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Dresdner Journal : 28.04.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-04-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187004285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-04
- Tag1870-04-28
- Monat1870-04
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1870
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W AA. Donnerstag, den 28. April.—1870. l» I««« >»»«»! z tritt jitkrllok Zl^rli-k! «VAlr. —»»r S Utr. 8t«wp«Ix»i»ükr, -zHtdrUek: 1 „ 16 „ > »u««rk»ld ä«, Kvrää. Noo»tUeI>!— „ 1b „ I kmuiei?oit nuä Li»>«U>»KllllMl.ro: 1 „ 1 8tewp«lru»«:ki»^llio»ll. r-strattnprrist: rir ä»o k.lllll eill.r ^»«p.Itcnen Heil.: 1 Kssr. Vllt.r „Lioxe»»llät" äi» Leit«: S Kxr. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Dres-nerÄoiinial Snsrraienannatime auswärt»: k«. 6omnU»»loQRr 6e» Ore-Uoer ^ourv-I»; «deoä-».: ll kllor.ii«, kvo.ll ko»r; S»mdvz I-rUi^ Vi.ll-L.ix.ik b..«l-rr»lllrtllrt ». H.: t Voor-iir«, L.rlul. 0-opiv»'»ctis Uuckk., U-r-x-r»»-» 8ur«»o, Uvool.ru Lrewso: L. 8cor.orr»; Lr«,I»ll: I,. 8^-xoLx', ^anooeso7-urs»u, 81-L L kllllvlloi krlllll^urt »H.: ^--ora'iiod« 8uckk.; LSIo: ^v. k-vL»kl«, k-rii: IlivL», Kiiiir», 8vl.Lnr» ?r6o., (8, klilv« U« i» Loiir»«); kr»^: k». kL-l-l«.»'» 8uet»d.j> Vi»»: -Ir.. Orr«r.r«. Amtlicher Theil. Dresden, 27. April. Stine Hoheit der Herzog Georg von Sachsen-Meiningen ist heute Mittag Kl Uhr nach Prag abgereist. Ihre Majestäten der König und die Königin haben Sich heute Mittag nach Schloß Jahnishausen, Ihre Majestät die Königin Maria auf Allerhöchst- deren WeinbergS-Villa bei Wachwitz begeben. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. verli«, Mittwoch, 27. April, Nachmittag». (W. r B) Die soeben erschienene „Provinzial- Eomchondenz" schreibt: Graf BiSmarck ist von siche« jüngsten Leiden wieder hergestellt, verbleibt ater P» weiterer Stärkung vermuthlich noch diese md d« nächste Woche in Varzin. Weiter erwähnt die „Prcv.-Corresp." der von der französischen Regierung in Nom erhobenen, ebenso ernsten und entschiedenen wie rücksichtsvollen Vorstel lungen, welche dem Papste persönlich überreicht worden stad, und fügt hinzu, die Vertreter der übrigen Mächte in Rom dürsten größtentheils demnächst die Vorstel lungen Frankreichs unterstützen. In der heutigen Sitzung des Zollparlaments wurde die Abänderung der Verordnung über die Besteuerung deS Rübenzuckers ohne Debatte angenommen; ebenso der Handelsvertrag mit Mexico nach dem Anträge des Korreferenten, wonach die Declaration der einzelnen BertragSartikel als wünschenswerth bezeichnet wird. Wie«, DieaStag, 26. April, Nachmittags. (W. r. B.) In hiesigen gut unterrichteten Kreisen ver lautet, daß anläßlich de» Vorfalles bei Marathon ein Collectivschritt der Mächte in Aussicht genom men sei. Paris, Dienstag, 26. April. (Corr.-Bür.) Der Jnstirminister Ollivier fordert in einem Schrei be« sein« Wähler auf, da» PlebiScit mit „Ja" zu beantworten. In Perpignan wurden einige Carlistenchef» an- gehalten, als sie die spanische Grenze überschreiten Florenz, Dienstag, 26. April. (Tel.d.Pr.) Die Depntirtrnkammer berieth gestern über daS Budget der öffentlichen Sicherheit. Der Ministerpräsident versichert, die Stärke ter in der V»«agia.di»chtirte» Poltzeimannschast sei niemals vermindert worden; die Regierung treibe keine Erspa- rungSmaßregeln, wo es sich um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit handle. Es sei aber auch nolhwendig, daß die ehrlichen Leute die Regierung unterstützen, derselben die Verbrechen anzeigen und Zeugenschaft vor Gericht ablegen. Der Minister des Aeußern erklärte, er habe aus Athen noch keine de- taillirte Mitthcilung über die Ermordung des Lega- tionSsrcretärs Grafen Boyd erhalten. Hier sind zahlreiche politische Verhaftungen von Personen aus den verschiedensten Ständen vorge- uommen worden. Madrid, DienStag, 26. April. (Corr.-Bür.) Der Ministerpräsident Prim kündigte die Krönung deS StaatSgebäudeS noch vor Ende Mai an, ohne jedoch anzudeute», wie die» geschehen solle. Dresden, 27. April. Die »Wiener Abcndpost" tritt einem Artikel der ,N. fr. Pr." entgegen, welcher starke Ausfälle gegen den Grafen Beust enthielt und überhaupt das ganze Gebühren des Reichskanzlers, der „den Nechtsboden durchlöchere, von dem aus allein er in seiner auswär tigen Politik erfolgreich gewesen", einer scharfen Kritik unterzog. Das halbamtliche Blatt schreibt: Nicht als ob es sich berufen fühlte, die Vertheidigung des Reichskanz ler- zu übernehmen, — denn Beust habe jederzeit, nament lich aber bei der letzten Adreßdebattc des Abgeordneten hauses bewiesen, daß er den gegen ihn gerichteten An griffen nicht aus dem Wege geht und selbst seinen Mann zu stellen weiß — sondern weil es das Bedürfniß fühle, gewissen Behauptungen, welche in Anbetracht der Bedeutung des Blattes Beachtung verdienen, mit faktischer Richtigstellung zu begegnen, widme cs jenem Artikel der „N. fr. Pr." seine Aufmerksamkeit. Zunächst be finde sich der Verfasser des letzter« in großem Jrrthume, wenn er behauptet, dem Reichskanzler sei es nicht mehr möglich, den Delegationen persönlich gegenüber zu tre ten: Graf Beust werde vor den Delegationen erschei nen und zwar vor beiden. „Der ganze Artikel — fährt die „W. Abdp." dann fort — nimmt seinen Ausgang von der grundfalschen Nachricht, Graf Beust habe bet dnr leMn Ministercoufrrenzcn den Vorsitz geführt. Nicht allein hat Graf Beust diesen Vorsitz nicht geführt, er hat den Ministerconferenzen nicht einmal betgewohnt. Der Sprung, welcher gleich darauf von jenem ver meintlichen Vorsitz in die Sistirungsperiode und die damals negociirten Anleihen gemacht wird, verräth mehr Kühnheit als logische Folge; was wir aber dabei nicht ohne Entgegnung lassen dürfen, ist die Bemerkung, daß der Leiter des Finanzministeriums sich nicht als im Sinne der Verfassung dem Reichsrathe, sondem nur wie jeder Beamte verantwortlich betrachten soll. Es kommt nicht darauf an, wie der Leiter des Finanzmini steriums sich verantwortlich betrachten soll, sondern wie er sich verantwortlich zu betrachten hat. Hätte der Verfasser jenes Artikels sich die Mühe genommen, das Gesetz über die Ministerverantwortlichkeil cinzusehen, so würde er dort die nvthige Auskunft gefunden haben. Der 8 4 des Gesetzes vom 25. Juli 1867 über die Ver antwortlichkeit der Minister lautet nämlich: „Die mit der selbstständigen Leitung eines Ministeriums betrau ten Beamten sind den Ministern in Beziehung aus deren Verantwortlichkeit gleich zu halten." Bet der bewährten Gesinnung und Berufstreue deS betreffenden Beamten darf man versichert sein, daß sich derselbe diese Bestim mung des Gesetzes vollkommen vor Augen halten wird. Aüf das Thema, „die Erfahrung habe gelehrt, daß Graf Beust nicht seinen Gegnern, sondern nur seinen Freunden und Verbündeten gefährlich sei", wollen wir nicht zu weit eingehen. Es ist für Diejenigen, welche heute seine Gegner geworden sind, nicht allzu ge- rathen, die Erfahrung anzurufen. Sie muß sie daran erinnern, wie willkommen er ihnen war, um ihre eige nen Gegner zu entwaffnen, und daß sie ihm nur den Vorwurf zu machen hatten, ihre Gegner mit ihnen versöhnen zu wollen. Daß während der letzten tret Jahre die auswärtige Politik die Entwickelung der innern Verhältnisse beeinträchtigt habe, dü>fte schwer zu beweisen sein; daß die großen Schwierigkeiten, wie sie in der konfessionellen Frage, die Schroffheiten, wie sie in der Frage der Convertirung der Staatsschuld uud in der Frage der türkischen Eisenbahnen zu Tage traten, vielleicht zu Tage treten mußten, die Aufgabe des Ministers des Aeußern erheblich erschwerten, ist eben so wahr, als daß cs der Letztere nicht an erfolg reicher Bemühung fehlen ließ, jene Schwierigkeiten zu vertreten und auszugleicheu. Der Reichskanzler darf übrigens nächst seinem Bewußtsein auch in den lleber- schwänglickkcitcn des besprochenen Artikels Beruhigung finden. Wen man auf dem Admiralschiffe stehend mit 1000 Masten segeln läßt, dem wird damit der Ge danke nicht eben anschaulich gcmachi, daß er seine Ge fährten auf elenden Booten zu retten und selbst ins Wasser zu fallen habe. Wir für unsern Theil dürfen nur nicht zugcben, daß der Roman dazu diene, die Wahrheit zu verdecken. Es darf nicht von Rettung in den Hafen der Verfassung gesprochen werden, nachdem die Verfassung weder verlassen, noch bedroht ist. Das selbe gilt von dem Phantasiegcbilde, welches den Reichs kanzler „„mit unerhörtem Einsatz ein kühnes Spiel beginnen läßt, wie cs nie ven konstitutionellen Staats männern gewagt wird."" Möchten nur Jene, welche dieses Spiel erwarten, ja welche es zn verlangen schei nen, damit sie nur Recht behalten, dessen ctngedcuk sein, daß der wahrhaft konstitutionelle Staatsmann die Verfassung in allen ihren Bestimmungen zn achten hat und deren Anwendung nicht künstliche Schranken setzen darf, je nachdem sie seinen persönlichen oder partei lichen Neigungen zusagen oder nicht. Die uner schrockene, aber verfassungstreue Handhabung dieses Grundsätze- ist es, welche die Freunde der Verfassung beruhigen und ihre Gegner versöhnen muß." Der vorstehende Artikel der „W. Abdpst" wird von der „Neuen freien Presse" in ihrer neuesten, uns vorliegenden Nummer bereits erwidert, und zwar wie derum in sehr scharfer Weise. Nicht die Verfassungs- Partei, sagt die „N. fr. Pr.", habe die Stellung gewech selt, Graf Beust sei von seinem, für die Sicherheit des Lagers so hochwichtigen Posten in das feindliche Lager gelretcn, und fährt dann fort: „Daß der Reichskanzler jetzt gegen dieselbe Partei wühlt und conspirirt, das können wir übersehen — in dieser Stellung ist er ziem lich unschädlich, weil er nur als Bahnbrecher liberaler Ideen Kraft und Einfluß besitzt. Aber das können und werden wir ihm nicht vergessen, daß er der Unsern Einer gewesen, und die Bitterkeit verrathener Zunei gung ist es, was uns in die feindliche Stellung zu ihm dräugt.... Glaubhaft ist in dem Artikel nur die Be merkung!, daß die Verfassung nicht verlassen ist. — Das „Neue Fremdenblatt", welches jetzt eben falls zu den heftigsten Gegnern des Grafen Beust ge hört, meint, Oesterreich sei durch das „Vicckaiserthnm" des Reichskanzlers in Lagen und Verirrungen gerathen, die cs ganz und gar vermeiden könnte, und namentlich auch „der Kaiser factisch dadurch bloßgestellt worden, daß Graf Beust, da wo es schief geht, die Verantwort lichkeit ablehnt." Die „Wiener Abendpost" sei beauf tragt worden, die Einmischung des Grafen Beust in die cisleithanischen Angelegenheiten zu bestreiten. Da nun das Ministerium Hasner und besonders Giskra ihre Portefeuilles verloren, obgleich sie die Majorität des ReichSraths hinter sich hatten, so erschiene diese Ent lassung als „ein willkürlicher Act der Krone, für wel chen Niemand die Verantwortlichkeit trägt, da Graf Beust bei den innern cisleithanischen Angelegenheiten die Hand nicht haben will." — Weniger Werth legt die (alte) „Presse" auf die neueste officiösc Kund gebung der „W. Abdp ": „Es handelt sich dabei — sagt sie — um Beseitigung eines kleinen Mißverständ nisses zwischen dem Grafen Beust und der „Neuen fr. Presse", welche dem Reichskanzler mehr Antheil an dem gänzlichen Fiasco der letzten Regierungsmänncr und ihrer blinden Bewunderer zugcschrieben hatte, als ihm billigerweise zukommen kann, und dabei einen sachlichen Schnitzer von ciniger Bedeutung machte. Momentane Verstimmungen sind schon oft vorgekommen, und Nie mand glaubt, daß sich aus dieser harmlosen Contro- verse eine Todfeindschaft entspinrun nmd. Hr. v. Beust oder, wenn man will, die „Abendpost", spricht sich mit dem angeblichen Gegner ziemlich leicht, und wenn einiger Staub auswirbelt, ist die Sache abgethan, der Friede wiederhergestcllt. Man bat das schon erlebt. Hal doch gerade die „Neue freie Presse" nach der großen Aus- glcichsrcdc des Grasen Beust am 22. Januar im Ab- gcordnetcnhausc zur Verwunderung naiver Leute plötz lich eine großartige Schwenkung gemacht und sich aufs Innigste der Politik des Reichskanzlers ergeben. Heute, da cs zur Ausgleiwsaction kommen soll, greift sie ihn der Abwechselung wegen einmal an. Also eine neue Schwenkung von vermuthlich nicht langer Dauer." In Bezug auf die Ermordung der bei Marathon von griechischen Banditen gefangenen Engländer, so wie des italienischen Gesandtschaftssccrctärs, welcher sich der Gesellschaft angcschlvsscn hatte, schreibt heute die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Das Er- eigniß wird nicht verfehlen, allseitig großes Aufsehen zu machen, und das Schicksal der unglückliche» Opfer wird allenthalben die lebhafteste Theilnahme erregen. Nichtsdestoweniger wird man gut thun, in den Necla- mattouen, welche dicserhalb gegen die griechische Re gierung erhoben werden dürften nnd von englischen und italienischen Blätt.rn schon in diesen Tagen erho ben worden sind, Maß zu halten. Es ist richtig, daß die Polizeibehörde in Athen in diesem Falle, wie auch aus der von uns gestern gegebenen Darstellung her vorgebt, die Gefahr, welche den Touristen in so un mittelbarer Nähe der Hauptstadt drohte, unterschätzt und denselben eine zu schwache Escorte mitgegcben hat. Andererseits steht ein derartiger Fall in der That exccptionell da, wenn auch soust die noch immer in den abgelegenem Gegenden des Landes herrschende Unsicher heit niemals geläugnet worden ist. Die Negierung hat neuerdings wiederholt diesem Unwesen mit Energie zu steuern versucht, und wenn ihr dies bei den rigenthüm- lichcn socialen Verhältnissen im Lande noch nicht ge lungen ist, so sollten doch gerade die englischen und italienischen Blätter diese Schwierigkeiten, in Erwägung der Uebelstände, mit denen die b iderscitigen Regierun gen in Irland und im Neapolitanischen fortdauernd zu kämpfen haben, am wenigsten verkennen." — Nach vorliegenden telegraphischen Nachrichten veröffentlicht auch die „Times" vom 25. April einen Artikel, welcher die in Griechenland Henschende Bestürzung über die Mordthaten der Briganten schildert. Das englische Weltblatt entschuldigt jedoch die griechische Regierung und sagt, daß dieselbe aus Gründen der Ehrejmit den Räubern nicht weiter unterhandeln konnte. Tagesgeschichte. Dresden, 27. April. Ce. Hoheit der regierende Herzog von Sachsen-Meiningen ist heute Mittag von hier abgereist und hat sich zunächst nach Prag be geben. Se. Majestät der König und Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg geleiteten den Herzog bei der Abreise nach dem böhmischen Bahn hofe, woselbst auch Se. königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen anwesend war, um sich bei Sr. Hoheit zu verabschieden. Dresden, 27. April. Vom Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes ist dos 11. Stück vom Jahre 1870 erschienen und enthält: Nr. 464) Be kanntmachung des dritten Verzeichnisses derjenigen höhern Lehranstalten, w.lche zur Ausstellung giltigcr Zeugnisse über die wissenschaftliche Qual fication zum einjährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind, vom 14. April d. I.; Nr. 465) Bekanntmachung vom selben Datum, b treffend diejenigen Gymnasien, welche hinsichtlich ihrer vom Unterrichte in der griechischen Sprache dispensirtcn Schüler zu den im ß 154 Nr. 2 o der Militärersatzinstruction vom 26. Marz 1868 be zeichneten Lehranstalten gehören; Nr. 466) Bekannt machung vom 16. April d. I., die Ernennung der Bevollmächtigten zum Bundesrathe des deutschen Zoll vereins betreffend; Nr. 467) nnd 468) Ernennungen: der Kaufleute Frommann zu Grcytown (Nicaragua) und Herrmann zu Aux-Caycs zu Consuln des Nord deutschen Bundes. 6 Berlin, 26. April. Einmal beschlußfähig, greift daS Zollparlamcnt seine Arbeiten in einer Weise an, daß die heute vielfach verbreitete Ansicht, es werve am 4. Mai, spätestens am 7. Mai am Schlüsse seiner Thätigkeit angelaugt sciu, nicht ohne innere Wahr scheinlichkeit ist. Heute wurde über die geschäftliche Bchaudluug der bisher dem Zollparlamcnte gemachten Vorlagen Beschluß gefaßt, morgen werden zwei der selben (Vertrag mit Mexico und Nachtrag zum Zucker- stcucrgcsetz) erledigt werden und schon übermorgen kann die Vorberaihung des Zolltarifs ihren Anfang nehmen. In der heutigen Sitzung kam es bei Gelegenheit eines Urlaubsgesuchs zu einem scherzhaften Zwischenfall (vgl. unten den Sitzungsbericht). — Die beiden volkswirth- schaftltchen Richtungen, die der gemäßigten Schutz zöllner (freie Vereinigung genannt) und die der prin- cipiellen Freihänvler haben sich gestern constituirt. Die Freihändler wählten ihren früheren Vorstand wieder, die Abgg. v. Hovcrbeck, v. Forck.nbcck, v. Denzin und v. Hennig, als Schriftführer die Abgg. Prinz Hand- jery, vr. Leistner, vr. Weigel und Erhardt (Nürnberg). Die freie Vereinigung wählte per Acclamation ihren früheren Vorstand: die Abgg. Herzog v. Ujest, v. Bodel- FeuiUeton. "j- Theater und Musik. Richard Wagner hat durch seine jüngst erschienene Schrift „Ueber das Diri- girrn" in gewissen Kreisen die Flammen des Zorns auf- Neue angesacht. Herr vr. Ferdinand Hiller, einer der „Gemaßregelten", fühlt zwar weder den „Drang", sich zu „vertheidigen", noch sich zu „rühmen", kann aber dennoch nicht umhin, in einem fast dritthalb spaltigen Artikel der „Kölnischen Zeitung" die „Unrich tigkeiten und Ungerechtigkeiten" des Wagner'schen „Pamphlets" zu beleuchten. Das literarische Turnier „Ferdinand Hiller contr, Richard Wagner" veranlaßt nun die „Nordd. Allg. Atg." zu nachstehen den Bemerkungen: „O, diese Meistert" läßt Wagner in den „Meistersingern" den Ritter Walther zornig au-rusin. Er meint natürlich die „Kapellmeister", die ihm zu gerechtem Zorne freilich Veranlassung genug geben. Da bespricht z. B. in der „Kölnischen Zeitung" (Nr. 105, 3. Blatt) Herr vr. F. Hiller in Köln Wag ner'- Aufsatz „Ueber das Dirigiren" in der jetzt so be liebten Manier, daS Eine und das Andere auS einer Arbeit herau-zuklauben, um daran mehr oder weniger boshafte Bemerkungen zu knüpfen. Herr Hiller ist ein höchst achtungSwerther Musiker, den daS Unglück be troffen hat, seine Kinder vor sich sterben zu sehen: seine Lomposttionen führten nur rin kurze- Leben. DaS muß nun Wagner büßen, dessen Opern im vergangenen Jahre im Berliner Opernhause bezugs der Zahl der Aufführungen die zweite Stelle einnabmen (Meyrrbecr 2b Mal, Wagner 21 Mal, Weber 17 Mal, Gounod 16 Mal u. s. w.). Wie konnte er auch die ausdrück lichste Versicherung der Herren „Kapellmeister", daß seine Werke keinen Eingang finden würden, Lügen stra fen! Nachdem Herr Hiller dem Herrn Wagner man cherlei Artigkeiten gesagt hat, gicbt er zu verstehen, daß auch „Andere" vom Dirigiren so viel verständen wie er (Wagner), und läßt dann schließlich m«rkcn, daß er selbst (Hiller) dieser „Andere" sei. — O, über die Ironie des Schicksals, die dem metteur ea page» der Kölnerin die Hand lenkte, daß er unmittelbar un ter den Artikel des Herrn Hiller eine Necension des Dr. Franz Gehring stellte, welche sich ans die Ausführung der Matthäuspassion am 10. April unter Direction „des städtischen Kapellmeisters Herrn vr. Ferdinand Hiller" bezieht. ES heißt in derselben, daß „auch diesmal die Er wartungen nicht vollständig erfüllt" seien, trotz Herrn Hiller's Leitung? denn — so fragt der Recensent — „wo war das leidenschaftliche Vordringen der Orchcster- massen?" (Das geht den Kapellmeister an.) „wo.... die Herrschaft endlich über das Ganze?" (Sollte beim Kapellmeister sein.) „Daß die Noten mit Mühe und Noth meistens (meisten-!) richtig gespielt wurden, war Alle-!" (Und doch dirtgirte vr. Hiller!) „Wir konn ten nach dem ersten Chore hoffen, keiner neuen Ent täuschung entgegen zu sehen, da die folg «den Aufga ben viel leichter waren, doch hat uns der Chor deren noch manche bereitet." (Immer unter Leitung dessel ben Kapellmeisters!) „In den Chorälen (!) kamen sehr bedauerliche Fehler vor." (Aber es war ja einstudirt von Herrn Ferd. Hiller!) „DaS Orchester befand sich mitunter in einer Stimmung, welche wenig unter ein ander, aber noch weniger mit der Orgel harmontrte." (Dirigent war Herr Hiller!) Den Citaten brauchen wir nichts hinzuzufügen.— Am Stadtiheater zu Leip zig gasttrte in voriger Woche an zwei Abenden Frl. Baldamus in „Figaro's Hochzeit" und im „Trova- tore." Ueber da- Auftreten der Künstlerin in der Verdi'schen Oper sch eibt man uns: „Die Rolle der Azucena führte Frl. Baldamu» nicht nur durch meister haftes Spiel, sondern auch durch ausdrucksvollen klang- reichcn und corrccieu Gesang so glücklich durch, daß sie stürmischen Beifall fand und wiederholt gerufen wurde." — Im königlichen Opernhause zu Berlin fand am 24. d. die 400. Aufführung von Mozart's „Don Juan" statt. Herr v. Hülsen hatte das Weik neu in Scene setzen lassen nnd durchweg mit neuen Dekora tionen und Costümcn geschmückt. Zugleich wurde eine historisch-statistische Uebersicht über die Besetzung der Oper seit ihrer ersten Berliner Darstellung am 20. Dc- cember 1790 an die Besucher der 400. Aufführung aus- gegeben. in welcher die Gcneralintendantur der könig lichen Schauspiele erklärte: „Von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß bei dieser völligen Neuscenirung des großen Werkes ebenso sehr den ästhetischen Rücksichten, als der bereits erworbenen großen Popularität nicht nur der Musik, sondern auch des Textes der Oper Rech nung zu tragen sei, hat sie sich nicht entschließen kön nen, einer der in neuerer Zett erschienenen Ucbersrtz- ungen des Librettos (bei aller Anerkennung des Wer- theS der betreffenden Bestrebungen im Einzelnen) den Vorzug vor dem üblichen alten Texte zu geben, und hat so im Wesentlichen die Uebersetzung von Rochlitz bei behalten. Außerdem sind, mit Benutzung der Original partitur, einzelne verbindende Musikstücke deS „Don Juan", welche durch die früher etngesührte Bühnen- Praxis verloren gegangen, wieder hergestelltwvrden; jedoch sind dabet diejenigen Nummern der Partitur nicht ausge nommen worden, welchcMozart später selbst wieder gestri chen hat." Dagegen wurde dieOp.r in vier Acte zer legt und die erste und dritte Abtheilung jede mit der Arte deS Don Octavio geschlossen, während Mozart doch nur zwei Finale geschrieben hat. Die Aufnahme des Werkes durch das Publicum war enthusiastisch und mehrere Stücke mußten wiederholt werden. Ein le bendes Bild sol le der Oper und wurde unter den Klängen eines Satzes ans der O-äur-Symphonie des Meisters und lautem Beifall drei Mal gezeigt. — In B-rlin starb in der Osterwoche, 82 Jahre alt, der Kammersänger C. A. Bader, bei den Opernhausbesuchern älterer Zeit wegen siiner schönen Tcnorstimme noch im bcst n Andenken. — Nack der „Mittelrh. Ztg." ist der Theater Verwaltung in Wiesbaden selten der Berli ner Gencralintcncanz dr Bef hl zugeganien, fortan nur noch Eugagementsadschlüssc dis Ende 1872 zu voll ziehen. Gleichzeitig soll mitgcthcilt worden sein, daß vom 1. Januar 1873 an die seitherige Thcaterdotation von ca. 57,000 Fl. jährlich r icht mehr, oder doch we nigstens nur zum kleinsten Theil, von der Kronfidet- commißverwaltung geleistet werden würde. — In der herzoglichen Gemäldesammlung des Georgtums bei Dessau hat man, laut dem „Nürnb. Corr.", das ein zige von Gocthc's Euphrosyne (Christiane Amalie Louise Neumann, später vermählte Becker) vorhandene Por trät aufgefunden und dessen Echtheit constatirt. — Herr Theodor Löwe, der technischeDircctor deS Thea ters in Freiburg i. Br., ist vom Herzog Ernst von Sachscn-Kcburg Gotha zur Leitung der herzoglichen Hof bühne zu Koburg und Gotha berufen worden und wird, wie die „Frb. Ztg." vernimmt, seine neue Stel lung bereits im Mar antrcten. — Franz Wallner dementirt aufs Entschiedenste das Gerücht, welches ihn als künftigen Leiter des Acticutheaters in München bezeichnete. — Wie die „Osterr. Corr." auS Wien berichtet, ist der Piofcssor Richard Lewy als Ober- inspector im Hofoperntheatcr angestcllt worden. Herr Lewy werde in dieser etatsmäßigrn, bis jetzt aber un besetzt gebliebenen Stellung zu einer um so umfassen deren artistischen Wirksamkeit berufen sein, al- der Ober- regtsseur Herr Schober schon seit längerer ZeU durch - '.M
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