Delete Search...
Dresdner Journal : 23.02.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-02-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187002239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-02
- Tag1870-02-23
- Monat1870-02
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1870
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
'dir. tw 'dir. lbüv lppawte »«er«»« hier X» -ich« «In O«, tt-a Xu« »nl X» «idn- »« »x > m «la 's»«« -I «rl»n«e» > t-besitztt gtsuebt. Osserle nimm! reu» m « denen, efüdnich vni^nXi -««»»»< «<t« k»ri» «hrl r and ohne rdeu. al« >id« >o, ill <ji«. t »>« «icd Amtlicher Theil. Ansage. Auf allcrhöchstcn Befehl Seiner Majestät des König- wird der feierliche Schluß des gegenwärtigen Landtages Donnerstag, den 24. Kebrnar 187V Mittags 12 Uhr, in den Paradrsälen des Königlichen Schlosses stattfinden. Die Herren Staatsminister, sowie sämmtliche Herren der eisten und zweiten Classe der Hofrangordnung, in- gleichen die nicht im Dienste befindlichen Königlichen Kammerherren und Flügeladjutantcn, versammeln sich Mittags X12 Uhr in den Zimmern Sr. Majestät des Königs, zweite Etage de- Königlichen Schlosses, um von da Sr. Majestät dem Könige vorzutreten, wenn Allerhöchst Die selben Sich zum Throne und von demselben zurück begeben. Die Herren der dritten, vierten und fünften Classe der Hosrangordnung, sowie die am Königlichen Hofe vorgrsteüten, in der Hosrangordnung nicht begriffenen einheimischen Herren haben sich Mittags A12 Uhr in der zweiten Etage des Königlichen Schlosses einzu finden und begeben sich unmittelbar in den Thrvnsaal, an die ihnen dort anzuweisenden Plätze. Anzug: Uniform (6»ls). Dresden, am 21. Februar 1870. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 17. Februar. Seine Majestät der König haben den Besitzer des Rittergutes Böhlen, Rcgierungs- rath a. D. Anton von Helldorf, znm Kammerherrn zu ernennen geruhet. General-Verordnung an sämmtliche dem Finanzministerium untergebene Cafsen- und Rechnungsführer. Die Einziehung abgenutzter inländischer Silber- und Kupferscheidemünze betr. In Folge der Wahrnehmung, daß ein Theil der für hiesige Lande ausgeprägten Silber- und Kupscr- Scheidemünze bereits einen solchen Grad der Ab nutzung erlitten, daß deren Nennwerth nicht deutlich mehr zu erkennen ist, werden sämmtliche fiskalische Casjcn- und Rechnungsführer hierdurch ermächtigt und ange wiesen, derartige abgenutzte Münzstücke — insoweit sie als wirkliche inländische Gepräge sich charakteristren — nicht nur in unbeschränkten Beträgen in Zahlung an zunehmen, sondern auch auf Verlangen gegen andere unbeschädigte Courant- oder Scheidemünzsortcn umzu. tauschen, die auf solche Weise eingewechselten Münz stücke aber schlechterdings nicht wieder auszugeben, son dern Behufs gänzlicher Einziehung derselben zu den an die Finanzhanptcasse einzusendenden Ueberschußgeldern mit zu verwenden. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern abzudrucken. Dresden, am 16. Februar 1870. Finanz - Ministerium. Krhr. v. Friesen. v. Brück. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZritungSschau. (Englische Blätter.) TageSgeschichte. Dresden: Ballfest. Vom Landtage. Berlin: Vom Reichsrathe. Bundcsrathssitzung.— Kassel: Kirchliches. — Gotha: Hinrichtung. — Rudolstadt: Landtag. — Lübeck: Bürger schafts- sitzung. — Darmstadt: Protestantische Landesver sammlung. — Mainz: Bischof Ketteler gegen vr. v. Döllinger. — Wien: Vom Abgeordnetenhause. Tagesbericht. — Brüssel: Journale verurteilt. Vom Senat- — Rom: Ausweisung. Pasquille. Landtagsverhandlungen. (Sitzungen der Ersten und Zweiten Kammer vom 21. Februar.) yernennunaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Pirna.) Statistik und LolkSwirthschast. EiugcsandteS. Beilage. Landtagsverhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 18. Februar.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 21. Februar, Abends. (W T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses wurde bei der fortgesetzten Debatte über das Erwerbsteuergesctz die Bestimmung, daß der Arbeitgeber berechtigt sein solle, von dem Arbeit- nehmer die Steuern einznziehen, trotz der Ein spräche deS Ministers abgelehnt. (Vgl. unter „Ta- gcsgcschichte".) Paris, Montag, 21. Februar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS gesetzgebenden Körpers stand auf der Tagesordnung d,e Inter pellation JuleS Favre's über die innere Politik. Jules Favre verlieh bet Begründung der Inter- pellation seiner Genugthuung darüber Ausdruck, daß das Staatsoberhaupt anerkannt habe, wie der Wille der Nation, nicht der persönliche Wille seine Ent schließungen beeinflussen müsse. Es sei dies eine be deutende Thatsache, denn Nichts sei einer friedlichen Revolution vorzuziehcn. Selbst eine beschränkte Frei heit sei besser, als eine solche, welche durch heftige Kämpse gewonnen werde. (Beifall.) In unsern Tagen dürfe nur die nationale Souveränetat die Gewalt haben; jede Minorität, sei sie persönlich oder collectiv, welche der nationalen Souveräuetät Widerstand leisten wolle, sei als aufrührerisch zu betrachten und müsse bis zum letzten Blutstropfen bekämpft werden. Redner wirft dem Ministerium vor, bisher noch nicht den Beweis geliefert zu haben, daß es wirklich der Wille des Lan des sei, welcher die Regierung führe. Favre fragt schließlich das Ministerium, ob es dem Programme des rechten, oder des linken Centrums folge? Der Ktnanzminister Buffet erwidert, das Mini sterium halte sich an beide Programme. Buffet und der Minister des Auswärtigen, Graf Daru, bekäm pfen den Einwurf Favre's, daß beide Programme einander widersprächen. Favre wirft sodann dem Mi nisterium vor, es habe den Anlaß dazu gegeben, daß am 7. und 8. d. M. Blut gestossen sei. Graf Daru erwidert, vor Allem sei das Blut der Beamten ver gossen worden. Am Schlüsse seiner Rede tadelt Favre die ftatt- gehabten Verhaftungen und verlangt Revision des Mt- litärgesetzes, Reorganisation der Nattonalgarde und Auflösung der Legislative. „Wenn das Ministerium solche Reformen ausführt", schließt Redner, „werden wir cs unterstützen; wenn es aber die persönliche Re gierung auch fernerhin aufrecht erhält, wird es in uns unversöhnliche Gegner finden." Pinard sucht die Ausführungen Favre's zu wi derlegen und hebt namentlich hervor, daß die Auslö sung des gesetzgebenden Körpers nicht zulässig ist, so lange die Regierung und die Majorität der Kammer im Einvernehmen seien. Die Debatte wird sodann auf morgen vertagt. Paris, Dienstag, 22. Februar. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht den Bericht deS Ministers des Innern, Chevandier de Val- drome, betreffend die Decentralisation der Verwal tung, und die Zusammensetzung der Commission zu diesem Zwecke. Odilon Barrot ist Präsident der Commission, unter deren Mitgliedern Dupont, White, Guillaumin, Guizot und Prevost-Paradol sich befinden. Dem „Journal des D^'batS" zufolge schlägt der Seinepräfect in einem Berichte an den Mu nicipalrath eine Anleihe der Stadt Paris von 250 Millionen Francs vor. London, DienStag, 22. Februar. (W. T. B.) Graf Derb« hat die Führerschaft deS Oberhauses abgelednt und als Gründe seine Unerfahrenheit sowie Mangel an Temperament bezeichnet. Die Voranschläge für das Heer sind um 1,136,000 Pfd. St. und diejenigen für die Flotte um 746,111 Pfd. St. niedriger, als im vorigen Jahre. Dresden, 22. Februar. lieber die Thronrede des Königs von Preußen zur Eröffnung des nvrdbeutchen Reichstages läßt auch die englische Presse ihr Uriheil verlauten, welches sich hauptsächlich um das Berhältniß des Bun des zu Süddeutschland und theilweise um die Person des Bundeskanzlers dreht. Bemerkenswerth ist, daß nur die liberal-radicalen Blätter sich mit dem Gedan ken einer politischen Einigung ganz Deutschlands be freunden können, die conscrvativen Organe dagegen an der Thronrede mäkeln und von den vermeintlichen Plä nen des Grafen Bismarck sich gerade nicht sehr erbaut »eigen. So will der „Standard" nicht recht an die Aufrichtigkeit der Versicherung des Königs Wilhelm, daß alle Mächte ihrer bewaffneten Macht lediglich zum Schutze ihrer eigenen Unabhängigkeit bedürften, glau ben und fragt, warum Preußen dann nicht entwaffne, während doch England seine Ausgaben sür das Heer wesen beschneide und Frankreich Tausende seiner Sol daten nach Hause schicke? Bel der Bezugnahme der Thronrede auf den Prager Frieden vermißt das hoch- toryistische Blatt die Anerkennung der gegenüber Dä nemark übernommenen Verbindlichkeit der Restitution nordjchleswigscher Diflricte und zeigt sich besorgt dar- über, was den König und dessen Rathgeber bewogen habe, gerade jetzt die „brennende Frage" der Main überschreitung aufs Tapet zu bringen. Ob nun die königlichen Worte „großen Projekten des Grafen Bis marck zum Deckmantel dienen", oder eben nichts als Worte fein sollten, in beiden Fällen würden sie dem Mißfallen des „Standard" begegnen. — In ganz ver schiedenem Tone äußert sich der „Telegraph", der auf rin gutes Einvernehmen zwischen Frankreich und Norddrutschland, welches die erwünschteste Garantie sür Erhaltung des allgemeinen Friedens darbiete, aus den letzten Thronreden des Kaisers der Franzosen und des Königs von Preußen schließen zu dürfen meint und offen erklärt, daß „eine Fusion der Meinungen und Herzen zwischen Nord- und Süddeutschen" weit wich tiger sei, als eine „Confusion ihrer geographischen Gren zen." — Daily News" hebt zunächst den Gegensatz zwischen dem geschäftsmäßigen Schluffe des preußischen Landtags und der entschiedenen Sprache der zur Er öffnung des norddeutschen Reichstags gehaltenen Thron rede hervor und weift in Anknüpfung daran auf die Veränderung hin, welche seit der Schlacht von Sadowa „durch die Macht der Umstände, Bedingungen und Er eignisse" in dem „früher beschränkten Provinzialpatrio- tismus" des norddeutschen Bundeskanzlers zu Wege ge bracht worden sei. Während dem König selber und der feudalen Aristokratie vor einem Aufgehen Preußens in Deutschland eben so bange gewesen sei, als den süd deutschen Staaten vor einem Aufgchen in Preußen, habe der preußische Premier sich immer mehr und mehr in den norddeutschen Bundeskanzler absorbirt, und ob dieser Bund sich ftr einem größern Preußen oder ob Preußen sich in einem größern Deutschland verlieren solle, das sei nichts weiter, als ein Wortstreit. „Ob nun die Südstaaten einen Bund für sich bilden, oder ob sie sich einzeln näher an den Norddeutschen Bund anschlicßen: die materiellen und moralischen Interessen", erkennt das Londoner Blatt an, „können nicht von ein ander getrennt werden, und das Zvllparlament ist der praktische Beweis für diese unverletzbare Einheit des gemeinsamen Vaterlandes." — Die „Morning Post" nimmt dagegen ihren Ausgang von dem Tone der Seldstbeglückwünschung, der, wie sie sagt, in der Thronrede deS Königs mit Recht herrsche, denn die Staaten des Norddeutschen Bundes hätten sich „der unwiderstehlichen Logik der Thatfachen" gebeugt, seien ohne Klagen jeder vom Berliner Cabinet aus gegangenen Anregung gefolgt und schließlich von einem Bunde absorbirt, der sie ihrer Individualität vollstän dig beraube und thatsächlich zu Provinzen eines mäch tigen Reiches mache. Daß die Unificationspolitik auch über die Maingrenzc hinaus verfolgt werden solle, daß Preußen die nominelle Vereinigung von zwei getrenn ten Bünden, in Wirklichkeit aber die Schaffung eines Bundes anstrebe, der von einem einzigen ungetheilten Reiche praktisch nicht zu unterscheiden sei, habe der König in seiner Thronrede möglichst offen zugestanden; ob die andern Großmächte aber seiner Auslegung de- Prager Friedens zustimmen würden, müsse abgewartet werden. Jndeß habe der König, welcher die Zett für die endliche Errichtung eines ungetheilten deutschen Reiches für gekommen zu halten scheine, wohl Recht, wenn er die auf das Nationalgefühl und gemeinsamen Interessen gegründeten Beziehungen zu Süddeutschland für unabhängig von den wechselnden Wogen politischer Leidenschaften erkläre. — Man steht aus allem Obigen, daß die englischen Blätter den Worten der Retchstags- thrvnrede eine viel weiter greifende Bedeutung geben, als denselben anderweitige Auffassungen beigelegt haben. Bereits liegen zahlreiche Stimmen aus der irlän dischen Presse über die Gladstone'sche Landbill vor, mit deren Aufnahme, wenn die Anschauungen der ver schiedenen Blätter im Ganzen einigermaßen die öffent liche Meinung der „grünen Insel" wiedergeben, die englische Regierung kaum Grund haben dürfte, unzu frieden zu sein. Nur wenige Organe der ultra-natio nalen Presse fallen schroff abweichend über die Bor lags her. Die „Nation" nennt dieselbe eine blose Flickerei und erklärt es für die Pflicht der irischen Parlamentsmitglieder, den Ministern mitzuthetlen, daß sich die Agrarfrage auf diese Weise nicht lösen lasse. — Der „Jrishman" findet die Bill schlimmer, al- einen betrügerischen Fallstrick; unter dem Vorwande, die agrarischen Uebelstände zu entfernen, verstärke und legalisire sie die Tyrannei der Grundbesitzer; unter dem Vorwande, das irische Pachtrecht zu leqalisiren, zer störe sie es. — Einen entgegengesetzten Standpunkt scheint die „Cork Constitution" einzunehmen, welche die Bill zwar nicht für revolutionär ausgeben will, aber mehr Erfolg, als von den die schlechten Grund herrn bindenden Bestimmungen, von Maßnahmen gegen faule und unredliche Pächter sich versprochen haben würde. — Sehr kühl stellt sich die „Mornkug Mail" zu Gladstone's Project, welches keineswegs auf excep- tionell-irijchen, sondern auf allgemein durchgcführten Principicn aller Agraragesetzgebungen civilistrter Staa ten beruhe und somit eine Niederlage seiner eigenen Theorien tnvolvire. Das Blatt würde .ich freuen, wenn die Bill eine wirkliche „Friedensbotschaft" würde; des Friedens bedürfe Irland vor Allem, mit dem Frie den würde auch der Wohlstand sich einstellen. — Der „Cork Examtnrr" wagt nicht auf allgemeine Be friedigung zu rechnen, wünscht aber seinerseits dem Lande Glück zur neuen Stufe auf der Bahn des Fort schritts. — Der „Cork Herald" schätzt ebenfalls die Vorlage als liberale Billigkeit-Maßregel in einer sehr schwierig zu lösenden Frage. — Am günstigsten äußert sich die „Irish Times" wenn sie die Bill als eine „sorgfältig vorbereitete, staatsmännische Maß nahme" bezeichnet, welche gegen den Nothstand der ackerbautreibenden Klassen in Irland ankämpfe, ohne die „als Grundlage aller socialen Ordnung anzusehrn- den Rechte des GrundeigcnthumS" Preis zu geben. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Februar. Dem gestrigen Ballfeste bei Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und Feuilleton. K. Hoftheater. Montag, 21. Februar, konnte cndUch die zum fünfzigjährigen Künstlerjubi läum des Hrn. Hofschauspie lersPvrth bestimmte Vorstellung des neu einstutirtcnTrauerspiels „Struen see" von Michael Beer mit Musik von Giacomo Mcyerbeer stattfindrn. Mit Rücksicht aus den besonder« Zweck, den verdienten Veteranen unsrer Bühne in einer rhm besonders zusagenden Rolle austreten zu lassen, war die Wahl dieses Stückes eine sehr angemessene, und muß als solche um so mehr anerkannt werden, da sich damit eine vortheilhafte Bereicherung des Rcpertotr- nicht in Aussicht stellte. Herr Porth gab den Pfar rer Struensee, und der außerordentlich warme Em pfang des Publicum- wurde ihm ein ehrender Beweis allgemeiner neigungsvoller Achtung und der aufrich tigen Schätzung seines künstlerischen Wirkens. Ssine Wiedergabe der Partie war voll Phantasie in der Auf fassung, voll Wahrheit in der Durchführung, würdig und einfach in priesterlicher Haltung, herzlich und mit tiefbewegtem Gemüth des Vaters im Ausdrucke der Rede. Der lebhafteste Beifall und Hervorruf lohnte die vorzügliche Leistung. Herr Dettmer, wie wohl koch mit einer Indisposition seine- Organ- kämpfend, gestaltete den Grafen Struensee warm und männlich edel empfunden, und Fräulein Langenhaun gab ein echt weibliche- Bild der schwachen, etwa- beschränkt in ihrem Sinn geschilderten Königin Mathilde, mit Tönen de- seelischen Au-druck- in manchen Momenten von in nerster ergreifender Wahrheit. Eine meisterhaft charak- terisirrnde Leistung gab Frau Bayer al- Königin- Witwe Juliane, eine Figur, die in ihrem boshaften, rachsüchtigen und iatriguenhaften Wesen am gelungen- st« t» Drama gezeichnet ist. Auch die übrig« Par- ticn des persvnenreichen Stücks waren möglichst gut besetzt; an der trefflichen Gesammtdarstellung nahmen noch besonders gelingenden Antheil: Herr Winger als Graf Ranzau, die Herren Jaffe — Geh. Rath Schack, Walther — Gesandte Ketth, Meister — Schulmeister, und Fräulein Guinand — Detlev. Die Jnscenirung war mit Sorgfalt und Umsicht ausgesührt. Michael Beer erweist in der Anlage, Motlvirung und Entwickelung dieses Trauerspiels ein höchst gewissen haftes, der Kunst mit Ernst und Eifer zugewandtes Streben, ober seine poetisch - schöpferische Kraft reichte zur Ausführung nicht im Mindesten hin. Nur mit ohnmächtigem Können und halbem Gelrngcn wird das Bessere erstrebt. Ohne innern dramatischen Ausbau und ohne tiefere tragische Momente und dichterisch- entschleierte Eeelenclnfliete, — mit Mangel an wah rer Charakterzeichnung, an Gedanken und poetisch erho bener Ausdrucksweise kann sich keine poetische Gcsawmt- wirkung Herstellen. In der Handlung waltet statt raschen AortschreitenS rin. stete- Tardtrrn; aber da sie nur den Sturz drS nicht nur in seinem Charakter, sondern auch schon in seiner Stellung schwankenden Struensee schil dert, kommt sie doch um einen Act zu früh zur Haupt- katastrophe. Da- Stück schleppt sich sentimental und langweilig hin, und der gute Eindruck dramatisch-poin- tirter und mit talentvoller Gestaltung sich hervorheben- drr Momente wird dadurch abgeschwächt und aufgeho ben, daß keine einzige der Haupteffectstellen zum vollen Durchbruch kommt und ungehörige linkische Zusammen stellungen und rin Sink.« inS farblos Matte und Triviale immer wtrderkrhrrn. Es fei nur z. B. an den Aktschluß mit den dicttrtrn Worten: „Noch eh' der Ball vorüber ist—und wenn der Ball vorüber ist—dann — dann — dann" erinnert, die in Verbindung mit dem Nachdrucke der Musik Heiterkeit erregen. Mcyerbeer's Musik war ein Act brüderlicher Liebe, um des Verstorbenen Dichtung dramatisch zu stärken und zu schärfen, und ihr durch seinen Tonschmuck einen Platz im Bühnenrepertoire zu verschaffen, was auch in gewissem Maße gelang. Und cs war Meyerbrer hoher Ernst mit dieser Arbeit, an die er seine volle Kraft wandte. Schon die Ouvertüre, das größte, formell ab gerundetste unter seinen Orchesterstücken. in der er klassischen Stil und th«malische Entwickelung anstrebt, «weift das. Aber dieses beflissene Streben, und ein minderes Vertrautsein mit dem polyphonen Satz bringt mehr künstlich gejuchte und glänzende Mosaikarbeit in diese Musik als vollbefeeltes, mit Continuität und Schwung dcr Gedanken wirkendes Leben. Mcyerbeer bedurfte der steten Verbindung mit dramatisch bewegter Handlung. Die Vorschilderungen der Aktinhalte und Andeutungen der treibenden Momente des Stückes sind sinnrcich durchdacht, planvoll in der Musik geordnet und mit der geistreichen, virtuos effectuircndcn Technik deS MristcrS ausgesührt; auch nicht ohne Züge be kannter mantrterter Behandlung und äußerlicher instru mentaler Spielerei. Bedeutsam hebt sich die Musik vor, und im zweiten Acte mit dem Liede der Gre nadiere heraus, die elegante Polonaise, und von tieferm Wcrthr erscheint besonders die Musik vor dem letzten Acte, welche dir Ursachen zum Sturz Struensre's, die Liebe der Königin, die Gardenrevoltr rc. in den Motiven noch einmal recapttultrt. Die tnvrnttöse, fein au-gearbeitete Instrumentation verlangt eine sehr präcise, delikate und virtuosrnhaft sichere Ausführung, die ihr selten der Kapelle in vorzüglicher Weise zu Theil wurde. C. Banck. -f Am 1b. d. starb in Münchcn der aus Carrara gebürtige Bildhauer France-co Sanguinetti. * In Berlin starb am 20. d. M. Abends Professor Karl Gropius, geb. 1794, nach langem schweren Leid«. -s Aus Ulm meldet der „Schw. M." den Tod de» Dvmbaumcistcrs Thrän. Derselbe war einer der tüch tigsten Gothiker Deutschlands. " Die „Köln. Volksztg." berichtet aus Heidelberg vom 19. Februar: Prof. Nipp old ist vor einigen Ta gen in die hessen-darmstädtische Irrenanstalt Heppen heim verbracht worden. Seine Geistesstörung soll sich schon bei Abfassung seiner letzten literarischen Arbeit« gezeigt haben. 's Die von H. Masius bevorwortete deutsche Be arbeitung deS trefflichen Werkes I Michelct'S: „Die Welt der Vögel" erscheint gegenwärtig in einer zweiten Auslage. Dieselbe, von Giacomelli tllustrirt, wird in fünf Lieferungen ausgegeben. -s Eine möglichst vollständige Bibliographie der alpinen Literatur von 1869 beabsichtigt der deutsche Alpenverein dem zweiten Hefte seiner Zeitschrift beizu» geben. Zu dem Zwccke bittet der Redacteur der Ver- einspubltcationen, Th. Trautwein, Vereine, Redaktio nen, Verleger u. s. w. um schnellste Einsendung (durch die Lindauer'sche Buchhandlung in München) von Re gistern der Journale 1869 oder der betreffenden Num mern und Bände, sowie alle- Dessen, was mit dm Alpen überhaupt in mittelbarem oder unmittelbarem Zusammenhänge steht. 's Wie die „A. Ztg." schreibt, hat ein Bauer in Obrrsavoyen jüngst' beim Ackern eine kleine Bild- säule aus Bronze au-gegraben. Dieselbe befindet sich setzt in Genf in der dortigen AlterthumSsammlung und ist al» ein BacchuSbild au- der besten Zeit der aUm Kunst erkannt worden. Sie ist nur sieben bi- acht Zoll hoch und stellt sich den schönsten Sach« aus Pompeji zur Seils, warn, c Din««« Dittnuml ind nm di Lparal« de. irr Wass«. iLchmey lbft du Ho UUdtl Lier ist h n Enochs«, Mittel um Million« >ie Hesmu- e Kr»k, W al« et, lchr« i« 1 »eh»»« iii der tzr- u, und» »ar mUm- n die Sr- e ViUnunn »de» rr«^ «u«L ne« Dink, n, du dm« aie erreich die Äst» lusaesmdo, - EchmU. ch schnsch der Nutin zehn» b«, aulzetroe, n. Wo >i diese mH tlmann ßc »2. r M lhm, chre Ädnsj, ht'S Taubem M2. Mth, sitzend, he und Schach- Harle« ä» I» Dres-nerIMmal HMrUed: l Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann »nserairnannayme aunwtirw: k». S»a»e>»r»rri», Oummi»,lo»T» ck-a Dr«««Io«r ^ouro»I»r «i,er»i»».: tt. kxa, n», I-lvoxx rV>«nl.«>x»>x-L»»»l-krll»Iiturr ». U.: th Voa>» x. Vvrlin. lluolik., li»r»u»»»»-O Niir.n», Nr,w»n: L 8e»l.oer»; Nr»^n I, ^i,u.>nver-^ur«»u, 8ra» k b'x.rx»: rr»vlesurr » Nuokd.; USW: lr^»u,»:„ ?«.ri» Uvl.1.1»» L6»., (8, .l« l» No-n-o-j b» Uu«UU.r Vi«n ^r.. Oee«i.r». -erauraedrr^ LLuixl. tlipnititioll <t«» vr«,ao«r ^oaroal», U»riuo»tr»»a dlv. 7. lb „ Mdrliad- 6'rUle.-»»' ii 'm-. 8e«»n«l^»dutir, »»»»ordnld a»» dlorckei. Uuuii«!» t-- -d iU»<i 8temp» >r »»ekla^ di»»». Inler atenprmie. kUr äeo «io«r uv" 2eiw: I V»««r ili« Lvil« S kiLe erscheinen. lAssUaU, enit Lumilldm» -ier 8vu» aoN d' chdllllS» Nir lieo colxvueivll , dm 33. Februar. 1870
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview