Delete Search...
Dresdner Journal : 30.03.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-03-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186603306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-03
- Tag1866-03-30
- Monat1866-03
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 30.03.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^73. Fmlag, dm SV. Mr, 18««. Ad»»e«i»l«»retf« r -U-rli-d: S l'dlr. — 8?r. io >»»>»»». j Im L«»l»»»» j4s-drl.: l „ lü „ „ „ I tritt koit aus Hou»tliek in vr»«!»»: lü ^r. s 8t«wp«l Lü»«la« ttuiuiucru: I Kxr. s»u»c5I»^ iun»u. InseratttlPretse: küv 6«a 8»um «i»«r n»»p»It«n«n 2«N«: I dlxe. llotsr „ tuat" <1i« 2«il«: 3 8xr. Lrschrintti: Hlxlirk, mit Xu,o»öms <t«r 8onn nnä r»i«tt»>», Scdvuck» Ilir <I«o loi^vnauu DreMerImmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rastratttunwahnu a»»»trl«r I«ix«tA: t» L»»»o»r»rr»», 6ommi»»i»»Ir ckv» Orv»cku«r 3ourv»I»j »k«oä»i.: H Lnul.il», L ll»ml>ll>A-LIt»»»! ttn»»»,r»r« LVoorr»; L»rU»: 6»oplv»',vko öucd- d»n<Il., li»^»»»»»»', öureitll; Lrsm»»: L. 8o»l.or^»; Lr»»!»»: I,ovm 8r»«a»»; kttuitckarl ». N.: ck»»a«»'»vd» öucdk.; lül»: Xvoi.» Lito»»»»; k»tt» r. l,0M»»i-»l.» <L9, ro«ä«»t»oo»«its»o,); kr»^: L».L»»l.ic» » kucUd.; Vi«»: 6omj>tuir 6. >c. Wisner 2eitanx, 8t«t»»»xl. >47. cherau»srd«r: Lüoixl. Llpeäitioa sei Orvsckner ^onr»»l», vrseäso, ^»risustr»,^ K,. 7. Amtlicher Theil. Dreien, 22. Marz. Der Privatdocent der Rechte zu Leipzig, vr. Reinhold Spranger, ist zum außer« ordentlichen Professor bei der JuristenfacultLt daselbst ernannt worden. Dresden, 27. März. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Oberleutnant von Schrö ter l. des Garde-Reiter-Regiment» zum Rittmeister, den Oberleutnant Freiherrn von Welck desselben Re giment-, an Stelle des zum Schwadrons-Kommandanten aufrückenden Rittmeisters Freiherrn von Friesen, zum Adjutanten im Kommando der Reiterei, die Leutnant- Fischer, Militairlehrer beim Kadettencorps, Jä nichen deS 3. Reiter-Regiment-, Preußer, Adjutant des 1. Reiter-Regiments und von Wiedebach des letztgenannten Regiment- zu Oberleutnants zu er nennen. DreSdnl, 28. März. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Oberleutnant von Römer de- 4. Infanterie-Bataillons, dem Leutnant von Münchhausen des 1. und dem Leutnant von Gab lenz de« 3. Reiter-RegimentS die nachgesuchte Ent lastung aus der Armee, dem Erstgenannten mit der Erlaubniß zum Tragen der Armeeuniform, zu be willigen. Dresden, 29. März. Der zeitherige ordentliche Professor der Geschichte an der Universität zu Rostock, vr. Georg Voigt, ist in gleicher Eigenschaft in die philosophische Facultät an der Universität zu Leipzig berufen worden. Nichtamtlicher Theil. Uedersicht. LeitungSscha«. (Provinzial-Korrespondenz. — Neue Preußische Zeitung. — France.) D«grSgrschichte. Wien: Die militärischen Vorsichts maßregeln. Keine Aufhebung der Finanzlandesbehör den. — Prag: Tagesbericht.— Lemberg: Juden« debatte im Landtage. Antrag auf Crrirung eines galizischen Hofkanzlers. —Pesth: Die Eßterhazy'sche Angelegenheit. Bischof Haas s. — Venedig: Die ungarische Legion. Militärisches. — Berlin: Mi litärische Rüstungen. Vermischtes. — Köln: Bür gerversammlung. — Von der Saar: Deputation an den König in der Kohlcngrubenfrage. — Han nover: Elbüberbrückung. — Kassel. Die Anklage schrift der Ständeversammlung. — Vom Main: Oesterreichische Note in der schleswig-holsteinschen Angelegenheit. — Pari-: Donaufürstenthümercon- fcrenz. Prinz Napoleon. Transatlantische Postver- bindung. — Florenz: Kein Observationscorps. HandelSverkehrSerleichtcrungen. Die Mordscene« in Barletta. Creditberathungen. Aushebung. — London: Cameron befreit. Vieheinfuhr aus Holland verboten. Untergang eines Schiffes. Europäer in abyssinischer Gefangenschaft. — Lissabon: Budget debatte. Maßregeln gegen die Cholera. — New- Bork: Vom Senate. Schwarze auSgemustert. Schleswig-Holstein. (Vermischtes.) Innere Angelegenheiten. (Betten im Dresdner Kran kenhause zur Benutzung der Gemeinden.) Dresdner Nachrichten. Provinzulnachrichtrn. (Leipzig. Johanngeorgenstadt.) Eingesandtes. Statistik und volkswirthschaft. FeuMetsn. Dresden. Am 28. März hatte die Dresdner Sing akademie (Chorgesangverein) in der Kreuzkirche eine dankenswerthe Aufführung der hier lange nicht gehör ten Graun'schen Passionscantate „Der Tod Jesu" ver anstaltet. Selten wohl bat ein kirchliches Tonwerk seit länger denn 1V0 Jahren sich solcher Beliebtheit und Berühmtheit zu erfreuen gehabt, wie diese Passtonscan- tate. Im Allgemeinen jedoch darf wohl die Behaup tung au-gesprochen werden, daß dieselbe nicht über, sondern unter diesem ungewöhnlichen Rufe steht. Karl Heinrich Graun (geb. 1701, gest. 1777 als Kapellmei ster Friedrich'- II. in Berlin) und sein College Haste in Dresden unterlagen gänzlich dem Einflüsse damaliger italienischer Opernmustk, — einem Einflüsse, der sich auch in der Kirche und im Oratorium geltend machte: Au jener Zeit ging die Opernmusik auch in dieKirche über. Bach und Händel waren vergessen, ehe sie eigentlich noch allgemein bekannt geworden waren. Italienische Arienform machte sich überall breit und versenkte di» Hörer durch leicht faßliche Struktur, Melodie und Har monie, sowie durch meist vollendete virtuose AuSfüh rung in Rausch und Entzücken. Keineswegs soll damit den Vorzügen jener Periode der Stab gebrochen wer den. Die italienische Schule des 18. Jahrhunderts, na mentlich von Venedig und Neapel ausgehend, bildete ein gar wichtige- und förderndes Element in der Ent- wickelungsgrschichte der Musik. Alle Licht- und Schat tenseiten derselben nun finden sich auch in Graun's PassionScantate. Da- Rrritativ und die Arie in alt- italienischer Form (Hauptsatz, Mittrlsatz, 9» "pa) herrscht entschieden vor und überwuchert die Chorslitze in bedenk licher Weise. Die Instrumentation bewegt sich in sehr monotonen Färbungen, da fast nur da- allerdings sehr FeMeta». Inserate. LageStalender. vorsennach- richten. Dresden, 29. März. „Die österreichischen Rüstungen". Unter dieser Ueberschrift bringt die ministerielle Berliner „Provin- zial-Correspondenz" heute einen Artikel, in wel chem die seit einiger Zett in Berlin sestgehaltene Auf fassung deS Weitern ausgeführt wird, daß Preußen, ohne irgend dazu provocirt zu haben, der Gefahr eines Angriffs feiten Oesterreichs ausgesetzt sei und deshalb Gegenrüstungen machen müsse. An Antworten aus Wien wird eS darauf nicht fehlen. Da der Artikel den Eintritt einer neuen Phase des gespannten Verhältnisses zwischen den beiden deutschen Großmächten anzuzeigen scheint, so geben wir denselben nachfolgend trotz seiner Ausdehnung vollständig: „Oesterreich rüstet gegen Preußen, — das ist eine Thal- jache, deren Zuverlässigkeit nicht mehr bestritten werden kann. Oesterreich rüstet, ohne durch Preußen dazu herausgefordert zu sein, — das ist eine weitere, eben so unbestreitbare Thatsache. BiS vor Kurzem war es noch möglich, an der Richtigkeit der Meldungen von kriegerischen Maßregeln in Oesterreich zu zwei- fein, zumal eia Anlaß dazu feiten Preußens weder durch dm Gang der Verhandlungen, noch durch diesseitige militärische Schntte gegeben war. Die Lage der Hache Oesterreich gegen über war keine andere, als daß Preußen nach der Vergeblichkeit des frühem Schriftwechsels stillschweigend darauf verzichtet hatte, der Verwirklichung seiner Absichten durch Verhandlungen mit Oesterreich näher zu tretm. Konnte Oesterreich sich für berechtigt halten, schon aus solcher Zurückhaltung einen Grund zu Feindseligkeiten zu entnehmen? Wenn Preußen sich für die weitere Entwickelung der Dinge selbstverständlich die volle Frei heit des Handelns und der politischen Verbindungen Vorbehal ten hatte, so hätte hierin ein Anlaß zu feindlichem Auftreten feiten Oesterreichs doch nur dann gefunden werden können, wenn aus thatsächlichen Schritten Preußens Bedenken oder Gefahren für Oesterreich erwachsen wären. Es würde jedoch schwer sein, irgend welche Thatsachen solcher Art nachzuweiseo. Es kommt dazu, daß in Preußen, wie unbedingt feststcht, seither nicht das Allermindeste von militärischen Rüstungen ausgeführt oder an geordnet war. Wer hätte bei solcher Lage der Dinge nicht noch annehmm mögen, daß die militärischen Nachrichten aus Oester reich entweder irrthümlich oder übertrieben seien und daß es sich dabei nicht um ein feindliches Auftreten gegen Preußen handeln könne. In der That ließ die österreichische Regierung auf die ersten Acußerungeu deS Befremdens von preußischer Seite noch vor acht Tagen in einem ihrer Regierungsblätter geradezu erklären, daß von Rüstungen gegen Preußen nicht die Rede sei; ähnliche Erklärungen wurden anderweitig mit noch entschiedener«! amtlichen Charakter gegeben. Gleichzeitig schie nen alle österreichischen Blätter Anweisung erhalten zu Haden, die Ausdehnung und die Bedeutung der militärischen Vewegun gen in Abrede zu stellen, ja z« noch größerer Beschwichtigung Schritte von bondessrcundluder und friedlicher Bedeutung feiten der kaiserlichen Regierung in Aussicht zu stellen. Während diese Angaben sich bald als unwahr erwiesen, ist dagegen mit unläugbarer Gewißheit an den Tag getreten, daß die Nachrich ten von den österreichischen Rüstungen ungeachtet aller Abläug- nungen in vollem Maße begründet waren. Von allen Punkten der preußisch österreichischen Grenze kommen zuverlässige amt liche Mittheüungen von Truppenmärschen und Ausstellungen so erheblicher Art, daß schön letzt die Ansammlung bedeutender Heeresmasien in den Grmzprovinzen Mähren und Böhmen außer Zweifel steht. In Ädhmen zumal sind in kurzer Zeit in der Nähe der preußische. Grenze etwa 54 Bataillone In fanterie und die entsprechen!» Anzahl anderer Truppen zusam- menaczogen worden. Auf osten österreichischen Bahnen folgen die Sendungen italienischer, ungarischer und galizischer Tmp- pen, sowie Transpotte von Geschützen und Kriegsmaterial. Im Widerspräche mit der Virsichernng, daß Beurlaubte nicht emberufen seien, wimmelt es aus«llen Stationen von Beurlaubten, die zu ihren Regimentern eilen. Die Pferdeankäufe, das sicherste Anzeichen einer ernsten Mobilmachung, sind überall im lebhaftesten Gange. Diesen Thatsachen, Woche, wie gesagt, aus unbedingt zuverlässigen Quellen entnommen sind, hat die Preußische Re gierung ihre Augen nicht verschießen können. Welcher Staat könnte es rnhig geschehen lasten, daß ein Nachbarstaat ohne er sichtlichen Grund bedeutende Tru»penmassen in drohender Art unmittelbar an der Grenze vereinqtc. Die Bedenklichkeit dieses Vorgehens ist noch gesteigert durck die Heimlichkeit, unter deren Schutz dasselbe ausgeführt worden ist, durch die Ablauanung und die Ausflüchte der österreichisvrn Organe. Preußen konnte sich an seinem Theile aller militär^chen Maßregeln lange Zeit hindurch enthalten, weil unsre Reiterung einerseits an einen grundlosen Angriff von Seiten Oesterreichs nicht glauben mochte, weil andererseits die jetzigen Einrichwngcn unsers Heerwesens die Zuversicht gewähren, daß die einz-lnen Hecresabtheilunaen dem Rufe des Königs, fobald es notl thut, in kürzester Zeit entsprechen können Man erinnert sm, daß vor zwei Jahren eine Gardedivision 48 Stunden nach erhaltenem Befehl bereit» ———— . . I ' » . . —H—-W-—--»8 schön behandelte Streichquartett ecklingt. Selten er tönen ein paar Fliten und Fagette, selbst die zu Graun's Zeiten auherordentlich cultwirte Oboe schweigt fast gänzlich. Es ist dies um so merkwürdiger, da doch schon Bach weit früher in seinen Passionen den ganzen Reiz und Sprachreichthum namentlich der Blasinstru mente zu verwerthcn gewußt hatte. Das süßlich be trachtende Gedicht, welches nicht historisch-dramatische, sondern nur gedachte ideale Personen verführt, hat den Komponisten fast ausschließlich zu lyrischen Ergüssen veranlaßt, die selten in originaler Weise erscheinen, sondern sich überall italienischen Mustern anschließen. Die Recitative sind sorgsam gearbeitet, entbehren jedoch in den Höhepunkten der Situation de- Schwunges und der Instrumentation. Der Schwerpunkt der Kompo sition liegt in den Chören und außerordentlich schön harmonisirten Chorälen; in ihnen erkennt man Graun als deutschfühlenden und gebildeten Musiker. Alles in Allem bleibt trotzdem „Der Tod Jesu" ein sehr respectab- le- Werk. Wir können nicht unterlassen, des Wackern H. W. Fink treffliche Worte über dasselbe hier anzu führen: „ES gehört unter die Werke, wo dir Kritik sich selbst am liebsten vergißt, weil sie wohl fühlt, daß eine bestimmte Redlichkeit eines allgemein menschlichen Gefühl», das weder höher noch tiefer will, als es ihm verliehen ist, sich nicht nur die Mehrzahl, sondern auch diejenigen zu theilnehmenden Freunden machen muß, die Höhere- kennen und lieben." Die Ausführung unter der sichern und sorgsamen Leitung des Herrn Musikdirektors Organisten Pfretzschner kann, abgesehen von einigen nicht erheblichen Schwankungen und Un fällen, al- eine wohlgrlungene bezeichnet werden. Unter den Chorsätzen wurden am besten di« Choräle gesun gen. Das Weglassen der Begleitung bei Nr. IS („Wir leuchtet mir der Morgenstern") war zu billigen, da aus dem Kriegsschauplätze stand. Go gerechtfertigt jedoch Preu- Heus Zuversicht auf seine gute Sache und auf die Schlagfer tigkeit des Heeres ist, so muß doch die Regierung darüber wachen, daß die Grenzen des Landes auch nicht einen Augen blick unvertheidiat bleiben. Wenn eS Oesterreich möglich ge macht würde, überwiegende Truppenmassen dicht an unsrer Grenze zu vereinigen, ohne daß Preußen das erforderliche Ge- gcnwicht sofort in Bereitschaft hätte, fo könnte eine plötzliche weitere Verwickelung der Dinge möglicherweise wenigstens augen blickliche Gefahren für die zunächst ausgesetzten Landesthcile be reiten. Diese Verantwortung darf die Regierung nicht auf sich nehmen. Es dürften in diesem Augenblicke bereits die Befehle zu denjenigen militärischen Maßregeln ergangen sein, welche unerläßlich sind, um der Gefahr eines etwaigen Angriffs sosort und nachdrücklich vorzubeugen. Preußen hat fein gutes Ge wissen bi- zur Stunde sorglich gewahrt: es hat den Krieg nicht gesucht, noch herausgefordert, — aber es muß in der Lage sein, allen Ereignissen ruhig entgegen zu sehen." Der „Neuen Preußischen Zeitung" scheint der vorstehende Artikel der „Provinzial-Eorrespondenz" für den beabsichtigten Zweck noch nicht zu genügen; sie selbst tritt nach Mittheilung desselben noch mit den ihr eigenthümlichen Argumenten gegen Oesterreich auf. Ihre Auslassung zeichnet sich durch eine bewunderungswürdige Vergeßlichkeit in Betreff der bekanntesten Vorkommnisse in den letzten Jahren aus. Sie sagt nämlich ersten-: beide deutschen Großmächte hätten vor dem Wiener Frie den nie andere Ansprüche al- dir des Königs Christian von Dänemark auf die Herzogthümer anerkannt! Und die Erklärung der deutschen Großmächte in der Londo ner Conferenz, daß Herzog Friedrich der „Bestberech tigte" sei? Speciell die Erklärung deS preußischen Ge sandten, daß der König von Dänemark aus dem nickt perfect gewordenen Londoner Vertrage gar keine An sprüche ableittn könne? Ferner sagt sie: Im Wiener Frieden habe der König von Dänemark die Herzogthü mer, „die er voll besaß", an die deutschen Großmächte abgetreten, folglich habe kein Dritter Rechte daran, und Oesterreich verletze die Rechte Preußens, wenn es eine Agitation zu Gunsten des Herzog- Friedrich in Hol stein dulde! Aber wo hat Oesterreich je in einem be kannt gewordenen Actrnstücke erklärt, daß es mit Preu ßen die Herzogthümer „voll besitze"? Hat die „Neue Preuß. Ztg." vergessen, daß Oesterreich vielmehr als bald nach Ratification des Friedensvertrags der preu ßischen Regierung vorschlug, die Herzogthümer dem Herzog Friedrich zu übergeben? Hat sie vergessen, daß Oesterreich bei Gelegenheit der Zustimmung zu dem denselben Zweck verfolgenden mittelstaatlichen Anträge am 6. April 1865 in der Bundesversammlung erklärte: e- wolle für fick keinen Vortheil in den Herzogthümer»? Endlich hat sie vergessen, daß Hr. Graf Bismarck nach Schluß des Wiener Friedens die österreichische Ansicht von der rechtlichen Bedeutung desselben theilte, indem er in der Depesche nach Dresden vom 29. November 1864 für Preußen nur das Recht „eines provisori schen Besitzstandes" aus dem Wiener Frieden in Anspruch nahm? Wer hat somit seinen Standpunkt, seine Zielpunkte, seine Rechtsauffassungen verändert — Oesterreich oder Preußen? — UebrigenS sieht die „N. Pr. Z." die Sachlage trotz der „Gegenrüstungen" noch nicht so verzweifelt an. Sie schreibt nämlich: „Preußen darf nicht in die Lage kommen, etwa an die Großmuth seiner Gegner zu appelliren. Es ist absolut nothwen dig, daß nun auch die preußische Regierung Gegen rüstungen vornimmt, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein. Nur so können wir mit dem gerüsteten Gegner in angemessener Stellung verhandeln und allenfalls auch den gewünschten Frieden aufrecht erhalten, wa- Gott geben wolle." Die „France" beschäftigt sich auch heute mit den deutschen Angelegenheiten und erinnert an den 14. April 1856, „wo die beiden Bevollmächtigten der deutschen Großmächte zu Paris neben denen von Frank reich, England, Rußland, Piemont und der Türkei sa ßen und wo Graf Clarendon, nachdem er erörtert hatte, „daß die Kriegsnöthe allen Herzen noch zu frisch im Gefühle seien, als daß es nicht am Platze wäre, alle Mittel aufzusuchen, welche die Wiederkehr solcher Zei ten verhüten könnten", dem Kongresse den Vorschlag machte, den Wunsch auszusprechen, daß die Unterzeich- dadurch die Monotonie der Klangfarbe unterbrochen und ein außerordentlich schöner Effect erzielt wurde. Dir Soli wurden durch die Damen Alv sieben, Zei big, sowie die Herren Domsänger Geyer aus Berlin und Scharfe von hier in trefflichster Weise auSgeführt. Fräulein Alv-leben errang namentlich durch den vir tuosen Vortrag der berühmten Arie „Singt dem gött lichen Propheten" den Preis deS Abend-. In Herrn Geyer lernten wir einen tüchtigen wohlgeschulten Te noristen kennen, der angenehme, wenn auch kleine Mit tel in verständiger Art zu verwerthen weiß. Die Or chesterbegleitung hatte das Strauß'sche Musikchör über nommen. Dasselbe, im Streichquartett bedeutend ver stärkt, entledigte sich seiner Aufgabe in rühmlicher Weise. Die Umstände hatten wahrscheinlich geboten, die Be gleitung der Recitative (Cello, Baß und Cembalo) für 4 Violoncelli und Contrabaß auszusetzen, was freilich eine sehr eintönige Wirkung hervorbrachte und die Solo- sänger mehrfach hemmte. Orgel oder Anwendung von Bla-instrumenten dürste hierbei zu empfehlen sein. Die Dresdner FriihjahrSauSstevnng. Wie wir in dem Weihnacht-feste ein doppelte- Fest feiern, die Geburt deS Herrn und da- Julfest unsrer Vorältern; wie beide Feste sich versckmolzen haben und wie der christliche Sinn die heidnischen Gebräuche und Sitten mit einem' neuen Geiste erfüllt und ihnen neue Anschauungen verliehen hat — fo ist eS auch mit dem Osterfeste. Auch in ihm feiern wir zwei Feste, zwei Auferstehung-feste. Da» der Kirche und da» der Natur, da- Fest de- auferstandenen Herrn und dat der alt deutschen Göttin Ostara. Beide Feste sind, obschon sie nichts weiter mit einander gemein hatten, al« daß beide in dieselbe Zeit fielen, in unserm jetzigen Osterfeste eng ner des Pariser Friedens bei ähnlichen Fällen die Ver mittelung eines befreundeten Staates in Anspruch neh men möchten, bevor sie zum Kampfe schritten. Baron Manteuffel, damals Vertreter des Berliner Cabinets, habe geäußert, „sein König und Herr theile vollkom men die vom Grafen Clarendon kund gegebenen An sichten, und er glaube bevollmächtigt zu sein, ihnen in ihrer ganzen Ausdehnung beistimmen zu dürfen". Hier auf habe auch Oesierreich .seine Zustimmung zu dem Anträge des englischen Bevollmächtigten ertheilt, der nun also gefaßt worden sei: „Die Herren Bevollmäch tigten nehmen keinen Anstand, im Namen ihrer Regie rungen den Wunsch auszusprechcn, daß die Staaten, unter denen sich ein ernstes Zerwürfniß erhöbe, bevor sie zu den Waffen griffen, so viel es die Verhältnisse nur immer gestatten wollten, die guten Dienste einer befreundeten Macht in Anspruch nehmen." Diese Er klärung wurde von allen Bevollmächtigten unterzeichnet, und die „France" erinnert die Kabinett von Wien und Berlin daran mit dem Zusatze, diese Erklärung entspreche jenem Principe eines friedlichen Schiedsgerichts, da- Frankreich zum Heile der modernen Civilisation zum obersten Grundsätze seiner Politik gemacht habe. TlMsgt schichte. Wien, 27. März. Die „Pr." schreibt: Wie man in hiesigen diplomatischen Kreisen glaubt, dürfte die längst erwartete preußische Eröffnung morgen oder über morgen hier eintreffen. Bis dahin ist die DiScussion über Krieg und Frieden eine müßige. Bemerkt muß indessen werden, daß, wie man uns mittheilt, von öster reichischer Seite schon seit vier Tagen keine weitern vorbereitenden militärischen Schritte mehr ge- than werden, was dahin auszulegen sei, daß man jene Grenze, welche man den Vorsichtsmaßregeln von vorn herein gesetzt, bereits erreicht habe und über dieselbe nicht ohne Noth hinauSgehen wolle. — Die „Deb." versichert, die Mittheilung, daß die Aufhebung sämmtlicher Finanzlandesbehörden und die Einverleibung derselben in die respectiven Statt- haltereien für den 1. Juli d. I. beschlossen sei, entbehre aller Begründung, und in kompetenten Kreisen sei von einem derartigen Beschlusse auch nicht das Mindeste be kannt. Z Prag, 28. März. Auf welche Gründe sich unsre föderalistischen Zeitungen stützen, wenn sie behaupten, es sei in der nächsten Landtagssession — vielleicht schon in dem bevorstehenden Herbst — eine Regierungsvor lage zu erwarten, welche eine Abänderung der Lan- deswahlordr. ung enthält, wie sie in der auf den Anttag des Grafen Clam-Martinitz beschlossenen Adresse vorgeschlagen wird, ist nicht bekannt; aber dieselben kom men immer wieder auf diese Ansicht zurück und tragen überhaupt eine große Zuversicht zur Schau. — Ueber die Mandatsniederlegung des LandeSgerichtSpräsidenten Herrn v. Waidele, welcher «in äußerst thätiges Mit glied der deutschen Linken im böhmischen Landtage war, ist zu bemerken, daß derselbe schon vor Monaten die Absicht zu erkennen gab, aus dem Landtage zu treten. Der Vorstellung seiner politischen Freunde nachgebend, ließ er sich bewegen, sein Mandat noch bis zu Ende der Session zu behalten. Es steht übrigen-zu befürch ten, daß die deutsche Partei noch mehrere Mitglieder verlieren werde, welche sich gleichfalls dem parlamen tarischen Kampfe durch die Zurücklegung ihrer Man date entziehen wollen. — ES fällt auf, daß tschechische Journale Nachrichten über Ercesse bringen, die in deutschen Gegenden und Ortschaften Böhmens gegen Israeliten vorgekommen sein sollen. Hinterher stellt sich meist heraus, daß entweder durchaus keine Thätlich- keitcn gegen israelitische Einwohner verfielen, oder daß sich die Vorgänge auf Scenen beschränkten, die kaum einer eingehenden Erwähnung werth und gewiß nicht in dieselbe Reihe mit den Plünderungen in Hostomitz, Schüttenhofen rc. zu bringen sind. Diese Meldungen scheinen tendenziöser Natur zu sein. — Die Gerüchte, welche sich mit der Versetzung des Grafen Lazanski, und innig vereint. Wenn am Ostermorgen die Glocken uns das „Christ ist erstanden!" entgegenrufen, dann hallen sie zugleich durch das knospende Grün der wie dererwachten Natur und verkünden den wiederkehrenden Frühling. Die Altäre der Ostara sind zerfallen, die Haine der heil- und freudebringenden Göttin verlassen, die Feuer, welche einst ihr zu Ehren auf allen Bergen durch Deutschlands Gauen loderten, sind verloschen und Osierspiele und Ostermärchen schon längst vergessen, ja selbst die alten Bräuche, von denen die letzten Jahrhun- derte noch erzählen, verschwinden allmählich, wie unsre Eichen, aus der Erinnerung und dem Bewußtsein des Volkes. Nur das Naturgefühl de- Deutschen, auf da» jenes Frühlingsgesühl zurückzuführen ist, welches sich schon in dem Osterfeste unsrer heidnischen Altvordern bekundete, ist mit den Altären der Ostara nicht begra ben worden. Neue Bräuche treten an die Stelle der alten und „neue- Leben blüht aus den Ruinen". Unsre Blumenausstellungen find das Huldigung-opfer, welche» der moderne Städter der Ostara darbringt. Der Be such der Blumenausstellung ist zu einem Brauch ge worden, der wenigstens in Dresden gewissermaßen mit zum Cultus der Oflerfeiertage gehört. Tausend Blu» menglockcn läuten hier am Grabe de- Winter» ver heißungsvoll den Frühling ein und ihr Duft küßt auf Augenblicke beruhigend und besänftigend den Mehlthau von unsrer Seele, den das Leben dort abgesetzt hat. Tausend freundliche Blumenköpfchen nicken un» Trost zu, denn ihre Farbenpracht predigt ja auch wie mit feurigen Zungen dasselbe Thema, was wir in diesen Tagen im Hause deS Herrn vernehmen: Tod und Auf erstehung. — Die Veranstalter der am 21. März auf der Brühl'schen Terrasse eröffneten Frübjahrsau-- strllung, die hiesige Gesellschaft für Botanik und Gar tenbau „Flora", Haden nicht- unterlassen, die Au-stel-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview