Delete Search...
Dresdner Journal : 04.09.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186609040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-09
- Tag1866-09-04
- Monat1866-09
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^204. 1866 DienStaq, den 4. September Dres-nerIournal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann d. i. »Itre e le tritt?o«t ». 8r»mp»I- »u»ebl»g duna. Mefferschmied, welcher ix der Mitte des vorigen Jahr hundert» lebte, war zugleich ein geschickter Kalligraph. Er schrieb die Makamen de- Hariri und andere Bücher ab und verzierte seine Etahlarbriten mit goldenen und silbernen Inschriften. Beginnen wir die Erklärung der Inschrift mit den Worten, welche da- eine Medaillon bilden und mit der Devise de- Besitzer- auch seinen Namen enthalten: „Wahrhaftig er kommt von Solriman (d. i. Salomo) im Namen Gotte- de- Gnädigen, dr» Barmherzigen, und Muhammed ist sein Be- äi »egevto SON bsltut« »ui vvoti »p»e»i äi puntj, in i proaiom mewM liquesalli » moäo <ti tiat« I« eis« impuxnature 6«>I» »rmi »bkellisooao."*) Ein Schwertfeger, namens Ibrahim Elsekakini " ' »nseratrnpretse: kür 6«a K»nm «ioer E«»p»It«v«u 2«U«: 1 Kgr. vn»«r äl« L«U«: S Kgr. Lrschrt«»: lAxlieb, mit Xv»o»t>m» ä«e 8onn- unä K«l»et»L», Xbsvä» Nie ä«a kolxeoäeu ^»8. Amtlicher Theil. VekanntNachuust. Während der Dauer de- Kriegszustände- »erbiete ch hiermit die Abhaltung aller öffentlichen Ver- ammlungen, welche die Besprechung politischer Ge- rnstände beabsichtigen, für da- gesammte Königraich achsen. Dre-den, den 2. September 1866. er Königlich Preußische General-Gouverneur für die Sächsischen Lande. von Schack. Vorstehende Bekanntmachung ist in allen in §. 21 des reßgesetzes vom 14. März I8ül gedachten Lokalblättern nverzüglich zum Abdruck zu bringen. *) dtonamsvti Xrxdioi illo»tr»t> ä» bl»vei»>o Vvttisei. K»poli 1840. »astralraauilahmr «»»Sri»: k"» 8»^»i>»r»r-i»», t'ommIiiionLe Oe«,6u«e ^oueo»I», «d»vä»».: N Loos» k'u»»; Luobae« N«rU»- Vt«o-!kr>mteurt ». U.: ftn»»»»r»i» L Voar.»»i L»rll»> O»c>eiv»'»«:b« K««kb., Kar»»»»»»'» Nur«»»; >r»m»»r L. 8o»i.orr»; Nr»,I»a: L,.8r»i«o»«'»Xli»oll<!«llbur<-»a, 3«»»» t 8L»»l»«Lv»»« i knuldrurt ». N.: Luokb.; Lölo: Xv. LLv»»»»; k»r1»: D»eeir», Lvl.i.1»» L Oo., (8, Dl»o« 6« I» Lone»«); Ln»i.ivn', Suvkb.; Vi«»: ^ti. Orear-r«. cheranagrder: irövtgl. k!ep»äiti»il äe» Dr«»äo«e ckonrrmla, vr«»ä«o, ö1»ri«Q»rr»»»« Ho. 7. «a.-Sept. t.ctober tböl loc» , Octbr - Bewölkt. Telegraphische Nachrichten- Pari-, Sonntag, 2. September, Morgen». Der heutige „Moniteur" veröffentlicht kaiserliche Deerete vom 1. d., wodurch Marquis de Moustier i« Ersetzung Drouyn de Lhuys', dessen Entlassungsgrsuch angenom men worden, zum Minister der auswärtigen Angele genheiten ernannt wird. Drouyn de Lhuys ist zum Mitglied des geheimen Nathes ernannt. Der Mar quis v. Lavalette ist bis zum Eintreffen des Marquis de Moustier in Pari» mit der interimistischen Leitung des auswärtigen Amtes betraut. Der französische Botschaster am preußischen Hofe, Benedetti, ist zum Großkreuz, Varon Saillard zum Offizier der Ehrenlegion ernannt worden. Feuilleton. Die arabischen Inschriften in der döatgl. «emäldegalerir und dem Sritnen «ewälde, ein Beitrag zu den Katalogen beider Kunstsammlungen von Sarl q. Schier. Die hiesige königl. Gemäldegalerie und da- Grüne Gewölbe enthalten auch einige Kunstwerke mit arabischen Inschriften, welche bis jetzt noch nicht erklärt worden , sind. Dergleichen Inschriften können wohl unbeschadet ff der Schönheiten des Kunstwerks selbst übergangen wer- den, sind aber immer für die gehörige Würdigung des selben von hoher Wichtigkeit. Das Christusbild von dem venetiamschen Maler Giovanni Battista da Cone- gliano ist lange für rin Meisterwerk de- Bellini gehal ten worden, weil man unbegreifiicherweise dessen Namen in der arabischen Inschrift lesen wollte, welche den un tern Saum de- GewandeS bildet und am Aermel flüch tig wiederholt ist. ES kommt hier allerdings zu der Schwierigkeit der Entzifferung der Inschrift noch eine andere hinzu, welche bei den andern Inschriften weg- fällt, nämlich die Lösung der Frage, warum der Künst ler bei einem so christlichen Gegenstände die Sprache deS Koran gewählt hat, obwohl dieses gerade die Sprache ist, deren sich der Künstler für seinen Zweck bedienen mußte. Der Verfasser obiger Schrift macht hier im Voraus aus die Erklärungen aufmerksam, die er darin sowohl von dieser al- auch den im Grünen Ge wölbe befindlichen arabischen Inschriften gegedeu hat. Diese Arbeit folgt seiner Beschreibung de» arabischen Himmrl-globu» und der Erklärung der räthselhaften Stellen in Dante» „Divio, eommoäm" so schnell nach, daß man geneigt sein könnte, fie für ein opuseolu» »v »ultoanu» zu hatten; fie ist aber da» Ergebniß schon voll eingelegt sind, wie sie der beste Kalligraph nicht schöner mit der Rohrfeder schreiben kann. Herr Mau rizio Lettieri macht zur Erklärung einer arabischen Niello arbeit folgende Bemerkung, die ich nicht umhin kann anzuführen, weil sie ebenfalls hier ihre Anwendung findet. „Lonsiäerinäo questo I»voro, sagt er, ä»I I»tv äell» ioeision«, ricoeäwmo, ob« »xli ^e»bi I'»rte clel niello non tu ignol». Onesl» «rle wies», 6»II« icke« eleg»nrs, kollorr», eä orn»mvnlo naminst» 7»»»i», tu poi »neke «leit« D»m»»cbin»; ekt ä» D»m»sco e»pil»Ie <ti 8iem e ä»IIo ckiponckenti eitt» piu ob« äs »Ur» p»rte torse n«I msäio evo p«rveniv»no »II» kurop» i I»vori cki mello, nei qu»!i > met»»i äi v»rio eolore ersno commessi iaiieme; v üao »i äi pr«»enli duone olliejue It »oav, ov« per I» impuxn»Iur» ,p«ei»Imsnte ctei c»ngi»ri, o »ul!» «I»» «teile »p«6e, l'oro, I'ergvuto, e le xemme elegsnlemenle e«i in «tivvrsi moäi eommeltonsi. In »lcuni I« toglie <li oro, o ftüher gemachter Forschungen. Wir geben hier als Bei spiel die Inschrift eines türkischen Säbels im Grünen Gewölbe. Als un Jahre 1683 die Kaiserstadt Wien von den Türken belagert und durch die am 2. September des selben Jahres gelieferte Schlacht entsetzt worden war, erhielt der damalige Kursürst von Sachsen, Johann Georg Ul., welcher dem Könige Johann Sobieski von Polen mit zwölftausend Mann zu Hilfe gekommen war und an der Spitze der Seinigen den ersten Angriff auf das feindliche Herr gemacht hatte, auch einen Antheil an der türkischen Beute. Der römische Redner Antonio Malagonrlli rühmt in seiner Lobrede auf den König von Polen dir Tapferkeit der Sachsen mit folgenden Worten: „kirbocveum »rckorom et primnm belli impetum korti»»imi 8»xone» «xoepere, qui — prim» in »ei« eonsti- tuli >U»Ii» uUro »eeeptisque vulnvribu» in veetigio quiique »iio — eeciäeeo, l>»uä inäixni illiu» impeeio ksiaoipi», » quo glorioiirmm« äneebonlue." AuS jener dem Kurfürsten von Sachsen zugefallenen Beute rühren größtentheilS die Trophäen her, welche in den königl. Sammlungen in Dresden aufbewahrt werden. Auch in dem sogenann ten Grünen Gewölbe, welches so reich an Kostbarkeiten ist, befinden sich einige dergleichen Gegenstände, und da sie noch nicht beschrieben worden und doch zu merkwür dig find, um nicht die Aufmerksamkeit manche» Besu chenden auf sich zu ziehen und seine Wißbegirrde rege zu machen, dürste es der Mühe werth sein, hier etwa» weitläufiger davon zu sprechen, al» e» in einem ge wöhnlichen Kataloge geschehen kann. Unter andern reich mit Edelsteinen verzierten Waffen bemerkt man einen türkischen Säbel, weniger kostbar wegen der großen herrlichen Smaragde an dem Gefäß, al» wegen der arabischen Inschriften bewundrrn»wrrth, welche mit Gald auf beiden Seiten der Klinge so kunst Der „Moniteur" veröffentlicht ferner da» folgende Schreiben tze» Kaiser» Napoleon an Drouyn ve Lhntz«, v>« 1. September: „Lieder Herr Drouyn de Lhuys! Ich bedauere e» lebhaft, daß die Umstände Mich nöthigen, Ihr Entlassungsgesuch anzunedmrn, aber in dem Ich aus Ihre Mitwirkung verzichte, will Ich Ihnen einen Beweis Meiner Achtung geben, indem Ich Sie zum Mitglied Meine» geheimen RatheS ernenne. Diese neue Stellung wird den Vortheil gewähren, daß die Beziehungen nicht unterbrochen werden, welche Ihre Einsicht wie Ihre Ergebenheit für Meine Person und Meine Dynastie mir so werth gemacht haben." Tagesgeschichte. Dresden, 3. September. Durch eine heute erschie nene (im amtlichen Theile unsers Blattes enthaltene) Bekanntmachung des k. preußischen Herrn Generalgou- verneurS ist für die Dauer des Kriegszustandes die Ab haltung von öffentlichen Versammlungen zu Be sprechung politischer Gegenstände in ganz Sachsen verboten worden. — Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen hat heute einen AuSflug nach dem königl. Jagdschlösse Moritzburg gemacht. Dresden, 3. September. Sicherm Vernehmen nach werden bis aus Weiteres in folgenden sächsischen Städten preußische Garnisonen stehen: in Dresden: der Stab der 5. Division, der 9. Jnfanteriebrigade, der 5. Cavaleriebrigade und des bran- denburgschen Feldartillerieregiments Nr. 3; ferner der Stab und 4 Bataillone des Gardtgrenadierregiments Königin Elisabeth, der Stab und 3 Bataillone des Leib grenadierregiments (1. brandenburgsche») Nr. 8 und die 3. Fußabtheilung des brandenburgschen Feldartillerie- regimcnt- Nr. 3; in Leipzig: der Stab und 3 Bataillone des 7. bran- drnburgschen Infanterieregiments Nr. 6V; in Chemnitz: der Stab und das I. und 2. Ba taillon des 2. brandenburgschen Infanterieregiments (Prinz Karl von Preußen) Nr. 12; in Glauchau: das Füsilierbataillon desselben Re giments; in Freiberg: der Stab und daS 1. Bataillon deS 6. brandenburgschen Infanterieregiments Nr. 48; in Annaberg: das 2. Bataillon vorstehenden Re giment»; usin Meißen: da» Küfilirrbataillon desselben Re giment»; in Zwickau: der Stab und das 1. und 2 Bataillon deS 6. brandenburgschen Infanterieregiments Nr. 52; in Plauen: das Füsilierbataillon desselben Regi ments; in Marienberg: das brandenburgsche Jägerba taillon Nr. 3. Für die noch zu erwartenden Cavalerieregimenter der 5. Cavaleriebrigade sind die Garnisonen noch nicht bestimmt. Die Verpflegung der Truppen bleibt bis zum definitiven Fricdensschluß in derselben Weise forlbe- stehen, wie jetzt stattfindet. Berlin, 1. September. (B. Bl.) In der heutigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten überreichte der Kriegsminister v. Roon einen Gesetzentwurf, betref fend die Penstonserhöhung für die im Kriege invalid gewordenen, sowie für dir überhaupt durch den activen Militärdienst verwundeten oder erblindeten Offiziere der Linie und Landwehr und die obern Militärbeamten, ferner betreffend die Unterstützung der Witwen und Kinder der im Kriege gebliebenen Militärpersonen des selben Ranges. Durch das Gesetz, so fährt der KricgS- minister fort, wird jedenfalls eine Lücke ausgefüllt, die noch übrig geblieben ist, nachdem die Landesvertretung im vorigen Jahre für die Mannschaften, vom Feldwebel abwärts, gesorgt hat. Es drängt mich, den Gesetzent wurf mit besonders warmen Worten zu empfehlen. In Erwägung aber, daß das Bedürsniß nuines Herzens den lebhaftesten Wiederhall im Lande und in seiner Ver tretung finden wird (Bravo!), kann ich mich davon ent- xport ver- Lon allen. >». Wech- Igio »7H; ducten» Thlr. G. . G., pr. Thlr. B. . Septbr. lhlr. B-, SXTblr. inbvrse. Roggen ., Eepi - «bt> gek. chüsche Hu chs. Ehamp.- I. Allister- k 8. 1I0U h G.; Ham- Ml. ».22H a b. 8. 77 terr. Bank- ,'p b». st. ConsolS wi Italien. A; Mexic. Küssen 89: 8«ü 882 73)tz. Sch.; Wien lter. nit 40,000 > der Dam- laneiro in ignst. Ivi» Middl. leans 14, fair Dhol- New Ben- sitz er."*) Diese Worte sind zum Theil aus dem 27. Ca- pitel des Koran entlehnt, wo fie der Königin von Saba, Balkis, in den Mund gelegt werden, indem sie von Salomo einen Brief mit der Aufforderung zum Glau ben an Gott erhält und ihre Hofleute befragt, wa» sie darauf antworten solle. Nun aber ist Salomo nach dem Koran nicht allein der weiseste König, sondern auch der mächtigste, welcher sich die ganze Erde unterworfen hatte und dem selbst die Dämonen und Elemente ge horchten. Siegreich und von derselben Zauberkraft wie die Waffen Salomo's soll auch dieser Säbel sein, und zwar im Namen Gottes deS Gnädigen, de» Barmherzi gen. Was auch der Muhammedaner anfängt, selbst die gewöhnlichen Handlungen deS alltäglichen Leben», er fängt e» „im Namen Gotte»" an; denn diese For mel oft wiederholt ist ja allein für sein Heil hinreichend, und die neunzehn Buchstaben, aus denen fie besteht, dienen ihm nach der Tradition al» ebenso viele Rüstun gen gegen die Dämonen der Hölle. Die letzten Worte der Devise nennen den Besitzer de- Säbel» Muhammed. Der hohe Werth der Waffe läßt auf den hohen Rang Dessen schließen, dem er ge hörte, und dieser war wohl kein geringerer al» der Sul tan selbst. — Die Belagerung Wiens fällt, wie oben gesagt worden ist, in da- Jahr 1683. Damal- regierte zu Konstantinopel Muhammed, der Vierte diese- Namen», welcher seinem Vater 1648 gefolgt war und später Wien belagern ließ, aber die Belagerung schon zwei Monate nachher wieder aufheben mußte. Wenn nun auch der I, der Abhandlung selbst find die darin angeführte» n Koranstellen alle nach einer sehr prachtvollen Hand schrift der hiesigen kSnigl. Bibliothek interpungirt, welche de» SuUan Vajazid gehört hat und aus welcher zugleich ei« »er fisch geschriebenes Lapitel zur Kenntuch der von der unsrige« sehr abweichenden arabischen Jnterpunrtiou entlehnt und «ft dentscher Uedersetzung beigeiugi worden ist. binden. — Die Vorlage wird einer Commission von 14 Mitgliedern zugewiesen, welche am Montag gewählt werden soll. — Präsident v. Forckenbeck thrilte mit, daß auS 3V Ortschaften in Schleswig Petitionen gegen die Einverleibung in Preußen eingegangcn seien. — Hier auf wurde in die Tagesordnung, Berathung der Jn- demnitätsvorlage eingetreten. Gegen den Antrag der Commission (vgl. Nr. 201) haben sich einschreiben lassen: Or. Waldeck, Dr. Gneist, Dr. Micheli- (Allenstein) Harkort, Frhr. v. Hoverbeck und Schulze (Berlin); für denselben Frhr. v. Vincke (Olbendorf), Michaeli» (Stet tin), Wagener (Neustettin), Dr. Löwe (Bochum), Dr. Achenbach, LaSker, Graf Bethusy-Huc, Dr. John (La- biau), Lent und v. KirLmann. Vor Eintritt in die Discussion bittet ums Wort der Fi- nan,Minister Frhr. v. d. Heydt: Derselbe sprich« seine Freude aus, daß die Budgetcommission in demselben Geiste sich der Sache angenommen, in welchem vom Throne aus dem Volke entgegen gekommen sei. Die Verhandlungen in der Lommis sion hätten den Stempel der Versöhnung getragen, und er spreche die Hoffnung au-, daß auch das Plenum, von gleichem Wunsche beseelt, den großen Ereigniffeu, welche unserm Vater- lande eine neue Zukunft eröffnen, Rechnung tragen und dem unerquicklichen theoretischen Louflict der Vergangenheit einen glücklichen Abschluß gebeu werde. Er hoffe, daß jeder Factor der Gesetzgebung auS der Vergangenheit den festen Entschluß mit herübernehmen werde, allen derartigen Verwickelungen »n Zukunft vorzubeugen. Die Staatsregieruug erkläre sich für die Commissionsanträge und bitte, dieselben anzonehmen. Abg. Or. Waldeck gegen die Commisstonsaoträge. Man spreche immer von dem Entgegenkommen und der Versöhnlich keit der Regierung, er könne davon nichts wahrnehmen. Da» Berlangen nach Indemnität sei, so lange jede Garantie sedle, daß solche Zustände nicht wieder eintreteo, werthlos Die Re gierung bade nicht >m Geringsten das Budgetrecht deS Hauses anerkannt, und ohne diese Anerkennung könne das Haus seine gesevestreoe Stellung, die es Jahre lang mit Geduld und Lang- muth festgehalten, nicht aufgeben. Der Finauzministrr habe von einem theoretischen Streit gesprochen; man möge die For derung des Hauses immerhin eine Theorie nennen; es sei eben die Theorie des Rechts. Redner läßt sich ausführlich über den Begriff des Wortes »Indemnität" ans, geht sodann zu den kriegerischen Ereignissen der letzten Zeit über, deren Erfolge er vollkommen würdigen wolle; ein wohlthäftges Gewitter habe eioige Throne weagesegt, einer eftprießlichen Entwickelung Deutschlands Vorschub geleistet; allein er wolle trotz aller die ser Erfolge den Degen und das Zündnadelgewehr nicht in Permanenz erklären, als die dauernd berufenen Factoren sür die deutsche Einheit- (Bravo links) Durch diese günstigen Erfolge der äußern Politik deS Ministeriums dürfe man sich Nicht verleiten lassen, aus das deilige Recht der Volksvertretung und des Volkes Verzicht zu leisten, denn ein solcher Verzicht könnte für spätere Fälle zu dem größten Unheil führen Er beantrage deshalb, die Anträge der Commission abzulehnen und die Indemnität nicht zu ertherlen Aba Frhr. v. Vincke (Oldendorf) wendet sich zuerst gegen die Ausführung Waldeck's nud gegen dessen Verlangen, kerne Indemnität zu gewähren. Er habe stets anerkannt, daß da» verfassungsmäßige Recht des Landes in dem Budgetstreil ver letzt sei, allein die großen Erfolge, welche die StaatSregierung durch ihre Politik erreicht, seien für ihn Veranlassung, den langen Streit zu vergessen Die Herren auf der Linken hätten immer noch Lust, die Regierung zu stürzen, aber zum Glück für das Vaterland sei ihnen das bisher nicht gcluvaen Eine Bürgschaft für eiue Wiederholung dieser Zustände könne nicht gegeben werden, sie könnten immer wieder vorkommen Man möge doch nicht vergessen, daß der König eben so gut die Ver fassung suspendiren könne (Obol links), und dennoch Hobe er es nicht gethan habe vielmehr in der Thronrede selbst daS Verlangen nach Indemnität ausgesprochen. DaS sei denn doch gewiß die höchste Bürgschaft, welche geboten werden könne (Bravo! rechts). DaS Haus möge deshalb in richtiger Erwägung der Verhältnisse die daraebotcne Hand zur Versöhnung nicht zurück weisen und endlich suchen, wieder gesetzliche Zustände im In nern herzustellen, daß Preußen, wie es nach außen, so auch im Innern groß dastehe. Abg. vr. Gneist. Ich habe noch nie ein Gesetz gesunden, in dem so viel enthalten aewesen wäre, wie in dem von der Regierung voraelegteo Gesetzentwurse, bestellend aus 7 Zeilen, betreffend die Indemnität und die Creditforderung. Der Krieg ist ehrenvoll und erfolgreich geführt. Die Erhaltung des StaateS uud die Constituirung des deutschen Bundesstaates erfordert großen Kraftaufwand. Nach meiner Ueberzeugung muß daher die Creditforderung von l»4 Millionen gebilligt werden, ob wohl damit ein Präcedenz geschaffen werven kann. Ganz an ders liegt die JndemnitälSfrage, welche sür die seit 1802 ohne Staatshaushaltetat gemachten Ausgaben Indemnität bean sprucht. Die Vorlage wäre »uläss-g uud annehmbar in Beglei tung eines Ministerverantwortlichkeitgesetzes, ohne ein solches ist sie inhaltlos, die Ideen verwirrend und die Kräfte des Landes sür die nächste Zukunft niederdrückend. (Hört! Hört! links.) Die Budgetcommission hat die Verfaffungssrage bei Seite geschoben. Es handelt sich nicht um den Streit über die Nothwendigkeit des Budgetgesetzes, sondern um ein durchgrei- sendrs System einer Minifterreaierung mit Selbstmterpretatio» von Versassung und Gesetzen. Dieser Krankheitszustand ist eS, der zu heilen ist. Die Gesetzesvorlage ist nicht gegen deu Art W der Verfassung, sondern gegen die Art. 1 bis 10 st- richtet. Durch die Annahme der Indemnität wird da- Inter- pretationSrecht aus die sämmtlichen Artikel ausgedehnt, uud der Zustand nicht beendet, soudera verewigt. (Rus links: sehr richtig.) Die Regierung hat gewirthschastet, al- wenn die beide» Häuser des Landtages nicht du wären, Absolutismus war Ver- waltungspraxi- (Reduer ergeht sich io eiuer Kritik der preu ßischen Verwaltuagsgrundsätze und wird hierbei oft durch deu Rus. zur Sache! unterbrocheu.) Auf der einen Seite Verwei gerung von Geldern, auf der andern Seite Interpretationen, durch welche die Staatsverwaltung ihre Zwecke verfolgt, da- gegen Helsen keine guten Vorsätze, sondern nur Thatsacheu! Zu diesen gehört meine» Erachtens ein Verantwortlichkeit-aesctz. (Der Herr Ministerpräsident Gras Bismarck tritt in den Saal.) Ohne strenge Gesetzlichkeit ist es unter deu verwickelten Rechts- verbältnisscu der Neuzeit eine Unmöglichkeit, Länder aus die Dauer zu annectiren. Glauben Sie mir, die Idee eiuer pa triarchalischen Landesverwaltung muß aus dem Programme schwinden. Wir wollen den Streit nicht fortsetzen, wir wollen nicht mit Personen streiten, aber al- Volksvertreter müssen wir eine reale Garantie haben. Es ist dieser Weg zwar kein kurzer, aber cs ist der einzig mögliche, der unsre Verfassung zur Wahr heit machen wird. Der Art. 01 der Verfassung, der nun ein halbes Menschenalter besteht, ist in diesem Hause ost erörtert worden, aber bisher unausgeführt geblieben, obwohl man ihn auszusührcn bestrebt war. Wenn jetzt der Wunsch nach In demnität lebhaft ausgesprochen wird und nicht bei dieser Ge legenheit der Art. 01 der Verfassung ausgesührt wird, so ist nicht abzoseheu, daß dessen Ausführung jemals geschehen wird. Wir Haven uicht eigne Rechte zu vertreten, sondern anvertraute Rechte. Nach meiner Ueberzeogung sind daher die Artikel 1 und 2 des von der Commission vorg-legten GeseZeutwurfe» nicht annehmbar, weil die Judemnitätsbill den Streit ver ewigen würde. Sie würden aber annehmbar sein nach zu Stande gekommenem neuen Ministerverantwortlichkeisgesetz«. In bin jeden Augenblick bereit, ein solches einzubringen. Die Lreditforderung aber ist annehmbar. Dies ist der Standpunkt, von dem aus ich gegen deu Art. t und 2, aber für deu Art. 3 und 4 der Vorlage stimmen werde (Bravo uud zugleich Zischen von verschiedenen Seiten.) Abg. MichaeliS (Stettin) stimmt sür den Commissions antrag aus Zweckmäßigkeitsgründen. Er und sein Freund woll ten ebeufalls die Bolksrechte nicht aufgeben, aber sie hätten sich entschlossen, den gegenwärtigen Confuct abzuschließen durch Genehmigung des vorliegenden Gesctzeutwurfs. „Wir sind der Meinung, daß es nicht paffend sei, rein aus der Negative za verharren, sondern daß wir von unserm Rechte Gebrauch ma chen müssen, wir müssen selbst die Hand ans Ruder legen! Lassen wir die Staatsregicruna allein bandeln, so können zwei Fälle eintreten. Entweder gelingt derselben ihre Ausgabe ohne uns: dann, meine Herren, trägt sie allein die Siege des Er folgs — oder sie gelingt ihr nicht, dann fällt aus uuftr Schwei gen die ganze Schwere deS Mißerfolges Ich gehöre nicht zu den Vertrauensseligen, die diesem Ministerium blindlings fol gen ; das Vertrauen, welch-- mir meinen Entschloß dictirt hat, ist nicht das ans das Ministerium, sondern das auf dieses Haus, welches stets für das Rechte die Majorität haben wird." — Wenn der Abg. Gneist sage, durch die Annahme deS Ent wurfs werde der verfassung-lose Zustand verewigt mit unsrer Zustimmung, so sei zu erinnern, daß, wenn wir in dieser für unsern Staat so schwierigen und großen Zeit den Conflict nicht schließen, dann zu fürchten steht, es könute der Verfassung»- lose Zustand verewigt werden durch unsre Schuld! (Lebhafter Beifall.) Abg. vr. Michelis spricht vom theologischen, philoso phischen und weltgeschichtlichen Standpunkte aus unter großer Heiterkeit und Unruhe des Hauses gegen deu Commissiousan- irag. Die Ertheilung der Indemnität eischeinc ihm wie eine Art Ablaß für zukünftige Sünden, wie chn zur Reformatlons- zert die Ablaßkrämer verkauft hätten, und deshalb könne er nicht für die Indemnität stimmen. Als der R dner daran g hen will, die athenicnsische und römische Verfassung »u cha- raklerisiren, wird die Unruhe iu der Kammer so lebhaft, daß er sich zu der Couccssiou veranlaßt sieht, in seinen weltgeschicht lichen Ausführungen „eine Reihe von Jahrhunderten zu über springen". Als auch dadurch die Ruhe nicht wieder herMellt wird, läßt sich der Reduer zu dem Ausrufe Hinreißen: „Meine Herren, ich finde, daß das durchaus keine parlamentarische Art und Weise ist", worans der Präsident ihm jedoch bemerklich macht, daß der Redner nicht dos Recht habe zu befinden, was in der Debatte parlamentarisch sei oder nicht. Hierauf ersucht der Abgeordnete das Haus, die preußische Verfassung zu schü tzen und nicht die einzige Waffe, die das Haus dazu habe, mit der Jndemnitätserklärung aus der Hand zu geben. Abg. Wagener (Neustettiu) spricht für den Commissions antrag. Er sei durchaus nicht gegen ein Mmlsterverantwort- lichkeitsgesetz; aber gegenwärtig handle es sich um die Frage, ob in diesem Momente der Lonstict zwischen Regierung uud Kammer zum Abschluß gebracht werden solle oder nicht. Mit der Verweigerung der Indemnität werde aber in einem viel schärfern, schlimmern Conflict eingetreten, bei dem gar nicht abzusehen sei, wo da eine Ausgleichung gefunden werden könnte. Habe die Kammer aber heute das JadcmmtätSgesctz angenom men, so werde man sich zweifelsohne bei der Berathung über ^»brll-t>! arblr—Axr. zbdrltob: 1 „ 1b „ ptoi>»tlivt>: — „ lö „ Lilllila« Kümmern: 1 „ Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Leltgraphischt Nachrichten. Tagttgeschichle. Dresden: Politische Versammlungen verboten. Prinz Friedrich Karl. Preußische Gar nisonen. — Berlin: Kammerverhandlungen. Der Friedensvertrag mit Oesterreich. — Wien: Die Frie- densverhandlungen mit Italien. Hohe Ordensver leihungen. Ersparniß im Hofhaltr. Graf Mensdorff I tritt nicht zurück. Die Verhandlungen zwischen Preu ßen und Sachsen. Die orientalische Verwickelung — Brünn: Militärische». Zuschrift des preußischen Ge- neralgouverneurS. — Te plitz: General v. Falcken- stein. — Bodenbach: StationSchef Reichel -f. — Kaaden: Abmarsch der preußischen Truppen. Ta bakmangel. — Reichenberg: Dankvota der Ge meindevertretung. — Olmütz: EntwässerungSarbei- ten. — München: Der Frieden-Vertrag ratificirt. Herr v. Beust. Verhandlungen der Reich-räthe. — Hannover: Versammlungen in der AnnerionSfrage. MilitärbeklcidungSgrgenstände. Einschüchterungen. Resultate der Berliner Deputation. — Vom Main: Verhandlungen bezüglich Luremburg». — Frank furt: Anlehen. Preßangelegenheiten. — Brüssel: Zur Anwesenheit der Majestäten. Denkmal für Kö nig Leopold. Prinz Jturdide. — Madrid: Stand der schwebenden Schuld. — St. Petersburg: Zur Mission des Generals«. Manteuffel. Russisch-ameri- U tanisches Kabel. Nachrichten au» dem Kaukasus —- ff Bombay: Aus der neuesten Post. — Abyssinien: Eine Schlacht. — Rio-de-Janeiro: Vermischtes. Schleswig-Halstet« (Tagesbericht) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Löbau. Ehrenfrieders dorf.) Vermischte». .Statistik und Bottswirthschaft. »tzenilleton. Inserate. Tageskalendrr. Börsennach- E richte». teu die gau, er- »t ausälle» gcftcr« I. itten tttrblirtztntn. ft 1800. t.:l'2l" unterO I Sept. IS kachrichten. 1. «eptdr. «al. Sb »H - G; »3 k G.; do. v. S.; do. v. l«r »rm. sächs. schles. Oü G-; La»d. B Ltsriltuch» j, G.; Leipzig- jMa« Sdft G.; 8.; tbüriumschc »tt-ette»: Allg. G.; Leipziger G.; Wei- «a»kn. 78 G. "»NS-; AugS- VH G.; Sra-k- «bürg >b2z», G.; Pari» G.; .70HG.; LouiS seud. »0-4 G. Lugast. Lisen fische 1S2K G-; rlio-Potsdamer r7U G.i VreS- iso G.; Kölo- rb.S0AG.;gal. ainz-Lodwigsh. G.; Nordbahu dlcsische Vlt. UOH G.; rhez- hebaho 2S G-! :>nger 18) G.; Staatspapirrr: <u G.; Staatsfchuld- ul. 12»^ G.j ; do. National G.; do. 1800er lasse SOH G.; . Bavku. 774j G: ruff.-poln. aukn. 74Ztz G.; 1882 70-a L>. aunschw. Baut bank 82tz G.; Lisconto Lom- ediib. 3ozh G.; sthaer Bank »8 G.; Meininger che 110^ G.l österr. Credit- 0"^» G.; wei- 2 M. 77 G.; Septbr. Noch ist. Nat. Anl. Staatsanlehen Act. d. Lredtlb. mdou 128.50, »Agio I20.S0; 2 Waare. . Llaa-apap. e SH 80 B.; x- Ltzir S-k, r. 4-k U3 2N 03 dz.; dql. ,. jächs.-fchles. k. sächs. Land kl. 88k G.; , gr. G.; mtsanteihe v. do. v 1850 Nat.-Anl. v. . Loose v. 1800 «zig-Dresdner neue 103k ä. 30 B.; ziger Credit- nkactien 143 G-; wei- ; Societäts seukeller do- 4 G.; Me- Dampsschiff- Champagn.- Dresdner lhlr. »0 G-; en 126 B.; S. Priorl- -eric 100 B; 8.; 4. Serie «i 101HH G.; Thode'sche esdner Pa-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview