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Dresdner Journal : 10.05.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-05-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187005108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-05
- Tag1870-05-10
- Monat1870-05
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1870
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le», AorW. »8LLV. klu Vermitte- d also i» I Nt, seken isiseden U lnz neue, '-Quellen il-Ansult, d schönen al täglich ZUumina- llü. ellschaff gasse j i rar. ! -Ztstion, in fcsnt- c. Nric- sön I. ^peU. «len ochelt- mmcl, mittler t, auf- i, mit Ld'or. i, S«. ortdo- acluren, !II. N»»eo Ilt, gn'ö. hiss von F er See. oti«. >1015, 10S. ^-smirWritsprEk: lw »»cäö Sn»a«: A^rlicd: «2ülr— «tMirlick: 1 ., 15 „ Ilo»»tlick:— „ 16 „ Lt»»«Io«K»wwero: 1 „ l» tritt MrUok it ?ktr. trtoiokElxvpulir, > «o»«rk»lb a«» kionlä. Nuoüe» ?o»t »r><t 8t«i»p«t»u»cül»x kion« »nseratrnpreise: kür ä«a N»»m einer ^„pnltenen Teil«: 1 Hxr Doter „Linx«»»n6t" Ui« Teile: 3 K^r. Lrschrtnra r r»,Ii«I>, mit iiv»n»km« äer Sono- «ock kei,rt»L«, Ldeuäe für Ueo Lolxeoäeo Dienstag, den 10. Mai. DreMerHaunmi. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1870. ris»raltvannal>mr auowLrtte LelxeiU: t» LonamiooionKr Ue» DresUuer 1oaro»ls; edenä»».: N. Lool.»:«, S»mdoiU-I«cU»- Vi,»-I.»ix»iss-L»I»l-kr«llIrenrt M Vvol-i», Serlio: 6»v»lv»'5eke Lueüli., Nare»u, 1iovor.ru Llv»»»; Nrrm»»: L. 8oui.oi,»j Lr«,I»n: I,. 8rL«or:«i'» Lnoonoeoüur«»», Sc l'irLviro; krrurlrlnrt rr.H.: ^rre<Zr:»'eeiiv Nueüü.; Löw: Ho. ItLomrrri k«ri»: ULV^e, övr.r.1»» L6o., (8, ?Irre» ä« I» Soor»«); t». Lu»l.io»'« L»eül».t wi»»: Xv. Orr»l.r«. qermlsatdrr: llöoixl. Lrpeäition Uee vrsoäosr ^vurneli, vreiileo, 6l»rx»retti«ox»»»« A». i. Ämtlichrr Theil. Dretden, 9. Mai. Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin von Genua ist heute Mittag von München kommend, in Jahnishausen etngetroffen. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des königlichen Ministeriums des Innern und unter Bezugnahme auf § 11 des Ge- schaftsregulativs vom 12. April 1865 hat das Landes. MedictnabCollegium beschlossen, die diesjährige Plenar versammlung den 21. November d. IS. rbzubalten. Es werden daher die von den ärztlichen und phar- maceutischen Kreisvereinen gewählten außerordentlichen Mitglieder des Collegiums hierdurch eingeladen, ge dachten Tages Vormittags 10 Uhr im Sitzungs zimmer des Collegiums (Zeughausplatz Nr. 8) fich einzufinden. Dresden, am 7. Mai 1870. Das Königliche Landes-Medicinal-Collegium. In Stellvertretung: vr. Reinhard. Ptstcl. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 8. Mai, Nachmittags. (W. T B.) Bei der Abstimmung über daS PlebiScit (vgl. unter „Tagesge chichte") betheiligen sich zahl- reiche Lotanren. ES herrscht vollkommene Ruhe. Paris, Sonntag, 8. Mai, AbendS. (W.T.B.) Die Straßen sind sehr belebt, doch herrscht voll- ständige Ruhe. Boulevardrente 74,7S. DaS offi- ciellt Wahlresultat in Paris und dem Seinedepar. tement ist bereits bekannt. DaS Gesammtresultat der Hauptstadt ist folgendes: 111,363 stimmten für „Ja", 156,377 für „Nein"; in dem Seinedeparte- ment stimmten 139,538 mit „Ja" und 184,946 mit „Rein". Die Zahl der Enthaltungen in Paris betrug 93,006. Die bislang bekannten Wahlergeb, nisse in 90 Wahlbezirken, Paris nicht mitgerech- uet, ergeben nachstehende Zahlen: eingeschriebene Wähler 1,864,900, mit „Ja" Stimmende 1,329,800, mit „Nein" Stimmende 228,800, Enthaltungen 29,300. In Marseille, wo daS Resultat indeß zur Zeit erst theilweise bekannt war, hatten 18,412 mit „Ja" und 34,829 negativ gestimmt; in Toulouse, wo 30,817 Wähler eingeschrieben waren, stimmten 9112 mit „Ja" und 12,534 mit „Nein", in der Stadt Bordeaux von 28,895 Wählern 10,127 mit „Ja", 18,469 mit „Nein". Paris, Montag, 9. Mai, Morgens A7 Uhr. (W. T. B.) DaS Resultat der gestrigen Volksab stimmung ist bis auf 106 Wahlbezirke bekannt; mit „Ja" stimmten 5,180,000, mit „Nein" 1,130,000. Paris, Montag, 9. Mai, Vormittags 10Uhr. (W.T.B.) Der Polizeipräfect hat eine Bekannt machung nachstehenden Inhalts erlassen: Beunruhigende Gerüchte seien verbreitet, daß Ruhe störungen angekündigt sind, die nach der Stimmenzäh lung zum AuSbruch kommen sollen. Der Polizeiprä fect theilt mit, daß Maßregeln gegen Aufruhrversuche getroffen wurden, und^fordrrt die Bürger auf, solche Orte zu vermeiden, wo verbrecherische Unternehmungen vorkommen könnten, um die Thätigkeit der Behörden zu unterstützen bei Aufrechterhaltung der Ordnung und leim Schutze der Achtung vor Personen und Eigenthum. Das Resultat der Abstimmung ist jetzt bis auf 26 Wahlbezirke bekannt. Mit „Ja" stimmten 6,399,000, mit „Nein" 1,349,000. Die Voten der Armee, der Marine und Algerien» find hierin nicht mitgezählt. Florenz, Sonntag, 8. Mai, Morgen«. (W. T B.) Gestern tauchten in der Provinz Catan zaro einige Banden in der Gesammtstarke von etwa 300 Mann auf. Man befürchtet eine re publikanische Bewegung, und eS wurde deshalb die oewaffnete Macht aufgeboten. Florenz, Montag, 9. Mai. (WT. B.) Die in Catanzaro aufgrtauchten Banden find von den Truppen bei Filodelfia angegriffen und in die Flucht gejagt worden. St. Petersburg» Sonntag, 8. Mai. (W.T. B.) DaS „Journal de St. Pötersbvurg" meldet über den Tod des Militärattaches bei der öster reichischen Gesandtschaft am russischen Hofe, de« Majors Prinzen Ludwig Arenberg (eincs Sohnes dcS Prinzen Peter und geboren 1837), welcher gestern Mor gen in seiner Wohnung ermordet gefunden wurde, Fol gendes: Ein ehemaliger Stallknecht dcS Prinzen, mit Namen Gury Chischkow, welcher kürzlich aus dem Gefängnisse entlassen, ist, de« Mordes verdächtiy, verhaftet worden. Derselbe läugnet, obwohl die Judicien sehr belastend sind. Der Kaiser hat dem österreichischen Gesandten, Grafen Chotek, sein tiefste« Bedauern über die That anögedrückt. (Dem Wiener „Corr. Bür." wird ferner gemeldet, daß der Prinz an Händen und Füssen geknebelt tobt im Bette aufgefunden wurde. Der Abgang von Kostbarkeiten und Spuren eines Einbruchsversuches an der eisernen Kasse constatircn einen Raubmord. Das ärztliche Parere lautet auf Tod durch Erstickung.) Dresden, 9. Mai. Der dänische Reichstag beschäftigte sich in der jüngsten Zeit wiederholt mit der Angelegenheit der westindischen Insel St. Thomas. Bekanntlich ist infolge des Umstandes, daß der Senat der Vereinig ten Staaten die Genehmigung des Kanfcontracts ver sagt hat, der dänische Kriegsminister Raaslösf, dessen Händen hauptsächlich der Abschluß des Geschäfts an vertraut war, aus dem Kopenhagener Cabinet geschie- den. Der dänische Repräsentant in Washington, v. Bille, hatte, als der letzte Termin der wiederholt verlänger ten Natificationsfrist heranrückte, unterm 12. April der Unionsregierung angczeigt, baß er zur Auswechselung der Ratificationen bereit sei, und zwei Tage später von dem Staatösecretär Hamilton Fish ein Schreiben des In halts erhalten, daß der Senat seine Genehmigung zum Tractat nicht gegeben. Gleichzeitig wurde in dieser Zuschrift darauf hingewiesen, wie Seward seiner Zeit die dänische Regierung darauf aufmerksam gemacht habe, daß eine solche Genehmigung nöthig sei. Der Tractat ist sonach lautlos zu Boden gefallen. In der Sitzung des Volksthings vom 3. d. M. constatirte der dänische Conseilsprästdcnt Graf Frijs die Eindringlichkeit, mit welcher feiten der amerikanischen Regierung auf Ab schluß des Tractats angetragen worden sei, und ver sprach die demnächstige Vorlegung der betreffenden Acten- stücke. Das Bedauern über den Rücktritt des Kriegs- mintsters RaaSlöff ist allgemein. Das Kopenhage ner Journal„Faedreland" spricht sich gegen jede Veränderung im Ministerium aus, die infolge der amerikanischen Angelegenheit geschehe, auch gegen den Austritt des Kriegsministers. Als Demonstration falle dieser Austritt gänzlich zu Boden; man werde sich in Amerika gar nicht darum kümmern und die Kränkung bleibe dieselbe. DaS Einzige, was die Umstände for dern, sei eine öffentliche, von Aktenstücken begleitete Darlegung der ganzen Verhandlung im Reichstage. Finde dann dieser, daß die Negierung Fehler begangen habe, aus denen der bedauerliche Erfolg zu erklären sci, so sei des Ministeriums Abgang eine Nothwen digkeit; werde dagegen durch einen Beschluß ausge sprochen, daß die Regierung ihre Pflicht erfüllt habe, so werde der Flecken, der jetzt auf derselben zu sitzen scheine, völlig abgewaschcn, ja sogar dessen politische Stellung gestärkt. Daß RaaSlöff vorschnell abgesprun- gen, sei umsomehr zu beklagen, als die Verhandlungen über das Kriegs- u. Marinrbudget im Reichstage nicht zu Ende geführt seicn, und dem.Landsthing die Ge legenheit genommen werde, sich über des Ministers Pläne auszusprechen. Daß der Conseilspräsident FrijS das Vorgefallene benutzen wolle, um die Bürde, deren er müde sei, abzuwerfen, hält „Faedreland" übrigens für recht wohl möglich. — „Dagbladet* bezeichnet das Verhalten Nordamerikas als eine „grobe Belei digung" Dänemarks und hält den vorläufigen Abgang des Ministers RaaSlöff für geboten, weil Dänemark „eine internationale Stellung zu wahren habe" und jener Abgang dem Gefühle der Beleidigung einen öffent lichen Ausdruck ertheile. Hätte der Minister indeß nicht selbst so Alles eingesetzt, so würde Niemand den Abgang fordern. „Dagbladet" ist der Meinung, daß auch Graf FrijS, der ConseilSpräsident, der die zweite Hauptperson in der Verhandlung mit den Vereinigten Staaten gebildet hat, bald nachfolgen werde; vermuth- lich werde derselbe nur dadurch noch im Amte zurück- gehalten, daß des Reichstages weit vorgeschrittene Thä- tigkeit erst zu Ende geführt werden solle, und daß ihm auch die mißliche Aufgabe zufallt, die auf St. L homas u.St. Jan vorgenommene Abstimmung zurücknehmen zu lassen und die Politik der Vergessenheit daselbst cinzuleiten. In einem spätern Artikel schildert „Dagbladet" mit schwarzer Farbe den starken Rückgang im Flor der In seln, den es zum Theil der unpraktischen Administration zuschreibt, uuo fordert energische Reformen, indem es zugleich vorschlägt, den General Raaslöfs zum Gou verneur mit ausgedehnten Vollmachten zu ernennen. — Die der Regierung nahe stehende „Berlingske Tidende" begnügt sich mit der Reproductivn eines Artikels der in New-Jork erscheinenden Zeitung „The Sun", in welchem Folgendes über den amerikanisch-dänischen Tractat gesagt wird: „Der dänische Kriegsminister, Ge- ral RaaSlöff, hat sein Amt niedcrlegt, weil die Ver einigten Staaten sich weigerten, den Tractat, betreffend St. Thomas, zu ratificiren. Er war dänischer Ge sandte hier in Amerika zur Zeit, als die Unterhand lungen wegen dieser Insel ihren Anfang nahmen, und fühlt sich dermaßen identisch mit dieser Verhandlung, daß er sich verpflichtet glaubte, obtreten zu müssen, als die Sache fehlschlug. Unser Denat hat in dieser Sache, deren Ausfall eine freundliche Macht, welche nicht stark genug ist, die ihr zugefügte Beleidigung zu rächen, in dcmüthigender Weise berühren mußte, keine besonders ehrenhafte Rolle gespielt. Er hat den St. Thomas- tractat über zwei Jahre in Händen gehabt. Der Tractat wurde durch eine Abstimmung der Bevölkerung auf den Inseln über die eventuelle Uebertragung derselben an Nordamerika bestätigt; er war zu rechter Zeit von der dänischen gesetzgebenden Versammlung ratificirt worden, aber ist, seitdem er hier angckommen, ver säumt und unbeachtet im Senate liegen geblieben. Ler Ausschuß, an den er verwiesen ward, hat nie ein Gut achten darüber abgegeben, und der Senat hat sich nie darüber geäußert, ob er die Stipulationen des Tractacts billige oder verwerfe. Dänemarks Zuständigkeit zur Erhaltung eines reinen Bescheides in Betreff eines Handels, welcher auf das eindringliche Ersuchen des nordamerikanischcn Präsidenten und des Staatssekretärs abgeschlossen wurde, hat man unberücksichtigt gelassen. Es kann nicht geläugnct werden, daß gerade dieses HinauSschieben und Versäumniß den Vereinigten Staaten die moralische Verpflichtung auferlegt, den Tractat zu ratifictrcn und die Kaufsumme z» bezahlen; es ist außer allem Zweifel, daß bei Ueberweisung der Sache an eine schiedsrichterliche Macht das Urtheil für uns ungün stig ausfallcn würde. Der Senat scheint indeß diese Sache von einer andern Seite zu betrachten. Er nimmt offenbar an, daß Dänemark kein Recht besitzt, zu deren Anerkennung die Vereinigten Staaten sich verpflichtet fühlen müßten, und daß cs glcichgiltig fein kann, wel ches Urtheil die ganze übrige Welt über unser Ver fahren ausspricht. Wir beklagen aufrichtig, daß ein solcher Schlag einen Mann wie General RaaSlöff tref fen sollte, cincn Staatsmann von so großer Intelligenz und erhabener Denkungsweise neben freundschaftlichen Gesinnungen für unser Land. Wir zweifeln jedoch nicht, daß er schneller seine Niederlage verschmerzen wird, wie die Vereinigten Staaten den ihrer Reputation durch diese Sache zugefügten Schaden wieder gut zu machen im Stande sind." — In einem Briefe an die „New-Uork Times", welcher am 10. April aus genommen und später in Abdruck an die Kongreßmit glieder vertheilt worden ist, hat ein Däne von Geburt, der General C. T. Christensen, in kurzer und klarer Weise daran erinnert, wie die Frage von Anfang an von der nordamerischen Regierung in Gang gesetzt, wie der Ankauf von Lincoln, Johnson und Grant empfohlen wurde und welchen großen Nutzen derselbe sowohl in politischer als kommerzieller Beziehung herbeiführen würde; daß die dänische Regierung in Erwartung einer entsprechenden Handlungsweise von «eiten Nordameri kas alles von ihr Geforderte, selbst die sehr unangenehme Abstimmung auf St. Thomas, schnell ausgcführt habe und daß der Senat, wenn er diesen Erwartungen oder da- in ihm gesetzte Vertrauen, nachdem zwei Jahre vorübcrgegangen, nicht entspräche, Dänemark eine harte MO unverdiente Kränkung zusügen und da» Ansehen Nordamerikas in den Augen der übrigen Völker her- absetzen würde. Tagesgtschichte. v. Berlin, 7. Mai. Das Zollparlament trat heute Mittag nach 12 Uhr zu seiner Schlußsitzung zusammen. Am Tische des Zollbundesraths waren an wesend: Staarsminister Delbrück, Baron Pergler v. Verglas (Bayern), geh. Finanzrath Wahl (Sachsen), Staatsrath v. Wcder (Bayern), Dr. Kirchenpaur (Ham burg), geh. Lcgationsrath Hofmann (Hessen). Der erste Gegenstand der Tagesordnung ist die nament liche Abstimmung über den Gesetzentwurf, bctr. die Ab änderung des Vereinszolltarifö, wie solcher durch die gestrigen Beschlüsse sich gestaltet hat. Gegen denselben stimmt wiederum die ganze Fortschrittspartei, der größte Theil der Sachsen und Süddeutschen, ferner vr. Windt- orst (Meppen), Or. Schweitzer, Hasenclever, vr. Hirsch, Graf v. Hompesch, Ziegler, Kreutz, vr. Lorentzen, v. Mallinckrodt, vr. Bock (Aachen), vr. Wiggers (Ber lin) rc. Das Resultat der Abuimmung ist die Annahme des Tarifs mit 179 gegen 65 Stimmen. Hiermit sind die Geschäfte des Zollparlaments erledigt und der Prä sident des Zollbundesraths, Staatsmiuistcr Delbrück, verliest hierauf eine allerhöchste Präsidialbotschaft, wo nach Se. Majestät der König das Parlament heute Nachmittag um 3 Uhr zu schließen beabsichtigt. Präsident vr. Simson: Ich könnte die Sitzuna schlie ßen, wenn nicht der Abg. vr. Eichmann vor dem Schlösse um das Wort gebeten hätte. Ich ertheile ihm dasselbe. Abg vr. Eichmann: In Abwesenheit unserS Altersprä sidenten nehme ich die Eigenschaft des ältesten Mitgliedes dieses Hauses in Anspruch und bitte als solches um die Vergünstig ung, die angenehme Pflicht zu erfüllen, den Dank des Hauses unserm verehrten Herrn Präsidenten ausspr.chen zn dürfen, für die umsichtige, energische, unparteiische Leitung unsrer Geschäfte ra dieser zwar Innen, aber resullat und segensreichen'Sitzung. Ich bitte S e, verehrte College», sich von Ihren Sitzen zu er heben und Ihre Zustimmung zu meinen Worten auszusprecheu. (Das Haus erhebt sich.) Abg vr. Schweitzer: Meine Herren! Obwohl auch mein; Gesinnungsgenossen und ich allen Grund haben, dem Herrn Präsidenten für seine gute und parteilose Geschäftslcitung Dank anszusprecheu. muß ich mir doch ciue Bemerkung gegenüber der Art and Weise, wie eben der Dank ausgesprochen wurde, er lauben, denn die eben gehörte Rede könnte als Ausdruck der Gesammth.it gelten, und da muß ich im Namen meiner Partei genossen erklären, daß wir die Thätigkeit dieser Versammlung, welche in einer höher» Besteuerung nothweudiger LebenSmittel für das Volk gipfelt, nicht für eine segensreiche, fouderu für eine traurige halten. (Sehr wahr! Widerspruch.) Präsident vr. Simson: Dec verehrte Vertreter uusers Herrn LlierSprssideot,^ Hal Ihre Aufmerksamkeit schon selbst darauf geleukt, daß cs nur eine kurze Zeit gewesen ist, iu der ich diesmal die Ehre gehabt habe, von dieser Stelle aus meine Dienste dem Hause zu widmen. In dieser kurzen Zeit habe ich die ohnehin bescheidenen Ansprüche, die ich an meine Dienst- sührnng mache, wohl noch weniger ersüllt, als in früher» Ses sionen. Ich glaube, daß ein Hauptgrund davon in körperlichen Leiden lag. Eten darum, meine Herren, erscheint mir das Miß verhältnis zwischen dem Danke, dessen Sie meine Arbeiten werth halten, und dieser Arbeit selbst noch größer und entschiedener, als sonst. Aber das nimmt dem Äertbe Ihres DaukeS nicht das Geringste. Ich nehme ibn mit dem Gefühle tiefer Verbind lichkeit gegen Sie io meine häuslichen Verhältnisse hinüber. Und in diesem Augenblicke, indem ich aufhüre, keiner Partei Les Hauses anzugehören, trage ich auch kein Bedenken hiuzuznsügen, wie sehr mir die Thatsachen diesen Dank, iu seinem ohnehin mir so hohem Werlhe steigern, daß ich die Arbeit des Parla ments in feiner gegenwärtigen Sitzung gerade so benrtheile, wie der Abg. vr. Elchmann soeben erst von seiner Stelle aus ge- than hat. (Bravo!) Ich freue mich, meine Herren, daß der Schluß der Sitzung solchergestalt mit den Andeutungen »ulam- menstimmt, die mein hochverehrter College in dem Präsidium dieses Haufes, der sturst v. Hohenlohe-Schillinzssürst, im ersten Eingänge unsrer Äerathungen ausgesprochen hat (Bravo!), in Worten ausgesprochen hat, die wir damals gern gehört haben, und von denen wir, wenigstens in der überwiegenden Mehr zahl dieses Hauses, uns glücklich nennen dürfe«, daß sie ihre Erledigung noch in dieser letzten Session dieser Legislaturperiode gewonnen haben- (Bravo!) Möge der Segen Gottes auch fortan über alle deutschen Gauen walten. (Bravo!) Ich schließe die Sitzung Nachmittags um 3 Uhr fand sodann im weißen Saale des königl. Schlosses der feierliche Schluß des Zollparlaments durch Se. Majestät den König statt. Es hatten sich etwa 150 Abgeordnete elngefundcn, zu denen sich die Generalität in Galauniform gesellte. Sämmtliche Fractionen deS Zollparlamcnts, mit an scheinender Ausnahme der Fortschrittspartei, waren ver- FeuMeton. K. Hoftheatrr. Sonnabend, den 7. Mai wurde Jfsland's Schauspiel „Die Jäger"gegeben- ES entfaltet in manchen Scenen ein wahre- Lebensbild vergangener Tage und schildert die Sünden früheren Verwaltungs systems mit der amtmännischen Rechtspflege, willkür lichen Gerichtsschrriberei und eigennützigen Gesetzver drehung; zugleich aber verletzt es in peinigender Weise durch unnatürliche Ausbeutung von kleinen Lebens- misdren und von Familtenjammer und verstimmt durch seine Schwäche dramatischer und psychologischer Moti- virung. Wir sehen brave Menschen, die einander durch Hitzköpfigkeit und Starrsinn weidlich quälen, endlich zur thränenrrichen Steigerung noch durch den Zufall gequält werden und nebenbei mit der Schurkerei kämpfen. DaS ergirbt zwar Rührung, aber keine sittliche Er hebung und Läuterung. Für die Schauspieler behaupten Zssland'S Stücke allerdings noch eine große Anziehungs kraft: sie ergeben Schulung und Urbung der Technik. Denn sie sind mit großer Bühnenkenntniß Md schau spielerischer Praxis gemacht; sie enthalten wirkungsvoll gezeichnete Charaktere, überhaupt dankbare Rollen, geben zur Verwendung und Entfaltung der guten Handwerks technik bi« zur kleinsten Miniaturmalerei reiche Ge legenheit. Selten indeß wird dieselbe noch musterhaft und geschmackvoll au-grnutzt, und statt sorgfältiger, feiner Ausarbeitung der Detail« tritt ost eine zu all gemein gehaltene Zeichnung oder ein zu greller Farben» austrag ein. So auch in dieser Vorstellung. Und e« ist das verzeihlich. Denn da in diesem bürgerlichen Gemälde Motive, Denkweise und Ton veraltet, und unserer Zett fremd geworden sind, so fehlt den Dar stellern der belebende Impuls den die Nachbildung der Gegenwart de- LebenS giebt, der Anhalt an die Wirk lichkeit, aus der sie die Wahrheit ihrer Figuren schöpfen sollen. Eine ganz vorzügliche, einfach und lebensvoll durchgebildete Leistung zu geben gelang Fräulein Berg als Frau Obrrsörsterin; ihr zunächst Herr Winger „Oberförster", dessen gemächlicher Ausdruck das uns Verletzende im Ton gegen seine Frau etwa- mindert. Herzlich und empfindungsvoll gab Fräulein Guinand die Pflegetochter Friederike. Tempo und Zusammen spiel wurden öfter schleppend und matt. C. Banck. * Literatur. Im Verlage des bibliographischen In stituts zu Hildburghausen erscheinen zwei „Bibliothe ken", die der „ausländischen Classtker" und die der „deutschen Nationalltteratur", welche sich fortwährend einer wohlverdienten Gunst der Kritik zu erfreuen haben. Die Sammlung deutscher Classtker wird von Hein» rich Kurz mit bekannter Sorgfalt geleitet; die neuesten Lieferungen brachten den Schluß von Lessing, eine Aus wahl von E. T. A. Hoffmann'S Erzählungen in sechs Lieferungen und die erste Lieferung einer Auswahl aus Wieland. Correcthrtt, unsichtige Auswahl und sau berer Druck gehören zu den Vorzügen dieser Ausgaben, wie correcte, fließende Uebersetzung und verständige Wahl derjenigen Werke, die für deutsche Leser Anzte» hung und Bedeutung haben, die Bibliothek der aus- ländischen Classtker empfiehlt. Die neuesten Lie ferungen brachten Fortsetzungen von Shakespeare, die dramatischen Werke Byron's von Grüzmacher, Rous- seau's Bekenntnisse von Schücking und Goldsmith's Landprediger von Eitner ins Deutsche übertragen. * Die „Wiener Ztg." vom 7. d. veröffentlicht den Beschluß des k. k. Landes- als Strafgerichtes in Graz, mit welchem das weitere strafgerichtliche Verfahren be züglich des unter bedenklichen Umständen erfolgten Ab lebens deS Hofraths Franz Unger wegen Mangels deS ThatbestandcS einer strafbaren Handlung eingestellt wurde, nebst der ausführlichen Begründung dieses Beschlusses. j- Am 8. Mai starb in Parts A. F. Villemain. Im Jahre 1790 geboren, wurde Villemain, nachdem verschiedene seiner Schriften vom Institute mit Preisen ausgezeichnet worden waren, Professor der Beredtsam- keit an der Sorbonne, später Mitglied der französischen Akademie. Im Jahre 1840 übernahm er das Porte feuille des öffentlichen Unterrichts. Nach seinem Rück tritt von diesem Posten, im Jahre 1844 lebte er nur noch seiner schriftstellerischen Thätigkeit. — Ferner mel det man den Tod eines namhaften italienischen Gelehr ten A. Peyron, Mitglied der Akademie von Turin und des Institut- von Frankreich. j- AuS Rom schreibt man: Auf dem Palatin hat man neuerlich Urberrrste eine- Stadiums auSgegraben. Auch wurden in dem Emporium zahlreiche werthvolle Marmor, darunter eine schöne Säule von kostbarem Giallo-antico, gefunden. In Ostia stieß man auf einem kleinen Terrain, das den früher» Forschungen entgan gen zu sein scheint, auf ein vollständig erhaltenes Ge bäude mit einem unversehrten Lavarium; darin fand sich eine Menge zum Theil sehr werthvoller Dinge, Vasen, Ringe, Edelsteine, Statuen, eine Büste in ver goldeten Marmor rc. j- In der „Times" läßt sich eine Stimme verneh men, welche die Vernachlässigung deS halbvergessenen Grabes Byron's beklagt und darauf anträgt, dem Andenken des Dichters ein Plätzchen im Poetenwinkel der Westminsterabtei zu gönnen. Das Grab deS Dich ters in der Kirche von Hueknall-Torkard, einem elenden Dörfchen etwa sechs engl. Meilen von Nottingham, ist, der Beschreibung der „Times" gemäß, von aller Welt vergessen und vernachlässigt. Eine einfache weiße Tafel ist Alles, was die Gruft, al- letzte Ruhestätte Byron's, kennzeichnet. 8. In Sebastopol soll in diesen Tagen die Ein weihung der Kirche erfolgen, welche dem Andenken der bei der berühmten Vrrtheidigunz der Festung im Krtmkriege gefallenen Krieger gewidmet ist. Dieser Erinnerungstempel, dessen Bau der Architekt Awdejew geleitet, hat die Form einer Pyramide und ist ganz aus krimschen Material, Steinen und Marmor, erbaut. Die Baukosten haben sich auf 300,000 Rubel belaufen und sind durch Beiträge auS ganz Rußland gedeckt worden.
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