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Dresdner Journal : 22.02.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-02-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186602229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-02
- Tag1866-02-22
- Monat1866-02
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1866
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Doimn-W. dm 22. Februar. 18««. Lbsnnrmntts-ritser Itkrliok: 4 Tblr. -— Kzr. io a—>»«». ^fabrl-1 „ 1» „ „ „ Hoootliek io UriU»»: 1« Kxr. Illo»«lo« tioouovro: 1 Nxr. - lu» .tritt 8o»t oo<1 8r«wp«I- »u»«bl»G itiiuro. rnlrratrnp reise: ä,o 8»um «io«r »«»p»Iteo«o 2«U«: 1 8gr. Vot«r „Liag»»»uat" <Uo Teil«: S 8xr. Lrschrinen: VL^liek, out Xllio»km« 6«r 8ono- ooä r«i»rt»x«, ^b«o<i» für <t«o folx«oci«o H4 DresdnerÄoimml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. loser ateaaunahnu aoswtrt«: koL»oir»rr>», CommliiioaRe <to» Or«i6o«r ^ourooliz »bcaä»,.: 8. Lnoi.«», 8 Il.l.o»»i 8»»d»rU-^It«»»r ün,il»»,,ii, L Vo«l.»»! I»rUo: O»orio,'»ek« 8u«b- kooäl., Itir»oir»»'» vureso; «romon: L. 8c«U.oee»z Ir«»t»a: 8ovx, 8eL»o«n; «. M.: cktiaoo'ocb» Luebb.; ILlor Xvol.» Silo»«»»; k»rt,r e. <79, ru«üe,don»eof»oi); kr»^: Suckd.; Vt«o: Lowptoir ck. b. Wionor Leituox, 8t«k»oij»l. 447. Herausgeber: Löoigl Lrpaäitioo ä«, vrosöoer ckonnml», Vrv»6«o, dl»ri«ll»tr»«» öto. 7. Amtlicher Theil. Drestze«, 16. Februar. Se. Königliche Majestät ha ben dem Director der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Plagwitz, Karl Vogeley, das Prädicat als Oeco- nomierath in der fünften klaffe der Hofrangordnung taxfrei zu verleihen geruht. Dresden, 20. Februar. Stine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem bisherigen KreiSober- gendarm Christian Heinrich Rödel in Zwickau bei Ge legenheit seiner Versetzung in den Ruhestand, daS Eh- renkreuz vom Verdienstorden zu verleihen. Verordnung, die Ermäßigung des Preise- der Viehsalz-Lecksteine betreffend. Im Anschluß an die, durch Verordnung vom 10. Sep tember vorigen JahreS, verfügte Ermäßigung des Vieh- salzpreiseS, hat das Finanz-Ministerium beschlossen, den NiederlagSpreiS für die Viehsalz-Lecksteine vom 1. März dieses Jahres ab auf Fünfzehn Pfennige für 1 Leckstein von 7 bis 8 Pfund herabzusetzen. Hiernach haben sich Alle, die es angeht, zu achten. Dresden, am 13. Februar 1866. Finanz - Ministerium. Freiherr von Friesen. Schnabel. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern. In Gemäßheit tz. 6 der Verordnung über den Ge schäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium des Innern andurch bekannt ge macht, daß die Schlesische Viehv ersicherung »- gesellschaft in BreSlau den Virschriften in §§ 2 bis 4 dieser Verordnung Genüge geleistet und Dresden zum Sitze der Gesellschaft für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen gewählt hat. Dresden, den 13. Februar 1866. Ministerium des Innern, Abtheilung sür Ackerbau, Gewerbe und Handel. Für den Vorstand, «ahlschütter. Demuth. Nichtamtlicher TheU. Uebtrsicht. Telegraphische Nachrichten. AritungSschan. (Wiener Abcndpost. — Konst. Oester- reichische Ztg. — Presse — Hamburger Korrespon dent. — Eonstitutionnel.) TageSgeschichte. Wien: Minister nach Pesth. Am nestie für Tirol. Kein« russischen Truppenaufstellun- gen an der Grenze. — Lemberg: Aufnahme eines Israeliten als Bürger. — Pesth: Adreßdebatte der Deputirtentasel. Adreßentwurf der Magnatentafel. — Agram: Vom Landtags — Venedig: Politi sche Processr. Reducirungen in der Armer. — Ber lin: Fractionsberathungen wegen des Schreibens des Staatsministeriums. Zur schleswig-holsteinschen Angelegenheit. Aus der Budgettommission. Der Handelsvertrag mit Italien. — Köln: Die Adresse an Herrn A.-G.-R. v. Ammon überreicht. — Insterburg: Der angestellte Polizeiinspector in Function getreten. — München: Amtsantritt des neuen Ministers deS Innern. — Hannover: Elb- überbrückung. — Karlsruhe: Kammerverhandlun- gen. — Frankfurt: Konsul der thüringschen Staa ten. — Paris: AuS dem Adreßentwurfe des gesetz gebenden Körpers. Französisch-römische Legion. Her zog v. BracaS s-, Studien über Trichinenkrankheit. — Brüssel: Kammerverhandlungen. — London: Die Bill wegen der Viehseuche. Oberhau-verhand- lungen wegen Irland. Paine für Sir Eh. Wood. — Kopenhagen: Kröhnke'S Eisenbahnconcession. Hafen von Oeresund. Schleswig' H«lstei«. (Mittheilungen auS Schleswig, Flensburg, Heide und Stormarn.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Dresdner Nachrichte«. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Singrsandte«. Statist» und «oltSwirthschast. Telegraphische Nachrichten. Paris, Miltwach, L1. Februar, voitelle ist zu« Senator ernannt worden. Ein Vries de» Kaiser» an den Minister de» In nern befiehlt, daß der westliche Theil de» Luxrmbourg- garten» ronsrrvirt bleibe. Florenz, Dienstag, SO. Februar, Abend». Die Abgg. Faranriani und Teboni haben in der Drpn- tirtenkammer den Antrag eingrbracht, einen Appell an da» Land sür dir Befreiung Benrtirn» zu erlassen. London, Mittwoch, 2l. Februar. Au« New- Bork find (per „Hibernian") Nachrichten vom 10. Februar Abend» ringetroffen. Der Wechselkurs aus London stand 149; Goldagio 39; vond» 1O2'/b; Baum wolle 45. St. Petersburg, Mittwoch, 21. Februar. Da» heutige „Journal de St. PsterSbourg" sagt betreff» der erfolgten thrilweisen Aufhebung der Rilitaraer- waltung im Königreiche Polen: E» hänge von Po len ab, die Herstellung der Normallage zu beschleu nige« und die letzten Spure« einer schmerzlichen Ver gangenheit zu vertilgen. Dre»den, 21. Februar. Die ungarischen Adreßdebatten haben in Wien die Aussicht auf ein baldiges Resultat bedeutend herab gestimmt, wenn auch die Hoffnung auf ein endliches Zu sammenkommen nicht aufgegeben wird. Die officiöse „Wiener Abendpost" sagt: „Weil jeder Einzelne bemüht ist, möglichst offen und zugleich möglichst con- sequent seine principiellen Gesichtspunkte darzulegen, müssen die Gegensätze lebhafter und unvermittelter her- vortrettn, die einzelnen Sätze schärfer pointirt werden, als bei einer Debatte der Fall sein würde, bei welcher bereits ein bestimmteres und faßbareres DerhandlungS- object vorläge. Es wäre sicher wünschenSwerth, wenn es anders wäre, aber eS hat, wie gesagt, nichts Auffal lendes. Ohne daher die innere Bedeutung der gegen wärtigen Debatte abschwächen zu wollen, möchten wir doch den Satz wagen, daß die Situation nach Ueber- gabe der Adresse und nach Erscheinen des königlichen Rescripts politisch wichtiger sein wird, als jetzt. Heute handelt cs sich um abstrakte Principien, erst später wird ein eigentlich politisches Wollen und damit die eigentlich geschloffene Parteigruppirung hervortreten können." — Noch weniger befriedigt äußert sich die officiöse „C.o n - stitutionelle Oesterreichische Zeitung", indem sie sich „nicht zu der Ansicht zu bekennen vermag, daß die Adreßdebatte das Gelingen des Ausgleichswerkcs wesentlich zu fördern geeignet erscheint, und daß die jenige Adresse, welche die klar präcisirten Zugeständnisse der Krone utiliier acceptirt, ohne sie anders als mit dem Ausdrucke der Bereitwilligkeit des Landes zur Entgegen nahme noch weiterer Zugeständnisse zu erwidern, unS nicht einmal eine Etappe auf dem Wege der Verstän digung bedeutet." — Auch die „ Presse" meint, „daß die Adreßdebatte allein die Situation nicht klären wird, nachdem die Adresse selbst wie ein Bibeltert der kontro versesten Auslegungen fähig ist. Alles positive Inter esse wendet sich nunmehr dem Ausschüsse zu, welcher die Frage der gemeinschaftlichen Angelegenheiten in Angriff nehmen wird. Selbst eine allerhöchste Antwort auf die beiden Landtagsadressen wird schwerlich schon eine defini tive Entscheidung herbeiführcn." Der „Hamburger Korrespondent" macht darauf aufmerksam, wie wenig daS im „Preuß. Staatsanzciger" veröffentlichte Schreiben der 19 Ritterschaftlichen an Graf Bismarck mit den Vorstellungen zu vereinigen sei, welche Preußen gegen Oesterreich wegen Duldung der Altonaer Massenversammlung erhoben habe. „Die Neunzehn — sagt das Blatt — „sprechen unumwunden aus, daß sie das Wohl Schleswig-Holsteins nur in dessen Ver einigung mit der preußischen Monarchie erblicken können." Nehmen wir an, diese Neunzehn hätten statt dessen „unumwunden" ausgesprochen, daß sie das Recht Schles wig-Holsteins nur in dessen Vereinigung mit der öster reichischen Monarchie erblicken könnten: wie würde sich dann wohl Herr General v. Manteuffel, wie Graf v. Bis marck verhalten haben? Man erinnert an die Vor würfe, die der Letztere über die Altonaer Versamm lung in Wien machen ließ, und zwar unter aus drücklicher Verweisung auf den Vertrag von Gastein; wie steht nun diese „unumwundene" Sprache zum Ver trage von Gastein? Die Altonaer Versammlung hat Beschlüsse nicht einmal gefaßt, geschweige an den Kaiser gerichtet; die Neunzehn dagegen „erbitten sich die Ver mittelung des Ministerpräsidenten, um den Ausdruck ihres Gefühls zur Kcnntniß des Königs zu bringen", ja sie „vertrauen ganz der Weisheit des Königs, daß Allerhöchstderselbe die dahin führenden Schritte zu er wählen wissen werde". Ist das etwas Anderes, als eine Aufforderung an den Ministerpräsidenten, er wolle den König zur Verletzung des Vertrags von Gastein verleiten? Die Neunzehn „wollen nicht in zahlreicher Versammlung diese Ucbclstände zur Sprache bringen" — das glauben wir ihnen gern, denn es liegt außer halb der Grenzen ihrer Macht, für diesen Zweck eine „zahlreiche" Versammlung zu Stande zu bringen ; die Traüben sind sauer, sehr sauer. Aber sie hoffen, „der Minister werde die Tragweite und die Bedeutung von Agitationen vollkommen ermessen, deren ausgesprochener Zweck eine rechtliche und moralische Unmöglichkeit sei, die auch andern als den angegebenen Zwecken nicht fremd, dazu beitragen, den gesunden Sinn der Bevölkerung, ihr Urtheil über die heiligsten Interessen zu verwirren". In diesen Worten haben die Neunzehn sich selbst ge richtet. Was könnte wohl mehr dazu beitragen, den gesunden Sinn der Bevölkerung, ihr Urtheil über die heiligsten Interessen zu verwirren, als eine Bitte, die eben nichts Geringeres bedeutet, als Auflehnung gegen »die bestehende Gewalt? Und zwar aus dem Munde von hochgestellten Männern, bei denen man doch eher al« bei den „Massen" einen »gewissen Sinn voraussehen sollte für die Wahrheit des Wortes: „Laß Dich nicht gelüsten." Sie hoffe» freilich, der Minister Graf Bis marck werde die „Tragweite" und die „Bedeutung" solcher „Agitationen" vollkommen ermessen; es scheint aber, daß sie auch darin sich getäuscht haben, denn schwer lich sind ihre Wünsche nur deshalb in den preußischen „StaatSanzeiger" ausgenommen, um die Neunzehn vor den Augen Europas zu compromittiren und sie der Staats anwaltschaft zu denunciren. Wir unsrerseits hoffen daher, der Minister Graf Mensdorff werde die Tragweite und die Bedeutung von Agitationen vollkommen ermessen, deren „ausgesprochener Zweck eine rechtliche wie mora lische Unmöglichkeit ist". Oder kann man vernünftiger weise diese Art von Annexion für rechtlich und moralisch möglich halten? Unser Volk, das glauben wir, wird die Antwort nicht schuldig bleiben." Was die schleswig-holsteinschen und die deutschen Blätter — mit Ausnahme der preußischen feudalen — zu der Neunzehneradreffe sagen, ist so selbstverständ lich, daß darüber hier kein Kitat gemacht zu werden braucht. Von besonderm Interesse aber dürste sein, was der officiöse Pariser „Constitutionnel" über diese Sache schreibt: „Man weiß, daß der preußische Gouver neur von Schleswig ganz kürzlich sich geweigert hat, eine Petition bürgerlicher und bäuerlicher Mitglieder der alten schleswigschen Stände anzunehmen, welche die Einberufung der Landstände verlangten, um an der Regelung der künftigen Geschicke der Herzogthümer mit- zuwirken. Das Berliner kabinet hat nicht die gleiche Strenge gegen eine Petition von Mitgliedern der Rit terschaft der Herzogthümer gezeigt, an deren Spitze Herr v. Scheel-Plessen steht und welche di« Bereini gung mit der preußischen Monarchie verlangt. Die Ritterschaft vertritt nur einen kleinen, bevorrechtigten Stand in den Herzogthümer»; allein e- wäre zweck mäßig, um die wahre Ansicht der Bevölkerung kennen zu lernen, die Vertreter de- ganzen Landes zu Rathe zu ziehen." Tagesgeschichte. Wik«, 20. Februar. (Boh.) Eine allerhöchste Ent schließung erstreckt das Amnestiedecret für Venetien vom 1. Januar auch auf Tirol. — Die Minister Bel- credi, Larisch, Komers, Wüllerstorf, Kussevich und Hal ler sind mit dem heutigen Frühzuge nach Pesth gereist, Graf v. Mensdorff empfing heute Mittag die Ge sandten Preußens und Frankreich», Herrn v. Werther und Grafen v. Grammont, und folgt Abends nach Pesth. — Todesco und Barkoczy haben ihre Stellen als Ver» waltungsräthe der Kreditanstalt niedergelegt. — Die „General-Corresp." kann, entgegen den Gerüchten öffentlicher Blätter über eine Vermehrung und Bewegung russischer Truppen gegen die österreichische Grenze, zuvrrläsffg mittheilen, daß nicht nur keine Vermehrung, sondern sogar eine Ver minderung der in der Nähe der österreichischen Grenze gestandenen russischen Truppenkörper und eine Bewe gung nach dem Innern des Landes stattgefunden habe. Lemberg, 16. Februar. (Deb.) Die Gesuche der Israeliten Kolischer, Nierenstein und Schapira um Aufnahme in den Gemeindeverband, welche von der Commission zustimmend erledigt wurden, konnten bekanntlich nicht erledigt werden, weil die Gemeinde- räthe en m»«»« den Saal verließen und die Versamm lung beschlußunfähig machten. Gestern nun stellte der Vorsitzende des Gemeinderaths die Abstimmung über die erwähnten Aufnahmegesuche als ersten Gegenstand auf die Tagesordnung. Die Abstimmung geschah mit telst Ballotage. Das Ergebniß war nur für Hrn. Äo lischer günstig, denn nur er erhielt das Lemberger Bür gerrecht, während die Herren Nierenstein und Schapira mit ihren Gesuchen abgewiesen wurden. Hr. Kolischer ist der erste JSraelit, welcher al» Bürger der Stadt Lemberg ausgenommen worden ist. Pesth, 19 Februar. (W. Z.) In der heutigen Si tzung der Deputirtentasel sprachen beiderAdreß- debatte folgende Redner: Graf Stephan Seglevich, welcher hervorhob, daß die Nation beim Ausgleiche kein Opfer bringe; Koloman Tisza, der zumeist polcmisirt; Uermenyi, welcher betont, daß durch die formelle An erkennung der 1848 er Gesetze der Rechtsbeständigkeit genügt sei. Nach ihm spricht Karl Szaß, welcher gegen Bela Szechenyi polemisirt, worauf Bela Szechenyi zu persönlicher Abwehr daS Wort ergreift. Alois Wlad spricht zu Gunsten des Föderalismus und befürwortet die Eintheilung der Monarchie in 3 Hauptgruppen, Dobrzanski ist gegen das Princip einer parlamentari schen Regierung und für das Municipalsystem; er drückt den Wunsch aus, daß im Entwurf statt „ungarische Nation" das „Land" oder die „Völker deS Lande»" gesetzt werde. Schließlich sprechen noch Dettrich, Moc- sary und Kadlik. — In der Nachmittags 3 Uhr abge haltenen Sitzung der Magnatentafel wurde der Adreßentwurf unter Acclamation verlesen. Die De batte über denselben beginnt Donnerstag. — Die neuesten „Wiener Blätter" bringen auS Pesth folgende ausführlichere Analyse des Adreßent- wurfs der Magnatentafel: Der Adreßentwurf begrüßt die Thronrede als glanzende» Beweis der die Beglückung des Landes bezweckcoren Abncdten Sr. Majestät und dank: dafür, daß der Kaiser zur Wiederbe lebung des Vertrauen» durch persönliches Erscheinen die Ini tiative ergriffen. Die dankbaren Äesühle erlangen eine neue Stütze in der Ueberzcuguna, daß die Annahme der praama» tischen Sanction als Ausgangspunkt und gesetzliche BafiS zur Wiederbelebung gesetzlicher Zustände auf allen Gebiete« des öffentlichen Lebens führen werde. Nebst dem Danke für die Anerkennung der Territorialintegrität wird die Hoff nung auSgedrückt, daß Se. Majestät auch die Vertretung der Feuilleton. Der vra««e« ans dem Racknitzplatz. Bei dem Streben unsrer Zeit, durch eine öffentliche monumentale Kunst letztere dem Volksbewußtsein wieder näher zu bringen, hat man besonders auch die künst lerische Ausschmückung der Bauten ins Auge gefaßt, welche Zwecken des öffentlichen Lebens dienen. Hierzu gehören die Anlagen für den Verkehr und für die Er nährung, in letzterer Beziehung namentlich die Brunnen anlagen. Alle großen Kunstepochen haben mit Vorliebe diese Anlagen geschmückt und im phantastischen Spiele die ehrwürdige Bedeutung der labenden Ausgabe des Brunnens darzustellen und zu verherrlichen gesucht. Wir die Athener ihren Enneakrunos hatten, so erzählen un» heute noch zahlreiche Reste von den zierlichen Rym- phcen der Römer. Und als die Kunst nach langem Schlummer im christlichen Italien wieder erwachte, so verschmähte sie e» nicht, neben den stolzen Werken, welche sie schuf, das freundliche Element de« Wasser» in statt lichen Brunnenanlagen zu feiern. Noch jetzt ist Rom an Zierwasser (und wa» Hauptsache, an Trinkwasser, wie wir nebenbei bemerken wollen) eine der reichsten Städte der Welt. Im wohlthuendsten Gegensatz zu der Wasserarmuth unsrer modernen Großstädte rauscht und plätschert eS, Kühlung hauchend, in unzähligen Fontai ne» auf allen freien Plätzen. Die architektonisch« Fassung und die bald mehr, bald weniger reiche plastisch« Zuthat bilden mit dem springenden nnd ablaufrnden Wasser in der Rege) ein vortreffliche» Ensemble. So in den bei den herrlichen Fontaine« »or St Peter (von Maderna), deren Wassersäule 44 Fuß hoch steigt. Die großartigste römisch« Brunnenanlage ist Fontana-di-Trevi, wo da« Wasser in all«n möglichen und dabei mächtigen Strö- »«n-Sarte» einer Gruppe von Felsen entspringt nnd in ein tiefliegendes seeartiges Becken fällt. Eine Palast- fayade mit triumphbogenartig vorspringendem Mittelbau, unter welchem Meergottheiten thronen, schließt das Ganze malerisch ab. Die anmuthigste, künstlerisch werthvollste Brunnencomposition dagegen ist Fontana-delle-Tarta- rugh«, mit vier Delphinen und vier sitzenden Jüng- lingSgestalten geschmückt, welch' letztere Schildkröten an den Rand der ober» Schale, wie um sie zu tränken, emporheben. Die Anlage ist so keck und leicht ausge baut und im Figürlichen so reizend bewegt, daß man geglaubt hat, einen dem Werke zu Grunde liegenden Entwurf Raphael'S annehmen zu müssen. Doch soll die Zeichnung dazu von dem Florentiner Taddeo Lan- dini herrühren. Selbst in ihrem tiefsten Verfall hat die Kunst in Rom sich noch zu einigen prächtigen Brun nenfiguren zusammengexafft, so der manierirte, gezierte Bernini in seinem urkomischen Triton auf Piazza-Bar- berina. Aber nicht nur in der Weltstadt Rom, durch ganz Italien hindurch beleben derartige Aierbrunnen Vie Plätze selbst der kleinen Städte. So gering auch oft ihr Kunstwcrth ist, so wirke» sie doch mit ihrer meisten» phantastischen Umgebung immer überaus ma lerisch und bilden die Hauptcharakterzüge der Städte bilder, die man auS Italien im Skizzenbuch der Erin nerung mit nach Hause bringt. Wir gedenken der eigenthümlich mit Spitzbögen überwölbten Wasserbehäl ter Siena», de» großen, mit biblisch allegorischen und parabolischen Darstellungen geschmückten Brunnes auf dem Marktplatz zu Perugia, welcher ein Werk der Pi sano'» sein soll. In Neapel fesselt den Künstler der hübsch gedachte Brunnen bei Sta. Lucia. Weiterhin be sitzt Messina zwei stattliche Anlagen in seine« Neptun- tzrudnen und besonder« in d«m großen Brunne« am Domplatzr, der mit seinem reichen Sculpturenschmuck« ei« treffliche« Beispiel einer derartigen öffentliche« Anlage ist. Im Norden Italiens sind die Brunnen- arbeiten des Giovanni da Bologna zu Bologna und Florenz hervorzuheben, wie überhaupt letztere Stadt reich an hübschen Brunnen ist. Außer den glänzenden Bassindecorationen des Gartens Boboli erinnern wir uns namentlich des liebenswürdigen, heitern Sacristei- brunncnS von Sta. Maria-novella und der bronzenen Brunnenfiguren in einem der Renaissance eigenen phan tastischen Fratzenstil aus Piazza-dell'-Annunziata. Auch die germanische Kunst hat die trefflichen Motive, die Brunnenaufgaben bieten, zu schätzen und in origineller und anziehender Weise zu bearbeiten verstanden. Der häusliche und zugleich auf einen stattlichen Ausbau des heimischen Gemeinwesens mit Vorliebe gerichtete Sinn des deutsche« Mittelalter» kam, als besonders zum Schluß des letzter« die Kunst sich mehr und mehr verweltlichte, solchen öffentlichen Anlagen sehr entgegen. Während aber im italienischen Mittelalter die Brunnen meistens Breitbauten sind, werden dirse von der nordischen Go- thik wie ein Stück Kirchenbau behandelt und in einem reich ornamentirenden Formcnspiel mit vielen Spitzen in die Höhe geführt. Die schönsten, prachtvollsten Brunnenanlagen darunter sind bekanntlich die von Nürn berg und Augsburg. So naiv zu spielen und'zu prun ken, so liebivoll und zugleich so phantastevoll überflüssig zu ornamentier«, wie eS in diesen Werken geschieht, hat unsre Zeit gründlich verlernt, und nur mit Neid vermögen wir heute auf den gedi«grnen LuruS unsrer Altvordern zu schaue«, auf ihren Humor und ihre lebens volle Naivetät, mit welcher sie künstlerische Aufgaben, wie di« in Rede stehenden, zu lösen verstanden. Die Neuzeit hat, wir im Eingang diese» Aufsatzes schön angedeutet, di« künstlerische Ausschmückung der öffent liche« Plätze durch Aierbrunnen mit Wärme wieder aus genommen So hat besonder» Pari- in dieser Bezieh ¬ ung der Plastik ein weites Feld eingeräumt und eine Reihe stattlicher Brunnenanlagen, wie auf der Place- de-la-Concorde, wie die Fontänen von St. Sulpice, von St. Michel, auf dem Louvoisplatze u. s. w. geschaffen. In Wien hat man ebenfalls einen großen monumenta len Brunnen projectirt. Auch in unserm sächsische« Vaterlande hat der „Fond für Kunstzwecke" in sehr dankenswerther Weis« nach dieser Richtung hin gewirkt und verschiedenen Städten des Landes zu schönen Brun nenanlagen verhalfen. Um so fruchtbarer würde sich dirse Wirksamkeit erweisen, wenn die so auS Staats mitteln geschaffenen Werke Gemeinden und reich« Pri vaten anregen wollten, aus eigenen Mitteln solche« Kunstschmuck zu stiften. Vielleicht dürfen wir al» eine Frucht derartiger Anregung den Brunnen begrüßen, welchen die Stadt Dresden in jüngster Zeit auf de« Räcknitzplatze hat ausführen lassen. Jedenfalls Wirtz die schöne Anlage der Stadt zur Zierde gereiche«. Ucber der untern, durch Stufen auS dem Erdbode« herausgehobenen Brunnenschale erhebt sich auf ornamen» tirter Säule eine zweite, kleinere Schale, und über die ser, als Abschluß des Ganzen, eine Nymphe, die eine« kleinen Triton emporhält. Letztere Gruppe, mit deren Ausführung G. Broßmann betraut ist, hat eine Höhe von ca. 8 Fuß, während die Höhe der ganzen Anlage ca. 22 Fuß beträgt. Die in einfachen, edel« Reaais- sanceformen gehaltene Architektur ist von E. Giese (derzeit Professor in Düsseldorf) und B. Schreiber zweckentsprechend entworfen und wird mit der Figuren» grupp«, welche gegenwärtig im Modell vollendet ist und in Bronze gegossen werden soll, ein wirkuagSvalle» Ganze» bilden. Hübsch ist da» Broßmann'sche Bildwerk mit dem Architektonischen zusammengedacht und sehr.ge» schickt in lebensvoll anmnthlgcn Formen durchgeführt Wa« Einzelheiten betrifft, so könnte da« Haar tze'
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