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Dresdner Journal : 08.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187007082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-08
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1870
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I!>u >>!>.; kb«-mni>»i /> p«ri» //»v«», ,1 <5- , Vi«»: >1/ StuttU»rt: /io«/«' <k k'o, II iii» »»«»relier: Uüme!. I'xsxit^iin» »lei I'riiiloer Nxiniill», I>i»->-<It-ii, ^lu^i^utlx-n^'XK«» kiu. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 7. Juli. Se. Majcstät der König haben allergnädigst geruht, den Militair-Buchhalter Friedrich August Jentzsch im Krieg-- Ministerium zum Rech nung--Rath in der b. Claffe der Hofrangordnung zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. kelearaphische Nachrichten. Zeitnu-tscha». (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Schlesische Zeitung. — Weser Zeitung.) Laßes-eschichte. (Dresden. Berlin. Altenburg. Ham- bürg. München. Wien. Prsth. Paris. Bern. Florenz. L-ndon. Warschau. Konstantinopel. Washington.) Ernennungen, Versetzungen rc. ün öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Bautzen. Schellenberg.) Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandte-. Keullletoa. Inserate. Tagetkalendrr. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wiesbaden, Mittwoch, 6. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Der Communallandtag hat in seiner heutigen Sitzung daS BerwaltungSrrgulativ für den NegitrungSverirk, nach wiederholter Strei chung der im NegteruugSentwurs geforderten Ver tretung d»S AdelS und deS großen Grundbesitzes im öaudeSauSschuffe, mit 13 grgeu 12 Stimmen in zweiter Lesung angenommen. Wien, Mittwoch, 6. Juli, AbendS. (Corr -Bür.) Dir hier aufgetauchte Meldung, daS österreichisch- ungarische Cabinet habe über eine vertrauliche An- frage des TuilrrieucabinetS erklärt, sich der Hohen- zollern'schen Throncandidatur gegenüber vollkommen passiv verhalten zu wollen, entvehrt jeder Begrün- düng. Die österreichisch-ungarische Negierung hat sich in dieser Angelegenheit noch nach keiner Rich- tuug hin geäußert. Lemberg, Mittwoch, s.Juli, AbendS. (Corr.- vür ) Bisher ist ungefähr folgendes Resultat der Landtag-Wahlen bekannt: 2S Nuthenen, worunter 13 Geistliche, 16 Guttbesitzer, 7 Beamte, 2V Lauern. Paris, Mittwoch, 6. Juli, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Kör pers kam die Interpellation Cochery S und Genos- sen, betreffend die Candidatur deS Erbprinzen Leopold von Hohenzostern auf den spanischen Thron, zur Verhandlung. Der Minister des Auswärtigen, Herzog v. Gra- mont constatirt, daß Prim dcm Prinzen von Hohcn- zollcrn die spanische Krone angeboten und daß der Prinz dieselbe angenommen habe. DaS spanische Bolk habe sich indcß noch nicht ausgesprochen. Die fran zösische Regierung kenne nicht die betreffenden fVcr- handlungen; er bitte demgemäß, die DiScusston, die augenblicklich zwecklos sein würde, zu vertagen. Die Regierung werde in der neutralen Haltung, die sie bis jetzt beobachtet, beharren, aber sie werde nicht dulden, daß eine fremde Macht einen Prinzen auf den spani schen Thion setze und die Ehre und Würde Frankreichs in Gefahr bringe. (Beifall.) Die Regierung vertraue auf die Weisheit deS deutschen und auf die Freund schaft deS spanischen Volkes. Sollte sie sich aber in ihrer Hoffnung täuschen, so werde sie ohne Zögern und ohne Schwäche ihre Pflicht thun. (Wiederholter leb hafter Beifall.) Gegenüber Picard und Crömicux, welche die Vor legung der auf die spanische Angelegenheit bezüglichen Documcnte fordern, erwidert der Justizminister Olli vier, daß er dies Verlangen zurückweist. Die Erklä rung de- Herzogs v. Gramont enthalte keine Ungewiß heit über da- Verhältniß der Regierung zu der Frage wegen Krieg und Frieden. Die Regierung wünsche leidenschaftlich den Frieden, aber mit Ehren. Die Re gierung sei überzeugt, daß die Erklärung Gramont'- eine friedliche Lösung herbeiführcn werde; denn sobald Europa weiß, daß Frankreich fest ist in legitimer Pflicht erfüllung, widerstehe eS nicht den Wünschen Frankreichs. Es bandle sich nicht um ein geheimes Ziel, und wenn ein Krieg nothwendig werde, so werde dir Negierung ihn nicht ohne Zustimmung der Kammer unternehmen; .denn wir leben", fuhr Ollivier fort, „unter einer parlamentarischen Regierung. Ich versichere auf Ehre, daß kein Hintergedanke existirt, wenn wir sagen, daß wir den Frieden wünschen, und wenn wir die Ueber- »eugung auSdrücken, daß, wenn alle Parteiunterschiede schwinden, der Friede auch bestehen wird." Ollivier erklärt wiederholt, die Regierung wisse nichts über die schwebenden Verhandlungen. Nachdem die Kammer ein «eitere- Eingehen auf diese Angelegenheit, welche- Arago beantragt hatte, abgelehnt hat, wird die BudgetdiScussion fortgesetzt. Paris, Donnerstag, 7. Juli. (W.T B.) Der „Constitutionnrl" kommt heute abermals auf die spanische Throncandidatur deS Prinzen von Hohen- zollern zurück. Der „Constitntionnrl" äußert sich zunächst über die gestrige Debatie dcs gesetzgebenden Körpers, indem er in der Erklärung deS Herzogs v. Gramont die rich tige Antwort gegenüber dem feindseligen Act« findet, der in der Candidatur des Prinzen von Hohenzollern liege. Der gegen Preußen wie Spanien gleichmäßig scharfe Artikel glaubt den Frieden abhängig von den Entschließungen Spaniens und Preußens. Der „Con- stitutionnel" fügt sodann hinzu, daß die gestern ein- getrvffenen Nachrichten eine günstige Wendung in der Situation Hessen ließen. Die hervorragendsten Mit glieder der Liberalen Spaniens desavvuirten Prim'S Vorgehen in dieser Angelegenheit. „Wenn das spa nische Volk einen ihm auszuzwingcnden König von selbst zurückweist", heißt es schließlich, „so haben wir von Preußen nichts weiter zu fordern. Die Ordnung wird alsdann zurückkthren, ohne daß eine der drei Mächte irgend eine Concessirn zu geben oder zu verlangen hat. DieS ist die von uns gewünschte Lösung." Madrid, Mittwoch, k. Juli, AbendS. (W. T. B) Der „Jmparcial" schreibt: In dem gestern stattgehabten Ministerrathe billigte der Regent Ser- rano die Schritte deS Ministerpräsidenten Prim betreffs der Throncandidatur. DaS Ministerium beschloß, diplomatische Verhandlungen anzuknüpfen, um einen den Wünschen der CorteS entsprechenden Candidaten vorzuschlagen. Der Zusammentritt der CorteS erfolgt am 22. Juli, die KöniaSwahl am 1. August. Die ministerielle Partei hofft für ihren Candidaten 200 Stimmen zu zu ei halten (170 Stimmen sind zur absoluten Majorität erforderlich). Der Candidat werde am 1. November nach Spa nien kommen und eine Civilliste von 20 Millionen erhalten. London, Donnerstag, 7. Juli. (W. T. B.) Die „TimeS" und der „Standard" sprechen sich gegen dir spanische Throncandidatur deS Prinzen von Hohen ollern auS. England könne au» seiner Friedensliebe heraus die Wahl nicht billigen. Die Blätter hoffen, daß die durch die Aufstellung die- er Candidatur geschaffene augenblickliche Spannung ich bald lösen werde. Mit der Anschauung Prim'S ei ein Beschluß der CorteS noch nicht gegeben. Konstantinopel, Mittwoch, 6. Juli. (Corr.- Bür) Der Bicekönia von Aegypten ist hier ein- «troffen und bat sich zum Sultan nach dem Pa- laste.Dolma-Bagdsche begeben, wo er herzlich em pfangen wurde und eine Stunde verweilte. Dresden, 7. Juli. In Bezug auf die telegraphisch gcmcldetcn ncuestcn Schritte der spanischen Regierung zur Lösung der Thronfrage und unter Hinweisung auf Aeußcrungen einiger französischer Blätter und dir Pariser Meldung, daß im gesrtzqedenden Körper eine Interpellation über diesen Gegenstand etugebracht worden ist, schreibt heute dir Berliner ministerielle „Norddeutsche Allge meine Zeitung": „Jedenfalls ist hier zunächst daran zu erinnern, daß Alles, was bis jetzt über die neueste Phase der monarchischen Frage in Spanien bekannt gr- wviden ist, einzig in der Nachricht des BüreauS „Ha- vaS" besteht, daß ein Deputation an den Erbprinzen von Hohenzollern (gegenwärtig königl. preuß. Oberst t I» »uN« deS 1. Gardrregiments zu Fuß) abgegangen stj, um sich mit ihm über Annahme der spanischen Krone »u verständigen. Die- die Thatsachen, und es erhellt sofort, welch' gewaltiger Sprung gemacht werden muß, um zu jenen Phantasten zu gelangen, welche den Kanz ler des Norddeutschen Bunde- und den preußischen Staat mit den jetzigen wie mit frühern Vorgängen ans der iberischen Halbinsel in Verbindung dringen." Die „Schlesische Zeitung" schreibt über die Be gegnung deS Erzherzogs Albrecht mit dem Kaiser Alexander in Warschau (mit der sich um stehend auch unsere heutige Wiener Eorrespondcnz beschäftigt) unter Andcrm: „Der Erzherzog Al brecht, gewiß die gewichtigste Persönlichkeit, welche der kaiserliche Hof von Wien wählen konnte, hat in Warschau eine so ausgezeichnete Aufnahme gefunden, daß man nun wohl in Wien über das von Rußland bevorzugte Preußen nicht mehr länger wird Klage füh ren können. Kommt man in Wien zu dieser Einsicht so wird man auch wohl noch zu einer andern gelan gen, und sie ist für die Beurthetluug der Zusammen kunft deS Kaisers mit dcm Erzherzog Albrecht von gro ßem Gewicht. Man wird in Wien angesichts der po litischen Verhältnisse, in welche Oesterreich theils dmch die Umstände im eigenen Reiche — zunächst in Galizien, — theils durch seine bisher befolgte Politik an der un tern Donau und in Konstantinopel hineingcdrängt wor den, wohl nicht zu der Illusion greifen, daß Rußland nunmehr ganz andere Wege in Bezug auf seine mit Oesterreich cvlltdircnden Interessen verfolgen werde. Auch der genialste Staatsmann wird sich nicht einbil- den, daß heute noch die Möglichkeit vorhanden sei, Ruß land und Oesterreich könnten in Bezug auf die Lösung der orientalischen Frage, welche doch stets die dunkle Zukunft beider Reiche bleibt, Hand in Hand oder we nigstens dieselben Wege geben. Aber so wenig das heute noch möglich oder vielleicht jemals möglich gewe sen ist, so ist dadurch keineswegs ein feindliches Ver halten beider Nachbarreiche ein Gebot der Nvihwendig- keit. Die sogenannte orientalische Frage wird offenbar nicht blos durch die Entscheidung zwischen Rußland und Oesterreich gelöst werden. Zunächst werden sich Eng land und Frankreich ihres am Bosporus begründeten Einflusses zu Gunsten dieser beiden Erben nicht beae- den, und dann dürfen die Nationalitäten nicht außer Acht gelassen werden, die sich heute schon von der Tür kei losbröckeln und ihre eigenthümlichc Gestaltung ver folgen. Es wird dann Alles daraus ankommen, ob Rußland oder Oesterreich es verstanden hat, die Dinge so zu leiten, daß jene Nationalitäten in den Lchwer- punkt eines von ihnen Beiden fallen. Eine sehr nahe liegende und gewiß schätzbare Frucht könnte die Begeg nung in Warschau haben, wenn die zuvorkommende Freundlichkeit dcs Kaiser- Alexander, die nun gewisser maßen zu gleichen Theilen zwischen Preußen und Oester, reich getheilt ist, in Wien die Ucberzeugung von der Nvthwendigkeit und Ersprießlichkeit eines guten Ein vernehmens mit Preußen geweckt und gestärkt hätte." — Die „Weser-Zeitung" sagt in einer Eorreipon- drnz auS Berlin tu derselben Angelegenheit: „Oester reich hat durch die Sendung deS Erzherzogs Albrecht einen weit rn Beweis gegeben, daß cS auf die Erhal tung erträglicher Beziehungen zu Rußland Werth legt. Zieht man in Betracht, daß die österreichische Regte- rung gleichzeitig auch Preußen gegenüber eine freund lichere Haltung angenommen hat, so liegt der Schluß nahe, daß man in Wien die außerordentliche Intimität der Beziehungen zwischen Preußen und Rußland in ihrer allgemein politischen Bedeutung wenigsten- nicht unterschätzt. Die Verleihung des Großkrcuzes dcS St. Georgsordcns an den Erzherzog macht allem Zweifel daran, daß die Nelse desselben nach Warschau einen über die fürstliche Etiquctte hinauSreichcndcn politischen Charakter gehabt hat, ein Ende." TngtSlst schichte. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der König be absichtigen nächsten Montag früh von Pillnitz aus elne sechstägigc Reise nach dem Leipziger und Zwickauer Regierungsbezirke anzutrctcn. In 'Nachstehendem geben wir die Hauptpunkte dcs Rcisepi ogramms. Am 11. Juli: früh 7 Uhr Abreise von Pillnitz mit Extrazug nach Dahle», von dort zu Wagen über Hubertusburg, Mutzschen, Roda, Nerchau bis Podelwitz; 12. Jult: nach Kolditz und Geithain; 13. Juli: über Niedcrgrä- fenhain nach dem Jägcrhausc bei Frohburg, durch den Streitwald nach Kohren, dcm Lindigtvorwcrk und Pe nig; 14. Juli: nach Burgstädt, Lunzenau, Göhren, durch das Chcmuitzthal nach Laura, sodann von Alt mittweida aus mit Extrazug dis Schneeberg und von dort zu Wagen nach Eibenstock; l5,. Juli: über Wil- dcnthal nach dcm Aucrsbcrg und Johanngeorgenstadt, von dort über Georgenthal, Pöhla, Scheibenberg, Schlettau nach Annabcrg; >0. Juli: per Bahn über Wolkmstein, Zschopau, Erdmannsdors, Flöha nach Fran kenberg, zu Wagen nach Sachsenburg, und AbendS per Eisenbahn von Frankenberg über Flöha, Oederan und Freiberg nach Pillnitz zurück. * Berlin, 6. Juli. Telegraphischen Nachrichten aus EmS zufolge, hat Se. Majestät der König heute daselbst dem diesseitigen Botschafter in Paris, Baron Werther, eine längere Audienz erchnlt. Nach der „Pr.- C." wird Se. Majestät nach vorläufigen Bestimmungen noch 14 Tage (etwa biö zum 18. ober 20 d. M ) tn Em» verweilen und sich dann noch kurze Zeit iu Wies baden und Homburg aushalten, etwa zum 2tt. bis 30. d. M. aber nach Berlin zurückkchren. — Ihre Maje stät die Königin Augusta gedenkt clwa zu derselben Zeit, wo der König Ems verläßt, von Koblenz nach Berlin zu kommen, um sodann die beabsichtigte Reise nach der Provinz Preußen zum Besuche der unter ih rem Schutze stehenden WohlthätigkeitSansialten auszu führen. — Wie die „Pr.-E." weiter Meldet, hat oer Kaiser von Rußland unserm Kronprinzen bei der Verabschiedung in Breslau die zweite Klasse seine- höchsten militärischen Ordens vom St. Georg verliehen und gleichzeitig an den Prinzen Friedrich Karl folgen des Telegramm gerichtet: „Ich habe Se. Majestät den König um die Erlaubniß gebeten, Dir meinen St. Georgsordcn 2. Klasse verleihen zu dürfen, ebenso wie Fritz, für Eure brillante Haltung. Alexander". — Der heutige „St.-A." meldet Ordensverleihungen an den königl. sächsischen Generalmajor z. D. v. Bran denstein, bisherigen Militärbevollmächtigten zu Berlin (rother Adlcrordcn 2. Klasse), an den kaiserlich rujsi»' schen Collcgienrath Oe. Friedrich Meyer, Cheiredacteur der „St. Petersburger deutschen Zeitung" (Kronenor den 3 Klasse) und an den Rcdactcur des zu Konstan tinopel erscheinenden Journals „La Turqute", NtkolaS Bordcano (Kroncnordrn 4. Klasfi). — Die „N.A.Z." schreibt: Das Verlangen nach einer Bundes gewerbe steuer an Stelle der in den einzelnen Staaten de- Norddeutjchcn Bundes bestehenden Gewerbesteuer wird Feuilleton. Die Dresdner Lnnstan-strllung von 1870. I. Die von der k. Akademie der bildenden Künste all jährlich veranstaltete Kunstausstellung ist seit dem 1. Juli eröffnet, und man ist für die nächsten Monate um eine angenehme Stunde de- Tage- nicht verlegen. Goethe meint ja, der Mensch müsse täglich wenigsten- ein gute- Gedicht lesen oder ein schöne» Gemälde sehen. Run den erstem Genuß kann er am besten uns selber schon beim Morgenkaffee bereiten und für den zweiten baden wir in dem AuSstellungSgebäude auf der Brühl'» scheu Terrasse an den Wochentagen von 9 bis 6 Uhr und an den Sonntagen von 11 bi- 6 Uhr volle Zeit. Uad nicht nur Gemälde können wir sehen, sondem auch Skulpturen, Zeichnungen und Stiche. Der Katalog, der, wie seit einigen Jahren so auch Heuer, schon am ersten Ausstellungstage in bester Ordnung vorlag, zählt bereit- über 200 Nummern; nach dem gewöhnlichen Gange der Dinge ist da so mancher Nachzügler zu er warten. Mit einem Besuch der Ausstellung zu warten, di- letztere eingetroffen, ist durchaus nicht rathsam, da andererseits so manche von den bereit- versammelten Bildern, und nicht die schlechtesten darunter, sich früh wieder empfehlen werden. Zudem ist in der Ausstel lung immer schon mehr dargeboten, als sich ohne Er müdung und Abstumpfung bei einem einmaligen Be such« bewältigen läßt. Selbst für den täalichen Besucher giedt et schon genug zu schauen, und für ihn hat da- allmähliche WachSthum der Sammlung, da- Etnleben in dieselbe^ seine rigenthümlichrv Reize. verhältnismäßig zahlreich hat man sich diesmal aus wärts, namrnUtch tn Düsseldorf, München. Wien, an der Ausstellung bettzetUgt; was eine interessante Maa- nichfaltigkeit der Richtungen und BebandlungSweisen zur Folge hat. Von den circa 130 Künstlern, welche der Katalog ausführt, gehören etwa nur 24 Dre-drn an. WaS die Qualität anlangt, so läuft, obgleich viel leicht auch weniger als früher, manches Mittelgut und Schlimmeres mit unter. Allein wir eS im Verse heißt: Nichts ist schwieriger ertragen, Ais eine Reihe von schdoen Tagen, so würde auch eine Ausstellung von lauter Musterbil dern nicht nach Jedermanns Sinn sein. Anderes ist da, dessen Werth ein relativer ist, daS nur als Zeichen der Zeit, d. h. kunstgrschichtlich, wenn auch nur taaes- kunstgeschichtlich beachtenSwerth, da- nur durch technische Eigrnthümlichkeiten lediglich für den Künstler von In teresse ist. Daneben aber findet sich Vieles auf den Gebieten der Genre-, Thier- und Landschastsmalerri, an dem sich jede- unbefangene Auge erfreuen wird. Letztere Darstcllungsgrbiete sind am zahlreichsten und am besten vertreten. Di« Sculptur bietet nur fünf Werke, darunter allerdings zwei treffliche Werke von Wittig in Düsseldorf und Kundmann in Wien; doch die größern Schöpfungen dieses Faches sind zu sehr an bestimmte Orrtlichkeiten gebunden, als daß man sich über die spärliche Vertretung desselben auf der Aus stellung wundern dürste. Ganz vergebens aber sucht man die Historienmalerei. Von Darstellungen religiö ser Natur findet man nur einen Chrtstu»kopf von D. Simonson, der bei allem Fleiße der Ausführung doch nur als Studienkopf erscheint. Für die Profan- geschichte vicarirt nicht bloS auf unsrer Ausstellung son dern überhaupt in neuester Zrit die Anekdote, da- so- genannte historische Genrebild, oder da- blose Zustand-- btld mit seinem lyrischen Charakter und seiner mehr nur porträtartigen Wirkung. Bon den Bildern der Ausstellung, die auf diese Weise an die Geschichte an ¬ streifen, nennen wir zunächst eine Arbeit von W. Lin de nschmtt. Derselbe ist ein Sohn und Schüler des gleichnamigen Künstlers, von dem sich Wandgemälde auf Schloß Hohenschwangau und im Dom zu Speyer vorfinden. Der Sohn hat mit der künstlerischen Rich tung de- VaterS vollständig gebrochen und gehört ge genwärtig zu den tüchtigsten Vertretern der neuern reali stischen Richtung München-. Recht glücklich versteht er tn scinen geschichtlichen Sittenbildern den Ton der Zeit zu treffen; so auch, obgleich dasselbe noch nicht den besten Leistungen Les Künstlers brigezählt werden darf, in dem ausgestellten Bilde, welches den jungen Luther bet seinem väterlichen Freunde, dem Augustinerprovin- zial Andreas ProleS, zeigt. Mit kindlicher Treuher zigkeit lauscht der ärml ch gekleidete, blasse, aber klug blickende Knabe der Weisheit des Magisters. DaS Bild ist bi- tn die wohlarrangtrten Einzelheiten hübsch ge dacht und mit schlichten, ernsten, aber doch dabei etwas zu stumpfen und schweren Farben gemalt. Ein „Co lumbus tm Gefängniß" von Richard Brandner, einem Schüler deS Pros. Hübner, sodann repräsentirt das Zu stands- oder Situattonsbild, von dem wir oben sprachen. Bet dem Fleiß und Talent, da- die Arbeit bekundet, würde dem Künstler ein dramatischerer Gegenstand eher zu einem Erfolgt verhelfen haben. Die Darstellung der artig empfindend tn sich versenkter geschichtlicher Per sönlichkeiten, ist sehr schwierig und hat kaum der indi- vidualtsirenden Kraft eines Delaroche gelingen wollen. Immerhin durfte man aber noch eine geistigere Durch dringung de- Gegenstände-, eine wärmere Empfindung der Situation erwarten, al- hier geboten ist. Schwer lich wird der grsesselte ColombuS so tn Gala mit der Ehrenkette um drn Hals und mit einem derartigen Pelzüberwurft im Kerker gesessen haben. Auch von dem vor einigen Jahren tn München verstorbenen Iuliu Muhr, einem Schüler und Gchilsen Kaulbach'», fin den wir ein Bild, das an einen geschichtlichen Namen anknüpft. Lisch dem Katalog stellt cS „ein Gastmahl der Königin Johanne von Neapel" dar. Wahrschein lich soll eS Johanna il. lüderltchen Angedenkens sein, die mit ihren Rittern auf einer Terrasse ihres Palaste am Meere, dem Vesuv gegenüber, sich erlustirt. Daß man über die dargestellte Persönlichkeit tn Zweifel sein kann, spricht eben auch nicht von einer großen Vertie fung des Künstlers in seinen Stofs. Obgleich nicht ohne hübsche Einzelheiten hat daS Bild doch etwas zu künst lich Arrangirtes und in einzelnen Motiven zu Banale-, wobei nur aus die Tänzer und Schiffer » I» Leopold Robert hingewicsen sein mag. Die Köpfe sind von einer zu alma nachartigen Anmuth und in den Gestalten vermißt man zu sehr jenes freie Lebensgefühl der Venetianer, an die man solchen Gastwählern gegenüber doch immer rrtn- ncrt wird. Auch ihnen war die Geschichte, d. h. die biblisch« Geschichte, nur daS Vehikel, um «in schöne- Menschengtschlechi tm Vollgenuß seines DasetnS zu feiern; letzteres aber geschieht mit einer Kunst, die un- noch jetzt diese blosen Scencn irdischer Herrlichkeit mit Lust betrachten läßt. — Mehr spricht unS eine zweite Arbeit Muhr's an die ohne eine geschichtliche Präteu- stvn, als reine- Genrebild sich giebt und welche mit poetischem Sinne und in fein gestimmten Farben eine Scene auS dem Klosterleben vorsührt. Ein Sommer- tag geht zu Rüste. Unter der luftigen, weinumrankten Veranda de- KlostergartrnS sitzen die Schwestern im traulichen Verkehr, theils lesend, th-tls im unterhalten den Gespräche, theils träumend in die blaue Ferne blickend. ES ist ein anmuthige» Idyll, heiter angeglühl von der italischen Sonne und doch wieder nicht ohne jenen elegischen Nachklang, der fast alle» ruhige Glück tm Menschenleben zu b«glettrn pflegt. Noch würde«,
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