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Dresdner Journal : 22.08.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186808221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-08
- Tag1868-08-22
- Monat1868-08
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1868
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W 1S4. Idomu»nw»«rets«: l» »oräX »»V-Iiok: »rvtr.-^ «tMrliolli t „ I» „ «»»»tliek: — » IL „ LtQ»«lo»riu»»»»«ni: 1 ., »—» trM Mrllok , rklr. 8t«iov«Is»t»8dr, va»ö«s kost aoä 8t»»-l>«I»»»okI»8 Uiosa. >usrr-tr»»retstr U°Lr ä«o «»vm «l»«r 2«U»; 1 Kxr. kv«Sr <U^ : 8 «rschttnr«: 'rLrII et», mit Xv,v»km« äer Son»- voä reterl»««, XbeoU, Nir <t«» tvlLvock«» x»x. Sonnabend, den 22. Angust. 1868. DreMtrWmMl. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. »»feratrnann-hme ouawLrt«: I'». Siltxomrr,«, Oomnusstoolr 6«i vr««l»«r 4ouro«I,, : S Lvoi» ko«r; NsmtmiU »«N» Vi»»-l.«ix«lA->»»«I-knuUcNirt ».«: L Voar.1», >«rU». 6»oerv»'«:k« Sncdk., Surssu, «vooi.^» Ho»»«; >r,nl,»: L 8vsi.or«; Irsil»»: l<. Srino»«'» Xuoooe«odor«»u, Sri» t Lssosv; «r»»krilrt ^H.! ^ssoss'iek« Luekd.; LSio: Xo. SLo»»i», k»ri»: Nvi.i.1,» Sc60., (8, ?I»o« 6« l» Sour««); ?r»x: k'». Lo«».»c»', Luellt^z Vi«i>: X».. Or»»r,r«. qerinl»gtdrr: LLllixl Lrpsäitioo ä«» vr«»6o«r ^ourosl«, vr«»a«o, SI»ri»o»tr»»»« Ho. 7. Amtlicher Theil. Dr«»be» 14. August. Se. Majestät der König haben allergnädigst gruht, dem Kirchenvvrsteher Johann Gottlieb Pönitz in Otzdorf die zum Verdienstorden gehörige silberne Medaille zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Übersicht A,tt»na»sch«ll. (Presse. — Invalide. — Globe. — Daily-News.) Toge»grschich1r. Berlin: Der König von Homburg abgereist. Jüdische Schulinspectoren. Graf v. d. Goltz. Kirchliches. SonntagSschulen in den Strafanstalten. — Hannover: Wald- und Moorbrände. —Ham burg: Zollangelegenheiten. — München: Vertre tung deS Fürsten v. Hohenlohe. Gemälde in Schleiß heim. — Wien: Taktik der böhmischen Presse. Mi- nisterreisen. Günstiges Resultat der Staatseinnahmen. Militärisches. Gesetz über die Schulaufsicht.—Prag: LandtagSangelegenhtm. Feuer i.Steinschönau. Ordens- leihung. — Pesth: Complot. — Paris: Falsche Zei tungsnachrichten. Ministerialnindschreibenbez.derBict- nalwege. — Bern: Keine Allianzverhandlungen mit Frankreich. Revision der Genfer Convention. — Brüssel: Der Kronprinz. — Haag: Gesandten- ernennung. Zuckerconvention. — Neapel: Tumulte ' in Resina. — Madrid: Vom Hofe. Protest Mont- prnster. — Lissabon: Unterseeische Telegraphen - Unien.— London: Ruhestörungen in Irland. Ver mischtes. — Stockholm und St. Petersburg: Waldbrände. — Rio-de-Janeiro: Kriegsnach- richten. Telegraphische Nachrichten, Wir«, Freitag, 21. Angust. (Corr.-Bür.) Lie „wiemrZtg." meidet: "Der Kaiser eithob de» vr. Nilirr v. Limdrik über drste« Sitte dam Amte ei»e» Gtrldertreter» de» Oberßlanbmarschall» von 8iih«r» »»b er«»»»te hierzu vr. Antan Banha». Pesth, DannerStag, 2V. August. (Tel. d Pr.) Gestern hat die Untrrsuchuag gegen de» Fürsten Alerander KaragrargirMitsch begonnen. Pari», Laanerriag, 20. Augnst, Abend». (W. T B ) Der „Laastitutionnel" erklärt »eßi««t, daß die allgemeinen Wahlen znm gesetzgebenden Körper erst im Jahre 18W ßattßade» werde». «a»da», Freitag, 21. «»guft. (W.T.B.) Gestern hat bei de« Dorfe Llandnla» (Grafschaft Denbigh in Wales) »i» gräßliche» Eisenbahnunglück stattgesnade», durch de» Zusammenstoß eine» Prrsoneazug» mit eine« Pstrolrumzugr; 23 wenschen find bi« zur Uuke»»t- lichkeit verbrannt und zahlreiche Verwundungen dar» gekommen. Dresden, 21. August. Die Nachrichten aus Oesterreich beweisen, daß man dort die Vorgänge in Bulgarien und die Kämpfe in Skutari miteinander in Verbindung bringt und na mentlich die letztem durchaus nicht unterschätzt. Die Wiener „Presse", welche fürchtet, daß sich auS dem Kampfe mit den Miriditcn in Oberalbanien ein Kampf der Türken mit den Montenegrinern herauskrystalli- stren werde, schreibt: „In der Umgebung des Sees von Skutari hat noch keine Rauferei stattgefunden, bei welcher nicht die Söhne der schwarzen Berge betheiligt gewesen. Von den Felsenhöhen, welche das arme Hoch- thal von Cettinje umgeben, blickt man über ein un geregeltes, spärlich durchwachsenes Felscnterrain hinaus auf den herrlichen See, in dessen Hintergrund die Mi- narets dieser ersten Türkenstadt blinken. Wenn die Männer der Czernagora einen Fremden zu diesem Bel vedere von Cettinje führen, unterlassen sie es nicht, haßerfüllte Blicke hinüberzuschickcn auf die prachtvoll gelegene Stadt und das frnchtbare Unterland und mit Oftentation an ihren Handschar zu schlagen. Aber dabei beobachten sie scharf, ob auch die Aeußeruna ihres Hasses seine Wirkung nicht verfehle; sie sind überzeugt, daß Tagesgeschichte. Berit», 20. August. Se. Majestät der König hat sich heute Nachmittag von Homburg über Gießen, Dillenburg, Siegburg nach Düsseldorf begeben und hält morgen daselbst rin Manöver im Feuer ab. Nach Aufhebung der Tafel im Regierungsgebäude erfolgt die Abfahrt nach Köln, woselbst Abends daS Gartenfest der Flora stattfindet. Dem Reiseprogramm zufolge ist die Abreise von Koblenz am Dienstag früh, Truppen- bcsichtigung in Hanau; Diner in Frankfurt a. M. und nach Aufhebung der Tafel Fahrt von dort nach Gun- tcrHausen, woselbst das Nachtlager genommen wird. Am Mittwoch Vormittag Truppenschau in Weimar und Nachmittags in Gotha. Am Donnerstag finden gleiche Exercitien in Erfurt und darauf in Arnstadt statt. Nach dem Diner in Ersurt wird die Rückreise nach Berlin anaetreten, und erfolgt am Freitag die Ankunft hier. — In Bezug auf die von der „Nat.-Ztg." ge brachte Nachricht, daß der diesseitige Botschafter in Paris, Graf v. d. Goltz, entschlossen sei, aus Gesund heitsrücksichten von seinem Posten zurückzutretcn, und als sein Nachfolger in erster Linie der Gesandte in St. Petersburg, Prinz Reuß, genannt werde, befindet die „N. Pr. Ztg." sich in der Lage versichern zu dür fen, daß der gesammte Inhalt nur auf oberflächlichen friediaung sehen wir die Armee und Nationalgarde um des Kaisers Banner geschaart in Stürme aufrichtiger Zurufe für den großen, großmüthigcn und guten Mann ausbrechen, der so segensreich über Frankreich herrscht. Eine starke Regierung in Frankreich ist ebenso noth wendig für Frankreich» Wohlfahrt, als für unser Heil und den Frieden Europas." — Seine Ansichten über die neue französische Anleihe drückt der „Globe" in folgenden Worten aus: „Als Symptom der Ge sundheit der französischen Nation ist die Anleihe sowohl, rumänische Minister in dieser Angelegenheit Unter suchungen ringrleitet und Vorkehrungen getroffen wor den seien, daß das türkische Gebiet von dort aus nicht mehr belästigt werde, habe die Pforte sich dabet nicht beruhigt, ja letztere Momente sogar vornehm ignorirt. Gegen eine Untersuchung in Bukarest sei von Rußland protestirt worden und der Vorschlag damit gefallen. Die „österreichisch-französischen" Telegramme hätten die Sache übertrieben. Der von diesen erregte Alarm habe eigentlich nicht nur Rußland, sondern auch Preußen gegolten. Rußland habe man damit sagen wollen, daß man seine Pläne gegen die Pforte nicht dulden werde, Preußen wollte man zu sich herüberziehen. Das sei der lebhafte Wunsch der französisch-österreichischen Po litik, die hierfür jeden Anlaß benutze. Preußen habe zugleich damit einen Wink bekommen, sich nicht in Schritte einzulassen, die eS möglicherweise aus vormundschaftlichen Gründm für den Fürsten Karl gegen die Pforte unter nehmen könnte. Während die englischen Blätter sonst in der Regel der Pariser Feier des NapoleonStages besondere Aufmerksamkeit widmeten, bringt diesmal nur der „Globe" einen Leitartikel über dasselbe, der aber be- merkenswerth ist, weil darin der Politik des Kaisers Napoleon das vollste Lob gespendet wird. Das mini sterielle Blatt sagt dabei: „Mit nicht gewöhnlicher Be als die Art und Weise, wie sie ausgenommen worden, höchst ermuthigrnd. Und nimmt man diese Anzeichen zusammen mit dem Ausdruck der öffentlichen Meinung bei der Heerschau und den» Feste, so sind die Jndicien entschieden zu Gunsten der Annahme, daß Frankreich sich unter Napoleon's Regierung glücklich fühlt und ihm treu anhängt."— „Daily News" dagegen sieht die Anleihe mit andern Augen an. Daß der Erfolg der Anleihe des Ministers Erwartungen übertroffen jede Christmseele eine rechte Freude habe, wenn den Ungläubigen da unten wacker mitgespielt wird. Der Haß aber ist bei dem hochherzigen Bergvolke allmählich Geschäft geworden. Es ist wahrlich zu bedauern, daß keine Engländer ihre Tour nach Montenegro au-dch- nen; sie gäben hier ebenso treffliche Blitzableiter ab, wie für die moderne Streitlust der braven Schweizer; so müssen denn vor der Hand noch die Köpfe, Kirchen und da- Eigcnthum der Ungläubigen herhaltm. Zu weilen passtrt es auch, daß die geplünderten Ungläu bigen ebenfalls ganz gute Gläubige sind; aber leider kommt man erst auf den Jrrthum, wenn der Schaden nicht mehr zu repartren ist. Der Fremde kann setum Cicerone vom Belvedere von Cettinje am folgenden Tage, ganz gemüthlich seinen Tschibuk rauchend und einen schweren Sack auf dem Rücken seiner Ehehälfte trauend, htnabftetgen sehen an den See, wo er sich zur Ueberfahrt rüstet, ohne auch nur daran zu denken, auch jetzt arimme Blicke vorau-zuschicken. Der Handelsgrist verträgt sich nicht damit, und wenn es auch nur ein Handel ist mit Kartoffeln und Ziegenfrllen. Ja, in frühem Jahren war es ungleich schöner, poetischer, wenn man dem türkischen Hund d»S Pferd, die Drachmen oder die Waffen oder Kleidungsstücke, die etwas bester waren, als die des Gläubigen, der zu Denen gehört, die Alles brauchen können, abnehmen durfte. DaS war die Poesie der türkisch-montenegrinischen Kämpfe, und diese Porste wieder tu» Leden zu rufen, das ist daS Denken und Trachten der Altgläubigen in den schwar zen Bergen, das ist die Triebfeder, die Rußland, wel ches in Cettinje seine Archimandrttenhcrrschaft eingerich tet, jederzeit in Bewegung setzen kann. Die Armuth neben dem Religionshasse sollte als Entschuldigung dienen. Aber jetzt nicht mehr! In den letzten Jahren wurden die Wünsche Montenegros erfüllt, in höherm Grade als eS jemals hoffen konnte. Am See erhielt eS neben einen, Hafen eine Strecke fruchtbaren Ufer-; der Fürst - und daß ferner sich der Reichthum Frankreichs wieder gezeigt, räumt das liberale Blatt gern ein, wehrt aber ^te Behauptung, al- äußere sich in einer Anleihe, die in kostspieligen Rüstungen verausgabt werden soll, das Vertrauen des Volkes zur Regierung, mit Entschieden heit ab. sogar das Vorrecht, einen Dampfer hin- uckd herfahren zu lasten; der Fischfang auf dieser Seite kam wieder zurück in dir Hände der Bergbewohner; ein Tbeil oder gar alle der von den Türken gegen die räuberischen Nachbarn errichteten Blockhäuser wurden abgetragen. — Wie, wenn es jetzt sich bestätigt, daß sie in Skutari selbst anfangen Händel zu suchen? Wäre das der Dank, daß man ihnen dort gestattet, zu Markte zu kommen; daß man ihnen nicht einmal immer die Waffen ab nimmt, wie am Thore von Cattaro? ES ist für sie nicht- leichter und nutzbringender, al» im der Türken- stadt eine Metzelet im großen Stil zu arrangiren, und jedenfalls tragen sie manches Beutestück zurück in die Berge. Wir begehen gewiß kein Unrecht, wenn wir hier die Christen als die Uebelthäter hinstellen, denn die heroische Comödte in den schwarzen Bergen haben wir längst durchschaut. Ein Volk, welches nach seinem eigenen Geständnisse ohne Krieg nicht leben kann — Krieg ist hier Beute — ist in unsern Tagen eine über flüssige Existenz. Mr wollen die Albanesenwirthschast nicht vertheidigen, doch wird Jedermann zugeben, daß sie nicht mit räuberischen Einfällen und Blutvergießen gekeilt werden kann, am wenigsten von einem Lande, daS selbst keine ernstlichen Anstrengungen macht, sich anständig empor- und durchzubringrn. AuS diesen Grün den darf man sie von hier aus nicht aus den Augen lassen." Ueber den Aufstand der Bulgaren äußert sich die russische Presse mit großer Ungenirtheit. Der „Invalide", das Organ des Kriegsministrriums, nimmt für die Aufständischen ganz offen Partei, weil sie die Waffen ergriffen hätten, „um ein unerträgliches Joch abzuschütteln." Der Fürst Karl von Rumänien sei vom Pariser „Moniteur" ermahnt worden, daß er die von den panslawistischen Comite- in Scene gesetzten, namentlich in Bukarest organisirten Bewegungen der Bulgaren unterdrücken möge, auch habe die Pforte aus Mißtrauen gegen das Bukarester Cabinet den Verirr tern der fremden Mächte vorgeschlagen, besondere Com- missare zur Ermittelung und Untersuchung der Urheber des Aufstandes nach Bukarest zu senden. Trotzdem der Combinationen beruht und noch gar kein Fundament hat. — Wie man hört, wird der evangelische Ober- kirchcnrath gegen die vielbesprochene Erklärung de» sog. Protestantenvereins eine amtliche Kundgebung ergehen lasten, — es verlautet nicht, ob durch eine Ruge gegen die preußischen Geistlichen, welche jenes Manifest, das alle Grundlehren des Christenthums ver wirft, unterschrieben haben, oder ob durch einen allge meinen Erlaß, der jene Verwerfung der christlichen Wahrheit verurtheilt. — Die „D.-Z." schreibt: Die Frage, ob an jüdischen Elementarschulen dcr Rabbi ner zum Localschulinspector ernannt oder ob viel mehr diese Schulinspection dem Ortsgeistlichen über tragen werden muß, ist durch ein Rescript des Kultus ministers vom 16. August entschieden worden. Dasselbe bestimmt im Wesentlichen Folgendes: Als ein Recht können die jüdischen Schulgemeinden die Berufung des Rabbiners zur Jnspection über die Schule nicht in Anspruch nehmen; die bestehenden Gesetze nöthigen aber auch nicht, die Localtnspection über jüdische Elementar schulen dem christlichen OrtSgristlichen zu übertragen. Die Staatsbehörden könnten zwischen Rabbiner und OrtSgristlichen nach ihrem Ermessen wählen. Wo Letz terer die Jnspection bereits habe und sie zur Zufrie denheit erledige, bedürfe es sehr gewichtiger Gründe, um ihm dies Amt wieder abzunchmen. — Die „Pr. C." schreibt: DieEinrichtungdesSonntagslebens in de Strafanstalten mit geme'nsamer Haft ist von Seiten der vorgesetzten Behörde schon seit geraumer Zeit zum Gegenstand der Erwägung und Begutachtung gemacht worden. Die amtlichen Berichte sprechen sich zwar zum Theil für die Aufhebung der Vorschrift aus, welche das Arbeiten der Gefangenen außerhalb dcr Stunden des Gottesdienstes gestattet; doch wurden andererseits die Bedenken betont, welche sich in Bezug auf die an gemessene Ausfüllung der nicht durch den Gottesdienst m Anspruch genommenen Zeit ergeben. Inzwischen ist das Arbeiten der Gefangenen an den Sonntagen thatsächlich mehr und mehr außer Ucbung gekommen, und es stellt sich infolge besten um so bestimmter das Bedürfniß heraus, auf eine dem sittlichen Wohle der Gefangenen entsprechende Verwendung der freien Zeit hinzuwirken. Deshalb empfiehlt die in einer Straf anstalt Westfalens getroffene Einrichtung einer frei willigen Sonntagsschule sich einer besondern Beachtung. Durch Ueberetnkommcn zwischen dem Director und dem Anstaltslehrer sind für die Sonntage von 11—12 Uhr vormittag» und Hü—H7 Uhr Nachmittag» Lehrstunden eingerichtet worden, an denen Theil zu nehmen den Gefangenen, gleichviel, ob sie zu dem gewöhnlichen Un terricht herangezogen worden oder nicht, freigestellt ist. Lehrgegenstände sind: Schönschreiben nach Vorschriften, Rechtschreiben nach Dictircn unter Mittheilung dcr allgemeinen grammatischen Regeln, der Wörterklasten und ihrer Biegung, Rechnen an der Tafel und im Kopfe, Anfertigung gewöhnlicher Geschäftsbriefe und Rechnungen, Geographie, Geschichte und Zeichnen. Das Ueben im Notenscyreiben, sowie das freie Nicder- schrriben des in der Geographie und Geschichte Vor- gctragenen wird gestattet. Auch das Schreiben der Briefe in die Hcimath wird während der Schulstunden gestattet. Die Einrichtung hat sich in der erwähnten Anstalt bisher dcr regsten Theilnahme von Seiten dcr Gefangenen zu erfreuen gehabt. Die Anmeldungen sind in so großer Zahl erfolgt, daß das gewöhnliche Schulzimmer nicht ausrcicht und ein geeigneter Arbeits saal benutzt werden muß. Obwohl die Zucht während der Unterrichtsstunden möglichst gemildert wird, ist das Verhalten der Schüler jederzeit ein streng ernstes und angemessenes geblieben. Der Minister des Innern hat durch Rundschreiben die königl. Bezirksregierungen von dieser Einrichtung in Kcnntniß gesetzt und den Wunsch ausgesprochen, daß der günstige Erfolg des gegebenen Beispiels zu Versuchen in ähnlicher Richtung anregen möge. Honuover, 19. August. Die „Wes.-Ztg." schreibt: Wald- und Moorbrände sin an der Tagesordnung. Im Lüßwalde links von der Eisenbahn zwischen Celle FeuMeton. Lit«r»t»r. „Die baltischen Provinzen Ruß lands. Politische und kulturgeschichtliche Aufsätze von Julius Eckardt. Leipzig, Duncker u. Humblot. 1868. p. 8. 482 Seiten." Bet dem großen Interesse, welches besonders seit den Angriffen der jetzt so einflußreichen altrusstschcn Partei die deutschen Ostseeprovinzen in Anspruch neh men, muß jede in- Einzelne gehende Aufklärung über die Zustände derselben willkommen sein, besonders aber wenn sie von einem dazu so ganz geeigneten Schrift steller gegeben wird, wie es Eckardt ist, der mit den Verhältnissen jener Provinzen so vertraute und politisch so durchgebildete jetzige Redacteur der „Leipziger Greuz- boten", in denen schon einige der hier gedruckten Auf- sätze vor Kurzem mit so großer Theilnahme gelesen wurden. Der Verfasser schreibt mit Liebe von seiner Heimath, aber auch mit unparteiischem, freiem Sinn und weitem Blick, und wenn er auch die eigne schwere Schuld der Deutschen jener Provinzen in der vergan genen Zett überall aufdeckt, so erklärt er doch viele» auS den unS größtentheil» unbekannten Verhältnissen und deutet auf überzeugende Weise manchen scheinbar reaktionären Kampf der dortigen Privileairtrn für da» historische Recht als Nothwehr, die deutsche Cultur vor der Russifictrung zu retten. „Eine richtige Auffassung der neuesten Vorgänge in den Ostseeprovinzen ist allein möglich," sagt der Brrf. p. 67, „wenn dieselben unter dem Gesichtspunkte der Pression betrachtet werden, welche die national-demokratische Partei thatsächlich auf alle Kreise der russischen Gesellschaft ausübt, um alle» nicht ivenfisch russische Leben in deu Greuzprovtnzen de» Reichs zu vernichten." Veral. daz» p. 71 st. ES ist tm Gegensatz de» in Mode gekommenen Gewäsche» man cher unsrer sog. liberalen Literaten über diese ihnen unbekannten Zustände, nach welchen sich zum Theil die öffentliche Meinung darüber gebildet bat, wahrhaft er quickend, von einem seiner Heimath so kundigen und dabei politisch so durchgebildeten und freisinnigen deut schen Patrioten so gründlich über diese Verhältnisse be lehrt zu werden und sogar die Hoffnung zu gewinnen, daß die trotz der früher« Versäumniß rechzemger Re formen und trotz aller Hindernisse in jenen Provinzen neuerdings vielfach geklärte deutsche Culturentwickrlung nicht vernichtet werden wird. Den Anfang machen höchst interessante Aufsätze über „Land und Leute an der Ost see", wahre Musterstücke über da» Physikalische, Histo rische und Kulturgeschichtliche der verschiedenen Theile jenes Ostsrelandr», welche bei reichem Inhalt durch ihre ansprechende Form auch einen verwöhnten Leser a«ziehen müssen. — Weiter girbt der Verfasser unter der Rubrik: „Au- vergangener Zett" zunächst eine Schilderung deS verunglückten Versuchs de» Prinzen Moritz von Sachsen, Herzog von Kurland zu werden, und Erinnerungen an jetzt größtentheil- vergessene baltische Persönlichkeiten, die sich in jenen Provinzen verdient oder sonst bekannt gemacht haben, unter Andern, auch an den livländischen Pfarrer-sohn Garlieb Merkel, bei dem, wie auf ähn Uche Mise bei unserm früher lebenden Gottsched, über den Makel der seichten 5? p Position gegen Genialität und Poesie wirkliche Verdienste und zwar hier der mann haften Verchridigung polnischer Freiheit in und außer halb seiner Hcimath, bei un» ost verkannt worden sind. Alle diese Lebrn-bilder sind zugleich höchst interessante Skizzen de» frühem Kulturlebens in dm Ostsrrpro- vinzen. Die „deutsch-russischen Metamorphosm" geben UN» di« betrübende Schilderung eines ehemals zu Liv land, dann zu Pvlm und jetzt zum Gouvernement Witrpsk gehörigen, unter polnischer Herrschaft ganz ver kommenen Landstrichs, des sog. polnischen Livlands, in dem die Polen im 17. Jahrhundert da- protestantisch- deutsche Wesen mit demselben Fanatismus ausgerottet haben, mit dem die Russen nach dem letzten Aufstande dort das katholisch-polni che Wesen auszutilgen suchen, woran die Polen denken mögen, welche der Geschichte unkundigen Fremden immer so viel von ihrer frühem edel« uneigennützigen Politik verschwatzen, um deren Willen sie der gerechte Gott retten müsie. An dieses Bild schließen sich Leben-nachrichten des Esthländer- Phi lipp Wizel, der schon in seiner vor mehr als 20 Jahren erschienenen Broschüre: ,^a ko«!« evrskic p,r les Xllemsocl," mit dem Hasse gegm die Deutschen und gegm deutsche Bildung austrat, welcher jetzt in so aus gedehnten Kreisen Rußland- wirksam ist. Unter den Bildern aus neuester Zeit hebt Referent den Aufsatz über die Universität Dorpat hervor, deren große Be deutung für dir eigentümliche deutsche Culturentwickrlung in dm Oststkprovtnztn er gegen die Geringschätzung betont, mit welcher dieselbe in ihre« wissenschaft lichen Leistungen im Vergleich zu andern deutschen Uni versitäten von Deutschland au- öftrr» betrachtet wor den ist. N». * Professor vr. Zacher an der Universität zu Halle hat mit bewährten Fachgenossen seit einiger Zeit rin Unternehmen vorbereitet, da- zum Zweck hat, wie die „N. A Z." meldet, eine germanische Handbiblio thek herzustellen, welche ersten- commmttrte Ausgaben alldeutscher Sprachdenkmäler und zweitens Hand- und Hilssbücher für die einzelnen germanistisch«« Discipli- nen enthalten soll Zur Ergänzung dieser beiden Theile des Plans soll eine Zeitschrift für deutsche Philologie dienen, von der berrtts da- «rste Heft im Verlag der Buchhandlung de» Halleschen Waisenhaus,» erschienen ist. Der preußische Kultusminister hat nun, unter Hinweisung darauf, daß die deutsche Philologie mehr und mehr dir ihrer wissenschaftlichen und nationalen Bedeutung entsprechende Aufmerksamkeit auch im Kreise der Gymnasien gefunden und bei der Vorbereitung für das Lehramt an denselben angemessen berücksichtigt wird, und daß daher eine Vermehrung der Hilfsmittel, durch welche die Ergebnisse der Wissenschaft nach dieser Seite verwerthet und allgemein nutzbar gemacht werden könne, als wünschenswrrth erscheint, die preußischen Provin- zialschulcollegien veranlaßt, die Gymnasien ihres Ver waltungsbezirks auf jenes Unternehmen aufmerksam zu machen und ihnen die Anschaffung der mit demsel ben verbundenen Zeitschrift für die Lehrerbibliothekcn zu empfehlen. Literarische Ke»i»keste». A. E. Brachvogel. Der blaue Kavalier. Roman. Breslau, Trrwendt. — Lud wig Diehl: Ballenhrim. kulturhistorische Erzählung. Leipzig, Grunow. — A. v. Winterfeld: Ein gut- müthiger Mephisto. Komischer Roman. Ebendaselbst. — O. Haupt: Leben und dichterische Wirksamkeit des Han- Sach». Posen, Merzbach. — S. Rubin: Spi noza und Maimonides. Wien, Herzfeld und Bauer. — G. Kanngießer: Die Stellung Mose-Mendels sohn'- in der Geschichte der Acsthetik. Frankfurt a. M., Boselli. — G. Wolf: Josevh Wertheimer. Sin Le bens- und Zeitbild. Wien, Herzfeld und Bauer. — O. Uugewttter: Johann Matcheson, ein Musiker mit „Zopf und Schwert . Leipzig, Rhodc. — F. Hirsch: Die Oper und der Literaturgeist. Ein Wort zur Opern- textreform. Ebendaselbst. — vr. Fr. W. Ebeling: Gottfried August Bürger und Elise Hahn Ein Ehe-, Kunst- und Äteraturleben. Leip; g Wantg. — H«n- rtch Reibt: Das geistliche Schauspiel des Mittelalter»
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