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Dresdner Journal : 19.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187007193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-19
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 19.07.1870
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WWWWWWWI 1870 ^163 Dienstag, den 19. Juli Lbv»e»»»t»pr«l»e r Iw »««L. ZLot«! Dres-MrMmnal s Ikblr 8tewp«lß< 6e» Ko labrllob: < l'LIr. onjä. n, s°r" Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann (gcz.) Wilhelm. (I,. 8.) r- Trichmann L> 'N ü e» I6N Luoäe, ko-t »uul 81*wp«lm»eltl»E tun»«. !o», Lnk- X m pell. N Herzog des 3. Jnf.-Negts. Dcmmcring des 2. Reiter-Regis, v. Milkau des 3. Reitcr-RegtS. werden den Kriegs Ranglisten gemäß placirt. Der commandirende General: Albert, Herzog zu Sachsen. Bartcky, dem 5. Jnsantr.^tcgmt., Planitz, dem 3. Jnfantr. Rcgmt., von Friesen, dem 3. Reiter-Regmt., Zehl, dem 6. Jnsantr.-Regmt., Dittrich, dem 2. Grenadr.-Regmt., Io » tritt iLbrticl» ^vbäbr, von Metzradt, dem Pfeil, d^m 4. Infantr.-Ncgmt., Kriebeln»» r ItbUek, wit <ter Lonu- uoct k«i»rt»^«, »deocl« kür ilsu fol^eoct«» I'SL. von Römer, dem 1. Jäger Baon., von Altrock, dem 2. Jäger Baon , Andrae, dem 2. Jäger-Laon., von Laffert, dem 4. Jnfantcrie-Negmt., von Seydewitz, dem 5. Jnfanterie-Regmt., von Erlegern, dem 6. Infanterie Regmt., von Ko» Poth, dem 3. Jnfanterie-Regmt, von Süßmilch, dem 7. Jnfanterie-Regmt., Paul, dem 8. Jnfanterie-Regmt., von Kanig, dem 2. Grenadr. Regmt., Delling, dem 5. Jnfantr.-Rcgmt., vonDztembowsky, dem 6. Jnfantr. Regm., l»«»r»1«»pr»l,»r kAr a«L L»uw «iver sv»p»IteueQ 2eil«: tXt dtxr. Vvtsr „Lu>jx««wat" <ti» 2«il«: S l^r. >gen en. Zinkernagel, dem 7. Jnfantr-Siegmi. Kirchhübel, dem 8. Infantr.-Ncgmt., Mancke, dem Lribgrenadr.-Regmt. von Hausen, dem 5. Jnfantr. Regmt., von Watzdorfs, dem 4. Jnfantr.-Regmt., / Heydenreich, der Artillerie-Brigade, Dre Genannten haben den 20. Juli bei ihren resp. Abteilungen einzutrcffen. Der commandirende General Albert, Herzog z. Sachsen. Bekanntmachung. Die unter Kem 16. Juli ». e. zu Sccondelieutenants der Reserve ernannten Bice-Feldwebel und Bice-Wach- meister Bekanntmachung. Während der Mobiltsirung des Königl. Sächs. (12.) Armeecorps tritt ein stellvertretendes Generalkommando mit dem Sitz in Dresden und unter Leitung des Generallieutc- nants Freihcrrn von Hausen; ein stellvertretendes Jnfanteriebrigadecommando im Be zirk der 1. Jnfantcriebrigade Nr. 45 mit dem Sitz in Dresden und unter Leitung des Generalmajor z. D. von Hake; ein stellvertretendes Jnfanterübrigadccommando im Be zirk der 2. Jnfantcriebrigade Nr. 46 mit dem Sitz tn Bautzen und unter Leitung des Oberst z. D. von Kochtizky; ein stellvertretendes Jnfanteriebrigadecommando im Be zirk der 3. Jnfantcriebrigade Nr. 47 mit dem Sitz in Zwickau und unter Leitung des Oberst z. D. von Schmieden; ein stellvertretendes Jnfavtcricbrigadecommando im Be zirk der 4. Jnfantcriebrigade Nr. 48 mit dein Sitz in Leipzig und unter Leitung dcS Generalmajor z. D. Fretherrn von Wagner auf. Dresden, am 17. Juli 1870. Der commandirende General: Albert, Herzog zu Sachsen. Bekanntmachung. Nachstehende Eadets werden als charactcrisirte Portc- peefähnriche der Armer zugethcilt: ». aus der Selecta: de Ball, dem Feld-ArtiUertr-Regmt., Franke, dem Schützrn-Regmt., von Rohrschcidt, dem Schützen-Rcgmt., Weigel, dem 1. Jäger-Baon., Netto, dem Schützen Regmt., Vollborn, dem 1. Jägrr Baon., von Wagner, dem Schützen Rcgmt., d. aus der I. Division: von Egidy, dem 1. Leibgrenadr. Regmt. , dem 7. Jnfantr.-Regmt., adt, dem 8. Jnfantr.-Regmt., (ggz.) von Bismarck. Nachstehend wird die von dem Kanzler deS Nord deutschen Bundes wegen der Eröffnungs-Sitzung des Reichstag- erlassene Bekanntmachung zur öffent- lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 18. Juli 1870. Ministerium de- Innern. von Nostitz-Wallwitz. Lekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die in Nr. 25 des Bundesgesetz blattes verkündete Allerhöchste Präsidial-Verordnung vom 15. d. M., durch welche der Reichstag des Norddeutschen Bundes berufen ist, am 19. Juli d.J. in Berlin zusammen- zutreten, mache ich hierdurch bekannt, daß die Benachrichti gung über den Ort und die Zeit der Eröffnungssitzung in dem Bureau dcS Reichstags, Leipzigerstraße Nr. 3 am 18. Juli in den Stunden von 9 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und am 19. Juli in den Morgenstunden von 8 Uhr ab offen liegen wird. In diesem Bureau werden auch die Legitimationskarten für die Eröffnungssitzung ausgegeben und alle sonst erfor derlichen Mitthrilungen in Bezug auf dieselbe gemacht werden. Berlin, den 16. Juli 1870. Der Kanzler des Norddeutschen Bundes, (gez.) v. Bismarck. Mobilmachung- - Befebl. Unter dcm heutigen Tage wird das Königlich Säch sische (12.) Armre-Corps auf den Kriegsfuß gesetzt, und ist derselbe in sämmtlichen Listen rc. als lster Mo- bilmachungStag zu bezeichnen. Das Detail der Mobilmachung erfolgt planmäßig. Die Beurlaubten habcn sich — den Einberufungs- ordrcs gemäß — pünktlich auf den Sammelplätzen em- zufinden; ebenso haben alle augenblicklich außer Con- trole stehenden Mannschaften sich unverzüglich beim nächsten Landwehr-Bataillon anzumelden. Dresden, am 16. Juli 1870. Der commandirende General: Albert, Herzog zu Sachsen, General dcr Infanterie. Bekanntmachung. Diejenigen früher zur Disposition gestellten, so wie diejenigen verabschiedeten Offiziere, welche während der Mobilmachung bei der Armee Dienst lcisten, haben, insofern dieselben dcr Infanterie und Fuß-Artillerie angchört haben, auf diese Zett als Dienstzeichen die Schärpe zu tragen. Der commandirende General: Albert, Herzog zu Sachsen. Georgi des 8. Jnf.-Negts. Friedländer dcs 8. Jnf.-Negts. Schmaltz l. des Leib Gren.-Regts. Hocnisch des 7. Jnf.-Negts. Fickcnt scher dcs 5. Jnf.-Negts. Nichtamtlicher TheU. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 18.Juli, Vormittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Die Creditforderung des Bun- deSrathS, welche dem Reichstage vorgclegt werden wird, beträgt, sicherm Vernehmen nach, 12V Millio nen Tblr., theilweise fundirte Anleihe, theilweise Emission von Schatzschcinen. Berlin, Sonntag, 17. Juli, Abends Av Uhr. (W. T B.) Der „Staats Anze ger" veröffentlicht zur Würdigung der von den französischen Mini stern vorgebrachtcn Behauptungen zwei weitere Aktenstücke. (Wir brechen den weitern Inhalt dieses Telegramms hier ab und geben den vollen Wortlaut dieser beiden Aktenstücke unter „Tagcsqeschichte", indem wir bemerken, daß die betreffende Nummer des„St.-A." uns einige Stunden früher zugegangen ist, als das Telegramm mit dem Auszuge aus demselben.) Berlin, Montag, 18. Juli, Morgens. (W. T.B l Aus Kalkutta (in Ostindien) vöm gestri gen Tage wird telegraphirt: Die hiesigen Deutschen baden für den bevorstehenden nationalen Krieg mit Frankreich eine Subskription zum Besten der Ver wundeten eröffnet; bereits find bedeutende Sum- men gezeichnet. Berlin, Montag, 18. Juli, Mittags. (W.T. B.) Heute Mittag erfolgt die Uebcrrelchung der Adresse deS hiesigen Magistrats und der Stadtver ordneten (vgl. unter „Tagesgeschichte*) an Se. Ma jestät den König. Die Adresse bankt dem Könige, daß er das uner hörte Attentat gegen die Würde und Unabhängigkeit der Nation gebührend zurechtgewiesen habe. Nachdem Frankreich den Krieg erklärt, werde Jedermann seine Pflicht erfüllen. Wie schmerzlich es auch sei, aus dcm Frtcdenswerk gerissen zu werden, so sei doch kein Opfer zu groß, um dcm räuberischen Anfall auf die Unab hängigkeit der Nation zu begegnen. Preußen ziehe ver eint mit Deutschland in den Krieg, zu welchem der Uebcrmuth cs gefordert. Die Adresse soll Zeugniß ge ben von der vollsten Hingabe für die Pflichten, sowie von muthiger und opferbereiter Stimmung. Die Adresse schließt mit den Worten: „Gott schütze den König, Gott segne das Vaterland.* Köln, Sonntag, 17. Juli, Abends (W.T.B.) Die Begeisterung und Opfcrfreudigkeit wächst von Stunde zu Stunde. Für hervorragende Thatcn der deutschen Armee sind heute bei der „Kölnischen Zeitung" 1500 Thlr. angemeldet worden. Allein in dcr Vorstadt Ehrenfeld haben sich 6V junge Leute als Freiwillige gemeldet. Hannover, Sonntag, 17. Juli. (W.T.B.) Eine große Volksversammlung, aus etwa 6VVV Köpfen bestehend, beschloß einstimmig: in dcm un gerechten Kriege Frankreichs gegen Deutschland mit Gut und Blut für die deutsche Sache cinzustchen. Frankfurt a. M., Sonntag, 17. Juli. (W. T. B.) Die französische Regierung hat an die süd- deutschen Regierungen eine drohende Aufforderung gerichtet, sich in 24 Stunden darüber zu erklären, ob sic neutral bleiben wollen. Kiel, Sonntag, 17. Juli. (W.T.B.) Die „Kie- ler Zeitung" meldet: Der Centralcomit^ der schlrS wig holsteinschen Partei hat eine patriotische Au- spräche an die SchleSwig-Holsteiner erlassen. Sammt- Uche Studirende der Universität haben sich zur Ein stellung in die Armee aemeldet. Die „Kieler Zei- tung" bemerkt dazu: Diese Handlung entspricht ganz der Stimmung, welche in den Herzogthümern herrscht. Hamburg, Sonntag, 17. Juli, Morgens. (W.T.B.) AuS Kopenhagen wird gemeldet, daß Amtlicher Theil. Dresden, 18. Juli. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute früh 2 Uhr, von München kommend, wieder hier ringctrvffen. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die vorläufige Bekanntmachung vom 16. dss. MtS., die Einberufung deS Reichs tag» betreffend, wird nachstehend die bezügliche BundeS- Prasidtal-Verordnung andurch zur öffentlichen Kcuut- niß gebracht. Dresden, den 17. Juli 1870. Ministerium des Innern, v. Nostitz-Wallwitz. Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstag» deS Norddeutschen Bunde«. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc. verordnen auf Grund dcs Artikels 12 der Verfassung des Norddeutschen Bundes, im Namen des Bundes, was folgt: Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wird berufen, am 19. Juli in Berlin zusammenzutreten, und beauftragen Wir den Bundeskanzler mit den zu diesem Zwecke nöthigen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktrm Bundes-Jnsicgel. Gegeben Berlin, den 15. Juli 1870- Iu!«<>r»1<>n»nni»Iimo auknlirtnr 77. Lommir-ionLr öv» I>rv»<lnvr Journal«; «domla».: 77 7V>rt u. 7t T'reMer, L»»- bnrx-0vrIui-Vi«i>-l.eiprix-0»<>I-Sr«,I.ll-k'r»»IrNirt ». r, Berlin-Vien- lurt ». IN -ilüucveii: 7?«<i. Berlin: 7/. , Bremen: 7.. Brselnn: üüreun u. 7k. , Bronllknrt ». >l.: 7, u. ck. <Itucbb., 7laut-e <7 Co., Br.^: 7>. 7^7<7«7'n lNwIM.; vkeMnil«: 77. tVoAt, knrie: 77« oa«, 7.u/ttt«, cS Co.,' Vien: ^41. , Stutt^nrt: Tlaud« <1 Co. Ilernn^xeber: Xvniul. Lrpeöitio» ckex Oresclnsr 1ouru»I», 6ro»a.i>, dlitr^arvtliouxueso dio. 1. das dünischc Cabinet beschlossen hat, Neutralität zu beobachten. ES ist hier eine Rationalsubscription auf gelegt worden, deren Betrag dcm König für pa triotische Zwecke zur Verfügung gestellt werden soll. Die die Initiative ergreifende Firma hat sofort 5000 Thlr. gezeichnet. München, Sonntag, 17. Juli, Nachmittag». (W.T.B.) Eine unzählbare Menschenmenge zog beute Nachmittag, trotz deS herrschenden Regen- wcttcrö, gegen ^5 Uhr vor die Residenz deS Kö nigs und brachte daselbst dem Könige für seine dcutschnationalc und bundestrcuc Entschließung ein nicht enden wollendes Hoch auö. Die Volksmenge sang entblößten Hauptes die Volkshymne und daS deutsche Vatcrlandslicd. Der König verneigte sich wiederholt zum Danke sichtlich bewegt am geöffneten Fenster. Die Cooperation der bayerschen Armee mit der preußischen wird sofort beginnen. Auf allen Stra ßen herrscht die größte Bewegung. Eine höchst erregte Volksmenge erschien vor, dem Redaktion»- local des ultramontanen Journal» „Da» Later- land," um gegen den Redakteur deS genannten Blat- tcö zu demonstriren. Derselbe wurde auf sein eigene» Ansuchen zum Schutz seiner Person in Polizeige- wahrsam abgeführt. München, Sonntag, 17. Juli, Abend». (W T. R.) Heute ist für Bayern da» Verbot der Au^' fuhr und Durchfuhr von Waffen, KriegSbrdar aller Art u. s. w. wie im Norddeutschen Bund über die Grenzstreckcn Saarbrücken-Neuburg-Rhein- Lindau verfügt worden. München, Montag, 18. Juli. (W.T.B.) In der Abgeordnetenkammer wurde heute vom Krieg»- Minister ein Gesetzentwurf, einen außerordentlichen Militärcredit von 6,706,000 Gulden betreffend, eingebracht. Dcr Ministerpräsident empfiehlt die Genehmigung desselben und bemerkt, c» handle sich nicht mehr um die spanische Thronfrage, son- drrn um eine deutsche Frage. — Nach vorauSae- aangener Lorberathung des Ausschusses erfolgt heute Abend die Schlußberathung der Kammer. Stuttgart, Sonntag, 17. Juli, Vormittags 10 Uhr. (W.T.B.) Der „StaatSanzeiger" meldet: Der König ist heute Morgen 5 Uhr angekommen. Der Ministerrath trat sofort zusammen und be- schloß die alsbaldige Mobilifiruna deS ganzen Ar- meecorpS und Einberufung der Stände. Wien, Sonntag, 17. Juli. (Corr.-Bür.) Die halbamtliche „W. Abcndpost" schreibt: Gegenüber mehrfachen hier und da auftauchenden Gerüchten über militärische Vorkehrungen, welche ößerrei- chischcrscitS verfügt worden sein sollen, sind wir be auftragt, auf das Bestimmteste zu versichern, daß alle in diese Richtung einschlagenden Angaben und Vcrmuthungcn jeder Begründung entbehren. (Vgl. unsre Wiener Correspondcnz.) Pari», Sonnabend, 16 Juli. (W.T.B.) Am gestrigen Abend wiederholten sich die Kundgebungen gegen Deutschland in den Straßen in verstärktem Maße. ES zogen gegen 3000 Menschen mit Ge- schrei an der Wohnung deS norddeutschen Bot schafters vorbei, deren Zugänge von Polizeiagen ten besetzt waren. (Vgl. unter „Tagesgcschichte. ) Paris, Sonntag, 17. Juli. (W. T. B., indirekt.) Dem „Constitutionnel" zufolge stände dcr Schluß der Legislative übermorgen (Dienstag) zu erwarte«. Paris, Sonntag, 17. Juli. (Corr.-Bür.) Der Senat hat gestern die vom gesetzgebenden Körper votirten Gesetzentwürfe einstimmig angenommen. Rouher kündigt an, daß die Preußen auf frauzö- sischeS Gebiet cingerückt seien. Nach der Sitzung wurde der Senat vom Kaiser in St. Cloud empfangen. Dcr Kaiser erwiderte auf die patriotische Ansprache Rouher'S: Wir be ginnen einen ernsten Kampf. Frankreich bedarf der Mitwirkung aller seiner Kinder. Ein kaiserliches Decret verfügt, daß die mobile Nationalgardc der drei ersten Armeecorp» unver- XjLbrlieb: 1 T^ckr. 1L klUr. KoostUob: . . . iS Feuilleton. Reue Romane und Novellen. .Der Antro- pophag oder die Kinder dr» Doctor». Brasi lianisches Lebensbild aus den Papieren eines Touristen. Ortgtnalroman von Ludwig Heinrich. BreSlau, Ver lag von Eduard Trewrndt. 1869.* Der Verfasser, welcher tn dem vorliegenden dreibändigen Werke die Fortsetzung eine- frühern RomanS („der Sklavenhänd ler*) gießt, führt diesmal den Leser nach Brasilien, und aus mancherlei Umständen läßt sich schließen, daß die Schilderungen wahrheitsgetreu find, wie denn auch bet mchrern Thatsachen die betreffenden Quellen aus drücklich namhaft gemacht werden. So bietet denn der Roman neben der instruktiven Seite manchen Reiz, und auch solche Leser, die von einer Erzählung be sondere An- und Aufregung wünschen, werden bei dem Zusammentreffen der Europäer mit den Anthropopha- grn (Menschenfressern) ihre Rechnung finden. Der Verfasser hat für sein brasilianisches Lebensbild zahl- reiche Figuren benutzt, die freilich mitunter zu dem Ganzen tn einem losen Zusammenhänge flehen und die Erzählung etwas weitschichtig gemacht haben. Die spannende Verwickelung wird dadurch herbrtgrführt, daß dem vr. Henry zwei Kinder geraubt «erden, die manches Abenteuer »u Wasser und zu Laude bestehen müsf-n, bevor sie mit Hilfe eine- braven Negers und eine» treuen Hunde» tn da» älterliche Hau» zurück- tehreu. Wir begegnen ferner Deutschen, Franzosen und Engländer,, und fast noch bo-hafter al» di« wil ¬ den erscheinen zwei Mönche, welche mit Negerdicben und Sklavenhändlern Gemeinschaft haben- Die meisten Europäer kehren schließlich, nachdem sie in der Fremde viel Freude und Kummer erfahren, tn thre-Heimaih zurück. Die Darstellung ist schlicht und einfach, und wenn Heinrich's Roman hinsichtlich seines inner» Or ganismus auch nicht zu den Kunstwerken gezählt wer den kann, so ist sein lehrreicher Inhalt doch ungleich besser und mehr zu empfehlen, als jene faden Erzäh lungen, die handwerksmäßig geschrieben werden und weder dem Geiste, noch dem Herzen Genuß gewähren. — »Frrigesprochen*. „Der Major*. „Der stille Spekulant*. Crimtnalnovellen von Ernst Fritze. Halle, Verlag von Otto Hendel. 1870.* Der genannte Autor, welcher die Kataloge der Leihbiblio theken schon um manche Nummer vermehrt, veröffent lichte bereit» vor etwa zwei Decennten „Erinnerungs- blätter eine- Deutschen Criminalbeamten*. Er führt eine gewandte Feder, erzählt klar und anschaulich und scheint da» Gebiet, auf dem sich seine Erzählungen ab- sptelen, au- langjähriger Erfahrung genau zu kennen. Da- sind immerhin Vorzüge, die man nicht unter schätzen darf. Dichtcrischen Werth muß man freilich in diesen Crimtnalnovellen nicht suchen, sie sind eben nur bestimmt, da- gewöhnliche Unterhaltung-dedürfniß zu befriedigen und über Stunden der Langeweile hinwegzu- helfrn. Die Nachtseiten der menschlichen Gesellschaft darzu- stellrn, hat zwar auch seine Berechtigung, abcr die cchte Kunst wendet sich doch lieber der Sonnenseite des Lebens zn und sucht die Phantasie in anmuthtger Weise zu be- schäftigen. Sehen wir uns beispielsweise die erstgenannte Novelle etwas näher an. Da ist ein junger Förster Scharfenbek, der einen Verwalter getödtct. Die Aus sagen seiner Braut, einer Waise, bewirken seine Frei sprechung. Pauline Selig trennt sich aber nunmehr von dem jähzornigen Bräutigam, verläßt heimlich den seitherigen Wohnort und findet unter einem fremden Namen als Wirthschafterin und Erzieherin eine Stelle im Hause des Witwers Fcdderhof. Scharfenbck ent deckt später durch Zufall den Aufenthalt seiner ehe maligen Braut und aus Rache verwundet er sie durch einen Schuß; nach dieser That wendet er sich zur Flucht, fällt in einen Abgrund und stirbt schließlich an den Fol gen dieses Sturzes. Juliane Libau heirathet den vor genannten Witwer. Um diese wenigen Thatsachen ken nen zu lernen, ist man leider genöthigt, 264 Seiten zu lesen. — „Stralsund und Oelpern. Historische Er zählung von Marie v. RoSkowska. Berlin, 1870. Druck und Verlag von vr. Langmann u. Co.* Die Verfasserin, deren Name in jünster Zeit mehrfach in der Presse wegen ihrer „Unpolitischen Geschichten* ge nannt wurde, versetzt uns in der vorliegenden histori schen Erzählung in die Zeit von 1806 bis 1813, und vorwiegend ist es da» Schicksal Ferdinand v. Schill'» und seiner Genossen, da» unsre Theilnahme erregt. Selbstverständlich verknüpft dcr Roman aber auch mit den geschichtlichen Begebenheiten Leid und Freude dcS Familienleben-, um zugleich an VolkStypcn den Geist jener Zett zu veranschaulichen. So tritt namentlich ein alter Corporal aus dem siebenjährigen Kriege nebst Pflegetochter, welche sich später als Gräfin enthüllt und die Gattin eines Schill'schen Kampfgenossen wird, tn den Vordergrund. Was den historischen Theil der Er zählung anlangt, so scheint die Verfasserin gewissenhafte Vorstudien gemacht zu haben, und insonderheit sind eS die Frauengestaltcn, welche eine gelungene Charakteristik bekunden. Die Darstellung ist lebendig und anziehend; nur will es uns scheinen, als ob hin und wieder dem Nebensächlichen zu viel Raum vergönnt wäre, während Bedeutungsvolles dagegen ziemlich kurz abgrthan wird. — „Die Frau dc- Rebellen. Roman vonJ. D. H. Temme. Leipzig, Verlag der Dürr'schen Buch handlung. 1870.* Durch die zahlreichen Erzählung»- Produkte dieses Schriftstellers sind seine Stoffbchand- lung und Schreibweise so hinlänglich bekannt, daß kaum noch etwa» Neue» darüber zu sagen ist. Der gegen wärtige Roman spielt zur Zeit der französischen Ge waltherrschaft und enthält, wie gern anerkannt sein mag, einzelne fesselnde und packende Scenen. Da» zwei bändige Wrrk wird für alle die Leser von Interesse sein, welche bei ihrer Lektüre daS rein stoffliche Inter esse obenan stellen, welche überhaupt Erzählungen lesen, um sich durch die Hast der Ereignisse gegen die Lange weile zu stacheln, nicht aber um den innern Mensch« mit edler Gedankennahrung zu erquicken. Im Sanz« kommt uns deS vielgtlesrntn Autor» neueste Arbeit nach Erfindung und Durchführung etwa» schwächer vor, al- manche seiner frühern Erzählungen. p
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