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Dresdner Journal : 14.04.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-04-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187004141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-04
- Tag1870-04-14
- Monat1870-04
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 14.04.1870
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V 8S. - > .,»v»nrmnN«v^^r» I» »Orga 0<r»<l„i -gb-I»-!,. Ütblr — «»' l^jilli-Iivk. I „ >!> »> Non-UIeb:— „ lb „ t» «i-itt^ilb-Ilod 2 tllkr >i. iov, I^«l>iib«, äu» L> >><tü Viiu.I«« ?o-t- uns 8tvuip«l»u»<:kl»Lluo»a „leraunprktsr: ä-o «»ow «i»<-r s«,p»Ite»ev 2«it»; 1 btssr votor „klluge,»vat" äi« Leit«: » H»r. «rscheenrn: rt^Iick, wir »n,a»bn>« ä-r 8ui>Q aoä äll«»ä» kür ä«o solx«o<t«u 1»r DomerStag, dm 14. April. —-— — - b z --—— - i' - - * Dres-nerIoumal. Verantwortlicher Kedacteur: Z. M. Hartmann. 1870. >»str«u»aimntz«e «u»wän« k'» 8»»»o,i»rr»», t)ow»>i,»lo»kr ä«» l)re»<io«r .loucu»!-; «t><-aä»».: K ke-chl.'!», b'u-ii N»w»>ltr»->«rU»^ »I-7r»»kkurt ». A.: » Vooc»», L«rUo O-ui-cv-'-ib« ttuLÜK., Nrruuitr»»'« pur«»u, Uoovl.-» ölo-»»! Lr«m«i> t). 8e»>.orr,» Ur»»!»»: L,. 8r^«a>!«'» Xnnouo«»'^ur«»u, ll»»»», Ni»t t ^»»v»»; kriullleurt »-H-: ll-»c,»»'»«:k« Nuckü.; LSI»; Xv N.oi.r», k»rr»: 801.1.1»» sc 60^ (S, ?l»e« ä, l» L»ur,»)j kr»x t ». Uiivbt».! V,.»: Xi.. 0->,»l.c» q«rau»grber. kkönixt. Lipeäitiou ä«» vr«»6osr ^ourn»I«, vr«»ä«ri, öt»rg»r«tbeox»i»s Ko. I Amtlicher Theil. Dre-den, 7. April. Seine Königliche Majestät haben zu genehmigen allergnädtgst geruht, daß der Advokat Otto Kohl in Chemnitz bas von Seiner Durch laucht dem Fürsten Heinrich XXII. Reuß L. L. ihm verliehene Prädikat . geheimer Hofrath " annehme und führe. Dresden, 13. April. Se. Königliche Majestät haben aUrrgnädigst geruht, den Commandeur des Pion- nier-Bataillons Nr. 12, Major Andree, zum Gcnie- Directvr und den aggr. Major Klemm genannten Bataillons zum etatmäßigen Major und Commandeur desselben zu ernennen. Bekanntmachung Nachdem Seiten des Vorsitzenden des Bundesrathcs des Deutschen Zollvereins die nachstehende Bekannt machung erlassen worden ist, so wird solche hiermit für das Königreich Sachsen veröffentlicht. Dresden, den 11. April 1870. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, von Friesen. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die in Nr. 9 des Bundes gesetzblattes verkündete Allerhöchste Präsidial - Verord nung vom 8tcn dss. Mts., durch welche das Zoll Par lament berufen ist, am Donnerstag den2l. April d. Js. in Berlin zusammen zu treten, mache ich hierdurch bekannt, daß die Benachrichtigung über den Ort und die Zeit der Eröffnungssitzung in dem Büxeau des Zollparlaments, Leipzigerstraße Nr. 75, am 19. und 20. " pril o. in den Stunden von 9 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und am 21. in den Morgenstunden von 8 bis 10 Uhr offen liegen wird. In diesem Büreau werden auch die Legitimations karten für die Eröffnungssitzung ausgegeben und alle sonst erforderlichen Mittheilungen in Bezug aus dieselbe gemacht werden. Berlin, den 9. April 1870. Der Vorsitzende des Bundesraths des Deutschen Zoll vereins. (gez.) v. Bismarck. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Allgemeine Zeitung. — Augsburger Postzeitung. — Pfälzer Zeitung. — Donauzettuug. — Volksbete.) Lagrtgeschichte. (Berlin. Schwerin. Karlsruhe. Wien, Paris. Palermo. Rom. Liverpool. Bukarest. New- Uork. Mexico.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Feuilleton. Inserate. Tage-kalender. vörseu- nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Statistik und VolkSwirthschaft. Vermischtes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 13. April. (Corr. Bür.) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht acht kaiserliche Handschreiben an die Mitglieder deS bestandenen Ministeriums, welche dirsrlbcn von ihren Functio nen entheben und den Herren GiSkra, Herbst und Brestel die Gebeimrathswürde und Stremayr eine Hofrathöstelle beim obersten Gerichtshöfe verleihen. Weiter veröffentlicht die amtliche Zeitung vier kai- serliche Handschreiben, welche den Grafen Potozki zum Ministerpräsidenten und Leiter des Ackerbau- Ministerium-, den Grafen Taaffe zum Minister deS Innern und Leiter deS LandesvertheidignngSmini- steriums, den Hofrath Tschabuschnigg zum Justiz- Minister und Leiter deS CultuSministeriumS ernen- nen und dem SectionSchef Distler die Leitung de- Finanzministeriums sowie dem SectionSchef de Pre- tiS die Leitung deS Handelsministeriums übertragen. Paris, DienStag, 12. April, Nachmittag-. (W. T B.) In unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß eine Entscheidung bezüglich der Minister- krisiS noch heute getroffen werden wird; die Ver suche, den Grafen Daru zum Verbleiben im Ca- binet zu vermögen, werden noch fortaesetzt. Die Arbeitseinstellung in den Eisenhütten von Fourchambault dauert fort. Paris, Dienstag, 12. April, Abends. (W. T. B.) Im Senate wurde heute der Bericht über da- SenatSconsult vorgelegt, welcher die bereits fig- nalisirtenAbänderungen (vgl. unter „Tagcsgeschichtc^ vorschläat. Die DiScusfion deS SenatSconsults ist auf künftigen Donnerstag festgesetzt. Im gesetzgebenden Körper wurden heute meh rere Interpellationen und Anträge erledigt. Ferry iuterpellirl wegen Schließung der medici- nischcn Schule aus Anlaß der Affaire Tardieu. Der Unterrichtsminister Segris vertheidigt die getroffenen Maßregeln und fügt hinzu, wenn die Unruhen am 1. Mat wieder beginnen sollten, so würde die medicinische Schule ganz geschlossen werden. Gamb etta beantragt einen Gesetzentwurf, betreffend die Periode des PlebiS« cits, und fordert die Driuglichkeitserklärung dieses An trags. Der Juftizminister Ollivier spricht dagegen und wird die Dringlichkeit mit 170 gegen 57 Stimmen ab- gelehnt Hierauf kündigt Ollivier an, er werde mor gen die Vertagung der Legislative bis nach dem Ple- biscit beantragen. Das Plebiscit werde am 1. oder 8. Mai, je nach dem Beschlusse des Senats, stattfia- den. Ferry kündigt für die morgende Sitzung eine Interpellation wegen des Complots an. Ollivier erklärt, er werde hierauf nicht antworten. Rom, DienStag, 12. April, Abends. (W. T B ) Die Generalcongrrgation deS ConcilS hat über den Text der eonstitutio üs ticke durch Namensaufruf abgestimmt. 515 Bischöfe stimmten einfach beja hend, 83 stimmten bedingungsweise zu; dagegen stimmte Niemand. Madrid, Montag, 11. Avril. (Corr.B.) Ueber die Einzelnheiten der Einnahme von Gracia ver lautet Folgendes: Vier Truppencolonncn machten einen vereinigten Angriff, doch kämpfte nur eine derselben, welche 2 Todte und 13 Verwundete verlor. Die Insurgenten hatten 19 Todte, 10 Verwundete und 42 Gefangen«; "dir Truppen nahmen ihnen 79 Gewehre und 20,000 Pa tronen ab. Der Krtegsrath hat sich versammelt. Die Ortschaften in der Umgebung von Barcelona wurden militärisch besetzt; kleine Abtheilungen verfolgen die zersprengten Flüchtlinge. In Marseille ringetroffene Briefe aus Barcelona besagen, daß die Bewegung «ine rein socialistische und die Recrnttrung nur ein Vor wand war. Die Truppen kämpften tapfer und nahmen die starken Barricaden mit Artillerie. Die Socialisten leisteten, obschon sie von der Mehrheit der Bevölke rung verlassen waren, hartnäckigen Widerstand. Madrid, DienStag, 12. April, Abends. (W. T. B.) Heute wurde da- Urtheil in dem Proceß deS Herzogs v. Montpensier wegen Tödtung deS Jnfantrn Heinrich gefällt. Der Herzog wurde zu einmonatlichem Gefängniß, Entfernung von Ma drid und 30,600 Escudos Schadenersatz verur- theilt. London, DienStag, l2. April, Nachmittags. (W. T. B.) General Str William Baker, Chef deS englisch - indischen Telegraphenwesens, besichtigte heute Mittag die Jndo-European-Telegraphen station in London. London sprach direct mit Te heran. Depeschen wurden zwischen London und Teheran in 1 Minute, zwischen London und Kal kutta in 28 Minuten gewechselt. Zwischen London und Teheran wurde mit dem Siemenü'schen Schnell- schreiber, auf der übrigen Strecke mit dem gewöhn lichen Morseapparat gearbeitet. Bukarest, DienStag, 12. April, Mittags. (W. T. B.) In der heutigen Kammersitzung wurde mittelst fürstlicher Botschaft mitgetheilt, daß der Fürst die Demission des Ministeriums (v.U. unter „Tagesgcschchte") angenommen habe und daß die Kammersrssion wegen der Neubildung deS Mini steriums noch um acht Tage verlängert worden sei. Dresden, 13. April. Die Programmrede, mit welcher der baycr- schc Ministerpräsident Graf Bray in der Sitzung der Abgeordnetenkammer am 30. März, gelegentlich der Discusston der außerordentlichen Militärbedürfnisse, seine Bestrebungen darlegte, ist vrn den einflußreich sten Organen der dayerscben Presse mit Beifall aus genommen worden. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" constatirt, daß die Rede des neun Mi nisters des Äußern, „soviel man vernimmt, aller Orten einen befriedigenden, sicherlich auch in Berlin einen keineswegs ungünstigen Eindruck gemacht hat; denn er hat ausdrücklich auf die enge Begrenzung der bayerschcn Politik durch die mit dem Norden einge gangenen Verträge hingewiesen; es ist aber zu gleicher Zeit in einer, eimn äußerst vortheilhaften Eindruck machenden, einfachen, aber nichtsdestoweniger bestimm ten Weise erklärt worden, daß die Lage Bayerns, so wie sie ist, nicht blos vollkommen haltbar, sondern so gar unangreifbar, daß also irgend welche weitere An lehnung, auch an Preußen, nicht nothwendig sei." Im weitern Verlaufe ihrer Betrachtungen plaidtrt die „Allg. Ztg.*, indem sie die Ueberz^ugung ausspricht, die süddeutschen Staaten würden den vielleicht kommen den europäischen Krisen blos dann ruhig entgegengehen, blos dann sich erhalten, wenn sie sich „in jeder Hin sicht innerlich consolidiren," für ein „stetes und herz liches Zusammengehen* der Regierungen von Bayern und Württemberg und meint, es „wär: eben jetzt, wenn auch nicht ein formeller Südbund, zu welchem, sei er auch gestaltetwie er wolle, Laken nicht beitreten will, Hessen aber nicht gut bettreten kann, doch ein materielles Zusammengehen Bayerns und Württem bergs gemäß „„der Gemeinsamkeit der Interessen Süd deutschlands** nicht blos möglich, sondern sogar wahr scheinlich." — Dagegen tritt die „ Augsburger Post zeitung* entschieden für die Idee des Südbundes rin, indem sie sagt: „Die Pflege der Interessen Süd- deutschlands, welche Graf Bray auf dem Wege einer praktischen Politik verspricht, gewährt die zuversicht liche Hoffnung, daß die Idee des Südbundes nunmehr auch Fleisch und Blut gewinne. Der Südbund ist dos einzige Mittel, um die inncrn Verhältnisse Deutsch lands in einer Weise zu fixiren, welche nicht nur den allgemeinen Interessen Deutschlands, sondern auch den besondern Süddeutschlands sörderlich ist. Deutschland würde durch den organisch.» Zusammenschluß gleich artiger G biete und Bevölkerungen, welche bisher ein zeln dem Nordbunde gegenüber oder zur Seite standen, ferner durch die Attractionskraft, welche der Südbund mehr als ein unter der Nvrdbundverfassung geeintes Gcsammldcutjchland auf Deutschösterreich und freund schaftliche Beziehungen zu Oesterreich überhaupt üben würde, gewinnen, Süddcutschland aber die Grund lagen seiner selbstständigen staatlichen Existenz festigen und für den Fall der Jntercssincoll sion zwischen Süd und Nord die in der wohlgegliederten Gemeinsamkeit des Handelns liegende Machtstärke zu Gunsten der eigenen Interessen ausnützen.* An ein.r andern Stelle bemerkt die „AugSb. Pstztg.* Folgendes: „Graf Bray deelarirte aus dem Wortlaute und Ler mit seiner Per son in dnecter Beziehung stehenden Entstehungsgeschichte des Allianzvertrogs die Unzulässigkeit jeder Lesorgniß in Ansehung der Beipflichtung zur Hecresfolge bei elwai-en Off nsivkriegen Preußens; und wenn er schließlich ausforderte, die Kammer möge gen ost ihre erleuchtete Vaterlandsliebe zur einzigen Richtschnur ihrer Verhandlung und freien B.schlußfassnng über die außerordentliche,! Militärbedürsnisse machen, so docu- mentirte er hierdurch, daß seiner vorher ausgesproche nen Uebcrzeugung, der Allianzvertrag nut Preuß, n lege im Frieden Bayern keinerlei andere Lasten und Beschränkung«n auf, als dm Besitz von den Intenssen des Laud s entsprechenden Wehrkräften überhaupt, ein unerschütterlicher Ernst zu Grund: liege, von dem der Amtövorfahre des Grafen Bray eine gleiche Probe M liefen» kaum im Stande gewesen wäre." — Auch dl« andern Organe der „patriotischen* Partei versäumen nicht, bei dieser Gelegenheit ihrer Ansicht über die Po litik des Fürsten Hohenlohe erneuten Ausdruck zu geben. So meint die „Pfälzer Zeitung," die Rede deS Grafen Vroy steche „wohlchuend" ab von drm „unklaren und vieldeutigen Geflunker," welches man seit drei Jahren von Zeit zu Zeit von deis.lben Stelle gehört habe. — Die „ Donauzeitung * bemerkt: „Der neue Minister verschmäht cs, die Wege seines Vorgängers zu wandeln und in einer Anlehnung an den Nordbund eine Stütze für die Existenz Bayerns zn suchen, weil er die Lage des Staates nicht, wie Fürst Hohenlohe, für eine unhaltbare, sondern sür eine unangreifbare hält, Dank den Verwickelungen, welche jede ernste. Drohung Hervorrufen würde, und denen sich auch die größte Macht nicht aussetzen werde. Aus dieser An schauung ergiebt es sich von selbst, daß die gegenwär tige Regierung dem mit Preußen vereinbarten Bünd- nißvertrage nur einen sccundären Werth beilegt, und daß sie für die Aufgaben der inncrn und auswärtigen Politik nicht die Unterstützung der preußischgcsinnten Fortschrittspartei suchen wird." — In ähnlicher Weise äußert sich der „Volksbote;" derselbe schreibt: „Graf Bray hat sich mit einer Offenheit und Klarheit aus gesprochen, die um so größere Anerkennung verdienen, je vortbeilhafter sie von den Verschwommenheitcn und den nebelhaften Zielen abstcchen, welche nur zu lauge dem Lande als ganzer Vorrath der vorhandenen Staats- Weisheit aufgetischt wurden. Jetzt heben wir dock end lich einmal wieder vom Ministcrtische die Erklärung eines Staatsmanncs, der nicht blcs den Namen eines solchen führt, und, was rwch mehr, eiws bayerschen Staatemanncs." Ganz besonders bebt der „Volksbvte* die Acnßerungen dcs Grafen Bray über die Bürg schaften hervor, welche Bayern sür die Erhaltung seiner Selbstständigkeit in seiner ccntraleuropäischen Lage und in der Tüchtigkeit seines Volkes findet, und fährt dann fort: „Hicrneben kennzeichnet sich der bayer- schr Staatsmann jedoch noch wiitcr dadurch, daß er als ein borzüglichcS Ziel seiner Bestrcbungin bezeich net: „„die sorgsame Pflege dcr freundschaftlichen Be ziehungen zu allen unsern Nachbarn, in erster Linie zu unsern deutschen StammeSgcnossen in Nord und Süd, im Osten und Westen."* während Fürst Hohen lohe setncs TbcilS nur die Beziehungen zum Norden im Auge und im Herzen hatte, alle andern Bezieh ungen aber höchstens Nebendinge sür seine staatsmän nischen Begriffe waren, bei denen die Anlehnung an dcn Norden immer das eigentliche Ziel und Ende blieb." Tagesgeschichte. * Berlin, 12. April. Dcm bevorstehenden Zoll- Parlamente wird bekanntlich als eine Hauptvorlaae auch ein Handels- und Schisffahrtsvertrag mit Mexico vorgclegt werden. Ucbcr diese Vorlage hat der betreffende Ausschuß des Zollbundesraths jctzt sei nen Bericht erstattet, dem wir Folgendes entnehmen: Der Ausschuß erkennt an, daß angesichts der in M-rico herrschenden Ansicht, die mit dem Auslaute abgeschlossenen Per- nage seien sür die Fremden allzugünstig, so daß der mexicanische Minister bei Dem waS er einraumte, als der deutsch« Uuler- bändler bei Dem, was er verlangte, vorsichtig zn W rke gehen mußten, wenn sie nicht den Vertrag der Gefahr ausnyeo woll ten, vou dem Eoogresse zmückgewiesen zu werden, und daß diese Vorsicht um so m.hr geboten war, als der abzofchließeude Vertrag der erste sein sollte, der also den folgenden mehr oder weniger zum Muster dienen dü sie. Die mexicanische Regie rung knüpft an Uniei Handlungen über den Abschluß von Ber. Feuilleton. Dre-den, 13. April. Herr Hvfschauspteler Gustav Müller aus Wiesbaden beabsichtigt im Verein mit seiner Gattin, der württembergschen Hofschauspielerin Frau Adelheid Müller, einen Cyklus von dramatischen Vorlesungen zu beginnen, auf welche das Publicum hiermit aufmerksam gemacht sei. Die Leistungen des Künstlerpaares, die in Frankfurt a. M., Hannover, Bres lau und andern Städten großen Beifall fanden, wer den in uns vorliegenden Blättern sehr günstig be- urtseilt, und dürften umsomehr Interesse erwecken, da die Vertretung der weiblichen Rollen durch eine Dame bei solchen Vorlesungen neu ist, und geeignet scheint, den natürlichen Ausdruck des Dialogs zu erhöhen. Zum Vortrage an drei Abenden find „Othello", „Mac beth* und „die Braut von Messina* gewählt. B. "f Theater und Musik. DaS außerordentliche Ehrenmitglied des königlichen Hoftheatcrs, Herr Hof rath Emil Devrient, betrat Ende vor. Mts. noch einmal die Breter, auf welchen ihm so reiche Lorbeeren geblüht haben; eS geschah dies bei einer Dilettamrn- vorstellung im kleinen Palaistheater zu Gotha. Man gab die Btrch-Pfcifsrr'sche „Marquise v. Billette*, und entzückte der gefrierte Künstler auch als alter Lud wig XlV. das Publicum, das ihm ehemals als Boling- broke so oft zugrjubelt hat, während letztere Rolle dies mal von Sr. Hoheit dem Herzoge Ernst von Sachscn- Koburg-Gotha übernommen worden war. Der Schrift steller v. Kohl Kohlrncag (Poly Henrion) spielte dcn Du Maine. Gleiches Interesse gewährt« di« Besetzung der Damrnrvllrn. Dir frührrr Wtrnrr Hvfschauspirlrrin Augustr Rudlos (jetzige Gemahlin de» cnglrschrn Gouvrr- urur» auf Hrlgolavd, Mr. Fitz-Hardingr-Maxse) und die Baronin Rultenstein (als Constancc Geiger ehemals be kannt) vertraten die Titelrolle, resp. viejenigc dcr Na- non, während die Maintenon von Frau ». Putlitz, dcr Gattin dcs bekannten Dichters, repräscntirt wurde. Auch die übrigen zahlreichen Rollen wurden in einem vom Herrn Hofrath Emil Devrient trefflich geschulten Ensemble vorzüglich dargestellt. — Ein anderer Kunst veteran der Dresdner Hofbühne, Herr Kammersänger Tichatscheck, eröffnete am 26. März ein Gastspiel bei der Oper zn Rotterdam als Ricnzi, welcher Par tie diejenigen des Lohrngrin und Eleazar folgten. Die uns vorliegenden Blätter constatiren die glänzende Auf nahme des gefeierten Künstlers und bewundern die Kraft und Ausdauer seiner Stimme. — Fräulein Pau line Ulrich und Herr Jauner begannen am letzten Freitag ein Gastspiel am Stadttbeater zu Breslau. Ueber das Auftreten der beiden Künstler in der Du- mas'schen „Camrlltendame* schreibt die „Schles. Ztg." unter Anderm: „Fräulein Ulrich schmeichelte die Mar guerite Gauthier bei dem, im besten Falle indifferenten, Publicum, durch eine so herzlich klingende Sprache und durch eine bet aller Eleganz so bescheidene, wie um Vergebung bittende Haltung ein, daß derselben zuerst Indemnität und zuletzt in dem Maße, als sich das Hü steln zum Husten und daS Herzklopfen zur Herzbeutel entzündung steigerten, die rückhaltlosesten Sympathien geschenkt wurden... DaS wilde Feuer des leicht erreg baren und fast immer erregten Armand Duval glich in Herrn Jauner'S Darstellung manche Unzuträglich keiten aus, welche seine etgenthümlichen Beziehungen zu Marguertten im Gefolge haben mußten, und die Zuschauer waren um so eher geneigt, Partei auch für ihn zu nehmen, als sie selbst von Frl. Ulrich sür die Ca- melltenbame gewonnen wurden."—Hr. Jaffs trat in der zweiten Hälfte dc» vor. MtS. an einer Reche von Abenden im Theatcr zu Neichcnberg mit vorzüglichem Erfolge ans. „Einander gegenüber gestellt, kann man der einen seiner Leistungen vor Ler andern kaum den Vorzug ge ben, denn sie stehen alle auf einer gleich hohen Stufe künstlerischer Vollendung", heißt es in einem Berichte der „Reichend. Z.* — Die Kammcrvtrtuosin Frl. Mary Krebö wirkte am 3. d. bet einem Wohlthätigkeitsconcerte in Prag mit und hatte als Hauplnummer ihrcS Pro gramms das Schumann'sche ^-inoli Concert gewählt. „Daß das unmittelbare Verständniß, die allen Rich tungen folgende künstlerische Bildung der sächsischen Kammervirtuosin dieselbe gerade sür solche Aufgaben besonders qualificiren," erklärt die „Boh." für „selbst verständlich*. — Die „D. A. Z.* begrüßt mit Freuden die in den letzten Tagen geschehenen Schritte zur Bei legung des unseligen Thcaterconflicts und Wiederbe- sestigung des Verhältnisses Laube'S zu dem Stadt theater in Leipzig, indem sie schreibt: „Durch den einstimmigen Nathsbeschluß, der Laube'S Entlassungs gesuch verwarf, durch die neuesten Beschlüsse des städti schen Vereins in ähnlichem Sinne, endlich durch die Adresse von Notabeln der Stadt ist bekundet, daß der Kern unsrer Bürgerschaft nach wie vor zu Laube das Vertrauen hat, er am besten könne unser Theater auf ber Höhe halten, die ihm gebührt, und er werde es auch an dem Willen dazu nicht fehlen lassen.* Die .1!- Zig * schließt sich dieser „wohlverdienten Vertrauens- kundgebung" rückhaltlos an, und Or. Heinrich Laube veröffentlicht im „L. Tgbl." nachstehenden Dank: „Ich erfüll« hiermit die angenehme Pflicht, öffentlich meinen «ärmsten Dank auSznsprechen sür die Adresse, welche mir zahl reiche hiesige Theaterfreunde gewidmet, und in welcher sie mir eine Anerkennung meiner Tyeaterfülnung ausgedrückt haben. Meinen Donk auszssprechen und ich möchte lagen: mein zaghaftes Bedenken. Unbilligen Anklage» gegenüber bade ich »ohl leider die Neigung, mich zu überhebeu. vielleicht wird dies Gebiechen dadurch gemildert, daß ich unemgeschrauktem Lobe gegenüber t bhasl meiner Fehler eingedenk bin, daß ich demnach bei jener schmeichelhaften Adresse mir gesagt habe: „„So viel verdienst dn nicht! so viel hat nur gesagt werden können, weil dcr Gegensatz in schroffer Weise wachgerufen wor den ist, und dn übernimmst mit dieser Adresse die Verpflich tung zu doppelter Anstrengung, ein gütiges Lob allmählich in ein verdientes zu verwandeln."' Mögen also meine nachsichtigen Gönner Liesen Vorsatz als den Kern meines Dankes betrachten und annehmeu." — Die Erzbüste Lessing's und die m eherner Ein fassung darunter angebrachte Marmertafel mit der In schrift: „Lessing dichtete hier Mmna v. Barnhelm, 1765. Der Verein für die Geschichte Bersins 1870*, welche dicscr Verein iu Berlin am Hause,Königsgrabm 10, errichtet, sind am Sonnabend enthüllt worden. Zum Gedächtniß des Tages wurde auf dcr lönigl. Hofbühne „Emilia Galotti" aufgeführt. — Die durch ihre Voll ständigkeit und Reichhaltigkeit einzig dastehende Mo- zartdibliothet dcs Pros. Otto Jahn ist durch die thätige Beihilfe und Munificenz eines Bonner Bür gers, dcs Herrn Kyllmann, für die kgl. Bibliothek in Berlin erhalten. — Dem „Statistischen Rückblick auf die königlichen Theater in Berlin, Hannover, Kassel und Wiesbaden im Jahre 1869* entnehmen wir Folgendes. Was zunächst das classische Reper toire betrifft, so kamen in Berlin: Sophokles 1, Shakespeare 25, Lessing 11, Goethe 7, Schiller 26, Kleist 3 Mal; Gluck 7, Mozart 18, Beethoven 8, We- ber 17, Möhul 7, Cherubini 2 Mal zu' Aufführung; — in Hannover Shakespeare 6 Molisre 2, Lessing 7, Gocthe 4, Schiller 6, Kleist 4; Gluck 1, Mozart 12, Beethoven 2, Weber 8, Mehul 2 Mal; — in Kassel: Shakespeare 9, Moliöre3, Moreto 1, Lessing 4, Goethe, 7, Schiller 12 Kleist 2 Mal; Mozart 14, Beethoven 4, Weber 7, Mehul 2, Cherubini 1, Spon- tint3Mal; —in Wiesbadem: Shakespeare 12, Mo.
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