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Dresdner Journal : 02.03.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-03-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187003020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-03
- Tag1870-03-02
- Monat1870-03
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1870
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w so. Mittwoch' dm 2. März. 1870. I» I««. »krliek: srdl-.—»r» ^1»krIIek: l .. lb „ Uon.llicd:— „ lb „ «ritt zLdrUok L l'HIr. 8tt»i>«Ia«büd», »u»-»rh»N> a«» dtorück öuoü««?v»t uaä 8tewp«I»<i»<:dI»Thi»-i> r»ser alt« »reise: kiir ä«o 8»onl «ioee ^«»p»Itsi»«Q Leit«: l Nff» vot«r „8iv»e»»Q0t" äi» 2«il«: Z ki^r. Lrschetur«: rirUck, mit Xll»o»bw» ä«r 8o»a vuü kils-wU», ^d«uü, Nie äeo kvlxsoä«» .»E. DreMerZoumal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. r»srraleiuninai,«r «miwürK: L«tpilU: k» 8».i«o»r»rr»», 6ommi,»1vaU» ck«i l)r«»üo»r ^oura»I»; »V«a6»o.: H. kvor'» i'o»r; N»mdL-a-I«rN» Vi»»-L«ii>»ix-N»»»l-rr»»k1Urt ». N : t Vooi.«!« NsrUii. vuoi-ili-'scd« Nnodk., Nrrinür»»', Nur«»», Uoool.i>« blu»»>-; Lr«me» L. 8car.k>rr»; Ur«»I»u U 8nxa>!«'» ^>iooa<:«li^ure«u, ,7>!K»», 811» sl »riu>!l7lirt »U.: ^-üUüii'sob« Nuudb.; Nöl»: ^o.liiUL»«,«, k»ri>: H.vt», i,L» rir«, tiui.l.iir« slOo., (S, ä« I» itour««); kr»g i'« 7:««i.Ll.o » Uucdd.? -ii.. Orr«e,i« qrrausgrbrr: Lörügl. klrpeäitioll ü«i I7rs»ün»r ^ouruiU», li^riso.tr».». lio. 7. Ämtlicher Theil. Dresden, 28. Februar. Seine Königliche Majestät haben de» zeithcr'gen Vorstand deS Gerichtsamts Nossen Aerichlsamtmann vr. Detlev Alexander Müller zum Henchtsralhe zu ernennen und dessen Versetzung in dieser Eigenschaft zum Bezirksgericht Dresden zu be schließen, hiernächst die Versetzung des Vorstands des GerichtSamtrs Lengenfeld Gertchtsamtmanns Ferdinand -nörich in gleicher Stellung zum Gertchtsamte Nossen »n genehmigen und den Assessor bei'm Gerichtsamte Adorf Angust Erdmann Forkel zum Gerichtsamtmann bei dem GrrtchtSamte Lengenfeld zu ernennen aller- guädigst geruht. Verordnung, die den Kirchenvorständen zum Behufe ihrer Legi timation bewilligten Rechtsvergünstigungen betreffend. Zur Vermeidung der Weitläuftigketten, welche für dm nach 8 18 Punkt 9 verb. mit 8 26 der Kirchen- vorstandS- und Synodalordnung für die evangelisch- lutherische Kirche des Königreichs Sachsen vom 30. März 1868 zur Vertretung des Kirchenlehns und der Kirchen- gemeinde berufenen Kirchenvorstand bei der Ausstellung von Urkunden, welche der gerichtlichen oder notariellen Anerkennung bedürfen, z. B. bei der Löschung« bewilli- gung oder Abtretung einer dem Kirchenlchn oder der -irchcngemeinde zustehenden Hypothek, dermalen inso- fern verbunden sind, als die Anerkennung solcher Ur kunden vor Gericht oder Notar von sämmtlichen Mit gliedern des Üirchenvorstandes bewirkt werden muß, sowie zur Erleichterung der Legitimation der jeweiligen Ktrchrnvorstandsmitglieder ist von dem Ministerium des Eultus und öffentlichen Unterrichts die Verleihung eines Amtssiegels an sämmtliche Kirchenvorstände be schlossen und zugleich die Auswirkung nachstehender Rechlsvergünstigungen sür dieselben in Anregung ge bracht worden: 1) daß die von den Mitgliedern eine- Kirchrnvor- stands vollzogenen und mit dem Kirchen Vorstands siegel versehenen Schriften zum Beweise der Echt- heU der Unterschriften der gerichtlichen oder no tariellen Anerkennung nicht bedürfen und inso weit den öffentlichen Urkunden gleich zu achten sein sollen, sowie 2) daß zur Legitimation der Mitglieder eines Kirchrn- vvrstandes nach außen die Bekanntmachung der Wahl derselben im Amtsblatte deS Gesichts, in besten Bezirk die betreffende Kirche Negi, aus reichen soll. Nachdem Sc. Königliche Majestät auf Vortrag des Ministeriums der Justiz die vorstehend unter 1 und 2 gedachten Rechtsvergünstigungen für die sämmtlichen Kirchenvorstände des Landes zu bewilligen geruht haben, wird von den unterzeichneten Ministerien Solches hier mit zur öffentlichen Kenntntß gebracht und zugleich für Alle, die es angeht, verordnet, sich darnach zu achten. Das milunterzeichnete Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts aber weist die Kirchenvorstände des Landes, welche von den verliehenen Vergünstigungen Gebrauch machen wollen, hiermit noch besonders an, nicht nur rin Siegel mit der Aufschrift: „Der Kirchen- vorstand (Bemnnung des Orts, resp. unter An gabe der betreffenden Parochie am Orte)* anfertigen zu lassen und ihrem Vorsitzenden in Verwahrung zu geben, sondern auch die Namen ihrer Mitglieder und später jede in den Personen der Mitglieder vorkom- kommende Veränderung im Amtsblatte desjenigen Ge richts bekannt zu machen, in besten Bezirke die betref fende Kirche liegt. Dresden, am 10. Februar 1870. Die Ministerien des Cultus und öffentlichen Unterrichts und der Justiz. von Falkenstein. Ur. Schneider. Fdlr. Bekanntmachung, die Aueloosung königlich sächsischer Staatspapiere betreffend. Die anderweitc öffentliche Verloosung der plan ¬ mäßig für den 1. Oktober 1870 zur Zahlung aus gesetzten 3proc. landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, 4proc. Staatsschuldeukassenscheine - - 1847, 3proc. Staatsschuldenkastenscheine - - 1855, nicht minder der den 1. Juli d. I. mit 3^ Procent Prämienzuschlag zahlbar werdenden 4procentigen sächsisch-schlesischen Eisenbahnactien wird am 14. März dieses JahreS und folgende Tage, Vormittags von 10 Uhr an im hiesigen Landhause I. Etage vorgenommen werden, was hierdurch bekannt gemacht wird, auch soll die Auszahlung der besage der Ziehungslisten vom 13. und 14. September 1869 im Termin Michaelis 1869 ausgcloosten und am 1. April 1870 fälligen Kapitalien der 31h landschaftlichen Obligationen v. I. 1830, - 41h Staatsschuldenkassenscheine - - 1847 und - 31b - - - 1855, ingleichen der mit dem Buchstaben L. bezeichneten, in der Be kanntmachung vom 1. September 1869 angegebenen, auf je 48 Thaler lautenden unzinsbaren Kammer kreditkassenscheine, sowie der ebenfalls am 1. April «. v. fälligen Zinsen nicht nur von vorstehend gedachten landschaftlichen Obli gationen und Staatsschuldenkassenscheinen, sondern auch von den als Schuld auf den Staat übernommenen Albertseisenbahn-Prioritätsobligationen lüt. 6. und lüt. 0. schon vom 14. dieses Monats an beginnen, von welchem Tage an die fälligen Kapi talien und Zinsen gegen Rückgabe der betreffenden Scheine und Zinscoupons bei der hiesigen Staatsschul denkasse und dei der königl. Lotterte-Dar!ehnskasse in Leipzig in Empfang genommen werden können; auch wird hierbei noch bekannt gemacht, daß von den un zinsbaren mit l-it. k. bezeichneten Kammcrkreditkas- senscheinen folgende für den Termin 1. October 1870 Nr. 10315. 10406. 10412. 11245. 11529 auf je 48 Thlr. — - — - lautend zur Zahlung ausgesetzt worden sind. Dresden, den 1. März 1870. -er Lao-tag»aorschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 1. März, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die zweite Berathung über den Entwurf eines Strafgesetzbuchs für den Nord deutschen Bund (vgl. die Benage) wurde in der heu tigen ReichStagSsitzung fortgesetzt. Für die Todesstrafe sprach der Abg. v. Thadden (konservativ); gegen dieselbe der katholische Priester Or. Künzer, welcher hervorhebt, daß Sachsens Vor gang einen guten Dienst erwiesen habe, da nunmehr Viele Bedenken tragen würden, in Theilen des Bun desgebiets die Todesstrafe wieder einzusühreu. Wa gener spricht für die Todesstrafe, inoem er gegen Lasker polemistrt; Genast gegen dieselbe. Berlin, Dienstag, 1. März, Nachmittag«. (W. B. T.) In der heutigen Reichstagssitzung nahm bei der Debatte über die Todesstrafe auch der Bun deskanzler Graf BiSmarck das Wort. Der Herr Bundeskanzler äußerte: Die bisher ge hörten Argumente können nicht dazu beitragen, die Ueberzeugnng der Bundesregierungen für Beibehal tung der Todesstrafe zu erschüttern. Es sei keines wegs sicher, daß die Verminderung todeswürdiger Ver brechen nicht die Folge der beibehaltenen Todesstrafe sei. Die Abschaffung der Todesstrafe beruhe bis jetzt auf geringen Erfahrungen beschränkter Gebiete. Die Todesstrafe könne später abgeschafft werden, wenn auch daS Strafgesetzbuch dieselbe mit eingeführt habe. Warum wolle man jetzt die Einführung des Straf gesetzbuchs erschweren? Wenn zugegeben wird, daß cs sich um den Schutz der Bürger handelt, warum wolle man diesen Schutz kürzen? Die Gegner der Todesstrafe seien meist Ji risten, ihre Gegnerschaft basire wohl in dem St»eben, die V-rantworlichkeij für die Todcsurtheile los zu werden. Man möge den norddeutschen Bürgern nicht d n wohlverdienten L>chutz aus kränkelnder Sen timentalität versagen. Graf Bismarck glaubt nicht, daß der Entwurf des Strafgesetzbuchs nach Verwerfung der Todesstrafe die Majorität des Bundesraths finden wird. Das Strafgesetzbuch würde also dann für diese Session verloren sein. Graf Bismarck weiß nicht, wie die übrigen Regierungen denken; er weiß nur, daß Preu ßen mit allen seinen Stimmen und mit seinem vollen Einfluß sür Beibehaltung der Todesstrafe eintritt. Der Bundesrath handle nach Instructionen der Sou veräne. Nachdem sodann noch die Abgg. Frie» und Graf Bethusy-Huc für Aufhebung der Todesstrafe, Abg. v. Diest dagegen gesprochen, wurde die Debatte geschloffen und bei der Abstimmung die Strei chung der Worte „mit dem Tode" mit 118 gegen 81 Stimmen angenommen. Karlsruhe, Montag, 28. Februar, AbendS. (Corr.-Bür.) Die „ Karlsruher Zeitung " erklärt, die badensche Regierung sei dem LaSker'schen An träge fremd. Die Politik der Regierung basirt auf den Landesintereffen, die Regierung wird aber in ihren Hoffnungen durch die wiederholten Er klärungen BlSmarck'S bestärkt, daß die gegenwär tige halbe Einigung Deutschland« kein Definiti- vum sei. Wien, Montag, 28. Februar, Abend«. (Eorr.- Bür.) Die „Wiener Abendpost" sieht sich gegen über den Correspondenzen in Provinzialblüttern, welche da« Lerbältniß de« Reichskanzler« zum ciSleithanischen Ministerium zum Gegenstände der gehässigsten, von gänzlich unbegründeten Voraus setzungen ausgehenden Erörterungen machen, ge- nöthigt, alle jene Ausstreuungen behufs der Fäl schung der öffentlichen Meinung al« Verleum dungen zu brandmarken und diese kategorische Er klärung auf etwa noch nachfolgende Gerüchte in dieser Richtung auSzudehnen. Wien, Dienstag, 1. März. (Corr -Bür.) Die „Wiener Zeitung" enthält die Nachtragsconven tion deS österreichisch - englischen Handelsvertrags. Weiter enthält das amtliche Blatt die Ernennung de« SectionsratheS Erb zum Ministerialrat- und rPreßleiter. In Prag erfolgte gestern Abend feiten des StadtverordnetencollegiumS die fünfte Bürgermei sterwahl seit September vor. I., und fiel diese end- lich auf einen Nichtdeclaranten. 87 Mitglieder deö Collegiums waren anwesend, und fielen 62 Stimmen auf den gewesenen Bürgermeisterftellver- tretcr Franz Dittrich, der die Wahl dankend an nahm. Point-de-Galle,DienStag, 22. Februar. (W. T. B.) In der Nähe Aokuhamas ist der Dampfer „Bombay"mit der amerikanischenE orvette „Qneida" zusammengestoßen. DaS letztere Schiff sank, 12V Menschen ertranken. Dresden, 1. März. Wir haben gestern unsern Lesern einen Artikel der „Weser-Zeitung* über die Retchstagssitzung vom 24. Februar mttgetheilt, in welchem allen Ernstes die Ansicht ausgesprochen wurde, der bekannte Antrag des Abg. Lasker habe „einen Erfolg über alles Er warten* gehabt: der Bundeskanzler habe in seiner Rede die Nationalliberalen „crmuthigt*, indem er ihnen „den Punkt anzeigte, wo sie den Hebel anzusetzen hätten, um mit ihm gemeinsam das angefangene Werk zu krönen*. Wir bezeichneten diese Ansicht schon gestern als eine „neue*, und in der That scheint sie auch aus schließliches Eigenthum des genannten Bremer BlattcS bleiben zu sollen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", deren Beziehungen zum preußischen Mi nisterium bekannt sind und die, wie schon gestern be merkt, vom großen Publicum jpecicll als das Organ des Bundeskanzlers angesehen wird, bringt nämlich an der Spitze ihres heutigen Blattes einen Artikel, der hierüber ziemliche Klarheit verbreitet und einem Ab sagebriefe an die Nationalliberalen sehr ähnlich steht. Es heißt in demselben: „Wenn die nationalliberale Presse uns mittheilt, daß ihre Partei dem Bundes kanzler die Freundschaft aufgekündigt habe, so würde dies auf Gegenseitigkeit beruhen, wenn man nicht besser sagen müßte, daß die Partei die ihr gewordene Kün digung angenommen hat. Denn man kann wohl aus d.r Rede des Grafen Bismarck entnehmen, daß die Urberzeugung längst bei ihm festgcstandeu, daß er aus einer im Großen und Ganzen so unzuverlässigen Partei eine Majorität nach constttutionellen und parlamenta rischen Principien nicht bilden könne- Wenn er sich auf eine solche Partei, wie dieselbe es verlangt, stützen wollte, so hieße dies nichts Anderes, als seine Stel lung als Bundeskanzler und Minister des Auswärtigen aufgeben. Ob liberal, ob nationatllberal — auch dies mal werden wir also den Versuch des Liberalismus, zu einer staatsmännischen Geltung zu kommen, an den beiden alten Grundübeln dieser Partei scheitern sehen: der Doctrin, die dem praktischen Staatsleben keine Rechnung trägt, und der aus derselben entspringenden Selbstüberschätzung." Die „Nordd. Allg. Ztg." weist dann darauf hin, daß sich „der Liberal,smus niemals in einer günstigern Position befunden, als auf dem Boden, den die Politik des Grafen Bismarck ihm ge schaffen hatte", und giebt in kurzen Worten die Ent stehung der nationalliberalen Partei, „dieser Partei, welcher eine so dankbare Rolle in unsrer staatlichen Entwickelung Vorbehalten gewesen wäre, wenn sie mcht zu der einigermaßen irrigen Anschauung gelangt wäre, daß sie bei Sadowa geschlagen und gesiegt hätte und daß cs zur Vollendung ihres Etnheitswerkes nichts weiter bedürfe, als Proclamationen, Zeitungsartikel und Kammerreden.* Das preußische mimsterielle Blatt schließt seinen Artikel mit folgenden Worten: „Welches wird das Ende der Partei sein? Die LVahlen werden Antwort darauf geben. Wie immer und überall wird auch dieser nationale Liberalismus sich in seine ur sprünglichen Bestandtheile auflösen und seine berechtig ten Elemente einer wirklich regierungsfähigen Partei abgeben; die andern werven sich mit dem Rabicalismus vermischen, zu welchem der Liberalismus ja steis gra- vttirt, und dessen Attractionskrast zu widerstehen nur eine ausnahmsweise Kraft und Begabung vermag, die dann in diesem glücklichen Falle doch nur eine ijvlirte Stellung außerhalb des frischen, blühenden Lebens des Staates einnehmen kann.* — Die „Zeitung für Norddeutschland", das Organ der Nationalliberalen in Hannover, sagt über die Reichstagsdebatte vom 24. Februar unter Anderm: „Die Behauptung des Grafen Bismarck, daß die Verträge die süddeutschen Staaten ebenso militärisch fest an den Norden knüpfen, wie der Eintritt in den Bund, ist das Ueberraschenoste, was seit lange öffentlich ausgesprochen worden. Es ist doch mindestens klar, daß die Ersetzung der Zugehörig keit zum Bunde durch die Verträge die süddeutschen Staaten jenen verderblichen, aufreibenden, das ganze innere Staatsleben zum Stillstand bringenden Schwank ungen und Agitationen preisgiebt, in denen Bayern und Württemberg sich umtreiben und deren Herbeifüh rung auch in Baden nicht außer jedem Bereiche der Möglichkeit liegt." Und die „Nat ton al-Zeitung", welche den Artikel ihrer hannöverschen Kollegin repro- ducirt, fügt demselben folgende Schlußworte hinzu: „Die von der „Ztg. f. Nordd." bezeichnete Wirkung, welche das Auftreten des Grasen Bismarck auf die Volksstimmung in Süddeutschland üben muß, scheint uns vorerst unvermeidlich. Wir wissen ihr nicht an ders entgegen zu treten, als indem wir die Zuversicht erwecken, daß die Sache der Nation eine viel zu große ist, um an den Willen eines einzigen Mannes gebun den zu sein." Tagesgeschichte. Dresden, 1. März. Gestern Abend hat in den Paradesälen des königlichen Schlosses der letzte dies jährige Hofball stattgcfundcn, welcher von circa 5M Personen besucht war. Demselben haben auch Ihre Durchlauchten der regierende Fürst Reuß j. L. Hetn- FeuMeton. Literatur. Während die politischen Kreise St. Pe tersburgs und Moskaus, wie unsre Leser den im „Dresd ner Journal* unlängst mitgctheilten Auslassungen her vorragender dortiger Blätter über russische Politik entnommen haben werden, die nationalen Bestrebungen der Polen nicht aus den Augen verlieren und als bedeutsames Gegengewicht gegen dir bestehende Hin neigung der nordischen Macht zu einer inniger« Ver ständigung mit dem polenfreundlichen Frankreich hin- stellen, ist in BreSlau unter dem Titel: „Russisch- Polen und die osteuropäischen Interessen. Ein Mahnruf an daS Jahrhundert von C. P." eine Broschüre erschienen, welche sich eingehend mit der gegenwärtigen Lage und der Zukunft Polens beschäftigt und, einer deutschen Feder entsprossen, einen neuen Beleg dafür abgirbt, daß die Träume einer deretnstigen Wiederherstellung deS Reiches der Piasten nicht bloS im polnischen Köpfchen spuken, sondern auch bet Freun den wie bet Gegnern der unglücklichen Nation einiger maßen an realem Boden gewinnen. Nachdem der mit den Verhältnissen Polens wohl vertraute Verfasser im ersten Theile der Schrift eine scharfe Kritik deS dort in Uebung stehenden Verwaltungssystems auf dem politi schen , kirchlichen und UnterrichtSgebirte und et» trübe- Bild der drmoraltstrenden Wirkungen desselben entwor fen hat, sucht er im »wetten Theile die Frage zu be- antworteu, wie einem solchen Zustande completer „Des organisation und Anarchie* abgeholfcn werden könnte. Der Verfasser erachtet „für eine menschenwürdige, auf die Dauer erträgliche und eine geordnete Entwickelung verbürgende Weiterexistenz des „„Wcichsellandes** die Trennung desselben von Rußland* als „unumgängliche Bedingung". Während aber eine Verbindung Polens mit einer der beiden andern angrenzenden Großmächte „neue Jnconvenienzen und Mißverhältnisse schüfe", auch wohl an dem Widerstreben der Nachbarn scheitern müßte, würde die Wiederherstellung des Congrehkönig- reichs Polen von 1815 zu einer selbstständigen Existenz „die polnische Nation zu befriedigen vermögen und dem allgemeinen Interesse entsprechen", ja die Interessen aller Betheiligten — Rußland nicht ausgenommen — wesentlich fördern. Wir überlassen dem Verfasser, die etwas problematische Aufgabe, die im Besitze polnischer Landestheile befindlichen Großmächte, namentlich Ruß land, von den Vorthrilen eines Verzichtes auf diesel ben zu Gunsten der Gründung eines neutralen Staa tes polnischer Nationalität zu überzeugen, und deuten nur kurz auf dir schweren Hcmmuiffr hin, welche dem interessanten Projecte einerseits durch die tiefe Kluft zwischen dem polnischen Adel und den zahlreichen bäuer lichen Bewohnern des WeichsellandeS, sowie durch die Schwierigkeit, gegen weitere AnnexionSgrlüste der pol nischen Patrioten auf Lithauen u. s. w^ Garantien zu bieten, erwachsen würden. Jedenfalls wird man die mit großer Sachkrnntniß und Gedankenschärfe geschrie bene Broschüre, so utoptstisch auch noch Manchem deren Eonclustonen erscheinen mögen, nicht ohne lebhaftes In ¬ teresse lesen und nicht, ohne mannichfache Belehrung empfangen zu haben, aus der Hand legen. C. S. Hx. Unser Voigtland ist noch immer voll von echter naiver Volkspoesie. Allerdings schwindet sie ab gesehen von den wohlgemeinten aber oft unverständigen officiellen Eingriffen mehr und mehr mit der nivelli- renden Verbreitung der allgemeinen Cultur, und es wird hohe Zeit, daß auch hier wie anderswo der poe tische Schatz von den Literarhistorikern eingeheimst und aufbewahrt werde, ehe er ganz verloren geht. Glück licherweise haben die voigtländischen Volkslieder an Herrn vr Dunger, Lehrer deS Vitzthum'schen Gym nasiums, einen getreuen Hüter gesunden, der nicht nur auf der Höhe der deutschen Sprachwissenschaft steht, sondern auch mit feinem Sinne begabt die Lie der und Schnaderhüpfel seinen Landsleuten abzulauschen vermocht hat. Wer es versteht, die in einem Hader geschäfte arbeitenden Frauen und Mädchen durch ge- müthliche Unterhaltung dahin zu bringen, daß sie zu sammen zu singen anfangen und dann Stunden lang fortsingen, so daß der stenographirende Zuhörer fort- während mit gespannter Aufmerksamkeit nottren muß, der versteht es den vorhandenen Stoff zu sammeln. Herr Dunger wird die voigtländischen Volkslieder berausgrben; al» Vorläufer hat er bet Neupert in Plauen rin Heftchen über Dialekt und Volkslied de- Voigtlandes herausgegeben. Zum Schluß einige Proben: Du flachshaarctS Madel Dich hau uh so gern, Ich könnt' wegen Dein Flachskopf Glei a Spinnrädet wer'n. Mei Herzel ist treu, Js a Schlüssel derbei, Und a aoziger Bu Hot den Schlüssel dazu. Mei Schötz is ka Zucker, Drum bin ich froh, Sunst hätt' ihn längst gegen, Sue ho ich 'ne no. Mei Schatz iS dies mit mir, WaS net, worum: Wenn er net gut werd' Do breng ich mich um. oder mit der Variante: Weil er a Esel iS Und a so dumm. * Laut einem Telegramm der „Hamb. Nachr.* aus Kopenhagen ist der auch in Deutschland, besonders durch sein Drama „König Renö's Tochter" bekannte Dichter Prof. Henrik Hertz am 25. Februar, 72 Jahre alt, nach kurzem Krankenlager gestorben. * Im Erscheinen begriffen ist eiu Echriftchcn, das fich „Erinnerungen an Henriette Hendel-Schütz* betitelt. Der ungenannte Herausgeber, der sich tm Besitz mancher Aufzeichnungen der berühmten Künst lerin über ihre Lebcn-schtcksalr befindet, mit welcher er persönlich befreundet war, glaubt eine Pflicht zu erfül len, wenn er, auf echte Documente gestützt, eine wahr ¬ heitsgemäße ErtnnerunaSschrift zu Ehren der Genann ten der Oeffentltchkeit übrrgirbt.
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