng der katholische» Vultu»a«zelegrnheitkn ist Luhbr« rr»a»»t worden. Dir «rurrnanntrn Ministrr gehören sämmt» lich der konservative« Partei der Drp»tirte«kam«rr an. Kopeuhagru, Ton«er»tag 2 Januar, Nachmittag». (W. T B.) Der die»seitigr Gesandte am preußische« Hose, Kammerherr Quaade, wird sich «arge« auf jriue» Poste« zurückbegebe«. Athe«, 28. Dekkmber. (Levantepost.) Die pro» disorische Negierung in Kavdi» richtete Glückwünsche an den König und die Aonigi» vo« Griechenland. Koroneo» hat sich «ach Stzra begebe«. Man glaubt, daß diese Neis» mit de« kandiotischrn Ausfiaude i« Zusammenhänge stehe. Konstantinopel, 28. Deeember. (Levantepost.) Die Gesandte» von Frankreich, England und Oester reich bezeichnete« i« einer an die Pforte gerichtete« Note al» wünsch,«»Werth, daß die für Ka«di> ei«* z«fihrr«dr» Nrsorme» auf da» g,«ze Reich ««»gedehnt »irden. Fuad-Pascha soll sich hierz» geneigt erklärt habe«. Emtzr««, 28. Deeember. (Levantepoft.) -WO Ma«« türkischer Truppe« haben sich nach Sandi» ringefchifft. Tagesgeschichle. Dre»den, 3. Januar. Die Zweite Kammer bat gestern Nachmittag die Berathung des (dritten) Berichts ihrer Zwischendeputation über die in den beiderseitigen Kammerbeschlüssen bezüglich der Kirchcnvorstands - und Synodalordnung bestehenden Differenzen begonnen und heute zu Ende geführt. In der gestrigen Sitzung be traf die zur Berathung kommende hauptsächlichste Dif ferenz die Frage des Vorsitzes im Kirchenvorstande (8 4), bezüglich dessen die Zweite Kammer beschlossen hatte, daß der Kirchenvorstand selbst aus seiner Mitte den Vorsitzenden wählen soll, während nach dem Be schlusse der Ersten Kammer den Vorsitz im Kirchen vorstande der Pfarrer zu führen hätte. Die Zweite Kammer hat nunmehr (wie wir umstehend ausführlich berichten) beschlossen, bei dem früher von ihr gefaßten Beschlusse stehen zu bleiben. — In der heutigen Sitzuna handelte es sich zunächst um die Differenz zu § 34 (Zusammensetzung der Synode). Hierbei räth die Minorität der Deputation (Abgg. Sachßc u. Rie del) Stehenbleiben beim früher gefaßten Beschlusse, wonach die Synode aus 18 Geistlichen und 36 Laien bestehen soll, während die Deputationsmajorität Bei tritt zu dem Beschlusse der Ersten Kammer „28 Geist liche und 28 Laien" empfiehlt. Lei der Debatte sprach zunächst Abg. Riedel für das Minoritätsgutachten und insbesondere auch gegen den von der Ersten Kammer zu Punkt 4 von 8 34 gefaßten Beschluß, wonach unter den von den io kvaselici» beauftragten Staatsmini stern für die Synode zu ernennenden 8 Mitgliedern die Hälfte aus Kirchenpatrvnen bestehen soll, weil es nur Ausnahme sei, daß die Kirchenpatrone viel für die Kirche thäten. Sei letzteres aber der Fall, so würden die Patrone auch ohne gesetzliche Bestimmung in die Synode gewählt werden. Abg. v. Nostitz-Paulsdorf, obwohl selbst nicht Patton, trat der Behauptung ent gegen, daß von den Patronen für die Kirche nicht viel gethan werde, indem er anführte, daß unter Anderm in seiner Parochie der Patton ein Geläute geschenkt habe. Geh. Rath vr. Hübel verwendete sich im Namen des Ministeriums angelegentlich für Annahm» des Ent wurfs (Parität zwischen Geistlichen und Laien); in der Synode müsse namentlich die kirchliche Sachkunde ver treten sein, diese finde man aber vor Allen; bei den Geistlichen; die Laien sollten in der Synode mit den Geistlichen brüderlich zusammenwirken und nicht ver schiedene Interessen vertreten. Nach der sehr bewähr ten Kirchenordnung von Rheinland und Westfalen be stehe die Synode aus H Laien und H Geistlichen, während alle übrigen Kirchenordnungen wenigstens an der Parität festgehalten hätten. Abg. Seiler: man müsse sich davor hüten, die Geistlichen nach unten zu sehr zu binden, dies geschehe aber durch den von der Minorität empfohlenen Beschluß. Er wolle, daß die Geistlichen vor unberechtigtem Einfluß von oben so wohl als von unten gesichert würden, und werde des halb für den Minoritätsvorschlag stimmen. Nach einer Bemerkung des Abg. Riedel auf die Aeußcrung des Abg. v. Nostitz sprach Abg. Sachßc für den Minori tätsvorschlag nnd erklärte, daß die vom Regierungs- commissar angeführten Gründe nicht maßgebend seien. In der Synode sollten die Kirchengemeinden berathen, was der Kirche fromme, hierbei aber könnte das Kirchenregiment eher entbehrt werden als die Kirchen gemeinden. Es sei gewiß recht ansebnlich, wenn die Synode aus H Sachverständigen zusammengesetzt sei. Abg. v. Cricgern: es entspreche der Billigkeit, daß die Pattone in der Synode vertreten seien, und er werde deshalb zu Punkt 4 dem Beschlusse der Ersten Kammer zustimmen. Hiernächst werde er auch bezüglich des ersten Punktes mit der Deputationsmajorität stimmen, die Geistlichen seien in der Synode nicht blos Sach verständige, man dürfe nicht außer Acht lassen, daß schließlich doch die Abstimmung entscheide, und da die Synode sick vorzugsweise mit mnern kirchlichen Ange legenheiten zu beschäftigen haben werde, so sei eine Feuilleton, w«» bri»,st D» »it? (Schloß ao« Nr. 2.) Hildebrand sah frohbewegt drein. Seine Frau hatte Müh«, so viel Fassung zu behaupten, daß sie zu sprechen vermochte: „Nun zu mir in s Haus! Bei dampfender Suppe läßt es sich mit dem Ernst besser plaudern!" Allein Hieronymus hatte nicht den geringsten Appetit. Er wäre geistig gesättigt, behauptete er, und habe nicht eher Ruhe, als bis er sich und den Knaben daheim beim lieben Minchen wüßte. So schieden Ne denn vor den Kirchenstufen. Noch sagte Schneider: Ich bitte mir aus, daß ihr über acht Tage nach Mellingen kommt! Dann soll dieser Sohn, der mir heute bescheret worden, dir Taufr empfangt«! Versteht ihr mich? Ich will nur sagen, daß wir anstvßrn wolle« auf sein ferneres Ge deihen, auf sein und mein Glück! Die Hand darauf, Hildebrand!" Der Wind blies witder. Die Luken der Dachfenster klapperten, die welken Blätter spielten auf der Land straße Haschen Allein Hieronymus spürte nichts davon, auch fröstelte ihn nicht; die Hand de- Knaben, dir in drr seinen ruhte, strömte rinr Wärme au», die ihm bis ans Herz ging. Nur dünkte ihn der Weg diesmal endlos. Immer noch ein Baum, rin weißer Merkstrin — endlich grüßte drr Mellinger Thurm aus der Ferne. Jetzt den Hügel hinan — den ersten Häusern, drr Can- torwohnung vorüber — jetzt vor drr Zaunthtr — Flink, der Hund, schlug an — drinnen im Hause Schritte... „Alter, lieber Alter!... Und nicht allein?" „Du wolltest ja, daß ich dir etwas mitbringrn sollte! Etwa» recht Schönes, so ganz was Apartes müsse e» sei», sagtest du. N«n, gutes Minchen, birr ist das Schönst« und Veste, hier »ft eiu Lohnt" Sie war sprachlos, sie lachte und weinte und ge- berdetr sich fast komisch. Sie wußte kaum, was sie eigentlich that. Er führte sie in die warme Stube. Hier erzählte er Alles. Er segnete die Conferenz und den festen Schlaf der Hildebrand'schen Familie, er pries die Predigt des Mannes, dessen Name unsterblich wer den würde, und er sagte: „Nein, Minchen, wir hatten unrecht: mit der wahren Frömmigkeit ist's in der Stadt nicht vorbei!" Sie herzte den Knaben und trug aus der Küche vom Allerbesten herbei. Wie er sich's schmecken ließ! Die Beiden sahen ihm zu und wurden satt von lauter Sehen; nicht den geringste« Hunger spürten sie. Dann nahm er die Geige aus dem Bündel und spielte ein Liedchen nach dem andern, dann sprang er vor die Thür, in den Garten hinaus, dann begrüßte er die Magd, die seine goldnen Locken strich und dabei meinte: „Ei, das ist der Echte, der bringt Lustigkeit in's Haus!" Und es ward Abend. Das Bettchen wurde geholt, worin der Sohn geschlafen, der nun m der kalten Erde schlief. Jetzt rückte die Pfarrerin wieder die Kissen zu recht und legte ihren lieben Ernst hinein und deckte ihn recht, recht zu. Und sie betete, daß Gott ihn beschirmen möge. Und der Pfarrer nahm die Bibel aus der Lade und schrieb auf die Rückseite des Einbandes: „Am 20. October des Jahres 1780 hat der Herr mich wunder bar gesegnet. An diesem Tage ist Ernst Seifferth in mein Haus getreten, den ich lieben will wie einen Sproß meines Blutes, den ich erziehen will zur Ehre des Höchsten, zur Freude seiner Mitmenschen. Lob und Dank dem Herrn! Amen!" Dann sprach er: „Gute Frau, laß un» zur Ruhe gehen I Ich freue mich wie ein Kind aus» Erwachen." „Werden wir vor Seligkeit schlafen können?" meinte sie da... Aber der hold« LchUun»«r küßte ihnen di, Augen zu, und der Traumgott schwang sein Scepter und zauberte die freundlichsten Bilder. Bor ihrem Blick war Ernst zum Mann geworden, der seinen Erst gebornen springen und tanzen ließ und dabei rief: „Sieh' nur den Jungen! Er gleicht dir, Großmama!" Vor Schneider'- Auge stand Johann Gottfried Herder. Ueber ihm öffnete sich der Himmel und sandte seinen goldigsten Strahl auf ihn berab; zn ihm kamen Groß und Klein, Kranke ohne Zahl, und für Alle hatte er Trost, Alle zog er sie an's Herz uud machte sie gesund durch das Wort: „Seid wahr gegen euch selbst und glaubet, dann ist euch der Tod nur der Führer zur ewigen Herrlichkeit!" Und Schneider blickte auf. Ein Regenbogen prangte. Harfenspicl erklang und Mil liarden Stimmen sangen^,Licht! Liebe! Leben!" „Mit dem Ernst macht sich's! Wir ost hat das der Cantor zum Pfarrer, der Pfarrer zur Pfarrerin gesagt! Auch die Leute auf dem Thurm haben es gesagt und sind unendlich froh darüber gewesen. Zwar hätte sich die Pflegemutter mehr, weit mehr gefreut, wenn er mehr die Wissenschaft, weniger die Geige geliebt hätte; sie hätte gar zu gern einen künftigen Osaäiä,»«» »deo- lossi»« in ihm gesehen, allein drr Pflegrvatrr hat sich ganz auf den Cantor verlasst», d«r versichert hat: „Zwingt der Herr Pfarrep den Ernst zum Studiren, io wird's nie und nimmer nichts, aber läßt drr Herr Pfarrer den Ernst bei der Musik, so wird's was Tüch tiges werden!" Und Hieronymus Scdnnkc; hat beige- fttmmt und ist weiter gegangen. Ernmal kommt drr Cantor und sagt: „Von mir kann Ernst nichts mehr lernr«, rr ist writrr wir ich!" Und da schluchzen die beiden Alten zwar wie die Kinder, allein sie thun doch das Veste: sic schicken den Ernst »um Stadtpseifer Fischer nach W«imar zurück Und die Jahr« flieg«« vorüber wie Herbstfäden. — Todt ist der Pfarrer und todt der Thürmer — und aus dem Lehrjungen Ernst Seifferth ist ein Männlein geworden, aus deffen Kinn und Oberlippe der erste Flaum sprießt. Bald wird auch ein Mann und ein Vater daraus, und die greise Pfar rerin jubelt über die Erfüllung ibres Traums, denn der Ernstgeborne tanrt und springt auf ihrem Schooße und ruft: „Liebe Großmutter!" — Weiter! Ernst Scif- fertb ist ein angesehenes Mitglied der herzoglichen Ka pelle; er geigt und componirt, führt seine eigne Musik gar bei Hofe auf und pilgert ost zum alten Wieland nacb Oßmannstedt hinaus, dessen Freundschaft er sich zu erfreuen hat... — Weiter! Die Blutter, die Pflege mutter, der alte Wieland sind nicht mehr Der Hof musikus Seifferth steht viel vor ihren Gräbern und drückt die müden Augen zu... — Und weiter? Tretet auf den Friedhof in Weimar — Hart an der Mauer wölbt sich ein Hügel, ein Kreuz davor. Und auf dem Kreuz steht zu lesen. Ernst Selfferth. v. Dreck»««. H«rr geb. Hofrath Dr. Snell, Pro fessor an der Universität Jena, wird im „wissen schaftlichen Cyklus" in sechs Vorträgen die neuesten Ergebnisse der Forschungen im Gebiete derSchöpfungs- lehre und der Anthropologie mittheilen und zu gleich eine Kritik über diese Theorien anschließen. Statt aller Empfehlung führen wir an, was Lange in seiner berühmten „Geschichte des Materialismus" über die wis senschaftlichen Leistungen Snell'- auf diesem Gebiete äußert Derselbe sagt: „In seiner geistvollen Schrift über die Schöpfung de- Menschen ist Snell offenbar auf diesem Gebiete dem Ziele am nächste« gekommen, die strengsten Forderungen der Wissen icyaft, die ilm scdr genau bekannt find, mit der Währung unsrer sitt lichen und religiösen Ideen zu vereinigen ' Der erste dieser Vorträge findet Sonnabend den 4. Januar statt.
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