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Dresdner Journal : 19.02.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-02-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187002198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-19
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1870
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41. Somabend, den 19. Februar. 1870. I»mnir««m»,rets»r i» i,E N»»L» MKrU-k- «Tl»». ^Mrttck: 1 ., l» .. ttoottUcd: — „ 1b » 1» kr»«»»«» tritt läkrNvb S I'dlr. 8t«wv«-lxodUkr, »L»»«rk»lk ao-KorUU SuiLcke» Pott uoU 8t«iup«l»»»<:KI»? kimu »astrattavrets«: PNr 4«» ll»m» oioor -«»z-Iteuou Leil«: 1 1Iot«r äl« Lei,«: L Lrschetnrn: rtLU«b, wir Lu»n»m»<- Uo» 8ouo »UÄ 1«lott»U» bbooä« kür äoo kol^suäov Dns-ntrIomna!. Verantwortlicher Redacteur: 2. G. Hartmann. -MstrattnammlM» lmswürttr l.ttx»lU! t'» L»^»v«r»rr«,, Lomau«1»»R» Uo» llroxioor 0ooro»l»; -b-n«t»,.: n küni »I, Pi or» po,r; S»md»iU->»rl^ V>»I> i.,ip,j^-v»»o>-kr»iikkurt ». U. t V»»i > >» Lorlui ti«o> lv»'«c>>e »iiebb , Nir«»»»»»'» I»i„ -u, Itcooi.r» ^1»--»; 8r»m«i>: L. 8v»i.or^«z Nr»»I»u 8rt»i<,»ii«', ^iino», «r^uro»u, 0»«A», 81^» t«» r «», I r»ollkiirt » H.: ./-«<» ii'scbo Iluckk.; LÜ1» ^i>. It»i» »> >,. ?»ri» Uvl.l.1»» L6»., (8, )U»c<! ,it» I« Uoiirxo., ?r»x Pu poul.lv»'» Uuvblt». V>«n Oriui.l>r Herausgeber: Kvuig! pipoäitivn 6«» Drouäosr ^ouruul», lirvitiuv, Uuriooitku»»« Lko. 7. Amtlicher Theil. General-Verordnung an sämmtlichc dem Finanzminist rium Untergeber,e Casscn- und Rechnungsführer. Die Einziehung abgenutzter inländischer Silber- und Kupferscheideinünze betr. Zn Folge der Wahrnehmung, daß ein Theil der für hiesige Lande ausgeprägten Silber- und Kupfer- Scheidemünze bereits einen solchen Grad der Ab nutzung erlitten, Laß deren Nennwerth nicht deutlich mehr zu erkennen ist,w erden sämmtliche fiskalische Casscn- und Rechnungsführer hierdurch ermächtigt und ange wiesen, derartige abgenutzte Münzstücke — insoweit sie alS wirkliche inländische Gepräge sich charaktcnsircn — nicht nur in unbeschränkten Beträgen in Zahlung an- zunchmcn, sondern auch auf Verlange» gegen andere unbeschädigte Courant- oder Schridemünzsorten umzu- tauschen, die auf solche Weise eingewechselten Münz» stücke aber schlechterdings nicht wieder auszugebcn, son dern Behufs gänzlicher Einziehung derselben zu den au die Finanzhauptcasse einzusendenden Ucberschußgcldcrn mit zu verwenden. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern abzudrucken. Dresden, am 16. Februar 1870. Finanz - Ministerium. Frhr. v. Friesen. v. Brück. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Times.) Lage-geschichte. Dresden: Ballscst. Kammcroerhand- lungen. — Berlin: Vom Reichstage. Vorlagen beim Bundesrathe. — Stuttgart: Landtag einbe rufen. — Wien: Die Note nach Nom. Ans dem AdrrßaussLmsse. — Paris: Die Verhaftung Zu- sammcnrotlunmn. — London: Wahlakte. Unter suchung. — Kopenhagen: Vom Hofe. — St. Petersburg: Franzosen verhaftet. - Warschau: Censurwesen. Rabbiner Meisels f. Vermischtes. — Kvnstantinopel:Lcvanllpost.-Por1'auPrince: Prvcrß wegen Ermordung des Präsidenten. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten, (Bautzen.) Vermischtes. Beilage. LandtagSverhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 16. Februar.) Provinzialnachrichten. (Leipzig. Pirna. Plauenscher Grunv. Radeberg. Schellenberg.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 18. Februar, Nachmittags. (W.T.B.) Bei der heutigen Präsidentenwahl des Reichstags waren 155 Stimmzettel abgegeben wor den, darunter 9 unbeschriebene und 1 ungiltiger. Von den übrigen 145 Stimmen fielen 144 auf den bisherigen Präsidenten Or. Simson und eine auf den Grafen Schwerin. . Zum ersten Viccpräsidcntcn wurde der Herzog v. Ujest mit 14S von 153 Stimmen (3 Stimmzeuet waren unbeschrieben), zum zweiten Vicepräsidenten v. Bennigsen mit 101 von 150 Stimmen (32 Stimm zettel waren unbeschrieben) gewählt. Kein Gegen kandidat erhielt über 5 Stimmen. Der Abg. Wiggers und Genossen haben eine Interpellation folgenden Inhalts eingrbracht: „Ist dem Bundeskanzler die mrcklrnburgsche Landtags einberufung zum 15. Februar bekannt? Und welche Schritte geschehen dagegen?" Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 17. Februar, wurdeDonizetli'sOper „Lucia von Lammcrmoor" wilderholt, mit Frau Otto-Alvslcbcn in der Ttrelrolle und Herrn v. Witt als Edgard, die Beide in ihren Leistungen einen bedeutenden, durch fleißige Studien erlangten Fortschritt bekunden. Frau Otto-Alös te den hat sich mit cntschiednerer Phrasirung, schärferer Acccntuation, feinerer Tonnüancirung, geschmackvoller, graziöser Behandlung der Coloratur und der Verzie rungen in einem sehr ancrkennenswerthen Grade charak teristische Eigenschaften der italienischen Gesangewrife angerignet, die ihrer musikalisch korrekten Ausführung mehr Leben und Eolorit geben. Zugleich aber hat sic an Wärme, dramatischer Bewegung und Steigerung und im Spiel gewonnen, so daß ihre Wiedergabe der Lucia eine vorzügliche ist und ähnliche Partien ihrem Talente mit voller Berechtigung anvertraut werden können. Wie erfreuliche Resultate Herr v. Witt in seiner Fortbildung rasch errungen, ist schon mehrfach ausgesprochen. Auch sein Edgard zeigt das in über- laschender Weise, und manche dramatische Momente kamen im GesangSausdruck und im Spiel zu sehr ge lungener Wirkung. Zm Allgemeinen ist diese Partie noch mit einem brettern, geschlossnern Tragen der Töne zu singen, äußerlich ruhiger in der Behandlung und um so mehr die Stimmmittel beherrschend, aber vom intrnsivrrn AuSdrucke der Leidenschaft und deS Scelen- kampfe» tief bewegt. Hierdurch wird die ganze Hal tung de- romantischen, kühnen, Lüstern Schottenhäupt- liugs kramatisch domtntrendrr und charakteristischer. Die jetzige Jnsceuirung schwächt die Wirkung im zwei ten Acte. An der geöffneten Thür müssen dtr Mannen Edgard s erscheinen, bereit, ihn zu schützen und zu liberaler Verwaltung die Berechtigung beilege, wegen Thcilnahmc an geheimen Gesellschaften vcrnnheitte Personen nach Cayenne oder Algier zu deportiren. Der „France" zufolge wäre das Contingcnt für 1870 definitiv auf '30,000 Mann festgesetzt. Das Journal „Union" in Angers meldet, der Minister deS Auswärtigen, Graf Daru, habe in Sachen des GoncilS nach Rom nicht eine Note, sondern einen Privatbrief, und zwar an den Grafen Werner v. Merode gerichtet. Graf Daru hebe tn diesem Privatschrcibcn hervor, daß seine kirchliche Hingebung unzweifelhaft sei; doch wülde ein unkluges Vorgehen Les Coucils den fran- zösijchen Ministern eine schwierige Aufgabe bereiten, da die Regierung die öffentliche Meinung ernstlich be rücksichtigen müsse. Gcjvisse Acte des Concils würd n in den Kammern Verstimmung Hervorrufen. Die äußerste Klugheit erscheine geboten. Auch sei eine Vertagung wünschmswcrth, um den Gemüthern Zeit zur Beruhi gung zu lassen. Madrid, Donnerstag, 17. Februar, AbendS. (W T. B.) In der heutigen Sitzung der Gortes erklärte der Minister Rivero, die Regierung habe keine Ärnntniß davon, daß unter den Machten eine Allianz gegen Spanien sich vorbereite. Ucbri- gcnS sei es nothwendig, daß die definitive Consti- sollten, mit seinem Nachfolger eine völlige Umwälzung iu der bayerschen Politik cintreten zu scheu, so türfte diese Erwartung am Ende doch gründl ch getäuscht wer den. Ohne den Einfluß der Krone auf die Leitung der Politik in Betracht zu ziehen,- wird man getrost behaup ten können, daß schon aus eigenem Antriebe kein bay.r scher Minister die Verantwortlichkeit auf sich laden werde, Bahnen cinzuschlagcn, die mit dm stetig zunehmenden Drange nach naturgemäßer Entwicklung des nationalen Gedankens iu direktem Widerspruche ständen. Das nämliche G,fühl, das der Adrcßcommission den Satz in die Feder dlctirte: nie werde eine Verlockung zum Vcr lragsbruche beim Volke Bayerns Eingang finden, die ses nämliche G-fühl muß sich beim handelnden Staats mann!: um so m hr geltend machen, je mehr er in der Lage ist, die Consequcnzen seines Thuns zu überschauen und die Verantwortlichkeit zu erm ssen, die er usst je dem Schritte auf falscher Bahn gegen sein Haupt Hec aufbsschwört. Mag also der eventuelle Nachfolger des Fürsten Hohenlohe d n Ultnmontancn pcrsön'ich ncch so angenehm sein, was sie im Grund: ihres Herz ns wünsch u und ersehnen das wird so bald nicht in Er füllung gehen. — Auf den Vorwurf der bayerschen Dresden, 18. Februar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kommt heute auf die Adresse der bayerschen Kam mer der Abgeordneten zurück, deren „feindselige Tendenz gegen die seit 1866 nngescklag nc Richtung der nationalen Politik des Norddeutschen Bundes" rm- tuirung der Regierung baldigst erfolge, um eine derartige Gefahr zu vermeiden. In La Gran ja (Altcastiti-n, haben Gartistisckc Demonstrationen stattgefunden. Die Ruhe wurde leicht wieder hergrstellt. London, Donnerstag, 17. Februar, Abends. (W.T.B.) Im Unterhause erklärte der Unterstaats- srcretär des Auswärtigen, Otway, die Pforte bade alle angeblichen Truppensendungen nach Serbien deSavonirt. Otway theilte ferner mit, daß Spa nie» und Portugal einen Handelsvertrag angcbo- ten haben. Die Verhandlungen schweben noch; weitere Mittheilungen seien deshalb unstatthaft. Das vom Viceprüsidenten des GrzichungS comitös des Geheimcnraths, Forster, eingebracyte UnterrichtSgcsetz enthält nachstehende wesentliche Bestimmungen: Die Localbcbördcn müssen für biureichcndc Elemen tarschulen sorgen. Die Localsteucrn werden nöthigen- falls durch Ncgierungszuschüsse unterstützt. Das Schul geld ist ein sehr geringes. Die Regierung ernennt die Schulinspcctoren. Ein besonderes Untcrrichtsmini- st.rium wird nicht cingeführt. Der Religionsunterricht ist nicht obligatorisch. Die Localschulbchördeu sind zum Schulzwang ermächtigt. Die GrziebnngSbill fand im Unterhaust eine günstige Aufnahme. St. Petersburg, Freitag, 18. Februar. (W. T B.) Das „Journal de St. Pötersbourg" erklärt die von der ausländischen Presse verbreitete Nach richt von der Verhaftung des GcneralzolldirrctorS Fürste» Obolenski in Warschau für vollständig unbegründet. Washington, Donnerstag, 17. Februar. (W. T. B. Kabcllclcgramm.) Der Ausschuß für das Ausland hat dem Gongresse die strikteste Neutra lität in den Angelegenheiten Gubas empfohlen. Die Kreiconservativen haben den Gedanken au eine Adresse vorerst wiedtr fallen lassen. Sternberg, Freitag, 18. Februar. (W TB) Die Regierung von Mecklenburg Schwerin fordert die Zustimmung der Stände zu einer neuen Be- grenrung der ReichStagswahlkreise in sechs neue Kreise, von denen jeder zwei Landwehrcompagnie- bezirke umfaßt. Motive sind die unabgerundcten aegenwärtigen Wahlkreise und die Erklärung deS BundesrathS, das Bundeswahlgesetz werde für die diesjährigen ReichStagSwahlcn noch nicht vorgelegi werden. . Wien, Freitag, 18. Februar. (W.T.B) Den heutigen Morgenblättern zufolge wurde mit Un garn ein principiclles Einverständniß betreffs der Militärgrenzfrage, auf Grund des bestehenden O.uotenverhälnisseS und im Wesentlichen den An schauungen der ungarischen Regierung entsprechend, erzielt. Paris, Donnerstag, 17. Februar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS gesetz gebenden Körpers wurden mehrere Anträge ein- gebracht. Giraud bringt einen Antrag ein, wonach jeder Deputirte, welcher zur Einschließung ohne Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt ist, die Haft innerhalb des Gebäudes des gesetzgebenden Körpers be stehen und an den Berathnngen der Versammlung Theil nehmen darf.— Von Käratry wird ein Antrag eiu- gebracht, betreffend die Abschaffung der mobilen Na tionalgarde und eine ncue Organisation der Reserve. — Ein Antrag des Deputirte»Soul»eyran, betreffend eine den Eiscnbabnen zu leistende Subvention, wird a» die Bureaux verwiesen. Der Minister der Fi nanzen, Buffet, erklärt sich damit im Ganze» einver standen, macht jedoch bemerklich, daß er sich gegen die in Lem Anträge erwähnte Anleihe von 700 Millionen FrcS. erklären müsse. Die Sitzungen werden bis Mon tag vertagt. Paris, Freitag, 18. Februar. (W T. B.) DaS „Jourual officiel" publicirt einen vom Kaiser ßencbmigtcn Bericht des JustizministerS Ollivier, in welchem derselbe die Aufhebung des allgemeinen SichcrheitsgcsetzeS vom 8.December l85I voi schlägt. Der Bericht des Justizministers hebt hervor, es lei vci kennbar sei, und bespricht sodann deren Inhalt und LaS Lurch dieselbe herbeigeführtc E ntlassungsgcsuch an der Zeit, aus der Gesttzgcbung alle Spuren früherer Fürste» v. H ohculohc, mit Bezugnahme auf innerer Kämpfe zu entern,,». Es c»ichcrnc unzulässig>O-^e. Euöfjnuug Les norddeutschen Reichstags in folgcn- daß sich d'r Regierung In ruhigen Zeiten und unter der Weise: „Es ist mö lich, ja sogar wahrscheinlich, daß " " ' - - das berechtigte Verlangen des Fürsten v. Hohenlohe, nach der Enthebung von einer mit so wenig Dank ge lohnten Thäligkcit erfüllt wird, wenn aber Lie Gegner des bish eigen bayerschen Ministcrpräsiden'cn erwarten Adr sie, die Verträge mit Norddcntschland seien der Deu tung fähig, liegt in der Rcichstagsthronredc des Königs W lmlm ohne Zweifel die comp tmtcstc Erwiderung. Alle achtbaren Organe der öffentliche» Meinuug stimmen darin überein, daß dcr Grundgedanke der Thronrede in dem Latze gipfle, die Wehrkraft jedes Landes dürfe nur bestimmt fein, die eigene Unabhängigkeit zu sichern. In diesen wenigen, aber eben so großh-rzigen, wie un eigennützigen Worten ist Las P.ogramm der Politik des Norddculschen Bundes entbalteu, und wer wollte nach einer solchen Eiklä>ung noch die Stirn baben, Besorg- mß vor einer Allianz mit dem Träger jener Politik zu äußer», oder änglich »ach der Berechtigung zur Prü fung des VS8U» saeäeri« zu jammern. Eine solche Be rechtigung erijtirt bei den Bündnissen zwischen dem Hor den nnd dem Süden Deutschlands nicht, sie würde auch ganz zwecklos fein, nachdem den Regierungen und Völ- k.rn so lichtvoll drrgeiha» ist, in welchem Falle all in an die Macht des nationale» GcmeinsinneS appelltrt werden soll." Einen friedcathmcndcn Beitrag zur politischen Lage Europas gicbtdie Londoner „Times", indem sie in Anknüpfung an die Thronrede der Königin Victoria zwar da» überwiegende Interesse der Eng länder an innere» Angelegenheiten gegenüber der aus wärtigen Politik constatirt, dann aber sogleich betont, daß wichtige Ereignisse auf dem Eontinent, welche die internationalen Beziehungen zu compftcireu geeignet wären, dcnnoch di: cig«nc» Angcl-gcuheiten in den Hintergrund drängten, ja aus dieselben ihre Einwir kung nicht verfehlten. Im Augenblicke herrsche glück licherweise Windstille in dcr festländischen Politik. Wer sich erinnere, was die englische Presse iu der ersten Hälfte dicjcs Jahrhunderts gewesen, der uMtc über Lie Bcdcntung rrst mnt sein, welche ausländis^Blätter in England erlangt haben. Seit Beendigung der Napoleonischen Kriege habe die Bethclligung der Britten an den politischen Combinationcn des Festlandes be trächtlich nachgelassen; nicht geneigt, an den Unbillen dcr heiligen Allianz thätigcn Anthcil zu n-hmen, eben sowenig aber in dcr Lage, den leidenden Nationali täten etwas Anderes als seine platonischen Sympathien zuruwenden, babe Großbritannien sich unter ein System beobachnnd r Neutralität gefügt. Die Unterdrückung griechisch r, italicnijcher oder polnischer Patrioten sei den Engländern gewiß als eine große Calamität er schienen; aber Revolution und Krieg seien noch größere Uebel, und man habe jene als unvermeidlich hmge- uommen und sei dm Bourbonen, dem Papste, den Kroaten mro Kosaken für die Erhaltung des Friedens dankbar gewesen. Das große Problem der Befriedi gung der italienischen und deutschen Einhcits- und Machtbcstrebungcn habe eine weit weniger unheilvolle Lösung gesunden, als vorher befürchtet worden. 1859 und 1866 habe die Revolution in ihren heftigsten Geg nern Kämpen gesunden: Frankreich hab: Italien bei Solscrino das Leben wicd rgegeben, Preußen die na tionale Fahne bei Sadowa, wo ciue Schlacht drei der wichtigsten europäisch n Fragen entschieden, triumphi- rcno entfaltet. Durch diese von den Regenten der Völker ausgegangme Revolution sei es möglich gewor den, liberalen Aspirationen nachzugebcn, ohne die Con- tcole über Lie Umsturzelcmcn e einzubüßen, offenbare nationale Ungerechtigkeiten gut zu machen, ohne die Karte Europas umzugestalten. Diese große Verände rung in dell politischen Verhältnissen des Festlandes gestatte England die Conccntrirang seiner Aufmerk samkeit auf die i -nern Angelegenheiten. Die GPahr einer „Revanche für Sadowa" feiten Frankreichs fei durch dessen liberale Bestrebungen im Innern besei tigt; Italien plage sich hilflos mit Wiederherstellung seiner Finanz n ab; Oesterreich suche die Interessen eines einheitlichen Staatswesens mit den Forderungen widerstreitender Nationalitäten auszusöhnen; Deutsch land balancire locale Interessen gegen nationale Er rungenschaften; Lpani n endlich sei auf dcr Suche nach einem Monarch.n, als dem besten Mitt l, sich selbst von der Dictatur zu b freien. Keine offene Frage retten. So war di^sc Scene bei den Vorstellungen Ler Oper mit Moriani und Ler Unghcr arrangirt. Jedenfalls hat diese Oper hier seit langc nicht in den beiden Hauptpartien eine so gute und der Beach tung des Publicums cmpfchlcnswcrthc Ausführung ge sunden. Auch Herr Schafsganz — Lord Heinrich — bctheiligte sich löblich an dem Gelingen der Vorstellung. Aber er muß sein Stimmmatcrial maßvoller gebrauchen und vielmehr auf Veredlung desselben durch die Ton bildung bedacht sein, wodurch allein eine feinere und geschmackvolle Gestaltung des Vortrags möglich wird. Anch im Ensemble z. B. ist ein richtiges Vcrhältniß der Stimmkraft herzustellen, jo in dem des zweiten ActS, in welchem nothwcndig Edgard und Lucia Lomi- niren müssen. C. Banck. DreSdcn. Donnerstag, 17. Februar fand im Saale des „Hotel de Saxe" Las jährliche Conc ert der hie sigen „Liedertafel" unter Lcitung ihres Lieder- Meisters, Herrn F. Reichel, wie unter gütiger Unter stützung des Fräulein Jaschke, des Herrn Kammcrmusikus Castelli, des k. Hosschauspielers, Herrn Koberstein und unter Mitwirkung des Stadtmusikchors L cS Herrn Mn- sikdirectors Puffholdt, vor cinem zahlreich versammelten Publicum, statt. Das Programm dieses Conccrtcs, den Schöpfungen zweier Künstler, der Gegenwart ange hörend, gewidmet, begann mit „König OcdipuS" von Sophokles, nach der Donncr'schcn Uebcrsctzung — ver bindender Text von E. Dohm, von Herrn Hofschau- spieler Koberstein mit Wärme gesprochen, — tn Musik gesetzt von tz, Lassen. Lassen, bekanntlich zur Zeit Hof kapellmcistrr am Theater zu Weimar, gehört seinem Wirken, Streben und Schaffen nach der sogenannten neudrutschen, insbesondere der Schule Richard Wagner'-, an. Es muß anerkannt werden, daß Lassen mit diesem Werke einen außerordentlich glücklichen Wurf gOhan; cs ist durchaus selbstständig, frei von Neminisceiizen Liszt-Wagnrr'scher Tonmusc und b-sitzt Momente von ergreifender Wirkung und Schönheit. Außer cin-m würdig einfachen. Labet geistvollen, warm empfundcnc» Erfassen und Beherrschen des dichterischen Vorwurfs, bictct dcr vocalc wie instrumentale Theil Leo Werkes seine, interessante Züge, voll charakteristisch hervortrc tcndcr Klangrffectc und Gegensätze, und von allen im Laufe dieser Eonccrtsaison Largebotcnen Novitäten hat keine in uns einen so angenehmen, wohlthuendcn Nach klang hinterlassen, wie diese Compositton. — Den zweiten Theil des Conccrtcs bildete, wie den ersten, ein neues Werk, unter dem Titel: „Die Pilgerfahrt nach dem gelobten Lande", Dichtung von Hermann Waldow, Musik von Edmund Kretschmer. Der Com- ponist dieses Werkes, Hoforganist an hiesiger katho lischer Hoslirche, durch mehrere größere Voealcomposi tionen bereits ehrenvoll bekannt, bekundet auch in dieser neuen Compositton anerkenncnswerthcs, ernstes Stre ben, doch erreicht sic nicht die gleiche Höhe, wenigstens nicht tn Betreff dcr.Einheit des Stiles und der Frische der Erfindung, w'e seine „G isterschlacht oder Harald". Immerhin aber ist nicht zu verkennen, daß das ganze Werk technisch mit Geschick und Gewandtheit gestaltet und instrumcntirt ist, in Behandlung der Formen und Verarbeitung der Motive einen wesentlichen Fortschritt bekundet und Stellen enthielt, die Sinu und Gcmüth angenehm berühren. Die Ausführungen beider Werke — wobei der L.istung des Puffholdt',chen Musikchores lob nd zu gedenken - gereichen dcr Dresdner „Lieder tafel", wir der thätigcn Au»eauer ihre- Llcdermcistcrs, aufs Neue zu besonderer Ehre, denn sie waren in ihrer Gesammthrit ganz vortrefflich, iorgsältigst vorbereitet und tn den Tonschattirungen fleißig und geschmackvoll auSgearbcitet und der gespendete Beifall war ein red lich verdienter. Eben so rühmend verdient noch da- Bestreben dcr „Liedertafel", in diesen jährlich wiedrrkeh- rcndcn Coucerten möglichst Novitäten in das Programm aufzunehmen, hervorgehoben zu werden. Fräulein Jaschke, welche in dcr „ Pilgerfahrt" das Sopransolo übernommen, leistete Lob.nswcrthes; ihre Stimme ist nicht groß, aber von angenehmem Klange und ihr Vor trag ein befriedigender. Cg. — Morgen, als am 19. Februar, findet der dritte und letzte kunstgeschichtliche Vortrag des Hrn. Alfred v. Mollin statt. Das Thema desselben ist: Raphael »nd Michelangelo am Hofe Julius' II. und Leo's X. Durch die Kunsthandlung von Ernst Arnold wiid den hiesigen Kunstftcundcn gegenwärtig Gelegen heit geboten, Hans Makart's vielbesprochenes Ge mälde: „Die Pest von Florenz" oder „die sieben Tod sünden" kennen zu lernen. Das Gemälde ist von heute an auf kurze Zeit im Doublettensaal (Thüre l!) auf dcr Brühl',chen Terrasse öffentlich ausgestellt. Dresden, vc. Moritz Weinhold hielt im wis se ns ch östlichen CykluS am 14. Februar einen zweiten Vortrag über die gewerblichen Verhält nisse im Mittelalter, worin er das tn den Stärten sich entfaltende Handwerkerth.rm und Zunftwesen aüs- führlich:r schildert '. Einige Städte hatten tn römische» Verschanzungen und steh nden Lagern ihren Ursprung vorzugsweise in Süd- und Westdeutschland, andere im Mittlern und nördlichen Deutschland erwuchsen am Fuße oder im Umkreise von Burgen und Villen, die mnsten ab:r entstanden erst, und auch jene blühten erst auf, nachdem Heinrich I. begonnen, ihren Bewohnern br- sondere Freiheiten und Rechte zu gewähren, wodurch diese gegen Willkürlichkeiten und Bedrückungen einiger-
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