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Dresdner Journal : 18.12.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-12-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187212185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-12
- Tag1872-12-18
- Monat1872-12
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 18.12.1872
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» der Vahl. Lom- > de» V294 IMrILtt» >1»»»cbl»8 di»«». Iv tritt jUlttIM 3 H»lr 8t»i»p»l^»dSd», jt^ddrliodr 1 H»1r 1» j Kio»et»a Kvv-werL! t N^r'Ld« I»»er«te»Pr»t»«r Kitt ä« L»»r» «iaar »««palteov» UM,: Vvt«r ,,Li»b«»^^" «ii« L«U«1» 8^r. Mr*«b»t»»»i I«Uti«b, »>it Lnivnbo»« ä«r Koon - »»ä K«t»rt»g», LVevck» Mr üon 1^. Mittwoch, de« 18. December DrWÄnerIMrM. VerautworMchor Redacteur: I G. Harimann. -«SS»-— 1872 l»»»r»tt»iui»b»» «»«Ltt»r L«1p«tL, L>. Lramtetetter, Volluvi—ioaRr -«» Vra»ällvr ^oara»!»; »d«vä«. r S Kn«t«^, Luo«, L'ort u. L. LVe^er, Lu»- I-»r—». N.» Lausknrt««» cs ^vA/er, Nrrlio -^71,,» - 8»»dnrU - kr»vt> wrt ». ».-»ittok«»: Luci. A/»««,- L,rU«: L. ^tibrecki, >r«o»«L: L. §c)iiott«, IrM««: L.§ia»v«,'» Litreau u. L. ^ente, kr-okturt ». H.: L'. a. <7. Lerrniauu'icde üucdd , Laub« Lo., kr—r: L>. LAriicV» Lucdd ; vdemolt»: L>. kM«: Lava«, LaMe, Luttier ct Lo., Vi-n: >tt. OppriiL, »tuttxit: Laub- -» La. U«rau,r,d«rr Nülüal. kipectitiov üe» Vreeävvr ^ounuU», , Dre-äell, HarxLreUiev^sssv Ho. 1. »alte luß- wird men »er, >orf, Vitz, erg, Ute, ins- 8ex, pel, idy, -age 8e« Je des sor. gen m- öhr, lraf titz, :rn, atz- hal, cgk, mit au, los- m- chr, raf ril- po- »ft, itz, rg, >en ns ch- ch- m- me tffe Kit k die >»r ug i»' m- ag rte im e." e« Oe. iir rt, r» O« Amtlicher Theil. Dre-den, 13. December. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Hofmarschau Senfft von Pilsach das von Seiner Majejtät dem Könige der Belgier ihm verliehene CommanMtrkreuz deS Leopoldordens annehme und trage. DreSden, 16. December. Se. MajeMt der König haben zu genehmigen geruhet, daß der tkamnierherr Leopold von Globig und der Kammerherr von Götz das ihnen verliehene Commandeurkreuz des OrdenS brr Italienischen Krone annehmen und tragen. Nichtamtlicher Thell. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStaa, 17. December, Rachmit- tags. (W. T B.) Die „Eyenersche Zeitung" erfährt aus einer Quelle, weiche sie für belluuterrichtet hatten «u-, daß der Reichskanzler Kürst Bis marck sein Gesuch um Entbindung von dem Vorsitze im preußische» DtaatSministerium dem Kaiser bereits vorgetragen hat. Se. Majestät soll mündlich seine Geneigtheit erklärt haben, dem Reichskanzler jede wünschenSwerthe ArbeitS- erleichternng zu gewähren. Den Vorsitz über- nehme provisorisch der KriegSminiüer Graf v. Roon alS ältestes Mitglied deS CabinrtS. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Wiesbaden, Montag, 1k. December, Nach mittags 14S Uhr. (W. T. B.) Ihre kaiferl. und königt. Hoheiten der Kronprinz nnd die Kron prinzessin find soeben mit den beiden jüngste« Kindern nach glücklich zurückgelegter Reise von Karlsruhe in erwünschtem Wohlbefinden hier ein getroffen und im kSuigl. lpalatS abgestiegen. Malchin, Montag, 1K. December, LbevdS. (W. T. B.) Die heutigen Verhandlungen deS meck lenburgischen LaudtageS über die Vorlage, betref fend die Modifikation der LandeSverfaffuna, führ- teu zu einer ttto l» partvs der beiden Stände. Die Landschaft schloß sich in corpora der die Re- gierunaßArypofition ablehnenden Erklärung ihrer Eomitvmitglieder an; von der Ritterschaft wurde der erste Artikel deS ReformeutwurfS mit 141 ge gen 47 Stimmen angenommen. Paris, Dienstag, 17. December. (W. T. B.) t Der Minister deS Auswärtigen, Graf RSmusat, ließ der deutschen Regierung die gegenseitige Auf- Hebung deS Paßzwange- an der deutsch französischen Grenze Vorschlägen, und dürfte, wie in gut uuter- richteten Kreisen verlautet, die Aufhebung deS PaßzwangeS schon Anfang nächsten Jahre- bevor- stehen. Versailles, Montag, 1S. December, AbeudS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Dreißiger- commission erschien der Präsident der Republik. Thier- erklärt, er habe in seiner Botschaft nicht die Frage: ob Republik, oder Monarchie- entscheiden, sondern nur die Nothwendigkeit betonen wollen, sich mit der Gestaltung der Zukunft zu beschäftigen. Er bestehe auf der Errichtung einer zweiten Kammer. Die Republik existire thatsächlich; man müsse dieselbe ent weder beseitigen, oder eine Grundlage schaffen, auf welcher sie fortschreiten könne. Thier- beantragt, eine derartige Lage der Dinge herbeizuführen, wie sie der Herzog v. Audiffret-Pasquier am vorigen Sonnabend empfohlen habe. Wenn letzteres die Ansicht der Com mission sei, so erkläre er sich damit einverstanden. Er begehre nichts sehnlicher, als eine Verständigung, und Feuilleton. (Redigtrt von Ott» vauck.) Johanne- Gutenberg. Epische Dichtung von AdolphStern. Leipzig, Verlag von I. I. Weber. 1873. Es ist eine so ernsthafte wie erfreuliche Aufgabe, über diese wohlgelungene Dichtung ein Urtheil auSzu- sprechen. Man sollte dabei alle nebensächlichen Aeußer- lichkeiten alS Allotria beiseit schieben. Doch in Anbe tracht der Jahreszeit, welche alle Kinder und alle Buch- Kändler so lieb haben, sei zuerst erwähnt, waS zuletzt stehen sollte: daß nämlich die» Buch, auch wenn sein Inhalt eben so mittelmäßig wäre alS er trefflich ist, l sich schon seiner wahrhaft gediegenen buchhändlerischen Ausrüstung wegen dem Weihnachtstisch für verschiedene Alter und Geschlechter empfiehlt. Ohne die Erfindung Gutenberg'- würde e- dem Verleger Weber nicht mög lich gewesen sein, mit frappantem Erfolg sein Leben lang über geschmackvolle Editionen deS Buchdruck- nach- > grübeln, und so hatte er allen Grund zur collegialischen Dankbarkeit gegen den alten Mainzer Bürger und Typenschneider. Zweckentsprechend sind auch Papier > und Einband sö, daß man viele Geschäftsleute damit ärgern kann, nicht so den Käufer. j Und der Leser? Ihm wird eS zunächst eine will kommene Erscheinung sein, auS der deutschen Kultur geschichte mit wärmster Begeisterung, mit gediegener Arbeitskraft einen bedeutungsvollen Stoff, eine Heroen- that deS ErfindungsgetsteS plastisch und farbenreich ge staltet und somit seiner trockenen Abstraktion enthoben zu sehen. Ein hochwichtiger Act deS Fortschritts wird dadurch dem sinnlichen Vorstellung-Vermögen wieder- gegeben, ein losgelöster Zauberring tu die Kette der Culturentwtckelungen, in die Glieder von Urjach und ' Wirkung wieder eingefügt. Nachdem der elektrnche wünsche, daß die Commission sich nicht daran» beschränke, seine Meinung zu hören, sondor» gemeinschaftlich mit khm berathe. Larcy dankt L-irr«. Die Drei-iaercommisfio» nimmt seinen Vorschlag an und bestimmt den Be- gin» der DiScuffio» für künftige Mittwoch. Bern, Montag, 1k. December, Abend». (W. T. B.) Der VundeSrath hat alS Anfangstermin deS ersten SanjatzreS für den großen St. Gott- hardwmnel ben 1. Oktober 1872 festgesetzt und daS Programm deS Baues sowie einen Voranschlag der Baukosten de« sämmtlicheu Staaten, welche sich dnrch Subvention au dem Bau betheiligeu, übermittelt. Dresden, 1^. December. Die Wiener Blätter besprechen mit aufrichtiger Ge- uugthuung die finanzielle Situation Oester reich-, wie sie für die kaiserliche Regierung bei Auf stellung des Staatsvoranschlags maßgebend war und auS dem Entwürfe deS ctsleithanischen Finanzgesetzes für da- Jahr 1873 sich ergießt. Die (alte) „Presse" bezeichnet daS vom Finanzminister Frhrn. v. Pretis dargelegte Bild der finanziellen Lage als „beispiellos" in der Geschichte der österreichischen Finanzverwaltung. Wenn man einen Rückblick werfe auf die Gebahrung deS Staatshaushalt- seit dem Beginn der konstitutionellen Aera, so finde man „nicht- alS Schattenseiten, trübe Zeiten, reich an Sorgen darüber, wie das chronische Deficit deS Reiches zu decken sei." Die „erste Rast- statio»" auf jener Straße, „die den StaatSwaaen schnell bergab ftihrte", bezeichne die Finanzpolitik Brestel's, doch unter dem Regime Hohenwart sei die Situation „nur ärger" geworden. Kaum mehr als ein Jahr sei vor- überaezogen, „seitdem die Verfassung wieder den un- bestrittenen Angelpunkt des Reiches bildet", und siehe da, Oesterreich erfieue sich einer gesunden Finanzlage. Weiter heißt eS: „Die Ziffern des Finanzexposös sind klar und einfach gruppirt, schmucklos aneinandergereiht, ein feste- Gefüge, an welche« kein Zweifeln und Ban gen zu rütteln vermag, e- wäre denn, daß man die Steuereingänge al- zu niedrig angesetzt finden wollte. Diese Ausstellung kann Frhr. v. Pretis ruhigen Ge- müth- hinnehmen; ein gewissenhafter Finanzminister muß mit den realen Berhältntffen rechnen, darf Hoff nungen und Ermattungen nicht eScomptiren, wenn sie die Wahrscheinlichkeit auch noch so sehr auf ihrer Sette haben .. . Schritt für Schritt wird der staatsrechtlichen Opposition der Boden unter den Füßen hinweggezogen. Die Regierung stellte zunächst die Autorität der Ge setze wieder her, schaffte Ruhe und Frieden in den von der Parteiwuth aufgewühlten Provinzen, sorgte für die geistige und nunmehr auch materielle Fortentwickelung de- Reiches, nahm Bedacht auf die Verbesserung der Lage der Staatsdiener, die Monarchie gedeiht und blüht unter der Verwaltung, und das reine Lichtbild der finanziellen Situation drückt in seiner Einfachheit allen Jenen den Stempel der Lüge auf die Stirne, die von der Zerrüttung deS StaatSköi pers frech zu fabeln wagen." — Auch die „Neue freie Presse" nennt da-Bild, welches Frhr. v. Pretis entrollte, „ein ungewöhnlich freundliches", meint aber, daß die „Natur der Be deckung" des Deficits, da das Budget für 1873 in den ordentlichen Einnahmen gegen die ordentlichen Aus gaben um 35 Millionen Gulden zurückbleib«, „die Feude über den für das Jahr 1874 herausgerechneten Ueberschuß einigermaßen dämpfen" werde, und sagt dann: „DaS Exposö des Ftnanzministers legt unS eine politische Betrachtung nahe. Die günstige Finanzlage de- Staates ist die wirksamste Bekräftigung des kon stitutionellen Systems. Ohne die Controle der Volks vertretung, ohne die energische Einwirkung auf den Staatshaushalt im Sinne der Sparsamkeit, ohne die sorgfältige Beachtung der Interessen der Steuerträger, welche Beachtung dem parlamentarischen Systeme inne wohnt, wäre weder ein Budget für 1873, noch ein Rech nungsabschluß für 1871, wie solche der Reichsvertre- tung vorgelegt werden, möglich gewesen." Nachdem da- Blatt die Reserve der Verfassungspartei gegenüber der Inanspruchnahme des Staatssäckels, insbesondere ge genüber den Forderungen der Militärverwaltung als eine wohlberechtigte nachzuwcisen versucht hat, möchte eS zuletzt noch darauf aufmerksam machen, „daß die Ab neigung des Finanzministers gegen die Börse denselben in seltsame Widersprüche verwickelt." Frhr. v. Pretis habe eS für „eine besonders geeignete Gelegenheit" er achtet, bei Auseinandersetzung der Finanzlage das „un gestüme Treiben" der Börse „mit einem flüchtigen Ge dankenblitze zu beleuchten." Die „N. fr. Pr." fährt hierauf fort: „Wir geben diese Kritik als berechtigt zu; nur fällt es auf, daß dieses Wort der Abneigung von der Ankündigung begleitet ist, die Kassenreste dem arg bedrängten Geldmärkte fortgesetzt zuzuwenden. Auch können wir mit jener Kritik den Nachweis der stetig wachsenden Steuer nicht gut vereinen, denn dieser Steuer- zuwach- scheint unS ebenfalls einigermaßen dem Ein flüsse der Börse zuzuschreiben. Die neuen Aktiengesell schaften entrichten Unsummen von Steuern, und es wäre sehr fraglich, ob ohne den Zusammenhang der gesamm- ten witthschaftlichen Bewegung, in welcher auch dre Börse inbegriffen ist, der Finanzminister die merkwürdige Pro gression in den Steuereinnahmen zu verzeichnen hätte. Uebrize»- trägt die Börse ein hartes Wort der Kritik sehr leicht, wenn eS sich auf den Wogen eines Acht- zig-Mtllionen-Zuflusses schaukelt. Die Börse, welche mit dem Finanzminister seit Monaten einen kleinen Krieg wegen verweigerter Cvtirungen und wegen anderer Restrictions- maßregeln führt, hat eine rasche und präcise Kritik an seinem Erposö geübt. Sie erhöhte den Rentencours um mehr alS einen Gulden. Wir lasten uns auch vom Standpunkte des Staates dieses kurze inhalts volle Epigramm des CourSzettels gern gefallen." — Das „Neue Fremdenblatt" bespricht das Finanz- exposs in einem Artikel, welchen es „Drei und eine halbe Million Ueberschuß" betitelt, und weist ebenfalls auf die Verdienste Brestel's hin. Bezüglich der Diffe renz -wischen den ordentlichen Einnahmen und den ordentlichen Ausgaben hebt dasselbe hervor, daß unter den Ordentlichen Ausgaben manche Posten figuriren, die nicht alS eine regelmäßig wiederkehrende Belastung deS Staate- anzusehen sind; es führt beispielsweise die 17 Millionen für Subventionen an Jndustrieunter- nehmungen an, die mehr den Charakter von Vor schüßen, al- von regelmäßigen Ausgaben tragen; es macht weiter darauf aufmerksam, daß das Capitel Schuldentilgung dadurch, daß eine Quote des 1839er AnlehnS mit 5 Millionen im Jahre 1873 fällig wird, in diesem Jahre übermäßig belastet ist, und registritt endlich, vag die normale Erhöhung der Beamtengehalte mit 9 Millionen proponirt und im ordentlichen Erfor dernisse bereit- eingestellt ist. Das „N. Frbl." schließt mit nachstehenden Betrachtungen: „Drängt sich auch die Erwägung auf, daß durch das Aufgebot der Reserven, d. h. all jener außerordentlichen Auekunftsmittel, die dem Finanzminister schon für daS Budgetjahr 1872 ge setzlich bewilligt worden, die er aber in diesem Jahre erfreulicher Weise nicht aufzubieten brauchte, alle dis poniblen Mittel bis zur Erschöpfung ausgenützt wer den, so muß man andererseits doch auch zugeben, daß trotz deS Mehraufwandes von 25 Millionen der Staats haushalt für 1873 ohne neuerlichen Appell an den Staatscredit und ohne weitern Angriff auf das Staatsver- mögen seine vollständige Deckung findet. Das ist zwar erst der Anfang des Heilungsprocestes, aber es ist doch minde stens endlich rin Anfang. Der rechte Weg ist nun ge bahnt; wir hoffen, daß er nicht mehr verlassen wird, und daß er endlich bei stetigem Fortschreiten und bet liberaler Fortentwickelung unsrer constitutionrllen Zu stände zu jenem Ziele führen werde, welches das Ideal aller österreichischen Finanzpolitik bildet, zur endlichen Regelung und Herstellung der Valuta." — Die Strom deS Verständnisses aufs Neue hergestrllt ist, be- lebt sich jenes Bild der Vergangenheit, und der Muse der Dichtkunst bleibt eS erlaubt, den Genius der Specialgeschichte ergänzend zu unterstützen. Die Poesie hat e- aber erst in zweiter Linie mit Ereigniß und That, in erster mit dem Zeitgeist und dem Sinn der Thaten, mit der idealen Intention zu thun. In Rücksicht hierauf möge dem Leser da- Guten- bergepoS näher gebracht werden durch eine Erläuterung, die den Gang der Handlung der Selbstlectüre über läßt und bei diesem mittelalterlichen Geisteskampf nur die Devise deS Banner- enthüllt. Der Eingang des Gedicht-: „Ein Jugendtag", ist der Prolog zum später« Ganzen. Am Tage der Ver brennung deS Huß auf dem Concil zu Konstanz em pfängt der jugendliche Johanne- Gutenberg den ersten tteferschütternden Leben-eindruck; in seine Seele fällt durch die dunkle Verkündigung eines der Genossen deS böhmischen Glauben-Helden der Traum, welcher fortan sein Leben beherrschen soll. Dreißig Jahre später be ginnt dann da- eigentliche Gedicht mit Gutenberg'- Heimkehr von langen Wanderfahrten in seine Vater stadt Mainz. Der Traum, den Fittich zu finden, der da- Wort der Wahrheit und Liebe zu Aller Seelen trägt, die erlösende ! Hal zn vollbringen, hat sein Leben bisher beherrscht, er ist arm, einsam geblieben, und zu letzt der Zweifel an der eignen That, der eignen Kraft über ihn gekommen. Er will dem Traum entsagen und sich im Leben de» Tage- begnügen lernen, alS Büi^rr und Rath-herr seiner Vaterstadt, deren alte Freiheit von der Herrschsucht ihre- Erzbischof-, wie von Ver rat- »»patriotischer Bürger bedroht ist, will er de» Rest de- Leben- verbringen. Bon der doppelten Ge fahr: in der Pflicht de- Alltag- sich aufzureiben, im Stnneutaumel Ersatz für die Schmerzen, Täuschungen und Entbehrungen seines Dasein- zu suchen, sehen wir den Helden bedroht. Aber der alte Traum läsck ihn nicht lo-, er ist sein Geschick geworden, er muß zu dem verlassenen Werke zurückkehren. Und sowie durch ein hochherziges Frauenpaar Irmgard und Meta, durch die späte glückgekrönte Liebe zu der jugendlichen Meta, das erste Licht in sein Leben fällt, da erwacht die alte Kraft in voller Stärke, da vermag er den schweren Pflichten für die Vaterstadt und dem eigenen innern Drange zugleich zu genügen, da wird er der Retter seiner Va terstadt in der furchtbaren Katastrophe der letzten gro ßen Judenverfolgung, da schützt sein eben vollendetes Werk, der Traum seine- ganzen Leben-, vor Kaiser und Reich den reformatorisch gesinnten Prediger Pater Gerhard gegen die Anklagen der Lüge und des Hasses und erfüllt, was sich Gutenberg dav»n verheißen. Und wie nun der Haß seiner Gegner ihm die Waffe ent reißt, ihn auS dem Rathe stößt, seine Erfindung in den Händen deS GoldkochS Fust ein Geheimniß m Geld- und Machterwerb zu werden droht, Mainz aber dem längst verhängten Untergange jäh entgegrneilt, da hält den schwer Getroffenen die innige treue Liede seine- jungen WeibeS dennoch aufrecht. Im letzten Kampfe für die Vaterstadt vermag er Main- nicht zu retten, aber die von Fust gefangen gehaltenen Genossen seine- Werkes zu dreien, tu alle Welt htnauSzusenden und in Metals Arm mit dem Vollbewußtsein zu sterben, baß erreicht sei, warum er gelebt, gerungen und ge stritten. Diese ganze Handlung beruht auf der Erfindung d«S Dichter», der an die einzige Lhatsache anknüpfrnd, daß Mainz gegen daS Ende deS 15. Jahrhundert- die alle Siadtsrklhcit an seine Erzbischöfe verlor, die Reihe von Vorgängen, die der Katastrophe vorauSgehen, so wie die vetheiltgung setue» Helden an ihnen vollköm- .Montags-Revue" begrüßt die Eröffnungen deS Finanzministers als ein gutes Augurium für die be vorstehenden Reichsrathsverhandlungen und bemerkt sodann: „Es geht vorwärts in Oesterreich, und das ist die Hauptsache. Vollzieht sich die politische That der Wahlreform, erfüllen sich die veränderten Formen deS öffentlichen Lebens mit einem neuen Geiste des RechtS- sinnrs und des constitutionellen Pflichtbewußtseins, wird die Verfassung zum wahren Gemeingute aller Patrioten, dann ist auch für die Zukunft der Weg er schlossen, auf welchem Oesterreich die edelsten Güter seiner Existenz zu erreichen, die wahrsten Aufgabe» feiner geschichtlichen Mission zu lösen vermag." Cagesgeschlchte. Dresden, 17. December. Die Erste Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung das PubltcationS- gesetz zu dem Kirchengrsetze, die Errichtung eines evan gelisch-lutherischen Landesconsistoriums be treffend. In der Generaldebatte beklagte Kammerherr v. Erdmannsdorff, daß namentlich bezüglich des Ver hältnisses zwischen Kirche und Schule das Recht der Kirche zu wenig gewahrt sei, verzichtete jedoch auf die Stellung von — voraussichtlich erfolglosen — Anträ gen und behielt sich vor, in der Synode auf diesen Ge genstand des Nähern einzugehen. Staatsminister vr. v. Gerber bestritt die Richtigkeit der Behauptung, daß das Recht der Kirche nicht genügend gewahrt sei. Das Gesetz selbst wurde ohne Debatte in der Fassung der Zweiten Kammer genehmigt. Hierauf beschloß die Kam mer, auf eine Petition der Fischerinnungen zu Dres den und Meißen, die Staatsregierung um Vorlegung einer Novelle zu dem Fischereigesetze vom 15. October 1866 zu ersuchen, durch welche allen Fischerinnungen des Landes gestattet werde, die Fischerei auch in der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang aus zuüben. Dresden, 17. December. Die Zweite Kammer faßte gestern in einer Abendsitzung zum zweiten Male über das aus der Ersten Kammer wieder herübrrge- kommene Behördenorganisattonsgesetz Beschluß. Die 1. Deputation beantragte bei allen principiellen Differenzpunkten die Aufrechthaltung der frühern Be schlüsse, mit einziger Ausnahme deS Abg. Sachße, der ledoch, wie er später erklärte, den Beitritt zu den Be schlüssen der Ersten Kammer nicht, weil er ihnen un bedingt beipflichtete, oder sie auch nur, was das In stitut der Districtsvorsteher anlangt, für ausführbar hielte, sondern nur zu dem Zwecke empfiehlt, nochmals seine Negation der Regierungsvorlage hervorzuhebrn. Nicht ein einziger Redner, weder von der etmn, noch von der andern Seite der Kammer, trat für die von der Ersten Kammer auf den Vorschlag der Minorität ihrer Deputation gefaßten Beschlüsse ein. Abg. vr. Biedermann eröffnete als Referent die allgemeine De batte mit der Bemerkung, daß er, nach der Art, wie die Organisationsv»rlagen der Regierung, auf deren Boden sich die Beschlüsse der Zweiten Kammer fast überall gehalten, durch die Beschlüsse der andern Kam mer entstellt worden seien, kaum noch die Möglichkeit einer Einigung erblicke. Diese letzter« Beschlüsse, und namentlich das Institut der Districtsvorstrhcr, werden vom Vicepräsidenten Streit einer eingehenden Beleuch tung unterzogen. Er knüpfte an den Umstand an, daß im Lande vielfach und selbst in sehr consrrvativen Krei sen, angenommen worden sei, es liege diesen Beschlüssen, oder wenigstens einem Theile derselben, ein tief ange legter Plan zu Grunde. Das Resultat seiner Kritik war, daß zwar in vielen Beziehungen unklar bleibe, wie die Erste Kammer sich die Stellung der DistrictS- vorsteher nach unten und oben gedacht habe, daß der Erfolg dieser Einrichtung jedoch sei» werde, das ganze Land mit einem Netze von Beamten, die durchaus der Klasse der Rittergutsbesitzer angehörten, zu überziehen, unter ihnen die Gemeindevorstände zu blosen Organen der localen Polizeiaufsicht herabzudrücken, der Krone men frei erfunden hat. Nur daß der Geschichte keine Gewalt angethan ward: denn Gutenberg ist eine mythische Gestalt, die actenmäßigen Urkunden über ihn besagen über seine Persönlichkeit und Lebensschicksale so gut wie nichts, die sonst geschilderten Bewegungen, geistigen und äußern Kämpfe, die Sittenzuständc und Charaktere aber sind mit historischen Farben gemalt und vom Leben des 15. Jahrhunderts durchtränkt. LXr Grundgedanke de- Gedichte-: daß ein bedeu tender Mensch, dem ein idealer Gedanke in die Seele gefallen, aus Siegen oder Sterben zum Träger desselben werden muß, ist mit vieler Realität in Fleisch und Blut verwandelt und wir sehen diesen Gedanken im Kampfe lebendiger Episoden geistig da-Schwert führen; so in der drastisch geschilderten Judenmordnacht, die zugleich Gutenberg's Hochzeichtsnacht ist; in der ReichS- tagSsttzung, in welcher der Reformator Gerhard durch Gutenberg's Erfindung vom Scheiterhaufen gerettet wird; in der Eroberung von Main- in stürmischer Herbstnacht und endlich im Fall Gutenberg'-. Und in diesen fesselnden Scenerien entsteht eine doppelt günstige Wirkung durch daS Eingreifen liebevoll auSgeführ- ter Charaktere. Zu ihnen gehören, außer dem Haupt helden: Marko, der Vrnettaner, Irmgard, Meta, der Maler Pein, der Geistliche Peter Gerhard und Fust, der Alchymist. Klarheit und Ruhe der Schilderung erleichtern die Lectüre und diese gewährt eia farbentreue» kulturge schichtliche- Bild, mit Kcnntniß und Studium entwor- ft» und fruchtbringend für jeden gebildeten Leser. Gleichviel, welchem Genre eine Dichtung angehLrt, kommt e- zunächst nicht darauf an, waS dieselbe, ab solut betrachtet, in der allgemeinen Literaturgeschichte für eine Bedeutung einnehmrn dürfte, sondern eS fragt fich zunächst, wie sie sich zur Bildung-Höhe de- Zeit-
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