Dresdner Journal : 10.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-10
- Monat1866-06
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 10.06.1866
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^131. L^nirAntt-Urtist: I» S»ob»«»! Vibrllebi «I'klr.-—ISgr jt)»krli°k: 1 „ 15 ,. »»vauttivü, — „ 15 „ k<uwmrn: 1 „ Im ^u«Ix»ä< > »ritt k«»t1. 8t«mp«I ruxklx^ 1ÜLLU. Suser«tr«vrrtst: kUr ö«n tt»nm «ia«r 2«II«: 1 ksxr. Ui» 2«U«: Stig«. erschrkuen: l'Ixücli, mit ^n'unkm» ö«r 8onn- nr>U ^Ocaci» für Uen fviss<-l>3«o 1'»^. Sonntag, dw-10. Juni. - > - - - - ' AreMerÄomml. Derantlvörtlicher Redaetenr: I. G. Hartmanu. 18V«. Suferatrnmnmhmr auswörl«: I>lp«iU: r°» 8»L»v„»vr«», Lomroi»»lonlr 6«» I)r«»äi>«r ^nuin»I»! «8«nU»,.: 17 L»ol.»», Lvo» b'o»x; L»wdiir»-»»rll». Vi«o-?r»»k1Ure».N.: L Voar.«»; >«rlt»: 8»oriv»',<:k» 8uedk., korixir«»'» Lur»»u Lr»»«»: L. 8c»l.orrx; Dr»ilxa! 7,. »Xooolleeobor«»», 3»»i» L 8L»xia»»v»»»; kr»i>K1vre ». N : ^4»a«»'i«b» Lucbk.; »öl»: Xr>. LLo»»»»;r»tt»i Lvl.Lixx t Lo., (8, ?l»e« 3« 1» kour»«); kr»»: k». L»»i.io»'» Luvbb; Vt«s: ^r,. O»e«l.r». Herausgeber: XSnixl. kxpeUition 4«» Or«,6n«r 3oorn»I», vr«»ä«u, rixri«ll»tr»»»« 8o. 7. den hi«, a Monat derselben n 122,354 , dagegen an 16,Ü6» Credit ist Sparern, ingt nicht ie lüugere >17 Thlr., enbesiand die Ein- ahr, ohne Hlr., die rercredit» ,re 1764: 527. 960. 09. 3147. 20. 705«. 07. 8V79. . N.VIV. s. 12,«08. Nr. 332. >144. 338V. 68. 5272. 13. 8vv«. 55. 2234. 76. 4588. ) Steuer, lr. Nr. 8. r. 7. 105; lvv Thlr. rden von »47 Thlr. 18. 863V. Nichaclis- ngen sind 4: Lit. X. 50o Thlr. 7, Lit.v. 41. 194«. aus dem 2VVTblr. Di« B«- Kichaelis- bürg aus- sgeloosten re Ostern > Tirec'o- ng ver- a TranS- : 202,521 5« Thlr., ehr. dan pas- >en nach- beladene Mai d.J. ' worden, ach DreS- lahrlsges. lwaareu, Berlin rc. Ukiglaite, c, Caput- ium orn- s Weiher den; den nit 4>ohl- Graphrt, essan mit Lltoua 2 as Außia ,uel au» eru and RichtamMcher TheU. Ueberficht. Telegriphisch« Nachrichten. 8eit«ß»sch„. (Ein Pariser Telegramm. — Deutsche Allgemeine Zeitung. — Wiener Abendpost.) L»ße»gefchichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Wien: Oesterreich» Antwort auf die Conferenzein- ladung und Frankreichs Rückäußerung. — Berlin: Kegen Darlrhnskassenscheine. Twestcn freigesprochen. Grneral-ernennungen. —Stettin: Cholera. — Stuttgart: Landtag geschlossen. — Neustrelitz: Der Großherzog von Mecklenburg Strelih nach Eng land.—Altenburg:Truppen in die BundeSsestungen. Part»: Unterhandlungen wegen der päpstlichen Schuld. Choleragaben. — Florenz: Mobilisirung der Nationalgarde. Kammerverhandlungen. — Lon don: Zur Donaufürstenthümerconferenz. — Buka rest: Prinz Karl von Hohenzollern. — New-Vork: Vom Senat. General Scott -f. Gchle»wig-Holstri». (Der preußische Einmarsch in Hol stein. Eine Proclamation v. Manteuffel'-.) Lmdta-tverhandlungen. (Sitzung der Ersten Sammer vom 8. Juni.) Dre»d»er Aachrichten. Pradiuzialnachrichtea. (Leipzig.) Srnillrta«. Inserate. Tage-kalender. Varsennach« richt,». Beilage. Eine Kammerrede de» württembergfchen Minister- de» Auswärtigen. Ernennunge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Schadenfeuer. Unglückrsille. Statistik ». valk-wirthschast. Inserate. 3,818,000 Fl. ;ur Mabilmachung der Armee fordert, sowie ein Gesetzentwurf, die Einberufung von Ezc«- pitulantrn betreffend. * Itzehoe, Sonnabend, 9. Znni. Morgen trifft hier der Regiervng-rath Lesser rin, al» vom Statt halter v. Gablenz neurrnannter Regierung»cammiffar bei der bevorstehenden Eröffnung der holsteiufchen Gtändeversammlung. Auch der Civiladlatu» de« Statthalter», Ministerialrath v. Hoffmann, wird bei diesem, nächsten Montag stattfindenden, feierlichen Arte hier anwesend sein. Die Stadt Itzehoe ist heute ohne Militär; dir nördlich von hier gelegrnen Dörfer aber find stark militärisch besetzt. Pari», Freitag, 8. Juni, Abends. Die „France" meldet: Der diesseitige Botschafter in Wir«, Herzog v. Grammont, machte daselbst einrn letzten Berfäh- nuugSversuch, Graf Mrn»dorff hielt einfach dir vom kaiserlichen Cabinet in seinem Antwortschreiben auf die Lonferenzeinladung abgegrbrnrn Erklärungen auf recht. (Vgl. unter „TageSgeschichte.") Morgen wird die betreffende Depesche de» Herzog» v. Grammont hier erwartet. Prinz Napoleon hatte eine lange Zusammenkunft mit dem Kaiser. Florenz, Freitag, 8. Juni, Abend». Ein vom gestrigen Tage datirte» königliche» Decket ruft die zweite Kategorie der Altersklassen 1842 — 45 unter die Waffen. Madrid, Freitag, 8. Juni» Abends. In der heutigen Sitzung der Corte» sprach der Ministerprä sident O'Donnell dir Besürchtung au», Spanien werde noch im Laufe des jetzigen Jahres das eigene Terri torium vertheidigrn muffen. London, Freitag, 8. Juni, Nachts. In der heu tigen Sitzung des Unterhauses erwiderte aus eine In terpellation Griffith'» der UnterstaatSserretär des Aus wärtigen, Layard: Der Regierung sei keine Nachricht zugegangen, daß türkische Truppen die Donau über schritten hätten. Die Tractatmächte hätten ihre Ver treter dahin instruirt, Nichts zu thun, was ihre re- spectiven Regierungen verpflichten könnte, einen frem den Prinzen al» Fürsten von Rumänien anzuerken- «e». Walsh spricht die Hoffnung aus, daß England jede active Einmischung vermeiden werde. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 9. Juni. Die heutige amt liche „Wiener Zeitung" dringt ein kaiserliche» Hand schreiben an den Fürsten Colloredo-Manniseld, den Vorsitzenden der Commission zur Coutrole der Staats schuld, welche» die grwiffenhaste Thätigkeit der Com mission, sowie dir vollständigste Ordnung de» Staatr- schuldendirnste« belobt. Da» Handschreiben anerkennt zugleich die patriotische Absicht der CommisstonSmit- gliedrr bei der Prüfung gesetzlich sanrtiouirtrr Finanz- «aßregeln und die daran geknüpften politischen Er wägungen und sagt: E» sei das ernste, unausgesetzte Bestreben des Kaisers, dir frirrlich grwährleistete Mit wirkung seiner völkcr bei der Gesetzgebung und Fi- „uzgrdahrung zu verwirklichen. Nicht« werde den Kaiser mehr beglücken, als wenn da» den drohenden Krieg»gesahren gegenüber sich bethätigende patriotische Zusammenwirken auch aus die Fragen der inner» Recht-grstaltung bestimmend wirkte und zu einem ver- saffuugtmißigen Organi»mus führen würde. Karlsruhe, Freitag, 8. Juni, Abend», (lieber Berlin.) Der Zweite» Kammer ist eine Regierungs vorlage zugegangen, welche eine Crrditbewilligung von Dresden, 9. Juni. Mehrere uns heute zugegangene Zeitungen enthal ten folgende telegraphische Nachricht: ,.Paris, 8. Juni. Ein Rundschreiben des Herrn Drouyn de Lhuys an die Vertreter Frankreich» bei den deutschen Höfen ermahnt zur Neutralität in dem bevorstehenden preußisch-österreichischen Kampfe." Wir sind in der Lage, versichern zu können, daß von einem derartigen französischen Rundschreiben hierorts bis zur Stunde etwas nicht bekannt ist. In der gestrigen Nummer der „Deutschen All gemeinen Zeitung" finden wir „Eine Frage an Herrn v. Beust" und in der heutigen „Noch eine Frage an Herrn v. Beust" abgedruckt. Wir glauben, unsre Leser werden es Herrn StaStsminister v. Beust nicht ver denken, wenn derselbe derartige Interpellation unbeachtet läßt ; einesthcils sind die Herren Minister gegenwärtig mit wichtiger« Arbeiten überhäuft, dann aber würde es denn doch über die Grenzen der Bescheidenheit hin ausgehen, von den Räthen der Krone zu verlangen, daß sie auf jede Anfrage, die irgend Jemand in einer Feuilleton. Pariser Briefe. (Schluß aus Nr. 129.) Pari-, 31. Mai 1866. Für die nächste Woche bereitet sich in den höchsten und elegantesten Kreisen noch ein Fest vor, über besten Glanz man sich bereits — wenn auch ganz leise und diScret — Wunderdinge in die Ohren raunt. Es han delt sich um einen großen costümirten Ball, auf welchem sämmtliche Heldinnen Shakespeare's im genauen Costüm ihrer Zett dargestellt werden sollen. AIS Titania nennt man die Fürstin Metternich und als Desdemona die Herzogin v. Mouchy. Bei dem anhaltend rauhen Wetter befinden sich na türlich die Theater sämmtlich noch sehr wohl. Die deutsche Musik namentlich scheint seit einiger Zeit hier in Pari- Wieder zu großen Triumphen berufen zu sein, und be sonder» da» „tbeSte« l/riquo" versteht e», dieses klassische Gebiet mit Glück auSzubeuten; nachdem auf dieser Scene dir „Zauberflkte", „Martha" und „Don Juan" die glänzendsten Erfolge erzielt haben, ist jetzt die Reihe an „Die lustigen Weiber von Windsor" gekommen; diese angenehme Oper, die hier noch ziemlich unbekannt war, lockt jetzt allabendlich ein zahlreiches Publicum an und wird vortrefflich gegeben. In der komischen Oper wurde gestern Abend ein neue» Werk de- Hrn. ». Flo- tow: „Zilda" zum ersten Male gegeben. Diese Oper, der ich durchaus ihre Verdienste nicht absprechen möchte, scheint mir jedoch den übrigen Werken de» beliebten Componisten, wie z. B. „Martha" und „Stradella", bedeutend nachzustehen. „Zilda" fand denn auch nur einen sogenannten »uns» 4 Nachdem am Theater der ^ort« 81. Rartia die berühmte Zauberpoffe „la dick» au Vais" vierhundert Vorstellungen bei stet» gefülltem Hause erlebt hat, denkt man doch auch nun endlich an diesem Theater an eine Aenderung des Repertoires; es ist hierzu ein Stück ausersehen worden, das zum Titel hat: „vno »enwine s I-ovUees" und zu dessen Gunsten die Reklame bereits in ibre allergrößt« Trompete stößt; es werden in diesem Stücke großartige Faust- und Hahnenkämpfe zur Darstellung gebracht werden; man hat bereits dazu die berühmtesten Borer und Kampf- hähne engagirt, die in ganz Alt-England aufzutreiben waren. Da aber die Situation möglicherweise eine etwas tragische, wenn nicht gar blutige Färbung annehmen könnte, so soll sie durch ein Monstreballet erheitert wer den, für welches bereits eine ganze Schwadron sehr schöner spanischer Tänzerinnen gewonnen ist. Alle Na tionalitäten werden demnach in Bewegung gesetzt, um den Ersolg dieses neuen Stückes zu sichern. Man ist gegenwärtig hier in Paris mit einem Un ternehmen beschäftigt, das viel von sich reden macht: es wird nämlich eine Volkszählung vorgenommen. In wenigen Wochen werden wir osficiell vernehmen, wie viele Millionen Seelen in dem großen Chaos umher irren, das den Namen Paris trägt. Diese Volkszäh lung beschäftigt natürlich eine ganze Legion von Beam ten, die mit der Feder hinter dem Ohre, dem Tinten faß am Knopfloch« und einem großen großmächtigen Folianten unter dem Arme, von Haus zu Haus wan dern und die üblichen Fragen vorlegen: Name, Alter (eine Frage, die namentlich von den Damen nie richtig beantwortet wird), Profession und noch verschiedene andere Fragen, unter denen besonders auch die: ob der Steuer pflichtige lesen und schreiben kann? Vor einigen Tagen erscheint denn auch rin solcher zählender Beamter in der Wohnung von Alexander Duma»; der große Romancier befindet sich aber in diesem Augenblicke in Italien; ein Diener, der während seiner Abwesenheit Zeitung an sie zu richten beliebt, öffentlich Antwort er- theilen sollen. Uebrigens bemerken wir, daß wir für unsern Theil nach den gemachten Erfahrungen und den bei den jüngsten Kammerverhandlungen zu Tage ge tretenen Erscheinungen eine von der „D. A. Z." aus gesprochene Besorgniß als eine solche nicht betrachten können, die in weiteren Kreisen Verbreitung hat. Die „Wiener Abendpost" schreibt zur schles- wig-holsteinschen Angelegenheit: „Die kaiserl. Regierung muß die Unterstellung des preußischen „Staatsanzeigers", daß Oesterreich die Convention vom 16. Januar 1864, sowie den Gasteiner Vertrag verletzt habe, einfach zurückweisen." Das Blatt giebt daraus einen historischen Ueberblick über alle po sitiven Momente, welche bezeugen sollen, daß Preußen in zahlreichen officiellen Erklärungen vor und zur Zeit der gemeinsamen Action in der Herzogthümerfrage den Schutz des bedrohten deutschen und des Landesrechtes der Herzogthümer als Voraussetzung und Basis dersel ben acceptirt habe. Es wird dabei daran erinnert, daß fast gleichzeitig mit der vom „Staats-Anz." erwähnten Convention (27.December 1863) der König von Preußen in der Antwort auf die Adresse des Abgeordnetenhau ses, nach Betonung des Satzes, das deutsche Recht gelte es in den Herzogthümern zu wahren, wörtlich erklärte: „Die Successtonsfrage wird durch den Z -rutschen Bund unter Meiner Mitwirkung geprüft werden, und dem Ergebnisse dieser Prüfung kann ich nicht vorgreisen." Zur Sicherung der Rechte des Deutschen Bundes er klärten ferner Preußen und Oesterreich sich am 19. Ja nuar 1864 entschlossen, zu den in Bezug auf Schleswig für nöthig und unaufschieblich erachteten Maßnahmen zu schreiten. In dem österreichisch-preußischen Minder heitsvotum, eingebracht in der Bundestagssihung vom 11. Februar 1864, werden die Rechte des Bundes in Bezug auf die Prüfung der Erbfolgefrage in allen De tails ausgezählt und anerkannt. Noch im December 1864 ist das wesentlichste Argument, welches preußischer seits der Auffassung entgegengehalten wird, König Chri stian IX. hätte den beiden deutschen Großmächten keine Rechte cediren können, weil er selbst keine besessen hätte, die Berufung auf den Umstand, daß der Umfang jener Rechte am Bunde noch nicht geprüft worden sei (Depesche an den königl. preußischen Gesandten in München vom 13. Decbr. 1864 ). Dann fährt die ,,W. A." fort: „Nur innerhalb der Grenzen, welche das Recht gezogen, nur aus der Basis, welche eine loyale Husfassung der poli tischen Stellung und des Beruss Preußens schaffen mußte, konnte jene Einigung zur Entfaltung gelangen. Innerhalb jener Grenzen aber und auf dieser Basis hat Oesterreich geradezu Alles gethan, um eine Eini gung herbeizusühren. Es hat dem Streben Preußens nach Machterweiterung im Norden Zugeständnisse ge macht, welche thatsächlich nur da Beschränkung fanden, wo sie den klaren Grundbestimmungen der Rechte des Deutschen Bundes auf das Entschiedenste hätten wider sprechen müssen. Es hat sich in seiner Vertragstreue nicht irre machen lassen, als Preußen bei jeder Gele genheit durch Wort und That, durch Erklärungen und concludente Handlungen bewiesen, daß es seine Ver bindlichkeiten aus der Convention vom 16. Januar 1864 und aus dem Gasteiner Vertrage als keine Schranken mehr für eigenes Belieben anerkenne. Maßregeln so tiefgreifender Art, wie die Umwandlung Kiels in eine Hauptstation der preußischen Marine trotz des Protestes Oesterreichs, und der Erlaß der Verordnung vom 13. März zur Bestrafung feindlicher Handlungen gegen die souveräne Gewalt in den Herzogthümern, vermochten Oesterreich nicht in der stricten Anerkennung und Durchführung der Vereinbarungen mit Preußen zu er schüttern. Das Berliner Cabinet war es, welches am 26. Januar 1866 erklärte, wenn die angeblich von ihm erstrebte intime Gemeinsamkeit der Gesammtpolitik bei der Mächte sich nicht verwirklichen lasse, — und es hatte sie Schritt sür Schritt unmöglich gemacht — volle Freiheit für seine Politik gewinnen und von derselben den Gebrauch machen zu müssen, den eS den Interessen Preußens für entsprechend halten werde. Mit dieser Erklärung hatte sich di« diplomatische Loslösung Preu ßens vom Gasteiner Vertrage vollzogen. Das deutsche Interesse war somit im preußischen völlig untergegan- gen, und die Grundlagen waren zerstört, auf welche sich die Einigung der deutschen Großmächte ausgebaut hat ten. Das Votum der Kronjuristen sollte die ursprüng liche Einigungsbasis ersetzen und maßgebend sein für die Verwaltung Holsteins, für die definitiven Entschlüsse der österreichischen Regierung und für die endgiltige Fragelösung. Es war ein weiter Weg, welchen Preu ßen in Abkehr von den Verpflichtungen, die seine Stel lung im Deutschen Bunde mit sich bringt, zurückgelegt hatte, ein Weg auf dem Oesterreich nicht folgen konnte: Nichtsdestoweniger suchte Oesterreich nochmals zur Ver ständigung zu gelangen. Ein in der Depesche vom 26. April enthaltener Vorschlag Oesterreichs blieb unbeant wortet. Preußen hatte sich praktisch von der Einigung zurückgezogen, deren Nothwendigkeit es allerdings je desmal nur dann geltend gemacht hatte, wenn es seinen Interessen entsprechend war und dir es so oft verläug- nete, als es hoffen durfte, aus der Nichtanerkennung derselben Vortheil zu ziehen. Und dennoch hat die österreichische Erklärung vom 1. Juni in keiner Weise die Rechte Preußens präjudicirt; sie enthält nicht den Rücktritt Oesterreichs von dem dispositiven Inhalt de» Gasteiner Vertrags, welcher bis zum Zustandekommen eines Definitivums ungeschwächt bestehen soll, sondern sie entspricht dem rechtlichen Charakter jener transitori schen Bestimmungen im vollen Umfange. Indem die Erklärung Oesterreichs das ältere, durch keine Abma chung alterirte Bundesrecht frei sich bethätigen läßt zu der definitiven Entscheidung der Frage, hält sie für Oesterreich fest an den ursprünglichen Voraussetzungen der Action. Preußen mag an die Stelle derselben andere gesetzt haben. Aber die Wandlung der preußi schen Politik liegt nicht im Verschulden Oesterreichs. Zu keiner Zeit hat Preußen im Beginne seiner Ge meinsamkeit mit Oesterreich erklärt, daß es das letzte Ziel seiner Politik sei, das Recht Deutschlands zu beu gen, die Bundeselemente zu zersprengen. Es hat die Nothwendigkeit, die Angelegenheit der Schlußentschei dung des Bunds anheimzustcllen, nie geläugnet, viel mehr immer, mindestens indirect dieselbe aufrecht er halten bis zu dem Augenblicke, wo ministerielle preu ßische Blätter erklärten, das Betreten des Bundeswe ges sei gleichbedeutend mit einer Provocation zum Kriege. Für den klar ausgesprochenen Zweck, das Recht und die Interessen Deutschlands zu wahren, ist die Action begonnen, find die Verträge geschlossen wor den. Für Las Unrecht giebt es keine rechtliche Eini gung, und gegen eine Interpretation der Verträge in diesem Sinne müssen wir vom österreichischen Stand punkte aus die entschiedenste unzweideutigste Verwah rung einlegen." Tagesgeschichte. Dresden, 9. Juni. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer, welcher die Herren StaatSmini- ster v. Friesen und v. Rabenhorst beiwohnten, erfolgte nach Vortrag der Registrande die Wahl eines Mit gliedes der Zwischendeputation für Gesetzgebung und eines Stellvertreters sür dieselbe. Vor der Wahl fand eine kurze Debatte statt, an welcher sich die Abgg. v. Criegern, Koch und Mammen betheiligten, indem Ersterer darauf aufmerksam machte, daß die mit diesem Landtage aus der Kammer Ausscheidenden nicht wähl bar seien, Koch es als wünschenswerth bezeichnete, daß ein Mitglied des Handels- u. Gewerbestandes gewählt würde, was Abg. Mammen bestritt. Bei der Wahl wurde (bei 63 Stimmzetteln) mit 61 Stimmen der Abg. Mammen als wirkliches Mitglied gewählt. Der selbe lehnt jedoch die Wahl ab und behält sich vor, die Gründe dieser Ablehnung in der nächsten Sitzung aus einanderzusetzen, wo die Kammer entscheiden könne, ob die Wohnung überwacht, steht dem Beamten Rede und beantwortet die verschiedenen Fragen mit ziemlicher Ge läufigkeit; bei der Frage aber: „kann Ihr Herr lesen und schreiben?" stockt der Diener plötzlich und antwortet endlich nach kurzer Ucberlegung ganz entschieden „nein!" Großes Erstaunen von Seiten des Beamten; der Diener aber beharrt bei seiner Verneinung und fügt wie er läuternd hinzu: „Sehen Sie, so oft mein Herr etwas zu lesen oder zu schreiben hat, krack! muß ich augen blicklich den Secretär Herzurusen!" Glücklicherweise kann Alexander Dumas drei- bis vierhundert Druckbände seiner Werke dem Zeugnisse seines Dieners entgegen- ftellen. »Theater. Shakespeare's „Sturm", neu bearbeitet von Fr. Dingelstedt, wird im Laufe dieses MonatS in Weimar gegeben und dabei der Caliban von O. Lehfeld dargestellt werden. — Herr Hassel, ein allbekannter Komiker der ältern Schule und über 56 Jahr in Frank furt a. M. thätig, wird nunmehr die Bühne verlassen. — O. F. Berg in Wien, der Verfasser vieler Possen, hat bei der zuständigen Behörde um Concession zur Er richtung eines Sommertheatcrs nachgesucht. — Am Schweriner Hostheater wurde, wie man von dort schreibt, noch vor Schluß der Saison Sbakespeare's Lust spiel „Wie es euch gefällt" in der Bearbeitung von vr. Julius Pabst mit großem Beifall zur Aufführung ge bracht und unter steigender Theilnahme wiederholt. Die Darstellung wird als vorzüglich, die Bearbeitung als in hohem Grade bühnengerecht und wirksam gerühmt. Auch die Komposition der darin verkommenden Gesänge fand lebhaften Beifall. Die Rolle der Rosalinde wurde von Frau Otto-Martineck, die der Celia von Fräulein Helbig sehr entsprechend gegeben. -f Aufmerksamkeit erregt in Amerika die Ent deckung der Ruinen einer in de« mericanischen Archi ven unerwähnten großen mericanischen Stadt, welche durch den General Lyon im Staat Veracruz ge macht worden ist. Die Gegend, worin diese Ruinen sich befinden, wird von den Indianern Metaltaloyuca ge nannt und liegt ungefähr 160 englische Meilen westlich von Turpan. Die Indianer machten die größten An strengungen, die Reisenden abzumahnen, die Richtung, welche zu der Entdeckung führte, einzuschlagen. Die Stadt muß nach den Berichten der Entdecker ehedem eine große und glänzende gewesen sein. Von vielen Häusern standen noch die Mauern mit Malereien ge schmückt; auch zahlreiche Tempel wurden gefunden, in einem derselben eine Statuette mit einem Kreuze. Die Thüren der Häuser waren meist durch Felsstücke ver schlossen, und noch andere Anzeichen sollen darauf hin- dcuten, daß die Stadt von ihren Bewohnern absichtlich verlassen worden. Wieviel von dem Allen aus Rechnung der Uebertreibung kommen mag, muß vorläufig dahin gestellt bleiben. -f Französische Blätter berichten, daß es dem Mar quis de Costonable nach vieljährigrn Arbeiten gelungen sein soll, die Elemente zu einer Grammatik der ! etruskischen Sprache, jenes für die Sprachforschung so verschlossenen JdiomS, zusammenzustellen. s AuS London wird gemeldet, daß in der West- minsterabtei ein vom Bildhauer Noble au-grführte» Denkmal des General- Outram in diesen Ta», gen feierlich enthüllt worden ist. -s Von dem bekannten Mitarbeiter der „Revue de/ deux Monde-" C. Montsgut, ist eine neue Shakes peareübersetzung erschienen, welch; al» gelungen gr rühmt wird.
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