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Dresdner Journal : 12.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-12
- Monat1866-08
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1866
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§ri85 Sonntag, den t t August Ldmnlemnasvrrtst r DreMcrMurml Verantwortlicher Redacteur': I. G. Hartmann. I» su»t»-»S» tritt Pott » 8t«mp«1- Liu»«lu« Liumioeiu: 1 „ - rnseratruprkisr: ktlr A»o K»um «iu-r 2-0«: erscheine» r »r»xli-k mit »n»n»t>m« a-r 8000- uoä ° ' Xd«a<i« tur <1«n sol^enäen Vlkrti<-b )1itbrlieb dtvo»tli«:b » Dbft. — Hg«. 1 ,. „ 1» tu „ . 18««. Laserateimnnahmr auamürt»: I^ipilUt k» 8u»»n»r»er»», 6ommi»,ioulr äs» vrssäosr äoor»»I»; «k«n<i»».: K. Kiun i.it», Kv«»» Ku»r; K»wd»r, N«rUu- Vt«i>-?r»»Il<Utt s. U. ck Vooi.it«: Isrlt» . U»o«io»'»t:tiv iiuritli., K»r»»»r»»'>i lture»u t Lr»m»» lü 8<.«i.<nr»; Lr«»I»ut 1,. 8i-L»o«»'»Xnuonc«iiUur<!»o, ä»»»» L 8»»«iuu»i'»«»; ki^ukkart «. U.:3^«o«»'»ob» kuclik.; »ölu: U»!»»,» k»ri»: H^v»», Lvl.t.1«» L 6n., (8, KI»e« <i« I» Sour»«)! kr»^: K». Lo»i.iou'i Uuekk, Vis»: Xi.. O»e»l.i». cherausgebrr. Köoigl. Krpeäitiori äs» Orssäorr ^oniu»l«, vr«»äso, >1»risu»tr»»»« Ho. 7. Nichiamtlicher Theil. Ueberlicht Telegraphische Nachrichten. Tagergeschichte. B erlin: Badereise de» König». Erb- prinz von Meiningen angekommen. Prinz Isenburg nach Hannover. Präsidentenwahl im Abgeordneten- hause. AdreßentwÜrfe in beiden Kammern. — Wien: Prinz Georg von Sachsen. Entschädigungscommis- sionen. Au den Friedensverhandlungen. Prcßpolizei- licheS. Verhaftung. — Prag: Baron Werther an gekommen. Steuerangelegenheit. Erklärung des Bür germeisters. Truppendurchzüge. Der Eisenbahnunfall bei Wildenschwert. — Pesth: Verhaftungen. — Von der galizischen Grenze: Vereinigung West- und Ostgaliziens. — Triest: Kundmachung in Bezug auf Spione. — München: Dir Friedcnsverhand- lungen. — Landau: Festungsarbeiten eingestellt. — Hannover: Broschüre verboten. — Kassel: Ge- neralpostdirection aufgehoben. — Darmstadt und Homburg: Besitzergreifung von Homburg durch Preu ßen. — Mainz: Festungsarbeiten eingestellt. — Vom Main: Bundestagsangelegenheit.— Paris: Die Rückkehr des Kaisers. Zur Ankunft der Kaiserin von Merico. — London: Südstaatliche Dampfer in Beschlag genommen. Die Cholera. Reformmceting. — Jassy: Militärische Maßnahmen. — Rio - de-Janeiro: Vom Kriegsschauplätze. Schleswig-Holstein. 8(Aus Klel und Schleswig.) KriegSnachrichten. (Das Gefecht bei Tobitschau und Prerau. Das sächsische I.Jägerbataillon in der Schlacht bei Königgrätz. Vom italienischen Kriegsschauplätze.) Ernennungen, Versetzungen,r. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Oschatz. Kolditz.) Statistik u. valkswirthschaft. Aenilleton. Inserate. TageSkalender. viirsrnnach- richten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 10. August, vormittag«. (W.T. B.) „Gidele" schreibt: In Voraussicht der beträcht lichen Vergrößerung Preußens habe Frankreich mit dem Berliner kabinet Vorbesprechungen bezüglich der Rheingrenze eröffnet. Preußen habe bislang nicht ge glaubt, die sranzöfischen Vorschläge rntgrgennehmen zu können. (Das Reuter'sche Büreau in London mcl det aus Paris vom 9. d.: Frankreich verlangt von Preußen die Restauration seiner Grenzen von 1814 als nothwendig wegen der großen Aenderungen in Deutsch lands politischer Organisation.) London, Freitag 10. August, Nachm. 2 Uhr. (W. T. B.) Soeben ist die diesjährige Sitzungsperiode des Parlament» geschloffen worden. In der Thronrede heißt es: Die Beziehungen zu den sämmtlichen auswärtigen Staaten seien die freundlichsten. Die Königin habe mit ängstlichem Interesse den Gang des Krieges, welcher einen großen Theil des europäischen Continents erschüt tert, verfolgt. Die Königin konnte nicht gleichgiltige Zuschauerin bei Ereignissen sein, welche die Stellung befreundeter und ihr verwandter Fürsten ernstlich affi- cirten; sie habe jedoch eine Betheiligung nicht für ge boten erachtet, da weder die Ehre der Krone noch das Interesse des Volkes eine active Einmischung erheischt hätten. Die Thronrede gicbt der Hoffnung auf einen baldigen Abschluß des Friedens Ausdruck, erwähnt dank bar der Loyalität Amerikas gelegentlich der fenischen Unruhen, erklärt die Fortdauer der Aufhebung der Ha- beascorpusacte in Irland für nothwendig und spricht schließlich über den atlantischen Telegraphen, die Cho lera und die Rinderpest. Tagesgeschichte. * Berlin, 10. August, Abends. Sie werden bereits in österreichischen Blättern die Nachricht gesunden haben, daß Se. Majestät der König in der nächsten Zeit sich nach Karlsbad zur Cur begeben werde. In hiesigen gut unterrichteten Kreisen wird diese Nachricht als un begründet bezeichnet. Als wahrscheinlich gilt allerdings, daß Se. Majestät im Spätsommer noch eine Brunnen- cur zu gebrauchen gedenke, jedoch dazu nicht Karlsbad wählen werde. — Heute hat Se. Majestät den hier ein getroffenen Erbprinzen von Sachsen-Meiningen empfangen, dessen Anwesenheit mit den bevorstehenden Friedensverhandlungen in Verbindung steht. — Der bisherige diesseitige Gesandte in Hannover, Prinz zu Bscnburg Büdingen, ist heute in einer außerordent lichen Mission an Ihre Majestät die Königin von Han nover abgegangen. — Im Abgeordnetenhause hat heute die mit großer Spannung erwartete Präsiden tenwahl stattgefunden. Die Fortschrittspartei hatte als Kandidaten hierfür die Abgg. Grabow, v. Forckenbeck und v. Böckum Dolffs ausgestellt, mit der Aussicht, daß auch die Fraction des linken Centrums und der Polen für dieselben stimmen werde. Die Kandidaten der Fraction der Conscrvativen waren die Abgg. v. Arnim- Heinrichsdorf, v. Blankenburg und Holzapfel, für welche man auch die Stimmen der Mitglieder der freien con- servativen Vereinigung zu erhalten hoffte. Die F--action v. Vincke dagegen hielt an der Kandidatur des Grafen Schwerin fest. Bevor in die Tagesordnung eingetreten wurde, erhielt vom Alterspräsidenten der frühere lang jährige Präsident Abg. Grabow das Wort und gab folgende Erklärung ab: „Meine Herren, vielseitig auf das Dringendste ersucht, eine etwa auf mich fallende Wahl zum Präsidenten dieses Hauses für die nächsten 4 Wochen anzunebmen, suhle ich mich veranlaßt, vor dem Beginn unsrer heutigen Tagesordnung zu erklären, daß ich nach reislichcr gewissenhafter Erwägung der mir und einigen meiner politischen Freunde in Vetren meiner Wahl gewordenen glaubhaftesten, sich der Oefsentlichkeit ent ziehenden Mittheilungen die feste, unerschütterliche Uederzeugung gewonnen habe, daß :m Interesse des Vaterlandes und dieses hohen Hauses, ich, so schwer und schmerzlich es mir auch wird, eine etwa auf mich fallende Wahl unbedingt abzulehneu ge zwungen bin. In meinem ganzen politischen Leben bin ich stets bestrebt gewesen, die Treue gegen die Krone von der Treue gegen das Volk nimmer zu trennen und die Gegenwart mit der Vergangenheit durch ruhige, besonnene, gegenseitige Ver ständigung in überzeugungs , gesetzeS und verfassungstreuer Wahrhaftigkeit zu versöhnen. Diesen Grundsätzen werde ich auch in ver gegenwärtigen Legislatur treu bleiben " Nach der „N.-Ztg." ward diese Erklärung Grabow's mit tiefer Aufmerksamkeit angehört; als er geendet, herrscht tiefe Stille.— Alterspräsident Stavcnhagen: ,,Die Erklärung, welche ich so eben aus dem Munde des Abg. Grabow vernommen, wird sicher nicht verfehlen, in den weitesten Kreisen Bedauern zu erregen. (Wider spruch rechts, lebhafte Zustimmung links.)" — Man schritt nunmehr zur Wahl des ersten Präsidenten. Beim ersten Wahlgange wurden 33 l Stimmzettel abgegeben, die ab solute Majorität ist sonach 106. Von diesen Stimmen erhielten v. Forckenbeck «54, v. Arnim-Heinrichsdors 134, Graf v. Schwerin 24, Gneist 17, Grabow'2. Es mußte daher, da Keiner die absolute Majorität (166) erlangt halte, zur cngern Wahl geschritten werden, auf welche indeß nach der Geschäftsordnung fämmtlichc 5 Kandidaten gestellt werden mußten. Es fielen von 328 abgegebenen Stimmen auf ».Forckenbeck 170, auf v. Arnim 136, v.Schwerin 23, so daß also v. Forckenbeck 5 Stimmen über die abso lute Majorität erhielt. Die in der ersten Wahl auf Gneist gefallenen Stimmen der Polen waren auf v. Forcken beck übergegangen. Der Abg. v. Forckenbeck nahm die Wahl zum ersten Präsidenten des Hauses für die nächsten 4 Wochen mit folgenden Worten an: „Die Majorität dcS Hauses hat mir Lurch die eben verkün dete Wahl das erste, aber auch das schwerste Amt dieses Hauses in ernster Zeit aus die Dauer von vier Wochen übertragen. Ich nehme die Wahl an, danke herzlichst für das durch dieselbe bewiesene Vertrauen. Ich werde alle meine Kräfte aufbicten, um den schweren Pflichten des mir übertragenen Amtes zu ge- nügeo und die Geschäftsordnung, welche Sie sich selbst gegeben haben, treu, fest und unparteiisch zu handhaben. Wenn ich die dringende Bitte ausspreche, mich in Führung der Geschäfte all seitig im Hause zu unterstützen, so werden Sie diese Bitte natürlich uud beherzigenswerth finden, da ich zum ersten Male in diesem Hause Prästdialgeschäfte übernehme." Der Präsident forderte hieraus das Haus auf, durch Aufstchen dem abtretenden Alterspräsidenten seinen Dank auszusprechen, worauf zur Wahl des ersten Vice Prä sidenten übergegangen wurde. Die liberale Majorität hat als ersten Vlcepräsidcnten den Abg. Stavenhagen, als zweiten den Abg. v. Bonin aufgestellt. Die Zahl der abgegebenen Stimmzettel war 329, von denen der Abg. Stavcnhagen 180, Abg. Holzapfel 145, v. Bockum- DolfsS 3 und v. Unruh 1 Stimme erhielten. Der Abg. Stavcnhagen ist somit zum ersten Vicepräsidcnten ge wählt, und erklärte derselbe mit einigen Dankesworten die Annahme der Wahl. Die darauf folgende Wahl zum zweiten Viccpräsidenten fiel mit 186 Stimmen auf den Abg. v. Bonin, der dieselbe ebenfalls angenommen hat. Derselbe äußerte sich hierbei in folgenden Worten: „Meine Herren! Wenn ich den unverdienten Beweis Ihres Vertrauens in der eben geschloffenen Wahl in Beziehung bringen darf mit meiner politischen Stellung, wie ich sie seit einer langen Reihe von Jahren in diesem Hause eingenommen habe, so glaube ich, diese Wahl als den ersten und wie es mir scheint, beredtesten Ausspruch eines versöhnlichen Sinnes annehmen zu dürfen. I» duser Beziehung und in dieser Auffassung, in der ich mir eben diese Wahl nicht zum Verdienst, sondern der Rücksicht auf meine politische Stellung, die ich eingenommen habe, anrechne, danke ich Ihnen herzlich und nehme sie an." Der Präsident zeigt sodann nock an, daß ein Antrag aus Erlaß einer Adresse an Se. Majestät den König eingegangen ist (Motive: die Thronrede), unterzeichnet von den Antragstellern: Frhr. v. Vincke (Hagen), Graf Schwerin (Putzar) und vr. Simson und unterstützt von 20 Stimmen. Ferner ein weiterer Antrag mit den Mo tiven: die gegenwärtige Situation, unterzeichnet von den Abgg. v. Vlanckenburg, v. Bodelschwingh, Wagner (Neu- stettin) und durch über 100 Namen unterstützt. Beide Anträge sollen sofort zum Druck gelangen und in nächster Sitzung erledigt werden. Demnächst werden die Stimm zettel zur Schriftführerwahl abgegeben, das Resultat derselben wird in der nächsten Sitzung mitgetheilt werden. — Nach der „N. A. Z." war die Wahl des Abg. v. Forckenbeck zum Präsidenten des Abgeordneten hauses nur dadurch möglich geworden, daß die Mit glieder der katholischen Fraction sich bei dem zweiten Wahlgange mit den Mitgliedern der Fortschrittspartei und des linken Centrums, sowie der polnischen Fraction vereinigten. Im ersten Wahlgange hatte die katholische Friktion sür den Abg. >>r. Gneist gestimmt. — Die von der Adreßcvmmission des Herrenhauses be- rathcne und gestern festgestrllte Adresse, welche am nächsten Montag 11 Uhr in der Plenarsitzung zur Be- rathung gelangen wird (Referent Hr. v Le Coa) lautet: „Allerdurchlauchtigster, grvßmächtigster König, allergnädig- ster König und Herr! Ew. königlichen Majestät Throne naht sich heute daS Herrenhaus mit den tiefsten Dankaefühlen gegen den allmächtigen Gott Er ist es, der dem von Ew. königlichen Majestät selbst in den Kamps zesübrten preußischen Heere eine in der Weltgeschichte saft beispiellose Reihe unaushaltsam rascher, glänzender Siege gnädig verliehen hat. Ihm sei die Ehre! Seiner Hilfe wollen wir, will ganz Preußen in zuversichtlichem Glauben vertrauen, welches auch die Gefahren und Kämpfe sein mögen, die seine allweisen Fügungen über Europa und über unser Vaterland künftig noch verhängen. Ew. königliche Ma jestät haben Allerhöchstfelbst bestimmt ausgesprochen, daß der Krieg mit Oesterreich uur nach der reiflichsten Prüfung und in der dadurch gewonnenen festen Uederzeugung von der unbeding ten Notbwendigkcit der Abwehr eines vou Preußen weder bcr- vorgerusenen, noch von ihm verschuldeten Angriffs unternommen word-n ist. Dieses königliche Wort hebt das schmerzliche Be- dauern, welches wir sonst, wie Ew. Majestät selbst, über den Krieg mit einer Macht empfinden würden, deren Fahnen mit den preußischen Bannern vereint in einer ewig denkwürdigen Zeit, sowie noch vor wenig Jahren, gemeinschaftlichen Feinden gegenüber gestanden haben. Wir haben aufrichtig beklagt, daß auch andere, sonst Preußen nab' verbündete deutsche Staaten mit Oesterreich den preußischen Heeren feindlich gegenübertraten und daß in den heißen Kämpfen der jüngstvergangenen Zeit auf beiden Seilen deutsches Blut gestossen ist. Allein wenn daS Zerwürfn ß mit Oesterreich wesentlich aus solchen Mißverhält nissen entsprang, welche auS der Verfassung des Deutschen Bnn- deS eutstandeu, so dürscn wir mit Zuversicht hoffen, daß von dem jetzt nahen Friedensschluffc an, mit dem Ausscheiden des Kaiserstaats aus dem Bunde, ungetrübte Beziehungen zwischen den Regierungen Preußens und Oesterreichs beginnen und im beiderseitigen Jottreffe der mächtigen Monarchien sicher sortbe- sttheu werden. Die Neugestaltung Deutschlands unter Ew. königlichen Majestät Auspicien wird in künftiger Zeit blutige Eonflicte unter den deutschen Staaten von selbst ausschlirßeu. Der glorreiche Lerlauf des Krieges legt ein neues unwiderleg liches Zeugniß ab von den wunderbar glücklichen Erfolgen der von Ew. königlichen Majestät mit fester Haud Allerböchstselbst ongebahuten und geleiteten HeereSorganisation, sowie von der Nothwendigkeit ihrer consequenten Durchsühruug. DaS preu ßische Volk in Waffen bat die Probe bestanden, zu welcher sein König und Herr dasselbe berufen hat. Europa weiß nun, daß Preußen auch ohne den Beistand mächtiger Bundesgenossen jeden ihm durch ungerechtfertigte Zumuthunqen gebotenen Kampf mit vollem Selbstvertrauen annebmen kaun uud mit neuem Ruhm bestehen wird. Wir danken Ew. königlichen Ma jestät Weisheit und Festigkeit die Erreichung solcher großen Er folge in den Friedenspräliminarien, bei deren Vermittelung durch eine auswärtige Macht, deren Uneigennützigkeit und rich tige Würdigung der Verhältnisse wir gern anerkennen. So schwer die Opfer des Krieges wiegen, so theuer das Blut ist, welches das siegreiche preußische Heer und die mit ihm kämpsen- den deutschen ztrieger vergoffen baden, diese Opfer und das ge- stoffene edle Blut sind Saaten, deren reiche Früchte das Vater land in naher, wie in ferner Zukunft unfehlbar ernten wird. Ew. königlichen Majestät landesväterlichc Fürsorge wird Ver geltung für die Opfer »u schaffen wissen, welche auch der glück lichste Krieg dem ganzen Lande und einzelnen Klaffen der Uo- terthanen anferlegt. Die Krieger, deren Wunden Zeugniß von ihrer todesmutbigen Hingebung ablegen, die Witwen und Wai sen der Töpfern, die ihre Treue mit dem Tode besiegelt haben, harren sicherlich nicht vergeblich auf Linderung ihres Geschickes durch königliche Milde. Hierzu mftzuwirken wird der Laudcs- vertretung eine willkommene Aufgabe sein. Ew. königlichen Majestät hoben Weisheit, AllerhöchstJhrcr sichern eigenen Er- kenntniß Dessen, was dem preußischen Vaterland« Noth thut, glauben wir in keiner Weise vorgreifen zu dürfen. Auf der Höhe deS Rubm-s und des Sieges haben Ew. königliche Ma jestät bochherzige Mäßigung geübt Allerhöchstderen Weisheit wird, daraus vertrauen wir, daraus vertraut das ganze Laud, die bisher getrennten Theile der Monarchie so zu vereinigen wissen, daß Preußen in seiner künftigen Abgrenzung die Bürg schaft sür seine eigene Sicherheit und für diejenige Machtstellung erlange, welche unerläßlich ist, damit der Friede Deutschlands und Europas unter allen Umständen ungefährdet und die Mög lichkeit ausgeschlossen bleibe, daß eine feindliche Armee sich noch einmal in der Mitte der preußischen Staaten kriegsgerüstet aus- stelle. In dieser wie in jeder andern Beziehung erwarten wir ebrfurchtsvoll Euer köoigl. Majestät Beschlüße über die weitere Regelung der politischen Verhältnisse deS Vaterlandes und siud gewiß, daß Preußen unter dem glorreichen Scepter seiueS Kö nigshauftS zur Erfüllung seines deutschen Berufes auf der Bahn wachsender äußerer Macht und innerer Wohlfahrt un wandelbar fortschreiten werde Jo tiefster Ehrfurcht ersterben wir Eurer königlichen Majestät alleruvtertbänigfte treogchor- samste Das Herrenhaus." — (N. A. Z.) Der Adreßentwurf der konser vativen Fraction des Abgeordnetenhauses lautet: „Alleibnrchlauchtigster. Großmächtigster König! Allergnädig- ster König und Herr! Mit freudigem Dank und patriotischer Erhebung haben wir Eurer königlichen Majestät Heimkehr in unsrer Mitte begrüßt; die Heimkehr des sieggckrönteu Königs von einer SiegeSlaufbabn, wie ihres Gleichen selbst die glor- reichsten Blätter preußischer Geschichte kaum darzubieten ver mögen Je tiefer wir mit Euer Majestät von der Uebcrzeu- gung durchdrungen waren, daß der siegreich geführte Krieg, ein Kampf um die Existenz, ein Kampf auf Leden »nd Tod, ein Kampf um die ge>chichiliche Stellung und die höchsten Güter unsers Vaterlandes war, um so aufrichtiger beugen wir unS vor Allem mit unserm Könige in Demuth vor Gott, dessen Gnade den Sieg an unsre Fahnen geheftet und abermals durch welthistorische Thatfachen bestätigt hat, daß die Mission Preu ßens in Deutschland keine selbsterwählte, sondern eiu geschicht licher Beruf ist. dem sich unser Volk nicht entziehen kann und darf Heute, wo wir Freund und Feind gleichmäßig von der Vortresslichkeit unsrer HeercSverfaffung überzeugt hadeu, heute preisen wir einmütbig die weift Voraussicht, mit welcher Eure Ma jestät kraft Ihres königlichen Amies Preußens streitbares Volk für eine so starke Machtenlwickelung vorbereitet haben. Eima und stark dem äußern Feinde gegenüber hat PrenßeuS Volk mit seinem Könige an der Spitze sich m Wahrheit als ein Volk in Waffen bewährt. Haben wir den Sieg nicht ohne schwere Opfer und mit viel thenerm Blute erkauft, so soll auch die blu tige Saat nicht umsonst gestreut sein. Die vorausschauende Einsicht und Energie, welche die Geschicke Preußens bisher ge lenkt, wird — so vertrauen wir fest — auch die Früchte des Friedens zu zeitigen und zu bergen wissen. Allergnädigster König und Herr! Der Siegespreis, welchen das preußische und deutsche Volk erhoffen, er soll und darf uns von Nieman dem verkümmert werden. In dem einträchtigen Zusammenwir ken von Regierung und Volksvertretung uud in der bewußten VolkSkrast Preußens und Deutschlands werden Eure Majestät die Stärke finden, welche allen innern und äußern Feinden ge- wachsen ist. Euer Majestät Eröffnungen über die Lage unsrer Finanzen haben wir mit lebhafter Genugthuung vernommen. 50 Opern und enthielt das Beste, was Deutsche, Fran zosen und Italiener damals in der Gattuug des Sing spiels geschaffen hatten. Der Umstand, daß fämmtlichc Mitglieder des Personals unvcrbeirathet waren, läßt auf ein dahin deutendes Gesetz in den Statuten de» Theater» schließen; es scheint, als fürchteten die Künst ler, ihr Streben durch die Bande und Pflichten der Familie zu beeinträchtigen. Cs war nur eine kleine, schlichte Judengesellschaft, aber in Anbetracht der Wirk samkeit dürfte manche hoch subventionirte Hofbühne vor ihr beschämt zurücktreten, denn diese Juden haben dem stolzesten Patriciat Achtung vor dem Künstlerstande ab- genöthigt, dem indiffirentcsten Kaufmannspublicum Ge schmack an den Gebilden eine- Mozart eingcflößt. E. Schelle. hafteS über die Leistungen und lud sie sogar — ein unerhörter Fall in den Annalen der Amsterdamer Eti- quette — zu dem großen Ball ein, welcher den Abend beschließen sollte. Einem jeden der jüdischen Sänger ward die Ehre zu Theil, mit der Prinzessin eine Me- nuet zu tanzen, und die Damen hatten sich nicht über die Herren Generäle zu beklagen. Nach einem auser lesenen Souper in dcr Orangerie kehrten die Künstler, überhäuft mit Ehren und Geschenken, auf demselben Schiffe nach der Stadt zurück. Mit diesem Tage war die Gesellschaft in den Zenith ihrer Laufbahn getreten; sie erweiterte da» Personal um mehrere Mitglieder, bei deren Wahl, wie früher, das confessionrlle Bekenntniß und der sittliche Charakter der Personen streng in Rücksicht genommen wurden. Ein neuer Tenor, Nathan van Kleef, that sich unter diesen in Nebenrollen durch eine schöne Stimme vor- theilhaft hervor, und eine bisher noch unbekannte So pransängerin Pipie Polack erregte für das Fach der Soubrette große Hoffnungen. Auch der Chor wurde verhältnißmäßig bedeutend verstärkt und so konnte im nächsten Winter das damals berühmte Effectstück ,,Paul und Virginie" mit der Musik von Kreutzer in glänzend ster Ausstattung erfolgreich über die Bühne gehen. Nun setzte man auch zum ersten Male den Fuß über die Grenzen de- Singspiel» und zog das rccitirend« Scham spiel in das Repertoire. Von jetzt an verlischt alle Kunde von dieser merk- würdigcn Erscheinung. Wohl mockten ihr, wie manchem Kunstuntrrnrhmcn, die hereinbrrchenden stürmischen Zei ten den Untergang gebracht haben. Ohne das Geräusch der Rrclamc war die Gesellschaft in- Lcben getreten, still und mit anspruchsloser Bescheidenheit hatte sie sich ausgebildet, ebenso still ist sie abgetreten und verschollen. In den letzten Jahren umfaßte ihr Repertoire nahe an * In Berlin ist am 9. August, wie das „Fremden- blatt" mittheilt, der bekannte ehemalige Opernsänger und Musiklehrer Mantius verstorben. * An der Via-Portuenst», 5 Miglien von Rom, schreibt man der „Allg. Ztg.", wurde eine merkwürdige epigraphische Entdeckung gemacht. Signor Cec carelli fand in seiner Vigna eine 1,7w Metres hohe und 0,»«> Metres breite Marmortafel, an der Stelle, wo die Fratres Arvales den Kultus der Dea-Dia besorg ten. Die Inschrift besteht aus 72 Zeilen, die, abge sehen von dem sprachlichen Interesse, alle Aufmerksam keit für die darin gemeldeten, auf Nero und seine Fa milie bezüglichen gottesdienstlichen Funclionen während der letzten Monate deS Jahre» 58 und der ersten drei Monate de» .Jahre» 59 verdienen. Die Tafel wäre vor der XV. der bekannten Marini'schen Sammlung (6. Niriai, »egli MU o manumenti cke' b'cMolli Xrvoti »oolpiti gis in wvolo <ft mormo, «ä or» rmwolli, ckocike-oti « comoo- t»ti, Komi (1795) rinzureihen. auf daS Zweckmäßigste für eine Vorstellung eingerichtet, reichlichen, mit gehörigem Comfort ausgestatteten Ge laß für ihre Personen, auck- waren Maßregeln getroffen, daß sie eine flüchtige Vorprobe ohne Störung und un bemerkt abbatten konnten. Viele Herren vom Hofe, . dir ganze Generalität, die vornehmsten Patricier hatten sich mit ihren Familien eingestellt. Nack dem Diner bat der Hausherr die Prinzessin, seine Orangerie in Augenschein nehmen zu wollen, er habe kürzlick gar schöne und völlig unbekannte Gewächse erhalten. Die Fürstin bot ihm den Arm; der Rath führte seine Gäste durch mehrere, reich im holländischen Geschmack decorirte Zimmer, als plötzlich ein feenhafter Anblick sie zu einem unwillkürlichen Ausruf des Er staunen» veranlaßte. An die geöffneten Flügelthüren des letzten Salon» schloß sich eine Allee von blühenden, mit goldenen Früchten beladenen Orangenbäumen, deren Behälter durch einen Besatz der herrlicksten Blumen kunstreich verdeckt waren. Sie führte auf einen freien Raum, wo Sessel reihenweise aufgestellt waren. Im Hintergründe trat aus Blüthen und Grün erotischer Bäume anmuthig eine zwar kleine, aber sehr geschmack volle Bühne hervor. Farbige Lampen glühten unter Zweigen und Blättern und verbreiteten ein magische» Licht. Als die Prinzessin in die Allee trat, wurde sie durch einen Tusch von Trompeten und Pauken begrüßt; das unsicktbare Orchester stimmte darauf da» Priuzen- lied „Wilhelm von Nassau" an und fiel, sobald die Versammlung Platz genommen, in die Ouvertüre der „schönen Müllerin" eiu; der Vorhang rollte auf, und die Vorstellung führte in diesem Werke der entzückten Fürstin ihre LieblingSoper vor. Die hohe Frau konnte ihrem Gastgeber für diesen unerwarteten Genuß nicht genug danken; sie ließ sich am Schluß der Aufführung die Künstler verstellen, sagte Allen etwa» Schmeichel« FeuiUeton. Eine Judenoper in Amsterdam. (Aus dcr Wiener „Presse".) (Schluß auS Nr. 184.) Die höchste Stufe der Ehre sollte aber im nächsten Jahre erstiegen werden. Der Rath und Schöppe von Amsterdam, Mynheer Harzcele, einer der reichsten Pa tricier, besaß 8 Stunden von der Stadt im Dorsc Al fen am Rhein einen prächtigen, reizend gelegenen Landsitz. Dort pflegte die Prinzessin von Oranien, eine Freun din der Natur, zur Sommer-zeit gern mit ihrem Be suche einzusprechen. Es saß sich da so schön in der dusligen Rosenlaube vor dem Gartensaale, von wo der Blick ungehemmt über den Rhein in die endlose grüne Fläche voller Windmühlen und Dörfer schweifen konnte; c» wandelte sich so anmuthig auf dem weißglänzenden KicS der Gänge zwischen den achteckigen, zierlich mit Buchsbaum eingefaßten Beeten, auf denen bunte Steine, schön bemalte Porzellanscherben lustig in der Sonne glitzerten, niedrige Baumgruppcn, bald zu Schiffen, Tonnen oder phantastischen Gestalten seltsam verschnit ten, den Blick fesselten. In dem Mai dieses Jahre» hatte die Prinzessin gegen den RathSherrn den Wunsch ausgesprochen, ihren Geburtstag in seiner lieblichen Dilla feiern zu mögen. Der stolze Patricirr fühlte sich dadurch nicht wenig geschmeichelt und traf die groß artigsten Anstalten; er wollte dem Hofe zeigen, wa» ein Amsterdamer Schöppe vermöge. Um den hohen Gast durch eine ganz außerordentliche Ueberraschung zu erfreuen, hatte er auch die jüdische Oper eingeladen. Am Morgen des festlichen Tage» erschien da» schöne, mit Gold und Malerei reick verzierte Jagdschiff de» Senator» und führte die Sänger und da» Orchester an de» Ort ihrer Bestimmung. Dort fanden sie Alle«
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