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Dresdner Journal : 24.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187006248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-06
- Tag1870-06-24
- Monat1870-06
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1870
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M 142. Freitag, den 24. Jimi. 1870 JimwemeMarmMtr v» »tt« >»»ä« z lok»««—tritt M'Nek AU»rIick: «Idir. —Hxr I I 0t>lr. 8r»»l>«Ix«t>uUr, »Lj>!>r!lcd: 1 „ Ib „ ) »ui»er!>»N> 6«, Ik»r6<l. »Io»»tNeli;— „ ld „ I llnoel«» Pott onä Liiiela-ki«"»»«-»! 1 „ 1 8tewpa>l»n»ekl»xki»«i». r«s»ratnipretsr: piir äeo N»om «ü»er e«-p»It«oen Lei!«: 1 I«^r. vot«r „Livx«»»oot" äi« L«i!«.- r kxr. Lrschrtnea: PLxllok, wit Xn»»«kioe äer 8oo» ooä p«!«rt»U*, ^d«oä» kiir 6«o solxooäeu P»U. Dres-mrÄnrnal. Verantwortlicher Redacteur: 3- G. Hartmann. Sattralenannaymr aurwLn»: t » »«-»n-r-rr«-, 6vwnu,»1oQlr <Ie» Vre-Uner 4ooro»Iiii «d«v<!«i.: II. »o««». Knorr« Ku er; S-wdar^-NsrU»- W>»o-l.»ip»i^-L—«I-kr-vIlkurt » u : t Voo^r«, Lerlill. 6uvric:»'»c!ie INicM,., Kore-»», Itnoui.ro )1<>!<»«; Nreuwu: k. 8cui.urr»z Lre,!»o:I, 8rLX»r«'» ^nnullceo^uresii, Irx««, »i^t L t'nrnoo; kr»»lllurt « II : I^ruuo'solie liuolak.; Uöl»! ^v. NLvL«»:». r»ri»! Il-v-«, kirrir»:, Itv^ii»!« L6o., (S, klitc« äs I» Nour»«); kr«x: k» ktlLl.l«.o'» LucUd., Vi,o: ^l.. Orr«r.i». Herausarder; 8öoixl. Drpeäitioo <ie» vroiäosr ^ooro»I», vreiUso, H»rxi«r«tdenxit»„ ^io. I. Nichtamtlicher TheU. Uebersicht. Ltlegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Provinzial-Correspondenz.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Prag Pesth. Paris. Bern. Madrid. London. Stock holm. Bukarest. Washington. CicnfurgoS.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Leisnig.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. LagrSkaleuder. Börsen- Nachrichten. Leltgraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 22. Juni, AbendS. (Tel. d. Bob) Die Wahlbetheiligung ist außerordentlich leb haft. Die „Jungen" durchziehen mit Musik die Stadt und werben für ihre Candidaten. In den Wahlbezirken Landstraße, Neabau und Wieden ist der Kampf besonders lebhaft. tti Uebereivstimmend wird gemeldet, daß der Ein tritt Stremayr'» alS Cultutmiaister eine vollzogene Thatsache sei. (Lgi. unter „Tagesgcschichte".) Pesth, Mittwoch, 22. Juni. (Corr.-Bür.) In einer Conferenz des Clubs der Linken wurde be schlossen, die Verschiebung der Municipaldebatte bis zur Herbstsesfion zu beantragen; im Fall die- srr Antrag abgelehnt werden sollte, wird Koloman Tisza beantragen, den Gesetzentwurf alS constitn- tionswidrig ohne Debatte zurückzuweisen. Madrid, Mittwoch, 22. Juni. (Corr.-Bür.) In den Corte» wurde der Antrag auf Vertagung der Sitzungen bis zum 31. Oktober mit S1 gegen 41 Stimmen angenommen. K openhagen, Mittwoch, 22. Juni. (W. T. B.) DaS höchste Gericht hat da» Urtheil bestätigt, durch welcheS die Ansprüche des Herzogs Karl von Glücksburg auf den dänischen Staatsschatz giltig erklärt werden. Washington, DienStag, 21. Juni. (D. T. B., Kabettelcgramm.) In Betreff der vom Repräsentan tenhaus« angenommenen Bill Garfield'», bezweckend eine «eitere Ausgabe von 9S Millionen National- bankuoten, hat der Finanzcomit^ deS Senats eben- falls Bericht erstattet, sich jedoch gegen dieselbe er klärt. Infolge dessen ist eine gemeinsame Sitzung beider Häuser augrorduet. Wie e» heißt, dürfte die Schenck'sche Consoli- dationsbill in der gegenwärtigen Session beider Häuser de» Congresses nicht mehr zur Erledigung kommen. Dresden, 23. Juni. Die neueste Nummer der halbosficiellcn preußischen „Provinzial- Korrespondenz* spricht sich über das Budgetrecht des Reichstags folgendermaßen aus: „Das Recht des Reichstags, alle Ausgaben des Bundes in Gemeinschaft mit der Regierung in dem jährlichen Hausbaltsgesctze festzustellen, wird nach dem 31. Dccemder 1871 auch für die Militärausgaben zu voller Geltung gelangen. Wenn in der Verfassung des Norddeutschen Bundes ausdrücklich bestimmt ist, daß bet der Feststellung jener Ausgaben die verfassungsmäßigen Grundlagen der Heereseinrichtungen maßgebend sein sollen, und wenn hierauf mit Rücksicht auf den frühern Streit über die Militärsrage ein besonderer Werth ge legt wird, so ist darin eine Einschränkung des Budget- rcchts nicht in höberm Maße zu finden, als eine solche auch für andere Zweige des Haushalts, in welchen es sich um gesetzlich begründete Einrichtungen handelt, der Natur der Sache nach besteht. Das Budget recht der Volksvertretung ist so wenig wie irgend ein anderes Verfassungsrecht eine unbeschränkte Befug- niß; die Ausübung desselben ist zumal in allen den jenigen Zweigen der Verwaltung, welche auf ausdrück- FeuiUeton. Dresden, 23. Juni. Der hier bevorstehenden, am 15. August beginnenden Holbein-Ausstellung ist ein überaus wertbvoller Beitrag zugesichert wordm: die Königin von England hat die Zusendung von acht Gemälden aus den Galerien von Windsor und Hampton- Court und eine Anzahl Zeichnungen der Windsorbiblio thek genehmigt. Außerdem haben von öffentlichen Samm lungen das k. Museum in Berlin und die Galerie patriotischer Kunstfreunde in Prag ihre Holbeins zur Verfügung gestellt, andere Zusagen von öffentlichen und Privatsammlungen stehen mit Sicherheit zu erwarten. Felice. Eine Erzählung. Von Pauline Schau». (Schluß auS Nr. l4l.) lX. Nachdem Woche auf Woche vergangen, ohne daß Gotthard wieder!« hrte, steigerte sich die Angst der alten Beate von Tag zu Tag. WaS konnte ihm in der fernen, fremden Stadt nicht Alles geschehen sein? Solche Opfer, die er seinem Un ternehmen durch derartige Anstrengungen brachte, dünkten ihr denn doch übertrieben. Wie ein einsam irrender Geist schritt sie in dem weitläufigen alten Gebäude um her, immer von Neuem ordnend, fegend, räumend; sie wußte sonst gar nichts zu beginnen, um ihre innere Unruhe zu beschwichtigen. Eines Tage- brachte man ihr eine große Kiste, die von Hamburg auS adresstrt war. Wenigstens ein Le benszeichen wieder! Neugierig umschlich sie die geheimnißvolle Hülle, die sie im Vorzimmer hatte aufstellen lassen und die Gott weiß wa- für merkwürdige Dinge enthalten mochte. Uchen Gesetzen beruhen, an die Bcobachung dieser Ge setze gebunden. Soweit z. B. die Einrichtungen der Justiz oder der Landesvcrwaltung durch zu Recht be stehende Gesetze geordnet sind, liegt es nicht in dem Bereiche des BudgetrechtS, die Mitrel zum Fortbestände derselben einseitig in Frage zu stellen: in allen solchen Punkten saßt das Budzctrecht zugleich eine Pflicht der Bewilligung in sich. Ganz dasselbe hat die Bun desverfassung ausdrücklich in Bezug auf die Ausgaben für das Heerwesen geordnet, soweit es sich um die jetzt verfassungsmäßig feststehende Organisation des Bundes- Heeres handelt. Der frühere langjährige Streit über die Militärsrage war vornehmlich daraus entstanden, daß die seit 1859 eingeführten neuen HccrcScinrichtun- gen eine ausdrückliche gesetzliche Anerkennung noch nicht gefunden hatten, und daß die Landcsvertretung deshalb die Aufnahme der Ausgaben für dieselben in den jähr lichen Staatshaushalt verweigerte. Einem solchen Streite ist jetzt durch die Bundesverfassung vorgebcugt. Die große praktische Bedeutung d r in der Bundesverfassung enthaltenen Anerkennung derHeercseinrichtungcn ist nach dem Erlaß der Verfassung auch von liberaler Seite auf das Unumwundenste ausgesprvchcnworden." Die„Prov.« Corresp." citirt hier nun zur Bestätigung die Aenße- rungen der Abgg. Twcstcn und Duncker bei Berathung des Gesetzes über die Verpflichtung zum Kriegsdienste im Oktober 1867 und fährt dann fort: „Wenn nun die in ter Bundesverfassung festgesiellten und allseitig anerkannten Grundlagen der Heercsorganisativn nach dem 31. Deccmber 1871 bei der Regelung der Ausga ben des Bundcsheeres maßgebend sein müssen, so ist hiernach an eine Erneuerung des ConflictS, wie er vor 1866 bestanden, nicht zu denken, so lange im Reichs tage eine Mehrheit vorhanden ist, welche die Bundes verfassung loyal auszuführen Willens ist. Das Budget- recht des Reichstags wird in Bezug auf das Heerwesen darum, wie gesagt, nicht beschränkter sein, als in Be treff irgend eines andern TheilcS der Bundesverwal tung: dasselbe ist eben in allen Beziehungen nur unter Achtung der Schranken auszuübcn, welche durch Ver fassung und Gesetz gezogen sind, — innerhalb dieser Schranken wird es die Regierung ihrerseits gewiß an Entgegenkommen und an voller Achtung des verfassungs mäßigen Rechts des Reichstags nicht fchl-n lassen. Tagesgeschichte. Dresden, 23. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Majestät die Königin- Marte und Ihre königlichen Hoheiten die Frau Her zogin von Genua, der Kronprinz und Prin zessin Amalie haben Sich vorgestern früh mittelst Extrazugs von der Station Niedersedlitz aus über Löbau nach Zittau und von dort nach dem Oybin begeben und daselbst das Diner eingenommen, zu welchem die Herren Regimentscvmmandeur Oberst Rudorfs und Bürgermeister Haberkorn aus Zittau, sowie Amtshaupt mann v. Thielau aus Löbau und der Generaldirector der StaatSeiscnbahncn v. Tschirschly« Bögendoiff zuge- zogen zu werden die Ehre hatten. Auf der Rückreise geruhten die allerhöchsten und höchsten Herrschaften noch den Hutberg bei Herrnhut zu besuchen und trafen Abends wieder in Pillnitz ein. — Heute Mittag haben Se. Majestät der König im hiesigen Nesidenzschlosse den seit einigen Tagen hier anwesenden Präsidenten der Justizprüfungscommisston, Herrn Geh. Nath vr. Friedberg aus Berlin, in einer Audienz zu empfangen geruht, welcher Nachmit tags mit Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister vr. Schneider und Herrn Generalstaatsanwalt vr. Schwarze zur königlichen Tafel in Pillnitz geladen ist. Dresden, 23. Juni. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 11. Stück vom Jahre 1870 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 7l) Bekanntmachung vom 15 Juni d. I., die Einführung der Korrespon denzkarten betreffend; Nr. 72) Bekanntmachung vom Vielleicht Instrumente, Noten, irgend Anfänge für das große Werk, mit dessen Begründung der junge Herr sich beschäftigte. Wieder vergingen Tage und Wochen. Zu der Einsamkeit und den übrigen Qualen der armen Alten gesellte sich nun auch noch die Neugierde. Horch, ein Wagen! Wie ost hatte sie schon vergeblich ihren Kopf durchs Fenster gesteckt, wenn ein Wagen gerasselt gekommen! Sie glaubte schon an gar kein Wagenrasicln mehr. Aber nein; jede Prüfung erreicht ihr Ende! Der Wagen hielt und sie sprang eilig die Treppe hinab, um die Hausthüre zu öffnen. Gotthard stand schon davor, als sie aufschloß, und sah sie lustig lachend an, ergriff ihre Hände und schüttelte sie herzhaft. „Da bin ich, Beate, da bin ich", rief er, schelmisch nach dem Wagen zurücknickend, von dem der Kutscher eben einen großen Koffer herunterhob. „Und- denke Dir, Herzensbeate", jubelte Gotthard, „ich bin nicht nur gesund, ganz und gar gesund, son dern auch — nun rathe I Beate stand wie im Taumel. Ihr Herr lachte, ihr Herr scherzte mit ihr, er sah ihr mit den lustigsten, frohesten Augen von der Wilt ins Gesicht. Das ging über ihr Begriffsvermögen, über ihre Fassungskraft, das war das größte Wunder, welches geschehen konnte. „Nun rathe schnell, Beate!" drängte Gotthard lachend. Ein toller Gedanke schoß ihr durch den Kopf: „Etwa gar verlobt?" frug sie pfisfig. „Besser, besser, Beate!" jauchzte Gotthard, „ich bin verhetraihet und bringe auch meine Frau schon mit!" Dabet trat er an den Wagenschlag und bot Viola die Hand, die herunter und der alten Beate gerade in die Arme sprang. 7. Juni d. I., eine Anleihe der israelitischen Rcligions- gemeinde zu Leipzig betreffend. * Berlin, 22. Juni. Telegraphischen Nachrichten aus Ems zufolge sind heute Se. kgl. Hoh. der Prinz Karl von Preußen und der Landgraf von Hessen von Wiesbaden daselbst ringctroffen und von Sr. Majestät dem Könige am Bahnhofe empfangen worden. Prinz Karl ge dachte heute nach Potsdam zurückzureisen. — Zu den gestern erwähnten russischen Ordensverleihungen tst noch nachzutragen, daß auch der Polizeipräsident Herr v. Wurmb unter den Dccorirten sich befindet; der selbe hat den Stanislausordcn zweiter Klass: mit dem Stern erhalten. — Se. Maj. der König hat, wie das „Mil.-Wchbl." meldet, die Zusammenstellung, resp. Neu bearbeitung der Vorschriften für den Garnison dienst befohlen und die so entstandene Instruction genehmigt. — Die nord- und süddeutschen Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter Krieger haben be kanntlich im vorigen Jahre eine Uebereinkunft getroffen, nach welcher ein gemeinsamer Verband und ein Central- comitö unter Leitung des preußischen Hauptvereins und unter Bethetligung sämmtlicher Landesvcreine gebildet woiden ist. Am 18. d. M. ist dieser deutsche Eentral- comitö, wie die „Pr. C." meldet, zum ersten Male in Berlin zu einer Sitzung zusammengetreicn, zu welcher sich die Vertreter nord- und süddeutscher Landesvereine eingefundcn hatten. Es wurde beschlossen, auf den 10. und 11. October d. I. eine Versammlung der deutschen Hilfsvereine nach Nürnberg auszuschreibcn, auf welcher verschiedene Gegenstände der freiwilligen Krankenpflege, namentlich die Frage wegen zweckmäßiger Ausbildung von Krankenpflegerinnen, Beschaffung eines bereiten Hilfspersonals für den Kriegsfall, Einrichtung von Vereinslazarethcn besprochen und zu welchem alle Mit glieder deutscher Hilfsvereine cingeladen werden sollen. — Der commandirende General des 1. Armeecorps, Frhr. v. Manteuffel, traf am letzten Sonntage hier ein, verweilte aber hier nur einige Stunden, um seine- Reise nach Gastein fortzusetzen. — Gestern sst in 'Mag deburg der Gencralsuperinteudent Borghardt plötzlich gestorben. Er hielt noch am vorigen Donnerstag hicr in der Pastoralconfercnz einen Vortrag. — Die „Nat.- Ztg." schreibt: Laut 8 33 der Bundesgewerbeord nung ist der Betrieb der Gastwirthschaft wie des Bier- und Weinschanks nicht mehr von der Erörterung der Bedürfnißfragc abhängig, dagegen ist für die Erlaub- niß zum Ausschank von Branntwein und den Klein handel mit Spiritus oder Branntwein der Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses, gleicherweise wie früher, Vorbehalten. Es war nun die Ansicht hier und da verbreitet, daß diese Einschränkung sich nur auf den reinen Branntwein und den reinen Spiritus be ziehe. es aber den Inhabern einer Bier- und Wein- wirthschast als solchen freistehe, Liqueure, Cognac, Rnm, Punsch, Grog und ähnliche gemischte Getränke zu ver kaufen. Diese Ansicht ist als unrichtig verworfen wor den, weil im Sinne des Gesetzes unter Branntwein und Spiritus „alle gebrannten geistigen Füssigkeiten ohne Unterschied" zu verstehen sind, mögen sie rein oder in irgend welcher Beimischung verabfolgt werden. Es würden sich also auch Bier- oder Weinwirthe durch den Ausschank vorerwähnter Getränke strafbar machen. — Wie die „C. S." mitthcilt, liegt cs nicht in der Absicht des Marineministeriums, den Ankauf des Streichen- berg'schen Grundstücks am Leipzigerplatze, nachdem der Reichstag die zur U.bernahme desselben erforder liche Summe nicht bewilligt hat, rückgängig zu machen. Dasselbe hält vielmehr das Gebäude für sehr zweckent sprechend für die Marineverwaltung und hofft daher, daß dcr künftige Reichstag, dem eine vollständige Ucber- sicht der ganzen Angelegenheit gegeben werden soll, den Ankauf nachträglich genehmigen werde, um so mehr, als das Geschäft sich nur mit schweren Opfern würde rückgängig machen lassen. * München, 22. Juni. Gegenüber dcr vom Tele graphen verbrciteten Nachricht, daß das Entlassungs- gcsuch des Kricgsministers Frhrn. v. Pranckh vom „Kind! Viola! gnädige Frau!" stammelte die Alte, halbtodt vor Ueberraschung. Der Spaß erschien ihr gar zu toll und überstieg alle Grenzen. Sie wußte ja ge nau, daß Viola längst schon die Frau eincs andern Mannes geworden sei, zum Herzeleid ihres jungen Herrn. „Das begreifst Du freilich nicht, meine gute Beate"; sagte Gotthard, „ja, ich begreife cs fast auch nicht, aber es ist doch wahr"! Gotthard drängte ins Haus. Dcr Wagen, der sie gebracht, rollte fort und die Hausthüre schlug hinter hen Glücklichen ins Schloß. „Kline Kränze, kein Fest; welch' ein Empfang für eine junge Frau!" flüsterte Gotthard Viola ins Ohr. Sie sah ihn selig lächelnd an. „Es muß doch wahr sein und kein Scherz", sagte Beate, die Beiden beobachtend und dabei unruhig an dem Schlüsselbund klappernd, das an ihrem Gürtel hing. Denn sie gedachte, daß sie doch auf keine Weise auf solche unverhoffte Gäste eingerichtet sci. „Wahr bei Gott und kein Scherz, Beate!" rief Gott hard feierlich, seine Hand auf Bcaten's Schulter legend. „Ach, deshalb sandten Sie die große Kiste voraus", meinte Beate, die nun erst, schlauer Weise, den Inhalt der gehkimnißvollen Kiste errathen zu haben meinte. „Welche Kiste, Beate?" frug Gotthard, „ich weiß von keiner*. „Diese dort", rief die Alte, auf ein großes, vier eckiges Etwas deutend, was da mitten in dem Halb dunkeln Raume stand. „WaS könnte darinnen sein?" frug auch Viola, in der sich die Neugier zu regen begann. „Aber zuerst in das warme Zimmer, es ist kalt hier und Sie sind von der Reise ermüdet", mahnte Bcate. König nicht angenommen worden sei, versichert man dem „N. K.", daß von einem Enttassungsgesuch des Kriegs- Ministers überhaupt nichts bekannt fct. Auf fortschritt licher Seite scheine man gegenwärtig auf Beseitigung des Herrn v. Pranckh hinzuarbeiten. Auf ander.r Seite wcidc man, ehe man da mitthut, doch erst abwarten wollen, welche Stellung der Kliegsminister bei der De batte und zu den eventuellen Beschlüssen dcr Kammer über das Militärbudget cinnebmcn wird. Ihre Er gänzung finde die Haltung der Fortschrittspartei in dem kürzlich von dem General Grafen v. Bothmer im Aus schuß der Kammer dcr Rcichsräthc gestellten Antrag. — Die Kammer dcr Abgeordneten hat heute den Ge setzentwurf über den außerordentlichen Militärcredit den Ausschußvorschlägcn entsprechend einstimmig angenom men. DcrFinanzausschuß ist dem Beschlusse derKammcr dcr Rcichsräthc bezüglich d es außerordentlichen Militärcre dits bcigetrctcn, und beantragt nunmehr auch die Be willigung von 100,000 Fl. für Erbauung eines Milt- tärkrankcnhauscs zu Nürnberg, unter dcr Bedingung jedoch, daß der eröffnete Credit einen unüberschreitbaren Maximalbetrag bilde, und daß dcr nach Herstellung des betreffenden Gebäudes durch Veräußerung des jetzigen Militärkrankcnbauscs in Nürnberg zu erzielende Erlös zur thcilwciscn Ncfundirung des bewilligten Auf wandes zu dienen habe. — Das Consortium, welche- sich zur Ucbcrnahmc von 18 Mill. Gulden unser- Ei- scnbahnanlehens im Dec. v. I. gcbiloet hatte, hat, wie der „N. K." erfährt, nachdem das Geschäft voll ständig bereinigt ist, vorgestern seine Auflösung he- schlosicn. Der Gesammtbetrag des Anlehens ist übri gens schon vor einiger Zeit an die königl. Staatskasse abgelicfert worden nnd deckt den Bedarf für den Bahn bau im Jahre 1870 vollständig, so daß eine weitere Emission des Eisenbahnanlch ns jedenfalls vor Beginn des näckstcn Jahres nicht nothwendig sein wird. * Wien, 21. Juni. Mit vr. Stremayr sind, wie die „Pr." vernimmt, neuerdings Unterhandlungen wegen Uebernahme des Portefeuilles für Kultus und Unterricht angeknüpft worden. Or. Stremayr soll jetzt dem Wiedereintritte in die Negierung nicht mehr so ab geneigt sein, wie vor dritthalb Monaten. — Mittelst einer an die' Finanzlandcsdircction ergangenen Verord nung des Finanzministcreums wird, wie das „Tagbl." erfahren haben will, das Gesetz vom 12. April d. I., mittelst welchem der Finanzminister zum Verkauf der sogenannten isolirt-n Theile des Wiener Waldes er mächtigt wurde, außer Kraft gesetzt, zugleich jedoch die sofortige Abschätzung des Offenbacher Forstes und sei nerzeitige Vorlage des Schätzungselaborats angeordnet. — Die Nachrichten aus den Bocche - di - Cattaro schildern übereinstimmend die Zustände dieses Land strichs als ganz anormale, gewissermaßen außerhalb des Gesetzes sich bewegende. Einer Korrespondenz dcr „Tr. Ztg." entnehmen wir in Bezug hierauf Folgendes: In den letzten Tagen mußte der k. k. Staatsanwalt Eapovich, dessen Leben bedroht war, von Kattaro nach Zara versetzt werden. Der frühere Reichsrarhsabgeord- ncte Ljubissa, der seit Jahren einer dcr eifrigsten Füh rer dcr slawischen Bewegung in den Bocche ist, hat, da er die Ü berspannung einiger seiner politischen Mei nungsgenossen nicht in allen Punkten theilt, viel von seiner Popularität verloren und kann cs vorsichtshalber nicht mehr wagen, von Kattaro nach Budua, seiner Heimaih, zu Lande zu reisen. In Castelnuovo, einem der vorzüglichsten Mittelpunkte dcr slawischen Ultras, gestattete die Gemeinde vor Kurzem dem Schulin^pector von Cattaro nicht, die Schule zu besichtigen und schloß ihm die Thürc vor der Nase zu. Was die sogenannte Pacification dcr Bocche betrifft, so könnten über die wenig erbaulichen Folgen derselben allerlei Thatsachen erzählt werden; wir begnügen uns jedoch mit den zwei folgenden. Die Negierung hat den Laudesbetördcn über 100,000 Fl. für dcn Straßenbau zur Verfüguug gestellt. Gegen 20,000 Fl. sind bereits ausgegeben, aber fast ohne Erfolg. Die Aufseher dcr Arbeiter wer den von dcn Aibeitcrn selbst terrorisirt, sie thun, was „Nein, meinst Du nicht, Viola, wir öffnen erst unsre mcrkwüidige Kiste? Schnell lass' uns öffnen", rief Gotthard, „damit sich unser Zweifel löst!" Bcate trug Werkzeuge herbei, und bald hob sich der Deckel krachend aus seinen Fugen, vorläufig nur eine Schicht feinen, weihen Papiercs enthüllend. Als man dies entfernt hatte, zeigte sich in Gestalt von Spitzen. Bat st und sonstigen feinen und kostbaren Geweben die prächtigste Brautaussteuer, die man sich denken kann. Wogcn duftiger Gewänder, Häubchen, Tücher, Alles, was zu eleganten Frauentoilettcn ge hört, entstiegen dem dunkeln Raume, in dem es so lange gebannt gewesen. „Aber, wenn, wenn Gotthard", frug Viola, ganz rosig vor froher Erregung, „kauftest Du dies Alles für mich, da Du mich doch me verlassen hast? Ich be greife dies nicht?" «Ich begreife es auch nicht, Liebste!" sagte Gott hard, die wunderbaren Dinge vor ihm anstaunend, „ich kaufte dies Alics wahrhaftig nicht!" Plötzlich, als Viola'- Hand hinabtauchte, um mehr und mehr dcr rcizcndcn Gegenstände hervorzuziehen und zu bestauncn, erklang rin seltsamer Ton aus dem Grunde dcr Kiste: wchmüthig, klagend, geisterhaft leise. Alle erschraken. Gotthard ward bleich; er allein kannte diesen Ton, cr war nur einmal in der Wett vorhanden. „Es ist nichts BöscS", sagte er lächelnd zu den be troffenen Frauen und nahm unter den weißen Braut« gcwändern eine alte, braune Geige hervor, deren Sai ten Viola's Finger vorhin berührt hatten. Ein ver morschtes, verblaßtes, farbloses Band hing noch daran befestigt aus alter, alter Zett her. „Meines alten Lehrer» Geige!" sagte Gotthard, das Instrument betrachtend.
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