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Dresdner Journal : 31.07.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-07-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187207317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-07
- Tag1872-07-31
- Monat1872-07
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 31.07.1872
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1872. » 175 Miwmch de» Zl. MI/ DresdnerÄomnal jtsbdrlicb: 1 HUr. 1b U«iol»«» k«t- voll »L? / Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. -S! ok« ^)V0 u solev Rudolph. Nichtaultlicher Theil »o. rbraekt > H2» auf oualftraf« d ai uoä- kklr. irod wit Ler »tun FevMetou. (Redigirt von Otto vanck.) K ^oftheater, 29. Juli. Zum ersten Male: „Eine innere Stimme", Lustspiel in 1 Act, von Julius Rosen; darauf „Der Hofmeister in tausend Aengsten", „Wie denken Sie darüder?" und „Eine vollkommene Frau" — sämmtlich mit Hrn. Knaack als letzte Gastrolle. kt. ehlthtuer- t Amtlicher Theil. Dresden, 31. Juli. Seine Königliche Majestät baden den zeitherigen Gerichtsamtmann zu Ehren friedersdorf l)r. Friedrich Joseph Maximilian Klein - paul zum Gerichtsamtmann bei dem Gerichtsamte Pirna zu ernennen gnädigst geruht. Ikü- iLtsr uspi- Bekanntmachung L der Lüniglichen Lrandversicherungs Lommisfisn vom 27. Juli 1872. Nachdem die zeitherigen hierländischen Vertreter der Feuerversicherung--Societät: „Phönix" in London, die Herren Kaufleute Gerhard L. Hey in Leipzig, diese Function ntedergelegt haben und die Direction der ge dachten Feuerversicherungs-Anstalt in der Person des Herrn Kaufmann Alphons Heinrich Weber in Leipzig einen neuen hierländischen Bevollmächtigten ernannt bat; so wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigenschaft bei der Brandversicherungs-Eommisfion legi- timirt und bestätigt, sowie bet dem Rathe der Stadt Leipzig in Pflicht genommen worden ist, hierdurch zur öffentlichen Krnntniß gebracht. Dresden, den 27. Juli 1872. Königliche Brandversicherung- - Commission. Friedrich. tiuS iu Luzern über daS angeblich« päpstliche Breve, betreffend di« Errichtung eines BiSthumS tu Genf, mit Mermtllod alS Bischof Aufklärungen zu verlaugru. gehabt hatte, und hatte sie sich in der That auch ein mal vorgenommen, ernstlich mit ihm zu sprechen, und ihn zu fragen, welchen Stand er ergreifen oder, wie man zu sagen pflegt, was er werden wolle, so verschob sie das wieder auf eine andere Zeit. Als sie endlich einmal doch vazu kam, diese Frage zn stellen, versetzte Johann Baptist mit überlegenem Lächeln: „Ich habe so Vieles und Mancherlei gelernt, daß eS mir gar nicht fehlen kann. Ich kann Latein uud Griechisch, ich bin ein gelernter Kaufmann, und was die Schlosserei betrifft, so getraue ich mir morgm des Tage- in jede Werkstätte als Gehilfe eintreten zu können. Aber man muß nichts übereilen, und vor allen Dingen den rechten Zeitpunkt abzuwarten wissen." Frau Margarethe gab sich vorläufig zufrieden, und Johann Baptist blieb seinen Worten getreu und über eilte sich nicht. Mit Bestimmtheit war ihm indessen wohl nur das Einzige Kar, daß er nicht- weiter lernen und ebenso wenig irgendwie arbeiten wollte, unbestimmt aber mochte ihm vorschwebrn, dereinst von seinem Vermögen zu leben, welche-, wie er wußte, nicht gänzlich unbedeu tend war, was er indessen vielleicht auch überschätzte. Daß unser Held auf dem besten Wege war, einer jener liebenswürdigen Tagediebe zu werden, deren e- Tausende giebt, läßt sich nicht läugnen, ein Tauge nichts war er ttldrssen noch nicht. Er liebte seine Mutter zärtlich, und hätte mtt Freu den sein Leben hingegeben, um da» ihrige zu erhallen, uud was er ihr an den Augen absehen konnte, that er mtt der größten Bereitwilligkeit, denn er war rin gut- berttaer iunaer Mann. Ader diese Bereitwilligkeit erstreckte sich nicht bis aus» Lernen und Arbeiten,.und es ist in der That eine feststehend« Erfahrung, daß unter allen den Merkwür- DaS erste Lustspiel ist eine triviale Bagatelle, Pro duct eiligster Vielschreiberri, mit dem einzigen Vorzug der Kürze. Herr v. Rügen findet die Quelle deS re gierenden Eigenwillens seiner Frau im Kopfe seine- Reitknechts: dieser beeinflußt durch seinen Schatz, da- Stubenmädchen, den Herrn Erasmus Scharf, das Factotum der alten Tante, dieser lenk die Tante und letztere endlich den Willen der Frau. Bei seiner flüchtigen Mache ist es Herrn Rosen entgangen, daß der Hausherr sowohl um seiner selbst als um seiner Frau willen nicht blos die Gastfreundschaft gegen die Tante und ihren Freund aufheben, sondern auch den Rettknecht fortjagen muß. Dieser freche Bursche, der übrigens eine sehr unbedeu tende Aufgabe für eine Gasttolle abatebt, wurde von Herrn Knaack scharf und wirkungsvoll gezeichnet. Es sei nur noch da» zweite Lustspiel (nach dem Französischen von Th. Hell) erwähnt, das mit seinem glücklich gewählten Stoffe und seinen anziehenden, dem Leben entnommmen Scenen jene modnne Fabrikations- methode so sehr in Schatten stellt. Herr Knaack spielte den Magister Lassrnius höchst ergötzlich und mit lebens wahren und wirkung-reichen Nüancen in seinen Ver- learnheit-sttuationrn und Aengsten. Auch jene Ge- müchrmnigkeit, jene in ihrer für- praktische Leben so römische Unzulängli Telegraphische Nachrichten. Leipzig, DieuStag, 3V. Juli, Nachmittag- 23 Uhr. (Tel. des Dresdn. Journ.) Se. Maje stät der König hat heute früh 8 Uhr die ent sprechend geschmückte Gärtnerei von Moseuthin in Eutritzsch besucht, sodann die Kunstdünger- fabrik von Gebhardt iu Eutritzsch, die Fabrik musikalischer Instrumente in GohliS und daS Pelz- färve- und Appreturgeschäft von Rödiger u. Quarch daselbst besichtigt, welche drei EtabliffemeutS eben falls geschmackvoll decorirt waren. Im Laufe det Nachmittags wird Te. Majestät die Eisengießerei von GötjeS, Bergmaun u. Comp. iu Reudnitz besichtigen. Parts, DieuStag, 30. Juli. (W. T. B.) Rach deu bis verflossene Mitternacht bekannten Nrsal- taten der Lubscription auf die neue frauzöfische Anleihe hat Paris zwölf Milliarden gezeichnet. In den Departements find zwei Milliarden, im Ausland« mehr alS zwölf Milliarden gezeichnet worden. Paris, DieuStag, 30. Juli, Mittags. (W.T. B.) DaS Gesammtresultat der Zeichuuugeu auf die frauzöfische neue Anleihe war bis hente Lor- mittag 10 Uhr: 28 Milliarden. Die Zeichnungen werden vorausfichtlich LS bis 30 Milliarden er reiche«. Ber«, Montag, LV. Juli. (W. T. B.) Der BundrSrath hat deu Direktor deS eidgenössischen statistischen BareauS, Max Wirth, uud deu hie- figen RegierungSrath Bodeuheimer, Präsident der schweizerischen Gesellschaft, alS Abgeordnete zum statistischen Congresse iu St. Petersburg bestimmt. — Infolge von Urberschwemmnngeu ist der Per- sourv- uud Güterverkehr auf der Mout-CeuiSbahu bis auf Weiteres eiugestrllt. Der Genfer StaatSrath hat au deu Bund«-- rath daS Ersuche« gerichtet, vom päpstliche« Rua- digketten, welche Liebe und Gutherzigkeit zum Vorschein bringen, andauernder Fleiß und Arbeitsamkeit die rarsten Artikel sind. Alle Welt weiß aber, daß man den Müßiggang als d«n Urältervater aller Lasterhaftigkeit bezeichnet, und dieser sein schlechter Ruf bewährte sich auch bei unserm Johann Baptist. Da ihm das Nichtsthun zu Hause endlich langweilig wurde, ging er häufiger als zuvor aus, junge Leute seines Alters fanden sich zu ihm, und Frau Margarethe erfuhr, daß er Schenken besuche, welche nicht eben im besten Rufe standen, und auf dem besten Wege sei, ein Trinker und Spitler zu werden, zwei Untugenden, welche von der Liebe und Gutherzigkeit ebenfalls nur selten gewältigt werden. Sie machte ihm jetzt ernstliche Vorwürfe und be schwor ihn, von der schlechten Gesellschaft zu lasten, ia welche er gerathrn sei. „Ein böser Gesell, führt de« andern in die Höll," sagte sie, ein beliebte- und in ihrer Vaterstadt häufig gebräuchliche- Sprichwort anwendend. Aber da- half nicht vitl, ja r- wollte ihr scheinen, al- käme ihr Johann Baptist häufiger und stärker an geheitert als früher nach Hause. Sie griff jetzt zu einem Mittel, welche- ihr untrüg lich schien. Sie hiell ihn knapp mtt seinem Taschengelde uud entzog ihm endlich dasselbe gänzlich. Jetzt machte sie die Bemerkung, daß die silber- beschlagenen Meerschäume und ähnlich« werthvollerr Gegenständ«, welch« ihr Seliger hinterlassen hatte, ziemlich rasch zu verschwinden begannen, und nun kam e- zwischen Mutter und Sohn nicht selten zu ärger lichen und geräuschvollen Auftritten. Da- war zu Hause, auswärts aber trank und spielte Platze- wiederum auS Rinnsteinbohlen eine Barricade construirt, dieselbe aber ohne besonder- starken Wider stand verlassen, als die Polizei, welche da- Hinderniß umging, anrückte. Bei dieser Gelegenheit ist der Wacht meister Kunze (44. Revier) durch Stetuwürfe schwer verletzt worden. Verhaftet wurden an diesem Abend m Ganzen 35 Personen, die sämmtlich zum Unter- uchungsarrest eingrliefert worden sind. Gleichzeitig and sich eine aus etwa 1000 Köpfen bestehende Rotte vor dem Hause Wrinsttaße 32 ein und begann dort die Wohnung des Vicrwirths, Schutzmann Ernst, zu demoliren. Eine Abtheilung reitender Schutzleute drängte die Masten von dort nach dem Friedrichshain. Wa den oben kurz erwähnten Exceß in der Skalitzerstraßr anbelangt, welcher gleichfalls in der Nacht zum Sonn tag sich ereignete, so wird darüber in der „N. A. Z." Folgendes mitgetheilt: Im Hause Nr. 12 der genann ten Straße war ein Mädchen von nicht ganz zweifel losem Rufe, nachdem dasselbe trotz mehrfacher Kündi gung die Wohnung nicht räumen wollte, rxmittirt wor den. Die Person erhob darüber große- Geschrei und erzählte, der Wirth, bei dem sie in Aftermiethe wohnte, habe sie mit einer Pistole bedroht. Rasch hatte sich auch hier ein Pöbelhaufen zusammengefundev, welcher in die Wohnung des Wirthrs einzudringen versuchte. Inzwischen war der Vorstand der Revierpolizri mtt einigen Schutzleuten erschienen, und suchte in der Woh nung deS Wirths auf das Sorgfältigste nach dem Pistol, fand aber kein-. Die Bemühungen der Polizeibeamten, die Masten mit dem Hinweis auf die Nutzlosigkeit ihrer Nachsuchung zu beruhigen, blieben erfolglos. Der versammelte Janhagel hob vielmehr die Bohlen der Ueber- gangsbrücke auf und schleuderte diese unter die Be amten; gleichzeitig wurde auf dieselben mit von dem vis L-vis befindlichen Nolte'schen Neubau entnommenen Mauersteinen ein starkes Bombardement eröffnet, welches die Beamten zwang, nach der nahe befindlichen Wache sich zurückzuziehen. Von dort aus wurde nunmehr militärische Hilfe aus d«r Dragonercaserne in der Alexandrinenstraße requirirt, welche denn auch sofort durch die Kasernen- und die Stallwache geliefert wurde und durch energisches Vorgehen die Ordnung herstellte. Es ist dies der einzige Punk, an welchem militärische Hilfe zur activen Verwendung gelangte. In dortiger Gegend machten sich namentlich junge Bengel von 16—18 Jahren durch die Frechheit und den Eynismus ihrer Aeußerungen bemerkbar. Auch die Linienfttaße zwischen der Neuen König-- und Prrnzlauerstraße war in der Nacht zum Sonntag um Uhr der Schauplatz eine- Tumultes. Eine Rotte von 12—1^ jungen Burschen begann daselbst die Fensterscheiben ü« Gaslaternen zu zertrümmern. Den rasch von allen Seiten herbrieilen- den Wächtern gelang es indeß bald, zwei der Haupt- excedenren zu verhaften, während die übrigen das Weite suchten. Hinsichtlich der Elemente, aus denen die Tu multuanten der letzten Abende sich recrutirtrn, ist die Thatsache sehr bezeichnend, daß unter den 85 in Haft sitzenden Excedrnten sich nur 8 Berliner befinden, alle anderen sind erst kürzlich von außerhalb hergelaufene Subjekte, die hier noch gar kein Einwohnerrecht haben. Aus diesem Grundt sind wohl auch fast sämmtliche Arretirte in Untersuchungshaft zurückbehalten worden. Auf verschiedene Hauseigenthümer scheinen die jüngsten Exceste nicht ganz ohne Eindruck geblieben zu sein, da dem Vernehmen nach mehrere dieser Herren bei der Behörde um besonderen Schutz eingekommen sind, an dere Berlin verlassen haben. — Der „D. R.-A." schreibt: Nachdem der Bun- desrath des Norddeutschen Bundes durch Beschluß vom 3. März 1869 sich damit einverstanden erklärt hatte, daß dem Vorstande des evangelisch-deutschen Wohtthätig- keitsvereins in Konstantinopel die Gewährung eines Darlehn- von 30,000 Thlr. aus Bundesmitteln unter der Bedingung der Verzinsung und Amortisation zur Herstellung eines neuen Hospitals zugesichert werde, sobald der Verein nachzuweisen vermöge, daß die für den Grundstückankauf und den Neubau weiter erforder- Kivsolvo Uuwwora: 1 8t«v»p«l»u»obl»A bivNa. -Ar Uso «wor eeipsttsveo 1)4 Ugr. Votvr al« 2vü«: I Ugr. Lrovdvlnea, INFiod, mit -c«vsluv« ävr Soor»- noä Xbvod» kür Uso kolßvLäoa 1^. DreSde«, 30. Juli. Aus St. Petersburg wurde in den jüngsten Tagen die Dienstentlassung des ehemaligen russischen Ge sandten bei der nordamerikanischen Union, Katakazy, gemeldet und zugleich erklärt, daß die soeben in Paris erschienene Broschüre desselben, betitelt: „Da ineiäsnt äivlomuüyus" ohne Wissen und gegen den Willen der russischen Regierung erschienen sei. Die „Kölnische Zeitung " bringt über diesen „diplomatischen Zwischen fall" einen interessanten Artikel, dem wir Folgendes entnehmen: „Zwischen den Russen und den Amerikanern, d. h. den Bürgern der Vereinigten Staaten, hat sich seit Jahren eine gewisse Zuneigung und Vorliebe ge zeigt, die auf den ersten Blick etwas BefremdendeS haben könnte, denn die Regierungen beider großen Reiche sind so verschieden wie möglich. Und doch lasten sich die Ursachen dieser auffallenden Wahlverwandtschaft ohne große Mühe erkennen. Nordamerika und Ruß land find die beiden größten und in beständigem Wachs thum begriffenen Staaten. Außer dieser Gleichheit der Stellung haben beide Reiche auch deshalb Sympathien für einander, weil ihre Interessen sobald nirgends col- lidiren können. Den einzigen Punkt zu einer Col liston hätten die russischen Besitzungen an der West küste Amerikas abgrben können, und es war von Kaiser Alexander U. weise gehandelt, daß er diese Besitzungen von geringem Werthe an die Vereinigten Staaten ver kaufte. Ein besondere- Band der Freundschaft und Sympathie finden außerdem Rusten und Amerikaner in einer gemeinschaftlichen Eifersucht gegen England. England, das 1815 die Höhe seiner Weltstcllung erreicht hatte, verfolgte wachsam alle Fortschritte Rußland-, mit dem es in Asien zusammenzustoßrn fürchtet, und 1854—1856 ward viel kostbares englisches Blut ver gossen, um Rußland von der Donau zurückzudrängen. Eine überraschende Unterbrechung dieser guten Be ziehungen war es, als die amerikanische Regierung sich jüngst über den russischen Gesandten in Washington, Herrn v. Katakazy, beklagte, dem sie die Einmischung in amerikanische Angelegenheiten und Anderes verwarf, namentlich, daß er inttiguire, um die Streitigkeiten »wischen England und Amerika zu keinem guten Ende kommen zu lassen, und Alles aufgrboten habe, um den Vertrag von Washington zu hintertreiben. Die Sache gedieh so wett, daß der Staatssecrrtär Hamilton Fish Herrn v. Katakazy erklärte, wenn er nicht abberufen werde, resp. freiwillig ginge, so werde die amerikanische Regierung ihm seine Pässe zuschicken. Es bedurfte der Vermittlung des Präsidenten der Republik, Herrn Grant, um wenigstens während der Zeit, wo der Großfürst Alexis den Vereinigten Staaten einen Besuch abstattete, den russischen Gesandten auf seinem Posten zu erhalten. Hr. v. Katakazy kam um seinen Abschied ein und hat ihn bekommen, aber nicht infolge einer kleinen Schrift, die er zu seiner Rechtfertigung so eben in Paris im Verlage von Amyot hat erscheinen lasten: „vu iociäeut ckiplomLiiyue." Aus der Schrift geht vielmehr hervor, daß er seinen Abschied genommen hat, um, durch keine amtlichen Rücksichten gefesselt, seine Verthcidigung zu führen. Gewidmet ist die Schrift dem Ehrenwerthen S. Chase, dem Präsidenten des obersten Gerichtshofes, mtt Bezug darauf, daß der oberste Gerichtshof die In stanz für die fremden Gesandten und Konsuln bildet. Doch leitet er keineswegs eine Klage ein. Der Grund, den er anführt, weshalb er sich auf keine gerichtliche Untersuchung cinlasse, will eben nicht viel sagen. Die Zuschrift an den Oberlichter ist nur eine Form. Kata- kazy vertheidigt sich aber gegen alle gegen ihn ge richteten Anklagen, welche sechs Punkte betreffen. Den Hauptpunkt bilden die Perkins'schen Ansprüche. Es scheint in der That, daß es sich hier nur um eine großartige Erpressung handelt, die mit echt amerika nischem Schwindelaeiste betrieben wird. Doch ohne in dieser oder in irgend einer andern Angelegenheit nach Ab hörung nur einer Sette entscheiden zu wollen, müssen wir nach Durchlesung der Schrift so viel sagen, daß alle diese Streitigkeiten in persönliche ausartrtcn, und daß der amerikanische Staatssecrrtär Hamilton Fish sicherlich dabei eben so viel Schuld hatte, als möglicher Weise Katakazy. Dieser giebt sogar zu verstehen, daß die Feindschaft des amerikanischen Staatsmannes höchst persönliche Gründe hatte. Der russische Gesandte er hielt den Auftrag, in New-Uork einen Bauplatz für eine russische Kirche zu erwerben, und der Staatssecrrtär, der nebenbei stark in Häusern zu speculirrn scheint, bot Katakazy freundschaftlich ein Terrain für 40,000 Doll, an, am liebsten ohne Vermittelung, um so einige Hun dert Dollars zu sparen. Katakazy schlug das Aner bieten schon deshalb aus, weil von den Sachverstän digen da- angebotene Terrain nur auf die Hälfte ab geschätzt wurde. Das für die Stellung des amerika nischen Staatsmannes wenig passende Schreiben hat Katakazy unter den kiöoe» ^nstitivLtives facstmiliren lasten. Uebe, Haupt zeigt das Benehmen des Herrn Hamilton nicht eine Spur von Würde und Anstand, und was man auch von dem griechisch-russischen Staats- manne halten mag, seinen Bemerkungen ist eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen. Wie gesagt, es geht aus der Schrift selbst hervor, daß es sich um eine per sönliche Angelegenheit handelt, und selbst wenn an dem Vorwurf, der russische Gesandte habe die Beilegung der Streitigkeiten zwischen England und den Vereinigten Staaten zu verhindern gesucht, etwas Wahres sein sollte, so hat er wenigstens nicht nach seinen Instructionen gehandelt. Denn Katakazy selbst erzählt: An demselben Tage, an welchem ich von St. Petersburg abreiste, um mich nach Washington zu begeben, sagte mir der Fürst Gortschakow über die Beziehungen zwischen Eng land und den Vereinigten Staaten das Folgende: „„Verlieren Sie nicht aus den Augen, daß wir keine Zwietrachtstifter sind. Sie werden sich sorgfältig ent halten, die Mißverständnisse, welche zwischen England und den Vereinigten Staaten bestehen, zu unterhalten. Der Kaiser will keine kleinliche oder gehässige Politik. Was er will, ist der Friede und die allgemeine Ruhe"". Die Beziehungen der Vereinigten Staaten und Ruß lands werden also durch diesen diplomatischen Zwischen fall nicht leiden, und so ganz und gar scheint die rus sische Regierung mit dem Benehmen ihre- Vertreters nicht einverstanden gewesen zu sein, sonst würde sie ihm nicht den erbetenen Abschied aus dem Staatsdienste er- theilt und erklärt haben, seine Schrift sei ohne ihr Misten und ihren Willen veröffentlicht worden." Tagesgeschlchte. * Berti«, 29. Juli. Die am Donnerstag in der Blumenstraße begonnenen Excesse haben sich leider am vorgestrigen Abend nicht nur wiederholt, sondern sogar in einem neuen Stadtthril, in der Äalitzerstraße, eine derartige Ausdehnung angenommen, daß Militär zur Herstellung der Ruhe requirirt werden mußte. Trotz der Warnung deS königl. Polizeipräsidiums war am Sonnabend in der Blumenstraße gegen 8 Uhr Abends der Menschenandrang wieder sehr fiark, es waren jedoch meist nur Neugierige, welche wenig Widerstand leiste ten, als die Straße von der zahlreich erschienenen Schutzmannschaft gesäubert wurde. Die Menschen- mastrn verzogen sich hierauf nach der Frankfurterstraße, nach dem Andreasplatz und nach der Schillingslraße. Dagegen wurden die Beamten aus einzelnen Häusern der Blumenstraße, in denen sich Gesindel eingenistet hatte, mit Steinen bombardirt. Die in der Frankfurter- und in der Schillingstraße zu Tausenden angesammetten Menschenmengen wurden später von den Schutzleuten verdrängt, ohne daß hierbei der Gebrauch der Waffe nothwendig geworden wäre. Dagegen hatte der Pöbel an der Ecke deS Grünen Weges und des Küstriner D. D«eeM<,n^',cde öuctib, Dai-beck Do^/^o«: Fv » Lucdb ; cksamlte: l'cxAt, Dav«, TaM«, Litt,er c« Do.,' Vt«»: DxpettL, Daub« -« Do. 8«rau»x«d«rr Xüainl. Lrpväitiou «le» Drvsduor Naurus!», Drohen, Uo. 1. Wärme und Seelenwürde so liebenswerth wird, trat in einzelnen Momenten hervor: doch nicht genügend, um daS Gesammtbild nach dieser Seite hin vollkommen zu charakteristren. Das Bauermädchrn Lieschen, die so keck und derb dem armen Magister zusetzt, wurde von Frau Wolff vortrefflich gegeben und hierdurch die Darstellung wesentlich unterstützt. C. Banck. Kriegsgeschichte«. Erzählung von Trug Frei Herrn ». Libra. (Fortsetzung auS Nr. 174.) " Frau Margarethe begriff daS Unwürdige dieser An- muthungen, und gab zu, daß ihr Schamper sich, bi- auf Wettere-, an den mütterlichen Herd zurückzog. Er war guter Leute Kind, und in dieser Eigen schaft hatte er wohl immerhin einige Zeit vor sich, um zu einem andern Stande zu greifen. Mittlerweile rauchte der junge Mann aus den hin terlassenen Meerschaumpfeifen seines seligen Herrn Va ter-, und da er bereits dessen Größe erreicht hatte, so trug er besten Kleider, was zu jener Zett noch trefflich anging, da die Mode nicht über Nacht wechselte, die Stoffe noch länger hielten, al- von 11 Uhr bi- Mit tag, und endlich weil die Kinder sich e- für eine Ehre schätzten. Unbewußt aber hatte dadurch der Sohn einen ge ¬ wissen Vortheil über seine Mutter errungen. Sie sah ihren Seligen vor sich, im leberfarbigen Staat-rocke, mit dem Rohrstocke mit goldnem Knopfe, und rauchend au- seiner LieblingSpfetfe, dem großen Mrerschaumkopfr in Ulmer Form und dem helmförmigen Silberbeschläae. So gesellte sich zu der mütterlichen Zärtlichkeit komische Ünzülänglichkeit einer alten, stockgelehrten für den stattlichen jungen Mann eine Art Widrr- Sonderling-natur, die doch wieder durch aufopfernde schein de- Resprct-, den sie für ihren Eheherrn De OoiLiaEooLr d« vr««lL«r ^oanutt»; : D. Dn-ise, u. D De«?«-,- Daa»«not«,> «t ^o-t«e, kart «. U -ULoeLn Rud. Do»«, U«rU»: ^1 L-tE«?«',
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