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Dresdner Journal : 08.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187205082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-05
- Tag1872-05-08
- Monat1872-05
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1872
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.V ms. Mittwoch, den 8 M-I. 1872. Dresdner Zomnal Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann 2 Idir 8»rap«lgvd<U»r, --«-rk-Idäs-ävutiok«» ^ddrllck. . . . k Idir. Ksddrlled: » Idir 1»R»r I»»er»te»»rel»«r ei« L»um »wer g«p»It«o«o Lell«: 11t n«. N»t»r „LiQ^Esat" ck» 2«ü»: - Kgr. Lroodoiueot IADPL, mit tluruadwo äer Sonn - m»ä r«t»rw»», tlixocks Mr Leu koi^iuLeu Ld«»oe»e»t»pr,i»», - !»?»»«»«> - - lt-ickc, ko^- u»L KiL»«tu« Nuromerv: 1 ^Ar. 8teu»pei»r»»cki»^ Kiuru. LrMxüteitcr, Vomwi-»io»Lr L«, OreeLaer äoarv»!»; «kevckr- : L Ld-k«-, Luo— s'orl a. S L«. v»rU-«-rll»-^l-» t»« rr»»ke»re «. >.! üaa»<vrte^« «1 >-<»§/er, N«rU»-Vi,<n>N»i»d»rA-kr»»lk- N»r« ». N.-N0»«k«»! /t«L. »Sott«, U»rU»: F. L«t«M-Mer, //. ^k-rec^t, dr«»«»: L Le^kott«, >r»«l»n: L. §ka-v«»'» vüreeu u. N Mm»kt»rt ». U.r L ckae-ttd«««. F. L' Lerr-ma-n'-cke kuckt» , Aa«-r e« L'o., vr««» H. KllrticV» kuckt» ; 0k,»»tt,t ^Ho«ot,' kil»: Lava», LaNier ck (,'a., Vt»»! ^1. Ouv«/,t, 5t»trx»rti Da«L«<r0». tt«r»u»»ed«rr XüLtak L»p«Ktioa Le« Vrv-Insr ^ovru»I», Vrvitcu, Aar^cretkeas»«« Ho. 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Durch Rrich-gesctz vom 22. Juni 1871 war den Bundesregierungen die Summe von vier Millionen Thalern zur Verfügung gestellt worden, um au- der selben den durch ihre Einziehung zur Fahne in ihren Erwerb-Verhältnissen besonder- schwer geschädigten Of- steteren, Arrzten und Mannschaften der Reserve und Landwehr die Wiederaufnahme ihre- bürgerlichen Be ruf« »ach Möglichkeit zu erleichtern. Der auf da« Königreich Sachsen gefallene Antheil an dieser Summe, im Betrage von Zweihundert und Ein und Fünfzig Tausend und Zehn Thalern, ist nun nach den dieserhalb durch die betreffenden Gemeinde» organe und Polizeibehörden angrstellten Erörterungen und auf Grund der hierauf von den Amtshauptmannschaf- ten und der Gesammt Kanzlei zu Glauchau beziehentlich den von denselben unter Zuziehung von Friedensrich tern und LandwehrbezirtscommLndeurrn medergrsttzten Eommissionen, abgegebenen Gutachten, sowie, was die Stadträthe zu L>reSden und Leipzig betrifft, auf Grund der von diesen eröffnelen Vorschläge unter diejenigen Angehörigen der Reserve und Landwehr, welche hier nach als unterstützungsbedürftig und empfangsberechtigt anzusehrn waren, zur Verthrilung gebracht worden, der gestalt, daß gegenwärtig weitere Mittel zu dem ange gebenen Zwecke nicht mehr disponibel sind. Es wird dkß hiermit — zugleich zu Berichtigung irriger, dieserhalb in einzelnen öffentlichen Blättern enthaltenen Mtttheilungen — mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß weitere Gesuche um Beihülfen der in Rede stehenden Alt keine Berücksich tigung finden können, daß vielmehr solche Bittsteller, welchen in der Angelegenheit bisher eine Bescheidung nicht zugegangen ist oder in nächster Zeit noch zugeht, daraus zu entnehmen haben, daß eine Berücksichtigung ihrer Gesuche nicht thunlich gewesen ist. Dresden, den 1. Mai 1872. Minifteriuw des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Mutze. Bekanntmachung. Vom 1. Mai bis 30. October werden unentgelt liche Führungen in der Königl. Porzellan» und Gesäßsammlung Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag Vor mittag 8 Uhr - jedesmal für 12 Pers»««', Mittwoch und Sonnabend Nachmittag 3 Uhr jedesmal für 24 Personen stattfinden. — Die Karlen zu diesen Führungen wer den bei Beginn der Führung in der Expedition der Porzellan-Sammlung (Japanisches Palais, Erdgeschoß rechts) au-grgebrn. Dresden, den 15. April 1872. Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. v. Kriese«. > - - Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsscha«. (Presse. — Neue freie-Presse. — Fremdenblatt.) Taaetgeschichte. (Dresden. Berlin. Glatz. Koblenz. Straßburg. Wien. Prag. Bodenbach. Pari-. Madrid. Livadia.) Ernennungen, Versetzungen re. i» öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vrovivztalnachrichtev. (Löbau.) Statistik v. Lolkswtrthfchast. Eiagesaudtes. Feuilleton. Inserate, Tagr-kalender. Börsen««»- richten. Beilage. Reichttagsfitzung vom «. Mai. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Niva, Dienstag, 7 Mai, Morgens. (Tel. des Dresdn. Journ.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen find bei bestem Wohlsein deute früh 0 Uhr von Niva mittelst Dampfschiffes nach Peschiera gefahren, um vou dort über Mai land uu» Arona (an der Südspitzt des Lago-Maggiore) «ach Stresa sich zu begebe«. Wien, Montag, 6. Mai, Abends. (W.T.B.) Die „Neue freie Presse" läßt sich über die «u« abzeschlofftnen Bischofsconfereazen (vgl. unter „Ta gesgeschichte') folgendermaßen vernehmen: Die Thatsache, daß die vom Cardinal Rauscher der Versammlung gemachten Vorschläge fast vollständig ac- crptirt wurden, gestattet den Schluß, daß die von der Konferenz gefaßten Beschlüsse sich in jener mehr ver mittelnden Richtung bewegen dürften, welch« die Lat tung des Cardinals Rauscher kennzeichnet. Die Mel dungen über Proteste einzelner Bischöfe gegen die Be schlusse der Conferenz sind entschieden unrichtig. Madrid, Sonntag, 5. Mai, Abends. (W.T B.) Da« schon gemeldete Gesicht mit den Carltstrn (vgl. unter „Tagcsgeschichte") fand bci OroSquieta statt. Die Carliften verloren 49 Todte, 10 Ver wundete, 730 Gefangene. Dir Truppen find i« lebhafter Verfolgung der Carlisten und bringen noch mehr Gefangene ein. Don Carlo« floh mit etwa 2i>0 Manu, dickt gefolgt von deu Regierung«- truppen, in der Richtung nach der frauzöfischen Grenze. Das Gerücht, daß Don Carlos gefangen wor den sei, erhält sich laut einem Telegramm au« Bayonue; positiv ist, daß der Carlisttsche Ober- befehlsdaber Rada nach Frankreich ndergetrr^ru ist. Die spauischeu Behörden fordern seine Ver treibung vom franzöfischea Boden. Loudon, Montag, 0. Mai, Mittags. (W.T. B.) Dt« Kaiserin Augusta und die Königin Vic toria find heute Vormittag ringetroffeu und wer den einige Tage hierselbst verweilen. Loudon, Montag, 6. Mai, Nachts. (W.T.B.) I» Ker heutigen Sitzung deL Oberhauses vertagte Earl Russell auf den Wunsch des Staatssecrrtär« des Aeußer«, Earl Granville, den Antrag ans Sistirnng der Arbeiten des Genfer Schiedsgerichts. Im Uaterbanse blieb die Regierung bei der Be- rathung des Gesetzentwurfs über den Dolksunter- richt in Schottland in der Miworität, da ein Amendement Gordon s über deu Bibelanterricht, trotz des Widerspruchs der Regierung, mit einer Mehrheit von 7 Stimme» angenommen wurde London, Dienstag, 7. Mai. (W.T.B.) Gin Telegramm der „Times" au« Philadelphia vom geftligen Tage meldet: Earl Granville hat da« vorgrschlagene Princip in der Alabamafrage accip- tirt, er bestand jedoch darauf, dasselbe auf diejeni ge« Ansprüche zu beschränken, welche auf ähnliche Weise und unter ähnlichen Verhältnissen entstan den find wie die, unter denen der Washingtoner Ver trag zu Stande kam. Granville besteht ferner auch darauf, daß Amerika die indirekten Ansprüche avS der Klageschrift zurückziehe, weil dieselben durch den Walhiogtouer Vertrag «»«geschloffen seien. Die amerikanische Regierung scheint diesem Lor- schlage abgeneigt nud hält die Zurückziehung der Klageschrift für unzulässig. New-Aork, Montag, S. Mai. (W.T.B., Ka beltelegramm.) Wie „Tribune' meldet, »erde But- ' - . . .. ler demnächst in der Alabamafrage de« Repräsen- tautenhause rive Resolution Vorschlägen, dahin lau- tead, da- die Regierung de« Inhalt der b i« Gen fer Tribunal elagereichte« Klageschrift aufrecht er halte« «äffe. Dresden, 7. Mai. Die Wiener Blätter besprechen die bereits im vollen Gange befindliche Wahlbewegung in Ungarn und coustatiren, daß trotz der leidenschaftlichen Aufregung, in welche das Land durch die letzten Vorgänge im Reichstage versetzt worden sei, die Wahlagitation bi- jetzt einen regelrechten Verlauf innerhalb der vom Ge setze gebotenen Grenzen nehme. Die Streitschriften aus dem Deakistischen Lager, sagt die (alte) „Presse", seien versöhnlich gehalten, und Gleiches lasse sich bis jetzt auch von den Flugschriften und Standreden her vorragender Mitglieder der Linken sagen. Der Giund sei wohl folgender. In demselben Ausmaße, in dem sich die beiden großen Parteigruppen im Abgcordneten- hause, wo die nationalen Elcmente nur eine kleine Minorität gebildet hätten, feindselig einander gegenüber gestanden wären, wäre es ihnen jetzt darum zu lhun, den dem ungarischen Slaaiswcscn im Großen und Ganzen feindlich gesinnten, zusammen eine ganz bcachtungs werthe Kopfzahl reprasentirenden Minoritäten in ihien Sondergelüsten erfolgreich entgrgenzutreten. Das sei der allgemein maßgebende Gesichtspunkt, von dcm aus die Parteicn in einer Weise Disoplin zu halten ver ständen , die auch anderwärts mit Fug und Recht zur Nachahmung empfohlen werten könnte. — Auch die „Neue freie Presse" bespricht den Wahlkampf in Ungarn, daS Kiäfteverhältniß, in dem die Parteien um die Herrschaft ringen, und die Form, in welcher der Kern jeder Parteigruppe zu Tage trete. Den Deakisten sei es mehr als je klar geworden, daß Ungarn nur im Bunde mit Oesterreich seine Kräfte nach den ver schiedensten Richtungen hin erfolgreich entwickeln könne, und angesichts hypernationaler Bestrebungen sei die Deakpartei inniger als je zuvor an die österreichische Verfassungspartei gekettet. Aber auch die gemäßigte Linke, die sich früher nur in starrer Opposition gefallen hab«, sei nun theilweist wenigstens anderer Ansicht ge worben und dieser Theil sei tu der letzten Session un ter dem Namen der Reformpartri in das Deakistijche Lager übergegangen so wie überhaupt „der Strahl Deakistischer Erkenntniß" in immer weiteren Kreisen zum Durchbruch gelange. Von der äußersten Linken meint dl« „N. fr. Pr.", daß sie in dem Wahlgange nur ge- rin^e Einbuße erleiden werde, wogegen der Nationali- tKmpartri rin steter Zuwachs prognosticirt »erben könne. In dieser Partei walte rin Factor, der gleich einer chemischen Säure Zersetzungen und Nrubildungcn der Parteigruppirung im Reichstage Hervorrufen könne, eia Umstand, der voraussichtlich auch die TiSzapartri in das Lager der Deakisten treiben iverde, und von diesen, die stets rin feines Verständnis der politischen Lage erwiesen hätten, lasse sich mit Fug und Recht erwarten, daß sie durch kluges Nachgeben in der Sprachenfrage die versöhnlichen Elemente unter den nicht magyarischen Nationalitäten zu sich hinüberzirhen würden. Das zur Besänftigung des Nationalitätcnstreites von Deak jüngst gesprochene Wort, die Nationalitäten müßten moralsich erobert werden, müsse fortan zum tonangebenden Schi- boleth wrrdrn. — Das „Fremdenblatt" plaidirt ebenfalls für die Nothwendigkeit eines festen und inni gen Zusammengehens der Deakpartei in Ungarn mit der Verfassungspartei diesseits der Leitha. Beide Par teien hätten angesichts der von mehr alS Einer Seite heraufbeschworrncn Gefahren kein höheres Ziel, als die Vertheidigung des geltenden Rechts, der bestehenden Staatsordnung und der Sicherheit des Reichs; sie müßten einträchtig zusammenwirken, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Die öffentliche Meinung von ganz Europa verurtheile das Treiben der staatsfeindlichen Parteien und begleite zugleich die Bemühungen der Rechtspartei, in der Monarchie eine stabile Ordnung zu begründen, mit ihren wärmsten Sympathien. Die österreichische Verfassung-Partei sei im Begriff, den Weg zu jenen Reformen zu bahnen, von welchen eine gleich mäßige Entwicklung des öfterteichischen StaatStebenS »erhofft werde. DK ungarische Deakpartei stehe fest und unerschüttert und dürfte auS den Neuwahlen noch kräftiger hervorgehen. Beiden vereint werde es sicher lich gelingen, dk Festigung des österreichisch-ungarischen StaatSlebens in positiver wie negativer Weise zu er zielen. Tagesgeschichtk. Vretdeu, 7. Mai. Der Ausschuß des deut schen Journalistentags hatte sich vorgestern in Dresden (Brühl'sche Terrasse) versammelt, und wurden, wie die „Schles. Ztg." meldet, unter dem Vorsitze des Chefredakteurs der „Bieslauer Zeitung", D«. Stein, nach eingehender Verhandlung folgende Beschlüsse ge faßt: Der diesjährige (siebente) deutsche Journalistcn- tag wird auf den 27.-29. Juli nach München ein- berufcn und über den Entwurf de- deutschen Reichs - preßgesetzeS, besonders über die vorläufi ge Beschlag nahme, über die TageSpresse und Annoncenbürcaur, übrr die Statutenänderung in Bezug auf die Berech tigung zur Mitgliedschaft und über die Presse und das Telegraphenwesen verhandeln. Bevor die Ausschuß- mngsieder sich trennten, fanden sie sich veranlaßt, ein Glückwunschtelegramm au l)r. Heinrich Brockhaus in Leipzig, welcher TagS vorher sein fünfzigjährige- Ge- schäfisjubiläum gefeirrt hatte, abzusenden. Die be treffende Korrespondenz der „Schles. Ztg." nimmt weiter Notiz von einer der Versammlung erwiesenen dankens- werthen besonder« Aufmerksamkeit, indem den Mit gliedern derselben Karten zur Besichtigung der hiesigen Kunstsammlungen und zum Beiwohnen der Votsttllunacn im k. Hoflheater an den Tagen des 4., 5. und 6. Mai zur freien Verfügung gestellt worden waren. Belli«, 6. Mai. Die heutige Sitzung des Reichstags erledigte in erster Linie den deutsch- franz-sischen Postvrrtrag. Die Verhandlungen botcn kein hervorragendes Interesse. Außerdem wurden meh rere Petitionen erledigt, die sich auf da- von ten mitt ler» tandwirthschaftlichen Lehranstalten erbetene Recht zur Ausstellung von Reifezeugnissen zum Freiwilligen- dienst, sowie auf das Auswanderungswrsen bezogen. (Vgl. de« Sitzungsbericht in der Beilage.) Die nächste Sitzung findet am Mittwoch statt. Es werben in derselben, da die GesctzgebungScommisstonen kein Material vorgearbeitet haben, abermals nur Petitionen »ud Luträge -urGafchLftsortmuagScommsisivn berathen werden. Letztere beziehen sich u. A. auf das gleichzei tige Tagen vo» Reichs- und Landtagen. Es soll eine Bestimmung getroffen werden, wonach das Osterfest nicht in die Sitzungen deS Reichstag- fällt. Weiter hat beute Abg. Graf Münster beantragt, daß die Ge schäftsordnung dahin abgeändert werde, daß für den Zusammentritt des Reichstag- und für die erste Bc- rathung von Gesetzentwürfen und Anträgen die bisher zur Beschlußfassung erforderlich gewesene Zahl von Ab geordneten auf tOO herabgesetzt werde. — Der gch. Finanzrath Wahl ist nach Drrsdcn zurückgereist. An seiner Stelle vertritt im Bunde-rathe der geh. Finanz- rath v. Nostitz Wallwitz neben den andern Bundrkcom- missarrn das Königreich Sachsen. — Die Petitions- commisston prüfte vor der Plenarsitzung die Bitte deS Rechtsanwalt- Dr. HanS Blum zu Leipzig, dahin zu wirken, daß noch vor Erlaß der Strafproceßorbnung für da- deutsche Reich eine transitorische Bestimmung dahin erlassen werte, daß da- gemeinrechtliche Institut der Strafverjährung in den Einzelstaaten, in denen es bisher nicht bestand, auf die vor dem I. Januar 1871 erkannten Strafen in demselben Maße Auivrndung finden soll, als nach dem Reichtstrafgesetzbuche bei allen seit dem 1. Januar 1872 rechtrkrästig erkannten Stra fen, mithin gemäß der Schlußbestimmung des K 70 bei allen — auch vor dem 1. Januar 1871 rechtskräftig , Feuilleton. (Redigirt von Ott» Vareck.) K. Hoftheater, 6.Mai: „Don Juan". (Fräu- -»«in Minnie Hauk, Herr Anton Erl und Herr Krolop ffel- Gäste.) Gehört diese Oper überhaupt schon zu den wenigst ? erfreulichen Darbietungen unser- Nepertorres, so waltete » über der heutigen Aufführung noch ein ganz besonderer Unstern. Nur die Unverwüstlichkeit des Mozart'schen Grniu- und die traditionelle Verehrung der Classtcität können vom Publicum alle jene Bedenken fern halten, die sich bet ruhiger Erwägung der Charaktere und Si tuationen aufdrängen, sobald der keusche Schleier der Kunst die Nacktheit und Rohheit de- Libretto- nicht mehr verhüllt. Wenn man aber fort und fort sündigt im Vertrauen auf diese beinahe rührende Naivetät, welcher der Autoritätenglaube Scheuklappen anlegt, die ste an so manchem Steine des Anstoße- glücklich vorüber führen, und wenn man hierdurch jeder Sorgfalt für unsre Meisterwerke überhoben zu sein glaubt, so ist dies tief beklagenSwerth. Eine wirklich wohlthuende, ja glänzende Leistung war dies Mal nur der Leporello deS Herrn Krolop, dm wir bereit» neulich al- Mit- alied der italienischen Operngesellschaft deS Herrn Pol lini kennen und fchähen lernten. Wer, jrdm grellen Farbenauftrag mit feinem Sinne meidend, seine Partie so musikalisch schön und dabet doch so frisch und keck durchführt wie der Genannte, verdient den Namen eine» Künstler- im vollen Sinne de- Worte-. Auch die Zerline de- Fräul. Hauk wie- manche erfreuliche Seite auf, welche rm „Schwarzen Domino" nicht zur Geltung gelangen konnte. Da- Costüm de- Bauermädchcns st«d ihr allerliebst; sie entfaltete «ine Schalkhaftigkeit, Eoquettcrie und Lustigkeit im Spiel, die mehr als blos Lußerlich war. Dagegen entsprach dir gesangliche Aus führung weder den Anforderungen, welche man in Be zug auf technischen Schliff an eine Vertreterin Mozart'- schcr Rollen zu machen berechtigt ist, noch dem musika lischen Charakterbilde der Zerline, indem dasselbe von ihr durch eine gewisse Schwere und Wuchtigkeit der Soubrettcnsphäre vollständig entrückt wurde. Herr Anton Erl (Don Octavio), vom Herzog!. Theater zu Braunschweig und früher einmal unsrer Hoibühne al- Mitglied angrhörend, leistet zwar nach Seiten der mu sikalischen Korrektheit durchaus Befriedigende-; aber seine Stimme entbehrt so sehr jede- sinnlichen Wohl- klang-, und sein Vortrag ist so poesielos, daß er da- Halbdunkel, in welchem sich ohnehin schon der Bräuti gam Donna Anna's dahinbrwegt, nkmals durch ein wärmere- Licht zu beleben vermochte. R. Gthr. Vie AuSdrüche deS Vesuv». In Neapel ist da- Ende de- Vesuvau-bruchS am Sonnabend, den 4. Mai, durch zwei Manisrstationcn bezeichnet worden, welche deutlich die großen Gegensätze veranschaulichen, in dcnen sich unsere Zeit bewegt. Der ElrruS veranstaltete Mittag- eine große Processton mit der Statue deS heiligen JanuariuS. Alle Glocken läu teten und die Nationalgarde zu Roß und zu Fuß be gleitete den Heiligrn, welcher, wie der „Jndäpendance" telegraphirt wird, an demselben Abend noch Blut schwitzen sollte. Zur selbigen Stund« hi«lt Prvfrssor Palmitri im großen Hörsaale der Universität zu Neapel vor einem zahlreichen Publicum einen belehrenden Vor trag über die großartige Naturerscheinung. Au- einem Bericht der „Italienischen Nachrichten" faßt sich da- Interessante in Folgendem kur-zusammen: Heute Morgen, den 2. Mai bekamen wir mit Unter ¬ brechungen wieder etwa- SandauSwurf. Am meisten fiel in Capodicchia und Casoria. In den Gütern dieser letzteren Ortschaft ist ebenfalls die Ernte übcl zugerichtet. Um b Uhr Nachmittags kam Regenwetter mit Donner. Die Instrumente des Observatoriums sind noch dewegt. Die Lava raucht noch. Viel Elektrici- tät entwickelt sich. Der Anblick ist noch furchtbar. Ueberjchwemmungen sind wahrscheinlich. (Sie hadeu sich bis jetzt telegraphisch nicht bestätigt.) Von allen Analysen, die mit der Besuvasche vorge- nommen wurden, wurde die des Prof. Zinno, Sanitäts- raths an der Präfectur zu Neapel, einstimmig von den Chemikern alS die genaueste anerkannt. Da diese Analyse wissenschaftlich von hohem Interesse ist, mag sie hier folgen. Zinno sagt: Wenn man dk Analyse mit drei verschiedenen Ajchesorten vornimmt, so erhält man folgende Resultate: Sie ist schwärzlich-grau, rauh für die Betastung, wie kaum gesalzne Seife, unschmelz bar. Bis zum höchsten Grad erhitzt entwickelt ste durch aus keine schwefelhaltigen Producte. Sie löst sich nur theilweise im Wasser, in Chlorwassersäure, Salpetersäure und Königswasser.—Der im Wasser lösliche Theil reagirt durchaus nicht als Säure, weder mit reagirentem Pa pier, noch mit löslichen Karbonaten; de-halb rntdält er durchaus keine freien Säuren. — Dieselbe Wasscr- lösung hat unter chemischen Rcagenten die Anwesrnceit von Sod-Chlorur, Katt sulphat und Magnesia in klei nen Portionen, wahrscheinlich im Zustand« von Chlorur ergeben. — Die chlorydrische Lösung der genannten Asche reagirt nicht mit Schwefelwasserstoff, wohl aber mtt schwefelwasserstoffhaltigem ammoniatalcm Ammoniak, d. h. mit srhr viel Ammoniak, we-halb sie einen schwar zen unlöslichen Niederschlag bildet beim Excrß des Re- agrute». Dieser Niederschlag, wiederum aufgrlöst, zeigt mit deu charakteristischen Reagenten die Anwesenheit vo» Alaun, Magnesia und Eiien, und letzteres zwar i« großer Menge. Die» beweist, daß die besprochene Asche an der Luft allmählich gelb wcrven muß, in dem Maß« »ämlich al» das Eisen zu oxydirrn beginnt. Der Theil der Asche, welcdcr unlöslich blieb, ent wickelt, bei warmer Behandlung mtt Salpetersäure keine Schwefrl'äurr, noch reagirt die Salpeterlösung durch Schwefelsäure. Das zeigt, daß die Asche keine schwefelhaltigen Producte enthält. Der in Ehlorwassersäure (»ciäum olor/llricum) unlöslich gebliebene Theil Asche löste sich, nach sorg fältiger Waschung, erhitzt, theilweise im Königswasser, und dk Lösung hat mtt den erforderlichen Reagenten dk Anwesenheit von Titanium ergeben. Der Theil Asche, welcher im Wasser und in den Säuren unlöslich blieb, hat endlich, mit Potasche in einem silbernen Tiegel geschmolzen, sich als Kiesel er wiesen, der durch rin kieselhaltige» Metall verunreinigt ist, da- ich studiren will. Die Asche deS Vesuv- ergiebt also in den 3 von mir untersuchten Varietäten: Sod-chlorur, Kalk sulphat, Magnesia, Eisen, Alaun, Titanium, Kiesel. Hicrau- ergiebt sich, daß dieselbe keinen Schwefel enthält, noch freie Schwefelsäure, noch Blei, noch Sil ber, noch Arsenik, wie man glaubte, und wie in eini gen Zeitungen behauptet wurde. — Die Asche ist also durchaus nicht weder der Gesundheit, noch den Straßen, noch selbst dem Ackerbau nachtheilig. Im Gegrythril, au-qenommen den Schaden, der grrad« jetzt dem jungen Grün dadurch geschehen konnte, ist diese Asche nur be- fruchtend und daher wohlthätig, wie sich bald ergeben wird. * Da- zu BreSlau beabsichtigte Museum. Kürzlich habru wir da- glänzende Zustandrkommru eine-
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