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Dresdner Journal : 19.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186812192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-12
- Tag1868-12-19
- Monat1868-12
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1868
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V SV4. Soniialvud, dr» 18. Decnnhkr. I8«8. ^dmnumrMoprekse: !» »«-66. La»»»: /»prU-ö - «rbir—Hqr »^Mrllcb: l ., IS .. !6<>»Meb: — 10 8 u»i«>«-o: 1 „ Ivkriu»««» tritt jüb-llo^ » "rbir. 8t»mv«I^«ditkr, »u»«erö»Id 6«» kiorüä. Louä— kott »06 Stomp« r«serate«prrist: t^tr 6«» «»um eioer ss«»p»>t«i»«» L«il«: 1 Nqr. v»t«r „Lii»b«!»«Qat" 6i« L«U«i > Nqr. «rschrwe»: lick, mit Xu»o«dm« 6er So«» . voü k«l»r»«q», ^d«uä« kür 6«o sul^euäeit VreMerIMmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »»srratroaanahme au«wLr1«: k». ÜN^uvsriirr»«, ( <-wm1»»io»>r äee I)re»6ll«r ckouro«!»; »i>ei>6»,_: N. k!^ui.r». Iwo«» ^<>,rj H.mdar^ lerU»- Vie» -krmilcturt ». N : ilnsilx.r»« t Vo«l.o«, LerUo. tiitorio»'»,:!!« tiueUb., liUrin«»«»'» Nur««u, Nvool-iu »Io«««; Sremuo: k 8cul-ur^»t 1^. Srtxakx'i, ^uoonooubttro»», ^nx»>i, ItiL^ t i-wro»»; kr»»Uurl ».N ltookk.; löt»! X». UL»»»», k»ri»^ liirL», Uvl.i.1«« L t)o., (S, ?l»e« 6« l» Luur»o)j kr»^: tw Lu«l.lci«'» Lucbb.; Vieo^ 6i.. Orrül.1«. ^rrausgebrr: Növi^I. 8rp«6it>vQ 6«» Dr«»6o«r ckooro«!«, Orseckeo, tl.rieustr»».« Ao. 7. Amtlicher Theil. Lee»»«», 18. Deeember. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg sind am 14. doj. Nachaittaas 3 Uhr nach Berlin gereist und gestern Abend HH12 Uhr wieder hier tingetroffen. Nichtamtlicher Shell. Leberstcht. TelkIrophische «nchrichte». T«ße»ßrschichte. (Berlin. Altenburg. München. Stutt gart. Wien. Triest. Pefth. Brüssel. Rom. Lissabon. Kopenhagen. Bukarest.) Innere Angelegenheiten. (Verurtheilung des Wärter» Nagel der Irrenanstalt Kolditz wegen an einem Ver pflegten verhangener „Körperverletzung mit töd lichem Erfolge.") Ernennnngru, Berfetznnge» re. in» ifientl. Dienste. »tlistik «nd volttwirthfchnft. Lt»ßes«»dte,. Fenifleton. Inserate. Tegerkalender. Sörsennnch» richten. Beilage. Inserate. Telegraphische Nachrichten Ttnttgart, Dannerltag, 17. Deeember, Rach» mitt«,». (W T. B.) Der Ab,. Probst ist ,«» viee- pröfidrotr» per Kammer per Adgeardnete» ernannt Marden. In der Ndreßdedatte wurde» heute die ans die inner» Angelegenheiten dezügliche» Abschnitte er» ledigt; die dam Abg. Maher gestellte, Amendement» »»»»«« abgelrhnt. — Margen Fortsetzung der «dreß- debatte. Wien, Donnerstag, 17. Deeember, Abend«. (korr.- Bür.) Dir Abgeordneten Böhmen» einigten sich dahin, d»ß an» ihrer Witte in den GteuerreformouSschuß zu »ahlru seien: Wolfrum, Klier und Varon Kotz. Die „wiener Abendpost" dementirt dir nruestea» drrbrritete» Angabe» über Berhandlungrn de» Gra se» Dra«ttmann»dorff in Rom al» vallstaadig unbe gründet. An» SonstanNuaprl von heute Mittag wird gemeldet: Dir hiesige italienische Gesondtschoft über nimmt die Fürsorge für 20tt Griechen, welche wegrn schwrbendtr Proteste in Haft find. — Gerüchtweise wird mitgrthetlt, da» griechische Panzrrgrschwader solle nach dem Golf von vol» abgrhen. Prsth, Don«er»tag, N.HDreember. (Corr.-Bür.) Liner au» 20t) Etadtreprisrntauteu bestehenden Danl- depntatton sür dir de» Valerlavde grlristetr» Dienste erwiderte Drak, indem er aus die jetzige günstige Lage de» Lande», ans die liberale« Recht»verhült>isse Orster- rrtch-Uagarn» und aus dir Eintracht zwischen dem Fürste» u»d der Nation sowie zwischen Ungarn und Oesterreich hinvie». Schließlich erklärte er: „Wenn Ungar» da» Grwo»nr»e drrlirren will, braucht e» „r die A»»glrich«gr»udlagr umzustürzen." Au der Sitzung de» Audeneangreste» wurde heute der Antrag gestellt, »rgrn An»dehn«»g der Gleich ¬ berechtigung aus die Noatisch-slawa-ischen Jude» z« petittonirr«. Pari», D»anrr»tag, 17. Derember, »br«d». (W. T. B.) Der Kaiser uud dir Kaiserin find do» Tom« pidgnr hier ringetrostrn. Da» Befinden de» Marqni» de Moustirr ist ei» bessere». Die „Patrie" schreibt in Bezug aus den griechisch« türkische« Lonfiirt: Dir Uebrrrinstimmung der Mächte gegenüber dem griechisch-türkischen Conflicte dauert fort. Dir Diplo matie ist bereit, jeden Umstand, welcher eine Verföbnung herbeiführen kann, zu benutzen; und eS ist kein Grund zu der Besorgniß vorhanden, daß der Friede Europas durch Vorgänge, deren Schauplatz sich auf den Orient beschränken wird, gestört würde. Pari», Freitag, 18. Derember. (W.T. B.) Vom gestrige» Tage datirte kaiserliche Dekrete ernenne« dr» Marquis de Lavalette zum Minister de» Aurwärtige», de» bi»herigrn Ackerbauminifter de Foreade la Roquettr zum Minister de« Innern und Gresfier zum Ackerb«»- minister. Der bisherige Minister de» Auswärtige», Marquis de Moustirr, dessen Demission vom Kaiser angeuommra wurde, ist zum Senator ernannt morde». Der „Moniteur" sagt in seinem Bulletin übrr den griechisch-türkischen Confiiet: Trotz der Mahnungen zur Mäßigung und trotz der Beschwichtigung selten der Großmächte, hat die Sus- pendirung der diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland nicht vermieden werden kön nen. Die letzten Telegramme melden, daß die Ver treter beider Länder ihre Pässe erhielten und Vorkeh rungen zu ihrer Abreise trafen. So bedauerlich der Bruch sein mag, ist doch Grund zu hoffen, die gemein same Action und die gemeinsame Anschauung der Ver tragsmächte von 1856 werde den Erfolg haben, die Consrquenzen des Bruches zu mildern und auf be stimmte Grenzen einzuschränken. Flore»z, Do«uer»tag, de» 17. Deeember. (W. T. B) Die Di»eusfio« de» provisorische« Budget» ist bi» Gonnnbrnd vertagt worde«. Die Fiaanzeam» Mission stellt i» ihrem Bericht den Antrag, die Zah lung der Zinse« der päpstliche« Schuld rinstwrilen zu su»pr«direu. Landau, Freitag, 18. Deeember. (W.T.B ) Die heutige» Morgrublitter verurtheilen in ihrer Mehr zahl dir Haltung Griechenland», hoffe« dessen schließ liche Nachgiebigkeit durch de« Zwang der Großmächte uud widerralhe« ei«e Ei«mischung zu Gunsten Grie chenland». Bukarest, Donnerstag, 17. Deeember. (W.T. B.) Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sitzung nach langer Debatte die an den Fürsten zu richtende Adresse. 13 Mitglieder rnthirltrn sich der Abstimmung. Demeter Sturdza ist zum Geschäftsträger brr ru mänischen Regierung in Konstantinopel ernannt. Tagesgeschichte. * Berlin, 17. Deeember. Wie wir bereits in ei nem Theile der Auflage unsers gestrigen Blattes te legraphisch gemeldet haben, fand heute Nachmittag '45 Uhr bei Ihren Majestäten dem Könige und der Kö nigin zu Ehre« Ihrer königl. Hoheiten des Kron prinzen und des Prinzen Georg von Sachsen Tafel von 37 Gedecken statt, und halten zu derselben Einladungen erhalten: der kgl. sächsische Gesandte v. Könneritz, der königl. sächsische Militärbevollmächtigte Oberst v. Brandenstein, der königlich sächsische KriegS- minister v. Fabrice, der herzoglich sachsen koburgsche StaatSminister v. Seebach, der kgl. sächs. Bevollmäch tigte zum Buudesrathe geh. Finanzrath v. Thüm mel, der Herzog v. Ratibor, der Fürst v. Bentheim, der Fürst Boguslaff Radziwill, der Erzbischof Paulus FeuiUetsn. Dresden, 18. Deeember. Der gestrige in „Mein- hold's Saale" gegebene zweite Productionsabend des Tonkünstlervereins war der Feier von Ludwig van Beethoven's Geburtstag gewidmet. Das Pro gramm enthielt nur Eompostttonen dieses unsterblichen Tondichter», der den 17. Deeember 1770 in Bonn ge boren wurde. Die Herren Medefind, Müller, Ackermann und Karasowski führten da» ^-äur- Quartett Nr. 5 op. 18 recht lobenswerth aus, rein und correct, mit glatter Abrundung, musikalischer Em pfindung und delikater Behandlung deS Vortrags. Es blieb demselben nur reichere Färbung und mehr Energie zu wünschen. Herr Georg Leitert spielte die große »«tue. Sonate für Pianoforte aus Beethoven'» letzter Periode (op. 106) sehr fertig und sauber; am besten gelang der dritte Datz (Adagio), namentlich vortrefflich tu Auffassung und Haltung der Bewegung. Den Schluß machte da» al» vp. 103 edirte prächtige L«-äur- Octett für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Waldhörner und 2 Fagotten, welches auch al» Quintett (op. 4) für Streichinstrumente rxistirt. Ich bemerkte schon gelegent lich der ersten Production dieses Werkes, daß die Mo tiv«, Kombinationen und Tonwirkungrn, besonder» in den Mittrlsätzen, ganz rigenthümltch für die Blasinstru mente empfunden scheinen. E» ist seitdem erwiesen, daß die» Oktett sür Blasinstrumente — wie auch an- der« erst in Wien edirte Kompositionen — schon auS Beethoveu'S Jugendzeit in Bonn stammt und 1796 von ihm »um Streicbquintett umaearbritet wurde. Jene erfie sogenannte Mozart'sche Periode Beethoven'» zeigt h« Letzter« in der schönen, kunst- und formvollendeten Sprach« und Fügung des TonelementS schon sehr fühl bar «tu« geistig leitende, individuelle Seelenstimmung Die beiden Mtttelsätze vor Allem üben durch ein schmeichelnde Anmuth, Schönheit und Fluß der Ideen und durch den hohen Reiz der Instrumentation eine rigenthümliche Macht der Stimmung aus. Die Aus führung war eine künstlerisch meisterhafte. Es bethci- ligten sich daran die Herren Hirbendahl, Baum gärtel, Kötzschke, Kaiser, Börner, Lorenz, Stein und Kuhnert. Die besondere Hervorhebung des seelenvollen Spiels des Herrn Hiebendahl wird nur gerecht erscheinen. Für die Musikfreunde sei hier nochmals die Hin weisung brigefügt, daß die letzte Soirse von Fräulein Marie Wieck und Herrn v. Wasielewski, in welcher dir koncertsängrrin Frau E. Bellingrath-Wagner mitwirken wird, nun morgen, Sonnabend den 19. d., stattfindet. C. Banck. wrihuachtsbücher. III. Die Vcrlagshandlung von Eduard Trewendt in BreSlau hat dies Jahr folgende Jugcndschriften ver öffentlicht: „ Unter hohen Breiten. Eine Geschichte auS der Polarwelt. Zu Lust und Lehre für die rei fer« Jugend gebildeter Stände von Karl Müller." Nachdem der Verfasser früher schon die jungen Leser in die Tropenländer von Afrika und Amerika geführt, bietet er ihnen diesmal eine Schilderung von Natur- und Menschenleben im hohen Norden, zu welchem Be- hufr er jene unwirthlichrn Küsten dr- PolarmeereS nördlich und nordöstlich von dem nordamerikanischen Festlandr wählte, welche seit 20 Jahren der Schauplatz so vieler Entdeckungsreisen waren und das Grab so vieler Wackern Seeleute und emsiger Forscher gewor den sind. Offenbar hat K. Wagner recht tüchtige Bü cher benutzt, um der Wahrheit in Bezug auf daS Na tur geschichtliche nirgends Gewalt anzuthun. Die Aben teuer und Gefahren, welche der Held der Erzählung zu bestehen hat, sind in höchst spannender Weise erzählt. Ebenfalls für dir reifere Jugend bestimmtund empfehlens, werth ist „Esperanza, oder die jungen Gauchos in den Pampas am Fuße der Andes, ein Zo nengemälde aus Südamerika" (424 Seiten stark, 2. Auf lage). Hier sind di^ Schilderungen der Thier- und Pflanzenwelt und der Landschaft den Reisenotizen eines jungen Deutschen entlehnt, welcher diese Gegenden von Chile au» besuchte; außerdem stützen sie sich auch auf die trefflichen Schilderungen Darwin'-. — Erzählen den Müttern, Kindergärtnerinnen und kleinen Lesern werden Tante Hedwigs „Geschichten für kleine Kinder" (mit bunten Bildern von Louise Thalheim) recht willkommen sein, denn die Verfasserin kennt nicht nur die geistigen Bedürfnisse der Kleinen, sondern ver steht auch den Ton, in welchem zu ihnen gesprochen werden soll. Ihre Geschichten sind einfach, anregend und kurz. — „Blumen und Perlen", sechs Er zählungen von Rosalie Koch, einer bewährten Ju- aendschriftstellerin, liegen in zweiter Auflage vor und sind in ihrem gemütherwärmenden, vom Geiste des Chri- strnthums durchdrungenen Inhalte größern Mädchen angelegentlich zur Lrctüre zu empfehlen. — Für „Tre- wrndt'S Jugendbibliothrk" war neben G. Mensch, der da» thatenreiche Leben d«S charakervollen Bürger helden Joachim Christian Nettelbeck (arbvrcn 1738 zu Kolberg und gestorben daselbst 1824) unter Be nutzung von Nettelbeck'» Autobiographie erzählt, noch Julius Schiller thätig; derselbe lieferte eine Er zählung „Prüfungen^, die Einblicke in da» Lebm und Treiben der Bergleute in einem vberschlestschtn Kohlenrevier gewährt, und rin Bild au» dem deutschen Stranbleben „AufderHallig." Letztgenannte Dar- von Köln, der Ministerpräsident Graf Bismarck, die Mi nister v. d. Heydt, Graf zu Eulenburg, v. Mühler rc. Nach Aufhebung der Tafel, Abends 7 Uhr, kehrten Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg von Sachsen nach Dresden zurück. — Die ver einigten Ausschüsse deS Bundesraths des Norddeut schen Bundes für Handel und Verkehr, sowie für Ju- stizwrsen hielten heute eine Sitzung ab; ebenso traten die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen, sowie für Rechnungswesen zu einer Sitzung zusammen. — In der heutigen Stadtverordnetenversamm lung stand ein durch ein reichhaltiges statistisches Ma terial sehr ausführlich motivirtcr dringlicher Antrag auf der Tagesordnung: „die Versammlung wolle be schließen, an den Landtag eine Petition dahin zu rich ten , daß diejenigen Bestimmungen der Städteordnung, nach welchen das in § 5 derselben festgesetzte kommu nale Wahlrecht als ein classificirteS ausgeübt wird, aufgehoben werden, und wolle zugleich den Magistrat um Zustimmung zu diesem Beschlusse, sowie um Nie- dersetzung einer gemischten Deputation behufs unge säumter Ausführung dieses Beschlusses ersuchen". Der Referent beantragt, den Anttag einer kleinen Deputa tion aus der Mitte der Versammlung zur Vorbera- thung zn überweisen. Die Versammlung ernennt eine Deputation aus ihrer Mitte mit dem Anheimgcben, auch anderweit Vorschläge über etwaige Aenderungen der Städteordnung zu machen. * verli«, 17. Decrmber. Abermals hielten heute beide Häuser des Landtags Sitzung. Derjenigen des Herrenhauses wohnten der Ministerpräsident zu An fang, die Minister vr. Leonhardt und Graf Jtzfnplitz di- zum Schlüsse bei. Punkt 3 der Tagesordnung ist der aus dem Abgeordnetenhause herübergekommenc An trag des Abg. Guörard, die Abänderung von Art. 84 der Verfassung, die Redefreiheit der Abgeord neten betreffend. Da dringende Amtsgeschäfte dem Grafen Bismarck verbieten, dem weitern Verlaufe der Sitzung beizuwohnen, so ergreift er vor der Tagesord nung das Wort: Ich glaube, sagt Gras BiSmarck, dem Hause eine Erklä rung und Motivirung schuldig zu sein, wenn ich nach dem ent gegengesetzten Urtheil, da« ich über die Grundlage dieses An trag« früher in diesem Hause ausgesprochen habe, heute für den Antrag stimmen würde, wenn ich der Abstimmung beiwoh nen könnte; ich halte dies um so mehr sür nötbig, als diese Abstimmung gegen meine öffentlich ausgesprochene Uedeneuqunq geht. Eine friedliche Eutwicklnng de« konstitutionellen Lü>en« ist nämlich »nr möglich dnrch ruie Reihe von Kompromissen zwischen den verschiedenen Faktoren der Gesetzgebung. Dies« zu fördern, ist eine wesentliche Aufgabe einer tonstitutiouellen Regierung. Ei« Compromib wird aber nie zu Stande kom men, wenn Niemand bereit ist, von seiner Uebcrzeugung, und zwar von seiner ehrlichen Ueberzeugung wie die meinige — denn davon kann allein die Rede sein — seinen Mitcompro- mitienten einen Theil zu opfern. Ich halte dies für zweck mäßig uud geboten für eine Regierung, um das Zusammen wirken der konstitutionellen Faktoren zu ermöglichen, überall da. wo dadurch ein wesentlicher Nachtheil vom Gemeinwesen abgewaudt werden kann, die Durchführung ihrer Ueberzeugung, ich will nicht sagen auszugeben, aber doch Verzicht darauf zu Insten. Ein solcher Fall liegt hier vor. Früher schon habe ich gesaat, daß die Frage praktisch keinen entschiedenen Werth hat; und was mich zum Widerspruch dagegen veranlaßte, war eben nur das theoretische Gefühl des gekränkten Rechtsbewußt- seins. Wenn ich nun dies Gefühl nicht mehr vorherrschen laffe, fondern offen bekenne, daß ich gegen meine Ueberzeugung für den Antrag stimmen würde, so glaube ich dazu verfasiungs- mäßig berechtigt zu fein, und ersuche deshalb auch Sie, meine Herren, dafür zu stimmen und dasselbe Opfer zu bringen für das gemeiofame Verträgniß der gesetzgebenden Gewalten. Ich habe es für nothwendig gehalten, den Widerspruch meiner frühern Aeußerung mit meiner eventuellen Abstimmung in dieser Weise zu motivireu. Ich halte mich als Minister in einem Vcrfassungsftaate nicht für berechtigt, eine eigene Ueberzeugung unbedingt festzuhalten, sondern um die Uebereinstimmung der gesetzgebenden Gewalten zu sör- dern, nicht nur für berechtigt, sondern unter Umständen sogar verpflichtet, bei einer Frage, wo praktisch ein wesentlicher Nach- theil aus der Aufgabe der eigenen Ueberzeugung nicht zu er warten ist, dieselbe falle» zu lassen im Interesse der Einigkeit und des Compromijses. (Lautlose Stille. Der Ministerpräsi dent verläßt bald darauf das Hans.) Hierauf wird das Gesetz, betreffend die Ausdehnung mehrer Bestimmungkn des bürgerlichen Rechts, die in den ältcrn Landestheilen gelten, auf die neuen Pre- vinzen, in der Vvrberathung angenommen. Zu dem Gesetze, betreffend die Erwerbung und den Verlust der Eigenschaft als preußischer Unterthan, daS gleichfalls zur Vvrberathung steht, werden trotz des Widerspruchs der Staatsregierung zwei vom Herrn v. Kleist (Retzow) gestellte Amendements angenommen; wonach 1) zur Ausübung deS Gemeinde- resp. Bürgerrechts die Er werbung der Eigenschaft als preußischer Unterthan nöthig sei; und 2) die Entlassung aus dem Untcrtha- nenverbande Denen verweigert werden kann, welche eine Strafe ab»ubüßen haben, sich in Untersuchung befinden oder gewissen bescheinigten Pflichten sich entziehen wollen. Es folgt nunmehr die Vvrberathung des Anttags Gn«- rard (Redefreiheit). Vom Grafen zur Lippe ist rin Amendement ringcgangen, da- Ablehnung des Antrags Gusrard und dafür die Annahme einer Bestimmung verlangt, wonach die Mitglieder des Landtags für ihre im Hause ausgesprochenen Ansichten auf den Antrag der Regierung oder eines Mitgliedes auf bestimmte Zeit oder ganz aus dem Hause ausgeschloffrn werden können. Herr v. Waldaw bittet jedenfalls um Ableh nung des Amendements Lippe; man möge geradezu entweder für oder gegen den Antrag Gusrard stimmen. Graf Brühl spricht gegen den Antrag Gu^rard, Herr Hasselbach für, Graf Nittberg gegen, besonders mit Rücksicht auf die Verhandlungen der letzten Tage im Abgeordnetenhause. Frhr. v. Manteuffel: Es werde ihm sehr schwer, nach der Erklärung des Herrn Mi nisterpräsidenten gegen dessen Meinung aufzutretcn. Derselbe habe Kompromisse empfohlen, — dazu gehörten doch aber Conccsstonen von der andern Seite, und solche lägen gar nicht vor. Conflicte werden durch die An nahme des Antrags gewiß nicht vermieden; denn für Diejenigen, welche au» den Cvnflicten Geschäfte machen, seien dieselben billig wie Brombeeren, und der Appetit komme im Essen. Durch die Annahme deS Antrags würde das Haus an wahrem Ansehen nicht gewinnen. Wer die Zeit beobachte, sehe, daß dieselbe zum Faust recht dränge, zum Faustrecht, das mit Messerstichen und Revolvers Freiheit übe. Wenn dieses System zum Ge setz erhoben werde, dann würde es auch an der Zeit sein, den Artikel aufzuheben. (Großer Beifall.) Auch Graf Kleist (Retzow) spricht gegen den Antraa, da die Bezugnahme auf die norddeutsche Bundesverfassung für ihn kein Grund sei, in Preußen nachzugeben; Redner weist auch auf die letzten Debatten über das Kultus ministerium im Abgeordnetenhause hin, um die Noth- wendigkeit der gerichtlichen Verfolgung von Abgeord neten wegen Ausschreitungen in ihren Reden zu er härten.' Nachdem sich die Herren v. Meding, Graf Lehndorff und v. Senfft-Pilsach in gleichem Sinne, der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, und Herr v. Bernuth sich jedoch für den Antrag Gusrard aus gesprochen, wird derselbe entgegen dem Votum des Ab geordnetenhauses und der obigen Rede des Grafen Bis marck mit 73 gegen 41 Stimmen verworfen. Das gleiche Schicksal hat der Antrag des Grafen zur Lippe. Noch wird ein Gesetzentwurf, betreffend die Ausstellung gerichtlicher Erbbescheinigungen, angenommen. Im Abgeordnetenhause erschien zum ersten Male nach seiner Genesung der Minister v. d. Heydt, begrüßt von den ihm nahe Sitzenden. Das Haus, welches den letzten Theil des Etats des Kultus ministeriums berathet, ist durch die vorhergegangenen fünftägigen Debatten über denselben Gegenstand sicht lich ermüdet und hört den Rednern nur mit geringem Interesse zu. Von allgemeinerer Bedeutung ist allein die Generaldebatte über Art. 22, Elementarunter- richtswesen. Abg. Bieck (derselbe, welcher als Schulrath die neuerdings vielgenannte Verordnung über den Wirlhkbausbcsuch der Lebrer erlassen hat, eine Verordnung, gegen welche der Kultusmini ster Remedur hat eintreten lassen) bedauert, daß der Etat keine Summen für neue Schullebrerseminare enthalte, da doch der Lehrermangel offenkundig sei. Redner vertheidigt dann die wissenschaftlichen Leistungen der Seminare, sowie die Regula tive, die ihren Bekämpferu meist unbekannt seien. Seine Wirtbshausverordnung richte sich gegen Ausschweifungen von Lehrern, die in der That vorgekomme»; dagegen, daß ein Lehrer in einem säubern Wirthshaus ein Glas Bier trinke, habe er kein Lehrbuch, dazu ist es zu bunt und zu heiter; stellung kann hinsichtlich ihre» dichterischen Wcrthes zwar nicht auf eine Linie mit der gleichnamigen Er zählung des verstorbenen Pfarrers Biernatzki gestellt werden, doch sei gern anerkannt, daß der Stoff ver ständig und anziehend behandelt worden ist. — „Des Knaben Wünsche und Freuden. Von vr. Karl D rutsch. Mit 81 Holzschnitten nach Zeichnungen von Louise Thalheim, geschnitten vom Prof. H. Bürk ner." In diesem Wcrkchen, das einen gefälligen Ein druck hinterläßt, siud die Bilder die Hauptsache, wäh rend der Text in zweiter Linie steht. Zweck des Bu ches ist vornehmlich, Knaben in ernsten und heitern Scencn die verschiedenen Berufsarten, Handwerke rc. sondern, was fchon der Titel sagt, eine gemalte Welt, in welche die Kinder eingeführt werden, ein Abbild deS Lebens, ein Leben im Kleinen, mit welchem die jungen Leute durch Wort und Bild bekannt gemacht werden sollen. Die Einrichtung dieses neuen Orbi» pictuS betreffend, ist zu bemerken, daß die in Stahl gestochenen, sorgfältig colorirten Abbildungen zuerst die nächste« Umgebungen de- Kinde-, sodann die Thier- welt in ihren Beziehungen zum Menschen, ferner den Menschen in seinen verschiedenen Beschäftigungen und Verhältnissen, die Pflanzenwelt und endlich da- Aus land in seinen geographischen und geschichtliche« Be ziehungen behandeln und darstellen werden. Soweit sich üb«r daS Ganze nach dem unS zugtgan-«nen ersten vorzuführen. Unter dem Titel „Orbi»pictus"hat Obrrschulrath vr. k. F. Lauckhard ein Bilderbuch zur Anschauung und Belehrung bearbeitet, da- mit 600 colorirten Abbildungen versehen ist und gegen wärtig in zweiter Auflage (Leipzig, E. I. Gün ther) erscheint. Laut Vorrede soll dieses Bilderbuch kein Spielwerk sein, dazu ist es zu ernst; aber auch « i
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