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Dresdner Journal : 07.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187208071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-08
- Tag1872-08-07
- Monat1872-08
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 07.08.1872
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« 181 ' Mitwochs dkn r. August. 1872 HUrrllcll ^Z^rliet»! 1 Tbl«. »«gr Ksiobs» kcmt- a»ä Ldoiu»««eQt»pr»1— 1 - Iu»r«»«»» tritt lUutto» . ^., >rllr 8t«ii>i^I^8abr, . . «> "»r üwrslnv Kuwwen», 1 Hgr.t8t«rQp«l»u»eb1»g bü»«». 1»»»r»t«»prsi»e: LÄr ä»u »»uw «u«r s«ip»It«o«u L«U«: 1^ Hgr vut»r „Lio^v-wat" äi« Lells- 3 Axr. Lr«ebel«eor H^llcN, mit Luivetliiis äsr Korm - «o<l keiertiAa, Ldenä» Mr äs« kolgesäe« 1^. DreMerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. lr,ser»U,»muu»»»» m»»»Rrt»r LetpXU: Lr LroMtrt^ttsr, Oommi—iuaLr cts« vr«»äll«r ^ouru»l»; «Leuä»» : L Ln-tc«, Luo«, Lori u. L L^oPE, L»»- v»rg-ll«rUo-Vi»»-1»tx»lU-h»»»I->r»»l»»-kr»»^art ». L., L«c-«c»rt«»n ^SAte«, L«rU»- Vi,-» - R»mdiUU-kr»»L- tvrt L. L.-Itb2rLr»: Luck. ölo«L«, L«rU»: X. Letrmex««, L Xkb««c?<r. Lrum«n: L ^kott«, 3l«»I»u: L.Ka»iv«,'» Lüce:«! u. N ^e»lie, kruokkurt ». L.: L. ^otA«r »eMs a. '^1»! öuclN., /-uu^e<- (.'a., kr»U! Lr. L^c/«c/»'e »u<LK , vdswillt»: ^>. 1H/t, r»rt«: Lavar, La/itt«, Lu//icr ck t-o.VI»»: XI. OL-irttt, Ilutr-»rt: Laub« ck 6». llerauexeder: Xüuiel. Lrpockitioo äs» Lresctovr 1v»ru»I», Drs»äei>, HsrxLretbevssns Ho. 1. Amtlichrr Theil. Dr«»de«, 31. Juli. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Ge sanglehrerin Marie Börner-vandrini hrer da- von Seiner Hoheit dem Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha rc. ihr ertheilte Prädicat als Herzoglich Sächsische „Hof gesanglehrerin" in hiesigen Landen führe. Dresden, 2. August. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem w«ä. praot. Johann Karl Hildebrandt zu Radeburg und dem Wundärzte Karl Emil Klipp gen zu HermSdorf das Ebrenkreuz vom Albrechtsorden zu verleihen. Bekanntmachung. Se. Majestät der König haben die von dem Stra ßenbau-Kommissar, Oberbaurath Sorge nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste vom 1. August dss. IS. an zu genehmigen allergnädigst geruht. Die Besorgung der straßenbaucommissarischen Dienst - grschäfte ist von demselben Tage an bis auf Weiteres dem Ehausseeinspector Gustav Lehmann übertragen worden. Dresden, den 2. August 1872. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Thümmel. Hrtm. Nichtamtlicher Theil. UedkriLchf Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Weser-Zeitung.) LagrK^eschichte (Dresden. Berlin. Breslau. Königs bcrg. Posen. Bonn. Hannover. Kassel. Darnstadt. Wien. Graz. Brody. Paris. Genf. Rom. Lissabon. London. Kalkutta.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Gresbner Mchrtedtrn Proviuzialnachrichten. (Zwickau. Leisnig.) SratiKi? nur VsMmirrysannt. E in gesandtes Feuilleton. Inserate, rageskaleader. Börseunach- richten. Beilage. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pari», Montag, 5. August, Abend». (W. T. B.) Da» offiriöse „Bien public' bespricht die Drei- kaisrrzusammenkunst und sagt hierdei: Die Monarchenzusammenkunft in Berlin trage we sentlich einen friedlichen Charakter und liefere einen neuen Beweis für das allgemeine Friedensdedürfniß. Frankreich brauche sich in keiner Weise zu beunruhigen. Bei den Regierungen der drei Monarchen, heißt es weiter, herrschen gegenwärtig für uns die besten Ge sinnungen. Wir wollen Niemanden beunruhigen, und Niemand denkt daran, uns zu beunruhigen. Mehr als alle anderen Mächte hat Frankreich das Bedürfniß des Friedens. Wir müssen mit Befriedigung jeden diplomatischen Schritt oder Act begrüßen, welcher dazu dienen kann, den Frieden zu sichern und zu befestigen. Nom, Moutag, S. August. (W. T. B^) Bei den hiesigen Grmeiud'Mahleu wurden im Ganzen 8366 Stimmen abgegeben Alle von den Liberalen ausgestellten Candidaten sind gewählt worden Dir für dieselben abgegebenen Stimmen beziffern sich ans 4672, während für die klerikalen Candidaten 159V nnd diejenigen der demokratischen Partei 7V« Wähler stimmten. Die Wahlen sind in vollkom mener Ordnung verlaufen. Bei den Provinzial- Wahlen siegte gleichfalls die liberale Partei. Di« Stadt ist au» Anlaß des Wahlsiege» festlich ge schmückt. Konstantinopel, Montag, 5. August. (W. T. B.) Kiamil Pascha ist zum Präsidenten des Staatsraths, Aejzy Bey zu« Minister für Post und Telegraphenwrsen ernannt worden. Dresden, 6. August. Die neueste „Weser-Zeitung" bringt eine Lon doner Korrespondenz, welche sich mit der Arbeiter bewegung in England und Amerika beschäftigt und in welcher es heißt: Die Anzeichen mehren sich, daß der „Kampf zwischen Arbeit und Capital", in soweit er mit den bisherigen Waffen der Trades-Unions, mit Strikes und Zunftzwang gekämpft wurde, seinem Ende nahe ist. Diese Waffen sind nach den neuesten Erfahrungen in England schartig geworden und ver sagen die ihnen zugemutheten Dienste. Sobald die Be wegung in das Possenhafte ausartete und mit Excrssrn aller Art den eommon suns«, das Rechtsgefühl und die gemeinen Interessen der Nation verletzte, war auch der Beweis geliefert, daß das gestörte Gleichgewicht zwischen Arbeit, Capital und Consumtion bereits wie derhergestellt sei, und daß weder die ökonomischen Ge setze, noch das öffentliche Gewissen eine Fortsetzung der unberechtigt gewordenen Störung gestatten würde. Die Sache ist overäoue, und die übertriebenen Ansprüche fallen sehr natürlich auf ihre Urheber zurück. Das die Production erzeugende und regelnde Gesetz von An gebot und Nachfrage mag nicht so allgemein nothwen dig sein, als das Gesetz der Gravitation; denn es wäre vielleicht möglich, die Welt wie ein Regiment Sol daten oder wie ein Gefängniß durch eine auf die klein sten Details des Lebens angewandte despotische Gewalt zu regieren; aber so lange der Begriff des Eigenthums besteht, ist es so schwierig, den Gesetzen der politischen Oekonomie zu entgehen, als ohne mechanischen Bei stand von der Oberfläche der Erde in die Luft zu flie gen. Daher sind alle socialistischen Systeme, welche nicht die Zerstörung des Eigenthums als Grundlage haben, entweder heuchlerische Lüge, oder kindffchc Selbst täuschung. Diese Wahrheit wird den strikendrn Mit gliedern der Gewerkvereine jetzt allenthalben, nament lich aber in England und Amerika heimgebracht. Die Macht der Kombination ist beschränkt, und diejenigen Arbeiter, welche sie für unbeschränkt hielten, lernen jetzt eine schmerzliche Lrction und werden im Laufe der nächsten Entwickelung für ihren Aberglauben schwer zu büßen haben. Die „ Achtstundenbewegung " in den Vereinigten Staaten ist jämmerlich zusammengebrochen. Der schöne Traum der Tageseintheilung in „acht Stun den Arbeit, acht Stunden Schlaf und acht Stunden Spiel", wie das Stichwort bei den großen Arbeits einstellungen in New Jork, Philadelphia und den mei- sten industriellen Städten der Union lautete, hat sich als wesenloses Hirngespinnst erwiesen und scheint in der That mit den Ressourcen und Bedürfnissen der Welt in thmr jetzigen Unvollkommenheit noch unverträglich zu sein. Die strikendrn Arbeiter hielten aus, so lange sie konnten, bis zur vollständigen Erschöpfung. Sie haben es als praktisch unausführbar erkennen müssen, ihre Lohnansprüchc durch eine achtstündige Arbeitszeit zu befriedigen. Nicht nur haben sie alle ihre Opfer umsonst gebracht, sondern sie sind auch durch ihre Nie derlage gezwungen worden, eine Position aufzugeben, die sie bereits errungen hatten. Nicht zur ^stündigen Arbeit, die sie vor Beginn ihrrs diesjährigen Strikes besaßen, sondern zur lOstündigen Arbeit haben die geschlagenen Mitglieder der „Liga" zurückkehren müssen. Die unerbittliche Logik der Thatsachen hat bewiesen, daß die Lage der Industrie und der zur Consumtion verfügbare Wohlstand eine selche Beschränkung der Ar beitszeit nicht gestatten. Es wird vielmehr täglich wahr scheinlicher, daß auch in England die Konvulsionen des Arbeitmarktes mit einer Rückkehr zur lOstündigen Ar beitszeit enden werden. Das Publicum glaubt eine wettere Vertheuerung der Lebensbedürfnisse nicht ertra gen zu können, und nimmt daher, was es bisher nicht gethan, entschieden Partei gegen die Strikenden. Dir Parteinahme wird um so allgemeiner und entschlosse ner, jemehr die Strikes zu Unsinn und zu unerträg lichen, das ganze Verkehrsleben störenden Excessen aus- arten. Daß der seuchenartig wüthcnden Krankheit im Interesse de» Gemeinwohles Schranken zu setzen seien, und daß das durch Selbsthilfe gegen Selbsthilfe ge schehen müsse, wenn die bestehenden Gesetze zum Schutze des unbetheiligten Publicums nicht auSreichen, ist durch die neuesten Arbeitseinstellungen bei verschiedenen Eisen bahnen allgemein klar geworden. Die Eisenbahnen sind keine Privatanftalten, die durch Kämpfe zwischen Ar beitern und Arbeitgebern dem öffentlichen Verkehr nach Belieben entzogen werden können. Die Interessen des Publicums, welche durch die Strikes der Schaffner und der Fuhrleute auf der Great - Northern- und Grcat- Westernbahn verletzt worden, sind zu allgemein und bedeutend, um ruhig ertragen werden zu können. Die feiernden Arbeiter, welche instinctmäßig fühlen, daß sie für eine verlorene und unpopuläre Sache kämpfen, ver lieren die gute Laune, begehen Excesse, durch welche sic ihre Lage nur noch hoffnungsloser machen, und figu- riren täglich vor den Polizeigerichtshöfen in keiner be- neidenswerthen Stellung. Das Publicum verlangt, vor solchen Störungen sicher gestellt zu werden, und die betreffenden Directionen versprechen in Zukunft nur noch Arbeiter mit Jahrescontracten und halbjähriger Kündigung anzustellen. Gegen solche Contracte aber, deren Durchführung die Rechtspflege zu wahren hat, aiebt cs natürlich keine Strips, und das Mittel, stätige Arbeit zu sichern, dürfte auch in andern industriellen Etablissements Nachahmung finden. Die Schreiner und Zimmerleute halten in London noch aus; aber ihre Reihen lichten sich durch Deserteure, und sie fürchten nicht mit Unrecht, daß die Meister, je weiter die Jah reszeit vorschreitet, um so weniger zu einem Kompro miß geneigt jein werden. Auch ihre Sache ist den ge einigten Meistern gegenüber hoffnungslos. Noch hoff nungsloser und gerade unsinnig sind die Arbeitsein stellungen in den Kohlendistricten. Dort verlangen die Arbeiter von Neuem eine Lohnerhöhung und begründen ihr Verlangen durch die Höhe der Kohlenpreise, während gerade ihre Lohnforderungen die Preise in die Höhe ge trieben haben. Allem Anschein nach wird sich die Lage nun bald klären. Der Unsinn ist im Ganzen nur selten und immer nur für kurze Zeit siegreich. . Tagcögeschlchtc. Dresden, 6. August. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 26. Stück vom Jahre 1872 hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 869) Gesetz vom 15. Juli d. I., die Uebernahme der Verwaltung der Wilhelm - Luxem burg-Eisenbahnen betreffend; Nr. 870) Postvertrag vom 19. Juni d. I. zwischen Deutschland und Luxemburg; Nr. 871) Gesetz vom 15. Juli d. I., die Einführung des 8 29 der Gewerbeordnung in Elsaß Lothringen be treffend; Nr. 872) Bekanntmachung vom 19. Juli d. I., die Approbationen für Aerzte, Zahnärzte, Thier ärzte und Apotheker betreffend. Eine besondere Beilage zu diesem Stün enthält: ») Bekanntmachung der Vor schriften über die Zulassung von Federwaagen zur Eichung und Stempelung und zur Anwendung beim Wägen von Eiseuvahnpaffagiergepäck, vom 25. Juni d- 3-i 5) Stachträge vom 25. Juni d. I. zur Eich ordnung vom 16. Juli 1869 und zu der Bekannt machung vom 15. Februar 187 l, betreffend die Eichung und Stempelung von Maßen und Maßwerkzeugrn für Brennmaterialien, sowie für Kalk und andere Mincral- producte. * Berlia, 5. August. Ihre Majestät die Köni- gin-Wittwe ist heute Vormittag von Potsdam aus über Kreiensen nach Interlaken abgereist. — Am Sonn abend und gestern ist, wie die „N. Pr. Z." meldet, eine Konferenz vorzugsweise von Kirchenrechts- kundigen unter dem Vorsitze des Kultusministers vi . Falk zusammengrtreten. Gestern gab der CultuSmini- ster Vr. Falk rin größeres Diner, zu welchem die Mit glieder der Couferenz geladen waren. — Der „K. Z." wird geschrieben: Der Kultusminister ist au» Hom bürg zurück und darüber, welche Anträge er dort befür wortet und welche allerhöchste Entscheidungen über die selben er erlangt hat, werden die officiösen Mtttheilun- gen nun wohl nicht lange mehr auSbleiben. Diese Mittheilungen, namentlich auch die in der mehr als bloS officiösen „Provinzial-Corrrsp.", haben energische Maßregeln in Bezug auf den Conflict zwischen der Souve>änetät des Staates und der Haltung des Bischofs von Ermeland zu bestimmt und zu laut wiederholt an- gekündigt, als daß nicht ein noch längeres Schweigen nunmehr einen der Staatsregierung ungünstigen Ein druck machen müßte. Ohne diesen gewiß nahen Mit theilungen vorzugreifen, dürfm wir indeß wohl die Vermuthnng und Hoffnung festhalten, daß dir in Hom burg genehmigten Beschlüsse nicht blos den ermrländer Conflict und nicht vorwiegend Maßnahmen im Ver waltungswege, sondern überhaupt die verfassungsmäßige Stellung der Kirchen im Staate, und zwar eben vorwiegend Maßnahmen auf dem Boden der Gesetzgebung betreffen. — Gestern Vormittag ver starb hier der in weitesten Kreisen als Komponist und Dirigent bekannte Director der Gardemufikchors Wieprecht. — Am Sonntag Morgen fand eine Generalversammlung sämmtlicher Mitglieder des Ver eins der Maschinenbauarbeiter im Saale des Handwerkervereins statt, um über die den Fabrikanten gegenüber zu unternehmenden Schritte zu beratheu. Sowohl feiten des Referenten, welcher constatirte, daß bis jetzt noch so gut wie gar nichts erreicht sei, als auch in der darauf folgenden Discussion wurde wieder holt mit Nachdruck die Indolenz der Maschinenbauer betakelt, welche allein daran Schuld sei, daß man sich im Vergleich zu den anderen Gewerken in einer so wenig zufriedenstellenden Lage befinde. Im Verlauf der Debatte wurde von einigen Rednern für das social- demokratische Princtp Propaganda gemacht, von Allen aber die Ausrottung des unter den Maschinenbauarbri- tern herrschenden Kastengeistes befürwortet. Schließlich faßte die übrigens verhältnißmäßig sehr schwach be suchte Versammlung folgenden Beschluß: 1) Tro,dem die Fabrikant»» nochmals jde Verhandlung mit der G^immldeil al- solch« abg I-bat, doch von ei«m all gemeinen Strikt für jetzt adsehe« z« »ollen; 1) der Commission vebujs Sammlung von Material für etwa nothwendig werdende weiter« Schritte de, Fabrikanten ge^nSber Miirhemmge, »n gehe« in taffen, ob und welche Rksultaie seit Versendung »e- ersten Circulars in den einzelnen Fabriken erzielt seien. — Die heutige außerordentliche Sitzung der Stadt verordnetenversammlung, auf deren Tagesord nung die zur Steuer der Wohnungsnoth gemachte Ma- gistratsvorlage stand, war nicht beschlußfähig, so daß die Berathung des wichtigen Gegenstandes erst in der nächsten ordentlichen Sitzung am Donnerstag, den 8. August, stattfinden kann. Breslau, 5. August. Bezüglich der kirchlichen Stellung der Grafschaft Glatz wurde vor Kur zem auf Grund einer in der zu Prag erscheinenden „Bohemia" enthaltene Notiz von mehreren Blättern die Nachricht verbreitet, daß in Glatz eine Vorstellung au die Regierung vorbereitet werde, in welcher letztere ge beten werden soll, mit allem Einflüsse dahin zu wirken, daß die Grafschaft in kirchlicher Beziehung dem Fürst bischof von Breslau unterstellt werde. Die „Neue Ge birgs-Zeitung" bemerkt nun zu dieser Nachricht, daß man in Glay von der Vorbereitung einer solchen Vor stellung nichts wisse und wohl auch in dieser Beziehung über einen frommen Wunsch niemals hinausgekommen sein dürfte. ES sei allerdings ein eigenthümliche» Brr- hältniß, daß die in Schlesien gelegene Grafschaft Glatz in kirchlicher Beziehung zum Bisthum Prag gehöre, während der Fürstbischof von Breslau seinen Sprengel nach 'Mähren «ausdehne. Ein Austausch könne aber nicht so leicht^dewrrkstelligt werden, alsrMan glaube, Feuilleton. (Redigirt vou Otto Banck.) Kriegsgeschichten. Erzbhluug von Ernst Freiherr« v. Sibra. (Fortsetzung aus Nr. 180.) III. Vom Schlüpferles Müller und vom FaN- meister, und wie keiner nicht weiß, warum er auf dem Schlachtfelde so grausig gelacht hat, auch wie sich der Schamper verheirathet hat. Wir glauben, daß man sagen kann, daß die SchlüpferleS Mühle am Ende des Aumühlgrundes liegt. Ist e- Jemand gefällig, sie am Anfänge dessel ben liegen zu lassen, haben wir Nichts dagegen einzu« wenden, aber, obgleich wir ziemlich genau schon seit 40 Jahren jene Gegend verließen, wissen wir dennoch mit Bestimmtheit, daß die erwähnte NLühle in nächster Nähe der Scharfrichterri, und derselben fast gegen über liegt. Obgleich an jenem Tage hitzige Gefechte ohnweit dieser Mühle stattfanden, hatte dennoch das Gebäude verhältnißmäßig nur geringen Schaden genommen, zer schossene oder zerschlagene Fenster, einige dergleichen Ziegel und ein paar erbrochene Thürrn, da- war so ziemlich Alles, obgleich sich zweimal dir Franzosrn in der Mühle festgesetzt, und von den Oesterrrichern wie der daraus vertrieben wurden. Aber die Franzosen hatten keine ^eit, nach ihrer Gewohnheit, drinnen zu rauben und die Leute zu mal- traitiren, und ein Versuch, die Mühle in Brand zu stecken, mißlang, da dir Orsterreicher allzu rasch hinter ihnen her Warrn. Dies» Lrtzten aber stürzten rasch einige Gläser Wein Hof, dann kletterte sie, am Geländer eines Weinstocks, auf die Hofmaurr, ließ sich dort, mit den Händen sich festhaltend, so weit hinab als möglich, dann ein Sprung, sie war unten, und lief jetzt rasch gegen Lengfeld zu, was ihr ein Leichtes war, da sie dort geboren war und mit verbundenen Augen jeden Steg gefunden haben würde. Doch war's nicht dunkel, obgleich es etwas duftig war und der Mond nur hier und da mit Klarheit auS Dunst und Wolkenschichtell hervortrat. Auch für andere Arten von Beleuchtung war gr- sorgt. Von der Mühle aus hatte man nur em brennen des Dorf gesehen, als sie aber auf die Höhe gekom men war, sah sie drei Ortschaften in Flammen, Burg grumdach, Mühlhausen und Unterpleichfeld, welche du Franzosen in Brand gesteckt hatten, um ihren Rückzug zu decken. Ihr Geburtsort Lengfeld indessen war fast schon niedergrbrannt, da da- Dorf schon am Morgen an- bezünvrt worden war, und nur noch an einigen Stellen schlugen Helle Flammen auf. Eigentlich aber dachte sie jetzt weniger an daS Un glück, welches ihre früheren Nachbarn betroffen hatte, als an den Schamper. Einzelne Tobte lagen schon hier und da auf der Erde, Freund und Feind, aber nur selten hört« sie das Stöhnen eines Verwundeten, oder da- Röcheln eines Sterbenden, so hastig sie aber umherlief, den, welchen sie suchte, fand sie nicht. AthemloS blieb sie endlich fest in Mitte de- Schlacht feld«- stehen und blickte um sict. Angst und Grauen war bisher nicht über sie ge kommen. Ein Todter hätte sie vielleicht geschreckt, einer, auf den sie unerwartet gestoßen wär«; aber sie wußte, hinunter, und gingen dann wieder an die Verfolgung de- Feindes. Die Nacht des 3. September- war angebrochen, der Schlachtlärm war verstummt, und der Müller, der von flüchtigen Bauern die fast sichere Kunde erhalten hatte, daß dir Kaiserlichen gewonnen, der Erbfeind aber auf der Flucht, ließ seine Leute zu Bette gehen. Er war überhaupt ein guter und freundlicher Mann, und nachdem er das etwas zerschoffene Hofthor so gut es eben ging, hatte schließen lassen, sagte er: „Kriecht in Eure Nester und schlaft nach all' dem Schrecken und Uumuß, den der Tag gebracht hat. Soldaten kommen heute Nacht wohl schwerlich mehr und für das Dtebs- gesindel sind die Hunde da." Bald lag Alles in der Mühle im festen Schlafe, mit Ausnahme einer Einzigen, deren Augen sich nicht schloffen. ES war das die geringste Magd im ganzen An wesen, die erst kürzlich aufgedungen worden und die mit Schimpf und Schande aus ihrem vorigen Dienste davon gejagte Margarethe Zobelin, welche der Müller mehr aus Barmherzigkeit ausgenommen, da er ihre Aeltern gekannt hatte, als weil er noch einer Magd bedurfte. Die Gretel aber litt es nicht in ihrem Vette. Sie hatte keine Erscheinung und eigentlich auch kaum DaS, was man eine Ahnung nennt, aber sie kannte die Uniform de- Regiment-, bei welchem der Johann Baptist stund; diese- Regiment hatte heute die Fran zosen auS dem Grunde verjagt, e» war dann im Sturm schritte auf Lengfeld zugeeilt, und bei dem jungen Mäd chen setzte sich mehr und mehr der Gedanke fest, daß auf dem Schlachtfeld« bei Lengfeld der Schamper ltrgm müsse, todttvund und verloren, käme sie nicht, ihn zu retten. Im Aumühlthale lagen auch tobte Orsterreicher, sie hatte das vom Dachboden aus gesehen, aber es war ihr, als wisse sie sicher, daß ihr Schatz nicht unter Denen, dagegen bei Lengfeld! Was eine Ahnung sei, wußte sie nicht, aber sie sagte zu sich selbst: „ES geht mir vor, daß der Schamper draußen liegt, und daß ich ihn holen muß." Man hat bisweilen solche Gedanken, welche mehr und mehr Boden gewinnen in uns und fast zur einen Idee werden. Treffen die dann ein, so macht man viel Wesens davon, kömmt es aber anders, so vergißt man darauf. Da es aber in der Gretel feststand, daß sie ihren Grenadier holen müsse, so besann sie sich, wie das wohl am besten auszuführrn sei. Ihr Bruder, der Andreas, der früher den Lünden- bock machen mußte, als sie ihre sieden Sachen her- gegeben, war drüben beim Scharfrichter Knecht. Weniger romantischer Freiknrcht, als Hauspudel, Knecht's Knecht, denn er mußte den andern Knechten den Meschores machen, wie man in Franken zu sagen pflegt, und Gott allein konnte wissen, ob er noch einmal zu der Ehre kommen sollte, ein wirklicher, echter und un ehrlicher FellmeisterS Knecht zu werden. Aber ein guter und vorläufig auch noch ehrlicher Kerl war der Andres, und zuerst dachte seine Schwe ster daran, drüben beim Nachbar Scharfrichter an- zuklopfen und den Andreas mitzunrhmen, bei ihrer Liebet- und varmherzigkritsfahrt. Sie fürchtete aber den Lärmen, den die Hunde beim Fallmristrr machen würden, und da» Schelten desselben, denn er gehörte nicht zu den Feinsten, und so beschloß sie allein zu gehen. Au» der Mühle war sie rasch. Sie schlich sich die Treppe hinab und über den
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