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Dresdner Journal : 04.10.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-10-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187210046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-10
- Tag1872-10-04
- Monat1872-10
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1872
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vr r. 1872 187» zu rls" n kl- aße m irvll von UlL letten. »t 20. er nud erden fram» imt io Sevle« jbboes r«n- X psn- »oeom ngiren rd, be- rection »Sv- !«1ln >- nnck hart- >ilnnx. fr«os»i»e, »rinnt un lt tronver s k pnrtir l. On sit r^rnpdie» n u posts er- kür unck nütr- » «We. dnnülnox SUN. is vt LvKo zu dem tage in ve»iu» en ent- tl. «o- »d au- t behSr; ihead aa- tis irsooen . She- i»laoft ffe: U7VLU !v. V 231 Leiebv» kost- und «rrllok . . . )-^Ldrllcd: 1 l'ülr. 1K Uxr Lmoalns Huwmsrn; 1 dixrvkteiupelruicülng lriaou. Hx,n»"meot»pr«l»« r - »-ick» 11okr««M« tritt ilLrUol» —- - 2 l^lr 8tviopelxedatrr, luovratenprelavt kür äva L»ow «iovr aeipnItLnen 2«Uai 1H Kzr. r»t«r „Lioxvoanät" äi» 2«Usr S Lrovdelaeur ^A^lleb, mit Aumickuna <lsr 8oo"- unä ksivrta^d» Adeull» Kr äou kolxvoäsu Freitag. den 4. Oktober 1872. DvesdntrIournal. Verantwortlicher kkedacteur: Z. G. Hartinann. Ia8vrateo»»»aNm» ansvLrtor L,«1p»1^: H. LrantkÄetter, Ooronu»»ivoLr <j« vrssönsr Journal»; «kvoäa» : // L'riAker, L'«Akn 7'ott u. 71 ?>e</rr/ N»m- kar8-L«rI»n-Vi»o-I.»ix»lx-L»»«I-Lr«»I»u-rr»u>lturt n. N.r 7/<ia«c,l^ee,N F ^t>A/e-r, Lerlm -Vi^u - Unwdurx - 7r»ok- kurt n. »-Hüuedsu: LsrUn: ^4. /keterneUer, T/.^tbree/it, Lrsweu: L.L'c/i/atte,' Lre,Ina: L.Stanven'» LürteitU u. 7k. ckerUe,' krnullkurt n. >l.: F ^aeAer'seno u. ck <7. 7/e> rmann'seke öucdb., 7>a«keF ^o., krnx: 7>. t^/»r/«c/»'s liudkir ; ckowoit»: 7>. knri»: 7/ura», DaMte, Luttier F (Io., Visu: >lk. Ltotlxnrt: Laude F <7o. Hvrau^xoborr Xöoiul. Lrsieclition 6es vresäoor Journal», OrLsclvu, Lliu-xaretlien^asss I^o. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 23. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst genehmigt, daß der Directionsrath bei der Generaldirection der Staatseisenbahnen vonN o - stitz und Jänckrndorf das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Ritterkreuz des Franz - Joseph - Ordens und der Transportinspector Winkler das goldene Verdienstkreuz mit der Krone annehmen und tragen. Dresden, 25. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Orden als: der Kronenorden HI. Klasse am Erinnerungsbande von dem Ober-In genieur der Leipzig-DreSdner Eisenbahn-Compagnie Elias Friedrich Pöge und dem Betriebsoberinspector der Sächsischen Staatseisenbahnen Johann Jacob Hart mey er; der Kronenorden 1V. Klasse am Erinnerungs bande von dem Bahnhofsinspector der Sächsisch-Schle sischen Staatseisenbahn Karl Gustav Schalig, dem Bahnhofsinspector der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Com pagnie Friedrich August Heder, dem Güterverwalter der Staatseisenbahnen Ferdinand Julius Hellriegel und dem Güterverwalter der Leipzig- Dresdner Eisen bahn-Compagnie Karl August Hering angenommen und getragen werden. Dresden, 27. September. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ge heime Regierungs-Rath von Haugk zu Leipzig die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehene Kriegsdenkmünze von Stahl annehme und trage. Bekanntmachung, den Schluß der Telegraphenlinie DreSden-Pillnitz betreffend. Die während der Sommermonate dem allgemeinen Depeschenverkehr geöffnete Telegraphenlinie Dresden- Pillnitz wird mit dem S. October dieses Jahres für das laufende Jahr geschlossen. Dresden, am 30. September 1872. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Heydenreich. UichtamMchrr TheU. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitnngSschau. (Provinzial-Correspondenz.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. Pa derborn. Halle. Osnabrück. München. Wien. Prag. Pesth. Paris. Madrid. London.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Chemnitz. Walden burg. Hohenstein. Mülsen St. Jakob. Siebenlehn.) Statistik und Lolkswirthschast. Beilage. Inserate. Telegraphische Nachrichten. iKönigsberg i. Pr., Mittwoch, 2. October, AbevdS. (W. T. B.) Gutem Beraehmrn nach hat der CultuSministrr den Antrag deS altkatholischeu Pfarrers Grunert auf Einräumung der Gymna- fialkirche in BraunSberg für Vornahme einer Trauung abgelehnt, ebenso dessen Anträge auf Le- galisiruug derselben durch den Domherrn Lingk oder durch das KreiSgiricht, sowie auf Concessio- uirung Gruuert'S für Eheabschließungeu von Alt- kathoUken in der Provinz Preußen. Der Minister gestattete ihm dagegen den Vollzug der BrauvS- berger Trauung, gegen deren Vornahme gesetzliche Hindernisse nicht vorhanden seien, da Domherr Lingk nur avS kanonischem Grunde die Trauung verweigere. Osnabrück, Mittwoch, 2. October, Nachmit tags. (W. T. B.) In der heutigen ersten Haupt- Versammlung des 6. allar»«tti»n deutschen Prote stantentages stand die Erörterung über die Lehr freiheit innerhalb der evangelischen Kirche auf der Tagesordnung. Berichterstatter waren Professor Raebiger aus Breslau und Prof. Lipsius aus Jeua, an deren Referate sich die Verhandlungen auschlosseu. Dieselben bewegten sich um nach- stehende Forderungen: Die Declarationen über den lutherischen oder refor- mirten Bekenntnißstand einzelner Gemeinden und gan zer Parteikörper haben in Zukunft wegzufallen; die eidliche Verpflichtung der Geistlichen, Kirchenvorsteher und Synodalmitglieder auf dir Bekenntnißschriften ist aufzuheben und durch ein einfaches Gelöbniß der Treue gegen die evangelischen Grundsätze des Protestantismus zu ersetzen; endlich sind Parallelformulare für die Taufe, Confirmatton, Abendmahl und andere kirchliche Hand lungen zur Befriedigung der verschiedenen, in den evan gelischen Gemeinden vorhandenen religiösen Bedürfnisse aufzustellen. Osnabrück, Donnerstag, S. October. (W. T. B.) Die gestrige zweite Hauptversammlung des deutschen ProtestantentageS, welcher rin Gottes dienst in der Aula des Gymnasiums vorausging, nahm in der Lekenntnißfrage die aufgestellten 4 Thesen der Professoren Raebiger und Lipsius au, bestimmte Leipzig als deu Ort der nächstjährigen Versammlung und schloß mit dem Ausdrucke de» Dankes für die gastliche Ausnahme iu Osnabrück. Um 5 Uhr fand rin sehr zahlreich besuchtes Ban ket im Schützeuhofe statt. Heute erfolgt rin ge- «einsamer Ausflug nach Klest bei Melle. Straßburg, Donnerstag, 3. Oktober. (W. T. B.) Der „Straßb. Ztg." zufolge find am 1. Oktober 400 bis 500 Elsasser in die hier garni- sonirenden deutschen Regimenter eingrtreteu, dar- unter etwa der vierte Theil als einjährig Frei- willige. Worms, Mittwoch, 2. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Die heutige 50jährigr Jubelfeier des Be stehen» der unirten Kirche Rheinhessens fand unter zahlreicher Betheiliguvg von nah und fern statt. Lie Stadt war mit Flaggen festlich geschmückt. Sämmtliche, bei dem Feste auftretenden Redner betonten die Nothwrndigkeit, eine allgemeine uuirte Natiovalkirche zu erstreben. Wien, Donnerstag, 3. Oktober. (Corr. Bür.) Die heutige „Wiener Zeitung" meldet die Ent hebung des Landeshauptmannes von Salzburg, Ritters v. Weiß über eigenes Ansuchen, unter Verleihung des Kreiherrvstanbes, und die Ernen- nung des Grafen Hugo Lamberg zum Landes- Hauptmann von Salzburg. Pesth, Mittwoch, 2. Oktober, Abends. (Corr.- Bur.) Der Budgetavsschuß der Reichsrathsdelega- tion behandelte heute unter lebhafter Bethriliguug der Ausschußmitgliedrr und der Regierungtvertre- ter das Exlraorbmarium des KriegsbudgetS, Titel 1 bis 11. Der Titel 1 wurde mit nur 184,000 Fl., Titel 2 mit 1,610,500 Kl. und Titel 3 mit 850,000 Al. eingestellt. Die Titel 4 bis 11 wur den couform der Regierungsvorlage angenommen. Paris, Donnerstag, 3. Oktober. (W. T. B.) DaS „Journal offirirl" enthält ei» Decket bezüg lich der Verlegung der Straßburger mediciuischen Facultät und pharmaceutischeu Schule nach Rancy. Die „Ageuce Havas" erfährt, Thiers habe nruerdiugs gesprächsweise geäußert, daß die diplo matischen Beziehungen Frankreichs zu allen Staa- ten ausgezeichnete seien, besonders zu Deutschland und Italien. London, Mittwoch, 2. October. (W.T.B.) Rach auS Melbourne (in Australien) eingegan- grnen Nachrichten ist der Urberlandtrlrgraph, wel cher Australien mit Java verbindet» an dem 11. September fertig gestellt worden und nunmehr in Betrieb gesetzt. Dresden, 3. Octobcr. Die halbofficielle preußische „Provinzial-Cor- respondenz" läßt sich heute über die Nationali- tätswahl in Elsaß - Lothringen wie folgt ver nehmen: „Für die inneren Verhältnisse Elsaß-Lothrin- gens ist ein bedeutsamer Wendepunkt eingetreten, da mit dem 30. September die Frist ablief, innerhalb wel cher es den Angehörigen der neuen Neichslande ver- stattet war, sich nach freier Wahl für den Anschluß an die deutsche oder die französische Nationalität zu ent scheiden (Option) und in letzterem Falle ihren Wohn sitz auf französisches Gebiet zu verlegen. Es beruht auf grober Täuschung, wenn vielfach angenommen wor den ist, daß durch die blose Erklärung für die fran zösische Nationalität das Unterthanenverhältniß zum deutschen Reiche gelöst wird. In dem Wortlaut der bezüglichen Bestimmung des Friedensvertrages ist deut lich ausgesprochen, daß den auf dem abgetretenen Ge biete angesessenen ehemaligen französischen Unterthanen lediglich die Befugniß zum Uebertritt nach Frankreich bis zu dem bezeichneten Termin gewahrt und durch kein Hinderniß, namentlich nicht durch die Gesetze über den Militärdienst beschränkt werden soll. Offenbar enthielt diese Bestimmung ein wichtiges Zugeständniß an die Wünsche Frankreichs; aber selbstredend muß Deutsch land darauf halten, daß dieselbe genau befolgt werde und zu einer gründlichen Klarstellung der Verhältnisse führe. Wenn es den Bewohnern Elsaß - Lothringens, die dem deutschen Reichsverbande nicht angehören wollen, anheimgegeben war, den Wiederanschluß an Frankreich zu vollziehen, so kann andererseits die Reichsregierung nicht gestatten, daß ein Theil der elsaß-lothringischen Bevölkerung, der durch die Option für Frankreich sich der Unterwerfung unter die Gesetze und die Obrigkeiten ^Deutschlands entzieht, seinen Wohnsitz unverändert bei- jbehalte und im Genuß der bisherigen Rechte bleibe. Eme Duldsamkeit in dieser Richtung würde einen Zu stand schaffen, der nicht allein gegen die klare Vor schrift des Friedensvertrages verstößt, sondern Unzu träglichkeiten aller Art und unaufhörliche Reibungen zwischen den beiden Nationalitäten herbeiführcn müßte. In nächster Zeit werden die Ergebnisse der Nationali- tätSwahl sich genauer feststellen lassen. Indessen kann man aus dem Gange der Optionsbewezung schon jetzt deutlich genug erkennen, daß ein großer Theil der Ge- pölkerung von Elsaß-Lothringen nicht in der nüchter- pen und besonnenen Stimmung war, welche als eine -unerläßliche Vorbedingung erscheint, um die Entschei dung über den nationalen Anschluß in die richtige Bahn zu lenken. Die leidenschaftlichen Wallungen des Volks gefühls, die den Ausbruch und den Verlauf des Krie ges begleiteten, haben noch nicht Zeit gefunden, sich zu beruhigen; sie sind vielmehr durch politische und kirch liche Wühlereien unablässig angeregt und unterhalten worden. So kann es nicht Wunder nehmen, daß in vielen Kreisen der Bevölkerung weder die Erinnerung der Zugehörigkeit zum deutschen Volksstamm wach wurde, noch auch überhaupt die Wahl der Nationalität auf Grund ernster Erwägung und mit klarem Urthcil er folgte. Nicht die Frage, bei welcher der beiden Natio nen die besten Bürgschaften für das wirthschaftliche, sittliche und staatliche Gedeihen zu finden sind, ward für die Entscheidung maßgebend, sonvern die gewohnte blinde Folgsamkeit gegen eine Anzahl von Führern, die mit wohlberechnetem Haß gegen die neue Ordnung der Dinge ankämpsen. Wie aber auch die Ergebnisse der Option sich gestalten mögen, die Absichten und Hoffnungen Deutschlands werden in Erfüllung gehen. Wenn die deutsche Nation als Lohn ihrer Opfer und Kämpfe die Rückerstattung der ehemals dem Reiche ent rissenen Länder zu einer unerläßlichen Friedensbcding- ung machte, so lag es nicht in ihrem Sinne, durch Er weiterung ihres Gebietes und ihrer Seelenzahl ihre Macht zu verstärken. Vielmehr war ihr Sehnen dar auf gerichtet, durch den Wiedergewinn Elsaß-Lothrin- Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Eine Unterhaltung über die Shakespeare'sche Bühne. (Schluß aus M. Wenn uns also tm Vorigen Sidney mit Spott den Zustand der altenglischen Bühne seiner Zeit schil derte, so muß uns diese Schilderung sehr auffallend deshalb sein, weil sie beweist, daß man damals schon eine Vervollkommnung der Scene zur Bewirkung der nöthigen Illusion für möglich hielt. Vielleicht war dem Spötter die vorgeschrittene Scenerie aus den Thea tern anderer Länder, namentlich Frankreichs, bekannt, wo ja besonders die geistlichen Spiele einen enormen Luxus an decorativer Ausstattung herbeigeführt hatten. Im Allgemeinen mußte eine Anschauung, wie die Stdney's, dem Londoner Publicum noch fern liegen, und wir wissen auch, daß noch nach Jahrzehnden die Scenerie durchaus keine Vervollkommnung erfahren hatte. Noch aus dem Anfänge des >7. Jahrhunderts haben wir mehrere Nachrichten, in denen mit Bewun derung von der ausnahmsweisen Anwendung beweg licher Decorationen und Verwandlungen gesprochen wird. Eine dahin zielende Notiz kommt allerdings schon im Jahre 1605 vor, also noch in der Blüthezett des Shakespeare'schen Dramas. Sie betrifft die thea tralische Aufführung bet einer Hoffestlichkett, und e» wird darin geschildert, wie der obere Theil der Bühne durch eine Mauer abgeschlossen war ; diese Mauer aber, mit Säulen geschmückt, sei nur gemalt gewesen, und mittelst anderer, ebenfalls gemaUer Vorhänge habe die Bühne drei Mal verwandelt werden können. In so früher Zeit aber, wie 1605, konnte dies nur — wie gesagt — als eine ganz vereinzelte Erscheinung geUen, die außerdem nicht in einem eigentlichen öffentlichen Theater vorkam, sondern in einer für die festliche Ge legenheit dazu besonders eingerichteten Halle eines an dern Gebäudes. Auch finden wir noch bei einem Stück von Thomas Heywood (»l^vvo» nnsttee«, vr: tbo ^ussv's was^uo"), aus dem Jahre 1636, die bei der Vorstellung desselben „vor Ihren Majestäten" angewen- dete Scenerie rühmend erwähnt, indem für jeden Act, ja beinahe für jede Scene, die Gühne sich verwandeln ließ, was die höchste Bewunderung der Zuschauercrregte. Trotz dieser vereinzelten Vorgänge hatte die zum allgemeinen Gebrauch werdende Einführung wechselnder Decorationen erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts stattgefunden, und zwar durch Davenant, der diese Richtung denn auch gleich zum wahren Mißbrauch ausdehnte. Bereits im Jahre 1664 bespricht ein eng lischer Schriftsteller die „frühere Bühne" im Gegensatz zu derjenigen seiner Zeit, wobei er anführt, daß ehedem dir Bühne keinerlei andere Decorationen hatte, als die alten Teppiche. Eine Zeit lang war es Sitte, daß diese Teppiche, welche die Bühne drapirtrn, durch Unterscheidung in der Farbe den Charakter des Stückes — Comödie oder Tragödie — andeuteten. Es waren zu Shakespeare'- Zeit nicht nur im Hin tergrund der Bühne Logen für das Publicum, sondern dasselbe nahm auch auf der Bühne Platz. Es geht dies au- mehrfachen Andeutungen damaliger Schrift steller hervor, in denen von den „ßvotlowvu oo tbs »taxo" die Rede ist. Diese Bühnrnplätze waren von jungen Aristokraten besetzt, oder von Solchen, die für die Kritik den Ton angaden. Auch in dem Vorworte zur ersten FolioauSgade von Shakespeare - Dramen (1623) kommt die Stelle vor: „Und obwohl Ihr eine Obrigkeit deS Witze- seid und auf der Bühne von Blackfriars sitzt rc." Daß bei den Vorstellungen nicht nur im Parterre, sondern auch auf der Bühne geraucht wurde, wird mehrfach erwähnt, und die Gentlcmen hatten dabei ihre Diener hinter sich stehen, um ihnen die kurzen Pfeifen zu stopfen. So heißt es in H. Parrats „Lprivßs tor wouckcoclrs": Wenn der junge Rogero ins Schauspiel gehe, so liebe er cs, seinen Platz auf der Bühne zu nehmen, damit er seinen Anzug besser zeigen könne; sein Diener (l>»8«) warte ihm auf, indem er ihm seine Pfeife zum Rauchen besorge. (Wir geben die Verse des Originals hier in Prosa.) Daß dieses Rauchen auf der Bühne auch im Globus und Blackfriars Sitte war, und nicht nur in Theatern ge- ringern Ranges, ist wohl anzunehmen, obwohl beson dere Beziehungen auf eines der Theater in diesen wie in ähnlichen Stellen nicht enthalten sind. Doch ist zu vermuthen — und zwar gerade aus jenen Versen, — daß solch Verhalten als eine Unsitte einfältiger Stutzer bettachtet wurde. Nebenbei war die Feuergefährlichkeit um so größer, als der Fußboden der Bühne mit Bin sen oder mit Matten bedeckt war. Mehr Luxus als unt dem scrnischen Ausputz wurde in jener Zeit mit dem Costüm getrieben. Bei den rö mischen Tragödien war natürlich von einem historischen Costüm nicht die Rede, wie man überhaupt auf eine gewisse historische Treue deS Costüms nicht sah. Ader daß man bei der Darstellung fürstlicher oder anderer Stande-personen viel auf reiche Kleider von Sammet und Seide verwandte, um sie von der einfachen bürger lichen Kleidung stark zu unterscheiden, ersehen wir aus manchen uns erhaltenen Schriftstücken. Auch für Waffen, Harnischt und Helme, wie überhaupt für Alles, Wa den Glanz der Personen — wo es erforderlich war — erhöhen konnte, geschah verhältnißmäßig viel. gens den frevelhaften Raub Frankreichs, wie das eigene Verschulden an dem Verluste zu sühnen, und ihrer Forderung lag vorzugsweise das Bedinfniß zu Grunde, durch den Besitz der alten Grenzmarken Deutschlands ein mächtiges Bollwerk gegen die unbezähmbare Kriegs lust Frankreichs zu erlangen. „Ein einiges Reich und geschützte Grenzen": das war der Ruf, der einstimmig aus allen Kreisen des deutschen Volkes erscholl, als durch den siegreichen Gang des Feldzuges die Hoff nung begründet war, daß Deutschland in der Lage sein werde, die Friedensbedingungen vorzuschreiben. Mit voller Befriedigung darf die Nation sich sagen, daß die Bürgschaften für eine wirksame Verthcidigung des Va terlandes gewonnen sind und durch Optionsergebnisse nicht in Frage gestellt werden können. Deutschland ist im Besitze seiner alten Grenzlande uns ihrer gewaltigen Festungen; in der Kraft und Hingebung der Na tion, in der erprobten Trefflichkeit unserer militärischen Einrichtungen und unserer Kriegsverwaltung, in der Umsicht und Entschlossenheit der Reichsrcgierung ist die Sicherheit geboten, daß wir jedem erneuten Angriff von feindlicher Seite mit Erfolg die Stirn bieten kön nen. Mit dem 1. October ist nun der Unklarheit in den inneren Zuständen Elsaß-Lothringens ein Ende ge macht; alle Ungewißheit über den Geltungsbereich der deutschen Gesetze, wie über die Dauer und Festigkeit der deutschen Herrschaft muß aufhören. Das neue Reichsland, durch den Friedensvertrag völkerrccbtlich an Deutschland zurückgegebcn, wird fortan durch das Aus scheiden der zu Frankreich haltenden Einwohner im vollen Sinne des Wortes ein deutsches Lano sein. Was die Grenzprovinz an Bevölkerung und wirthschaft- lichen Hilfsquellen etwa augenblicklich verliert, das wird ihr durch den innigen Anschluß an Deutschland reich lich ersetzt werden. Die Theilnahme der Nation und die Fürsorge der Behörden werden in regem Wetteifer daran arbeiten, daß die Aneignung Elsaß-Lothringens sich auch innerlich immer mehr vollziehe und daß die Bevölkerung bald mit Stolz und Freude das Bewußt sein erlange, in die volle Lebensgemeinschaft mit dem deutschen Reich zurückgekehrt zu sein." Lagesgcschichte. Dresden, 3. October. In der Zeit vom 22. Sep tember bis 2. October hat unter Leitung des Chefs des Generalstabcs, Obersten v. Zezschwitz, eine Uebungs- reise der Generalstabsofsizicre Xl1. Armeecorps unter Theilnahme mehrer hierzu befehligter Offiziere aller Waffen, in der Gegend zwischen Kolditz, Rochlitz, Wilsdruff staltgcsunden. * Berlin, 2. October. Es ist bereits bekannt, daß der Schriftwechsel zwischen dem Fürsten Bis marck und dem Bischof von Ermeland über das von dem Letzteren beabsichtigte Erscheinen bei der Fest feier in Marienburg noch einen weiteren Fortgang ge nommen hat. Auf den Bescheid des Reichskanzlers vom 16. September antwortete der Bischof nochmals durch eine Rückäußerung vom 20. September, in wel cher er die Erklärung abgab, daß die ihm vom Reichs kanzler gemachten Eröffnungen seine Auffassung über die streitige Angelegenheit nicht verändert haben, und die Behauptung wiederholte, es sei ihm eine neue Be dingung für die Theilnahme an der Jubelfeier gestellt. Diese Bedingung beträfe das Aufgeben seines Stand punktes in der Excommunicationsfrage, welchen er in wiederholten Schreiben begründet und sestgehalten habe. Nach der „Pr.-C." hat Fürst Bismarck durch einen kurzen Erlaß vom 23. September hierauf geantwortet, durch welchen er den Bischof benachrichtigte, daß er, da der Zwischenfall über die Feier in Marienburg bereits der Vergangenheit angehöre, sich die wertere unmittel bare Betheiligung an den Verhandlungen mit dem Bischof versagen müsse und den ganzen durch jenen Zwischenfall veranlaßten Briefwechsel dem Minister für die geistlichen rc. Angelegenheiten überwiesen habe. — Se. königl. Hoh. der Prinz Albrecht hat wiederum eine schlaflose Nacht gehabt, doch ist nach dem heutigen Bulletin eine Verschlechierung des Kräftezustandes und Am schwersten werden wir uns heute vorstellen können, wie es möglich war, daß auch die weiblichen Charaktere in den Stücken von jungen Männern oder Knaben dargestellt wurden; denn der erste Fall, daß man in London Frauen auf der Bühne mitwirken sah, kam erst 1629 vor, und da war es eine französische Truppe, welche das Unerhörte cinführen wollte uno da für ausgepsiffen wurde. Nun denke man ych die Cha raktere einer Julie, Desdemona, Miranda, Imogen u. s. w. von jungen Männern dargestellt, und man wird auch hinsichtlich dieses Umstandes erkennen müssen, wie groß die Anforderungen waren, die der dramatliche Dichter, wie auch der Schauspieler, an die Phantasie der Zuhörer stellte. Wir können auch aus diesem Grunde das Publicum des altenglischen Theaters nicht gar so gering schätzen, wie es häufig geschieht. Denn wenn damals der Reiz dekorativem Pompes fehlte, wenn unter den Darstellern nicht einmal die Mitwirkung der Frauen auf einen Theil des Pudlicums besondere An ziehung üben konnte, so muß man sich sagen, daß es doch einfach der Reiz der Dichtung selbst war und ihre lebendige Verkörperung, wodurch da- Publicum so be deutend angezogen wurde. Aber die Ausschließung der Frauen von der Bühne, sowie der Umstand, daß die grauen aus der höheren Gesellschaft die Theater nur maskirt zu besuchen pflegten, läßt uns auch zugleich begreifen, daß der Dichter keine Prüderie kannte, daß er seine Sprache nicht nach verkehrten Begriffen deS Anstande- richtete. Man kann hier getrost von ver kehrten Anstand-begriffen reden, denn Diejenigen, welche heutzutage über Shakespeare - Derbheiten die Nase rümpfen, leihen mit Freuden ihr Ohr den haldvcr» schleierten Obflönüäten und Frivolitäten aller Art,
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