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Dresdner Journal : 28.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 131-132 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-28
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1870
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V SS. Freitaq dk» SS. Jamm >' Dres-mrIourml MdrUvL: «rtUr- ^MrUek. > „ ib „ zioo»tliet>: 15 „ A rdtt. 8»»»>v«I«düd», »L»»«rt>»Id ä»» kior^. NlinZ«. po»< u»ä 8 t« w 1» >»»< t»l»T di»»«. »inrr-rrnnrrttt ^»v »»»uw «io«r «-«ip»Ii«o«u t tlU» Vot«r „Lu.^«»»u<tl" lti« Lvils: 5 Kjsr. eriqctnr«: lA^Usil, ^ii »U»U»LIU« ä«r 8vuo «Heuck» für ä»u kolxeuckeo Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >870. Luirrairaaimay«« «»wün» k^» N»»»v»r»rr»», 6ouuui,,to»I- ck«» I>r«-<t«>»e ckuuroul«; «deock»».: 8. tlirol-i», Lvoix t'o»r; N«wdurz >«eU» Vieo-Leixii^-N«»«! rr»nk»urt ». N.: M Vou».»«, LarUe k-«^»>>^-^'»ui»»! Uucdd., Uur«>»u, itorori»« «iu»»»: üi»w«u: L 8t.il.orr>»; Vr»»l»u:I. ^nnoucvi'^ui euu, a»»»», U>»» L tt»»v»Ui ^r.Ullrln'f ».Ll.! ^li^>. »'»ollv Uuek«.; Lula: Lu. N»u».»^>». ?»ri»: tt.v»», I.»»» >r», Nvuu,«« «6»^ (S, kl«»e« ä« I» Lvi,r,.>,i ki»^: kl» L»»r.ieu'» Uacdk.» V>,a: ^u Oe^uia- Hrraurgrder. Lüllixl. Llpecktiiau ü«» vreiüoor ovuraat», Orviä«», «lariou-lr»»»» dlo. 7 Richtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ^eitovgtschau. (National-Ztq. — Journal de TsbatS.) Tagc-geschichte. (Ditsden. Berlin. Hannover. Mün chen. Wie,:. Prag. Paris. Bern. Kopenhagen.) Landtag-Verhandlungen. Ernennungen, Versetzungen re. iw -ffentl. Dienste. Dre-dver Nachrichten. Provinzialnachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Lermischte-. Statistik und Lolk-wirthschaft. - EiugesandteS. Beilage. Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 26. Januar.) Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 27. Januar, Mittag-. (W. T. B) Ja der heutigen Sitzung de- Abge ordnetenhauses legten die Abgeordneten von Deutsch- tirol, Krhr. v. Giovanelli, Greuter, Jäger, Pla ner, WieSler und Brader ihr ReichSrathSmaadat nieder, weil sie gestern vom Berichterstatter deS Adre-au-schusseS, Baron Tinti, beleidigt worden seien, ohne beim Präsidium Schutz zu finden. (Vgl. untcr „TazcSgcschichte ") Die tiroler Abaeordneten italienischer Nationalität erklären, im ReichSrathe auch fernerhin zu bleiben. Der „Neuen freien Presse" zufolge hat der Mi nister v. Plener in Ucbereinstlmmung mit einem Ministerbeschluffe den Minister v. HaSner zum Mi nisterpräsidenten vorgrschlagen. Der Kaiser habe diesen Vorschlag gebilligt, und die Completirung deS Ministerium- stehe nahe bevor. Paris, Mittwoch 86. Januar Abends. (W T. B.) In der heutigen Sitzung de- gesetzgeben den Körper- kamen die Vorgänge in Creuzot zur Sprache. ESquiros und Gambetta machten dem Ministerium daraus einen lebhaften Vorwurf, daß es Truppen nach Crcuzot gsandt habe; sie betrechteten diese Sendung als »ine wahre Intervention gegen die Arbeiter. Die Minister des Innern und der Justiz antworteten, die Regierung hatte, weil cm Eonflict möglich gewesen, Truppen nach Creuzot gesandt, um Unordnungen zu verhindern und die Fre.heit der Arbeit zu schützen. Die Truppen bätlen nicht intervenirt, sondern seien ruhia und r nthätig geblieben. Im weiteren Verlaufe der heutigen Sitzung wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Urberwei- sung der Preßvergehen an die Schwurgerichte, ein- gedracht und der Gesetzentwurf, betreffend den Cre dit der Stadt Paris, einstimmig angenommen. Die heutigen Abendblätter melden den Tod de- Herzogs v. Broglie. Die „Patrie" theilt mit, daß die nach Creu zot gesandten Truppen im Begriff stehen, den Ort zu verlassen; nur rin halbes Bataillon werde bis zum 2. Februar daselbsi verbleiben. Paris, Donnerstag 27. Januar. (W. T. B.) Da- „Journal vsficiel" veröffentlicht ein Rund schreiben des Justizministers Ollivier, welches er- klärt, daß jeder Friedensrichter, welcher in seinem Bezirk eine Candidatur zum Grmeinderath oder zum ArrondtssementSrath oder zum Municipal- rath vorschlügt, seine Entlassung erhalten soll. Rom, Mittwoch 26. Januar AbendS. lW. T. B ) Der Oberst der Legion von AntibeS, d Argy, ist heute gestorben. Vor seinem Tode versammelte er die Offiziere der Legion um sich, indem er sie er mahnte, stets der Ehre Frankreichs und des Pap ste- treu zu bleiben. Madrid, Mittwoch 26. Januar, Mittags. (W. T. B.) Infolge der Wahlniederlage des HerzogS von Montpensier in Oviedo werden dessen Chancen für die Throncandidatur auch seilen seiner An hänger als unbedeutend angesehen. Dre-den, 27. Januar. D»r Ausgang, welchen die Arbeitseinstellung in Waldenburg nach einer fast zweimonatlichen Dauer nunmehr gefunden, gübt der „NationalZeitung" zu folgenden Betrachtungen Veranlassung: „Der an- mstiftkte Schaden ist nicht gering und beläuft sich auf Hunderttaujende von Thalern. Die Arbeiter haben unterdessen ihren Lohn emgedüßt, ihre Ersparnisse aus- gczehrt und Schulden gemacht; die Grubenbesitzer haben eine Unterbrechung ihres Betriebes erlitten; dm Eisen bahnen sind Kohlenfrachten entgangen, die Kohlen zu gewerblichem und sonstigem Verbrauche sind theurer geworden; in den Nachbargegenden sind Handel und Verkehr insgemein beeinträchtigt worden. Dabei haben die Feiernden gar nichts in Betreff ihrer Arbeitsver- hältmsse erreicht, sondern stehen den Besitzern ebenso wie vorher, oder nach ihrem Gesühl wohl noch schlechter als vorher, gegenüber. Schon oft haben Ardeusetn- stcllungm in eben dieser kläglichen Weise geendet, die ringelretenen Nachtheile sind nicht überraschend. WaS aber dre Waldenburger Vorgänge auszeichmt, das ist der rigenthümliche politische Zusammenhang, in welchem sie erschienen. Es ist so gut wie allgemein anerkannt, daß es sich dabei im Wesentlichen nm etwas Anderes handelte, als um Streitigkeiten über den Lohn voer dcigleichen. Er handelte sich vielmehr um die Stellung der Arbeiter in dem ncugcstiftcten Hirsch Duncker'schm Gewerkverein, und es handelte sich darum, ob die Berliner Leiter dieses Gewerkvcreins das Recht und die Macht besäßen oder nicht besäßen, sich an dre Spitze der Arbeiter zu stellen, mit den Bergwerksbesitzeru zu unterhandeln und Forderungen an sie zu richten. In jenem Aufrufe zu Geldsammtungen maauen sodann die Leiter der Fortschrittspartei in Berlin du Lache der Hirjch Dur.cker'schcn Gcwerkvcrenre zu der -hrigen, uud damit thaleu diese Herren einen verwegenen Schritt. Sie taben kein Gluck eabei gehabt uud sie habnr rechts und links k inen Beifall geerntet. Und auch innerhalb kur Fortschritts pari, i selbst war das Vertrauen zu der unternommenen Lache schwach, die Lummung zaghasr. Es war ja auch untängbar und lercht genug wahrzu- nehmcn, daß tie Fortschrittspartei mn ihrcn Führern aufs G.atteis geleckt worden war. Es wurde ihr zu- gemuthet, „grundsätzlich" die Waldenburger Arbeitgeber zu bekämpfen, und zwar nichr blos mtt Grundsätzen, sondern auch mit Geld, viel Geld. Es war ein selt sames Lchauspiel, cs schien eine ungewöhnliche Selbst gefälligkeit nno Uebvlschätzung der eigcnm Kräfte zu sein. Wenn man zu lesen dckam, wie Herr Max Hirsch, ein schlichter Privatmann in Berlin, antü einend ganz ernsthaft Nadelt führte, wie die: „„ich bin bereit, den Waldenburger Grubenbesitzern eine goldnc Biücke zu baurn"" — so faßte man sich unwillkütlich an den Kopf und fragte sich: wird hier ncch deutsch gesprochen etter ist hier babylvnicher Thu»mbau? Was kann wunderlicher sein, als daß Jemand in Berlin nur einen Verein glaubt stiften zu dürfen, und sofort wer den ihm nach seiner Meinung seine Mitbürger unter- flanl Und was das Drolligste dabei ist, eer Hirsch- Duncker',che Gewerkverrin glaubt diese Macht in seine Hand zu nebmen, olaubt dieses Schwert schwingen zu könncu, ohne daß die davon Berroffcncn eine Miene verziehen werden. Der besagt: Gewerkvnein erwartet, von den Arbeitgebern gemüthlich, harmlos ausgesaßt zu werden; sic sollen ihm glanben, daß er erschienen ici, um Capital und Arbeit mit einander zu versöhnen." Die „Nat. Zt»." bezeichn,t cs sodann als vollkommen richtig, wenn die „Zukunft" sa„e, daß dies eine Verdunkelung der rhatsächlichen Verhältnisse und eute Ungereimtheit sei. Enr Gcwcrkvcrcin sei keine harm lose Fricrcnsgcsclljchaft, sondern eine Wass: zur. Kampf, und die Waldenburger Besitzer hätten die Suche als Das anfgefatzt, was sie ist, al» einen Klasser.kamff. Und dcmgcn äß hätten sic sich zur Wehre gefctzt, und indem sie von ihren Arbeite,n dcn Austritt aus dem Gcwerkvercin forderten, um der Aufrechthaltung ihrer „Herr,chust" willen von dem Coalitionsrcchte Gebrauch gemacht, aber kcineswegs hätten sie dieses Recht verletzt. In ähnl.cher Weise widmet die sranzösijche Presse ihre Aufmerksamkeit der Arbeitseinstellung rn Creuzot, wo die Linkenden inzwischen auch ,chon di: Arbeit wieder ausgenommen haben. Während dtt Organe des unversöhnlichen Radicalismus, wie der „Rövcil", die „Marseillaise" u. a., die feicrndcn Ar beiter schon deshalb, weil ihnen jede Störung der Ord nung an sich willkommen ist, unter dcn maßlosesten Ausfällen gegen die „ Fabrikh-rrcn und Geldbaronc" natürlich in Schutz nehmen, verhehlen die gemäßigten Blätier ihre Mißbilligung des von einem einzelnen Arbeiter leichtsinniger Weise beraufbeschworenen St'ikcs nicht im Geringsten und lassen dem billigen Verhalten der Arbeitgeber, namentlich des Präsidenten Schneider, volle Gerechtigkeit widerfahren. So äußert sich das „Journal des Döbats" folgendermagen: „Also »veil ein Arbeiter, welcher sich, freiwillig od r nicht, aus mehrere Tage entfernt hat, bei seiner Nüctkebr die Arbeit, dir er die vorhergehenden Tage über nicht baite machen wollen oder können, einem andern airvertraut findet, unterbrechen mebr als 10,000 Menschen ihre Arbeit. In der Thal, wir können nicht glauben, daß so viele Familienväter lediglich ans einem solchen Grunde sich und den Ihrigen harte Entbehrungen und Noth aufcrlegen werden. . . , Wir sind der Ansicht, daß die Arbeiter die Lclaven und Opfer jener Wühler sind, die sie im Namen der Brüderlichkeit und der Glückselig keit des Menschengeschlechts ins Elend bringen. Hierin bestärkt uns die Nachricht, daß zwei Drittyeile der Feiernde:» ihre Arbeit wieder ausgenommen haben, so bald man die friedlicheren Elemente gegen die Führer deS Strikes wirkiam in Schutz nehmen konnte." Tagesgeschichte. Dresden, 27. Januar. D-m gestern Abend im königl. Schlosse siattgcfundcnea zweiten HvfballetKam merball) haben Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin und Prinz und Frau Prin zessin Georg, sowie Ihre Durchlaucht die verw. Frau Fürstin Adelheid Neuß j. L. beizuwohnen geruht. Der Ball begann um 8 Uhr und endete gegen 1 Uhr. Die Zahl der Anwesenden betrug gegen 300. Dresden, 27. Januar. Das heutige Ge Kurts» fest Ihrer Majestät der Königin Marie wird am königlichen Hofe durch ein bei Ihlen königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin siatt- findendcs Familicndiner gefeiert. Heute Morgen fand zu Ehren des Tages eine große Neveille statt amd die Wachtmannschaften haben den Paradeanzug ungelegt. Abends werden die öffentlichen Plätze durch Pyramid- stammen der Gascandelabcr erleuchtet sein. Dresden, 27. Januar. Die Zweite Kammer hat in ihrer hcutigcn Sitzung die Spcccalberathung über den das Eisenvahndecret betreffenden Bericht der zweiten Deputation (Referent: Abg. Cule) fort- gcsctzl. * Berlin, 26. Januar. Wie die „Pr. C." mel det, ist die Gesundheit des K önigs wieder so weit ge- klästigt, daß Sc. Majestät dcn Regicrungsgcschästen in voller gewohnter Ausdehnung obzuliegen vermag. — Se. kaijerl. Hob. der Erzherzog Karl Ludwig vcn Oesteircich ist Nachts 1 Uhr mittels Extrazuges der anhaltschen Bahn über Dresden nach Prag abge reist. Die „Prov. Corrcsp." schreibt: „Der Betuch deS Erzherzogs, welcher in der herzlichsten Weise mit dem königlichen Hause veikchitc, ist eine neue Bürgschaft für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dcn bei den Höfen und Staaien." — Bevor hcutc das Ab geordnetenhaus in die Tagesordnung eintrat, er klärte der Abg. v. Sybel, daß er die Beschlußfähigkeit des Hauses bezweifle. Es erfolgte hieraus namentlicher Aufruf, welcher die Anw scnhcit von nur 215 Abge ordneten ergab. Ta sich inzwischen jedoch ncch 19 Ab geordnete gemeldet hatten, die bei dem Namensaufruf noch nicht im Hause onwscnd waren, so konnten die Verhandlungen fertgcführt werden, weil die Beschluß fähigkeit des Hauses n..r die Anwesenheit der absoluten Majvriläi (217 Abgeordnete) erheischt. Den ersten Gegenstand dec Tagesordnung bildete die Fortsetzung der Berathung des Berichts der X. Kommission über dcn Eniwurf ein s Gesetzes über tun Eigeuthumserwcrb und di. dingliche Belastung der Grundstücke, Bc-gwe ke und s lbsistäneigeu Gerechiigkeiteu. Die GeNeealMbatte wurde wieder ausgenommen und sprachen gegen den Gesetzentwurf die Abgg. Reichensperger und Overweg, für deuselben die Abgg. Lasker und v. Schöning. Der Justizminister vr. Leonhardt griff in die Debatte nach d m Abg. Overweg ein. Der Regierungscommiffar, geh. Just zr ach vr. Förster, befürwortete die Annahme der Regierungsvorlage. Nach Schluß der Generaldebatte wurden in der Lpecialberathung noch die tztz 1—5 der Vorlage erledigt und mit großer Majorität angenommen. — D:e „Pr. C." schreibt: Zur Reform des Preß gesetzes war im Abgeordnetenhaus von Mitgliedern der Fortschrittspartei vor einiger Zeit ein Gesetzentwurf eingebracht worden, welcher die Aufhebung mehrer Be stimmungen des bisherigen Prcßzesetzes enthielt. AIS dieser Antrag gegen Ende November zur Berathung stand, erklärte der Minister des Innern Gras zu Eulen burg, daß auch die Regierung eine Aenderung der Prcßgesetzgebung für erforderlich halte, cs jedoch nicht für zuträglich erachte, nur mit einer Novelle (einem Zusatze zum Gesetze) vorzugehen, sondern das ganze Gebiet des Preßgesetzes bedürfe einer neuen Regelung. Er sei damit beschäftigt, einen solchen Entwurf aus arbeiten zu lassen, um denselben dann zur Berathung und Beschlußnapme des Staatsministeriums zu stellen und denselben wo möglich noch in der gegenwärtigen Session dem Landtage vorzulegen. Er könne freilich in dieser Beziehung nur Versprechungen geben, die seinen guten Willen beweisen, könne jedoch nicht ver bürgen, daß bei dem Stande der Arbeiten, die dem Staaisministerium und dcm Hause obliegen, der Ge- sitzcntwurf wirklich noch »n dieser Session werde vor gelegt werden. Infolge dieser Erklärung des Minister- wurde die Berathung ves gestellten Antrages einst weilen ausgesetzt. In voriger Woche wurde jedoch auf das Verlangen der Ant.agsteller oie Sache wieder aus genommen. Der von anderer Seite gemachte Vorschlag, mit Rücksicht auf die von der Negierung in Aussicht gestellte Vorlage, die Angelegenheit ruhen zu lassen, wurde abgelehnt und der von der Fortschrittspartei beantragte Gesctzemwurf ohne alle weitere Berathung angenommen. Der Entwurf gelangt "nunmehr zur Berathung und Beschlußnahme des Herrenhauses. ES ist nicht abzusehen, welches praktische Ergcbniß das Abgeordnetenhaus mit seinem Vorgehen zu erreichen gedachte. Während die Annahme deS von der Fort schrittspartei des Abgeordnetenhauses ausgehenden Ent wurfs im Hcrrenhause wohl kaum in Aussicht genom men werden kann, ist die Regierung jetzt fast in die Unmöglichkeit ve» setzt, ihrerseits mit einem Entwurf« hervorzutreten; denn cs erscheint gleich unthunlich, daß in dem Augenblicke, wo das Herrenhaus über einen Entwurf des Abgeordnetenhauses zu berathen hat, die Negierung einen anderen Entwurf im Abgeordneten hause vorlege, wie daß eine Regierungsvorlage im Herrrnhaujc als Gegenentwurf gegen den des Abge ordnetenhauses eingebracht werde. Das Abgeordneten haus hat demnach durch seinen Beschluß die Reform der Prcßgesetzgebung nicht gefördert, sondern nur er schwert." — Ein Artikel der „Prov.-Corr." über die Bera- thung der Keeisordnung bestätigt, daß die Negierung auf der Fortsetzung der Debatte bestehen und Mitte Februar eine Vertagung der Landtags sesj ion ein- lreten lassen will.— Wie verschiedene Blätter melden, ist der Termin für die Einberufnng des Reichstags jetzt auf den 25. Februar festgesetzt. Auch die Einbe rufung des Zollparlamcuts, „wenn auch für eine ganz kurze Ttätigkeit", wird der „Köln. Ztg." mit „voller Beslimmlbeit" gemeldet. Hannover, 25. Januar. Dem „Hrnnöv. Cour." zufolge hat der König aus freiem Antriebe den Ent schluß kundgegcben, allen noch in Frank:eich befind lichen welfisllren Legionären, wenn sie jetzt zurück kehren, vollständige Amnestie zu gewähren. Auch sollen ihnen d e erforderlichen Neiscmitttl angewiesen werden. München, 26. Januar. Im Vollzüge der letzt- willigen Verfügungen Sr. Majestät des Königs Ma ximilian ll. wurde, laut der „Corr. Hoffm.", aus Bestandtheilen des hinterlassenen Privatvermögens desselben em Fideicommlß errichtet, welches die Be zeichnung füort: „Prioatfamilienfideicommiß König- Maximilian ll. von Bayern". Se. Majestät der Kö nig hat dem Statute für dieses Privatfamilienfidei- FeuiUrlon. Kulturhistorische Literatur. Pascal, sein Le ben uud seine Kämpfe von Or. Joh. Georg Drey- dor ff, Pastor der nformirten Kirche zu Leipzig. L-iv- zig, Duncker nnd Humblot. 1870. gr. 8. X und 462 Setten. Dieses Buch ist nicht allein als ein interes. sanier Beitrag zur Culmrgcschichte des 17. Iah, Hun deris, sondern auch wegen seiner Beziehung zu den wichtigsten Interessen der Gegenwart von Beoeutung. Blaise PaScal, ein Wunderkind, denn als ncch un reifer Jüngling ein bewunderter Mathematiker,' darauf durch jcine an Gristesgabeu dem Bruder ebenbürtige Schw per, die schwärmerisch-fromme Nonne von kort ro7»I, Jaqueline, vom weltlichen Lebensgenuß zu einer liefern Auffassung des religiösen Lebens drkchrt, machte bekanntlich mil seinen weltberühmten l-ettre» proein- «>ie« zur Verthct^ignng des »n kort roxsl herrjcheu- den strengen Augusttnismus gegen die Jeluiten einen Reformationsversuch in seiner Kirche, der aber miß lingen mußt», weil er in der Kirche bleibcn wollte, welche seine tief innerliche mit der cvangelischen Lehre von der Sünde und Gnade verwandte Anschauung zu rückwies. Dte Jesuiten siegten: Jaqueline und deren Bruder (dieser erst 39 Jahre alt) rieben sich in schwe ren tnnrrlichen Kämpfen auf, und da» in der ersten Hälfte des Jahrhunderts so gefeierte, auf den auguste- ntschen JanjeuiSmuS gestützte Kloster kor» »07»!, daS »n asketischer WeUstucht die Waffen jansenistischer Wis- jrnschaftltchkeit und Energie bereu» gestreckt hatte, fiel als ein Opfer des Sicgcs der Jesuiten. Ader die llettros proriacmles blieben eine forlwirkende geschicht liche That; vor und nach Pascal ist niemals schärfer, christlicher, gcijt- und geschmackvoller gegen die Je suiten geschrieben worden.' Dies ist die Bedeutung des französischen Denkers auch für unsere Zeit. Der Ver fasser des oben angezeigten Werkes hat sich viele Jahre auf das Gründlichste mit dem Gegenstände seiner Dar stellung beschäitigt und gicdt eine sehr ins Einzelne gehende, Vieles berichtigende Schilderung des Lebcns- yanges und der Wirksamkeit seines Helden, indem er überall zu Nutz und Frommen der Gegenwart hervor hebt, wie Halbheit und Accvmmodativn, so wie duldende Resignation in solchen Kämpfen niemals zur wahren Befreiung führt, sondern nur dcn hierarchischen Geg nern zu verstärkterem Ansehen, zu frecherem Uebcrmuthe verhilft. In dieser Beziehung wird dem oft zu hoch gestellten Pascal sein bescheidener Ehrenplatz hinter dcn weltumgestalirndcn kirchlichen Reformatoren angewiesen. ES macht dem historischen Sinne des Verfassers alle Ehre, nicht, wie so viele Biographen, zu cimr Ueber- schätzung seine- mit liebevollem Verständnisse geschilder ten Helden verleitet worden zu sein. Mit echt christ licher Gesinnung, mit freiem, die Zeichen der Zeit beachtendem Geiste, mit scharfem phyologischcn Blicke und in ansprechender Form hat der Verfasser ein Bild deS interessanten Manne- entworfen, das vor Allem unbefangene Theologen aber auch gebildete Laten fes seln wird. Nur hätte Refer nt gewünscht, daß der Ver fasser ctwas kürzer gewesen wäre. Findet sich auch tu seinem Buche nirgends langweiliges Geschwätz, so würde doch das Buch jedenfalls für einen größern gebildeten Kreis gewonnen haben, wenn theils des Verfassers oft zu ausführlich angcdeutete Gedankenentwicklung beim Gestalten dcs Materials, thttls die manchmal zu brcite Analyse der überall zugänglichen Briefe Pascal's dcm Leser erspart worden wäre. Gegen Ende de» Werke» tritt dieS allerdings immer weniger hervor. Auch wer rin Kunstwerk schafft, wird ost erst in der Arbei! nach und nach ins r-chte Gleis kommen. —g. f Literatur. „Vom Gestade der Cyklopen und Sirenen. Briefe von W. Roßmann. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow. 1869." So zahlreiche und gute Reistw rke über Italien die deutsche Literatur besitzt, so beschäftigen sich dieselben meist nur mit Ober und Mittelttalirn. Companien und Stcilien werden in der Regel iehr stiefmütterlich behandelt Uud doch ist das Interesse drr gebildeten Welt an diestn Ländern kein geringes. Beide Länder stellen zur Reihe der allge mein interessanten historischen Monumente einen so unverhältnißmäßig großen Antheil, beide ragen auch mit Dem, was sie an sich d,u Entwickelungen der vor christlichen Zeit, zum Theil auch des Mitreialters be deuteten, so tief in da» Innerste unsrrr Bildung hcr»in, daß eine eingehende Erörterung fast jeder der wichttgcrn Fragen de» geistigen, religiöscn oder künstlerischen Le ven» nothwcndig über ihr Gebiet hinführt. Das unter dem obengenannten Titel erschienene Buch de» Hofrath- Prof. vr. Roßmann, welche- in fesselnder Wctse, in tieferer Auffassung und erschöpfenderer Darstellung, als cs meist zu geschehen pflegt, sich mit jenen Ländern und seinen Denkmälern beschäftigt, wird daher sicher willkommen sein. Der Verfasser bringt dazu eine ge diegene clajsische, historische und ästhetische Bildung mit, wie zugleich die nölhige Frische und Unbefangenheit des Blickcs für die Natur und daS Leben d.r Gegen wart Wie er sich namentlich cen Kunstschätzen Ncapel- gcgcnüber auf der Höhe der Wissenschaft zeigt, so weiß »r auch durch manchen charakteristischen Zug das dor tige gesellschaftliche Leben zu schildern. Roßmann ver lebte in Neapel den vorigen Winter unter sehr ange nehmen Verhältnissen als Erzieher dcs Erbprinzen von Meiningen, durch welchen ihm u. A. vergönnt ward, den Hof dcs kronprinzlichen Paare- von Italien kennen zu lernen. Doch der Hauptreiz deS gut geschriebenen Buches besteht earin, daß der gelehrte Verfasser seine Schilderungen in lebendigster Weise durch die alten Dichter und Historiker zu tllustrirrn verstanden hat, die von jenen denkwürdigen Stätten gehandelt, ihre Ge schichte übcrltcfcrt, ja ihren Ruf zum Theil erst selbst begründet haben. Und so kommt das Buch bcsonders dcm Bcdürfltiß Derer entgegen, welchen angesichts der campanischcn Kunstdrnkmäler und Alterthümer eine Auffrischung und Belrbung ihrer klassischen Remi. niScenzen wünschenswerth ist. * Musikdirektor JähnS bereitet «in Werk zum Druck vor, da- den Titel führt: „K. M. v. Weber in sein« Werken."
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