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Dresdner Journal : 26.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187209268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-26
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 26.09.1872
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I87L DoimnSW7d<nSkptember. lm »«Iod,: Drrs-nerAmrMl 1 11»Ir. 1S khfr. Leicbe» koit- und Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann »»»«ratsvanoadm« aasvLrter Lslxrla Z>. L^antiÄr'tt«', 6ommi»»1ooLr do» Dreidoer doorvol»; «lievdo».: D L>iA^, Z-'ort u. S N«a»- bok^-LerIl»-Vi»i»-I.«ip«ib-L»»iI-Lre«I»u-kr»vLkurr ». N.r Z/aeiseriLt^n F VvA/er, L»rUo-Vi^o-N»wdur^-rr»ok- kori ». V-tlüooken: Zdud. 7>/o«»e,' UsrUo: A. Detcmr^e»', ZZ./ttLrec/it, Nrvwoo: L§c?dotte,-Lresl-u: D.Ldanveo'» Uüri üu u. L. rr»vkturt ». H.: L'. FaeAerseoe a. «7 <7. Derrmann'icbo Duobb , Z>aubeF L'o./ kr»«! 7 ^. Mr/ie/»'» üucbb ; cdewoltr: H. ksrl»: ZZava», Z-a/itte, Dut/rer cd L7o., Wien: Al. Ltutlx»rt: Daube F t7o. U«r»»8xvd»rr Kdviel. Lipeditioo de» Dresdner Zourool», Dresden, ttLr^oretbeoxaess Ho. 1. iioreloa Auwmero: l dtxr ktelupelruscd^ kinsn. ktlr den L»uw einer »espsiteven 2ei1«: Unter „Lioxesnvot" dis 2«ile - S ürsvlivlne»: IL^Uvb, mit Xo»o»bmo der 8ovn- and ksiertnz«, Abends Kr den foljxsnäen IlG. Ld»n»«nlent,pr«1»», lokr««,«» tritt iLkrlio^ L H»1r 81einp«tz«dal»r, ° r^desdeutscken Amtlicher Theil. Dresden, 25. September. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend ^6 Uhr nach Ischl abgereist. Dresden, 23. September. Der Privatdocent vr. Ernst Friedrich Wenzel in Leipzig ist zum außer ordentlichen Professor der Mediciu an der Universität daselbst ernannt worden. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Kölnische Zeitung. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Karls ruhe. Baden-Baden. Wien. Salzburg. Aus Tirol. Pesth. Haag. Madrid. Kopenhagen. Belgrad. Athen.) Lraeumrngen, Lersetznnge« re. i« öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provtnzialnach richten. (Schaildau. Nieder-Kunewalde.) Statistik und BalkSwirthschast. , Beilage. «rvepvvvgr», Versetzungen re. im öffevtl. Dienste, vrpvtnjlatuacdlichten. (Leipzig. Döbeln.) Vermischtes. Statistik. Eingesandt»«. Feuilleton. 8vtte»iegewi«nli-e vom 24. September. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2S. September. (W.T.B.) Neber die Besetzung diplomatischer Posten steht nnnmebr UolaeadeS test: Geh. LegattonSrath v. Keudell wird Gesandter in Konstantt'nopel, sein Decernat im auswärtiaen Amte übernimmt geh. Äßationsrath v. Bülow ll.; Herr v. Radowitz (gegenwärtig in Konstantinopel) wird Vortragender Rath im auswärtigen Amte, Legations- rath v. Pfuhl (bei der Botschaft in St. Petersburg) Generalconsul in Bukarest und v. Alvensleben tritt an Pfuhl'S Stelle in St. Petersburg. GrafArnim- Boitzenbura.an dessen Posten in Washington Andreas v. Bernstorff kommt und Frhr. v. Brinken (bisher in München) sind nach Berlin versetzt; ArcodeLalley (bisher in Washington) ersetzt Hrn. Andr. v. Bernstorff in Wien. Die über de« Botschafter iu Paris, Trafen v. Arnim verbreiteten Gerüchte stad grundlos. Bezüglich der Angelegenheit deS Bischofs von Ermeland schreibt die neueste „Prov-Corr.": Nachdem der Bischof sich der rückhaltlosen Aner- kenntniß der Staatssouveränetät und der unbedingten Geltung der Landesgesetze fortgesetzt entzogen hat, wird die Regierung, abgesehen von weitern Beschlüssen be züglich der Stellung;, des Bischofs selbst, vornehmlich dahin Sorge tragen, die Staalssouveränetät auf allen Gebieten des bürgerlichen Lebens auf dem Wege der Gesetzgebung gegen allen Zweifel, Vorbehalte und Uebergriffe von Seiten der Kirche, sicher zu stellen. Die bevorstehende Landtagssesston wird im Zusammen wirken mit der Regierung zu solchem Zwecke eine ihrer Hauptaufgaben finden. München, Mittwoch, 25.September.(W.T.B.) Wie eS heißt, ist der Finauzmiuister v. Pfretzsch ner vom Könige empfangen und zum Minister deS Auswärtigen mit dem Vorsitze im Mivistrrrathe, sowie zum Reichsrath auf Lebenszeit ernannt worben. — Gleichzeitig bat Se. Majestät daS Ge- sammtmiuisterium beauftragt, zur Ernennung eines neuen Ainanzministcrt Vorschläge zn machen. Pesth, Dienstag, 24. September, AbendS. (Corr.-Bur.) Im BudgetauSschusse der ReichSrathS- delegation beantragte GiSkra, da- KriegSbudgrt punktweise, nicht dauschaliter zu berathen. Graf Andraffy, sich für den Antrag erklärend, wieS die Aeußerungen bezüglich eines gewissen Druckes zu ¬ rück und sagte, eS bleibe ein unbestrittenes Recht der Delegation, alle Einzelnposteu zu prüfen. Die Solidarität der Regierung gehe nur dahin, daß sie die vom Krieg-Ministerium beantragten Posten alS vothwendig anerkennt; finde die Delegation einzelne Punkte entbehrlich, so werde die Regie rung sich bescheiden, andernfalls erwarte sie von dem Patriotismus der Delegation die Botirung derselben. Der Antrag GiSkra'S wurde angenom- men und dir Generaldebatte hierüber eröffnet. Bern, Dienstag, 24. September. (W. T. B.) Die russische Regierung hat bei der Regierung in Zürich den formellen Antrag auf Auslieferung Retschaiew'S gestellt. Die Justizdirrctivn hat noch keinen Entschluß hierüber gefaßt. Logano, Dienstag, 24. September. (W.T.B.) Zum Präsidenten für den Congreß der Friedens- vad KreiheitSltga wurde Batagliui gewählt. Mor- gen gelangen mehrere Schreiben von Garibaldi, LouiS Blanc, Edgar Quinet zur Verlesung. Stockholm, DienStag, 24. September, Nach mittags A4 Uhr. (W. T. B.) Die Leiche deS ver storbenen Königs Karl XV., welche soeben hier eivtrifft, wurde sofort nach der Ankunft nach dem königlichen Schlosse gebracht. König Oskar und der Herzog v. Dalekarlien brgleiteten den Zug. Die Truppen waren in Parade aufgestellt. Ler Sara wurde von den Adjutanten des verstorbenen Königs getragen. DaS Publicum, welche- nach vielen Tausenden zählte, betheiligte sich unter Kund gebungen der tiefsten Theilnahme an dem Zuge. Dresden, 25. September. In Anknüpfung an die Eröffnung der neuen Cortes in Madrid bringt die „Kölnische Zeitung" einen Artikel, welcher „Die Feinde des Königs von Spanien" überschrieben ist und in welchem es heißt: „Sonderbar genug, daß die Feinde des jetzigen Herr scherhauses in Spanien keinen besseren Zeitpunkt zn wählen wissen, um ihren Unkenruf mit doppeltem Eifer ertö nen zu lassen, als den gegenwärtigen Augenblick, wo das spanische Volk dem Könige und seiner Regierung ein so glänzendes Vertrauensvotum in den allgemeinen Wahlen gegeben hat. Minder beruhigend wäre die Sachlage, wenn die Zusammensetzung des feindlichen Lagers nicht selbst die Vesten Waffen für seine Bekäm pfung enthielte. Nur nach einer Richtung tritt die Feindschaft der verschiedenen Parteien wenigstens mit dem äußeren Anscheine der Einigkeit an den Tag. Es ist dies in der Presse, wo Earlisten, Alfonsisten, Re publikaner, Internationale sich den Rang ablaufen, um die meisten Schmähungen auf die königliche Familie und die radicale Regierung zu häufen. Die Waffe der Verleumdung zu führen, zeigen sich aber unstreitig die Anhänger des verdrängten Ministeriums und die Schild träger des Prinzen Alfons oder seines Regenten in »pe, des Herzogs v. Montpcnsier, als die Meister. Sie scheuen es sogar nicht, sich selbst lächerlich zu machen, indem sie offene Briefe an die Königin richten, um diese zur Ueberwachung ihres Gemahls und des radi- calen Ministeriums aufzufordern. Auf allen anderen Gebieten stehen sich die Parteien der Opposition eben so feindlich unter einander gegenüber, wie der Dyna stie; und was wollen sie vereinzelt erzielen? Nur eine Partei hat es seit der Thronbesteigung Amadco's ge wagt, offen die Fahne des Aufruhrs zu erheben, mit welchem Erfolge, hat das Gefecht von Oroquieta ge lehrt. Es ist freilich kein großes Lob für die Strate gie der spanischen Truppen, daß noch immer Carlisten banden in Catalonien unv Aragonten umherstreifen; aber selbst wenn es dem Prätendenten gelingen sollte, den öffentlichen Segen des Papstes für sein legitimisti- sches Banner zu erlangen, wird er seiner Sache nicht mehr aufhelfen können. Er hat nach feinen großartigen Proclamationen an das Land, dessen Boden er betreten habe, um den alten Glanz des spanischen Namens wie ¬ der herzustellen, zu sehr die Vorsicht als die Mutter der Weisheit anerkannt, als daß seine Person nicht allen Schimmer der Ritterlichkeit verloren haben sollte. Die andere monarchische Oppositionspartei sieht be kanntlich nicht mehr in der Königin Isabella, sondern in ihrem Sohne, dem Prinzen Alfons, den zukünftigen Herrscher Spaniens. In dieser Partei, welche aus den früheren Moderados und dem rechten Flügel der Unioni sten zusammengesetzt ist, stehen nun die Vertheidiger der einfachen Monarchie des Prinzen Alfons der anderen Hälfte gegenüber, welche diese Monarchie unter der vorläufigen Regentschaft des Herzogs v. Montpenster anstreben. Die Alfonststische Partei ist reich, nicht gerade gewissen haft, versteht sich auf die Benutzung der Schleichwege und Hinterthüren in der Politik; auch zählt sie einige der tüchtigsten höheren Offiziere in ihren Reihen und wird von einem Theile der Geistlichkeit, der im Carlis- mus kein Heil mehr sieht, unterstützt. Im Volke hat sie dennoch nie einen festen Halt gehabt. Wenn König Amadeus sich nur vor Palastvelschwörungen zu sichern weiß, so droht ihm von dieser Seite keine nahe Ge fahr. Die Republikaner haben sich in den letzten Jah ren auffällig ruhig verhalten. Das Auftreten der re publikanischen Partei verdient mit einigen Einschrän kungen das Lob der Besonnenheit. Die Partei hat ihre Stärke in den großen Städten von Aragonien, Catalonien und Andalusien, und in diesen würde ein offener Aufstand, wie Cadix und Barcelona dies ge zeigt baden, stets nur mit großer Anstrengung zu däm pfen sein. Aber das Landvolk steht nicht hinter der Partei, und es spricht keine Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie über die der Zahl nach beschränkten volkreichen Centren hinaus, in welchen sie vorübergehend die Ober hand gewinnen könnte, ihre Macht in die Provinz aus zudehnen vermöchte. Der König war von seinem guten Genius geleitet, als er diesen allen ihm feindseligen Bestrebungen gegenüber den Mann wieder an die Spitze der Regierung berief, der ihm die stärkste und in sich einigste Partei des Landes als stütze des Thrones zu führen konnte. Zorilla ist einer der ehrlichsten Staats männer und Patrioten Spaniens. Er wird freilich nur so lange im Amte sein wollen, als der König die liberale Verfassung respectirt; er ist der Minister einer demokratischen Monarchie und nur einer solchen, und würde mit seinen Getreuen zurücktreten, sobald Ama deus Miene machen wollte, sich der politischen oder clericalen Reaction in die Arme zu werfen. Diese Gefahr ist nicht groß; dafür bürgt d«S KSnigS- Wort, der bisher Nickis gethan hat, was an seiner aufrichtigen Verfassungstreue zweifeln ließe. So lange das jetzige Ministerium am Ruver bleibt — und die gewaltige radicale Mehrheit in den Cortes eröffnet ihm die Aus sicht auf längere Lebensdauer als die bisherigen Cabi- nete sie genossen —, so lange kann der savoyische Thron in Spanien für gesichert gelten. Jedes Jahr ferneren Bestandes aber gibt ihm die Bürgschaft seiner festeren Begründung. Diejenigen Politiker, welche in dem königlichen Palast zu Madrid Tag um Tag gepackte Koffer erblicken, mögen sich an den Fürsten Karl von Rumänien erinnern. Wie oft wollten die Schwarzseher ihn bei Nacht und Nebel verschwinden lassen, und doch hat ihnen der Fürst nie den Gesallcn gethan, ihre Ankün digungen wahr zu machen. Mag Madrid auch nicht der lieblichste Wohnsitz in der Welt sein: so große Anziehungs kraft wie Bukarest wird es mindestens beanspruchen dürfen." — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", welche in der spanischen Thronrede die Darlegung be stimmter Grundsätze bezüglich der innern Fragen ver mißt und in derselben nur „fragmentarische Andeutun gen" findet, weist darauf hin, daß Zorilla das Ver säumte oder absichtlich Unterlassene am Abend des Er öffnungstages der Cortes in einer zur Vorbcrathung der Präsidentenwahl zusammengetretcnen Versammlung von Mitgliedern der Majorität nachgeholt hat. Die von Zorilla bei dieser Gelegenheit gehaltene Rede sei ein vollständiges ministerielles Programm. „Zo- rilla", sagt die „N. A. Z.", „bekannte sich als Radica- ler; er hat mit der Annahme der Ministerpräsidentcn- stelle seine Anschauungen über Gesetzgebung und Ver waltung nicht geändert, aber er ist unerschütterlicher Anhänger der Dynastie Savoyen, in deren Vertheidi- gung er auf den Stufen des königlichen Palastes zu sterben bereit ist, und er ist von der Ueberreugung be seelt, daß Liberalismus und Monarchie mit einander sehr gut vereinbar seien. Seine Verwaltung soll den Spaniern den Beweis dafür liefern. Ohne den Doc- trinen zu entsagen, die er und seine Freunde zu be kennen nie aufgchört hätten, wollen Zorilla und seine Kollegen sich bemühen, jenen Geist der Ausschließung zu vermeiden, der nach einander alle zur Macht ge langten Parteien zu Grunde gerichtet hat; sie wollen vielmehr versuchen, alle Freunde der Ordnung, welcher 'Meinung sie auch sonst sein mögen, um das Banner / der Regierung zu schaaren. Die Zeit der Experimente ' und politischen Versuche sei aber vorbei, was geschehe, müsse rasch und ernst angefaßt werden. Kein Mensch wird es Zorilla zu bestreiten vermögen, daß jedes neue Experiment, jeder neue politische Versuch nur ein wei terer Nagel sein kann an dem Sarge der Wohlfahrt und des Wohlstandes Spaniens; wird aber das Mini sterium Zorilla wirklich so glücklich sein, dem Lande nach langen, langen Jahren verzehrenden Parteiha ders die Bahn definitiver Gestalturgen und damit die Möglichkeit eines neuen matcriellen und geistigen Aufschwunges zu eröffnen? Jedenfalls wäre dem Cabinet ein solcher Erfolg von Herzen zu wün schen, um so mehr, als dasselbe mit der Betonung seiner loyalen Ergebenheit für den König und die Dynastie die Nation mit richtigem Tacte auf den An gelpunkt hingewiesen hat, dessen Stabilität allein dem Lande die Dauerhaftigkeit seiner andern Institutionen zu verbürgen vermag. Es mag fraglich erscheinen, und es wird für den unbefangenen Beobachter unter allen Umständen eine der interessantesten Studien siin, zu erproben, ob ein so vorgeschrittener Liberalismus, wie der des Cabinets Zorilla — nun gar in einem roma nischen Lande — dauernde Institutionen mit monar chischer Grundlage ins Leben zu rufen vermag, immer hin wird es aber ein bleibendes Verdienst gerade dieses Ministeriums sein, mit männlichem Freimuthe neben seinen Parteigrundsätzen für die Hobe Bedeutung einer ständigen Dynastie beredtes Zeugniß abgelegt zu haben. In den Cortes stehen dw Verhältnisse für das Cabinet augenblicklich sehr günstig. Von den 406 Mitgliedern der T>eputirt»nka«m«r sind 2W unbedingte Anhänger Zorilla's; der Ministerpräsident verfügt also hierüber eine Zweidrittelmajorität, die bei manchen Anlässen, wo die Principienfragen aus dem spiele bleiben kön nen, auch noch auf die Unterstützung der 80 Republi kaner in der Kammer zu zählen haben dürfte. Und fast noch günstiger ist das Verhältniß im Senate, von dessen 200 Mitgliedern 144 zur ministeriellen Partei gehören. Wenn es also nur auf das numerische Ucbcr- gewicht in den Kammern ankäme, könnte das Mini sterium Zorilla der Zukunft sicher sein. Leider sind aber die an sich sehr unzuverlässigen parlamentarischen Majoritäten in Spanien noch viel mehr als anderswo ein unberechenbarer Factor, der wohl zu Hoffnungen berechtigt, aber niemals zu übersanguinischen Voraus setzungen hinreißen darf." CsiMgrichichlL. Dresden, 25. September. Sicherm Vernehmen nach beabsichtigt die Staatsregierung den vertagten Land tag zum 28. October wieder einzuberufen. * Berlin, 24. September. Wie bereits telegraphisch gemeldet, gedenkt Se. Majestät der Kaiser am 27. ds. nach Baden-Baden abzureisen und von dort am 20. October hierher zurückzukehren. Unmütclbae dar auf wird er sich zur Jagd nach Schwerin und ebenfalls noch im October zu gleichem Zwecke ins Hannöversche begeben. Für den 7. November ist die Letzlingcr Jagd angesetzt, doch wird dieselbe vermuthlich einige Tage Feuilleton. (Redigtrt von Otto Banck.) Dit Dresdner Kunstausstellung von 1872. Die Thiermalexei erfreut sich neuerdings und ins besondere bet uns thierliebenden Nordländern einer be- fondern Pflege. Auch der diesjährigen Ausstellung fehlt es nickt an ansprechenden Leistungen dieses Faches. Darunter befindet sich ein größeres Gemälde von R. Koller in Zürich, der gegenwärtig als einer der besten Thtermaler gilt. Dasselbe verherrlicht auf idylli schem Hintergrund die malerische Natur des Rindes. Den vollen Schein der Wirklichkeit anstrebend, ist das Ganze wahr und ungesucht in Scene gesetzt. Was Kvller's Vieh vor dem vieler modernen Thiermaler voraus hat, ist, daß seine Ochsen und Kühe nicht eine besonders aufgeweckte Thierseele an den Tag legen, die man weiß nicht welche entfernte Verwandtschaft zum menschlichen Wesen verrathen soll. Sie geben sich ein fach in ihrer dumpfen brütenden Schwerfälligkeit und sind als echtes Rindvieh vollständig befriedigt in ihrem wiedrrkauendtn LebenSlauf. Wie der Ausdruck ist auch Gestalt und Bewegung recht naturwahr. Nur die Be handlung ist nicht ganz frei von einem drcorativen Zug. DaS künstlerisch abgerundetste und befriedigendste Thierstück hat diesmal jedenfalls der Münchenr Ehr. Malt in emem kleinen Bilde: „Auf dem Felde" be titelt, geliefert; eine Arbeit, in der sich Thtere und Landschaft, im Reiz einer Alles durchdringenden Licht- und Luststimmung, zu einer vollen Gesammtwirkung, zu einem ganzen Stück Naturlebrn verbinden. Ein Rudel Hunde von H. Diaz bietet sich zunächst nur als ein Mosaik gelber Kleckse dar, aus dem man jedoch bei näherer Betrachtung der lebendig aufgefaßtrn Köder immerhin einen begabten Künstler erkennen kann. G. Hammer sodann schildert in einem großen Gemälde: „Fliehende Hirsche bei einem Treibjagen im Gebirgs walde"; sorgfältige Zeichnung und Gruppirung, intime Naturbeobachtung sind bekannte Vorzüge dieses Wild- malers. Ebenso bekannt sind die Leistungen der übrigen Dresdner Künstler dieses Faches, wie S. Dahl, E. Meißner, W. Wegener rc. Wie das Thierstück hat auch das Architekturbild zahl reiche Vertreter gefunden, die in gewandter Darstellung das Architektonische in ein klares Licht zu setzen wissen; doch find es, bei aller technischen Gewandtheit, immer mehr nur die Gegenstände, welche das Interesse fesseln, als tiefere künstlerische Eigenschaften. F. Eibner in München malte den an historischen Erinnerungen reichen Münster zu Basel, Prof. M. Hauschild in Rom das Innere der noch denkwürdigern Laterankirche; ein recht hübsches Bildchen insbesondere lieferte H. Heger in Kiel, der uns in das Amtszimmer rm Zunsthause der Brauer zu Antwerpen führt. In dem ergenthümlichen Reiz solcher Interieur-, der durch die Räume sich ab tönenden Luft, der geschloffenen Stimmung und dem Spiele des gedämpften Lichts in das Dunkel der Schat ten, steht jedoch auch er wie die Modernen überhaupt hinter den Alten, insbesondere einem de Witte, weit zurück. Ein beliebtes Kunstmittel der Architekturmalrr ist die Aquarellfarbe neuerdings geworden. Unter den ausgestellten Aquarellen zeichnen sich die Arbeiten von E. Kirchner in München und M. Hauschil d in Rom durch Feinheit des ToneS aus. Auch einer der renom- mtrtesten Aquarellisten Englands, der auS Nürnberg stammende E. Haag, ist vertreten, aber freilich ganz unzureichend; in einer kleinen, aus der frühesten Zeil deS Künstler- stammenden Studie nämlich, die keine Vorstellung giebt von seiner meisterlichen Behandlungs- «rise. Von mehr Interesse ist eine römische Studie C. Rottmann's, des größten deutschen Landschafts malers. Um den Kreis dcr malerischen Darstellungen in unserer Betrachtung abzuschließen, nennen wir als ge lungnere Leistungen des Pvrtraitfaches noch die Bild nisse von C. Sohn in Düsseldorf, Prof. Thiersch in München, G. Gaul in Wien und von hiesigen Künstlern die Arbeiten von M. Rietsch er, M. Mül ler, I. Gr über. Bei den meisten andern Portrait- malern tritt der eigentlich künstlerische Charakter zu sehr hinter die Bedingungen der blojrn Abbildung im Sinne der Familienreminiscenz zurück. Werfen wir schließlick noch einen Blick auf die aus gestellten Sculpturen, so finden wir eine vorzügliche Arbeit der PortraitdUdnerei von Prof. Schilling: die für die Aula dcr Universität Leipzig bestimmte, in Marmor ausgeführte Büste Sr. Excellenz des Herrn StaatSminifterS Or. v. Falkenstein. Das Wesen der ge feierten Persönlichkeit ist in dem meisterlich durchgcführtrn Bildniß ebenso wahr als schön verkörpert. Ebenfalls recht gelungene Bildnißdarftellungen liefer en G. Kietz, in einer Büste der Sängerin Frl. Orgeni, und A. Donndorf, unter dessen ausgestellten Portraits die lebendig aufgrfaßte Büste des verstorbenen Herrn Souchay hervorgehobrn sei. Nicht wenig endlich fesselt, durch dir dargestellte hohe Persönlichkeit, eine vom Major Demiani modellirte Reiterstatuette das In teresse. E- ist dies eine Reiterstatuette Sr. k. Hoheit des Kronprinzen von Sachsen. Außer den erwähnten Portrait« hat Donndorf noch einige besonders de achtenswrrthe Arbeiten ausgestellt, so eine für die Wart burg bestimmte, schön gedachte und ausgesührte Statue der heil. Elisabeth, eine Statuette Albrechts deS Be herzten ferner, wie den mit einem Preis ausgezeichneten Entwurf zum Goethedenkmal tn Berlin und eine Goethe- statuette, ein in jeder Beziehung höchst gelungenes, lebens- und schönheitsvolles Bild des großen Dichters. Weiter sind hervorzuheben Robert Henze's bekannte „Germania" und zwei Werke von dem verstorbenen Wilhelm Schwenk, wovon namentlich das eine Relief, eine trefflich componirte, edel empfundene „Grablegung" das frühe Ableben des Künstlers bedauern läßt. Auch H. Möller bietet in einigen anmmhigen Sculpturen, besonders in einer prächtigen Salyrgruppe, wiederum erfreuliche Proben feines frischen Talentes. Die aus ten Ateliers der Professoren Hähnel und Schilling hervorgegangencn Schülerarbeiten von A. Volkmann, Chr. Behrens, H. Weinhold geben die Gewähr, daß es den tücktigen Kräften, welcher sich gegenwärtig die Dresdner Bildhauerschule erfreut, nicht an frrjchcm Zuwachs gebricht. C. Clauß. Naturkunde. Während der Ueberfahrt von den Cap Verdeinfeln nach Rio-de-Janeiro gelang es dem Reisenden N. v. Maclay, in der Region der Kalmen (unter 3" nördl. Br. und 24" 24 westl. L. von Gr.) die Temperatur in der Tiefe von 1000 Faden (60o0 Fuß) zu ermitteln. Sie ergab sich gleich 3,»" C., wäh rend zugleich die des oberflächlichen Wassers 27,»" war, der Unterschied betrug also 24,i". Es ist dies die erste Beobachtung, die in der äquatorialen Region des atlan tischen Oceans in dieser Tiefe gemacht worden ist. Alterthum-kuode. Die nachfolgenden Details möch ten zwar mit Vorsicht aufmnehmen sein, klingen aber so interessant, daß wir sie un>ern Lesern nicht vorent- halten wollen. Ein Korrespondent deS „Leeds Mer cury" giebt nämlich die Beschreibung eines seiner ab gelegenen Lage wegen fast unbekannten Druidentempels, der sich 7 englische Metten von Pateley-Bridge (Graf-
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