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Dresdner Journal : 09.01.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-01-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187201093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-01
- Tag1872-01-09
- Monat1872-01
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1872
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5 Dienstag, den 9. Januar. 187L -b»„ »-wettkp, AresdnerÄMmal VerantwoMcher Redaeteur: I. G. Hartmcmu würden. ,t der Nationalrath bei der Verwirk Feuilleton. (Redtgirt von Htto ^LamL.) In tritt fUdrlicb 2 Ililr. 8wiu^«Ib«dadr, «»««rviUd civ. kiorUU. t l'v-t >m«i lüura. Dresden, 8. Januar. Heute haben beide Kam mern Sitzungen abgehalten. Die I. Kammer hat den Entwurf eines Kirchengesetzes über eine Abänderung der Bestimmung in tz 25 der Kirchenvorstands- und Syno- dalordnung, die Besetzung geistlicher Stellen betref fend, berathen und ist hierbei nach einer längen: Debatte, an welcher sich die Herren Klostervoigt v. Po sern, Bürgermeister Dr. Koch, Kammerherr v. Erdmanns dorfs, Staatsminister a. D. Freiherr v. Falkenstein, Hof rath v. Bose und Reser. Geh.-Rath v. König betheilig- ten, der Deputationsantrag, der beantragten Abän derung die verfassungsmäßige Zustimmung zu rrthrilen, mit 34 gegen 9 Stimmen angenommen worden. Wei ter beschäftigte sich die I. Kammer sodann mit den in Lroebellleur t^bob, mit 6er 8oou- uull ksierta^o, lür kol^vulleu l'uz- ren, als die bekannte Schwergeburt der Neunartikel- Revision zur Welt kam, um bald nachher zu den Tobten geworfen zu werden, hätte schwerlich Jemand Das zu er hoffen gewagt, was nun schwarz auf weiß vor uns liegt. Die Einheit des Rechts und der Armee war als Embryo erst in einzelnen Köpfen vorhanden, die sich zum Theil sorgsam hüteten, das zarte Gebilde der rauhen Luft der Wirklichkeit Luszusetzen; die militärischen Er folge und die politische Einigung Deutschlands, sowie die Kräftigung der nationalen Idee und brr kategorische Imperativ der Verkehrsbedürfnisse haben dasselbe gezei tigt und gekräftigt, und heute steht der Junge, der in dessen von der Vertretung der Nation adoptirt worden ist, gesund und srisch vor uns; wir können denselben wohl für einige Zeit schlafen legen, aber umbringen läßt er sich nicht mehr." — In dem (in Basel erschei nenden) „Schweizer Volksfreund" läßt sich Na tionalrath Klein über den Gang der Bundesrevifion wie folgt vernehmen: „Ueberblicken wir die Arbeit, die der Nationalrath bis jetzt vollendet hat, so können wir nicht umhin, im Ganzen unsre Befriedigung auszu sprechen. Gegenüber den ersten Vorschlägen des Bun- desrathes hat sich der Gesichtskreis bedeutend erweitert und rin entschiedneres Bestreben kund gethan, dem Bunde eine Stellung zu verschaffen, die den Anfor derungen der Zeit entspricht und das nationale Band enger knüpft. Auch die Anträge der Commission haben noch verschiedene Aenderungen im Sinne weiterer Cvm- petenzen erlitten. Freilich haben die ausgestellten Prin- cipien nicht überall ihre konsequente Durchführung ge funden und sind noch Lücken oder Mängel geblieben, von denen es zu wünschen wäre, daß sic verbessert lichung eines Schweizerbürgecrechts nur auf halbem Wege stehen geblieben und vermissen wir im Eheartikel die obligatorische Civilehe. Dagegen hat sich die Ccn- tralisation des Militärwesens trotz der harten Anfech tungen, die sie zu bestehen gehabt hat, im Wesentlichen durchgekämpft. Mit besonderer Freude begrüßen wir die Aussicht, die der Eidgenossenschoft auf eine volle Rrchtseinheit sowohl im Civil- als im Strafrecht, das Verfahren mit inbegriffen, gegeben wird. Die große Mehrheit, womit der Beschluß gefaßt wurde, bürgt wobl dafür, daß die entschiedene Bestimmung keine Modifi kation mehr erleidet. Wenn auch die meisten Vertreter der französischen Schweiz sich einstweilen noch hartnäckig dagegen sträuben, so wird doch die Furcht vor Germa- nisirung des Rechts sicher allmählich verschwinden und die Opposition von dieser Seite nachlassen. Eine glück liche Wendung hat auch kurz vor der Vertagung die zur Wiedrrerwägung gelangte Schulfrage genommen. Der Beschluß ist zwar nur mit einer Mehrheit gefaßt, die durch deu Stichentscheid des Präsidenten zu Stande gebracht wurde, aber zu erwarten ist, daß er, von der öffentlichen Meinung getragen, seinen Weg auch durch den Ständerath machen wird. Die Aufsicht des Bun des über das Volksschulwesen steht in zu nahem Zu sammenhänge mit dem Widerstande gegen die ultramon- tanrn Ucbergriffe, als daß die Bedeutung derselben für die geistige Emancipation des Volkes verkannt werden könnte." Schriften Schelling's als Zeichen seiner hohen Aner kennung, und aus diesen übersetzte sie das Gespräch über Giordano Bruno ins Italienische, und versah es mit gelehrten Anmerkungen. In jungen Jahren Wittwc geworden, verband sich die Marchese Florenzi in zwei ter Ehe mit Herrn Waddington, einem Engländer, der ihr zu Liebe Italiener wurde. Ihre Bescheidenheit und große Liebenswürdigkeit blieben dieselben, auch als sie mit Ehrenbezeugungen aller Art überschüttet wurde. Sie hatte jedoch große Verfolgungen feiten der päpst lichen Regierung zu erdulden, dies entmuthigte sie aber keineswegs; sie beharrte auf dem einmal eingrschla- aenen Wege, und ihr gastliches Haus blieb eine Frei stätte für alle irgendwie ausgezeichneten Geister. Dem Cliquen- und Journalistenwesen aber hielt sie sich bis zu ihrem Ende stets fern. Von ihren Werken nennen wir folgende: Einige Gedanken (Taluni psnoieri), Paris 1843. Giord. Bruno. Dialog an Schelling, mit Vorrede von Mamiani, übersetzt von M. Florenzi. Ferner: Monadenlehre des Leibnitz. Florenz, 1856, und verschiedene kleinere Schriften Schelling's. Von eigenen Arbeiten: Essays der Psychologie und Logik, Florenz, 1864. Essay über die Natur. Dante, der Dichter de- Gedankens, Florenz, 1866. Essay über die Philosophie des Geistes, 1867. Ueber die Unsterb lichkeit der Seele, 1868, und 1871 gab sie noch ihre Korrespondenz mit Victor Cousin heraus. Wahrlich, die Marchesi Florenzi bietet ein glänzendes Beispiel dafür, daß der Geist ernster Forschung, der schon im Mittelalter einige italienische Frauen, wie Renata von Este, Olimpia Morata u. A. auszeichnete, auch im gegenwärtigen Geschlecht noch nicht ausgestorbrn ist. Literatur. Von Dr. H. Schellen in Köln ist P. A. Secchi's Werk „die,Sonne* (bei Westermann) Mutter, Gräfin Laura Rosst, stammte ebenfalls aus berühmtem Hause. In dem zarten Alter von 7 Jahren wurde sie in die Schule von Santa Chiara in Faenza gebracht, wo sie von dem als Philosoph geschätzten Prof. Torrigiani allmählich zu ernsteren Studien vor gebildet ward. Schon als junges Mädchen fühlte sie sich zu philosophischen Aufgaben ganz besonders hin- gezogen, daneben aber übte sie fleißig Musik und Malerei. Ihre äußere Erscheinung war höchst anziehend durch den intelligenten Ausdruck, der die feinen Züge be lebte. In ihrem 'ünfzehnten Jahre vrrheirathete sie sich in Perugia mit dem Marchese Ettore Florenzi und hatte aus dieser Ehe einen Sohn und eine Tochter. Letztere hrirathete später den Grafen Hund aus München, wo her sich wohl die Beziehungen zu König Ludwig, dem Mäcen der Künste und Wissenschaften, anknüpften. Mehr und mehr wandte sich Marianna den philo sophischen Studien zu, und ganz besonders waren es die deutschen Philosophen, und unter diesen Schelling und Hegel, denen sie ihre Aufmerksamkeit zuwandtr, während die meisten Philosophen Italiens noch in den ästhetischen Abstrusitäten des Mittelalters umhertappten. Sie übersetzte auch einzelne Werke aus dem Deutschen und wurde so die Erste, die dem italienischen Volke deutsche Wissenschaft zugänglich machte. Die Bewegung, die von da an die studirende Jugend in Italien ergriff, ist großentheils diesem Anstöße zuzuschreiben. Außer ordentlich groß war der Rei» ihrer persönlichen Unter haltung, und die berühmtesten Männer strebten nach der Ehre, ihr vorgestellt zu werden oder mit ihr in Briefwechsel zu treten; Schelling selbst erstaunte über seine Schülerm; Rvsmini, Gioberti, Mamiani, Babinrt, Cousin, Bunsen und andere philosophische Berühmt heiten hielten große Stücke auf sie. Der König Maxi milian von Bayern übergab ihr die noch unedirten i» »«aa. 7kkrlleb: ...» Lktr. ^jlUutiek: l IMr. Id X^.'. Xxr. Xuunuvrv : 1 X^r sation des Landesculturraths und empfiehlt die Zustimmung zu dem Gesetzentwürfe, der im Schooße der Deputation mehrere Abänderungen erfahren hat, indem die letztere theils sich den Beschlüssen der II. Kammer angeschlossen, theils die ursprüngliche Fassung der Vor lage wieder heMstellt hat. Der andere Bericht ist von: Bürgermeister Müller zu dem k. Dekret, die Gebüh- rentaxe für Aerzte, Wundärzte u. s. w. bei gerichtlich-medicinischen und medicinalpolizeilichen Ver richtungen betreffend, erstattet worden. Es wird die Zustimmung zu der Vorlage, rrsp. der von der Depu tation mehrfach abgeänderten Gebührentaxe beantragt und der Regierung anheimgegeben, ob nicht die gesummten Geldsätze in dieser Gebührentaxe dem neuen Reichs münzfuße entsprechend festgesetzt werden möchten, und endlich wird die Regierung ermächtigt, sür den Fall, daß die in Aussicht stehende neue Gesetzgebung in Strafsachen vereinzelte Abänderungen beziehentlich Ergänzungen dieser Taxe nothwendig machen sollte, die selben darin vorzunehmen. * Berlin, 6. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König ist gestern Abend mit den königlichen Prin zen, dem Großherzoge von Sachsen-Weimar, dem Her zoge von Sachsen-Koburg-Gotha und den übrigen ge ladenen Fürstlichkeiten im besten Wohlsein wieder hier eingetroffen. Trotz des am letzten Jagdtage herrschen den schlechten Wetters war Sc. Majestät der Kaiser doch in der besten Stimmung. Das Resultat der bei den Jagdtage fiel ungemein günstig aus, da in den beiden letzten Jahren bei Königs-Wusterhausen keine Hofjagden abgeyalten worden waren. — Die vereinig ten Ausschüsse des Bundesrat Hs für Handel und Verkehr und für auswärtige Angelegenheiten, sowie der Ausschuß desselben für Handel Md Verkehr, hiel ten heute Sitzungen ab. — Der französische Bot schafter, Marquis v. Gontaud-Biron, der am 4. d. M. Abends hier eingetroffen war, stattete gestern Abend seinen Besuch im auswärtigen Amte ab und hatte eine längere Unterredung mit dem Fürsten Reichs kanzler. — Der Zinsfuß der zur vorübergehenden Ver stärkung des Betriebsfonds der Rrichshauptkasse (auf 3 bez. 4 Monate) auszugebenden Schatzanweisungen ist auf 3H Procent festgesetzt worben. — Der „R.-A." veröffentlicht die Ernennung von 73 Friedensrich tern in Elsaß-Lothringen (meist preußische und bayersche Gerichtsassessoren, Rechtspraktikanten u. s. w.), sowie das unterm 30. December vom Kaiser vollzogene Gesetz, betreffend die Einrichtung der Verwal tung in Elsaß-Lothringen. — Vor der Criminalvepu« tation des Stadtgerichts gelangte gestern (Freitag) die zweite Serie jener Verleumdungsprocesse zur Ver handlung, welche der Branddirector, geh. Regierungs- rath Scabell, gegen die Verbreiter des im vorigen Sommer umlaufenden Gerüchts angestrengt hat, er habe seinen letzten Sommerurlaub benutzen wollen, um mit einem bedeutenden Kassendefecte das Weite zu suchen. Der Gerichtshof (Vorsitzender Stadtgerichtsrath Meißner) verurtheilte nur einen der Angeklagten, den Kaufmann Adolph Möwes zu 20 Thlr. Geldbuße event. 4 Tagen Gefängniß, indem er von der Annahme ausging, daß auch schon das blose Nacherzählen eines unwahren Gerüchtes in einem Privatzrrkel strafbar sei. — Die „Voss. Ztg." schreibt hinsichtlich der drohenden Communalfteuersteigerung: Der Magistrat hat der Stadtverordnetenversammlung einen Nachtrag zum Stadthaushaltsetat für das Jahr 1872 übersandt. Es sind in demselben die von den Communalbehörden be reits beschlossenen Mehrausgaben, namentlich in Betreff der Erhöhung der Gehalte für die Beamten, Lehrer rc. und mehrer baulichen Ausführungen aufgeführt; es er höht sich dadurch das von dem Magistrat berechnete, ourch die Gemeindeeinkommensteuer aufzubringende De ficit um 373,830 Thlr., also auf 2,007,230 Thlr. Dadurch wäre denn, wenn man die vorjährige Ein schätzung zur Gemeindceinkommensteuer vorläufig auch sür dieses Jahr als Maßstab annimmt, der Bürger schaft Berlins vom Magistrat die Aussicht eröffnet, in Zur Kruueuliteratur. Die Tüchtigkeit weiblicher Bildung erfreut überall, wo sie auch hervortritt, um in der Stille oder öffentlich im Gebiete der Kunst, der Wissenschaft oder der Porste ihre Erkenntniß und Be geisterung sür das Schöne und Wahre ans Licht treten zu lassen. Es ist bekannt, daß die italienische Ge schichte eine Anzahl ausgezeichneter Frauen von Genius und ernstem Streben aufzuweisen hat; es ließe sich ein edler Kranz davon zusammenstellen. Verweilen wir zunächst in kurzen Worten nach dem „Magazin für die Literatur des Auslandes*, bei einer Dame aus neuester Zeit, die erst im vorigen Jahre geschieden ist und ihrem Vaterlande Italien eine Zierde war. Es ist Marianna Florenzi-Waddington, eine glühende Verehrerin deutscher Philosophie. Die Schriftstellerin hielt sich in letzter Zeit ihres Lebens meist in dem ein samen Perugia auf und begab sich dann nach Florenz in der Absicht, einen Theil der langen Korrespondenz, die sie mit dem König Ludwig I. von Bayern geführt hatte, in den Druck zu geben; sie besaß etwa drei« tausend Briefe von ihm, von denen sie vierhundert zur Veröffentlichung bestimmt hatte, da sie sowohl für die Zeitgeschichte Italiens als für die Deutschlands von Wichtigkeit sind; sie hatte denselben biographische No tizen hinzugrfügt; mitten in dieser Arbeit wurde sie vom Typhus ergriffen, und in wenigen Tagen war sie ihrer Familie, ihren zahlreichen Freunden und Bewun derern für immer entrissen. Marianna Waddington wurde in den ersten Jahren diese- Jahrhunderts in Ravenna geboren, ihr Bater war der Graf Peter Ba- cinetti, au- einer alten Patricierfamilie stammend, ihre erschienen und muß in dieser Zeit, wo wir so lebhafte- Jnteresse für die bald kommenden Resultate der Son- nenfinsternißbeodachtung nehmen, doppelt passend erschei nen. Der Uedersetzer des französischen Werkes tritt dabei aber zugleich als Originalschriftsteller und Gelehr ter von großer Tüchtigkeit hervor. Die verständliche Fassung bietet dem gebildeten Pubicum zum ersten Male eine übersichtliche, auf Beobachtungen gestützte und durch die genauesten und kunstreich ausgeführten Abbildungen erläuterte, wissenschaftlich geordnete Darstellung alles Dessen, was zur Erkenntnrß des physischen Baues der Sonne, der Zusammensetzung ihrer Atmosphäre, ihrer Chromosphäre mit Protuberanzen und ihrer Photosphäre mir Flecken und Fackeln, sowie zum Verständnisse ihrer Licht und Wärme spendenden Kräfte beitragen kann. Zweckmäßige Auswahl und übersichtliche Anordnung des reichen Stoffes, Klarheit der Darstellung und die Bei gabe der vortrefflichsten Abbildungen machen das Werk zu einer eben so anziehenden als belehrenden Lectüre. Der deutsche Herausgeber hat selbst in den jüngsten spectralanalytischen Erforschungen der Chromosphäre, der Sonnenflecken und Fackeln Ungewöhnliches geleistet und sich somit an den Erweiterungen unsers Wissens im Reiche unsere planetarischen Astronomie ehrenvoll brtheiligt. Bildende Kunst. Weimar. Unsre kunstverstän digen Kreise sind in hohem Grade intrrrssirt von zwei Entwürfen eines Denkmals für die im Kriegt gegen Frankreich gebliebenen Weimaraner, welche der Bild hauer Härtel, rin Mitglied der trefflichen Dresdner Bildhauerschule, auf Grund des von dem hiesigen Denk- malcomitö ausgesprochenen Wunsches angrfertigt hat. Beide Entwürfe find von höchster künstlerischer Voll endung. Die Gruppe de- einen stellt einen sterbenden den beiderseitigen Kammerbeschlüssen vorhandenen Dif- ferenzpunkten bezüglich des Gesetzentwurfs wegen Ab tretung von Grundeigenthum zu Wasserleitungen rc., und ist zur Ausgleichung derselben die I. Kammer dm Beschlüssen der jenseitigen Kammer beigetreten. — In der Sitzung der II. Kammer, in welcher vo« Seiten der Staatsreaierung anwesend waren: Staatsminister Dr. v. Gerber, wirkl. Geh. Rath Dr. Hübel und Geh. Rath Körner, nahm vor Eintritt in die Tagesordnung Abg. Oehmichen das Wort, um als Vorstand der Finanzdeputation zu rechtfertigen, weshalb diese Deputation bisher noch keine Berichte erstattet habe: Es fehlten ihr noch die erbetenen Detailunterlagen aus einigen Ministerien. Auch der Vorstand der Ab- thailung L dieser Deputation, Abg. May, beklagte, daß derselben alle Unterlagen sür die Eisenbahnsachen und die Neubauten im Cultusministerium bisher fehl ten. Der Vorstand der 4. Deputation, Abg. Ludwig, bemängelte gleichfalls das Nichteingehru von erbetenen Aktenstücken in der Villenbauangrlegenhrit in Strehlen. Startsminister Dr. v. Gerber berichtigt, daß die Unter lagen für das Cultusbudget an die Deputation abge gangen seien; Wünsche in Bezug auf das außerordent liche Budget seien noch nicht gestellt worden. Geh. Rath Körner erläutert, daß die vom Abg. Ludwig ge wünschten Acten noch beim Untergericht gebraucht wür den, daß man aber deren baldige Ablieferung verlangen würde. Nachdem der Präsident Dr. Schaffrath die Hoffnung ausgesprochen, daß die Acten und Unterlagen bald eingrhen Möchten, damit die Kammer auch von der Finanzdeputation Berichte erhalte, trat die Kammer in dw Berathung von Petitionen ein. Hierbei wurde (Referent May) beschlossen, ein Gesuch der Stadt Dö beln um Erlaß eines Zuschusses von 40,000 Thlr. zur Erbauung der dortigen Realschule abzulehnen, dagegen eine zinsfreie Zahlungsgestundung bis zum 31. De cember 1873 bei der Staatsrrgierung zu befürworten. (Letzteres gegen 20 Stimmen.) Im weiteren Laufe der Sitzung erschienen die Staatsminister v. Friesen und Abeken. Es wurde nach ausführlicher Debatte eine Beschwerde der Herren Burckhardt und Genossen zu Leipzig gegen die dasige Polizeidirection wegen Ver bots von Sammlungen für die sinkenden Chemnitzer Metallarbeiter aus formellen Gründen für unzulässig erklärt; in der Debatte selbst wurde das Verfahren der Leipziger Polizeidirection mehrfach lebhaft angegriffen. Die übrigen Petitionen, welche zur Verhandlung ge langten, betrafen untergeordnete persönliche Geaenstände. Nächste Sitzung morgen: Vorberathung der Gcmeinvr- gesetze. Dresden, 8. Januar. Für die Vorberathung über die drei Gemeinveordnungsentwürfe, welche in nächster Sitzung beginnen wird, haben sich Abge ordnete aller Parteien der II. Kammer, nämlich die Herren Streit, v. Könneritz, Dr. Pfeiffer, Dr. Panitz, Sachße, Schreck, Or. Biedermann, Petri, Riedel, Dr. Minckwitz, Ludwig, Dr. Hahn, v. Einsiedel und Strö del, zu nachstehendem, die geschäftliche Behandlung des Gegenstandes erleichternden Antrag vereinigt: 1) Die Debatte ist Mnüchst auf die bei den Gemeindeord nungen in Betracht kommenden allgemeinen Principfraacn zu richten und zwar sind diese dergestalt zu berathen, daß stets nur eine dieser Principfragen zur Debatte gestellt und dabei ein Eingehen aus andere Principfragen vermieden wird. «Es sind dies 1t Principfragen, die in dem Antrag wörtlich aufge« führt werden ) 2> Bor Schluß der Vorberathung ist davon abzusehen, auf die Vorlage bezügliche Abänderungsvorschläge bei der Kam mer eiozubringen Nach Beendigung der Vorberathung be schließt dir Kammer, ob die vorgelegten Entwürfe an eine De putation oder zur weitern Berathung au das Plenum zu ver weisen sind. Erst nach diesem Beschlusse steht es jedem Kammermil,lied frei, auf die Vorlage bezügliche Abänderungsvorschläge zu den einzelnen Paragraphen oder Artikeln bei der Deputation, be ziehentlich vor oder im Laufe der weitern Berathung durch die Kammer, bei dieser einzubringen — Vorgestern sind zwei Berichte der 1. Deputation der I. Kammer vertheilt worden. Der eine (Referent Geh. Rath v. König) betrifft das bereits in der II. Kammer berathene Drcret bezüglich der Reorgani- ituovror^ounnuUm« »usvllrtor H. Lra»»4«tetter, Cowoaiomouilr llvo vraoäner Journal». Li -Sn-ler, -'ne v. A a. H.: -s L«rU»-Vi«» U»wdorU-«n»i>v- tart ». N.-Nänodou Ruck, -kn«»«,' LerUo- F. // , Uromeo: 7?. Xcökotte, Lr«»Iau: Kano«"'» Itürvau u. N. Fen§«, rrankkurt L. ^a«g«r'»ekv u. ./ (7. L«rrmann'»vbs öucbb., Daub« ob Oo., kr»^: Fr. Hc/itH'« öuetw.; vkonwit«: Fr kart»: LavaH LaMe, Lall»«,' F klo., Vi«o: -l. Oxz-ellL, Stuttgart: La«-e cs L'o. K<,rav»8«d»rr ^üui«1. Lrpeilition än» l)r««lnor loarval», öraoclvu, NtU-ßkrvtbvllsawjv Xg. 1. dAr ävo tt»uw «ioer »v»p^b«u«-u 1z» Xgr. Ouwr „ 41« 2«»lv! 3 X^r. Nichtamtlicher Theil. Telegrapbisidr Nachrichten. Berliu, Montag, 8. Januar, Nachmittag-. (W. T. B.) In tzer heutigen Sitzung des Abgeord- neteudausr- begründete der Abg. Richter seine In terpellation, betreffend die au- dem letzten Kriege vermißten Angehörigen der preußischen Armee. Der Krieg-Minister v. Roon beantwortete die In- terpellation. Der Kriegsminister erklärt Folgendes: Die Zahl der Vermißten in der Armee des Norddeutschen Bun des einschließlich der Badenser, jedoch ohne das k. säch sische Armeecorps, beträgt derzeit 3241 Mann. Hierin sind inbegriffen die nach Verlust der Recognitionsmarke Gefallenen, sowie ein großer Theil der in der Gefan genschaft Verstorbenen. Der Kriegsminister erkennt an, daß unsere Gefangenen und Ve.wundeten theilweisc mit schöner Humanität behandelt worden sind, spricht aber gleichzeitig seinen Abscheu aus über dir nachweisbare bestia lische Ermordung einiger derselben. Die Nachforschun gen ergaben, daß in den Pyrenäen und in Algier keine Gefangenen existiren. In Algier waren überhaupt, außer einigen Matrosen, keine deutschen Gefangenen. In Frankreich befinden sich nicht ganz ein Hundert untransportable deutsche Verwundete, die wvhlverpflegt und versorgt werden. Es sei wenig Aussicht vorhan- oen, daß ein verloren Geglaubter wieder zurückkrhre. Bezüglich der Frage der Todeserklärungen werde das Nöthige gethan werden. Hiermit ist die Interpellation erledigt. Pari-, Sonntag, 7. Januar, Abend-. (W. T. B.) Bei der Heutiara Wahl eine- Abgeordneten der Stadt Pari- für die Nationalversammlung wurde der Präsident dr- Pariser Muuicipalrath-, Lautrain, mit 121,188 Stimmen gewählt. Sein Vegencandidat, Victor Hugo, erhielt 93,423 Stim men. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Paris, Montag, 8. Januar. (W. T. B.)Graf Harry v. Arnim w:rd morgen sein Beglaubigungs schreiben al- deutscher Botschafter überreichen. Nach den über die Resultate der Ergänzung-- Wahlen für die Nationalversammlung vorliegenden Nachrichten wurden im Norddrpartemrut Devignau- court und Dupont, im Lardepartement Cotte, in de« Departement der Ardennen Robert und im Departement Basses-Pyrän^es Ehesueloug ge wählt. Loudon, Sonntag, 7. Januar, Nachmittag-. (W. T. BI Da- Bülletia vom heutigeu Mittag meldet: Die Veuesnng des Prinze« von Wales schreitet in befriedigender Weis« fort. Bukarest, Sonntag, 7. August. (W. T. B.) Das Sisenbahngesetz ist, nachdem dasselbe die Sa«ctiouiru«g des Kürsten erhalten hat, promul- girt worde«. Dresden, 8. Januar. Nachdem die Revision der schweizerischen Bundesverfassung zu einem Ruhepunkle gelangt ist, dürfte rin Blick auf die Beurthrilung des Werkes um so mehr am Platze sein, da wir uns aus räum lichen Rücksichten bisher mit wenigen Ausnahmen auf die telegraphischen Meldungen über die Debatten und Beschlüsse des Berner Nationalraths beschränken muß ten. Dir Presse der deutschen Schweiz ist für die Bun desrevision weit günstiger gestimmt, als diejenige der französischen Schweiz, deren meiste Blätter gegen alle und jegliche Reform drclamiren. Eigentliche Gegner der Reviswn sind außer den Westschweizern, die keine Rechtseinheit wollen, die Ultramontanen aus bekannten Gründen und die Socialdemokraten, denen man nicht weit genug geht. Ebenso ist man zum Theil nicht ein verstanden mit der Abschaffung der Todesstrafe. Hörcn wir zunächst ein Urtheil der „Neuen Glarner Zei tung * über die bisherige Revisionsarbrit. Dieses Blatt schreibt: „Uebrrblickt man die Arbeit im Großen und Ganzen, so kann man sich eines intensiven Gefühls patriotischer Befriedigung nicht erwehren. Vor 6 Jah-
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